PEUTSCHE
BAUZEITUNG
ORGAN DES
VERBANDES DEUTSCHER ARCHI-
TEKTEN U. INGENIEUR -VEREINE
REDAKTEURE: ALBERT HOFMANN UND FRITZ EISELEN.
Deutsche Bauzeitung
Deutsche Gesellschaft für Bauwesen e.V., Verband
Deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine
b. H.
y i uu
296q
V38
jfibranj of
JJrmrrton ünibc rsitji.
(ElixnbeÜj JFointhatüm.
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Inhalts-Verzeichnis, Orts- und Sachregister
zum XXXVÜI. Jahrgang 1904 der „Deutschen Bauzeitung".
(Den mit * bezeichnete» Aufsätzen sind Abbildungen beigefügt.)
Seite
Aachen. Das neue Rathaua
349', 357*, '61*
Abwässer - Reinigung und
Votflut im Emschergebiel
tu', 113*. las*
- -Reinigung« - Anlage und
Kanalisation der Stadl
Düsseldorf 585', S93*. tot*.
617*
Aegypten, Bewasseruugs-
Anlageri 5B
Alrlka, SOdwcal-, Eisenbahn
nach Windhuk .... 358
Ahornholz-FuUoodcn . . . 391
Amerika. Leistungen der
Architekten u. Honorar . 319
— Eisenbahn durch den Gr.
Salzsee 506*
— Reiseber, über Ingenieur-
bauten S3S
Anatomische Eisenbahn . 390*.
419*. 4**'
AnHeger - Beitrage zu den
Strattenbau-Kostcn . . . 573
Anstrich mit Kautscholcum
gegen Schlagregen . . . 431
Anstrichmaschinen mittels
Prellluft ra3, 615
ArbeiterhellStltten d. Lan-
des Versicherungsanstalt
Berlin bei Beelitz . 16* 69«,
79', 85'. '53*. loa*, 175*, 16V
Arbeiter - Wohnungen in
Rheinland . 187*, 198', au*
»43* ■ 243*
Architekten. Auszeichuun-
Ken 83, 147
- und Baubeamte . . . .147
als Direktoren von kunst-
gewerblichen Arbeits-
musren 19t'
- Amtliche Fachprtllungen 310
Das Streben der engl A.
nach aratl. FacliprOfungcri 38a
- Leistungen und Honorar
in Nordamerika .... 319
Archltekton. Unterricht un
Universitäten 371
Architektur der Neuzeit,
Das Moderne in der . «,8, 62
— l'eber künstlerische Auf-
hüben in der A 389
- Neucrc badrschc A. . 477*,
4«S*. 501*, S»i*, 531'. 04S*,
053*
Archivbauten, moderne . 103
Asien, Eisenbahnen Kuli-
lands in .... . 68* 95
— Anatolischc Eisenbahn 399',
419'. 436"
AsrihaUfwirkett auf Sand-
unterläge 61Ö
Athen. Archäologen - Kon*
crclS ........ 6r_5
Aufzuge. Eleklr. Turmkran
zur AusfQlirung v Hoch-
bauten 81*
Ausachlagen der Esserr-
wandc b. Dampllicizungcn 330,
334, 356
Ausstellung. Berlin. Die
Architektur auf (! Kunst-A 136,
38ä'. 1»9*, 489«
— — Arehilekton. NachlaU
von Aug. Orth und
Sk. Neckclmann . . aao
Darmstadt Ausstellung
<lei Künstler -Kolonie . . 320
Düsseldorf. Garten-
bnu-A 573*
— Nürnberg. Wettbewerb
um die Bauten der
Landes A ,. 330*
und das Stautsbauwescn 015
Austrocknung eincsKassen-
gcwolhrs .... 393, 336
.- teucht. Kellcrmauern 387*, 396
Auszeichnungen v Arrhit. 83
-- der Zemenlwareufabiik
Djckerhoff & Widmann 93
Badeanstalten, Schwimm-
halle als Smdtbad . . . 303
— Hallcn-Schwimmbadci . jio
Seite
Baden. Neuere badisclre
Architektur 477'. 48«,*, 501*,
PS*, 537*. 64*.*. 653*
Bahnhof. Ausführung des
Hauptbahn!), in Hamburg 69
— — desgl. Sternschaiiie u.
Dammtor iaa
— Umwandlung der Eiscn-
bahnanlagen in und bei
Leipzig . . . 22*^ <9_V 76*
Bamberg. Prinircgent Luit-
poldschule 197*
Bankgeb. MainzcrVolksb. 615*
Bauakademie in Berlin, zom
80. Semester 543
Baubeamte, Stadtbrt. für
Dresden 364
- •.ladt , für Halle a. S. . - 350
— desgl. für Naumburg a. S 359
Baubeamter u. Privataichi-
tckt 147
Bauentwürfe, deren Be-
nutzung 96
Bauernhaus mit Mostpreste
in Gaisberg .... 371*
Bauflucht für Villenbauten 48
Baugewerkschulen. Um-
gestaltung des archltekton
Unterrichts . 48a, 518, j6a
Baugewerksmelster. Be-
rechtigung zur Führung
des Titels eines ... 91
Baukonstruktionen, to.cn-
betonbohlen .-»y»(cni Tilk
<t Schwarz zu Decken
uod WAnden 171
— Dachgarten-Anlage . . 413
— Dreitägige* Pappdach mit
lutegewcbe-Einlage 495, 558
— Wiederherstellung alter,
verrosteter Wellblech-
dileher 536
— Herstellung der kreis-
runden Rauchiöhren . . J48
— Rohm's zerlegbare Ofen-
triHiitcl aus E.u2elw.1uden 334*
— Künstliche Teiche . . . 435
- Brcitflanschigc Grcy -
Tiiger, System Differ-
dingen ....... 313
Baukunst, neue.inDancmark l*
— allbürgcrhrhe 154
Baumaterial. Hygiena-Ma-
teiial, Fulibodcribelag . j8
— FuUbodcn 111 Färbereien . 364
— Granrtzcnrcntbclag . . . 304
llaitgiasbaustciric . . . aao
Bezeichnung und Unter-
scheidung des Bauglases 555
— Wachwitzmetall . . . lao
Baumwuchs, Eingehen an
Straften, infolge Gaslcit 556
Bauordnung dir Dresden . 503
— Slaffel B für München 538* .570
Baustein .Vrrgo*, neuer
roter Granit 558
Bauten auf dem Sonnenstein
bei Pirna 334
Bauwesen im deutschen
Rcichshaushalt .... 63a
— im prent!. Staatshaushalt 4 s, 6a
in Württemberg . . . 558
Bayern. Das Staatsminitter.
Itlr Vcrkchrsangelcgen-
heiten q_
— a. lechn. Hochschule . 360
Beachy - Head - Leuchtturm
her Eastbourre . . . 433*
Bebauungsplan. Bestre-
bungen zur gesetzlichen
Regelung der Umlcgvng
Stadl. Grundstücke . . 399
— l.rolistadt -Erweiterungen 647"
Bremische Stadl- und
Denkmalfiagcn 36a*, 373*
— Urngtsraltung von Alt-
Mrrwsel 333*
— Umgestaltung des I hcaler-
platzcs in Dresden . 1 4*, 80,
91*, l6 t *, 169*7446
— Verbesserung der Won-
iiungsvcrhalinissc in Ham-
burg 379*
Stmlterweilei ung v. Metz 315*
Stile
Bebauungsplan. Stadt-Er-
weiterung von Posen . . Li
— Stralicndurchbrflche in
Paris 597*
— Umgestaltung des Karls-
platzes in Wren 3e,S*,443*,578*
— Die Kunst der Slfidtc (H.
W Brewcrf) - 607*, 614*
— Abstand verscbiedenerGe-
bnude 31a
— Die Stellungnahme der
,D. Bztg " in der Frage
der Aufstellung von Ent-
würfen f. B 571
Bedürfnisanstalten, unter-
irdische . 4t6, 438, 440, 460
Beelitz. Die Arbeilerheil-
siatten der Landen- Ver-
sicherungsanstalt Berlin
61^ 69*. 79*, 85*. 153*. loa*.
"75*. '85*
Begrabnisstlrte in Göp-
pingen 331*
Beleuchtungskörper der
Sachs. Bronzewarenfabr.
in Würzen ..... ao
Berlin. Die Architektur auf
der Kunstausstellung 136,383*,
439*, 4«9*
— Das Roon-Denkmsl 570, 644
- Neubauten DasHerrcn-
haus des preuti Landtages 40*,
Sa*, "37*
— -- Das Gebäude der See-
handlung .... 489*
— — Minist, der gciltl. usw.
Angelegenheiten 489*
— Erhallung des Opern-
hauses . . 157*, 191, 411*
-- Umbau des Kgl. Schau-
spielhauses. . . 365', 376*
— Grundwasserversorgung
der Stadt iE
Bern. Das neue schweizer.
Bundeshaus 100*, 130*. 133*
Beton. Dichten eines Warm-
Wasserbeckens .96, 104, 168
— Berechnung der Spannun-
gen auf Biegung bean-
spruchter Betonplalten . 406
— Eisonb -Brücke in Stampf-
beton über die liier bei
l-rrutmcli . . . 44 1*, 4J3*
Betonelsen-Konstiuktionen,
Vorschriften 348
— bei Fundamentplatten . 608
Bewasserungs-Anlagcu im
alten und neuen Aegypten 58
Bewegen und Heben ganzer
Baulichkeiten ... 93, 136
Bibliothek des Krhrn, voo
König-Fachsenfeld . . 38 1*
Bismarck -Denkmal -Turme
von W. Krers . . . 561'
Bockmann W, t Ehrentafel
z Gedtchtnia.L Motivhause 60
Brand des [ro<|uois-Theaters
in Chicago . . ar*. sr*. aoj*
- des Pariser- Warenhauses
in Budapest jt
Brandschaden, Versiche-
ruugs-PIlichl gegen 00, 103
Bremen. Aufstellung eines
Bismarck- Denkroa s 57* 83
— Arch. E. Hogg als Dir, des
Gewerbe-Museums . . I9r*
Stadt- u Dcnkmalfragcn 36a*.
373*
— Wettbewerb fflr den Neu-
bau des Stadthauses 93*, los*.
H8*. t33*
Brewer, IL W. f, ein engl
Stiidtekünsller . 607*, 614*
Brief von unterwegs . . . 466
Bruchsal. Verwaltungsge-
bäude der Ma»chinci)tat>r.
Sconabel Ä Henning . 531*
Brückenbau. Die neue
F.ibcnbaJiri Verbind, üoer
den Rhein bei Mainz . 313*,
330*, 333*
— Wetlbeweib um d Rluiiv
brDcke bei Ruhioit 28o*,c,;.y\
616"
Seite
Brückenbau. Die neueren
StraUcnbr Ober die Donau
in Budapest 97*, 145*, 149*.
173*. i8i«
— Eisenbahn- und Siraüen-
brflcken Ober den Obcr-
hafeo in Hamburg . . . 386
— Eiscnb-Br. in Stampf-
beton Aber die Hier bei
Lautrach . . . 44'*, 453*
— - Senkung der Maximilians-
Brücke in MOnchen 339, 433
— Br. über den Eastriver
in NewYork . . . . a±
— Jochbrücke der Eisenbahn
durch den gr. Salzsee in
Nordamerika .... 506*
- Bogenbr Ober die Donau
in Passau . 3ai*, 383,, 414*
— Die Syratal-Br. in Plauen
im Vogtl. . 354*. 36'*. 4'4*
— Neubau der steinernen
Br. Ober die Donau bei
Regensburg 67*
— Ober den Hafen von
Sydney 513*
Brüssel, Vmgestalt- v. Alt-B. 333*
Brunnen, Neptun-, und der
Schone Br. in Nürnberg 998*
3*o
Budapest. Die neueren
St raUcn -BrQckcn Ober die
Donna 9;*, 145*. 149*, 173*.
181*
Bacherschau.
— Abendroth. Die Auf-
stellung u. Durchführung
v. amtl. Bebauungsplänen 96
— Arehilekton. E n 1-
wflrfcv Sind derTechn.
Hochschule in Aachen
unter Leitung von PruL
Schupmann 415
— Baukunde des Archi-
tekten Bd. ^ Terla, 558, 584
— Billing. IL Pro'-, d«
Musikrautn in der Wclt-
Aiisslellg. St. Louis . . 376
— Birk, Alfr., Prof. Der
Wegebau . . . .638
Blockhaus' Konver-
sationa-LcKikou .... 84
— Deuts« her Haukalen-
•ler 499*
— Dolezal. Theoretische
und prakt. Anleitung zum
Nivellieren voo Stampfer 371
- Handbuch der niederen
Geodäsie von Hartner
u. Wastler . . . . 37 1
— Düsseldorf u. seine
Bauten 437*. 45»*, 4«i*, 5«*,
536
— Ebhardt, Bodo. Die
Burgen und Burgenreste
Italiens 57a
— Entwürfe einfacher
Bauern- und Bürger-
häuser im Rheinland,
Wettbewerb 415
■ - Fischer, P.,Reg-u Brt.
Ansicdelungsbautcn in
Posen und Weslprcuüen 134
— - Gotische , Gg , Die
Kklteni.tschinen .... 344
Gurlitl, Corn l ; ebcr
Baukunst, Bd XXVI von
Muther: Die Kunst . 448*
— Hagn, IL Schulz von
Eisenkonstr. gegen Feuer 338
— Handbuch der Ge-
sclrgebung in PreuUen
und dem Deutsch Reiche.
9 Ted- M U n c h g c s a 11 g :
Däi Bauwesen .... 173
- Handbuch der I n -
uenie ur Wissen-
schaft cil II! Teil Der
Wasserbau v. Frühling 313
— - Handbuch der Deut-
schen Kunst - Denk-
mäler . 573
— Horcher. 1. , Reg -Bmstr.
GroU>1adt Ei w eiter urg . 647*
IM
»lyuizct
•odgle
Seile
Bacherschau. Hochbau-
Lexikon v Dr.Schöner-
mark u. StOber .... -415
- v. Holfmano, A. Histo-
rischer Rciscbcg leiter (Or
Deutschland 376
- Kreller. Emil, Dr. Die
Entwicklung der deut-
schen elektrotechnischen
Industrie und ihre Aus*
sichten auf dem Welt-
markt ..... 598, 6aa
- Kahler, W., Prof Der
DrehstroDirooloralsEisen-
babnmotor 091
- Kaster, A, Die Er-
schließung v Baugelände
D. die Bildung geeigneter
Baustellen durch Um-
legung der Grundstöcke 309
- Lambert H Stahl. Ar-
chitektur von 1750-1850 436
- Das moderne Land-
haus und seine innere
Ausstattung . . 58 1*, 591*
- Meyer • Grolles Koo-
versations-Lexikon . 260. 616
- Kotibach, Arwcd, und
seine Bauten 350
- Schubert, Menzel, der
Bau der Eiskeller, Eis-
hauser, l-agerkcllcr und
Schrlnke 344
- Schutte, Alb, Malerische
Landhäuser 304*
— Schweiler Kunstkalen-
der von Dr. Baer . . . 618
— Steffen, H., Baudenk-
mäler deutscher Vergan-
genheit 351
— S t ein lein, G.,AllbOrgcr-
lichc Baukunst .... 155
— Stiehl, O., Kunst oder
Kunstgeschichte 'Wieder-
herstellung oder Zerfall d.
Heidelberger Schlosse* '! 499
• Technolexikon . 84
Der stldt. Tiefbau,
Rd. V. Die Versorgung
der Slldte mit Elektrizität
von V. Miller 354
— Das städtische Tief-
bauweaen in Krank-
furt a M 7
— de Weldigc-Crcmer
und Fahrenhorst. Die
Grundstocks- Urnlcgung in
Dortmund 300
-- Wi I d c n b r u c h, Aus
Liselottes Heimat Ein
Wort zur 1 leidclbcrgcr
SchloÜfragc . . . 431, 603
Bücher -Verzeichnete. 84, 96,
is4, 17», »55, 960, 39t, 344,
35«, 37'. 316, 388, 415, 436,
448, 500. 57s, 59a, 616.
Burg Stccklcnburg b. Tliale 614
Charlottenburg. Das Kat-
haut 313*, 325«
Chicago. Brand dcslroquois-
Thratcrs . . 31*, 51*, 305*
China. Architektur der
neueren Zeit in Shanghai 450*
— Nanking, eine wandernde
Grottstadt 449"
— Eröffnung der Shsntung-
Eisenbahn ...... 135
- Wasser- und Schienen-
wege in 19t
Chronik. 13, 36. 44 , 68, 7 1 , 1 04,
136, 148, 168, 196, als, 348,
360, 980, 384, 396, 331, 33s,
359, 37»i 408, 4 '6, 44°. 464,
508. J34, 53a, 544, 55», 568.
580, joa, 608, 694, 636.
Dach. Dreilagiges Pappd. m.
Jutegcwebe-Einlage 495. 558
— Wiederherstellung aller,
verrosteter Wellblcchd. . 536
Dachgärten 413
Dänemark. Neue Baukunst 1*
Dampfturbinen. . . 319
Danzig. Eröffnung derTeclin.
Hochschule .... 497
Darmstadt. Aufstellung der
Künstler-Kolonie . . . 3-0
— techn. Hochschule, Ehren-
doktoren . . . . 9a, 31 1
Decken-Konstruktionen
- I'.e E^crl Decke 4<>\ 59
Seite
Decken. Gillerbalken-D. von
Visintioi 47*
— Schulthriu'scbe Draht-D 95
— Stcinkohlcnschlackc als
FQllmaterial (Ar ... . 136
Denkmalfragen, Bremische
Stadl- u- D. . . 363*. 373*.
Denkmäler. Bismarck D -
Aufstellung in Bremen 57*, 83
— Bismarck D. -Eni warf c von
W. Kreis in Dresden . 561*
- Das Roon-D. i. Berlin 570. 644
— D -Entwurf f. G. Freytag
in Breslau 567
— von Vertr. der Technik
an der Techn. Hochschule
in Wien 11
Denkmalpflege in Hessen . 414
— und Dichtung 603
Denkmaltag in Mainz . . 606
Dessau. Wettbewerb um
d. Entwurf eines Waisen-
hauses 9t, 131
Deutschland. Das Bauwe-
sen im Reichshaushalt . 633
Dichten, ein. Warmwasser-
becket» in Beton 96, 104, 168
Dom in Magdeburg . . . 343
— in Meißen .... 39*, 10a*
— iu Worms 146
Donauwasserstratte von
Hassan bis Ulm .... aoa
Dresden. Stadlbrt. 1 Hochb. 364
— Neue Bauordnung für . . 503
— Haus Peter Spreckel« . 39'
— Das neue Rathaus . . .348
— I.anrfwiitschattl. Verwal-
tungsgebäude . . 353*, 377"
- Friede. Siemens-Stiftung
an der Techn Hochschule 555
— Umgestaltung d. Theater-
platzct 14*, 80, 94*, 164*,
169«, 446
— Umbauten am Opci nhausc 435
Druckereien, Aufstellung d.
Maschinen zur Geräusch-
verhinderung . . . 39a, 353
Düsseldorf. Gartenbau-Aus-
stellung 573*
- Handelskammer ... 161*
— Ergänzung» baut. d. Kana-
lisation u. Reinigungs-An-
lage für die Abwasser 585«,
593*. 6oi* ( 617«
— Verband dtsch. Aich-
u.Ing.-Ver. 33 Abgeordn -
- ^.W.ndcrvcr. 3 ^^
SO"»
Die Vortrage 466«, 475*.
479. 49t*. 503*. 609*, 618*.
635»
— — Bericht Ober die Ent-
wicklung d. Verb 485, 497
— u. s. Bauten, Buchcrbc-
sprechung . 437', 458*. 461',
5°8, 536
Duisburg. Ev. Kirche . 654»
Ehrendoktoren d. deutsch.
Techn. Hochs« hui so, 93, 311
-- der Universität Marburg 580
Ehrentafel zum Gedicht ins
W. Höckmanns im Motiv-
hause iu Charlottcuburg 60
Eltenbahn-Vorlage i preuU.
Abgeordnetenhause . . 303
— Entwicklung d. Berliner E.
im letzten Jahrzehnt 143, 495
Elsenbahnen. Umwandlung
der E -Anlagen in und bei
Leipzig . . 37', 49". 7**
— im Ruhr-lndustrie-Gebiet 554
— Nördlichste E der Well,
Norwegen 342*
— Die neuen Alpciibahnen
in Oesterreich .... 36
— - E- Rußlands in Asien 88*, 95
• Dir anatol. E. soo«, 419* 436*
durch den Gr. Salzsee in
Nordamerika .... 506*
in Sftdwcstafrika , . . 358
Eiöffnung der Schantung-
bahn in China .... 135
— Stadt- und Vorortbahnen
in Hamburg 138
Kntwicklui'g des »lädt.
Schnellverkehr» Wesens
seil Einführung der Elek-
trizität 4 66\ 475*. 49t*, 503*
- Per Schnellbetrieb auf
11 318
Seite
Eisenbahnen. Versuchs-
fahrten der Studieogescll-
schaft für elektr. Schnell-
bahnen .... 454*- 461
-■ -O be r bau,Bcobachtung.,
Messungen und Vertucbe 348
— Bloekeinrichtungen . . 95
— VerdObelung von hölzern.
Eisenb -Schwellen . , .910
— Neuerungen auf dem Ge-
biete der Telcgraphie und
Telephonic f. Eisenb. . 31 1
Eisenbeton-Bohlen, System
Tilk St Schwarz . . . 171
— -nfahl - Gründung beim
itauptbab nhol in Hamburg 70
Elektrischer Turmkran zur
Ausf Abrang von Hoch-
bauten 81*
Elektrlzltatswrk.d. Schweiz 65t
EletrotechnUohe Industrie,
die Entwicklung der deut-
schen, und ihre Aussichten
auf dem Weltmarkt 598, 633
Emscher-Rcgulicrung 1 11*, 113*,
133*
England. Das Streben der
Architekten nach amtl.
FachprOfungcn . . 283, 310
— Ein engl. Stldtckünstler,
H W Brewerf. 607*, 614«
Ersatzpfilcht bei Verzug der
Erteilung der Bauerlaubn. 313
Etat. Das Bauwesen im
preuü. Staatshaushalt 45,6a
Reichsliauslialt . ... 633
Fabrikgeb. Kunslwerkstatt
der deutsch. Glasinosaik-
Ges. Pohl & Wagner in
Rixdorf 433*
Fahrbahn auf LLEiscn atf
Chausseen 30
Farbentonkarte von Bau-
mann 379
Fassaden, Empire-, in Ma-
rienwerder .... 533*
— -Schmuck, farbiger 350, 416
Feldbahn-System .Bierau" 167
Fensterrecht 168
Festrede: Das Moderne in
der Architektur der Neu-
zeit von Johannes Olren 58, 6a
Fluchtliniengesetz. An-
lieger-Beiträge .... 573
Flullbau-Laboratorieti und
die Ausführung von Ver-
suchsbaulcn in geschiebc-
führenden Flüssen 314, 333
Fluß-Regulierung des Em-
schergebiets tu*, 113*, iaj*
Frankfurt a. M. Das stadt.
Tiefbauwesen .... 7
— Die slildt. Wasserwerke 103
Freiburgi.ßrg. Kollcgicogcb.
I. d. Universität . . . 619*
Friedhof-Anlage in Göp-
pingen 331*
Füllmaterlal, steinkohlen-
schlackc 136
Fußboden aus Ahornholz . 391
— in Fabrikgeb ... 460, 488
— in Färbereien . . . 364, 508
-- in Schlachthallen . 464, 488
— ParkeliplallenausBuchen-
hulz in Asphalt auf Sand-
beltung 57a
-Schädlinge, Holzwürmer,
ihre Verlreibung ... 293
Galsburg. Haus und Most-
presse 371*
Gartenbau - Ausstellung in
Dasseldorf 573*
Gast- und Wohnhaus der
Brauerei Gebr. Beckh in
Pforzheim 535*
Gaswerk in Rixdorf . . .211
Gebühren für schiedsrichter-
liche Tätigkeit .... 73
- -Ordnung der Architekten
u Ingenieure. Auslegung
derselben .... 06, 4B8
Genesungshelm s. Heilstätten.
Gerüsthaken v. W. Stieper 354
Geschäftshaus des laod-
wirtachaftl. Kicditvercins
in Dresden .... 353*
— der landwirtsch. Feuer-
versteberungs - Genossen-
schaft in Dresden . . 377'
Sei«.
Geschäftshaus der Handels-
kammer in Dasseldorf . iär*
— der Mainzer Volksbank 645*
Gesetz betr. d. Urheberrecht
an Werken derbild. Künste 233
— zur Vcrbcsierung der
Wohnungsverhältnisse in
Preutten 433
Glas. Ibrtglasbausttinc . 320
— Bezeichnung und Unter-
scheidung des Bauglases 555
Glasmosaik für Fassaden-
schmuck 350*
— -Fabrik v. Puhl & Wagner
in Rixdorf . . . 433*. 57°
Glasplatten zur Bekleidung 45a
Glclsbahncn auf Land-
straßen 31a, 360
Göppingen. Fricdhofaolage an*
Gotha. 100 jähr. Bestehen
der Baugewerkschule . 57 t
Granit, ein neuer roter,
-Virgo* . 558
Grenzmauer, Kosten der
Herstellung 360
Gründung des Hauptbahn-
liofes in Hamburg ... 69
— Betonsohle mit Eisenein-
lagen 608
Grundstuckslaxcn zu er-
mitteln 356
Hafen - Erweiterung von
Ruhrort ....... 359
— von Valparaiso . 336*. 338
Haiense« b. Berlin. Terra»
senbau .... 63a*, 657*
Hailea. S. Neue Stadtbaurätc 350
Hamburg. Auslahrung des
Hauplbahnhofcs ... 69
— desgl. Steroschanzc und
Dammtor 133
— Brocke Ob. den Oberhaan 3B6
— Pläne für Stadt- und Vor-
ortbahnen 138
— Musikballe ...... 311
— Stratlcnreinigung • - - 31
— Mündung der Stammsiclc 358
• Tunnel unter der Elbe 374'
- Verbesserung der Woh-
nungsverlialtnisse . . 379'
Handelskammer in Dassel-
dorf 161*
Hanau, Kreishaus .... 147
Hausnummern, Fcstlcg. 416,360
Hausschwamm - Bildung u.
Vertilgung .... 134, 13a
— Verantwortlichkeit . . . 1C8
Hebung ganzer Gebäude —
Firmen 93, 136
Heldelberg, Erhaltung des
Schlosses 367, 269, 389, 403,
4 '7, 42.1*. 4*9. 453. 534, 548,
603
Heilstätten der Landes- Ver-
sicherung« Anstalt Berlin
bei Beelitz. 6i*. 69*, 79', 85".
■53". i6a\ 175«, i8s*
— Magdeburger Lungenheil-
stätte Vogelsang bei
Gommern 393*
— Genesungsheim Fricdricha-
höhe zu Pyimont . . 569*
Heimatschutz . . . 170, 179
Heizung. Fernheizwerk der
Arbeiterheilstättcn bei
Beelitz .... loa', 175*
- Etagen - Dauerbrand - Zen-
tralofen von Grimme, Na-
tatis A Co 143
- von Klosett» 13
Hessen. Denkmalpllrge . 4M
Hochschulen, Techn. »elb-
slflnd T.-H. od. Anglicdc-
rung an d. Universitäten 487
- Studium und d. Prüfungen 304
— 3 T -H. in Bayern . . . 160
— Berlin Brt. Gracl, Privat-
dozenl 143
- Ausstellung des archi-
tckton. Nachlasses von
Aug.Orthu Sk.Ncckcl-
mann 320
Bauinsp Stiehl. Doz. . 548
— Das neue K gl. Material-
Prüfungsamt in Gr.
Lichtcrlelde 563*, 574*, 631
— in Danzig Zar Eröffnung 497
— in Dresden. Friedrich
Siemens Stiftung . . . 555
■ in Karlsruhe Das che-
mische Laboratorium 297* jo6*
IV
Stil»
Hochschulen, Techn. Be-
such in Oesterreich . . 184
Hofhelm i T. Wasserver-
sorgung u. FntwAsserung 3*6
Holland, Architekton. Rei-
secindrocke au
Holzwürmer, ihre Vertreib. »9a
Homburg v. d. H. Villa
Wcrtheimber 13*
Honorar und Leistungen il.
Architekt, i. Nordamerika 219
Isolierung, Asphall-Blei-1. z.
Anlage von Dachgarten . 413
— desgl. von kanstl. Tetchen 435
- Isolier- Deckmasse von
Bitter ich 508
Italien. Reit cmitteiluogeo v.
— Apuliscbc Wasserleitung 371
Jena. Wettbewerb om Ent-
würfe für die neue Uni-
versität 73*, 107*
JublUum z. 70. Geburtstage
v. Gustav Ehe .... 555
100 jültriic- Bestehen der
Baugewerkich. in Gotha 571
■ des aj jahrig;. Bestehens
d. Masch.- Fabr. v. C Flohr
in Berlin ...... 350
Kanada, Schiffshebewerk i.
Trent Kanal . . . . 511»
Kanalbau, Panama- Kanal
Oberleitung d. Aib. . . 879
- drei wichtige in Deutschi,
anzulegende Kanüle . . 347
— vom Rhein zur Weser, v.
der Kommission d. preuü.
Abgeordn.- Hauses ange-
nommen S79
Kanalisation u Rcinigungs-
Anlage für die Abwasser
i. Düsseldorf 585«, 593*. 601*,
617*
— Tabellen der Wasser-
mengen in K -Röhren 380, 33a
Karlsruhe. Techo. Hoch-
schule: Ehrendoktoren 90,9a
— Das chem. Laboratorium
der T.-H. . . . 897«, 306«
— Das Krematorium . . »73*
— Kersm.-Weikst. der Gr.
Majolika-Manuf. . . . 653'
— Wobnhausgruppc Baisch-
»traüe. . 477», 485*, 501'
— Wohnh. NuUbergcr, Kohl-
becker nnd Mees . . 357*
Wohnh. eines Hofjägers 056*
- Schwestern Abenheim 646*
Kussel. Theater neubau . . 359
Kautscholeum geg. Schlag-
regen 434
Kegelbahn. Verhinderung d.
GeiauschesimWohnhsuse a68
Kircheobau, Gedanke des
evangel 14a
Klrchenbuaten. Brorsons K.
in Kopenhagen .... 8*
— K. fflr Duisburg . . . 654«
Wiederherst. d. Nicolai- K.
i:i Spandau . . 337*, 345*
— Zur Einweihung der P10-
tcstaiions-K. in Speyer 448,
487. 495. 5»
Klosett-Hcuuog . . . . is
Köln n. Rh. Kosten des
neuen Stadttheaters . . 350
Kongreß der Architekten in
Madlid 33, 143
— Archsologen-K. in Athen 615
in St Louis 195
— Kuntlhistor. K. in Strsli-
burg i E 333
— Schiffahrts-K. in Mailand 435,
493
-- (Ar die Materialprüfungen
der Technik 19a
Kopenhagen. Neue Baukunst 1*
Kopiervci fahren, direkt von
Zeichnungen ..... 193
Kran. Elektr Turmkran xur
Ausführung von Hoch-
bauten 81*
KreLsbaus in Hanau . . .147
Krematorium auf demFricd-
hofe in Karlsruhe . . »73*
Kunst und Künstler, Freiheit
derselben 388
— -Betrachtungen: Ein Brief
... 466
Kunstwerkstatt der deut-
Puhl & Wagner in Rixdoi f 433*
570
- Keram.WerksLdcrGroUh.
Majolika - Manufaktur in
Karlsruhe 653*
Kupferdeckung, Patina-Er-
zeugung 35a
Laboratorium, cbem , der
Techn. Hochschule in
Karlsruhe . . . 397", 306*
Landwirtschaft!. Vcrwal-
tnngsgeb. in Dresden 353*377*
Langenberg. Villa Grüneck 41 1*
Laut räch. F.isenb. - Brücke
in Stampfbeton aber die
Hier 411*. 453*
Leipzig. Umwandlung der
Eisenbahnanlagen 37*, 49*, 76*
Leuchtturm. Beachy-Head
bei Eastbouine . . . 43a*
Lichterfelde. Das neue Kgl.
Material-Prüfuogsamt 56a*,
574*. 631
Lichtpaoa - Apparat von
Renket 350*
— -Verfahren u. Heliosdruck 70
London. Alt L. von H, W.
Brewer f . . . 605*. 614*
Luftschiffahrt-Fortschritte . 48
Lungenheilstätten »iche
Heil.täl
Madrid. Architekten -Kon-
Kreo 3». «43
Magdeburg. Wasserbau-
liche Mitteilungen Ober
die Elbe 43
— LungenbeilsMItcVogcIsang
bei Gommern . . . 393*
— Wiederherstellung des
Domes 343
Maltand. Schiffahrts-K ongr. 435,
495
Mainz. Die neue F.iscnbahn-
Veibindung Ober den
Rhein . .313', »30*, 333*
— Gcschkftsgeb. der Volks-
bank ...... ". 645*
Malereien, Erneuerung der,
am Ulmer Rathaus . . axa
Mannesmann - Rohre zu
Wasserleitungen . . .35a
Mannheim. Beobachtungen
bei einem Gewitterregen 2aa
Marlenwerder. Empire-
Fassaden 533»
Massentrantport'Geratc u.
Vorrichtungen . 5*3*. 537*.
5«S*. 55'*
-'3 Micthauscr von Bilhng 537*
Mauern. Austrocknung feuch-
ter Keller Mauern 387*. 396
— desgleichen eines Kasseo-
g< wölbe* .... 30a, 336
Melden. Vom Dom 99*, loa*
Memeldelta, Melioration d 346
Metz. Das christl. Soldatcn-
heim .Kai» Wilh. Haus" 305»
— Stadler Weiterung . . 315*
Minden. Das Regier -Geb. 493'
Ministerium für Verkehrs-
Angelegenh. in Bayern . 9
Mostprease und Haus in
Gaisburg 37 1 *
München. Senkung der
MaximiliansbrQcke . 339, 433
— Staffel - Bauordnung vom
so. April 1904 . 538*, 570
— Miethaus Bechthold . 550*
— Wohnhaus l-illmann .Der
l.iodenhof* in Bogen-
hausen b. München 395*, 401*
-- Museum von Meisterwer-
ken der Naturwissenschaft
und Technik . . 36, 330, 530
— Bebauung der Kohlenintel 147
— Ideen - Wettbewerb um
Entwürfe für das Ver-
kebreroinist. 235«, »37*. 357
Museum von Meisterwerken
der Technik in München
36, 330, 520
— Erweiterung des Germa-
nischen Mus. in Nürnberg 36
— Grundsatze f. d. Entw. v. 650
Muslkhalle fflr Hamburg . 31 •
Naumburg a S. Städtische
Ncbelblldung in einer Far-
berei, deren Verhinderung 180
New-York. Brücken über
den Eastrivcr .... 34
Nürnberg. Erweiterung des
Germanischen Museums . 36
— Monumentales . . 398*, 330
— Wettbewerb um die Bau-
ten d. Jub-l.andcsau «stell. 330*
und das Staatshauwesen 615
Numerierung von Bauten an
neuen Strallen . . 360. 416
Oberammergau - Passion»-
spiele 625*
Oesterreich. Die neuen Al-
penbahiien 36
— Besuch der techn. Hoch-
schulen 184
Ofen. Etagen - Dauerbrand-
Zentralofen von Grimme,
Natalis A Co 1)3
— -Mantel, zerlegbar, ausEin-
zelwAnden von Rflhm 334*
Opernhaus in Berlin, Erhal-
tung .157«, 191, 4"*, 6o S
— in Dresden, Umbauten am 435
Panamakanal, Oberleitung
der Arb 370
Paris. Straliendurchbrüchc 595'
— Le .Tcmplc' um 1800 601*
Parlamentsgeb. Das Hei-
renhaus des preuli. Land-
tages in Berlin 40«, 5a*, 137*
— Das neue schweizerische
Bundesbaus in Bern ioo*,
'3o\ 133'
Pilssau. Eine drohende Ver-
unstaltung der Sla<lt 331*.
385*. 414»
Patina -Erzeugung bei Kup-
ferdeckungen 353
Pforzheim. Ausschank und
Wohnhaus der Brauerei
Gebr. Beckii .... 535*
Photographie. Belichtungs-
labelle 171
— Dasphotogr. Teleobjektiv 470*
Pirna i. S. Bauten auf dem
Sonnenstein bei .... 334
Plauen i V\ Die Syratal-
bröckc. . . 354*, 36"*, 4M
Poesie und lechnik, Vortr.
von v. F.yth . . .319, 358
Polen. Die Sitadterwciterung 11
Posthaus zu Sch"nebcrg-
Bcrliu 5iB k
Potsdam. Regier. tirb. . 493*
Preisbewerbungen.
— Eilangung einer Vorrich-
tung /um Messen de«
W 1 n d d r u c k c s . . . .334
— Rezept, wir man bequem
11. billig zu Rathausplanen
kommt .... 473, 483
Aachen. Plakat . 193, 134
Adorf i. V. Kirche . . 436
-- Am me r.ich wei er (Kls |
kath. Kirche 304, 334 530, 533
- Anklam. Krcishaiis 396. Cc8
- Barcelona. Entwürfe
für die Vereinigung mit
den Vororten 30
— Hasel. Börseogeb. . . 530
- Bautzen. CharaktcrisL
Hausfasiadcu 396, 3U4, 509,
634, 653
— Berchtesgaden. Kon-
versationshaus .... 600
- Berlin. Ausstclluiigsgcb.
der Scrcssicn . . . .438
— Geschäftshaus d, Allg.
F.lektriz -Ges. . 534,584
-- Bebanung eines Grund-
stücks des Bcamtcn-
Wohn -Ver 1 1 , 344 , 37a, a8o
— -- Bebauung eines Grund.
Stacks inderFiobenst.
d Terr. u Rau-A G. ia, 93
— — Bemalung der Östlich.
Wand im Sitzungssaal
des Kcichshauses . 33
— - Anlage d. Nordparkes 35 r
Der grolle Slaatsprei*
der kgl. pieutl Akad.
der Künste . . . .143
— — Hundelshochsch. 148, 311
— — für die Mitgliedei der
Vereinigung Bcrl.
Arch, Aufteilung von
Baoblocks in Westend 44
Set»
Preisbewegungen.
— Berlin. Ausgestaltg. d.
Räume f d Arcb.-AbL in
der Kunstausstellung 48, 104
— — für die Mitgl. des
Arcb-V. Schiokel-
preisaufgaben . ao, 134
- Aussehe des Ver. d.
Eiscnbahn-Verwaltgn. 35a
Stipendium der Louis
Roissonnet-Stiflg, 181, 359
— - Wissenschaftliche Ar-
beilen Ober die chem,
Vorgänge h Erharten
d. hydraul. Bindemittel 333
— Bern. Weltpostvereins-
Denkmal .... 33, 415
— Hettenhausen Volks-
schule 3a
— Betzdorf. Schule,eblude
334. ao8, 448, 45a
— Bielefeld. Kais. Willi.
Denkmal 9a
- — Bebauung des Petri-
Kirchplatzcs .... 408
- Bonn. Anleititr.g zur
Herstellung Uiidl Bauten
d. litndwirtschnftl. Vereins
lür KheiiipreuUcn . . . 180
B Oshagen • Rummelshg.
Rcalprogymnatiuni . 63b, 651
— Bremen. Stadthaus 93*, 96.
105', 11B«, 133*, 133, 143, 156
— — Architektonische Aus-
schmückung des Kais.
Wilh. Platzes . 96, 3St
— Bflckeburg Ralhaui 473, 483
- Cha r I otten bu rg. Jubi-
IHumsbrunncn .... 536
— Schillerthcatcr334, 440, 453
- — Eis. Brutkcnkonstr . 496
— Chemnitz I.uthcrkirche 334,
35". 6'0
- Dan zig. Fassaden des
Geschäftshauses d. Prov.-
Landschalts-Direktion it, 160
— Dar 111 stad t.Rankgeb 484,406
Bismareksiule . 384, 560
Hallcnschwimnib. 616, 6a8
— Aibeiter-Wohn.d hess.
/ciuralvcrcins . 634, 65a
- Dessau. Synagoge . . 331
— Waisenhaus 00,84,91, '3t
Detmold. Ev. Kirche . 581
- Dolitz-Döscn, Volks-
schule . . 348
Dortmund. Denkmal auf
dem Steinplatz .... 364
Dresden. GrJtberanlage
und Beamtenwohnh. 453. 644
E ic h statt. WilK-Ubaehcr
Hiunrcn ao
- England. Gartenstadt . 148
— F. seh wei I e r - Pumpe,
Arbeittrknlonicn . 301, 396
Frankfurt a. M. Bebau-
ung stAdt. Grundstücke . 560
Maler, und plast Aus-
schmückung des neuen
Raihauses ..... 1 1
- Synagoge --04, 334, 530, 591
Gablonz a. N btidt-
thealer 14B, 160
- Galatz (Humanuni Ks-
thcdral Kirche .... 334
- G 1 eben. Saal- u. Theater-
bau . 34
Gothen bürg in Schwe-
den, ilafcnplan 33, 148, 591
-- Haag. Flicdenspalast . 548
- Hamburg. Oberlandes-
Gericht 56
GcschaltshausWcutzel
St Hirsekorn .... 408
— Geschäftshaus des Ge-
werksrhaftskartelU6oo,6i6
— - f, d Mitgl. des Arch.-
11. Ing -Ver. kl Villen
in Hufriedc .... 413
Geschäftshaus ... 566
Hannover. Uennigscn-
Denkmal ...... 335
Honnef a. Rh. Herr-
s.liafll. Wohnhaus ijO, 160,
47a. «öl. 5B0
Hutburg i El»., ev.
Doifkiichc ..... 644
Husum, Sv hulgeblude
130, 136. 373
1 11 £ol stadt, -Sliirlipfarrk. 6>3
J.ijerridnrf, Spai kas>e 47z,
6^6
V
i^iyiuz.c
d b/Google
Preisbewerbungen.
- St. Johann. Passage u.
Gestalt ung de* Gerbe rpl. 33
Jena. Uiuvcr*.3j 1 6o 1 73' , 1 107*
Karlsruhr L B. Bebau-
ung r). ncurii Stadtteil 92, 368
— Fassaden z. Aufnahm*-
Geb d Zentral-Bhl 580, 599
Kaufbeurcn. Decken-
gemälde der prot. Kirche sa
Kiel Rathaus ... 93
Klausenburg (Ungarn)
Zinshaus 336
K Ol n a. Kh, Kunstaus-
stellung 488, ,13»
-- — Gastwirtschaft am K(v-
nigsforst 636
Handelshochschule . _|_i
— - Neubau der Gebr. Sloll.
werck . 95, 196, 351, 4 »4
■ St. Pauluakirche . . 193
Königsberg LPr. Kon-
tert- u. Gesellschaftsbaus 555
Kots o tau i. B. Bcziiks-
Krankenhaus 536
Kristiansborg L Däne-
mark. Wiederaufbau des
Schlosses 373
Lahr i. Ii. Friedhofsanlagc ta
Landau, Pfalz. Festlialle 14H,
160, 356
■ Leipzig. Rczit ksaualall
in Thekla .... 584, 599
Conienins-Bibhothck . 80
• Sc ho co e f cid. Rat-
haus 330
— L ic Ii t cn t ha I b. Baden.
ev. Kirche 65a
- Magdeburg Boothau* 80.
330
— Mailand. Vcrdi-Dcnkm 379
Mannheim. (hrlstus-
kirchc 334
Minden i. \V. Fru-dhols-
halle .... 304, 534, 584
- Montevideo. Parla-
mentspalast 46H
Mülhausen LE. Monu-
mentalbi utnien aia, 230, 311
- München. Kflmtl Aus-
gestalte. d.GcbsattclbrOckc 560
- Verkehrs niinisteiiutu . 148.
196, asj, 337*. J 57. 373
Museum von Meister-
werken der Natur-
wissenschaft Ii Techn 533
Mnnchener Arch.-
u. I ng. - V e r. Schul-
haus 111 Schwabach 13, 31
Volksichulhatis in
Ansbach 4 1
Desgl. in Kempten 313
■ - — Internat, in Lands.
berg a. L. ... 396
. - Wohnhausgruppc i.
Landsberg . . . 524
- — Volksschule i. Aitn-
wcilcr .... 644
— Mönchen Für die Mitgl.
de* b a y e r. Techniker-
Vcrb. Gasthof in Svhro-
ben hauten 120
Nürnberg. GcbJiudcder'
l.andesaus Stellung 19b. 30 4,
334, 3", 3i», 4a»
- Mosaikbild .im Stadt-
thealer . . . .351, 5*0
— — Kunstbrunnen am Mc-
lanchthoiiplatz 11, 60, 320
- - MonumcntalciBtuniicn
am Spittlcr Totgiabcu tob
— — Konstletliaus . . 6co, 65t
M -Ostrau. Handels- u
Gewerbebank . . 121
— evangelischcKirchc 343,556
— I'asewalk Höhere Mäd-
chenschule . . . 156, 160
■»- Patra* (Grie. hcnlaiid),
Kathedrale 331
Pilsen. Hanijelskaninicr 156,
a'30
Plauen l_2— V er« iiishans ia
— - Posen. Synagoge 1 "jj, 248
— Potsdam. Stadtplan 359,
3 a 4. a*. 4^8. s'o,
— Prag. Rathau* bauten 291
— Prerau. Schilfs- Hebe-
werk im Donau - Odci-
Kanal 193, 5«H, 559, 560, ;qo,
— Klieine. Gymnasium ho, 3^0,
33t,
VI
Preisbewerbungen.
R ot he ab u rite r Verband
akadem. Architekt -Ver-,
.Denkmal eines grofien
Mannes* La
— Rottweil. Schulhaus . 548
Ruhrort. Sttaticnbrückc 368.
386', 639*, 646»
— Schlciz Kuransiall 351 , 400,
— Schrarohcrg Realschule 93
— So oder s hn nse 11 Kirche 71
Strasburg L E. Aufbau
auf das Bühnenhaus des
Sladttheatcis . - . 19a, 364
Stuttgart Hoftheater. 373
-- - Vereiiishaii* d. » Akad.
LiedeikranzSchwaben" 600
-- Tiinowili Kreitspar-
kasse sii
— Tegel. Fallt karten- Ver-
kauishallc , BedOifoisan-
stah u«w . . . . 68. 204
Tepliti- Schönau Kai-,.
Joirf II- Denkmal . . 1,56
- Kur&alon .... 396
i'riest. Synagoge . . 35a
Hin;. Gestaltung des
Milnsletplatzes .... 560
Varna 1 Bulgarien 1. Was*
serversorg u. Kanalisation 440
- Vegesack. Volkischul-
haus 376, 428
— Waldenburg L Sehl.
Knappschaft-. - Lazarett 192,
204, 400, 414
-- — Schule . . . aj^ j8, tao
— Wien Handels- u. Gc-
werbekammer .... 548
- — Logicrhauscr f. Mftnner 143,
aoi, 3"
evaug. Friedhof . . 173
Wiesbaden. Bebauung
des Dem sehen Gel . 351
Wilmersdorf. Rathaus 573,
«,84. 615, 637, 628, 644
Witten. Reaf.Gvmnas. 607,
6a 4
— Kl. Zabrze. Hob. Töch-
terschule 160, 184.424,534,533
— Zarich Kuii9thaus 356, 291
Prerau. Wettbeweib um das
Schiffshebewerk im Do-
nau-Udcr-Kanal 519, 590. 591
PreQluft-Anstrichmaschtncn 133
Preuflen. Das Bauwesen im
Staatshaushall . . . 4^ 62
Die neue wasserwirt-
schaftliche Vorlage 19.1 . a^i.
363', H j. 579
Die Staatseisenbahn« und
Kleinbahn Vorlage . . 203
Gesetz zur Verbcsser ung
der Wohnungs-Veiballn. 422
Provisions-Auuahme . . . 364
Prüfungen, -las Stieben di r
engl. Au blickten nach
amtl Fachpr aPa
— Amtliche raebpr. . . 310
Prüfungsamt, d neue Kgl.
Material-Pr, L Gr. Lieht" r-
feldc . 563*, 574', 031
Prüfungs-Anstalt v. Schills-
Widerslanden L'ehigau a.
d F.lbr 284
Puttdekoraliver Fa-sailen P. 376,
''°
-Verunreinig, tluieli Heiz-
malei ial-Ausv. heidung . 220,
224, 25b
Pyrmont, Geiic»tiig«hcin>
Fiiedrichshohe . . 569*
,3fj7*
Rastatt, Wasserturm
Rathau* Aachen 219*.
— in Chailnttenhurg 313*. 335*
ll'ir Diesdcii 348
in Kopenhagen
Wcltlicwcib t'ür ein R. in
Bremen 93', 105% llß", 123 1
Rauchrohren, Herstellung
der kiei^ruiuteii . . 34H
Regen-Niedcüchlagzu Mann-
heim 213*
Regensburg, alte steinerne
Itrl'.cke tiber die Doiuu . o;*
Reinigen von Weikstetn-
Faskailen .... 507. 543
Reiaeelndrücke v, ilollund 211
Reisemitteilungen .iu-, L'nter-
italit 11 7c.o
— «Iis < 1:111 1 ... .| I',
S^Ui*
Reisemittellungen aber In-
gemeiirbaulrn in Amerika 535
F.in Brief von unterwegs 466
- Ober Södfrankicich . . 566
Rhein. Die Wiitschaftsgc-
schichte des .... 479
Rheinischer Kleinwoh-
nungsbau . 187*, 198*, 314*,
»43'i *4S*
RIxdorf. Das neue Gaswerk 211
— Kunstwerkst, d D. Glas-
mosaik Gescllscb. Puhl &
Wagner 433*, 57°
Rohrleitung, Inkrustation in
GiiUrohrt 440
RobrpO»t-F.inrichtungcn 37*5, 416
Rüstung der SyralalbfUckc
in Planen. . . . 361*, 414
Ruhrort. Erweiterung des
Hafens 359
— Wettbewerb um d Rhein-
brücke . . a86'", 639*, 646*
Sa a Iburg- Wicderhei Stellung 23a
Sachsen, Staatsbauten auf d.
Sonnenstein bei Pirna . 334
St. Louis. Internat. Ingen. *
KongreU 195
Schafer, Üb.-Brt. Prof. in
Karlsruhe, Angrifle auf 336
Schiffahrt. Donauwassrr-
slralJc v. Passau bis L'lm 303
— Drei wichtige in Deutsehl,
anzulegende Kanäle . .
— Kanal v Rhein z. Weser
vom preull. Ahgcoidu -H.
angenommen 579
— Die Regulierung d. Obcr-
rheins 363
Groli-chiffahrtswcg Mann-
heim Hcilbronn .... 534
Schiffshebewerk im Trent-
Kanal (Kanada) ... 511
— für d Donau-Odcr-Ksnaf
bei Prerau . . 549, 590, 594
Schinkel- ijahrr»-) Fest des
Arch. -Vereins in Berlin . 142
— Preisaulgaben . . 30^ 124
Schlofl Dargun 191
— Zur Erhaltung des Heidel-
berger Sehl. 267, 269, 389,
403, 417, 425«, 429, 452, J3i,
5(8, £03
Schoneberg. Posthaus 51U'
Schornstein von Dampf-
ht iiiing, Durchschlagen
von Feuchtigkeit 220,234,356
Schulbank. Srhwellenlos
von Weidner 154
— Kcttig « Sch 428
— Beziehungen zw. SchuU
bau und Schulbank . . 5(17
Schulbau. Prinzregent Luit-
pollschulc in Bamberg 197*
- Gymnasium mit Direkt. -
Wolinh i /fhlfndorlftjo'. 637*
Schutz gegen Nachbildung
und gegen photogr. Auf-
nahmen 193
gegen Schfagregen durch
Anstru'b v. Kautscholeum 434
Schweinfurt, Walzenwehr 25^
Schweiz. Elektriz -Weike in 65T
Simplontuiincl, Aibeiteu am 520
Soldatenheim in Metz 305*
Spalato. Erhaltung des dio-
kletiaiiischcn Palastes . coo
Spandau Nicolai* ii che 337*. 315*
Speyer. Zur Einweihung
der GcdAchloiskirctc der
i'rotestation 448, 487, |95, 5so
— Dicnstgebilude der Vcr-
wherungsanMalt . . 557'
Stadtbild. Eine drohende
Veruiiitaltnrg v l'jssau 321*
3Hi'. 4-4.
Stidte, Die Kunst der,
(ii. W. Brewer f, 607«, 6:4*
Stahlbleche mit l'.asiehef-
ver/it'rnngrn . . ^36, 3O1
Statik. I.iteialui .... 25(1
s. TlieoicL. Ciitersuchungen.
Statistisches aus der Fach-
gcnOsBeiücljaft .... 543
Stecklcnburg bei Ihale 014
Stclnkohlenschlacke als
Follinatei ia1 . . . 136
Stiftung. Friedrich Sicmen:-
St der 'l'echn Hoclischnle
iii Dit-s*ic:i 5.s.=>
Stipendium ilcr Leins ll.es.
■»..Ilinct-Stilluile . . 1H4. 3,<y
.'SflCr
StraOburgLE. Kunsthistor-
KongTell 333
StraOen. Bauverbot an un-
regulierten . . . 560, 65a
■Befestigung mit Klinkern 292
— -Einlage von U-Eisen auf
Chausseen . . . 31a, 360
— -Bahn- und -Pflasterbau 383*
— ■ -Reinigung in Hamburg . 31
Studiengesellschaft f. elek-
trische Schnellbahnen,
Versuchsfahl ten . 455*, 461
Stuttgart, Hoftheater - Neu-
bau 581
Submissions-Arbeit , deren
Vergütung ...... 156
Sydney. Biucke Uber den
Hafen mV
Tabellen d. Wassermengen
L Kanalisationsrohren 280, 33a
Technik und Poesie, Vor-
trag von v. Eyth . 319, 358
Techniker. Gehaltszahlung ~"
während einer militärisch,
l'cbung . 104
Teiche, künstliche .... 435
Telegraphie und Telephonie
<nr Eisenbahnen . . .an
Terrassenbau am Halensee
bei Beilin . , 633*, 657*
Theater. Entwicklung des
modernen oo«j*, 6lH", 625',
635*. 658«
-- Erhaltung d. Opernhauses
in Beiliu 157*. 191, 411*, 6cs
— - Umbau des kgl. Schau-
spielhauses in Berl. 265*, 276*
— für' Kassel 359
— lloflh Neubau inSluttgail 581
— Kosten des neuen Stadtth.
in Köln 350
— teilbarer Zuschauerraum 160
— Der Brand des Iroi|Uois-
Th. in Chicago u. Reform
der mod. Ruhne ai*, c.l'*. 205*
Theoretische Untersuchun-
gen. Einrechnen der
Schnittpunkte proj Eid-
werke in Querprofilc 323'
— Berechnung der Scheitcl-
staikc stein, Dreigelenk-
Binrken °5.i'
Berechnung der Spannun-
gen auf Biegung bean-
spruchter ßetonplatten . 406
Tlefbauweseni Frankfurt a M. 1
Titel. Führung des Meistcr-T. 2^,
4b, 360, 390
Berechtigung zur Führung
des T. eines ßaugewerks-
111 eiste rs 91
Totenschau und Nachrufe.
- Appcli us, O. Wirkl
Geh. Ob Brt. in Berlin 500
Bnsing, F. W . P10I in
Friedenau . 104, 115*, 121
— Frey, Theophil, Brt- in
Liebenzell 408
Grixebach, Hans, Arrh.
in Berlin .... 348, 354
v. Heiner • Alteneck,
Fricdr., lug. in Berlin . jb
- Ho 1 zm a 11 n . Philipp. Bit.
in Frank fuit a. M 356, 358
H01 n, Jul. Dir. d, Gas-
wcike Augsburg . , ■ 396
I. cnl z . B. iL. Wasserbau-
11 -p. in Hamburg . , . 123
-- v Maybach, Albert,
Staatsroinister in Berlin . 16
Meyer. Alfr , Goilh ,
i*iul. in Berlin .... 651
■ Ronieis, Leonh , Prof.
in München ..... 583
Sc hell, Willi , Piof Dr ,
(>eli Hofrat 111 Karlsruhe 95
■ Siemen^, Fiicdr, Dr.-
Ing. 111 DiCidcn ... 371
-■ Sitte, Caniill.i. Keg -Kat
in Wien
— - V 11 ge w i t te r, Gg , Arrh. 409*
-- Walle, Peter, in Berlin 464
Wey Her, K , Architekt-
Maler in Heidelberg . . 171
Wiche, Iii t.eh. Ob.-
Ilrt , /um iooj Gi huilstg 574
Trager. Herstellung d bieit-
fJan^chi^en Giey- 1 r.,^y^t.
t.i.:!trdin;rrii ..... 343
Transport v Mm- 1 ngnteni 5:3*
3-7 . 515, iüZ
uiyuiz
Trcppenbelag 364
Trockenlegung)' in. Kassen-
gewolbes .... 293, 336
— feucht. Kelterraauern 387*, 396
Tunnel unter ilcr Elim in
Hambuig 274*
- Arbeiten a Siniplon-T . 530
Turm. Der Wiedcrautba-j
des G'üiiipanilc von San
Mario . . , i, i6 f . 3-'
Tutchen, II<i— ^ige-, v. Gunther
Wagner ....... 104
Ulm. Erneuerung d Fresken
am Rathaus 333
Ungewitter, Gg. Gottlub,
Lebensbild .... 409*
Unfall - Vcrsitherungspfiichl
der Inhaber von Baubur. 83
Universität. Archileklon.
l'nteniihl au l". ... 3^1
— KollegicngebAude in Frei-
burg i. B 619*
Wettbewerb um Entwerfe
(urclic neue II. LJena 73*, 107"
Unterricht. Zur Frage de*
an hitcktun. I 1 . im d. Bau-
gewerksehulcn 48a, 518, 56a
Urheberrecht au Werken
der bild. Künste . »33, 333
Valparaiso, Halen 336*, 338
Venedig. I>rr Wiederaufbau
des t'ampanile von San
Mario . . . . ^ 16*, 23
Verantwortlichkeit bei
l'eberscbicilung des An-
4t hlagspreiscs .... 7a
— für vorgefallene Versehen
di r Bauausführung 313, 556
Vereins-Mitteilungen.
— Ver band deutsch, Arch. -
u. Ing.-Ver. 3_3j 134, 196, »30.
3 37. 33 a . 3°7. 408, 44°, 6co
- 33. Abgeordneten-Ver-
sammlung ^Düsseldorf 463,
47". 473
— - Lfi Wauderversamiul.
in Düsseldorf . 465, 478
— -- DieVoitr i 1i;e466 , ,47ä*,479,
49'*, 5°3*. 6c9*.6i8*,6a5*
Beruht Ober die Ent-
wicklung de» Verb. 485,497
-- Berichtigungen u. Aus-
flöge 5°9
Arbeitsplan fQnqo4 05 53!
•Berlin. Arch - Vir, ig, x6.
310, 534, 52s, $1". <>S«
— — Scliinkelfest . . Iii
- Vereinigung H. An h. 554,
5«.H, 59', 614, 650
^■ile
Vcrcins-Mittellungen.
— Berlin Verein für Eisen-
bahnkunde y?. 48, 9s, 14a,
an, 3587 3487495, 554
- — Verein d- Pott! -Zern -
Fabnkantcn . ... 3a
- Breslau Vereinigung
»chic». Arch, ... 438
llaniiv. Vcisd D Land-
wirtscliatts-Gi.scllsiliaft . 52
Dresden. Sächs, lug-
u Aich.-V. ü. 378, 383
1)0 aseldorf Areh.- u.
In«. Verein ... 83, 531
- — Ver <l Gartenkünstler 343
- Frankfurt a M. Aich.
11 l»g -Ver. . . . 103, joü
Verein deutsch. Inge-
nieure . .08, 392, 318
-- Hamburg. Aich- und
Ing.Ver. 3±! 70, laa, 183,
(Ausflüge u. Feste) 203, alt,
aiy, »32, 353, »90. 34». 35 B -
386, 4 "3. Sä*. 5 60 . 2a>
Karlsruhe. Bad Arch-
u. Ing.-Ver 554
- Kassel D. Gesellschaft
fflr Volksbidcr . . . .179
Köln a. Rh. Anh.- und
Ing.-Ver. für Niedenhcin
und Westfalen .... 243
- L ands h ul i_B- Der bayer.
K&uaJvct ein . , . 311,311
— Magdeburg. Arch- u.
lug -Ver ü95, "*>< 3 '°. 343.
614
— MccKlenh. Arch- und
Ing.-Ver 10, 191
— Mittelrhein. Arch - u
Ing.-Ver 146, 159
M ü nche iL Arcb.- u l::g.-V. 570
— Vereinigung M Aich. 428
Pf AI* Kicisgescllichaft
d bayer. Arch - u Ing -V. 233
Wrii Herab. Verein ifir
Bau künde .... 558, 650
Verkehrs - Angelegenheiten,
bayer Staatsimnisterium f. 2
Versicherungspntcht eines
Rohbaues gegen Brand-
schaden 60, 103
- bei der Bau-Bcrufsge-
nnssetist hafi 73
il. Inhaber v. Baubur. 83, 37b
Vervielfältigung. Licht-
pausvei fahlen u Hcliosdr. 70
— Rciikcl's l.iihtpau-e-
Apparul .... 350*
Vcrwaltungs-Geb. u_ Unt-
wüifcu im Min. der offei-ll.
Arbeiten . . . _ . 489*
^i-ite
Verwaltungs-Geb. dci Ma-
schinen Fabrik S. Inuibel
Henning in Bruchsal 531*
— Versicherungsanstalt in
Spe\ei .... 557*
Villa-Bai.fluil.l i»?
— siehe Wohnhaus
Vortrag. l>us Moderne in
der Architektur der Neu-
reit von J.ihs Olren . 5H, 6a
Die Ausführung von
Versiich*bauteu in ge-
sclucbcführenilcn r lüsscn
und tlie Errichtung von
Flubbau Laben atoii 11 von
Fahcr 314, 32a
— Poesie und Technik von
M. von Eylh . . . 319, 358
Vortrage im Kunstgewerbe-
Museum in Berlin . 22, 405
Wachwitzmetall . . . .130
Walzwerk Differdingen,
Herstellung der brcitfl.m
schigen Grey- I rSgci . . 243
Warenhaus, ' Brand m
Budapest ai
Wasserbau. Rcguliciung d
Elbe hei Magdeburg . . ±3,
Verbesserung dir Voillut
und d. Reinigung d. Ab-
wasser im Emsthergeb, m*.
t>3*. '35*
-- Melioration des Meinel-
deltas 346
— Das Walienwehf im Main
zu Schweinfurt .... 35'
Bewässerungsanlagen in
Aegypten ^8
Wasserbecken in Beton,
Dichtmachen . .96, 104, 168
Wassermessung-Foimclu . ±±
Wasserrecht. Entziehung
des Wassers 180
Wasserturm in Rastalt . ji^.
Wasserversorgung. Grurd-
W der Sudt Berlin . . iü
— fflr alleinstehende Villen,
Hotels usw 156
und Fntwaascrung der
Stadt Hofheim i T. . .368
Apulische Wassel leitueg 371
Wasserwerke der Stadt
Frankfurt a. M . . . . 103
Wasserwirtschaftliche Vor-
lage, neue, in PieuHen 193*,
5ÄL 343
Wehraiilnfr ini H.rm ?u
S. hwe nluit 3^'
Werkstatte, Ktiam, in
KaiUiuhc 653"
Seile
Werkstein'a'sj.leii, Reini-
K » 5°7. 543
Wettervoriiersagc .... aoo
Wiederherstellung d. \ res-
ken am Ulmcr Rathaus . 333
- - der Ni> olaikirche in Span-
dau 337*. 345*
des Dome» in Magdeburg 34J
de* diokletiani» chen Pa-
lastes in Spalato . . . 060
Wien. Denkmäler von Ver-
tretern der Technik an der
Ti'clm. Hochschule . . Ii
Ucrgcslaltung des Katls-
platzcs . . 365', 443«, S7B*
Wirtschaftsgeschichte des
Rheins 479
Wohlfahrtspflege. Arbeil -
Heilstätten der l.andes-
Versichrrungsanst Berlin
bei Beelitz 61 *, 69*. 79*. 85*.
153', 163-, ijs', 185-
- Schwestern- Altciiheini in
Karlsruhe 646'
-- Rheinischer Klein Woh-
nungsbau 187", 198', 314*.
343". 345"
- Magdeburger Lungenheil-
stätte Vogclsaog b. Gom-
mern 393
- Christi. Soldatenheim. Kais.
Wilhelm Haus* in Metz 305*
Wohnhaus-Gruppe in der
ßaischstr. in Karlsruhe 477*.
485*, SOi '
NuUtiergcr, Kohlbecker u.
Mee» das 537*
herrschaftl. Si.mmersitr u.
Jagerhau-t ..... 656*
- Peter Spreckels 10 Dresd. 30/
-- Wcrtheiinber in Homburg
v. d H iy
.(irrineck' in Langenberg 4>t T
— I.ittmann .Der Liiidenhof"
in Mundicn-Bogcnh. 395, 401'
Miethaus Rechtbold in
München 55c*
— Gebr. Beckh in Pforzheim 535*
Wohnungsbau. Klcin-W.
im Rheinland 187*, 198*, 314*.
343*. "45*
Wohnungs-Verhalln PreuB.
Gesetz zur Verbesserung
der . 433
Worms. Wiederherstellung
des Domes 146
Württemberg. DasBauwesen 558
Zehl: dorf. Gvmuasiura mit
Dti'.-Wc.linhaus 620*, 637'
Besondere Bildbeilagen.
1 Ptt neue Rathaus in Kopcnliagcn S
c-s>— Villa Wertheimber in Homburg v. d. Ii ,
j. W alscoweiir im Main bei Sehweiofutt
4*T-Haua Peter Spreckels in Dresden , , ,
"g. Umwandlung der Liscnbatinaulagen in und bei Leipzig
-*r Arbeiterhcilsttttcii der Landes - Vcrsicherungsanstult
Berlin bei Beelitz ,
-9. desgl
-Asdesgl , .
Das neue schweizerische Biindrshaus in Bern
-es» t 'ebersichtsplan vom Watsersamnielgcbiel der F.mscher
"Ti. Das neue schweizerische Bundeshaus in Bern .....
tu. D.is neue Herrenhaus des preuü. Landtages .....
Die Elisabeth- (Schwurplatz- 1 Brücke in Budapest . . „
ftie Handelskamuier in Düsseldorf
Die Elisabethbi ticke in Budapest ....
-rer Rergnest. Phantasie-Entwurf von Hogg „
17, Die Prinzregent-I.uitpoldschule in Bamberg
tfl Die neue Eisenbahubrftcke Ober den Rhein bei Mainz . ..
-«"•r Der Ideen- Wettbewerb um EntwCIrfe für das Vcikehrs-
Ministenum in München ...
Die neue F.isenbahnhriickc über den Rhein bei Mainz . .
Das neue Rathaus in Aachen
desgl
^sr*c Das Kreinatui ium auf dcni Friedhofe in Karlsruhe . . .
-SU» Entwurf zu einer Natiunalhalle von Spacth . . . . .
■a*— Der Neptunbruuiien auf dem Maiklplat^ in NCInibeig . .
-asv Das neue Rathaus in ('harloltenbuig
1
Li
Z2
Das neue Kathaus in l harluttenhurg
Die Nicolai-Kirche in Spandau
Das i icb. des Landwirts, hafll. Kreil. tvereuis L Dresden
rmgestaltung des Karlsrihitzes »n Wien
Das Geh. der l.andw. Fenervers . h. -Genossenschall in
Dresden
tu Q|> Wohnhaus I.ittmann .Der I. indenhol- i. M.-Bogcnhausen
79 ätt*»ileagl.
85 -3^, Die anatoüsctie Eisenbahn , . .
100 3^ Entwurf zu einer rniversitfit von Frz. Bianliky . . -
in ■ ) «« , Ki-.enb -Brücke in Stampfbeton Ober die Hier 1> l.jutiach
i%\ .an. A us Düsseldorf und seine Bauten
137 ^eJr^Stldt. Schnellbahnen in groben Stödten
H9. i) t)i Hausergruppe in d*r Baisi hstr. in Karlsruhe ...
töi ^" !>■'« (Jebaude der Seehandlung in Berlin
173 ^ 1 w fl.tusergruppe in der Baischstr. in KaiUruhe ...
19t ^a_Bihcke Uber den Hafen von Sydney ■
197 4-^- 1 1 ii-s der Brauerei tiebr. Beckh in Pfor/lieim . . .
^iiiit rl liauurdnung für München
rr M11 iTTäus Brehthold in München
335 .rtfr I)enkmal-Enlw. Bisrnarek-Tuim von Kreis ....
333 -sz*f--Garleubau-AuKstcl)ung in Düsseldorf
349 44SV Das moderne Landhaus und seine imieie Ausstattung -
i6l ,19 f'"' Kunst der Städte, Aich. 1J. W Biewer i' . - .
a 73 SO_£riecliischrs Theater der l'nivei sitJ'. Berkeley in 4'ah-
285 foinien
298 iXr (iv innasiuru mit Direktor Wohnhaus in Zehlendurf . .
313 j > > i Schwestei n-Allcnheini in Karlsruhe
3 a S
:<■.-,
.■■yi
3°5
3;;
.m
40;
II-
-tv;
40.,
4; ;
4*J
iLi
5»5
53B
v.l.'
hott
f ' 1 7
VII
Mitteilungen
über Zement, Beton- und Eisenbetonbau.
I. JAHRGANG 1904.
Inhalts-Verzeichnis, Orts- und Sachregister.
(Den mit • bezei< hnelen Aufsitzen sind Abbildungen beigefügt)
nung zw.
Beton und Eisen ... 36
Amerika. Form der Eiscn-
ciolagcn in den Eiseu-
betonUsutcn, insbesondere
du Tha.her-F.isrn ... 18*
Gewolbeforro. Talsperre
in Stampfbeton mit Eisen-
eiolagco iraSix-mileCreek 57*
— Musikhalle in Hcnnehi<|ue-
Koustr. in Ciniinnati . . Ii
— l'ebcrfallwchr in F.iscn-
beton bei Theresa ... 90*
Bahnsteige. Erhöhung der
B dci Stadt- und Kingbahn
in Bcilin .... 54*, 58
Bekanntmachungen an die
Mitgl. des Du. Im Hctoii
Verein* 32, Co
Berlin. Konzeit-iaal mit frei-
tragend. Eisenbeton -Dach 53*
Bestimmungen des pieuß,
Min. d otf. Arb. für die
Ausführungen von Kon-
struktionen aus Eisenbctun
bei Hochbauten . . 31,
Beton. Einheitliche Vor-
s« hrittcnfilrd Ausführung
Und Prüfung von Stampf-
beton-Bauten 59
Bestimmungen für die
Prüfung und Verarbeitung
de» B. (Versuche) . . «, 57
— Abwässer - Klirbc ken -
Anlage in Stampfbeton in
M. Gladbach 40*
— Neue Gründung» weise mit
B-Pfeilern beim Uuhnh.
Plochingen 4 t
— Stntzniauer in Sumpft**,
a» der Villa Heus, bei in
Kassel . .. ai*, 23*, 32
— - Neue Form für B. Stulln.
P/ugrcssi> Patent . . . 3*1*
Ausführt;, d Kraflwaitser-
^tollens an der l'iftul-
»perre mit Stampfbeton-
Auskleidung 9*
-- -Viadukte der Bahnlinie
Altcnburg-Lain;r<ileuba . 37*
Böschung« - Bekleidung mit
Eisenbeton P»t. Meloc< o
in Budapest 44
Bücher. Apparate und
(•er Ate zur Prüfung
von Portland-Zcmcnt, zu-
sammengestellt vomL'hcni,
I. aboral für Toniinlustnc 20
— Mitteilungen de» Knnigl.
Materialprüfungsamte* in
l.ichterfcldc 48
Entwicklung der Zement
Forschung nebst neuen
Versuchen auf diesem Ge-
biete von Di. -lug. Inger s6
Brücken. Drciatmige Eisen-
beton-Br. in /anesvdlc 1-, iS*
Eisenbahn -Br. (Iber den
Stevens (Jrcek, bei San
Francisco (System McUiiii ly*
Brut hpiobc ciaer llcnni
bique-ßr 33«
Brücken. Straßenbrücke in
Eisenbeton Ober die War
bei Grünwatd . 41», 45*. 49*
, \ «rl;
und
Clnclnnatl. Mu»ikhalle in
Hennebique-Konstruktiüii 11
Damm. IVberfnll-D-, ge-
wOlbeformige Talsperre
in Stampfbeton mit Eisen-
einlagen 57*
Elr.führungsworte ... 1
Eisenbahn. Dir Betonvia-
dukte <l. Link Alienburg-
Langenleuba 37*
-Srhsvellcnaus Eitcubeton 60*
Eisenbetonbauten. Kegeln
für die Anordnung der
Ei-i ncinlagen in 6, 12, 36
— Voischrifien f d Planung,
Ausführung und Beauf-
sichtigung von ... 7, 1a
— Vorltulige I eitsVze dir d.
Vorbereitung, Ausfuhiune,
Prüfung von 13. ao, 38
— Bestimmungen des pieuli.
Mimst, der rjffentl All)
für die Ausf. von E. bei
Hochbauten . . . . 31, 36
— Berechnung von E. :<5*. 41
Vorschriften für F. der
Stadt Ntw-York ... II
Eisenbeton. Fabrikbau in
E. für die Da.mlcr- Motor-
Gcs- in UnteilOrkheim a*, J*
GcwolbcfnrmigcTalsperre
in Stampfbeton mit Eiseu-
einlugcn 57*
— KomlruktiLiii des neuen
Mümhenci Volksrichter , 29*
— Konzertsaal mficitiugcnd.
E-Dach 53*
— Straßenbrücke in K. ober
die Isar bei Grimwald
•('*, -15*. 49*
— Hoschuugsheklridung mit
E-, Pat. MeltM to ... 44
— Auf llol/plaliie aufge-
pfropfte E-Pfahle . . .32*
— Erhöhung der Bahnsteige
der Stadt- und Ringbahn
in Berlin .... 5«*, 58
— -Eisenbahn-Schwellen . 60*
— -SAuleu (patent l System
Becher . 27
— Ucbcrfallwchr in F.. in
Theresa, Nordamerika . 20*
Elseneinlagen, Form der,
in den Eisenbetonbauten
Nordamerikas, insbesond.
da» Thacher-Eisen ... 18*
Haftfestigkeit des Fi» im
Beton . . ao, 36, 46*, 49"
- Kegeln IlSr die Anordng.
der F. in F.isenhetonhaut.
6, 12. 36
Fabrikbau in Eisenbeton f.
die Daiuitei Mutoitu lies,
in l jitcrtntkhcim . . a«, 5*
Seile
Form, neue, für Betonslqfen,
Prcit-TeiMj Patent Hb*
Gründungswelse mit Belon-
pfeilern 44
Haftfestigkeit zw. Beton u.
Eisen ao, 36
— des Eisens im Beton (von
Kicinlogel) . . . 46», 49»
Heoneblque - Konstruktion.
Musikhalle in Cincinnati . 11
- Bruchprobecin.H -Brücke 33«
Jubiläum. 40jlhr. Bestehen
der Porti -Zement- Fabr.k
Dyckcihoff A Sohne in
Amöneburg 40
New-York. Vorschriften f.
deu Eisenbetonbau ... 1 1
No rmalsand-Fragc ... 33
Normen. Nene Begriffser-
klarung für Porti -Zement
in Abänderung der bisher
in den N. stehenden . . 34
Pfahlrost. Auf Holzpfählc
aufgepfropfte Eiseobetoo-
pfälile . 32*
Prüfung. Bestimmungen für
die Pr. un1 Verarbeitung
des Betons (Versuche, aa, 27
— Brueh probe einer Heune-
Brucke 33«
Prüfungsamt, Material-, in
I uhteifelile — Mitteilun-
gen des 48
die
betonbaulco
Sefte
6, ,2
Kassel. Stützmauer in
Stampfbeton an der Villa
Hensrhel . . ai*, aj,*, 3a
Klärbecken - Anlage 10
Stampfbeton in N. -Glad-
bach 40*
Konzertsaal mit freitragend.
Eisenbeton-Dach . . . 53'
Leitsätze, f. d Vorbereitung,
Ausführung und Prüfung
von Bauteil aus Stampf-
beton 59
— Vorlaufige, für die Vor-
bereitung, Ausführung u.
Prüfung von Eisenbeton-
bauteu . . . I», 13, ao, 38
Mittellungen des Kgl. Ma
terialpiufungsamtcs in
Liehterfeldc 48
Mörtel. F.influtJ nicht liy-
drauliseh wirkender Zu-
sehUge /um Zcnicut-M.
auf dessen Festigkeit . . 28
München. Eisenbeton-Kon-
struktion des neuen Volks-
theaters 39'
M. -Gladbach. AbwRsser-
Kllrbeckcn-Anlage . . .40*
Musikhalle in Hennebique-
1 i. Cinrinnatti 11
Schlackcn-Mischfiage . . 24
Stollen Ausführung des
Kraftwasser - St. an der
l'rfttaltpcrre mit Stampf-
beton. Auskleidung ... 9*
Stützmauer in Stampfbeton
an der Villa Hciischel in
Kassel ... at°, 85*, 3a
Talsperre. GcwOlbeförmigc
T. in Stampfbeton mit
Eisencinlagen 57 *
Theater. Eisenbeton - Kon-
struktion de» neuen Mun-
rhener Volksth 29'
Treppenstufen. Neue Form
für Belonstufen. Pro-
gresso-Palcnt
36<
Urfttalsperre. Ausführung
des Kraftwasserstollens
in Stampfbetoii-Ausklcid. 9*
Vereine. XXVU. General-
versammlung des Vereins
dtsehr. Portland Zenienl-
Fabrikantcn 8, 12, 17, 23
— VII. Hauptversammlung d.
deutsehen Beton -Vereins
■a, 18*, ai, 28
— XI. Generalversammlung
des dtsclin. Ver. für Ton ,
Zement- u. Kalk-Industrie 12
Vereinswoche in Berlin im
Februar 1905 60
Verauche zu Bestimmungen
für die Prüfung und Ver-
arbeitung des Betons 22, 27
— über den Einflub nicht
hydraulisch wirkender Zu-
schläge z. Zementmörtel
auf dessen Festigkeit . . 28
Vorschriften für d. Planung,
Ausführung, und Beauf-
sichtigung voo Eisenbeton-
bauten . . 7, 12, 13, ao, 38
— Einheitliche V. für die
Ausfnhi
id Prüfun
von Stampfbeton-Bauten 59
— für den Eisenbetonbau der
Stadt New-York ... 11
Viadukte. Die Beton-V. der
Bahnlinie Allenberg-Lan-
genleuba 37'
Wehr. Uebcrfaliwchr in
Eisenbeton bei Theresa
in Nordamerika .... ao"
Zement. Methode z. Prüfung
von Z. auf Zugfestigkeit,
von Johnson 4
— Volum- Beständigkeit und
Blndczeil - \
l'ebcr die Konstitution
d Porti -Z , v. Kichardson 5a
VIII
§
lliTljtii Iii Jg in m in m
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111 II
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AS NEUE RATHAUS IN KOPEN-
HAGEN * ARCHITEKT MARTIN
NYROP IN KOPENHAGEN * * *
ANSICHT DER VORDERSEITE *
=. DEUTSCHE BAUZEITUNG =
XXXVIII. JAHRGANG tHi', * N» 1-2
Digitized
SMilMlilSSMlilli
DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N2: 1-2. BERLIN, DEN 5. JAN. 1904
Neue Baukunst in Dänemark.
Von Peter Jctuten.
Ii . . w rille HiMlM-iUcr, «mir dir Abbildungen auf >i Hc 4, 8 uml i
er mit offenen Augen für die
lebende Baukunst heute Kopen-
hagen besucht, wird sich reich
belohnt finden Seit der Auf-
hebung der alten Festungsw&He,
~eit der Anlage des mächtigen
reihafens und seit der sehr
.•nergischen Entwicklung lies
( iemeinwesens sind dort grobe Aufgaben verschied< Il-
ster Art gestellt worden. Eine Keine frischer Persön-
lichkeiten arbeitet mit größtem Ernst dahin, die dani-
sche Architektur in > inheitlichem Sinne zu fördern,
st in Deutschland noch zu wenig bekannt.
Wohl wissen wir, datl im Kunstgewerbe die
Danen heute ihre eigenen siegreichen Wege gehen.
Die beiden Porzellan-Manufakturen haben unter ihrer
sicheren künstlerischen Leitung sich seit fünfzehn
Jahren Weltruf und den Weltmarkt erobert. Wer sich
in der lehrreichen dänischen Abteilung der PariserWc lt-
ausstellung oder in unseren Kunstsalons und Zeit-
schriften umgesehen hat, der kennt auch die kräftigen
dekorativen Plastiken und Malereien, die kernigen
Silberarbeiten, die Versuche in Zinn, manche vor-
zügliche Möbel und namentlich dir musterhaft organi-
sierte Ruchkunst. Darin schlagen die Künstler zum teil
eine starke, männliche Note an, die uns als entschieden
nordisch anmutet.
Schon 1900 in Paris konnte man sich in der be-
scheidenen, versteckt gelegenen Gruppe dilMSchet
Architektur uberzeugen, dass neben diesem Kunstge-
werbe, oft mit ihm 1 land in Hand, eine gleich frische
Architektur erblühte. Die kleine Ausstellung halte
Martin Nyrop, der Schöpfer des neuen Rathauses von
Kopenhagen, zusammengestellt. Es war schon damals
klar: diese neue Baukunst ist modern in dein Sinne,
dafi sie sich auf die alte Kunst der eigenen Heimat
stützt, nicht auf die Einzelheiten, auf das Heiwerk der
Ornamente, auch nicht auf die sogenannte Monumen-
talkunst der Fürstenpaläste, sondern auf das, was sich
auf dänischem Boden an dänischen Aufgaben zu
nationaler Eigenart niedergeschlagen hat Auf
diese heimischen Grundlagen der heutigen Architektur
müssen wir zuvörderst einen schnellen Blick werfen.
Aus der Epoche, die wir im besonderen als nordisch
anzusehen pflegen, dem frühesten Mittelalter, gibt es
in Dänemark keine Bauten mehr. Dafür weiß jeder
Besucher Kopenhagens, daß die Handwerkskunst der
ältesten Zeiten, wie sie im Nationalmuseum, im Primen-
Palais, vereinigt ist, der stärkste Eindruck ist, den
mau in der nordischen Hauptstadt gewinnt. Diese
Funde aus den Gräbern und Mooren von jutland und
den dänischen Inseln haben in der Welt der sogen.
Prähistorie nicht ihres deichen an handwerklicher
Sorgfalt und an Kraft und Größe des Stils: die
spiegelblanken Steinwaffen von uralter Technik,
in ihren Formen schon durch eine jüngere, reifere
Kunst veredelt, die Schilde und Schwerter und mäch-
tigen, seltsamen Blashörner der Bronzezeit, eine Fülle
eigentümlicher Stücke aus den Epochen, da schon das
Fiseii bekannt geworden war, darunter die Hol/gerate
und Schiffe, die das feuchte Moor durch die langen
lahrhundertc hin konserviert hat lauter Reste von
Kulturen voll gediegener Kraft und schlichter Größe,
die der heutige Nordländer mit Stolz seinen Ahnen
zuzählt. Es weht ein Hauch dieser rassigen Kultur
auch durch die späteren Epochen der dänischen Kunst
Namentlich hat die Baukunst im früheren christ-
lichen Mittelaller noch unter diesem (leiste gestanden
In Kopenhagen selbst ist davon nichts erhallen: denn
dieses ist eine ziemlich junge Stadt und überdies durch
viele Brände verheert worden. Aber ganz Jutland
und die- Inseln sind dicht besäet mit kleinen, ein-
lachen Landkirchen aus romanischer und gotischer
Zeit. Viele aus Granit, rohen oder hehauenen Find-
lingssteinen, eine grobe Gruppe aus rheinischem Tuff,
den man aus dem Brohltale einführte, andere aus
heimischem, weichem Kreidestein, spätere aus Ziegeln.
Die Formen abgeleitet von den nicht besondere
zahlreichen Domen der größeren Städte und Bischofs-
sitze (Ribe, Viborg, Aarhus, Roeskilde u. a.i, ins Atter-
einfachste übersetzt: ein kurzes Schiff, ein schmaler
Chor mit Nische, e in Glockenturm von verschiedener
Gestalt, oft an der Seite i ine Eingangshalle; das alles
mit dem bescheidensten Ornament, oft ohne alle Zier-
raten nur als Gruppe, als Masse, als Körper wirksam,
aber in dieser Einfachheit höchst wechselreich und
für heutige einfache Aufgaben ungemein anregend.
Darunter auch ganz abweichende Typen, wie nameut-
Digürzed by Google
lieh jene seltsamen Rundkirchen auf Bornhohn, die bei
uns durch Fr. Laske's Untersuchungen bekannt ge-
worden sind.*» An den stattlichen Publikationen über
alle jene Kirchen haben sich führende Kräfte auch der
jüngeren dänischen Baukunst beteiligt. Das Mittel-
alter steht den heutigen Künstlern in dieser kernigen
heimischen Art vor Augen
Auch die Renaissance hat im dänischen Lande
eigentümliche Gestalt gewonnen. Als gegen Ende
des 16. Jahrhunderts König Friedrich 11. und König
Christian IV. ihre imposanten, herrlichen Schlösser
schufen (Kronborg, Frederiksborg, Rosenborg, bekannt
durch das Werk von Neckelmann und Meldahl)**),
nuisst.cn sie die Architekten und Kunstformen meist aus
den Niederlanden holen. Nach ihrem Beispiel aber sind
durch das Land hin viele einfachere Königssitze und
Adclsschlösscr gebaut worden, nach mittelalterlicher
Tradition schlicht und wehrhaft, gewaltige Baumassen
unter hohen Dächern, mit breiten Giebeln und kräfti-
gen Türmen, die grollen Backsteinflachen nur spär-
lich durch Hausteine unterbrochen, der plastische
Schmuck meist auf ein Portal oder einen Giebel kon-
zentriert, Muster groüzügigcr, sachlicher Bauart Diese
Adelshöfe (I krregaardl werden besonders in jüngster
Zeit von den heute tätigen Architektin eifrig studiert;
man sah eine Auswahl derselben auf der Pariser Welt-
ausstellung mitten unter den neuesten Bauten; sie gelten
als vorzügliche Schule für den heutigen Profanbau.
Die danischen Landbaumeister haben diese ge-
sunde handwerkliehe Gesinnung aus der Zeit der
Renaissance auch in das Barock gerettet. Die schönen
Schlösser und Paläste in Kopenhagen (Christiansborg,
heute in Ruinen, Amalienborg, verschiedene Adelspalais
u. a m.) mit ihrem feinen Sandsteinschmuck dienten
nur als ferne Anregung. Statt der wehrhaften Burg
will man jetzt auch auf dem Lande die offene fran-
zösische Anlage mit Flügeln, Mittelrisalit, Freitreppe
und Kuppel; der alte Rohbau weicht dem Putz. Aber
es bleibt der Zug zum Schlichten und Klaren; nicht die
hinzelheitcn, die Säulen oder Ornamente beherrschen
den Eindruck, sondern die Verteilung der Massen, die
wohltuenden Verhältnisse, die Raumkunst. Gegen das
Ende des 18. Jahrhunderts, unter der Herrschaft des
Zopfstiles und des reineren Klassizismus, haben auch die
Kunst des Innenraumes und dasMöbel eigentümliche, an-
sprechende Formen gewonnen; an die saubere Furnier-
und Kinlegearbeit und die verständige Zwecksicherheit
dieser Handwerkskunst knüpft man heute mit gutem
Gewinn wieder an. Selbst für die Grösse der lange
unterschätzten Bauten des spateren Klassizismus, wie
sie in Kopenhagen die Werke von Harsdorff, C. F.
Hansen (Frauenkirche und altes Rathaus), des älteren
BindcsbölllThorwaldsen-Museu nitzeigen, öffnen sich die
Augen des heutigen Geschlechtes. Die zwei trefflichen
Zeitschriften, die neuerdings über alle diese Fragen unter-
richten, „ Kunst" und .Architekten" (Mitteilungen des
Akademischen Architekten -Vereins'!***), pflegen alle
diese ältere Kunst ebenso pietätvoll, wie sie die Arbeit
der Lebenden würdigen, veranschaulichen und fördern.
So leiten die alten Vorbilder die heutigen Meister
in mancherlei Richtung L'nd doch geht aus allen
diesen Anregungen verschiedener Zeiten eine im-
grunde einheitliche, durchaus neuzeitige Art hervor.
Denn vor aller Form, vor allen sogenannten Stilfragen
herrscht bei den besten Kräften von heute das Prak-
tische, dasSachliche. das Zwc< kbewusstsein im Sinne der
hcutigenEngläuder. Wir wünschten dies an den einzelnen
Werken der führenden Künstler anschaulich zu machen.
Die „Deutsche Bauzeitung" beabsichtigt, später die her-
vorragenderen Bauten dieser Bewegung in eingehender
Beschreibung vorzuführen. Heute seien zur Einführung
nur einige Beispiele herausgehoben, um die Ziele und
die Wege der ganzen Bewegung zu kennzeichnen.
'1 Fr. Laskc, Die vier Kuudkm lu » auf Rnrnholm uml ihr
mittelalterlicher HiWIer-.. hmu' k. Iti-rlin, Wilhelm Krriüt \ Sülm, iooa.
*') OenknifOrr «Irr K«*iinm*»n< *' in iKiuf-niark BrHiti, r ii'M
Wusmuth, 1Ö88
* 1 '! Itciii« in der lltbliullit-k tk-^ KkI. Kunitz u eil» ■ Mutoui*
m UeiliM, k)ic an. h eine Saininlu.ij: v..„i Hi,.u.p..|>l.ir,i ..It. . tm.l
«euer ilnnmrlur Raulen beim.
Die dänischen Architekten werden es für recht
und billig halten, wenn wir unter den Werken und
unter den Meistern von heute das neue Rathaus von
Kopenhagen und seinen Schöpfer Martin Nyrop
voranstellen. Er ist schon frühe als eine starke
Persönlichkeit bekannt geworden, als er im Jahre 188Ö
der nordischen Ausstellung in Kopenhagen ihr eigen-
tümliches, frisches Gepräge gab und die heimischen
Motive des nordischen Holzbaues mit starker künst-
lerischer Laune zu einer wirklichen Gelegenheits- Archi-
tektur verarbeitete; eine der frühesten 'Taten echter Aus-
stellungskunst, wie sie noch 1900 auf der Pariser
Weltausstellung eigentlich nur die skandinavischen
Nationen gewagt haben. Er hat dann für den Staat
das Provinzialarchiv in Kopenhagen gebaut; das ge-
waltige, ganz schmucklose Magazin getrennt von der
gefälligen Baugruppe, welche die Studien- und die Ver-
waltungsräume enthält, nur durch einen Gang mit ihr
verbunden; ein Charakterbau echten Schlages. Als
Sieger eines Wettbewerbes hat er seither die gewaltige
Aufgabe durchgeführt, einer grollen, mode rnen Stadt cm
Rathaus zu schaffen, das zugleich Nutzbau und Festban
sein soll. 1894 ist der Grundstein gelegt worden; im
Januar 1903 ist es endgiltig bezogen worden; jetzt
wird noch an dein Ausbau des grossen Hauptfest-
saales gearbeitet.
Im Westen der Stadt, nicht weit vom Bahnhof,
bei den breiten Boulevards, die durch die Auflassung
der alten Festungswälle entstanden sind, reckt sich
die Front des mächtigen Hauses trotzig und doch
feierlich empor. Der weile freie Platz davor ist leicht
vertieft und bildet mit der 'Terrasse dicht am Gebäude
eine wirksame Basis für den gewaltigen Körper. Wie
unsere Bildbeilage zeigt, sind das Erdgeschoss und das
erste Obcrgcschoss von massigen Höhen, für die Nutz-
räume bestimmt; das zweite Obergcschoss ist das hohe
Festgeschoss, das vorne an der Front den grossen Fest-
saal und hinten im Querflügel den Sitzungssaal du
Bürgervertreter enthalt Das Material ist vorwiegend
Backstein, groß, handgestricheu, von prachtvoller roter
Farbe. Der Sockel Granit ; dicTflrgewändc und Fenster-
rahmen Sandstein; zu oberst, unter dem mächtigen
Dach, ein niedriges Halbgeschoss, als Fries von hellem
Kalkstein durchgebildet. Das dunkle Dach überragt
der wuchtige Zinnenkranz, der das Haus der Kopen-
hagener Bürgerschaft wie eine Wehr krönt und schirmt.
Wer nur flüchtig hinsieht, mag diesen Zinnenkranz
für ein Dekorationsstück halten. Sieht man näher zu,
so wird es klar, dass dieses Hauptmotiv ganz sach-
lich aus dem Gerüst des ganzen Organismus heraus-
wächst. Hinter der Vorderfront dehnt das Gebäude
sich als tiefes Rechteck zwischen ansehnlichen Strassen
aus; an der Mitte der Seitenfassaden jederscits ein
Turm, links der hohe, beherrschende Campanile. der
im Stadtbild von Kopenhagen lebhaft mitspricht, rechts
eine gedrungene 'Turmgruppe. Innen zwei grolle Höfe;
dir vordere ein prachtvoller Lichthof, der hintere
offen; zwischen ihnen ein Querflügel, der im oberen
I lauptgeschoss in seiner ganzen Breite den Sitzungs-
saal der Bürgerve rtreter enthält. Gegen die Strassen
gehen rings um das ganze Haus die Zimmer und Säle;
gegen die beiden Höfe die langen Korridore. Zwischen
den Korridoren und den Zimmerfluchten liegt nun
ringsum eine besonders dicke Mauer, in der die Hciz-
kannle und ein sehr sorgfältiges Ventilations- System
angebracht sind. DicseMauer mit ihren vielen Lüftungs-
schachten ist es, die aus den Dächern emporragt und
in den Lssenkranz ausläuft.
So kühn wie dieses' Hauptmotiv, so großzügig
und klar scheint mir dic - Anordnung und Gestaltung
aller einzelnen Teile und Räume des riesigen Hauses,
von den schlichten Bür« au-, Verwaltungs- und Ver-
kehrslinien bis zu dem großen Sitzungssaal, dem
Kern der ganzen Anlagt-. Was da wirkt, sind das
Räumliche, die klaren Verhältnisse und vor allem das
Material. Man darf sagen, ilass'die Achtung vor den
Bauscofleii uml die Kunst, ihre Schönheiten auszu-
nutzen, den alten Meistern ganz nahe kommt Vom
Finfachsieu bis zum Prächtigsten: in den Nutzräumen
No. 12.
schlicht« -U -n Hol/werk, glatte Wände, weiüe Stuck-
decken; in Hein N> bcn Treppenhaus d< s hinteren Quer-
Hügels ]>ninkl«'->e F.isrnkonstniktinn; dagegen in «lein
großen, festlichen Li«hthr»(r vm ein heller. v«<ller,
überwältigender Einklang der edelsten Stolle, unter
denen kostbarer Marmor in grollen Flächen und kleine-
ren Einlagen vorwiegt, mit Motiven, die oll an die
Kunst der Cosmatcn erinnern; daneben in gemesse-
nem Wechsel < inzelnc plastische Ak/ente, Wappen,
Inschriften u. a Auch neueste Ockorationstechniken
werden nicht verschmäht: die Laibungen der groben
Bogen, die vom l.ichthof unter dem Qucrflügcl zu den
Haupttreppen fuhren, sind mit einem reizvollen Möveu-
fries aus glasierten Tonstürken auf PuUgrund verziert,
in der Technik, die der Keramiker Kahler aus Nesived
vor einigen Jahren auf der Berliner Kunstausstellung
gezeigt hat Ks ist überhaupt lehrreich zu sdu n,
wie der Architekt seine dekorativen Mitarbeiter leitet.
Er gibt sich nicht in die Hände von Dckorations-
Geschältcn, Wer an solchen» Werke mitarbeitet, soll
ein Kflnstler sein. I >en jungen Maler, dem er die Sopra-
I Hirten anvertraut, schickt er zunächst auf Reisen, um
ihn in den mittelalterlichen Kirchen die Technik und die
Art der alten Kalkmalcreien studieren zu lassen Dann
darf der Künstler nach seinen eigenen, höchst per-
sönlichen Ideen arbeiten, aber stets in allen Haupt-
dispositionen vom Architekten geleitet Denn aller
.Schmuck ist in grobem, breitem Maßstäbe geordnet, mit
vollendetem Raumgefühl und in der vornehmen Be-
schränkung, die zu Oben uns heute noch so schwer
fällt. Dafür aber darf und soll jedes Einzclstflck in
sieh ein vollendetes Kunstwerk sein, durch Stoff, Ge-
halt und Form: die Virtuosen des Kunstgewerbes sind
durch Künstler ersetzt. Wir werden gut tun, uns
Martin Nvrops Werk später auch darauf hin genauer
anzusehen. Hier ist ein Architekt wirklich der Führer
der neuen Handwerkskunst.
Wir haben den Geist, der im Rathausbau in Kopen-
hagen waltet, zu skizzieren gesucht: er ist wie es
scheint, von Jahr zu Jahr Irischer auch hei den
(ihrigen dänischen Meistern lebendig. Das Bild, das
man in Kopenhagen selber gewinnt, erweitert sich
durch die Darstellungen aus den kleineren Städten,
wie sie die genannten Zeilschriften und eine Reihe
trefflicher Photographien bieten, die man in Kopen-
hagen zu Kauf findet L eber den Zusammenhang der
Künstler orientiert vor allem ein Aulsatz von Fugen
Jörgensen in der dänischen Zeitschrift p Kunst",
Jahrgang 1900
Man findet Belege dafür, dass der Sinn für ge-
sunde Schlichtheit im Anschluss an alte, heimische Bau-
weisen nicht einmal aus allci jüngster Zeit stammt. So
steht unter den vielen Stiftungsgebäuden, die eine
Eigentümlichkeit Kopenhagens bilden, aus den Jahren
1885 bis 1887 das Abel Cathrinc's Stift von
H. Storck; ganz in den schmucklosen Backsteinformen
der dänischen Barockkunst aufgeführt, mit einem kleinen
Hof, der mit seiner schlichten Kapellenfiont, von Grün
uberwuchert, mitten in der Grobstadt wie ein Hort
tiefsten Friedens anmutet. Ein /weites Stiftshaus von
demselben Künstler liegt frei hinter einem der groben
Zierteiche der äuUercn Stadt, das S o I d e n f e 1 d t s - S t i f t
am Sortedams-Sec: eine grobe eckige Fassade von ruhi-
ger, monumentaler Würde; die leuchtende, rote Zicgel-
lläche unter dem glatten, einfarbigen Dache spiegelt
sich in wundervollem Farbenklang auf der blanken
Wasserfläche wieder. DerMeister wird auch besonderen
Aufgaben sieghaft gerecht: bei dem Erweiterungs-
bau der Landtnandsbank , is. S. 4) galt es, neben
dem Ziegelstein besonders reichlich norwegischen Mar-
mor zu verwenden; man sieht, wie fremdes Material und
italienische Motive mit dem heimischen Backstein und
dem nordischen Raumgefühl in eins gestimmt werden
Als die vielseitigste Persönlichkeit neben Martin
Nvrop darf Hack Kampmann gelten. Als der Staat
i J 1888 das Archivin Kopenhagen an Martin Nvrop über-
trug, erhielt der jugendliche Kampmann gleichzeitig das
Archiv in Viborgljütlandi in Auftrag. Seine weiteren
Werkestehen in A arhus, der grötiten Stadt Jütlands, die
.S Januar 1001.
im Lauf« des 19 Jahrhunderts von 4000 auf 50000 Ein-
wohner gewachsen ist. Hier hat er als Königlicher Bau-
inspcktordasZollgebäudeunddie Staatsbibliothek
gebaut, ferner für die Stadt das The ater und für einen
Prinzen lals Geschenk der Nation 1 ein l.andschloss;
auch für die Stadtcrweilerung hat man ihn mit Plänen
beauftragt. So verschiedene Aulgaben hat er in wech-
selnden Formen, aber in einem Geiste kraftvollen
Ernstes gelöst. Das Zollgebäude (Zollkammer) ist
eiu Eckbau ; an der Ecke ein hoher eckiger Turmbau
zwischen zwei kernigen Rundtürmcn, das Motiv des
Stadtwappens von Aarhus; daneben die schlichten
Flügel unter hohen Dächern; das Material Backstein
in anmutiger Musterung, versetzt mit sparsamem Hau-
stein. Sachlich und vornehm zugleich erscheint das
Gebäude der S t a a t s b i b 1 i 0 1 h e k |S 5) Es liegt ganz frei
und enthält aussen ringsum die Büehcrräumc. Die Fenster
sind zu groben Gruppen zusammengefaßt, nament-
lich an der Rückfront.die unsere Abbildung zeigt; an den
Mauerflächen dazwischen steht in grobem, sicherem
Rhvthmus ein Paar krältiger Wap|>cn; Ober den Ziegel-
stcm-Fassaden steigt das schräge Dach bis dahin, wo
die inneren Mauern heraustreten und das grobe Ober-
licht für den Lesesaal tragen, der in der Mitte des
Gebäudes liegt Da das Gelände ansteigt, so liegt
die Vorderfront mit dem Hingang höher, an einer
Terrasse Eine Brücke führt zu dem Portal mit seiner
eigenartigen Flächen- Verzierung aus 'Tauwerkmotiven.
Ganz auf festliche, farbige Wirkung ist die Fiont des
Theaters gestimmt. Die Fassade, aus Ziegeln und
französischem Kalkstein, wird bekrönt durch einen
Fries und ein Giebelfeld aus farbigem Tonmosaik in
der Art, die wir am Rathause kennen leinten. Wieder
ganz verschieden das l.andschloss Marsclisborg bei
Aarhus, das man als Hochzeitsgeschenk für den Prinzen
Christian hat bauen lassen. Eine LcbcrseUnng der
Vorbilder des 18 Jahrhunderts ins Moderne: die
Fassade gegen den Garten breit gelagert, beherrscht
durch das prachtvolle Giebelfeld mit den drei dänischen
Löwen, einem vollen Kunstwerk in Maßstab, Zeichnung
und Modellierung; die Eingangsfront nach der Art
der Flügelpalais mit zwei kurzen seitlichen Vorsprüngen
und runden Treppenhäusern; auch im Inneren in den
Formen des Zopfstiles ein durchaus moderner Geist.
(iilit hier ein starker Künstler einer Stadt ihr Ge-
präge, so spürt man aul einem wichtigen Gebiete des
öffentlichen Bauwesens eine besonders glücklic he, ein-
heitliche Hand Der Architekt 1 1.Wenck hat eine Reihe
sehr charakteristischer Bahnhöfe geschaffen, in Kopen-
hagen den Güterbahnhof, dessen Lagerhaus |S. 5) für
sich selber spricht; eine seltene Vereinigung von Wucht
und Anmut; alle Einzelheilen auch hier handwerklich
gesund und männlich: alle Reste des Stuekatcur-Ge-
schmaekessindoberwunden, Verwandt ist, nach den Ab-
bildungen zu urteilen, der Bahnhof in der rasch auf-
blühenden jütischen KüstcnstadtEsbjerg, dem wichtigen
Ausfuhrhafen an der Nordsee In demselben Geiste
kerniger Einfachheit bei sicherstem Raumgefühl eine
ganze Reihe kleinerer Stationsgebäude an der Küstcn-
bahn, die von Kopenhagen gen Norden führt
Der neuere Kirchenbau verdient später ein eigenes
Kapitel In Kopenhagen sind in den letzten Jahren
eine Reihe kleinerer, höchst eigenartiger Kirchen ent-
standen Das Schema der RciUhrcltgotik scheint völlig
überwunden. Reizvolle Gruppen von verschiedenster
Gestalt, mehr von den romanischen Landkirchen als
von Monumental -Vorbildern abgeleitet; als Material
vorwiegend Ziegel mit mabvollem Werksteinschinuck ;
die Ornamente kräftig, aber bescheiden und auf die
Hauptpunkte beschränkt. Wir geben als Beispiel die
Brorsonskirrhe von Thorvald Jörgensen, am
Nordvestvej gelegen (S.8u 9): der Kirchenraum ist lür
800 PläUc berechnet; im Soekelgcschoss liegen Sakristei
undVcrsammlungssälc; der Glockenturm links daneben
Der Blick in das Innere zeigt lebendig, wie auch in der
kirchlichen Kunst des Inncnrautm s nicht eine fromme
Dekorationswut herrscht, sondern tler Mut zu echter,
kerniger Einfachheit und Einfalt; « in Stück Gianitkunst,
die einem wirklich starken protestantischen Glauben s«i
3
gut austt'ht. In diesem Sinne sehe der RcsuchcT Kopen-
hagens sieh besonders die I m m a n u e I k i r ehe an, die sich
die freieCiemeindc in Kopenhagen gebaut hat; in diesem
stimmungsvollen Bau von A. Clcmmenson kann man
auch die tiefgründige, dekorative Malkunst der BrOdcr
Skovgaard bewundern, die mit ihrem Freunde, dem
Charaktcrkopl Th.Rindcshöll, heute die starkstcnPcr-
soiilichkcitcn in der dänischen Pckorationskuiist sind.
Vom Pi ivatbau hoffen wir spater zu berichten.
Auch hier hat die neue Kunst manche frohen Anfange
/u verzeichnen. Und auch hier scheint die Losung
zu gelten: i ine Aufgabe, ein Mann!
Der Wiederaufbau des Campanile von San Marco.* I
Von H. Blankenstein, Ceti. Baurai in Berlin.
jer Wiederaufbau de» Glockenturmes von San Marco,
des weithin ragenden Mittelpunktes von Venedig, ohne
den man »ich die den MarKiisplatz und die Piazzetta
unwchUeimcnde Gruppe von Monumentalbauten nun ein-
mal nicht den-
ken kann, schien
endlieh imFrüh-
jahr 1903 ge-
sichert durch
die Meldung,
daß die Ober-
leitung des Wie-
der - Aufbaues
dem bekannten
Archit., Prol
LueaBeltreml
in Mailand über-
tragen und daü
am 2v April in
feierheher Wei-
se der Grund-
stein gelegt sei.
Nunmehrkonn-
te Niemand da-
ran zweifeln,
datl der Cam-
|>anile in ab-
sehbarer Zeit
in alter Herr-
lichkeit wieder
erstehen werde.
Hiese Zuver-
sieht wurde
plötzlich durch
eine dem röm-
ischcn.Avanti"
entnommene
Mitteilung ge-
trübt, wonach
Kellram i den
Wiederaufbau
für unausführ-
bar erklart ha-
be, „weil l>ereils
«lie ersten Ver-
suche die Un-
moglichkeit be-
wiesen hatten,
auf dem allen,
morschen Un-
terbau da» kr>
lns-aleKauwcrk
wieder auf/u-
ruhten Durch
'lic Fundatuen-
tierung wurden
• he umliegen-
den Cebiude
der grflflten Cr-
fnhr ausgesetzt
werden". Diese Nachricht kannte gegenüber den bis.
herigen Meldungen über den Zustand des Fundamentes
und in der Erwägung, daü die neuere Technik W
mannigfache Mittel bietet, auch der größten Schwierig-
keiten Herr zu werden, durchaus nicht glaubhaft er-
scheinen. Sie (and aber eine gewisse Bes'atigung durch
eine Anfangs September 1903 von den Zeitungen gebrachte
Nachricht, das, Beltrami wirklich die Bauleitung nieder-
gelegt und zugleich diesen Schritt in einer von ihm Ver-
öffentlichten Denkschrift unter dem Titel „Zwei und Siebzig
Tage Arbeit an dem Campanile von San Marco" gerecht-
fertigt habe. In dieser klar und elegant geschriebenen
Broaehftre gibt der Verfasser eine ausfuhrliehe Darstellung
seiner Tätigkeit, einen dem Magistrat von Venedig ei
statteten Bericht über den technischen Teil der Kraue
•I Vnjl. So s& Jahns»«! im «I. Hl.
Erweilc-runguluiu d« l.andmandabank in Kopenhagen. Architekt: Prot. II. Stomk
Neue Baukunst In Danemark.
und einen Anhang über die (iründung der Kialto-Krückc.
Dem ersten Teile der Schrift ist Folgendes zu ent-
nehmen: Nach Abschluss der Untersuchung über den Ein-
stur/ wurden in Rom Verhandlungen zwischen dem Mini-
sterium des öf-
fentlichen Un-
terrichtes und
der Gcmcin-
de -Verwaltung
von Venedig
geführt zu dem
Zwecke der ge-
meinsamen
Ausführungde»
Aufbaues, wobei
der Staat zu den
auf etwa 3 Mill.
Lire geschätz-
ten Baukosten
rd. 500 000 Lire
beitragen und
dicOberlcitung
des Baues den»
Professor Belt-
rami, als dem
hierzu beru-
fensten Archi-
tekten , über-
tragen werden
sollte, Glcich-
zeitig sollte der
als Professor
am Polytechni-
kum zuMailand
beschäftigte
Architekt Gae-
tano Morel ti,
ein naher
Freund und ehe-
maliger Schü-
ler Beltranii's,
mit dcrLcitung
und Neuord-
nung des Pro-
vinzialamtcsfür
die Erhaltuni:
der Denkmaler
in Vcnezien be-
auftragt wer-
den. Beltrami
weigerte sieh
lange, den Auf-
trag anzuneh-
men u. zwaraus
Wi fl tra u en gegen
den damaligen
Unterrichts-Mi-
nister Nasi und
weil er von der
Mitwirkung der
Regierung Reibungen und Hindernisse befürchtete. E> ge-
lang indessen dem Bttrgei iiiei-ierGrafenGrimani, auch diese
Schwierigkeit zu beseitigen, so daü der Staat sich auf die
Gewährung des Zuftchtuaes beschränkte, die Ausführung
aber der Gemeinde allein überließ, die Beltrami mit den weit-
Heilendsten Vollmachten inbeztlg auf den Bau selbst, die
Wahl seiner Mitarbeiter usw. ausstattete. So kamen die
Verhandlungen endlich am 1. Marz zum Abschluss und
Beltrami traf bereits am 5. März in Venedig ein, um sieh
der ehrenvollen Aufgabe mit Liebe und Begeisterung zu
widmen, wobei er vonseiten der Gemeinde- Verwaltung
da« bereitwilligste Entgegenkommen fand. Seine Stellung
war aber von Anfang an schwierig, da die Techniker
Venedigs die Berufung eine» Auswärtigen sehr ungern
sahen und sogar Protest dagegen erhoben hatten. Wenn-
gleich Beltrami anführt, daü sie ihm später durchaus
Uebenswflrdig entgegen getreten seien. M mochte ihm doch
No. 1/2.
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«Irr, wie er sagt „hartnäckig wiederholte l<n(: „Vcnczia
fara da »fc- beständig rorachwebeo. Ab Hilfskraft für den
administrativen Teil der Arbeit, jedoch nur im Nebenamte,
wurde ihm ein jüngerer städtischer Baubeatnter beigegeben
und zum Vertreter wahrend seiner Abwesenheit von Venedig
der beim Provinzialamt für die Denkmäler beschäftig-,
ihm befreundete Professor I ><- 1 Piccolo bestellt Au — ei-
tlem fand er in dem inzwischen in sein Amt eingetretenen
Professor Moretti einen gleichgcsinnten Berater. Aber
keiner von diesen war Autorität genug, um die Verant-
wortung für die schwierigste Kraue de» Haue-, die der
Gründung, mit ihm zu teilen. Rr sprach deshalb bei
Ueberrcichung seines ersten, am 19. März abgeschlossenen
Berichtes, in dem er den Wiederaufbau de- Turmes auf
dem alten Platze für ausführbar erklärt, dem Bürgermeister
den I lauplpunkt in Zwiespalt mit ihm, worauf dieser -ich
zurückhielt und -eine Tätigkeit auf Erfüllung der ihm er-
teilten Aufträge beschrankte. Sonach blieb Beltrami auf
-eine beiden freunde angewie-en, mit denen er, wie er
sagt, Selbstgespräche führte, während ihm das technisch-
konstruktive „ambientr" (milieu) Venedig» fehlte, so dal!
er sich isoliert fühlte. AN schließlich am II. Juni der
Minister Nasi den Professur Moretti seines Hauptamtes in
Mailand enthob und dieser darauf sofort auch sein Amt
als Konservator in Venedig niederlegte, nahm Beltrami
dies zum Anlas-, auch seiner-eit- am 12. Juni seine Ent-
IWHWMtg einzureichen, die jedoch erst am 6. Aug. durch
ein Schreiben des Bürgermeisters angenommen wurde,
in dessen Ulflallender Kürze und trockenem Ton man eine
nachträgliche Rechtfertigung des Rücktrittes erlilicken kann.
StaaUbibliotl ck in Auiliu». RticWitc. Architekt: Hark Kampmann in Aail uv
Neue Baukunst in Dänemark. Lagtrtarai de« Calci bahnliofi» in Kopenhagen. Architekt: H. Wcn.k in Kopenhagen.
di>. Wunsch aus, dass eine Anzahl erfahrener Techniker
berufen werden möge, um einen Ideenaustausch über die
Art der Verbreiterung de» Fundamentes herbeizuführen.
Dies lehnte der Bürgermeister ab aus Abneigung gegen
eine vielköpfige Kommission, in die möglicherweise auch
ungeeignete Personen berufen werden konnten. Hätte
Beltrami bestimmt erklärt, dass er die Verantwortung für
die Art der Gründung nicht allein tragen könne, so wäre
die Antwort wahrscheinlich anders ausgefallen. Er setzte
nunmehr seine I loffnung auf dieGcwinnung eines tüchtigen,
mit den BaugrundA'erhälinissen Venedigs vertrauten Unter-
nehmers und als solcher wurde der ihm auch von befreunde-
ter Seite bestens empfohlene Maurermeister Marco Torres,
ein älterer erfahrener Praktiker, angestellt. Jedoch geriet
Beltrami sehr bald wegen Meinungsverschiedenheit über
5 Januar 1004
Indessen lie-t man doch aus der ganzen Schrift Beltrami'»
heraus, dass ihm auch Zweifel an der Möglichkeit ge-
kommen sind, den Turm wenig-tens in der von ihm ge-
planten Weise wiederaufzubauen, und daü er hauptsäch-
lich aus diesem Grunde vorgezogen hat, sich zurückzuziehen.
Her Rücktritt Beltrami's und das Erscheinen seiner
Broschüre hat eine wahre Flut von Zeitungsartikeln und
Gegenschriften auch in deutschen Zeitungen hervorge-
rufen, die auch heute noch nicht abgeschlo— cn zu -ein
scheint. Zunächst wie- Torres in einer kleinen, »ehr
ruhig und sachlich gehaltenen Bro-chüre die gegen ihn
erhobenen Anschuldigungen entschieden zurück, und
neuerdings hat der Magistrat von Venedig eine an den
Gemeinderat gerichtete Gegenschrift veröffentlicht, in der
er unter Beibringung des umfang reichen Schrittwechsels
Digitized byjfcsoogle
sein Verfahren rechtfertigt Hieran- gellt unzweifelhaft
hervor, dali der Magistrat sich nicht nur <!«»• grollte Mühe
gegeben h.'il. Bcltrami dir den Bau /u gewinnen linil ihm
-lets mit dem grollten Vertrauen «-iKnen^n gekommen
sondern daH <t auch nach Empfang des Enllassotlgs
Schrcibciis ■ i i ■ > rt iiikI i:i»t ;«n Monate hindurch icdcs
Mittel vcr-iieht hat, ihn zur Wicihraulnalimc der Arbeit
zu bewegen. K- stellte sich dabei heraus, dass die Ent-
lassung Morcth's auf einem Mißverständnis beruhte, die
dann auch schleunigst zurückgenommen wurde, worauf
dieser bereits im Juli sein Amt in Venedig wieder auf-
nahm. Iteltrami aber lelinle den Wiedereintritt immer
entschiedener ab, worauf dem Macistrat nur (ihrig blich,
die Entlassung anzunehmen, wobei er wohl im l'nmut
wegen der verlorenen Milbe eine etwas schroffe Torrn
gewählt hat Hiernach ist nicht mehr zu hoffen, dass
Beltrami seinen KiU-chlu-- ändert, was man im Interesse
des Kalles, wie in dem des Künstlers nur aufrichtig be-
dauern kann. Naher aul diese persönlichen Kragen, oder
gar auf die bei dieser Gelegenheit von Keltrami gegen 'he
General-Direktion der schonen Künste und den Minister
Nasi erhobenen Vorwurfe ein/Hielten, i-t hier nicht der
Ort, da die Leser dieser Zeitung doch vorwiegend nur
die technische Seite der Angelegenheit interessieren dürfte,
zu der ich mininehr Übersehe.
Nach dem am 14. Juli iqoa erfolgten Einstürze ging
man an (Iii- Aufraiiinung der Trümmer und an den Abbruch
des stehen gebliebenen Stumpfes des Turmes, und /war
unter Leitung des durch seine Forschungen auf dein
Komm Komaiiiim bekannt gewordenen Architekten I'rof
llotti, der von Juli bis Knde l>c/ember 1Q02 mit der
Leiamg des Mezirksumte- für die Erhaltung der Denk-
mäler in Vene/ien beauftragt war Kineu eigentlichen
Auftrag, hei diesen Arbeiten zugleich nach den l'i'sachen
<|es Einsturzes /u forschen, seheint B0111 nicht gehabt /u
haben, wenigstens liegt ein Merichl darüber nicht vor.
hoch wurde festgestellt, dati der Turin in sich zusammen-
gestürzt und dali die t'rsache dafür nicht im Nachgeben
des Fundamentes, sondern in Mängeln am Mauei-werke
des oberen Teiles zu suchen sei, an dem seit Jahren
wiederholt Klickarbeiten notwendig wurden, so dati man
am 13. Juli besebloll, den Turm abzusperren und weitere
Aiisbesseriingsarbeilen vorzunehmen. Zum Glück wurde
die Absperrung ausgeführt, der Auslicsscrung aber kam
der Turm durch seinen K.instiirz zuvor, wodurch schweres
l nglück verhütet wurde Schon wahrend der Aufräumungs-
Arbeitcn, die etwa ein halbes Jahr in Anspruch nahmen,
setzte die Regierung eine Kommission, bestehend aus den
Hrn. Nicola Coletta, t-'esare (.cradini und Guglichno
t'alderini ein mit dem Auftrage, die l'rsachcn des Hin-
stur/es festzustellen und zu ermitteln, ob Jemand, und
wer dafür verantwortlich zu machen sei. I>cr dritte dieser
Herren, zugleich Verfasser lies am 25. Nov. 1902 abge-
sehlossenen Berichtes, ist. wie aus einem kürzlich erschie-
nenen Aufsalze Beltraniis hervorgeht, der Architekt des
neuen Justi/pala-les und Ilirigent des 1 'rovin/ialamtcs fflr
die Denkmäler zu Koni Wer die beiden anderen sind,
habe ich nicht erfahren können, doch I.Vs( der l instand,
d.v-s der Bericht aus Rom datiert ist, vermuten, dass auch
sie m Koni aiis;iss lL; sind. Wollte man vielleicht die Zu-
ziehung venezianischer Techniker, als möglicherweise nicht
unbefangen genug, vermeiden'.' Jedenfalls muH es auf-
fallen, «lali man auch Boni nicht zuzog, der doch gewiü
Gelegenheit gehabt hat, bei den Abbruchs, und Allfrau-
HHingsarbeiti-n wichtige Beobachtungen zu machen So
hat er in einem, im „Zcntralhl. «I Bauverw." mitgeteilten
Sehreiben bekundet, dass auch in die Mauern des Marcus-
Turmes Balken und zwar au» Kastanienholz eingelegt
waren: „die äußersten hnden dieser Balken waren vom
Holzwurm zerfressen und dieienigen Teile, die mit Blei-
platten bedeckt gewesen sind', waren von der Trocken-
t.iiilc zersetzt. Ich hübe Proben davon im Pala/zo Duealc
bei Seite legen lassen". Wie viele solcher Balken und
wo dieselben etwa eingemauert waren, ist nicht gesagt,
w ar auch wohl nicht mehr festzustellen. Hie Tatsache aber
war den Mitgliedern der Kommission doch gewili bekannt
und hUtte Erwähnung verdient, da sje geeignet erscheint,
die verantwortlichen Techniker zu enlla-ten.
Her Bericht der Kommission '■ 1 gibt zun.'ichst eine eut-
.ehende (ieschiehte der Erbauung des Turmes und seiner
Schicksale Hie etwas sagenhaft klingende Nachricht von
-einer Gründung im Jahre 01 i bezieht sich wohl kaum
auf den uns bekannt gewordenen t. anipaiiile, denn Scamoz/i
berichtet, dass ,-[■ [ 1 48 begonnen und 1156 vollendet Wor-
ten sei Kr s i)>; t. dass das Fundament breit und tief, aufs
beste abgepfählt und ganz massiv sei Im Jahre 1339 soll
der 'Turin dur ch den Architekten MoutaiMiana erneuert sein
1 \|.i-.-i.-il( in. l'...l.u t -..i.il. M ,., <
litil.r.;^ 1 iqoj \„ ^
6
Hiese Nachricht bezieht sich vielleicht auf eine Ausbesse-
rung und Verstärkung der Mauern, oder auf eine Erhöhung
der ( ilorketislube und Aufsetzen der Spitze Der Oberbau
bestand jedenfalls größtenteils aus Holz, wodurch allein
die zahlreichen Brande erklärt werden. In den Jahren
1383 und 1489 wurde der Turm durch Blitzschlag und da-
zwischen noch zweimal, 1(03 und 1405 in Brand gesetzt,
worauf der Teil oberhalb der (Hocken erneuert und er-
höht und mit vergoldetem Kupfer eingedeckt wurde. Be-
sonders schwer scheint der Sehlag von 148t) gewesen
zu sein, denn Saiisovino schreibt, dati dabei die alle
l.oggietta zerstört, daU sieben Glocken geschmolzen seien,
und dall man Uberlegt habe, .den Obelisken von Stein
zu machen". Her Turm blieb indessen lange mit einem
Notdache stehen, wie ihn eine Zeichnung von Albr. Dürer
vom Jahre 1500 zeigt. Am 26. Mitrz 1511 erschütterte
ein Eidlichen den Turm, wodurch die alten Schäden nur
noch vergrößert wurden Nach der hierüber gegebenen
ausführlichen, aber nicht sehr klaren Beschreibung, ist in
der Mauer bei den Glocken ein Hiß entstanden, der auf
zehn Schritte gegen die Erde hinabreichte. Man erneuerte
die am meisten zerstörten Maucrteilc auf eine Länge von
10 bis 12 Schritte und an einer Stelle aul der Nordseite
bis hinab zu dem zweiten kleinen Fenster. Dabei war es
zur Erlangung eines gleichmäßigen Aussehens notwendig,
auch die Oberflache der anderen Seiten zu erneuern. Zu-
gleich erhöhte man die Mauer um einen Sehritt „sehr
schön und aufwendig" in Werkstein und beschloß, die
alle (,'ella (Glockenstubcl. die Attika und die Spitze in
Stein aufzuführen. Dies geschah durch den maslro Buono
nach dem Blaue des Architekten Spavcnlo in den Jahren
1 j> 1 7 und im Jahre 1540 erbaute Jacopo Sansovino
an Stelle der zerstörten die neue Loggictta, wodurch der
Tunn seine endgillige Gestalt erhielt. Bei dieser Gelegen-
heit erklärte man den Turm für so gut gegründet und so
stark, dass er eine noch viel grossere I-ast tragen könne.
Nach dieser Zeit, und zwar von 1,^48 bis 1762, wurde der
Tunn noch achtmal vom Blitz, getroffen, worauf man sich
entschloss, ihn mit einem Blitzableiter zu versehen.
Den schwersten Schaden scheint der Blitzschlag vom
23 April 1745 angerichtet zu haben. Es werden 37 Bruch-
stellen (fralture) gezahlt, wobei am stärksten die nord-
östliche Ecke angegriffen worden ist. Canaletto hat eine
Zeichnung des Turmes 4 ! l mit dein zur Wiederherstellung
angebrachten llängegertlst gefertigt, wonach auf der
Osiseiie die Eck-Lisene und die Blende daneben bis gegen
die zweite Liscne hin zerstört worden sind. Man darf
annehmen, dall der Zeichner sich eine gewisse künst-
lerische l'cbcrtreibung erlaubt hat, sonst wäre es nicht
zu verstehen, wie der Turm in diesem Zustande mit fast
zerstörtem Eckpfeiler hat stehen bleiben können. I>er
Wiederherstellung dieser Schäden entstammen vielleicht
die vielen weißen Werksteine, die an den Ecken eingesetzt
w aren „zur Sicherung gegen die Pressungen, speziell auf
den Ecken" Nichtsdestoweniger blieb der Bestand des
Turmes durch die vielen mangelhaft ausgeführten Aus-
besserungen. Au-futteruiigen und Verstärkungen stark
gefährdet. Namentlich hebt ilie Kommission hervor, dalt
die neueren Maucrteilc, besonders die Verstärkungen an
den Innenseiten in besserem Material ausgeführt waren,
als das alte Mauerwerk, sodail dieses als eine Last an
dem neuen hing, wie denn auch der untere Teil de»
Turmes in schlechtem, leicht zerreibbarem Mörtel aus-
geführt worden sei. Es ist nicht zu bezweifeln, dall auch
nach dieser Zeit noch weitere Ausbesserungen, nament-
lich an den Aiillenflächen. ausgeführt worden sind.
I eher das, was ,n den letzten Jahren geschehen
ist, konnte die Kommission aus den Akten des Provinzial-
amtes für die Denkmäler und des technischen Bdrcaus
von San Marco, sowie durch Ausfragen der bei den
Aiisbesseriingsarbeilen beschäftigt gewesenen Baubeamten
und Arbeiter nur feststellen, dall die Seite de» Campanile
über der l.oggietta < Ostseite k im Jahre 189g und im darauf
folgenden auch die Südseite auf •/•■ der Hohe im oberen
Teile erneuert sei und dall fortgesetzt im Aeuüeren kleine
Arbeiten ausgeführt seien, mehr der Verschönerung wegen
als zur Sicherung Die eigentliche l'rsachc, d h. den
Ausgangspunkt des Einsturzes, hat die Kommission nicht
festgestellt. Sie erblickt allerdings einen schweren Kehler
in «lein Ausstemmen einer Nut zur Erneuerung des
Traufglieik's (Iber dem Dache der l.oggietta; doch ist kaum
zu glauben. daÜ man unvorsichtig genug gewesen wäre,
diese Arhrit im ganzen vorzunehmen. Bei stockweiser
und vorsichtiger Ausführung, unter gleichzeitiger Er-
neuerung der Ziecelschichten darüber, kminle man hier-
mit zugleich eine Verstärkung erreichen. Eine gewisse
Kntschuldigiing der Beamten erblickt die Kommission in
. l'.tlll S.llll 1 !!!!;- i l,t< 1 ,|, ,|, ( .HHJ.jntll \Otl Sil, 1|;|11M
No. 1/2.
by Googl
der allgemein verbreiteten Uebcrzciiginig. daß der Turm
niclil nur tadellos fundamentiert. Mindern ülnjrhaupt stand-
fähig »ei. wofür einige interessante Beispiele angeführt
werden. So hatte man im Jahre 1898 die Anbringung
eines Fahrstuhles im Inneren als etwas ganz Unbedenkliches
erwogen, und noch am 19. Nov, 1901 erklärten neun an-
gesehene Männer, nämlich fünf Architekten, darunter der
Direktor des Pmvinzialamtes für die Denkmäler, der
Leiter der Arbeiten für die Marcus-Kirche, sowie der als
Kunstschriftsteller bekannte Camillo Boito, ferner drei
Maler und ein Sekretär den Zustand des Tunties für
sicher. Die beiden Baubeamten erhoben allerdings Be-
denken, stimmten aber schließlich, wie natürlich auch die
l'ebrigen, Hoito zu, der erklärte, die früher hervorgetretenen
Schäden rührten von anderen Ursachen her. wogegen
Abhilfe geschaffen worden sei. Hoito schlägt -.gar v..r,
die eisernen Handel und Ilaken zu beseitigen, „wo sie
nicht notwendig sind." Indessen hätten doch diejenigen,
die zur Fürsorge berufen waren, erkennen müssen, daü
der Turm sich nicht in nnnuulcin Zustande heland und
auf Mittel zur Krhaltung de» Denkmals sinnen müssen,
welche die neuere Technik durchaus bietet. I>cr einzige
Weg zur .Sicherung des Turmes wäre die Anbringung
fester Verbindungen in Eisen gewesen und man wundert
sich, daß die Beamten daran nicht gedacht haben Nach
dem aber, was die Kommission selbst über die zahllosen
Schäden und den geringen Zusammenhang des Mauer-
werkes gesagt hat, muß man bezweifeln, daß diese Mittel
.letzt noch geholfen hauen
Soweit man, ohne die Dinge au Ort und Stelle unter-
sucht zu haben, urteilen kann, muß man annehmen, dilti
der Turm schon seit langer Zeit der Zcrsiörting entgegen
ging. Ob er durch richtig und vorsichtig ausgeführte
Ausbesserungen vor 50 Jahren noch /u ri llen war. mag
dahin gestellt bleiben, daß es aber seit 10 oder 20 Jahren
nicht mehr möglich war, dar! man wohl behaupten.
.S,|,|„<» f,.!;, I
Jnter dieser Uebcrschrift istgelegentlich der vorkurzem
zu Knde gegangenen Dresdener Städte-Ausstellung
ein Buch erschienen, dessen Inhaltsreichtutn es zu
einem höchst wertvollen Besitz nicht nur jedes städtischen
Tiefbautechnikers, sondern auch aller derer macht, die,
wie z. B. Vcrwaltungsbeamte. Hvgieniker usw. in etwas
nähere Berührung mit dem Tiefbauwesen der Städte
kommen. I>enn es handelt sich in dem Buche, dessen
Inhalt seinem ganzen Umfange nach auf amtlichen «„Miellen
beruht, nicht etwa um ermüdende Beschreibungen der
hauptsächlichsten Tiefbatianlagen der Hauptstadt Mittel-
deutschlands, sondern um eine in alle Einzelheiten ein-
gehende fließende Darstellung der Art und Weise, wie
der gegenwärtige technische und Verwaltungszustand des
Frankfurter Tiefbauwesens „geworden" ist Manches von
dem, was das Buch an Beschreibungen technischer Werke
bringt, ist zwar durch die Fachpresse längst au die Oeffent-
lichkeit gelangt; dennoch wird es in dem neuen Gc-
wande, in welchem es hier erscheint, abermals auf leb-
haftes Interesse stoßen, weil dein Leser ein genauer
Hinblick in die Geschichte des Vorgeführten und in den
Zusammenhang derselben mit Dingen, die meist in den
Aktenbündeln der städtischen Archive verschlossen ge-
halten werden, eröffnet wird.
Früher als in vielen anderen Städten beginnt in Frank-
furt a. M., dank »einer Wohlhabenheit, seiner politischen
und kommunalen Selbständigkeit und seiner Stellung in
der Geschichte die Pflege von Hinrichtungen, für welche
anderwärts erst viel s|>äier das Bedürfnis sich geltend
machte. Bei der Straßenpflasterung, Straßenreinigung.
zentralen Wasserversorgung und Kanalisation reichen die
ersten Anfänge teilweise in sehr ferne Zeiten zurück; die
■Entwicklung geht demzufolge vielfach nur langsam und
ohne Richtung auf ein festes Ziel vor sich. Wir gewahren
öfter ein vorsichtiges Tasten und ein Vorschreiten in
Richtungen, die später wieder geändert oder aufgegeben
werden mußten. Gerade dadurch aber, daß das vor-
liegende Buch die ganze Länge der Pfade, auf welchem
das Frankfurter Tiefbauwesen sich zu seiner heutigen
Hohe entwickelt hat, hell beleuchtet, gewinnt dasselbe
einen Wert, der es aus der Masse der blos beschreihenden
technischen Werke weit heraushebt.
Herausgeber des Buches ist das städtische Tirfbauanit.
in Frankfurt a. M . namens dessen das Vorwort von dem
Siadthaurat Kol Ic unterzeichnet ist Der Inhalt des Buches
ist in 12 Abschnitte gegliedert, 111 deren Bearbeitung sich
8 Verfasser geteilt haben. Wir setzen insbesondere aus
einein am Schlüsse mitgeteilten Grunde die l'elicr-
schriften der 12 Abschnitte samt dem Umfang derselben
und den Namen der Verfasser hierher
Abschnitt 1: Organisation und Geschäftspraxi- des Tief-
bauamtes. Umfang •/', Druckbogen ; Verfasser
Stadthaurat Kölle
Die bauliche Entwicklung von Frankfurt a. M.
und -eineStadterweiterung; Umfang ' j I huck-
bogen; Verfasser Frühwirth
Das städtische Straßenbauwesen; Umfang
i' j Druckbogen; Verfasser Dehnhardt.
Das städtische Straßcnrcinigungs. und Ah-
fuhrwesen; Umfang i'.'j Druckbogen; Ver-
fasser Roehm.
Die Kanalisation; Umfang 2 Druckbogen;
Verfasser Uhlfelder
Die Reinigung der städtischen Abwasser; Um-
fang 2' , Druckbogen; V erfasser Uhlfelder.
DieWasserversorgung; Umfang 4 Druckbogen;
Verfasser Scheel Ii äse.
Das stadtische Tiefbauwesen in Frankfurt a. M.
Abschnitt 8
2:
U
I,
7
IM
I I .
12:
DieStadlbelcuchutng; Umfang 1 (Druckbogen;
Verfasser Scheel ha se
Die Wasser- und I lafcnbaulcn ; Umfang
3 Druckflogen; Verfasser Uhlfelder.
Die Brückcubaiiten ; Umfang 1 , Druckbogen;
Verfasser Uhlfelder
Das städtische Wrnif-iin^MfM'ii; Umfang
' , Druckbogen; Verfasser Luhe.
Die städtische Matenahcm crwaluing; Um-
fang ' ä Druckbogen; Verfasser Lorey.
Den 12 Abschnitten sind 8 größtenteils farbige
Tafeln und 185 Figuren im Text, alle von tadelloser Alls,
führuug. beigegeben.
Wer es unternehmen wollte, aus dem Inhalte des
Buches Einzelnes in mehr als andeutungsweiscr Form
herauszuheben, wurde bald in Verlegenheit geraten, wo
anzulangen und wo aufzuhören sei. Verfasser ist daher
genötigt, »ich auf einige kurze Hinweise mit wenigen
Randbemerkungen, zu beschränken
In dem Abschnitt 2 interessiert am meisten die
Art und Weise, wie in der Altstadt den Ansprüchen des
neueren grossen Verkehrs genügt wird. Um nicht von
dem malerischen Charakter der alten Straßen und von
architektonisch bedeutsamen Gebäuden allzuviel zu opfern,
hat man Straßen -Verbreiterungen nur in ziemlich
beschränkter Zahl ausgeführt, dagegen den Grundsatz
befolgt, in der Nähe von verbreiterungsbedürftigen Straßen
die Baublöckc in gleicher Richtung mit neuen breiten
Straßen zu durchbrechen, ein Verfahren, das in ge-
eigneten Fällen zur Nachahmung dringend empfohlen
werden kann.
Im Abschnitt 3 sind es vornehmlich die Breiten-
einteilungen der StVaUcn sowohl an der Oberfläche
wie im Grunde, und 'die mit den verschiedensten
Pflasterniaterialien erzielten Ergebnisse, welche
Beachtung herausfordern. Handelt es sich bei der Brcücn-
einteilung darum, in welcher Weise den heutigen so ver-
schiedenen Ansprüchen des Verkehrs und der Ausiiutziin ;
des Grundes mit Versorgungsnetzen aller Art am besten
genügt wird, so sind es bei den Pflastermaterialen hvgie-
nischc und wirtschaftliche Gesichtspunkte, die heute den
Säckel der Städte in früher nicht gekannter Weise in
Anspruch nehmen. Frankfurt bietet in diesen Dingen
ebenso vieljährige und so reiche Erfahrungen, wie sie
anderwärts nicht leicht abermals angetroffen weiden Den
Heschluss <Ies Abschnittes bilden wertvolle tabellarische
Zusammenstellungen Uber die Höbe der Anhcgcrbcitnv"'
zu den Kosten der eisten Anlage und der 5jährigen Unter-
haltung der Sn aßen Ersten- wechseln - je nach der
Straßenbreite und Siraßcnhctesiigungsan zwischen 44
und 2.48 M für 1 "' Frontlänge der Grundstücke, sind
daher im allgemeinen so hoch, ilass sn« nur in Städten
mit sehr hohen Bildenpreisen als möglich erscheinen
Aus Abschnitt 4 ersieht man, dass Frankfurt mit
dem nachgerade für Großstädte etwas vorsündflutlich
gewordenen Zustande der Beseitigung des llauskehrichts
durch die Grundstücks-Higcntümer laugst aufgeräumt und
diese Leistung in städtische Pflege übernommen hat : in
<ler Tat die einzige Lösung, zu welcher nach und nach
alle Städte werden kommen müssen, wenn sie nicht
hinter unerläßlichen Anforderungen der Zeit zurückbleiben
Wollen. Die Einrichtungen der Straßenreinigung sowie
der Abfuhr von Straßen und 1 laiiskelu nlit, die Mengen
und Kosten, um welche es sieh handelt; die Schnee-
beseitigung und die Str.ilicid»e»prrugtnig w erden in Wort
und Bild vorgeführt und es wird .1111 Schluß de- Abschnittes
die ausführliche Beschreibung de- -'gen Frankfurter
5 Januar 1904.
tj^Google
Uni vcrsal- AI »fuhr wagen s miigeieili, der in der Tai den
-ii vielfachen Ansprüchen, welchen ein derartiger Wagen
genügen inutS. um auf das Prädikat „zweckmässig" An-
spruch erheben zu können, voll gerecht zu werden scheint.
Kr löst die Aufgabe in einer uns anderweitig noch nicht
vor Augen gekommene Art und Weise.
In dem Inhalt de- Abschnittes 5, der die Kanalisation
der .Stadt betrifft, findet man zu manchem, was bekannt
iM, auch viele Ergänzungen. Dies gilt 1. H von den Ein-
richtungen zum Spulen, zum Reinigen und zur Lüftung
der Kanäle, von den Anlage-, Betriebs- und Unterhaltungs-
kosten derselben. Die Anlagekosten, welche sich im
Durchschnitt zu 65,6 M. für 1 "> Kanallänge berechnen,
erscheinen bei den grollen Profilen und der Tiefenlagc
der Kanäle als fast auffallend gering und Aehnliches" gilt
von den jährlichen Betriebs- und Unterhaltungskosten, die
nur 0,17 M. für 1 m Kanallänge betragen.
als 5 bietet der
Abschnitt 6, der
Gröberes Interesse
einen wichtigen
Beitrag zu der
immer noch
so viele Zwei-
fel enthalten-
den Krage nach
dem zweck-
mäßigsten Kei-
nigungsverfah-
ren von Ab-
wassern liefert.
I »er ausgezeich-
net bearbeiletr
Abschnitt ent-
hält eine genaue
Darlegung der
Erfolge usw.
der bisher be-
triebenen che*
m iseh- median i-
sehen Reini-
gung der Ab-
wasser, derVer-
suche, die an-
gestellt sind, um
die Grundlage
für anderweite
Einrichtungen
zu gewinnen,
undderschlieU-
liehenEntschci-
dung zu wel-
cher man ge-
langt ist, und die
dahin geht: an
die Stelle des
bisherigen Ver-
fahrens das rei-
ne Sedimentir-
verfahren zu
setzen, Zur
Durchführung
desaelben wird
die bisherige
Anlage eine
der ers.en in
Deutschland
einem Anbau
nebst einer Er-
weiterung un-
terzogen, Die
Art dieser Ar-
beiten sowie
die zur Anwen-
dung kommen-
den niasehinel-
len Einrichtungen, unter welchen insbesondere ein eigen-
artiger Rechen Beachtung beansprucht, werden unter
Beigabe zahlreicher Abbildungen genau beschrieben. Es
wird dadurch sowie durch umfassende Mitteilungen über
Versuche, der Schlunmiplage Herr zu werden, der Ab-
schnitt 6 zu einer Fundgrube von vielem Neuen gemacht.
Umfassend wie dieser Abschnitt ist auch der Ab-
schnitt 7, der die MV'aaaerv eisorgung der Sladt behandelt,
die bekanntlich teils Quellwasser-, teils Grundwasser-,
teils FluUwasser- Versorgung ist und dadurch mehr Seiten
bietet, als in der Regel bei einer städtischen Wasser-
Versorgung angetroffen werden. Ks werden zunächst ilie
wesentlichen Einrichtungen usw. der alten ynellwa--« i •
leituug, alsdann die (iraarfwaxttcrwerke im Stadt Waide,
die dazu gehörenden Druckleitungen und Hochbehälter,
ö
Hionornkin In- am NordvcMvcj in Kopenhagen, Architekt
Neue Baukunst In Dänemark.
weiter das Grundwasser- Werk Ihm Wertheim, das KlutS-
was-er-Werk, sowie ein paar kleinere Werke, die bei den
Stadierweiterungen in den städtischen Besitz gelangt sind,
beschrieben und am Schluü Mitteilungen über noch
schwebende Erweiterungen der Wasserversorgung der
Stadt gemacht. Zahlreiche Abbildungen, Pläne und Ta-
bellen über Wasserbeschaffenheit, Verbrauch und über
die wirtschaftliche Seite der Wasserversorgung beleben
und vermehren das Interesse des Fachmannes sowohl als
das des Verwaltungsbeamten und des Hygienikers an
diesem inhaltreichcn Abschnitt des Buches.
Der nun (olgende kurze Abschnitt 8 beschränkt -ich
auf geschichtliche Angaben über die Entwicklung der
öffentlichen Beleuchtung in Frankfurt und auf einige Kürze
Angaben über Preise usw.
Verhältnismäßig umfassend sind dagegen wieder die
von einem und demselben Bearbeiter herrührenden Ab-
schnitte 9 und 10, von welchen ersterer zunächst die
hydrographi-
-i'lien/.llstJinlr
des Mains, als-
dann - kurz
dieMain-Kanal-
isierttng, weiter
mit Eingehen
anfalle wesent-
lichen Einzel-
heiten, die Kai-
uud Hafenbau-
teil mit ihren
Lösch- und La-
de ■ Einrichtun-
gen, die Spei-
cher - Bauten
usw. betrifft
Insbesondere
über die Lösch-
und Lade-Ein-
richtungen und
die damit ge-
machten Erfah-
rungen findet
-ich in diesem
Abschnitt so
viel auf engem
Raum zusam-
men gedrängt,
dass derselbe
als eine reiche
(Quelle der
Belehrung be-
zeichnet wer-
den kann.
Der Abschnitt
10, tler von
den Brücken-
bauten han-
delt, schließt
sich inderForm
dem geschicht-
lichen Werde-
gängen, indem
er nach einan-
der Beschrei-
bung und An-
sichten der äl-
testen Main-
l "eberhrückun-
gen gibt und
alsdann Anga-
ben über An-
sichten von den
späteren eiser-
nen und stei-
nernen Leberbruckungeu des Flusses folgen läüt. Dieser
Abschnittt ist knappet gehalten, als manchem Fachgenossen
vielleicht erwünscht sein würde
Der Abschnitt 11 behandelt einen Zweig des städti-
schen Tiefbau Wesens , dem vielfach auch heute noch
diejenige Bedeutung nicht beigelegt wird, welche er ver-
dient. In dem Matie. ak der Grundbesitz im Werte
gestiegen ist, und als der Grund und Boden für städti-
sche Anlagen auch unter der Erde in Anspruch ge-
nommen wird, hat der Wert einer richtigen Vermess-
ung de* Stadtgebiet es und genaue Stadtpläne, die
«her alle Einzelheiten zuverlässige Auskunft gewähren,
sich vermehrt. Wie 111 Franklin' die städtische Ver-
messiinijr lawerUrh behandelt, in welche Beziehungen zu
den städtischen und staatlichen Behörden -ie gesetzt
No. 1.2
Tlioivuld Jttrgcuaea.
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ist und was sie leistet, ist aus dein trefflichen Buche
genau zu entnehmen.
Abschnitt ta betrifft die Einrichtung der städtischen
Materialien -Verwaltung, einer Verwaltungsstelle, die dem
Tiefbauamic untergeordnet ist. Bei einer grösseren Verwal-
tung sind ordnungsmässige Beschaffung und Verbrauch der
Materialicn ein Gegenstand von wirtschaftlich grosser
Bedeutung, aber auch von technischer Bedeutung, sofern
es sich um Materialien für Bauzwecke handelt. In Frank-
furt wurde vor einigen Jahren eine Stelle für Materialien-
Verwaltung eingesetzt, der etwa folgende Geschäfte zu-
gewiesen sind: Ermittelung und Ausschreibung der not-
wendigen Materialien, Abhaltung der Verdingungstermine,
Prüfung der eingehenden Angebote, Zuschlagserteilung
nach Genehmigung des Tiefbauamtes , Abnahme und
Verabfolgung von Materialien an die einzelnen Dienst-
stellen, Verwaltung der Lagerbestände usw. Später sind
dem Amte noch zugewiesen die Beschaffung und Veraus-
gabung von Dienst- und Arbeitskleidern, der Schreib- und
Zeiclienmatcrialien KOWte. der Drucksachen. Die Bedeutung,
welche das Amt der Materialien-Verwaltung in Frankfurta.M.
hat, mag man aus der Tatsache erkennen, dass dessen
Ausgaben-Summe im Laufe der letzten i Jahre 8206000 M
brtrug. Bei der Organisation des Amtes, wie sie in
dem Buche beschrieben ist, handelt es -.ich daher um
viel mehr als um die bloße Feststellung einer Form.
W ir sind nach den vorstehenden kurzen Inhaltsangaben
a m Schluß unserer Besprechung de» „Städtischen Tiefbau-
wesens von Frankfurt a. M.", die dem Laien ein kurzes
Bild von dem reichen Inhalt des zu 12 M. käuflichen
Buches gegeben haben wird. Dasselbe istvomStädtischon
Tiefbauamt zu beziehen. Um dem Inhalt des Buches
eine möglichst weite Verbreitung zu sichern, wird das-
selbe nicht nur imganzen, sondern auch in die einzelnen
Abschnitte zerlegt verabfolgt. Der Preis der einzelnen
Abschnitte ist wie folgt festgesetzt: für die Abschnitte i,
6, 8 und 11 je 50 PL für die Abschnitte 2 und den Anhang
Alischnitt 4, sowie für 10 und 12 je 1 M., für die Ab-clmilte
& 4. 5 j e 'i.SoM., endlich den Abschnitt 9 zu 2,50X1, den
Abschnitt 7 zu 2.,v> M. B. —
Neue Baukunst In Dänemark. Hroreonikinhc am Nordvcstvej in Kopenlmgen. Architekt: Thorvuld Jorccnsen.
Das bayerische Staatsministerium für Verkehrs-Angelegenheiten.
jit «lern 1 Jan. 1004 ist das bayerische Vctkehrsmini-
stcrium offiziell in seine Wirksamkeit eingetreten,
nachdem die Vorarbeiten zur Bildung de» Ministe-
riums, über die auch wir mehrfach berichteten, schon
längere Zeit »gedauert hatten Im baverischen .Gcs-
11. Verordn.-Bl." vom 17. Dez. 1903 wird' die Errichtung
eines „Staatsministeriunis für Verkch 1 vangclcgen-
heiten* bekannt gemacht und als den Wirkungskreis dem-
selben die oberste Aufsicht (Iber das Eisenbahn-, Poet- und
Telcgraphcnwcscn und über den Damp|schiffahrts-Bctnel>,
sowie insbesondere die Leitung der Stautsanstallcn für den
Verkehr bezeichnet. Im einzelnen hat es zu Ubernehmen
die Verwaltung der Staatseisenbahnen , der Poeten und
Telegraphen, der staatlichen Dampfschiffahrt auf dem
IJodensee, der Kcttcnschlcppschiffahrt auf dem Main, dem
I udwigs- und dem Frankcnthalcr Kanal: die oberste Leitung
des Baues neuer staatlicher Eisenbahnlinien und aller im
Bereich der staatlichen Verkchrsanstaltcn auszuführender
Bauten; die oberste Aufsicht über den Bau und Betrieb
von Privateiscnbalinen eiiwhl der .Straßenbahnen, und
die oberste Aufsicht über den privaten Betrieb der Dampf-
schiffahrt auf den bayerischen Binnenseen, Flossen und
Kanälen. Die oberste Leitung -teUi ,|, m Verkehrsmini-
sterium auch für die Postbauten zu, mit deren AusfuJuÜng
die Landbauämter betraut werden Die Kniwürfe von
Gebäuden, die einen reinen Bauaufwand von 100000 M.
und mehr erfordern, oder welchen wegen der Umgebung,
in welcher sie errichtet weiden sollen, ■■ine besondere'
künstlerische Bedeutung zukommt, sind der obersten Man-
bchördc zur Prüfung vorzulegen Dem neuen Staat»-
ministcrium sind unmittelbar untergeordnet die General-
Direktionen der Staat geisenbahnen, die Gcneraldircktion
der Posten und Telegraphen und die Kreisregierungen
hinsichtlich der Angelegenheiten, welche in die Wirksam-
keit des Verkchrsmiiiisteriiinis fallen. Durch die Errichtung
dieses Ministeriums wird der Gcschäftskrci* des Ministe-
riums des kgl. Hauses und des AeuUoren. sow ie de« Staats-
ministeriums der Finanzen verringert und es dürfte im
5, Januar
1904.
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Verlauf der nächsten Jahre auch ein Teil der Tätigkeit
des Oberlasteten Ministeriums des Inneren dem neuen
Ministerium zugewiesen werden.
Das Vcrketirsministerium kann als Nachfolger de»
1871 aufgelösten bayer. Staatsministcriums des Handels
und der öffentlichen Arbeiten angesehen werden, welches
von 1848 — 1871 bestand und welchem die Verkehrsanstalten,
das Bauwesen, die Ministcrial- Handels-, Gewerbe- und
Industrie- Abteilung, sowie alle technischen Lehranstalten
zugewiesen waren. Seine Auflösung erfolgte seinerzeit
nicht ohne lebhaften Widerspruch der weitblickenderen
Kreis* der bayerischen Volksvertretung.
Iiis zur Fertigstellung des eigenen Gebäudes auf dem
Maffei-Angcr an der Arnulphstraße (s. S. 656, Jahrg. 1903) Ist
das Ministerium im Gebäude der Generaldirektion der Staats-
cisenbahnen untergebracht. Als Bedarf ist für das neue
Ministerium einstweilen ein Betrag von 233000 M. in den
Staatsvoranschlag eingestellt. Das neue Dienstgebäude
erfordert einen ungefähren Aufwand von 9,0 Mill. M.
I>ie Personenfrage für das neue Ministerium bot keine
Ueberraschungen, da seit längerer Zeit schon bekannt
war, daß der seil dem Rücktritte des Staatsministcrs Grafen
Crailsheim die Vorarbeiten für die Bildung des Ministeriums
leitende bisherige Chef der Verkehrsabteilung im Mini-
sterium des AcuUercn, Ministerialrat v. Frauendorfer,
zum Verkehrsminister ernannt werden würde, was dann
auch vor Weihnachten eintrat. Neben ihm wird, wohl als
die wichtigste Persönlichkeit des Ministeriums nach dem
Minister selbst, der zum Staatsrat i- », P. ernannte General-
direktor der Staatsbahnen, Gust. Kitter v. Ebermayer,
der bereits im Sommer des vergangenen lahres durch
die bis dahin für die Vorstände der Gcncralciircktion nicht
üblich gewesene Verleihung des Prädikates „Exzellenz"
ausgezeichnet worden war, dem Ministerium mit seinen
reichen Erfahrungen erhalten bleiben. Ihm zurseitc steht
als Leiter der Posten und Telegraphen der Generaldirektor
I-orcnz v. Kinger, welchem der Kang eines Ministeriul-
Pircktors verliehen wurde. Eine Keine anderer Ernen-
nungen und Beförderungen, auf die wir nicht näher ein-
gehen können, läßt erkennen, daß man den Willen hat,
die kommenden Arbeiten mit frischem Geiste aufzunehmen.
Uns interessieren in erster Linie Minister v. Frauen-
dorfer und Staatsrat v. Ebermaver. Pein ersteren wird
von allen Seiten Vertrauen entgegengebracht mit dem
Wunsche, daß es ihm gelingen möge, dieses Vertrauen
auch zu rechtfertigen. Er wird als tüchtig, erfahren und
gewissenhaft gerühmt; es wird jedoch aber auch mit Recht
betont, daß in einem Vcrwaltungszweigc, der im gesamm-
len staatlichen Wirtschaftsleben eine so einschneidende
Rolle spiele, wie das Verkehrsministerium, diese Eigen-
schaften allein nicht genügten, daß vielmehr ein Verkenrs-
minister unserer Tage ein moderner Mensch sein müsse,
ausgerüstet mit Energie, Wagemut und Weitblick.
Frauendorfer wurde am 27. Sept. 1855 in Höll in der Über-
pfalz als Sohn eines Volkschullehrcrs geboren, steht also
in der Vollkraft der Jahre. Fr besuchte das humanistische
'Gymnasium in Landshut und die Universität München.
Bereit« 1882 trat er in den Dienst der Staalseiscnbahn-
Verwaltung und wurde 1886 in die Verkehrsabteilung des
Staatsministcriums des kgl. Hauses und des Aeußeren be-
rufen. Im Jahre 1899 übernahm er die Leitung der Ver-
kehrsabteilung dieses Ministeriums. Die Laufbahn ist so-
mit eine sehr schnelle und ehrenvolle.
Mitteilungen aus Vereinen.
Mecklenb. Arch.- u. Ing.-Verein. Seit der letzten Milt.
in No. 29 Jahrg. 1903 d. Ztg. hat der Verein seine Sommer -
Versammlung am 12. und 13. Juli 1003 in Neubranden-
burg gehalten. Für diejenigen, welche die in der Ebene mit
niedrigen nüchternen Häusern an rechtwinklig sich kreu-
zenden breiten schnurgeraden Strassen erbaute Stadt von
etwa 10000 Seelen noch nicht kannten, bot die Besichtigung
der alten Kirchen- und Kloster-Gebäude, insbesondere aber
der die Stadt kreisförmig umgebenden Mauern und davor-
liegenden doppelten Wälle und dreifachen Stadtgräben in
ihrer Brpflanzung mit prächtigen alten Fichen und der zum-
teil gärtnerischen Umwandlung, sowie endlich der vier
nach den Himmelsrichtungen hinauszeigenden Tore mit
ihren doppelten, hochaufragenden alten Torburgen unter
der ortskundigen Führung des Hrn. Bürgermstr. Pries
und anderer Einwohner künstlerisch und geschichtlich er-
freuenden Gcnuss, an dem auch die schon früher hier
Gewesenen gerne nochmals teilnahmen. Auch die am
ersten Versammlungstage, einem Sonntag, vorgenommenen
Ausflüge im Verein mit zahlreichen Damen in die bergige,
bewaldete schöne Umgebung der Stadt an prächtigem See
ließ die Ungeduld der vorangegangenen lanuen Ei-enbahn-
10
Nicht minder glänzend ist, namentlich wenn man seine
Eigenschaft als Techniker berücksichtigt, die I .aufbahn
Ebermayers. I>crselbc wurde in Nenzenheim in Mittel-
franken geboren, er steht nahe der Mitte der sechziger
Jahre. Seine Studien machte er auf dem Gymnasium in
Ansbach, an der Technischen Hochschule und an der Uni-
versität in München. Bereits 1862 trat er in den Eisen-
bahndienst und war im deutseh - französischen Kriege 9
Monate Fcldciscnbahn-Ingenieur in Frankreich. Zahlreiche
Reisen haben seine reichen dienstlichen Erfahrungen er-
gänzt und ihm jenen Weitblick verliehen, der an ihm ge-
rühmt wird. Namentlich der Besuch Amerikas aus Anlaß
der Weltausstellung in Chicago hatte für ihn ein reiches
Ergebnis an praktischen Erfahrungen im amerikanischen
EUenbahndicnstc- 1872 trat Ebermayer in die Bauabteilung
der Generaldirektion der bayerischen Staatsciscnbahncn
ein und wurde 1890 Vorstand* derselben. Am 1. Jan. 1893
erfolgte seine Ernennung zum Regicrungsdirektor und 1895
die zum Generaldirektor derStaatseisenbahncn. Als Staats-
rat des Verkehrsministeriums und als Vertreter des Mini-
sters v. Frauendorfer bleiben seine reichen Erfahrungen
diesem Ministerium erhalten und er bleibt so lange an
der Spitze der Generaldireküon, bis diese nach der in den
nächsten Jahren durchzuführenden Neuorganisation des
Verkehrswesens überhaupt aufgehoben wird.
Groß und bedeutend sind die Aufgaben, die dem neuen
Ministerium bevorstehen. In Bayern wird nicht ohne Stolz
darauf hingewiesen, daß dieser zweitgrößte Bundesstaat
einst an der Spitze des deutschen Verkehrs wesens gestanden
habe. Und man rechnet nicht mit der Unmöglichkeit, daß
dieses einst wieder werden könne. Ohne in eine Erörterung
über diese Frage eintreten zu wollen, meinen wir aber
doch, daß der schärfste Wettbewerb keinem Zweige der
modernen staatlichen Verwaltungstätigkeit so sehr zu gut
kommen kann, wie dem Verkehrswesen. Und Bayern
namentlich steht vor großen und wichtigen Entscheidungen.
Wir meinen nicht die selbstverständlichen Verbesserungen
technischer und volkswirtschaftlicher Natur im Verkehrs-
wesen. Wir meinen aber einmal die Frage, ob es dem süd-
deutschen Partikularistnus in der Tat dauernd gelingt, die
schon von Bismarck erstrebte Vcrkehrseinheillichkeit in
Deutschland zu vereiteln, und wir meinen die weitere Frage,
ob es dem neuen Minister möglich sein wird, die neuen
Verkehrslinien durchzusetzen, die geeignet sind, den entspr.
lebhaften Bestrebungen der nichtdeuUchen Staaten nament-
lich der Alpengebicte wirksame Gegenbestrebungen ent-
gegenzusetzen und den Zug nach dem Süden den deutschen,
bezw. bayerischen Bahnen zu erhalten. Gewiß wird man
gerecht s'ein müssen und von dem Verkehrsminister , ob-
wohl sein Vcrwaltungsgebiet für das Volkswohl, die Volks-
wirtschaft und die Staalswirlschaft von so eminenter Be-
deutung ist, nicht Allmacht verlangen können. Auch
seine besten Absichten können an den Erwägungen der
herrschenden |Hilitischen Partei scheitern. Doch das wird
die Zukunft, vielleicht schon die allernächste, lehren. Penn
drängende Verkehrsfragen pochen mit Macht an die Tür
des neuen Ministeriums. Möge ihre Lösung das Vertrauen
rechtfertigen, welches so von allen Seiten selten einem
neuen Minister entgegengebracht wurde. Möge der Herr
Minister v. Frauendorf er sich als ein moderner
Mensch zeigen; das wünschen auch wir und seine bis-
herigen Maßnahmen berechtigen zu der Annahme, daß diese
Erwartung auch eintreten dürfte - — H, —
fahrten bald vergessen. Die geschäftlichen Verhandlungen
beschränkten sich in der Hauptsache auf die durch die
Satzungen vorgeschriebenen \\ ahlen, aus denen hier her-
vorgehoben werden mag, dass anstelle des eine Wieder-
wahl ablehnenden Hm. Bits. Loycka Hr. Baudir. Hamann-
Schwerin zum Vorsitzenden des Vereins und als Ort der
nächstjährigen Sommer- Versammlung Hamburg erwählt
ward, welches, obschon außerhalb des Vereinsbezirkes
belegen, jetzt viel des bautechnisch Sehenswerten bietet.
Als Mitglieder wurden aufgenommen die Hrn. Keg.-Bmstr.
Kietz in Neustrelitz, Lübstorf in Ncukloster, Schondorf in
Güstrow (jetzt Dargun) und Bauschuldir. Arch. Bennewitz
in Strelilz. Wegen angemessenerer Festsetzung der Haft-
pflicht-Versicherungsprämie ward eine Kommission aus
den Hrn. Hübbe, Preycr und Dehn ernannt Nach
dem Festmahl wurde noch eine Ausstellung von Baumate-
rialien besichtigt, welche die Firma Wilhelm Jäger in
Neubrandenburg für den Verein veranstaltet hatte. -
Die Ve rsam rn I u ng am 10. Okt. v J in Schwerin
nahm Hrn. Stadtbrt Senator Ehrich in Schwerin als Mitglied
auf, und erledigte unter anderen Gcschäfts-Angclcgenheiten
den Jahresbericht des Schriftführers nebst Kassenrechnuni-
des verflossenen Jahres; er soll in gewohnter Weise in
beschränkter Anzahl von Exemplaren nur für die Vereins-
No. 12.
by Googl
mitglieder gedruckt werden; und da er kein allgemeineres
Intcres-e hat und vonseiten de* Schriftführers der Deutsch.
Hauzeitung in kleineren Zeiträumen ausführlichere Mit-
teilungen über die Vereins- Versammlungen insbesondere
auch in Berücksichtigung der im Kunde verstreuten Ver-
einsmitglieder zugehen, soll von einer nicht erbetenen
Versendung derselben an andere Verbandsvereine nach
dem Anheimgeben des Verbandsvorslandes abgesehen
werden. In Güstrow hat der Magistrat auf Anregung des
Vereins Meldungen von Architekten und Ingenieuren zu
einer erledigten Ratsstelle eingefordert, der dortige Bürger-
ausschuß verlangt aber einen Kaufmann.
Die Versammlung am 14. Nov. in. Schwerin nahm
Kenntnis von den vonseiten des Verbandsvorstandes über-
sandtenNonnalzeichnungen nebst Erläuterungen fürdeutsche
Tonröhren (glasierte Steinzeugröhren), und von dem ihm
vonseiten des Vorstandes des Hamburger Arch.- u. Ing.-
Vcrcins geschenkten gedruckten Berichte seines Aus-
schusses über die Arbeiterwohnungsfrage, welcher auch
im Buchhandel erschienen ist Kin eingesandtes Fcnstcr-
modell gab Anlass zur Erwägung der Einrichtung eines
städtischen (Jewerbemuseums zur Aufbewahrung von
Materialproben , Modellen , illustrierten Katalogen usw.
Den übrigen Teil der Sitzung füllte der Vortrag des 1 Irn.
I.andbmstr. Drcyer Ober die von ihm al- Abgeordneter
besuchte Verbands -Versammlung in Dresden und die
Schilderung von Meissen mit seiner Domkirche und
Albrechtsburg in seiner malerischen l-age an der Elbe.
Im Anschluss an diesen Bericht übernahm es Hr. Drcyer,
in einer der nächsten Versammlungen über die Verbands-
fragen wegen der Gebührenordnung und der Wettbewerbe
zur Weitergabc geeignete Vorlagen zu machen. ( (
Vermischtes.
Die Stadterweiterung von Posen. Bi- vor kurzem war
l\»cn, die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, eine
Festung ersten Hange-, zu welcher die Stadt in den Jahren
1837 1853 umgeschaffen und seit dem Jahre 1876 durch
einen Hing von Auöcnforts verstärkt wurde. I*cm steten
Wachstum der Stadt stand dieser Charakter als Festung
abge-ehen von der Ungunst der Verhaltnisse des öst-
lichen Grenzverkehrcs — so sehr im Wege, dafl die 1 Iccres-
verwaltung beschloß, das Festungsgcländc aufznlas-en
und dasselbe zumteil au- dem Besitze des Reiches in den
des preußischen Staates übergehen zu lassen. Das preußi-
-che Finanzministerium hat die Erschließung und Ver-
wertung des in den Besitz des Staates übergegangenen
Teiles der bisherigen Stadtumwallung übernommen und
al- Staat-kommissar zur Oberleitung der einschlagigen
Arbeiten den Geheimen Baurat Jos. Stübben in Köln a. Rh.
berufen, der demnächst seinen Wohnsitz in Berlin nimmt
In Bosen wird, wie wir hören, für die Erschließung und
Verwertung des F"estung-geländes wahrscheinlich eine be-
sondere staatliche Kommis-ion gebildet werden, an deren
Spitze Stübben treten dürfte, obschon sein ständigcrWohnsitz
Berlin bleibt Die Wahl Stübbcns ist eine außerordentlich
glückliche; Stübben ist unstreitigauf dem Gebiete des moder-
nen Städtebaues der Meister, der über die reichste Erfahrung
verfügt und der es trefflich versteht, neben der nüchtern-
sten Berücksichtigung aller Forderungen der Finanzwirt-
schaft. Hygiene und des Verkehrs auch die rein psychi-
schen Forderungen zur Geltung kommen zu lassen, welche
die Gegenwart in so reichem Maße an den Städtebau stellt.
Wir hätten gewünscht, daß die Berufung Stabbens nach
Berlin -chon 10 oder 15 Jahre früher erfolgt wäre; seiner
temperamentvollen Auffassung wäre es dann vielleicht
geglückt, in manchen Winkel der Heichshauptstadt und
ihrer Vororte hineinzuleuchten, in welchen der Städtebau
eine Entwicklung erfahren hat, die leider recht wenig zum
Beifall reizt, und hier fruchtbarere Anregungen zu geben.
Indessen: vieles steht noch bevor; anderes, das bereits in
Angriff genommen wurde, schließt die bessernde Hand
nicht aus und so geben wir denn dem Wunsche Ausdruck,
daß die Stellung, zu welcher Stübben in Berlin berufen
ist, nicht eine so aus-chließliehe sei, daß ihm nicht auch
die Möglichkeit bliebe, auch nichtstaatlichen r'ragen des
Städtebaues seine hervorragende Kraft zu widmen. — j
Denkmäler hervorragender Vertreter der Technik an
der Technischen Hochschule in Wien. Am j. Nov. 1003
wurden vor der Technischen Hoch-chule in Wien Blfer-
mendenkmäler von hervorragenden Vertretern der Technik
enthüllt. Die Ilcrmcnbüsten stellen dar: Joh. Jos Ritter
v. Prechtl (t 185.4). einen bedeutenden Technologen, war
34 Jahre lang Direktor des Wiener polytechnischen Institutes.
Sim. v. Stampfer (t 1864), tat sich als Mathematiker
und Geodät hervor, wirkte in Salzburg und Wien und
hinterließ Logarithmen und barometrische Höhenmeßtafeln,
-owic eine Nivellierkunde Adam Freih v. Burg (t 1882».
5 Januar 1904
Mathematiker und Technologe, hervorragend auf dem Ge-
biete des Maschinenbaues. Er war 1840 Direktor des poly-
technischen Institutes. — Prof. Ant Scfirötter Ritter von
Kristelli (t 1875t, Chemiker und Direktor des HauptmOnz-
amtes. Er entdeckte den roten Phosphor. — Prof.Gg.K e bh an n
Kitter v. Aspcrnbrück, war Lehrer der Baumechanik
und des Brückenbaues und hat die Aspcrnbrücke in Wien
erbaut — Arch. Prof. Heinr. Frcihr. v, Ferstel (t 1883),
Erbauer der Votivkirchc, des Oesterreichischen Museum*
und der Universität in Wien. — Prof. Ferd. Ritter v. Hoch-
Lehrer des Maschinenbaues an der Technik.
Eine neue Ein-
banddecke d. „Deut-
schen Bauzeitung"
haben wir für un-
sere Abnehmer an-
fertigen lassen. Die
Decke zeigt die ne-
benstch. Zeichnung
in reichstem Gold-
druck auf feinge-
stimmtem braun-
rothem oder ge-
brochen blauem
Leinen. Die Wir-
kung der Decke ist
bei allem Reichtum
eine sehr vornehme
und gewählte Der
Prei- ist gegen die
alte einfache I>ecke
— die wir gleich-
falls noch liefern —
nur -dir wenig er-
höht; er beträgt 2.30
M ein-chlics-|. Ver-
packung und Porto.
Bestellungen gelan-
gen in der Reihenfolge ihres Einlaufes IUT Au-fnhrung ; ein
( 'mtau-ch geliefertcrDecken kann leider nicht stattfinden -
Preisbewerbungen.
Ein Wettbewerb des Beamten -Wohnung* -Vereins iu
Berlin betrifft Skizzen für die Bebauung eines Grund-
stückes in Charlottenburg und ist auf die Architekten
Berlins und seiner Vororte beschränkt. Die Entwürfe
sind bis zum 15. März 1904 einzuliefern Es gelangen
3 Preise von 2500, 1500 und 1000 M. zur Verteilung; eine
Verteilung der Gesamtsumme der Preise in anderen Ab-
stufungen kann auf einstimmigen Beschluss des Preisge-
richtes erfolgen. Letzterem gehören u. a. an die Hrn.
Gem.-Brt Herrnring, Min.-Dir. Hinckeldeyn, Brt
March, Geh. Ob, -Brt. Dr. Thür, Brt. Wegner und Reg,-
und Brt. Wolff. Unterlagen durch den genannten Verein,
Linkstrasse 40. — J
1JT Ein Wettbewerb betr. Entwürfe für einen Kunstbrunnen
auf^dem Melanchthonplatz in Nürnberg wird für bayerische
Künstler bei Verleihung von 3 Preisen von 700, 500 und
300 M erlassen. Zu dem Brunnen stiftete rrau Mathilde
Ott in Hamburg 30000 M. — 1
»»» Ein Preisausschreiben zur ErlanRung von Entwürfen für
dle^Fassaden des neuen Geschäftshauses der westpreuss.
Provinzial-Landschafts-Direktion und der Landschaftlichen
Darlehnskasse In Danzig wird für im Deutschen Reiche
ansässige Architekten zum 15. März 1904 erlassen. Es
gelangen 4 Preise von 2000, 1000 und zweimal 500 M. zur
Verteilung; ein Ankauf nicht preisgekrönter Entwürfe für
je 300 M. ist vorbehalten. Dem 7 gliedrigen Preisgericht
gehören an die Hrn. Geh. Brt. Steinbrecht in Marien-
burg, Stadtbrt, Ludw. Hoffmann in Berlin; l.andcshrt.
Ürews in Stettin und Landesbrt. Tiburtius in Danzig.
Unterlagen, „soweit der Vorrat reicht", kostenlos durch
die kgl westpreuß Provinzial - I.andschafts - Direktion in
Danzig. —
Einen Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für
die malerische und plastische Ausschmückung von Wand-
und GewOlbeflächen des neuen Rathauses In Frankfurt a. M.
erläßt der Magistrat zum 24. Febr. d. J. für Frankfurter
Künstler. Unterlagen gegen 15 M . die nach Erreichung
bedingungsgeinäßer Entwürfe zurücker-tattet wei den, durch
das Baubtireau des Haihaus- Neubaues. Das Preisrichtcr-
anit Oben unter Vorsitz de- Ob -Bürgernisir Dr. Adirke-
aus die Hrn. Prof A. Kampf in Berlin, Prof II, Sehaper
1 1
L/iyiiiz.c
dj&y-Google
in Hannover, Prof. \V. Kolmspcrgrr in Manchen, sowie
Stadtbrt Schaum ann und die kgl. Brie. J. v, Hoven und
1.. Naher in Frankfurt a. M. —
Ein PrelMUsschr«lb«n des Rothenburger Verbandes
akademischer Architekten-Vereine deutscher Sprache (Vor-
ort Karlsruhe) hatte das .Denkmal eines grollen Mannes"
zum (Jegenstand Es liefen 4 Arbeiten ein, unter welchen
die des Hrn. |. Claus (vom Verein .Akanthus" in Dresden)
siegte Preisrichter waren die Hrn. Geh. Rat Dr ing,
.1. Durin, Ob.-Brt. O Warth und Ob-Brt. Weinbrenner
in Karlsruhe. --
Ein Wettbewerb der ..Berliner Terrain- und Bau-Aktien-
gesellschaft" betrifft (Jrundrißskizzcn für die Bebauung des
in der Krobcnstraßc, zwischen Kurfürsten- und BülowstraBe
gelegenen Geländes, Es gelangen 3 Preise von 700, 600 und
M. zur Verteilung. Frist: ao. Jan. d. J. Unterlagen durch
ilie genannte Gesellschaft in Berlin W. 57, Bltlowstr. 93. —
Der Wettbewerb betr. das Vereinshaus „Neue Erholungs-
gesellschaft" In Plauen I. V. Die Entscheidung, die bereits
am 26 Nov. 1903 getroffen wurde, gelangt, wie der Vor-
sitzende des Preisgerichtes ausführt, durch ein bedauer-
liches Mißverständnis erst jetzt zur Kenntnis der Teil-
nehmer, Es haben erhalten den I. Preis die Hrn Altgelt
Ar Schweitzer in Berlin; den II. Preis Hr. O. Haupt*-
ntann in Italien i. V Zum Ankauf wurden empfohlen
die Entwürfe der Hrn Pupperitz in Hauen, Hirsekorn
in Chemnitz und Herfurt in Dresden in Gemeinschaft
mit Sachs in Plauen.
Wettbewerb Friedhofanlagt Lahr 1. B. Der Stadtrat
hat beschlossen, den beim Wettbewerb für eine Friedhof-
Anlage in Lahr mit dem I Preis ausgezeichneten Ent-
wurf der Hrn. Oskar und Johannes G rot he in Berlin der
Ausführung zugrunde zu legen und mit den Verfassern
behufs l'eberoalime der künstlerischen Leitung in Ver-
bindung zu treten. —
In dem Wettbewerb des Münchener Arch.- u. Ing.-Ver-
elns betr. Entwürfe für ein Schulhaus In Schwabach liefen
46 Arbeiten ein. Den 1. Preis errang ein Entwurf der
Ilm Senf und Schneider in Lindau; den II. und III
Preis die Ilm Schnartz und Veil in München. Eine
lobende Anerkennung wurde den Entwürfen der I Im.
Müller, Schulz und Bern dl iiiMünchen ausgesprochen.
Chronik.
Ein Kaiserin Elisabeth-Denkmal In Pol« gelangt nach dem
Entwurf des Architekten Rud. Klotz und de» Bildhauers Alfons
Canciani, beide in Wien, zur Ausführung Der Auftrag zur Aus-
führung ist das Etgebnis eines Wettbewerbe», in welchem der
Entwurf der beiden Künstler den I. Preis erhielt. —
Der neue Bahnhofsentwurf für Dortmund, nach welchem
eine Höherlcgung de* ganien Bahnhole« unter Beibehaltung des
Dammesdcr Linie Dortmund— Emschede geplant ist, hat aros-Dez. 1003
die Zustimmung der Stadtverordneten^ rrsamroluog gefunden. Die
Stadt zahlt o v s Mill. Zu*chuss und hat die neuen Zufahrtsstraßen
zum Bahnhof herzustellen Die Stadt hat noch den Wunsch aus-
gesprochen, da*« »tatt der EiscnbahndAmmc in der Stadt Viadukte
angelegt weiden möchten. —
Kanalisation von Fulda. Mit einem Kostcnaufwande von
rund orsooo M hat die Stadl Fulda eine Kanalisation mit Klär-
anlage eingeführt. —
Eine Erweiterung des Oesterreichischen Museums für
Kunst und Industrie In Wien soll nach den Entworfen des Ob.-
Brt. L. Baumann in Wien demnächst durch das itaatllche Bau-
departement des Ministeriums des Inneren in Angriff genommen
werden. Der 187 t durch Ferste! vollendete beutige Bau erhftlt
einen Zubau für wechselnde Ausstellungen sowie für einzelne
Gruppen der historischen Sammlungen des Museums. —
Die Bestrebungen zur Anlage einer Münchener Ring-
bahn sind durch die Zustimmung der infrage kommenden Ge-
meinden soweit gefordert, dass die Vorlage in den dem versammel-
ten bayerischen Landtag vorzulegenden Lokalbahn -Gesetzentwurf
einbezogen werden kann. -
Ein Monumental -Brunnen zur Erinnerung an die Ein-
gemeindung der Vororte Witten und Pradl zu Innsbruck
wird auf dem Bahnhofplalz in Innsbruck errichtet werden. Die
Kosten mit 150000 Kr. sind von dem Ehrenbürger der Stadl Inns-
bruck, Hans v Sicherer, gestiftet worden. Der Brunnen soll im
Sommer 190s Aufstellung gelangen —
Ein Denkmal Louis Berger» ist auf dem Hohenstein bei
Witten zur Aufstellung gelangt. Da* Denkmal hat die Form einem
von Terrassen umgebenen Turmes nach dem Entwurf des Hrn.
Arch. Paul Baumgarten in Berlin; der Turm tragt an seiner
Aussenseite ein von dem Bildh. Arnold KQnne in Berlin in Kupfer
getriebenes Bildnis Bergers. —
Die neue East - River -Brücke In New York wird am 39
d. M. dem Verkehr Obergeben werden. Es ist eine versteifte Kabel-
brucke, deren 41 m Ober höchster Flut liegende Fahrbahn die
Herstellung sehr bedeutender Zufahrtsviadukte erforderlich machte.
Der Kostenaufwand stellt sich auf rd. 80 Mill. M. Die Brücke ist
nach den Entwürfen des Ing. L. L. Back ausgeführt. Sie hat
4B0 m mittl. Spw., daran anschliessend beiderseits eine Oeffnung
von 175 m. Die Türme erheben »ich bis ioj m Ober H.H.W. Die
Ausführung ist lediglich als Nutzbau erfolgt.
IL'
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich. Der Gara.-Bauinsp. K lein in Frankfurt a. M.
ist als techn, Hilfsarb. zur Int. des IX. Armeekorps versetzt. - Die
Mar.-Bfhr. Sampc und Schulz sind zu Mar.-Schiffbmstrn. ernannt.
Baden. Dem Glasmaler Prof. Geiges in Freiburg ist das
Kitterkreuz I Kl mit Eichenlaub des Ordens vom zahringer Löwen
verlieben. — Der Reg.-Bmstr. Baer in Lörrach ist zur Kulturinsp.
Karlsruhe versetzt.
Der Reg-Bostr. Schwehr in Waldshut ist x. Wasser- u.
Stratsen-Rauinsp nach Ueberüngen versetzt.
Bayern. Der Reg. u. Kr.-Brt. Ruttmann ist z. Ob-Brt. bei
der Obersten Baubehörde und der Dir.- Ass. Dr Heubach 7-
Dir.-Ral bei der Gen. Dir der SüuUseiaenb., unt. Belassung in seiner
dermaliren Verwendung in der VerkehrsabL des Kgl. Stu;it-minist.
des Kgl. Hauses und des Aeusseren. befördert.
Preussen. Dem Reg - a. Brt Fischer in Breslau, dem Kr.-
Bauinsp. Lang in Goldap und dem Eiseob.-Ba.u- 11. Betr-lus-p.
Schnock in Essen ist der Rote Adler-Orden IV. Kl., — den Rcg.-
u. Brtn. Volkmann in Potsdam und Peltz in Stade, den Kr -
Bauinsp., Brtn. Scheele in Fulda und Varuhagcn in Halberstadt
der Chax. als Geb Brt, — den Kr. Bauinsp. Junghann in Görlitz,
Kirchner in Wohlau, Förster in Krankfurt a. O,, Bath in
Kolberg, dem Waaser-Bauinsp. I k e o in Nakel und dem Landbauinsp.
Borde in Berlin ist der Char. als Brt. mit dem persftnl. Range
der Kate IV. KJ. verheben.
Verliehco ist: den Eisenb. Bau- u. Bctr.-lnsp. Galmert ilie
Stelle eines Mitgl. der Kgl. Eiseob-Dir. in Altona und l.npke die
Stelle des Vorst der Eisenb. -Betr.-Insp. 3 in Duisburg, dem Eisenb -
Bauinsp Beeck die Stelle des Vorst, einer Werkst -lmp. bei der
Eisenb.-Haoplwerkst. in Oppum.
Die Reg-Bfhr. Heinr. Gödecke ans Uelzen und Otto
Hammann aus Biebesheim (Eisenbich.), -- Ernst Ackermann
aux Tietzow, Otto Stallwitz aus Dortmund, Wilh. Nolle aus
Herzberg und Kleni. Pachter aus Wiesbaden (Masch.-Bfch ) sind
zu Reg.-BmsU-n. ernannL
Zur Beschäftigung überwiesen sind die Ret: - Umstr. .
v. Poellnitz der Kgl. Reg. in Hannover und Zeroch der Kgl.
Reg. in Koblenz, Liebetrau der Kgl. Eisenb.-Dir. in Berlin und
Rohrs der Kgl. Eisenb -Dir. in Elberfeld.
Der Eisenb.-Dir. Schmidt in Magdeburg ist gestorben.
Württemberg. Eine Abt.-Ing.-Stelle ist Obertrogen den Reg\-
Bmstrn. Zaiscr bei dem üautechn. Bflr. der Gen -Dir. der Staats-
eisenb., und Nagele bei der Eisenb.-Bausekt. Feucrbacli.
Brief- und Fraßekasten.
Hm. P. H. In Dartrutadt. Da es «ich um Beseitigung von
Mangeln in einem Bauwerke handelt, dessen Ucbcrgabe und Be-
ziehen am 35 Juli 1000 erfolgt ist, würde der Ansprach auf Be-
seitigung der vorhandenen Mangel erst am 35 Juli 1905 verjähren.
Es kann derselbe also gegenwartig noch erhoben werden, denn es.
liegt ein Fall des B. G.-ß. $ 638 vor, nach welchem der Anspruch
des Bestellers auf Beseitigung eines Mangels des Bau welkes erst
fünf Jahre nach Abnahme des Bauwerkes verjährt. K. Il-c.
Fragebeantw Ortungen aus dem Leserkreise
Zu der Antrage 1 in No. 04, 1003, betr. Heizung von Klosetts
erhalten wir den Hinweis auf den Ventilationsapparat »l.ichtcnstein*
( D. K. P.). der von Ing. Wetzcr in I lersbrOrk (Bayern) bi den Handel ge-
bracht wird und sich mittels Einschaltung einer kleinen Vorrichtung
zur Heizung von Klosetts, bei welchen das Listige Einfrieren zu
befürchten ist, verwenden Iftast . —
In den hiesigen Babnhofabtritten besteht keine vollst AndigcHcizung
des Raumes, Um aber die 10 Klosetts gegen Einfrieren des
in den Syphons stehenden Wassers zu schützen, ist ein donncs galvani-
siertes Rohr durch die Bogen derSyphons geführt. Bei strengem Frost
zirkuliert in diesem Rohr Wasser, das in der nebengelegencn Besen-
kammer mittels einer Gasflamme gelinde angewärmt wird, und, wenn
abgekühlt, nach seinem Ausgangsort zurückkehrt. Nach mehrjähriger
Erfahrung genügt diese bescheidene Warmwasserheizung auch, um
den Inhalt der SpQlreservoirs und die Pissoirplatten und Rinnen
gegen Einfrieren zu schauen. FOr Interessenten«! der Ventilation
fuge ich bei: Zur Ventilation der Pissoirs und »amtlicher Klosets
ist deren gemeinschaftliche Decke pyramidenförmig gestaltet. Von
der Spitze der Pyramide aus fährt ein weites Dunstrohr bis 3 m
hoch aber Dach. In der Mitte dieses an der Decke beginnenden
Dunstrohres lohn ein engeres Rohr von der Grube aus gleichfalls
bis zum Hut 3 m ober Dach und im ringförmigen Raum nvis ;ben
beiden Kohren brennen in der Höhe der Pyramtdeuspitze vier
kleine „Lockflammen" von Gas. Diese Ventilation wirkt selbstver-
ständlich im Winter sehr krAltig, genügt aber auch im heissesten
Sommer und bei stärkster Benutzung der Anlage, die Luft in den
KloscU und den Oelpissoirs rein zu halten. — v. Teuffei.
Bei ungeheiztem Kaum lisst sich meistens durch Anbringen
eines Klosettdeckels und Isolierung des Abllussvphons mit einem
schlechten Wärmeleiter wie Schlackenwolle, Asbest- oder Seidcn-
schnur genügende Sicherheit gegen <) a s Ei 11 1 r 1 e re n de» Wasscr-
verschlussrs erzielen. Vielfach hilft man sich, talls die» angängig,
damit, dass der Syphun nicht unmittelbar um Klosettrichter. sondern
tiefer, an (rostfreier Stelle angeor.lnet wird. Ist da> Becken frei-
stellend mit eingebautem (estrn Verschluss , 10 empfiehlt sich die
Anbringung eines Kaatensit/es und Abfütterung des Hohlraumes.
H. Schneider , Ingenieur in Kassel.
Inhalt! N-i.c H.i'.ii.m.t i-i Itancniait, |tv, Wh ■!< 1 .vjff.au drsCant-
M.iNjlr Vi.ii -.iii Mji.-i IIa* w.fli»li.. h. I n HuiUM .C|l Iii l'l .Vlkillrt A. M
l>as '..m Ii- >>uatMniri-1«iiun Im VriV.-lii-.Wrt.- K riilii-ii.-ii Mi". 1-
lllll .1 Ii -M» V. I.HI.I- - \ .1 11,1-, Ii, S I'- »l^l.r.1 I l'.Ml.l.. Ii 1 IltM'l'k.
l'l -.'.r..V.-N.V In |. 11, |-t,i.1- im <l Ki ,i;i'....lr'l
I lifi-y.it eine Uil.lhcilagr : Da- ru-uc Rathaus 111 Kopciilui-cn.
Verla,; 1I1 . 1>i m~ li< r. Baiueituuj. '- m V II. «Vilm. Kfli <lic- It. .I.1V11..11
»« ."Wh 1, .\ Im . II .. I ... Ii-, , H. , I:.. Hi.l-k Willi- I. . .H . l!i - Im.
No. 1 2
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1LLA WERTH El MBER IN HOMBURG V. D. HOHR *
ARCHITEKT: FRANZ VON HOVEN IN FRANK-
FURT AM MAIN * * DIE HALLE MIT KAMIN
UND DIE HALLE MIT BLICK IN DAS BILLARD-
ZIMMER *************
= DEUTSCHE BAUZTG. XXXVIII. JAHRG. N|3a
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N° 3. BERLIN, DEN 9. JAN. 1904
Villa Wertheimber in Homburg vor der Höhe.
Architekt: Königl. Baurat Franz von Hoven in Frankfurt a. M. mirmi ci»* BildbriUge.i
IIa Wertheimber ist in der Nähe ist vorwiegend für den Aufenthalt im Sommer einge-
von Homburg vor der Höhe in richtet, es entbehrt aber in Gestaltung, Einrichtung und
einem Parke erbaut, der vor etwa Ausstattung gleichwohl nicht der Vorkehrungen, welche
100 Jahren angelegt wurde und es zum Bewohnen auch im Winter geeignet machen,
dessen Baumbestände heute zu Den Grundriß beherrscht die geräumige Halle, welcher
si honer und voller Entwicklung gegen die Vorderfassade eine Loggia vorgelagert ist,
herangewachsen sind. Das in den von welcher der Zutritt auf eine vor der f assade sich
Jahren 1899 bis 1900 erbaute Haus hinziehende Erdterrasse und weiterhin in den Garten
4
»3
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erfolgen kann. Zur Linken der Halle liegt, gegen
diese geöffnet, das Billardzimmer (s. Beilage), mit
welchem das die Ecke des Grundrisses bildende Herren-
zimmer in Verbindung steht. Der eigentliche Haupt-
eingang zum Hause liegt hinter dem Billardzimmer;
ein neben ihm befindliches Dienerzimmer bildet den
Aufenthalt für den den Eingang bewachenden Diener.
Zur Rechten der Halle dehnen sich das geräumige
Wohnzimmer mit Erker und das noch geräumigere
Speisezimmer mitAn-
richte usw. aus. Die
Wirtsrhaft-s - Räume
sind in einen hin-
teren FlOgel mit be-
sonderem Eingang
und mit Nebontreppc
usw. verwiesen.
Die Halle ist 1,3 m
höher als die übrigen
Räume; dieses grös-
sere Höhenmaü ver-
ursachte jedoch im
Obcrgescholi keinen
Raum Verlust und gab
Veranlassung zu reiz-
vollen Treppenlösun-
gcn. Mit Ausnahme
des auf einen Balkon
sich öffnenden Früh-
stücks- und eines über
dein Herrenzimmer
gelegenen Wohnzim-
mers bestehen sämt-
liche Räume des
Obergeschosses aus
Schlaf-, Fremden-, Anklcidczimmcrn und Zubehör.
Das Dachgeschoß" enthält die Dienstbotenräume. Die
Anlage des Erdgeschosses weist einen groben, auf
gesellschaftlichen Verkehr gerichteten Zug auf.
Die ungemein fein empfundene und den Charakter
des reicheren Landhauses im italienischen Sinne glück-
lich treffende Architektur trägt einfachen Empire-
charakter. Das Material ist vorwiegend Putz mit
Ornamenten aus angetragenem Stuck; die Stcinhaucr-
arbeit ist auf ein Mindestmaß beschränkt. Von den hellen
Putzflächen heben sich die Klappläden, mit welchen die
Fenster gesichert werden können, in farbiger Belebung
der Fassade ab. Das I lauptgesims wird durch eim-
weit ausladend« geputzte Hohlkehle gebildet, wie si«.-
an städtischen Wohngebäuden »1er Schweiz häufig
vorkommt - Das In-
nere, von dessen
Ausbildung unsere
Beilage ein anschau-
liches Bild gibt, ist
in einem frischen
Farbengegensatz ge-
halten, welcher in dir
photographischen
Aufnahme etwas här-
ter erscheint, als er
in Wirklichkeit ist.
Das Täfelwerk der
Halle besteht aus
grün lasiertem Tan-
nenholz, die Täfelung
des Speisezimmers
aus Rüsternholz. Re-
lief-Friese ziehen als
obere Zone die Halle
entlang und bilden
tlen Uebergang zu
den fein gegliederten weilicn Decken. Die Halle hat
als Hauptschmuck einen alten Kamin italienischen
Ursprunges erhalten. Der gesamte innere Ausbau ist
einfach, aber dauerhaft in Material, Gestaltung und
Ausführung. Das Erdgcschoü wird durch Luftheizung
erwärmt, die oberen Geschosse besitzen Kachelöfen.
Elektrisches Licht von der Homburger Zentrale ver-
breitet nach Sonnenuntergang die gewünschte Helle.
Die Baukosten des frincmpfuiidencn Hauses betrugen
rd. 275000 M. —
Zur Frage der Umgestaltung c
L
negative Ergebnis des ersten Wettbewerbes zur
Erlangung von Entwürfen für die Umgestaltung des
• — — • Thcatcrplatzcs in Dresden dürfte seine Ursache
weniger in der (Qualität der Kntwürfe als in den Schwächen
des Programme* haben, welches zwar der Phantasie der
Bewerber einen gewissen -Spielraum ließ, gleichzeitig ihnen
aber und /war schon durch den Lagcntan |s. Abb. 1)
den Hinweis gab, den Platz gegrn das Klbufrr durch
Hochbauten abzuschließen. Die an da-. Programm ge-
bundene Jurv konnte bei Abgabe ihres Urteil- dic-en
architektonischen Abschluß füglich nicht wohl übersehen,
aber der im Gutachten ausgesprochene Wunsch, ihn mög-
lichst be-cheiden. niedrig und durchsichtig zu gestalten,
läßt vermuten, daß auch im Preisgericht eine Vorliebe für
freien Durchblick vom Platz auf Brücke und Neustadt, sowie
unigekehrt, bestunden hat.
Schon Hr. Albert Hofmann hat kürzlich in einem
vortrefflichen Artikel (vcrgl. Deutsche Bauzcitung No. oq
und iooi auf das Bedenkliche solchen Abschlusses hin-
gewiesen und die Fachgenossen zu einer den freien Ein-
und Ausblick gewährleistenden Lösung 'angeregt. Dieser
Anregung folgend, hat der Unterzeichnete die Wcihnachts-
feiertage zur Bearbeitung eines Vorschlages benutzt, der
unter Vermeidung jeden Abschlusses zugleich die Weit-
läufigkeit und Unformlichkeit des Platzes in seiner heutigen
Erscheinung zu beseitigen bemüht ist
Ware Heibig 's Etablissement nicht vorhanden, so würde
heute wohl Niemand aul den (irdanken kommen, dasselbe
auf der im Programm angenommenen Stelle zu errichten,
vorausgesetzt, daß zur Befriedigung des unbestreitbaren
Bedürfnisses einer solchen Erholungsstätte sieh noch andere,
nicht minder günstig belegene Plätze finden lassen. l>cs-
gleichen dürfte kein innerer Grund vorliegen, die Schinkel-
sehe Wache hierhin zu verlegen, wo sie ebenso schief
zur Platzachse läge, wie an ihrer bisherigen Stelle und
w<> ihre schlichte Rückseite eine viel zu sichtige und an-
spruchsvolle Lage erhalten würde. Wenn auch der Ge-
danke einer solchen Verlegung auf Gnitfried Semper zurück-
1 I
es Theaterplatzes in Dresden.
zuführen i»l, so darf doch nicht vergessen werden, daß
Semper's bekannter Gesamtentwurf den Charakter einer
gassenartigen Verlängerung des damals nach Norden noch
offenen Zwingerhofes trug, in welche der Rundbau des
früheren Hoftheaters weit hineintrat und dadurch den Aus-
blick aufs Wasser schon sowieso stark beengte Seitdem
aber das Museum vor dem Zwingerhof erbaut und das
zweile Hoftheater — glücklicherweise -- bedeutend mehr
gegen (.Ntcn gerückt wurde, ist das Platzverhältnis ein
ganz anderes, ungleich breiteres, nach der Elbe sich
öffnendes geworden. Schwerlich würde Semper heule der
Wache den früher von ihm geplanten Platz zuweisen.
Die heutige Zeit, welche in den Formen eines dori-
schen Tcmpeltiailcs nicht mehr den Ausdruck für ein
Wachtgcbäudc erblickt, würde, nach Ansicht des l'nter-
zeiehneten, dem hohen Kunstwert des Schinkel'schen
Bauwerkes vollauf Rechnung tragen und nicht pietätlos
verfahren, wenn sie zugleich mit seiner Lage auch seinen
Zweck veränderte und es beispielsweise in den Zwinger-
garten neben dein lloflheater verlegte und mit Hilfe eines
stilvollen hinleren Anbaues tm<l inneren Umbaues es zu
einem Ausstelliingsgebäuile oder einem kleinen Museum
oder einem Konzertsaal für Kammermusik umgestaltete,
während sich fnr die Bedürfnisse de» Waclitdicnstc* viel-
leicht Räume im Erdgeschoß des Königl. Schlosses oder
im Sockelgeschoß des Zwingers finden ließen.
Jeder auf der Stelle A des Ltgeplanes (Ahbildg i l er-
richtete Bau. möge er nun in einem Wachlnebiiude oder
in einem Erfrischungslokal bestehen, hat neben dem
Fehler, daß er den Alisblick versperrt und beim Einblick
von der Brücke aus die unteren Teile der Fa-sadeu dreier
herrlicher Gebäude vollständig verdeckt - den weiteren
schwerwiegenden Nachteil, daß durch ihn die allzu^roüen
Abmessungen des heuligen Theaterplatzes nur wenig ein-
geschränkt werden, und daß außerdem infolge seiner
schiefwinkligen I.age zur Platzachse jede rylhmischc
Teilung oder Ausschmückung des Platzes durch Trottoirc,
Balustraden, Rasenplätze, Springbrunnen, Statuen usw.
sehr erschwert wird Dieser Nachteil würde auch dann
No. i.
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noch bestehen bleiben, wenn man hier auf jeden Hochbau
verzichten und sich — wie dies der Konkurrenzentwurf
„Semper— Schinkel" tut — auf die Anlage einer mit dem
l'fer parallelen Terrasse beschränken wollte.
Solche Betrachtungen führten zu dem in den Ab-
bildungen a und 3 veranschaulichten Vorschlag, zu dessen
Erläuterungen nachfolgende Bemerkungen genügen wer-
den: I>er Theaterplatz ist in seiner Richtung vom Museum
zum Strom auf das Mall der Frontbreite des Hofthealers
eingeschränkt, sodafl nunmehr seine Ausdehnung in an-
gemessenem Verhältnis zu dem ihn beherrschenden Denk-
mal des Königs Johann steht. An der nach dem Strom
zugekehrten Seite dieses verkleinerten Platzes führt eine
monumentale Freitreppe zu einem breiten Taleinschnitt,
welcher, mit regelmäßigen Garten- und Wasserbecken-An-
lagen ausgestattet, sich bis zur Uferstraße hinab erstreckt,
sodaß letztere und mit ihr da* Elbfahrwasser in ganzer Breite
sowie die Augustusbrücke in ganzer Laune vom Theater-
platze aus sichtbar sind. Dieser Taleinschnitt wird beider-
seits durch symmetrische Futtermauern mit Balustraden und
Kandelabern begrenzt, von welchen die rechtsseitige, mit
der Längsfront der Hofkirchc parallel laufende, sich bis zum
Landpfeilcr der Augustusbrücke fortsetzt und hier den ge-
wünschten Treppenniedergang erhält, während die links-
seitige den mit Baumreihen bepflaiizten^Tcrrassengartcn
Abbild^, i. LagrpUn des Wettbewerbes.
eines Etablissements umschließt, welches, im Anschluß an
das Hotel Bellevue errichtet, du- Cale Heibig ersetzen soll.
Neben jeder Futtcrmaucr führt eine Fahrstraße zur Ufer-
straße hinab. Die eine stellt die Verbindung mit dem Anlege-
platz der Dampfschiffe her, die andere führt die Straßcn-
bahngleise vom Elbkai auf die Höhe des Theaterplatzes,
wo sie sich in der Nähe des Schlosses an die zum Post-
platz führenden Gleise anschließen. Die Uferstraße ist beim
Anlegeplatz der Dampfschiffe um ein Geringes in den
Strom hinausgerückt, um sie nachmals in genügender
Breite unterhalb des Hotel Bellevue fortsetzen zu können.
Die Hauplwache bleibt entweder an ihrer bisherigen
Stelle oder wird, wenn ästhetische oder Vcrkrhrsrnck-
siehten dies bedingen stillten, in die Gartenanlagen neben
dem Hoftheater verlegt. Um der großen r'reitreppe und
dem davor liegenden Becken einen künstlerischen Schmuck
zu verleihen, ist hier an die Aufstellung des berühmten
Neptunbrunnens aus dem Garten des ehemaligen Palais
Marcolini gedacht, dessen Schönheit an seiner heutigen
Stelle wenig zur Geltung gelangt.
Vorstehend erläuterter Vorschlag — in Eile und ohne
ausreichende Kenntnis derVerkehrs- und sonstigen örtlichen
Verhältnisse Dresdens entstanden, ja vielleicht sogar nicht
einmal neu — wird ohne Zweifel manchen gewichtigen
Fjnwürfen begegnen, unter denen die Notwendigkeit einer
O Januar 1904.
Verlegung der Fernheizleitung vielleicht noch nicht ein-
mal der erheblichste ist Der Unterzeichnete erhebt denn
auch keineswegs den Anspruch, eine gründliche Lösung der
Aufgabe gebracht zu haben, sondern bezweckt vornehm-
lich, die Stadtbchftrdcn Dresdens wie die F" achgenossen vor
dem bisher eingeschlagenen Wege zu warnen und sie auf
die Möglichkeit anders gearteter Lösungen hinzuweisen
Hamburg, 31. Dez. 1903. Martin Maller, Architekt.
II.
In den Schlußsätzen Ihres Artikels über die Um-
gestaltung des Theaterplatzes in Dresden in
Nr. 100, lahrg. 1903, wurde bezüglich des endlichen Aus-
ganges dieser Sache, wie man ihn vom künstlerischen
Standpunkte aus zu wünschen habe, Anschauungen Aus-
druck gegeben, denen ich nicht allein freudig, fast möchte
ich sagen: begeistert zustimme, sondern die ich sogar
von Anfang an selbst für die altein richtigen gehalten
habe. Ich war an dem Wettbewerb mit beteiligt und
habe ungefähr denselben Gedanken in meinem Erläutcrungs-
Bericht Ausdruck verliehen und die außerordentliche
Aehnlichkeit der Situation mit Venedig ebenfalls nach-
drücklich hervorgehoben. Aber ich bin noch einen Schritt
weiter gegangen als „San Marco" und habe wenigstens
versucht, bei meinem Entwürfe im Hinblick auf jenes
Vorbild die Folgerungen zu ziehen,
welche Sie an dem Diestelschen
Plane vermissen.
Mir liegt daran, falls einmal
in Zukunft die Angelegenheit des
Dresdener Theaterplatzes die er-
hoffte glücklirhe Wendung nehmen
sollte, auf Ihr Zeugnis rechnen
zu dürfen, daß ich, wie ich
glaube, bei meinem Fintwurf die
in Ihren Schlußworten vorgeschla-
genen Hauptpunkte bereits be-
I rücksichtigt habe.*)
Ich kann mir ja freilich vor-
stellen, daß gewisse andere Vor-
schläge meiner Arbeit weniger
Beifall gefunden, ja für manchen
Beurteiler vielleicht genügt haben,
dieselbe von vornherein als minder-
wertig auszuscheiden. So die dem
Museum angefügten F'lügelbauten,
welche übrigcnsTlrDiesicl in seiner
Variante auch hat; so die Lage der
Hauptwache — für welche ich
heule wahrscheinlich einen ande-
ren Vorsehlag machen würde; so
vielleicht die etwas knapp einge-
zeichneten Verkehrs - Durchlässe
und ganz besonders die „Schiff-
fahrts-Halle",gedacht als monumen-
tales Zugangstor zu den Landungs-
plätzen, welche ich von einem
jüngeren Beurteiler als „Einfahrt
zur Toteninsel" bezeichnen hörte.
Aber alle diese Dinge treffen doch
wohl nicht die I lauptsache, sie sind
auch in meinem Erläutcrungs-Be-
richt deutlich genug als nur vor-
läufige Annahmen bezeichnet
worden. Als Hauptsache schlug ich dreierlei vor:
1 forumartige Geschlossenheit des ganzen Platzes
nach den 3 Landseiten (ähnlich wie bei dem Entwurf
„San Marco");
2. entschiedene Oeffnung nach der Wasserseitc, der
fehlende Schluß durch grosse Säulen markiert
(ähnlich wie bei „Semper-Schinkel");
3. Unterordnung dieses ganzen Forunis unter eine
höhere künstlerische Einheit
Ich verglich das Ganze dem Zuschauerraum und der
Bühne eines Theaters, dessen Vorhang aufgezogen werden
müsse : die Szene würde das Strombild sein — mit dem
vorbeirauschenden Weltverkehr; oder in entgegengesetzter
Richtung das Forum mit seinen Bauten und Denkmälern.
Doch sollte dieses Bild knapp am Proszenium noch einmal
energisch eingerahmt werden, und dazu hiell ich eine der
Kirche gegenüberliegende zweite Platzwand von gleicher
Monumentalität für geeignet. Heren Hauptgesimshohe sollte
derjenigen am Theater-Unterteil bezw. am Seitenschiff der
Kirche entsprechen (ebenso auch an den neuen Flögeln
des Museums) und um das ganze Gebäude, also auch an
•I Annntune dci Krdaktlon. Hei Fntwuif war wn* ^"• tr <
■ 1 i L . 1 , we&halt» wir gerne den Wun^'hc de» Veila»*ci* ent»|" eihi n.
■»eine wertvollen Gedanken luei Aini Aufdruck gebracht /u sehen- —
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Abbildg. a d. 3. Vorschlag zur Umgestaltung des Theaterplatzes in Dresden von'Haxtin Haller in Hamburg.
der „Schiffahrts-Halle", ungebrochen her-
umgeführt werden. Dadurch besonders
würde der von Semper angeschlagene
Ton einer höheren künstlerischen
Einheit 2U einem Akkorde anschwellen,
welchem das ganze Forum sich ein-
ordnet Da überdies die Langsfassadc
dieses neuen Gebäudes, dessen Zweck-
bestimmung ich im übrigen dahingestellt
sein ließ, eine ähnlich monumentale
Architektur mit breiten Achsen, fenestra
terrena usw. wie die gegenüberliegende
dcrKirchc aufwies, so würde diese letztere
an der langen, ungebrochenen Wand —
dieses ganze Gebäude würde durchaus
als ein einheitlicher Palazzo erschienen
und der dazwischen 8 liegende Teif des
Thcaterplatzcs einen fast saalähnlichen
Charakter erhalten haben. Zugleich würde
durch dieses neue Gebäude das Hotel
Bcllcvuc verdeckt worden sein — denn
an die völlige Beseitigung desselben wagte
ich mich allerdings noch nicht heran. Die
Kolonnaden endlich sollten die Höhe des
Theater-Erdgeschosses erhalten, an dem
östlichen Halbrund durch höher geführte
Torbogen unterbrochen.
Od ich nun wirklich das Recht habe
zu der Annahme, daß meine Arbeit im
Kern eigentlich schon das wesentliche
von dem erfüllt, was die „Deutsche
Bauzeitung" von der endgültigen Aus-
gestaltung verlangt — darüber steht mir
natürlich keine einseitige Entscheidung
zu; jedenfalls hatte ich mit meinem Ent-
wurf, der das Kennwort „Ein Rettungs-
versuch" trug, die Absicht, darauf hinzu-
weisen, daß der Semper' sehe Forum-
gedanke noch zu retten sei. —
Görlitz, Dez. 1903. Hans Freude.
Der Wiederaufbau des Campanile von San Marco.
Von H. Blankenstein, Geb. Baurat in Berlin.
1s Beltrami die Leitung des Wiederaufbaues des Pfahleschlagens." Auch die ersten Untersuchungen des
Turmes übernahm, konnte er an der Verwendbar- Fundamentes mußten bei Beltrami Zweifel erwecken; nach-
keit des alten Fundamentes kaum zweifeln; doch dem er aber dem Bürgermeister gegenüber erklärt hatte,
traten ihm sogleich nach seiner Ankunft zwei ganz ver- daß dem Wiederaufbau des Turmes nichts im Wege stehe,
schiedene Ansichten entgegen. Der Baubeamte des Königl. und da bereits am 1. März die Grundsteinlegung auf den
Hauses und zugleich der Bibliothek, Lavczzari, riet: 35. April, den Tag des heiligen Marcus, festgesetzt war.
Aufgraben rings um das Fundament, ohne bis auf den so mochte er nicht wagen, der ungeduldig drängenden
Kost zu kommen. Verdichten des Untergrundes mittels
einiger Pfähle, Verbinden der gegenwärtigen Basis mit
dem Verstärkungsteil in armiertem Beton", wogegen der
bei Herrichtung des Bauplatzes beschäftigte Maurer-
meister Torres den Vorschlag machte: „den Funda-
mcntklotz abbrechen und ihn in größerer Breite mit
Puzzolan-Mörtel wiederherstellen; keine
16
öffentlichen Meinung entgegenzutreten. Somit ging die
Feier am genannten Tage vor sich, und zwar wurde der
Grundstein in der Mitte des Turmes auf das alte Funda-
ment gelegt, obwohl es noch zweifelhaft war , ob es bei-
behalten werden könne.
Beltrami halte sich mit vollem Recht zur Aufgabe
at, den Turmjiicht nur in seiner äußeren Gestalt,
No. 3.
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Campanil» .
f.* - ,
ni|
||-Q-n]
Abbildung 3.
Kulwurl vun BcHr»rai.
o t* < 1 1
S
Abbilde 3. Gründung de* Turme».
Mindern auch nach »einer inneren Anordnung und Kon-
struktion (ganz im Sinne der alten Erbauer wiederherzu-
stellen. Wenn er daher den von den verschiedensten
Seilen gemachten Vorschlag, den Turm mittels eines Ge-
rüstes von Eisen mit Verkleidung in Ziegeln bezw. in Kcton-
Eisenkonstruktion herzustellen, entschieden zurückwies, su
kann man dies aus ästhetischen und konservatorischen Gran-
den nur billigen. Ebenso wird man ihm zustimmen, wenn
er an der eigentümlichen und dabei zweckmäßigen Anlage
des Kampen-Aufganges zwischen einer äußeren und einer
inneren Köhrc von Ziegclmauerwerk und an der hier-
durch bedingten Anordnung der kleinen Fenster an drr
linken Ecke jeder Front festhielt, obwohl er sich durch
Opferung dieses Systems seine Aufgabe wesentlich er-
leichtert nättc. Inbezug auf den Oberbau war er bestrebt,
ihn unter möglichster \ ermeidung von Eisen leichter her-
zustellen, als der alte war. Auch bei der Fundierung
wollte er die alte Kauweise beibehalten , doch hatte hier
wohl kein Grund vorgelegen, auch die allerniodcrnsten
Gründungsarten auszuschließen, wenn sie schneller und
sicherer zum Ziele führten. Der Turm, der an der Bwb
ia,8 m im Geviert maß, verjüngte sich auf 54 «■ Höhe um etwa
1 m , und war nach Norden so weit übergewichen, daß die
Nordfront nahezu lotrecht stand. Dies war allgemein be-
kannt, doch ist man in Venedig und ganz Italien so sehr
an schief stehende Türme gewöhnt, daß niemand Anstoß
daran nahm; indessen war damit doch bewiesen, daß der
Boden schon Ober die zulässige (irenze hinaus belastet
war. Dazu kam, daß die Erschütterung beim Einsturz
der kolossalen Mauermasse doch nicht ohne Einwirkung
auf das Fundament und die es tragende Erdschicht ge-
blieben sein konnte. Ein sehr genau ausgeführtes Nivelle-
ment ergab, daß die Oberfläche des Fundamentes auf der
Nordseitc Ostlich um 9,5, westlich um 9 cm und daß die
Südostecke um 0,5 cn > niedriger lag, als die Südwcstecke,
eine Senkung, die ungefähr der Neigung des Turmes ent-
sprach. Zugleich zeigte das Nivellement die Erhebung
eines in der Türschwelle des Campanile (auf der Nord-
seitc) belegenen Fixpunktes um 3 C ". So leicht eine Ver-
schiebung dieser Schwelle bei dem Einsturz eintreten
konnte, so wenig wahrscheinlich ist doch gerade eine
Erhebung. Es scheint daher nicht ausgeschlossen, daß
das Erdreich unter dem Fundament noch so viel Elastizität
besessen hat, um nach Abnahme der Jahrhunderte dauern-
den Betastung sich wieder ausdehnen zu können.
• 1 l>ic Konstruktion des alten Turmes zeigt Abbildg. 1 in
Durchschnitt, unterem und oberem Grundriß nachCicognara;
doch scheint diese Darstellung nach den Angaben von
Kcltrami wenigstens inbezug auf die Konstruktion der Spitze
nicht richtig zu sein. Die Pyramide und namentlich die sogen.
Attika, d. h. der zwischen der Glockcnstubc (Cclla) und der
Spitze belegene Teil erscheinen etwas schwach, und ebenso
ist die innere Mauerröhre, die eigentlich nur aus acht etwa
1 'l m starken Pfeilern bestand, die noch dazu durch die
Widerlager der die Kampen tragenden Kögen geschwächt
waren, höchst bedenklich. Abbildg. a gibt den Durchschnitt
ilcs Turmes mit der Eoggictta nach dem Entwürfe Keltrantis
und der Gründung, bei welcher der neu hinzuzufügende
Teil durch die Schraffierung kenntlich gemacht ist In dem
Grundriß darunter ist die Spundwand eingezeichnet, die
den neuen Teil des Fundamentes einschließen sollte.
Abbildg. 3 zeigt die gegenwärtige Gründung des Turmes
izur Hälfte] im Zusammenhang mit der dründung der
Sibliothck und läßt zugleich zwischen dieser und dem
Turme ein verlassenes Fundament erkennen, das jeden-
falls von einem älteren, weiter in den Platz vortretenden
1
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9. Januar 1904.
Abb. 1. Nm Ii L icogrmi».
'7
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Bau herrührt Danach besieht da* Fundament des Turmes
aus einem massiven Mauerklotz von 4,71 m Höhe, dessen
oberen Teil ein regelrechter Stufenbau in Werkstein bildet,
und dessen unterer Teil in Bruchstein hergestellt ist und
auf einem 15» i. Qu. großen, ebenen Kost von zw ei Schichten
kreuzweise dicht nebeneinander gelegterPlanken von Eichen-
holz ruht, die 25 ß2 rm breit und etwa 10™ dick gezeichnet
sind, wahrend die Höhe beiderSchichten zusammen zu 30""
eingeschrieben ist Dieser Kost wird von einem Pfahl-
werk (Spickcrpfahlen) getragen, bestehend aus dicht neben-
einander geschlagenen Pfählen von 1,5» Lange und etwa
35 em Dicke, in der Hauptsache aus Elsenholz, deren untere
Hälfte zu einer schlanken Spitze ausgearbeitet ist Einen
ähnlichen, nur schwächeren Kost hat der alte Mauerrest,
während das Fundament
der Bibliothek lediglich auf
einem doppelten Planken-
rost ohne Pfähle ruht. Bei
einer starken Verbreite-
rung des Fundamentes
(auf etwa 3™) hat dies für
ein Gebäude von rd. 16 m
Höhe augenscheinlich ge-
nügt In gleicher Weise
soll auch der Dogenpalast
gegründet sein, während
dieMarkuskireheeinPfahl-
werk besitzt. Das Pfahl-
werk desCampanilc steckt
innerhalb der von den
Linien MN und KS be-
grenzten Tonschicht, die
aber in sich Verschieden-
heiten zeigt, wie aus der
aii der Nordscitc des
Turmes vorgenommenen
Bohrung hervorgeht, deren Ergebnisse rechts von dem
Turmdurchschnittc angegeben sind. Welche Tragfähigkeit
und welches. Maß vonLndurchlässigkcit diese verschiedenen
Schichten haben, Ist nicht angegeben, auch scheinen direkte
Belastungsproben nicht vorgenommen zu sein. Die bloße
I E
I erscheint
und von der Schicht O anzunehmen ist, daß sie Wasser führt
Beltrami gibt an, daß man bei allen bekannt gewordenen
älteren Pfahlgründungen mehr Gewicht auf die Menge
der Pfähle als auf ihre Länge gelegt habe. Dies geschah
wohl deshalb, weil man fürchtete, mit längeren Pfählen
in wasserführende Schichten zu kommen und dadurch
die darüber liegende Tonschicht aufzuweichen. Bei den
zum Zweck der Untersuchungen vorgenommenen Aus-
grabungen hat sich ein stärkerer Wasserandrang nicht
gezeigt
Man darf nun freilich nicht glauben, daß dir ganze Grün-
dung so regelrecht ausgeführt war, wie sie nach Abbildg. 3
erseneint. In Abbildg 4 ist eine Skizze Beltratnis von der
NDrdwest-Eckc des Fundamentes wiedergegeben, wonach
die Ausführung recht erhebliche Unregelmäßigkeiten zeigt.
Wenn die Pfähle zumteil schief eingeschlagen waren, so
schadet das wenig, da hierdurch sogar die Grundfläche-
etwas vergrößert wurde; aber sie stehen vielfach mehr
neben, als unter dem Koste, so daß es nicht schwierig
war. einzelne davon herauszuziehen. Der Zustand des
Holze* war imganzen befriedigend, namentlich waren die
Pfahle von Elsenholz gut erhalten. Am Kost fand sich
eine etwas weiter hervorragende, dem Angriff mehr aus-
gesetzte Planke geschwärzt und im Zustande vorgeschritte-
ner Verwesung, jedoch erschienen die Planken im Inneren,
soweit ersichtlich, vollkommen gesund. Bei einer an der
Nordost-Ecke des Fundamentes bereits im |ahre 1885 von
Boni vorgenommenen Untersuchung hatte dieser gefunden,
daß zwischen zwei, nicht dicht aneinander schließenden
Planken ein Strahl von Salzwasser sich Bahn brach, der
das Auspumpen der Grube erschwerte, so daß er sich ge-
nötigt sah, die Fuge mit Holzspäncn zu verstopfen. Beltrami
fand bei seiner Untersuchung diese Stelle wieder und
bemerkte beim Herausnehmen der Späne ein schwaches
Durchsickern. Dies deutet jedenfalls auf Hohlräume unter
oder Ober dem Kost. Das Mauerwerk erscheint nach der
Skizze Abbildg. 4 sehr ungleichmäßig, jedoch gibt Beltrami an.
daß es. wenn auch aus Steinen sehr verschiedener Größe
bestehend, doch als ein ziemlich regelrechtes Bruchstein-
mauerwerk zu bezeichnen sei Aber es ist, wie alle Ge-
bäude Venedigs vor dem 15. Jahrhundert, in nicht hydrau-
lischem Mörtel ausgeführt, der dem Salzwasser" nicht
widerstanden hat und daher ausgewaschen ist, so daß das
in diesem Frühjahr sehr reichlich darauf gefallene Kegen-
wasser in den Mauerklotz eingedrungen und an den Seiten
herausgequollen ist. Es wurde auch der Versuch mit ge-
färbtem Wasser gemacht, der ebenfalls die Durchlässigkeit
des Fundamentes bestätigte. Verschiebungen oder Ver-
letzungen im Mauerwerk fanden sich nicht, mit Ausnahme
eines senkrechten Kisses unter der Türschwelle auf der
Nordseite, der bis ins Inncrc gedrungen ist, aber nach
unten hin verschwand. Ob der Riß alt war, und ob sich
etwa eine Fortsetzung oberhalb der Tür fand, oder nicht,
wird nicht gesagt. Es ist aber gar nicht unwahrscheinlich,
daß er erst durch die Erschütterung beim Einsturz des
Turmes entstanden ist Jedenfalls kann man nach all diesen
Wahrnehmungen das Fundament nicht für einwandfrei
erklären Auch seine geringe Verbreiterung nach unten
müssen wir als ungenügend bezeichnen. \\ enn man aber
weiß, mit welcher Sorglosigkeit man im Mittelalter häufig
fundierte und erwägt, daß der Turm ursprünglich niedriger
und weniger schwer war, so kann man dieses Fundament
schon als wohlüberlegt ansehen. Auch erscheint nach
dieser Probe und noch mehr nach der im Jahre 1588 ge-
bauten Kialto- Brücke mit einem Bogen von 39" Spann-
weite, die allerdings 8 bis 10 m tief unter Wasser mit be-
sonderer Sorgfalt gegründet ist, der Untergrund Venedigs
nicht so schlecht, wie er für gewöhnlich gilt und die Sorge,
daß die ganze Stadt dem Untergange geweiht »ein könne,
Übertrieben. — isvMuO folgt»
Die Grundwasser -Versorgung der Stadt Berlin.
(Nach einem Vortlage des atJUlt. Wassel werW»dircktois Hrn. Knnigl. Brt. Heer in Berlin, gehalten im Berliner Architekten-Verein.)
|]eiiin wurde bis vor wenigen Jahren ausschließlich
und wird auch jetzt noch zum ".lößtcn Peile mit
filtriertem Flußwasser versorgt
Von 1856 — 76 diente hierzu allein das von einer
englischen Gesellschaft erbaute Wasserwerk am Stralauer
Tor, das 1873 durch Kauf an die Stadt überging Seine
Höchstleistung von 70 000 llm auf den Tag genügte schon
vorher nur knapp, und die Stadt mußte sofort an eine
Erweiterung gehen. Sie legte das erste Wasserwerk um
Tegeler See an, das 1876 fertig wurde und 40000 ^»n
täglich leistete, Die \\ assergewinnung erfolgte durch
Flachbrunnen, also aus dem Grundwasser. Das Wasser
war anfangs schön und klar, nach 6 Monaten Betrieb aber
trübte es sich immer mehr; es bildete sich ein brauner
Schlamm und die Verschmutzung dehnte sich bis in das
Kührennetz der Stadt aus Man führte diese Erscheinung,
durch welche das Wasser ekelhaft und ungenießbar wurde,
auf eine Alge, Crenoihrix pohspora, zurück. Bei den
Untersuchungen, welche man anstellte, fand Hr Prof.
Finkner zufällig, daß das Wasser sehr wenig sauerstoff-
haltig sei, und das »ab den Technikern Veranlassung, zu
versuchen, ob sich nicht durch Zuführung von Sauerstoff
eine Klärung herbeiführen ließe. Man fand auch, daß die
Crenothrix zwar nur im sauerstoffarmen Wasser lebt, daß
sie aber nur eine Begleiterscheinung der Trübung des
Wassers ist, nicht die Ursache derselben, daß diese viel-
mehr in dem im Wasser gelösten Eisenoxydul zu suchen
18
sei. Aus dieser Erkenntnis entwickelte sich nach längeren
Versuchen das jetzt allgemein angewendete Verfahren der
Enteisenung, d. h. der L'eberführung des löslichen Eisen-
oxydules in unlösliches Eisenoxyd durch Zuführung von
Sauerstoff (und zwar in einfacher Weise durch Rieselung),
das dann bei weiterer Klärung des Wassers in den Filtern
zurückgehalten wird. Letztere werden vielfach als Kokes-
filter ausgeführt l Charlottenburg hat statt dessen Filter
aus Ziegelbruch).
Damals gelangte man aber noch nicht zu einer be-
friedigenden Lösung der Enteisenung und sah sich daher
gezwungen, die ganze Brunnenversorgung aufzugeben
und das Werk in Tegel 1883 zur unmittelbaren Entnahme
des Wassers aus dem See umzubauen. 1884 86 wurde
eine Erweiterung um etwa 40000^«« ausgeführt, sodaß
das Werk nun 1 «»«» 'Sek. liefern konnte.
Schon 1884 wurden aber gleichzeitigVoruntersuchungen
am Fuße der Müggelbergc und am Ufer der Dahme an-
gestellt, zunächst mit Brunnenanlagen und zwar wieder
mit Flachbrunncn. Weder die Güte des sn gewonnenen
Wassers noch die Menge desselben befriedigten aber, sodaß
man die Versorgung aus Brunnen ganz aufgab. Die
höchstens 12» tiefen Brunnen (man wagte mit Kucksicht
auf die Enteisenung nicht, noch tiefer zu gehen, da ja der
Sauei sioffgehalt mit der Tiefe noch mehr abnimmt) ließen
nur einen Betrag von i3ooo cbm erwarten, das lohnte sich
aber für eine Versorgung von Berlin ganiicht erst,
No. 3.
L/iyi
äd by Google
i8go 93 wurde bei Friedrichshagen am Müggelsee
d»s erste Werk mit einer Leistung von 1 tbn >, Sek. gebaut,
dl« »ein Wasser mit Saugrohren unmittelbar aus dem
See entnimmt. 1894- 96 wurde es erweitert, sodaß die
Leistungsfähigkeit um 0,5 *•>»»,' Sek. stieg. Da* ergibt eine
Tagesleistung von 130000 » b|B , dazu die Höchstleistung in
Tegel mit rd. 90000 <■•"", zusammen also eine Gesamt-
l*kning von 220 000 1'«". Diese Wassermenge würde
aber schon jetzt nicht immer ausreichen, wenn sich nicht
durch schnelleren Durchlauf durch die Filter in Zeiten
blonderen Bedarfes eine höhere l-cistung bis 240000 «^n»
ii«lich erreichen ließe.
Dieser Mehrbedarf ergibt sich einerseits aus dem
Anschluß von Weißensee, Stralau, Niederschöneweide,
vrihrend anderseits auch das Bedürfnis nach Wasser-
verbrauch gestiegen ist, sodaß jetzt statt 100 1 auf den
Kopf 130 1 und selbst 140 1 gerechnet werden müssen.
Welche ungeheuren Wassermassen dem Untergründe
in der Umgegend von Berlin spater einmal entzogen wer-
den müssen, lehrt folgende Betrachtung Auf den innerhalb
des neuen Bebauungsplanes von Berlin 2ur Bebauung /,. Zt.
vorgesehenen Flachen können 2,5 Mill. Personen wohnen,
flas ergibt dann einen Wasserbedarf von 350000 cbm
\Va«ser täglich. Bei voller Kaumausnutzung kann man
später bis auf 400000 «*■ rechnen, also im Jahre
146 Mill. ehm - Nun entnehmen schon jetzt private Wasser-
versorgungen lagen in Berlin 36 Mill. «*» Wasser jährlich
aus dem Untergrund, außerdem haben eine Reihe von
Vororten ihre eigenen Wasserwerke, sodaß in der Um-
gegend von Berlin auf eine spatere Wasserentnahme von
300 Mill. «b« gerechnet werden darf, d. h. von 500000 < bm
for 1 Tag oder 6 «*>«/i Sek Die Spree führt jetzt bei
N.-W. 23 r*>m, aber manchmal auch nur 10 die Havel
g_ I0 rbm bis herab zu 4 cfc« Die 6 fb « Grundwasser-
F.ntnahmc würden also einen stattlichen Strom darstellen.
Da« ist allerdings eine Zukunftsleistung, auf die Berlin
noch nicht hinauswill. Es hat sich zunächst nur entschlossen,
die Werke in Tegel und am Müggelsee in Grundwasser-
werke umzubauen. Ersteres ist schon geschehen, letzteres
wird, wie man annehmen darf, demnächst endgültig be-
schlossen werden. Der Grund zu diesem Umbau ist die
zunehmende Verunreinigung der öffentlichen Wasserlaufe,
die in Tegel zuerst zur Notwendigkeit der Aufgabe der
unmittelbaren Entnahme aus dem See führte und am
Müggelsee in absehbarer Zeit dazu führen müßte. Die
Möglichkeit zu einem derartigen vollständigen Ucbergang
zur Grundwasserversorgung bietet der jetzige Stand der
Technik, der eine einwandfreie Beschaffenheit des Wassers
durch wirksame Kntcisenung sicher stellt.
Die Verunreinigung des Tegeler Sees wird veranlaßt
durch die Einleitung der Abwasser der Vororte. Die Regie-
rung hat trotz des Protestes der Stadt Berlin den Gemein-
den Tegel und Reinickendorf die Einleitung ihrer Ab-
wässer gestattet, nachdem diese dem Rothe - Degncr-
sehen Klärverfahren unterworfen worden sind, das nach
längeren Versuchen und Beobachtungen in einer Anlage
ähnlicher Art in Potsdam als ausreichend wirksam erachtet
wurde. Es werden bei diesem Verfahren dem Abwasser
zunächst Chemikalien zugesetzt und dann wird dasselbe
durch Kohlcbrrifilter geleitet- Es hat sich aber inzwischen
herausgestellt, dass die Reinigung keineswegs eine aus-
reichende ist, so dass die Gemeinde Reinickendorf jetzt
Rieselfelder anzulegen gezwungen ist.
Als Tegel zuerst die Erlaubnis zur Einleitung der Ab-
wässer in denTcgeler See erhielt, gelang es der Stadt Berlin,
die ihren Interessen drohende Gefahr zunächst noch durch
eine Einigung mit der Gemeinde abzuwenden, indem sie
auf eigene Kosten einen Ableitungskanal baute, der die Ab-
wässer zunächst in einen vorhandenen Graben und weiter-
hin unterhalb des Spandauer Schiffahrtskanalcs in die Unter-
spree abführt. Es siellte sich bald heraus, daß in dem
Kanal und Graben eine starke Verschlammung eintrat.
AI.« dann Reinickendorf gleichfalls die Genehmigung zur
Kinleitung der Abwasser in den Tegeler See erhielt,
trat die Frage zum zweiten Mal an die Stadt heran,
einen Ableitungskanal zu hauen, der sich aber in diesem
Knlle so kostspielig gestellt hätte, daß ein Umbau des
Tegeler Werkes unter vollständiger Vcrzichtleistung auf
Hie Wasserentnahme aus dem See vorzuziehen war. Da-
zu kam die wachsende Abneigung der Hygieniker gegen
filtriertes Flusswasser, trotzdem die Erfahrungen des
Cholerajahrcs 1 Jedoch nachdrücklich fürdie ausgezeichnete
Wirkung der Filtrierung sprechen ; denn während in Ham-
burg, das unfiltriertes Elbwasscr verwendete, die Cholera
wütete, blieb das unmittelbar daneben gelegene Altona, das
s>ein Wasser aus der Elbe unterhalb Hamburg, also nach
weiterer Verschmutzung durch die Abwässer dieser Stadt
entnahm, aber vor der Benutzung filtrierte, abgesehen von
einigen nachweislich eingeschleppten Fällen, vollständig
€). Januar 1904.
verschont. Die Anforderung vieler Hygieniker, dass die
Filter ein vollständig keimfreies Wasser liefern sollen,
können diese allerdings nicht erfüllen. Trotzdem gehen
die Erfolge der Filtrierung weit über das hinaus, was das
Reichsgcsundheitsamt fordert. Fünfjährige sorgfältige Unter-
suchungen des Verbandes der deutschen Filterwerke haben
den einwandfreien Beweis hierfür geliefert. Irgendwelche
gesundheitlichen Nachteile sind also aus der bisherigen
Wasserversorgung nicht entstanden, aber es hat diese
Abneigung jedenfalls mitgewirkt, um die Stadt Berlin zur
reinen Grundwasserversorgung zu drängen. Dazu kommt,
daß die Wasserentnahme aus dem Müggelsee der Stadt
auch nur widerruflich erteilt ist und daß die Bedürfnisse
der Schiffahrt es einmal verbieten könnten, noch weiter-
hin dem Flußlaufc Wasser zu entziehen.
Die Schwierigkeit der Aufgabe lag nun darin, daß
es galt, die in den vorhandenen Werken angelegten großen
Werte nicht ganz zu verlieren, vielmehr die Werke so
umzubauen, dass sie nach Möglichkeit auch der Wasser-
Entnahme aus dem Untergrund anzupassen wären. Man
war also in der Ausgestaltung der Anlagen z. T. gebun-
den. Es galt ferner festzustellen, welche Wassermassen
mit Sicherheit auf die Dauer dem Untergrund ent-
nommen werden könnten. Einen gewissen Anhalt hierfür
gaben die früheren Brunnenuntersuchungen in Tegel, die
Erfahrungen des Charlottenburger Wasserwerkes und die
Einzclanlagen für gewerbliche Betriebe in Bertin. Einen
weiteren Anhalt gaben die Untersuchungen und Beob-
achtungen über die zur Versickenmg gelangenden Wasser-
nüssen, wie sie Veitmeyer bereits 1871 in eingehender
Weise angestellt hatte. Den l>csten Aufschluß gibt aber die
geologische Formation , die für Berlin außerordentlich
günstig für eine Grundwasserversorgung ist, da mächtige
von weither gespeiste Grundwasserströme in dem sandi-
gen Untergrund über einer undurchlässigen Tonschicht
an mehreren Stellen vorhanden sind, wie bei Tegel
und am Müggelsee, die durch Tiefbrunnen erschlossen
werden können. In Tegel wurde die Tonschicht bei etwa
40 m Tiefe angetroffen. Sie fällt nach dem See bis auf
67 m Tiefe. Am Müggelsee liegt sie ziemlich gleichmäßig
auf 38" 1 Tiefe. Darüber lagert ziemlieh reiner, nach unten
gröberer Sand, der nur stellenweise durch Tonla^er und
auch feinere Sandablagerungen durchsetzt ist. Die Ton-
schicht i>t auch an einigen Stellen durchbohrt worden.
Sie ergab sich zu 80 90 ™ Dicke. Das darunter liegende
Grundwasser zeigte sich chlorhaltig, sodaß es sich also
zur Wasserversorgung nicht eignet.
In Tegel wurden zunächst 3Vcrsuchsbrunnen hergestellt,
denen ao I.it Sek. entnommen wurden, d h. etwa das
vierfache der späteren dauernden Leistung. Es ergab
sich nur eine Alisenkung von 60 cm des Grundwasser-
spiegels in allernächster Nahe der Brunnen. Die Anlage
in Tegel umfaßt eine 1.3 - m lange Brunnenfassung unter
Ausnutzung der alten {außer Betrieb gewesenen! Kessel-
brunnen von 16 ao m Tiefe, in welchen je 2 Saugrohre
bis zum Ton abgesenkt wurden. Zur Ausnutzung der
Maschinenanlage des neueren Wasserwerkes wurden zwei
Brunnenfassungcn von 2 km bezw. 0,8 " m I-ängc angelegt.
Von ersterer kann jedoch nur ein Teil von 1,5 km I-Angc
ausgenutzt werden, da 500 m in den Bereich des älteren
Wasserwerkes fallen. Trotzdem hat sich hier keine erheb-
liche Absenkung des Grundwasserspiegels gezeigt, die etwa
dem Baumbestand des anschließenden Forstes (wie anfangs
befürchtet) schädlich werden könnte. Die Anlage steht seit
1 Jahr in Betrieb.
Am Müggelsee war man durch die Lage des Werkes
dicht bei dem Orte Friedrichshagen ebenfalls nach einer
Seite festgelegt. Angestellte Untersuchungen ergaben nun
aber, dass Brunnenanlagen, in verschiedenen Abständen
vom Ufer hintereinander geschaltet, in dem vorderen und
dem hinteren Brunnen bei 20 Lit/Sek. Entnahme fast
ganz gleiche Wassermeugen lieferten, daß also die Wasser-
/ufnhrung des einen durch die anderen nicht beeinflußt
wurde. Das ergab die Möglichkeit zur Anlage von zwei
parallelen Saugelritungen, sodaß der Weg bis zu den
Maschinen nicht zu groß wird, Ks sind «Ion drei Sauge-
lritungen vorgesehen: eine (,)iicrlritung am Ort Friedrichs-
hagen vorbei, eine kürzere Leitung unten parallel zum
Ufer und eine längere obere Leitung desgl. Die Leitungen
werden zus. fast 9 »m f.änge erhalten und gegen 35oBrunnen
an die Maschinen anschließen. Die I lauptrohrc von 1200 mm
Durclim. führen zu einem Sammclbrunnen, aus welchem
die alten Saugmaschincn das Wasser heben können.
Die Brunnen werden in sehr einfacher Form hergestellt.
Ks sind Rohrbrtinneu mit einem äußeren, etwas weiteren
Rohr, in welchem ein zweites, mit Gummi gegen das
ersterc abgedichtetes, unten unmittelbar in den i M. 12 '"
langen Filterkorb auslaufendes, Rohr hinabgetrieben wird
Die Filter können bei Bedarf herausgezogen werden. Diese
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einfache Lösung schien die bessere, da auch die kompli-
zierten Formen eine vollständige Sicherheit gegen Ver-
schlammung nicht gewahren. Letztere ist außerdem in
dem nicht sehr feinen Sandboden nicht so groß. Sie wird
ferner durch niedrig gehaltene Geschwindigkeit des an-
gesau^cn Wassers — nicht Ober » » in i St. - noch
mehr verringert. (In Tegel beträgt beim alteren Werk die
Geschwindigkeit bei it LitySek. Förderung nicht mehr als
io m . bei dem neuen Werk 14 «>, am Müggelsee hei 7 Lit. Sck
13 "> in t St.) Dementsprechend ist die Anzahl der Brunnen
bemessen, die in Gruppen zu 8—10 ihr Wasser mit be-
sonderem Kohr dem Ilaupirohr zuführen.
Die Ricscler, wie sie bisher in Tegel ausgeführt sind,
zeigen eine sehr einfache Anordnung und sind stets leicht
Vermischtes.
Beleuchtungskörper der ..Sächsischen Bronzewarenfabrik"
A.-G. In Wunen suchen in ihrer Formgebung mit Erfolg
Anpassung an den künstlerischen Charakter der Räume,
in welchen sie zur Aufhängung kommen, wobei die Wahl
eigenartiger, aber doch nicht kapriziöser Formen mit ein
I lauptgesichtspunkl (ür die Gestaltung ist. Ein Kronleuchter
für ein Palais in Baku nähert sich der Form, die Heinrich
Seeling seinem Kronleuchter für das Stadttheater in
Halle gab: ein Kronleuchter für das Kurhaus in Aachen
zeigt die Formen des Empire, ein Kronleuchter für das
Hotel Schirmer in Kassel die des modernen Stiles. In
der Gestaltung mit ihm verwandt ist ein Kronleuchter für
das Grand Hotel Axcnstcin in Rrunncn in der Schweiz.
Kronleuchter für das Theater in Aachen und für ein
Kasino in Schlesien verwenden bei ähnlicher Form das
pflanzen-ornamcntalc Element. Bei allen Arbeiten ist das
Bestreben erkennbar, in der Formgebung ausgetretene
Wege zu verlassen und neue aufzusuchen. —
Unentgeltliche Vortrage des Kgl. Kunstgewerbe-Museums
In Berlin für die zweite Hälfte des Winters betreffen:
„DieTracht der Kulturvölker Europas vom Alter-
tum bis zur Gegenwart" (Dr. Heinr. Doegc, Beginn
11. Jan. 8'/, Uhr); .Malerische Dekoration vom
Mittelalter bis zur Neuzeit" (Dr. Osk. Fischel, Beginn
ra. Jan. 8'',Uhr); »Geschichte der Sitz- und Lager-
Möbel" (Prof Dr. Alfr. Gotth. Meyer, Beginn 14. Jan.
8'/, Uhr). -
Ehrendoktoren. Zu Ehrendoktoren der Technischen
Hoch-schule in Karlsruhe wurden ernannt die Hrn. Geh.
Reg. -Rat Prof. G. Herrmann in Aachen, Geh. Reg- Rat
Prof. Dr. F. Reulcaux in Berlin, Geh. Rcg.-Rat Prof. Dr.
A. Paalzow in Berlin und Maschinenfabrikant H. Sulzer-
Steiner in Winterthur. —
Der Verein deutscher Portland - Cement - Fabrikanten
wird am 24. und 23. Februar d. J. seine 27 Generalver-
sammlung in Berlin abhalten.
Preisbewerbungen.
Die Schinkelprels-Bewerbungen des Architekten-Vereins
zu Berlin für 1905 stellen ungemein anregende Aufgaben.
Für das Gebiet des Eisenbahnbaues ist der , Entwurf
für die Herstellung eines dritten Gleispaares im
Zuge der Berliner Stadtbahn" bestimmt Dieses
dritte Gleispaar soll zur Entlastung der beiden vorhande-
nen Gleispaarc dienen und im Osten, bei Stralau-Rum-
mclsburg, an die Pcrsonengleise des Südringes, im Westen,
bei Charlottenburc, an die Pcrsonengleise des Sudringes
und an die von Charlottenburg nach Spandau abzweigen-
den Pcrsoncngleise ohne Kreuzung in Sehiencnhohc ange-
schlossen werden. Auf allen 6 Gleisen, auf denen, abge-
sehen von wenigen Markthallenzügen, nur Personenzüge
verkehren, soll demnächst elektrischer Betrieb eingeführt
werden. Die neuen Anlagen sind daher für diese Be-
triebsweise einzurichten,
Auf dem Gebiete des Wasserbaues ist der „Entwurf
zu einem Brürkenkanal über die Weser für den
Rhein-Elbc-Kanal in Verbindung mit dem Abstieg
zur Weser" als Bewerbunusaufgabc gewählt. Mit Rück-
sicht auf die Nähe der Stach Minden und auf die Bedeu-
tung der Kanalanlage ist auf eine möglichst gefällige Ge-
^amterscheimmc des Bauwerkes Wert zu legen.
Für das Gebiet der Architektur ist die Aufgabe: .Ent-
wurf zu einem Museum für Architektur und Archi-
tekt u rpl a st i k in Berlin" gestellt. Es ist eine auf dein
Restgelönde der ehemaligen kgl. Tiergarten -Baumschule
zwischen Kurfflrstrn-Allee und Hardeitberg-Strasse in Char-
lottenburg zu errichtende Bauanlagc gedacht, die zur Unter-
bringung einer Sammlung von Nachbildungen dient, in
welchen die Entwicklung der europäischen Architektur
und der mit dieser verbundenen Plastik veranschaulicht
wird. In dieser Form -oll das Museuni zur Vervollständi-
zu reinigen. Sie sind ganz aus Holz hergestellt und bestehen
aus Rinnen, von denen das Wasser über schmale Holzlatten-
hürden herabrieselt. Sie beseitigen etwa 60 °/ 0 des Eisens.
ao% gehen in der Vorreinigung weg, während schließlich
etwa ao% für die Filter selbst bleiben, trotzdem das Wasser
nach der Entnahme aus dem Untergrund 1,2c, 1,80 m f
Eisen in 1 Lit enthält. Die alten Sandfilter werden natür-
lich weiter benutzt, wenn diese auch nicht mehr in dieser
Art erforderlich sind. Eine Filterung mit grobem Kies
wäre jedenfalls ausreichend.
Die Müggelsee- Werke, die jetzt 130000*°" geben, sollen
auf I7oooocbm erweitert werden. Dafürsind etwa 8 oMill.M
(einschl. Rohrleitungen) erforderlich, während die Stadt in
den Wasserwerken bereits etwa 60 Mill. M. angelegt hat.
eung der Berliner Kunstsammlungen und zur bequemen
Vorführung wichtigen Anschauungsstoffes für die Studie-
renden der Technischen Hochschule und der Hochschule
für die bildenden Künste dienen.
Wie man sieht, sind die gestellten Aufgaben Vorwürfe
von aktuellstem Interesse. Es ist ein unbestreitbares Ver-
dienst der schönen Einrichtung der Schinkelprcis-Bewer-
bungen des Architekten-Vereins zu Berlin, das> sie jeweilig
ihre Aufgaben aus der Zahl der interessantesten künstleri-
schen und technischen Zcitfrageu zu wählen wusste Die
Programme haben die sorgfältigste Durcharbeitung erfahren.
Auf das „Museum für Architektur und Architektur-
plastik in Berlin" werden wir wohl gelegentlich noch ein-
mal ausführlicher zurückkommen. —
Ein Internationaler Wettbewerb zur Erlangung von Ent-
würfen für die Vereinigung Barcelonas mit seinen Vororten
wird von der Stadtgemeinde mit Frist zum 3. Dez. 1904
erlassen. Es gelangen 3 Preise von 35000, 10000 und
5000 Pesetas zur Verteilung. Unterlagen sind gegen 10
Pesetas von der Stadt Barcelona zu beziehen
In einem Preisausschreiben zur Erlangung von Ent-
warfen für Deckengemälde der protestantischen Pfarrkirche
in Kaufbeuren liefen 8 Arbeilen ein. Den I. Preis ( Aus-
führung) erhielt Hr. Maler Kunz Meyer in München;
den U. Preis (600 M.) Hr. Maler Franz Rinner in München:
den III. Preis (400 M.) Hr. Maler Prof. W. Kolmsperger
in München. Preisrichter waren die Hrn. Akademie-Prof.
R. v. Seitz, H. v. Habcrmann, M. Feuerstein, Bildh
Prof. J. v. Kramer und Arch. Prof. Alb. Schmidt, sämt-
lich in München. —
Wettbewerb betr. Entwürfe für ein Wittels-
i-Denkmal in Eichstätt liefen 30 Arbeiten
ein. Den I. Preis (Ausführung des Brunnen-Dcnk-
males) errangen Karl Sattler für die Architektur und
Irene Hildeb rand für die Plastik. Der II. Preis j roon M.l
fiel dem Bildhauer Ulfert Janssen in Gemeinschaft mit
dem Architekten Paul Thicrsch zu; der III Preis 1700 M l
dem Bildhauer L. Kindler, der IV. Preis lioo M.) dem
Bildhauer Prof. Ernst Pfeiffer, Preisrichter waren die
Hrn. Prof. W. v. Rümann, Prof H. Wadere. Prof. H
v. Schmidt, städt. Brt. II. Grassel. Prof. H v. Seit*
Sämtliche Künstler wohnen in München.
Brief- und Fragekasten.
B. 13 In Koblenz. Ihre Au(fa**tine, das« der Bauherr die
Matcriaticnbestellung durch den baulcitcnden Architekten «tets gut-
heissen und gegen sich gelten lassen müsse, trifft nicht zu. Nur
wenn der Bauherr den Bauleiter zur Bestellung der Materialien
atuulracklich beauftragt hat. ist er zur Abnahme der tx-stcllten
Ware verpflichtet. Anderenfalls steht es in seinem freien F.rnie»-.cn,
das Liefergut abzulehnen oder anzunehmen. Ist es indes zur Ver-
wendung ohne Auftrag bestellter Gegenstände (Trager) gekommen,
so nauss der Bauherr solche bezahlen, weil in dem Dulden der
Verwendung eine nachtragliche Genehmigung der Bestellung zu
erblicken ist. — Die Rocksendung von Gründl issen, welche die
verlangten und vorgenommenen Abänderungen nicht enthalten
haben, wird mutmafilich das Gericht als eine grobe Fahrlässigkeit
beurteilen, in welchem Falle es den KOckthtt de« Bauherrn vom
Verdingungsvertragc for begründet erklären wird F.« i*t dies
eine Frage tatsächlicher Natur, die die Richter nach freier Würdigung
aller einschlagenden Tatumxtandc zu beantworten haben. Sie
pflegen nun vorsatzliche oder fahrlässige Zuwiderhandlungen sogen
berechtigte Wunsche der Bauherrn fdr Verstoße gegen Treu und
Glauben im Geschäftsverkehr zu erklären. K H-e.
Hm. Arch. H. E. In Passau. Wir hüben schon mein fach
erklärt, das« die Bezeichnung .Architekt' einstweilen irr Deutsch-
land noch kein Schutztitel, sondern lccl:nlr, Ii eine St.mdcsbe-
zeichnung ist.
Inhalt: Villa Wrrrheimhci h 11..»,!,,.,- v d. Il-.i,. . Zar fixer der
t'meesullun; Ort Tbc«len.|aur.| in Dn-deri. - tirr Wir. Ii rn.ifb.i'i de»
Campamle von Ssn Marr«> ilort«* t/Ainr i. — \>>r tiiundn -t t \ . c*ni; der
Stadt Bi-rliit. — Vriaiisclile-i. — l'iei-'icivirbun^iu. — llncl- u. 1 :;i_:ck;i-t'-H
Hierzu eine Bildbeilage: Villa Werihcimber in Hornburg
Vctlai; der Deutschen Baflzertunj;, G. m. b. lt.. Itcrlio. Kar die Redaktion
verintworti. Albert Hotmann, Beil.». 0. ... k. y,_„. Willi, (irrvr, Brill,..
)y Google
B DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N2. . 4 . BERLIN, DEN 13. JAN. 19048
Tim tu mxi&irimmmtih tix
Der Brand des Iroquois- Theaters in Chicago und die notwendige Reform der modernen Bühne.*)
Von Baurat Heinrich
Iis rli-r Klüt der Telegramme ist immer noch kein
völlig klares Bild der furchtbaren Katastrophe zu
gewinnen, welche um die Jahreswende Chicago
heimgesucht hat. Aber neben dem zuerst aufsteigenden
Gefühl des Menschen zum Mensrhen ertonte sofort und
ist auch hier wieder merkwürdig der Ruf: „Kreuziget Ilm!*
Ist in Chicago aber nun wirklich ein Einzelner der Schuldige,
oder hat hier der findige „ingeniöse" Amcrikanismus einen
• Schlag erhalten, der der Gesamtheit sagt: es ist etwas
faul? Es ist dort genau so, wie vor der'Ringthratcr-Kata-
strophe inWien. Nach der Ka-
tastrophe hat Jeder gut reden !
Schuld an den Katastrophen
in Wien und Chicago tragen
einfach die höchste Vernach-
lässigung der Vorsichtsmaß-
regeln des Betriebes und die
Sorglosigkeit der Aufsicht»
Behörden. Das war, ist und
wird immer bei derartigen Ka-
tastrophen so bleiben, «1 ic über-
haupt bei allein, was in der Well
schief geht. Die Katastrophen
von Jena und Sedan, die Fi-
nanz • Krachs, die wir erlebt,
alles läßt sich auf die gleiche
l rs.iche: auf Sorglosigkeit, ( ie-
\vis~rnlosigkeitundVcrknochc-
rung zurückführen. Daß je-
der .Schutz" entsprechend ge-
braucht werden niutJ, wenn er
nützen soll, ist aber eine alle
Lehre der Weltgeschichte.
Stahl und Stein, Marmor und
Mosaik haben die Bauherren
und die Architekten des Iro-
ciuois- Theaters nicht gespart.
Es sollte der neueste, vornehm-
ste und feuersicherste Theater-
bau, wenn nicht der Welt, so
doch Amerikas werden und über die
ganze, erst am 33. Nov. 1903 der staunen-
den Welt gezeigte I lerrlichkeit brauste
dann das Entsetzen vom ablaufenden
Dezember.
Warum? Nach der Aussage des am
Unglücksabcndc da.« Momtechebtlichl
erzeugenden Beleuchters William Mo
Müller bewirkte das t'ngltirk der ab-
springende Funke einer Bühneneffekt-
Bogenlampe, nicht der immer zunächst
gesuchte Kurzschlull, dank der allen
Lehren der Ringtheatcr-Katastrophc und
der der Opera cotnique in Paris zum
Trotz vorhanden gewesenen Nachlässig-
keit und Kopflosigkeit. Hydranten und
ein kaltblütiger Feuerwehrmann waren
augenscheinlich nicht vorhanden, wohl
»Der mit Chemikalien gefüllte Patcnt-
I^schapparate.die versagten.wahrsrhein-
lich, weil sje seit der Eröffnung des Thea-
ters und vielleicht auch lange vorher ein
beschauliches Leben geführt hatten. Nie-
mand war auf der Bühne, dessen Auto- Rln tnMter ln Wien . Al(h . : ,, , öl . lcr
rttai sofort entsprechend eingriff. Der
leitende S chauspieler der Vorstellung kam halb angekleidet auch in Deutsehland Niemand
") An raff kunc der Redaktion. Trolt IHAu i;. -. liMUicher
Inan»|>'urhn>hnie hat Mi Itaural Hrnmrh Sreling »ich uo. h in anerkenn«»»,
werter Weiae beim erklärt, unterer Kille um Betiirechune der furcMbaten
Kauauonhe von Chicago au» »einer reichen Erfahrung beraua ru raup
eben. Wir «afen ihm auch an duner Stelle tar die«e Bereitwilligen
unseren [iank. —
See lin g in Berlin.
aus seiner Garderobe gesprungen, lief, bereits blutend von
herabfallenden Glasern der Soffitcn-Gluhlampen , vor die
Rampe, um das Publikum zu beruhigen, dann erst kom-
mandierte er den Vorhang herunter und der blieb in halber
1 lohe stecken Ja, ist denn nach allem dem eine gröllere
Mißwirtschaft zu denken?
Weiter! Eine gewaltige Stichflamme brauste dann im
Nu pfeifend durch den Zuschauerraum, Ober die Köpfe
der Parkettbesucher zu den Besuchern der vorderen Reihen
des ersten Randes und der Galerien, und versengle diese,
wahrend die hinteren Reihen
derGalerien auf abschüssigen
Boden stürzten, ehe sie die
vier vorderen Reihen erreich-
ten. Also die Besucher der
hinteren Bänke der Galeric
mußten gegen die 4 vorderen
Reihen, also gegen das Feuer
gehen, um zu den Ausgangen
ZU gelangen' Aus den sich
widersprechenden Berichten
kann man sieh noch kein Bild
Ober die Art der Ausgänge
desZuschauerhauses machen.
Nur von den „Notausgängen*
ist die Rede, von denen einer
30 F'uß Über dem Pllaster
endete. Es war keine Leiter
vorhanden, die an der Oeft-
nung zu Roden geführt hätte.
I »er (iang davor war voll von
Frauen, die von der Menge
nach vorne gedrückt und
über das Geländer auf das
Pflaster geschleudert wurden.
Bewohner eines benachbar-
ten Hauses überbrückten
schließlich die Lücke
zwischen diesem Notaus-
gang und ihrem Hause
durch Laufbretter! Andere sollen,
solche Außenlcitern benutzend, von den
Nachfolgenden zertreten worden sein.
Das Kennzeichnet die bauliche An-
lage 1 Hort denn ...1 nicht alles auf -
Derartige, aber dann gesichertere An-
lagen schreibt unsere Baupolizei wohl
bei den alten noch vorhandenen Rake-
tenkisten vor, die den Namen „Theater"
f Ohren; aber wer wagte es bei uns,
eine derartige Neuanlage am Zu-
schauerhaus vorzuschlagen oder gar
zu gestatten'
Das mir vorliegende, von den Er-
bauern des Iro<)Ui us -Theaters ein paar
Jahre früher errichtete Jllinois-Thcalcr
in Chicago zeigt, eingequetscht zwi-
schen Nachbarhäusern, neben seiner
vornehmen Vorderfront an schmaler
(lasse die Seitenfront des Zuschauer-
haiiscs mit eisernen Rettungstreppen,
wie wir sie als Notbehelfe an den
alten Kasten in Deutschland nicht ohne
Gruseln sehen. Das sind wohl noch
Kettlingswege, aber hoffentlich hat
lötig, eine rasende Menge
hinter sich, sich auf solchem Wege zu retten.
Es muß gesagt werden: alle ernste F'ürsorge, welche
die österreichischen und deutschen, besonders die Wiener
und die Berliner Ministerial- Vorschriften enthalten, in denen
ja auch Einzelnes steht, was im Uebercifer und aufgrund
31
-■■■r 1=0=0=1 «"ITT«««.
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eines längst veralteten Theaterbctrichc* vorgeschrieben ist,
all' unsere deutsche, oft verspottete und oft gepriesene
Gründlichkeit, die sich darin offenhart, ist an den Ameri-
kanern, an den Englandern und zumteil auch an den
Kriinzo-.cn spurlos vorübergegangen.
Ja, feuersicher bauen auch sie, oft his zum Ueber-
maß feuersicher! Aber die Sorglosigkeit der Anlage in-
bezug auf Verteilung der Ausgange und der Treppen des
Zuschauerhauses und für den Bühnenbctricb für den Kall
einer Panik läßt nichts zu wünschen übrig. Was ist in
Chicago an bezw. in dem'Theaterbau zu Grunde gegangen ?
Die zum geringsten Teile angesengten, nieist er-
stickten, mehr aber noch zertretenen oder herab-
gestürzten Menschen! Sonst ist wenig zerstört und
zumteil nur die innere Hinrichtung ausgebrannt. Die mit
poliertem Granit, Marmor und reichen glasierten Terra-
kotten hergestellte Kassade, die, wie gesagt, von Marmor und
Goldmosaik strotzende Vestibül-Anlage usw. sind erhalten,
nur die Bühne
und der Zu-
sehauer-Kaum
sind teilsau
brannt.teilsnur
angesengt. l>er
Hau soll 210000
Pfund, also et-
wa .1300000 M.
gekostet haben
und der bauli-
che Schaden
-oll mit einer
Viertel-Million
M durchaus zu
erledigen sein!
Also selbst die
Eeuerver-iehr-
nings - Gesell-
schallen kön-
nen. wenn uber-
haupt,uichtsc!ir
scharf in Mit-
leidenschaft gc-
zogen werden.
Nur die armen Krauen
ben ihr Ixben und 1
Das Deutliche VolkMheater in Wien
1
und Kinder ha-
hrc Kamillen in
trostlosem Unglück lassen müssen, weil
Leichtsinn und Geldmacherei zusammen
im Hunde starker waren, als Pllichtge-
fühl, Besonnenheit und faehmännMOW
Kiiisicht.
Ich bin der Letzte, der in phari-
säischem Hochmut diesen Dingen gegen-
über steht. Schließlich greift doch die ge-
waltige Kaust des Schicksals dahin, wo
man es am wenigsten für möglich ge-
halten hat. Aber welcher deutsche oder
österreichische Kollege von Ruf würde
es wagen, einen Theater-Neubau so mit
Außerachtlassung aller Erfahrung über
die Notwendigkeit klar-ter Treppenan-
lagen und Ausgänge mit „Nottreppen"
und „Notausgängen" zu disponieren,
auch wenn unsere baupolizeilichen Be-
stimmungen nicht umfassend und vor-
greifend getroffen wären. In welcher
deutschen oder österreichischen Stadt
wäre ein so großes Theater wie das in-
fragc stehende mit einem Zuschauerhaus
für 2000 Personen und einer dement-
spreehenden Bühne mit so vorsflndflut-
liehem .Sicherheitsbetrieb auf der Bühne
möglich? Wo dürfte die Möglichkeit
vorhanden sein, daß auf der Bühne .Gasbehälter" sich
befinden, daß solche explodieren können, -o daß das I »ach
abgehoben wird und daß die ausströmenden giftigen Gase
das Publikum noch betäuben und mit vernichten hellen.
Ich glaube versichern zu können: das gibt es bei uns
nicht! Oder doch?
Jedenfalls wird die fürchterliche Katastrophe einer
Reihe von Bühneuvorständen und Aufsichtsbehörden ein
Memento sein, den BühnenlK'tneh der ihnen unterstellten
Theater und den dafür gebotenen Sieherheitsmaßregeln
vollste Aufmerksamkeit zuzuwenden. Vor allem ist
das gesamte Bühnenpersonal Arbeiter, Künstler, Feuer-
wehr und sonstige Aufsichtsbeamte — in regelmäßigen
Alarmübungen auf plötzlich eintretende Gefahr vorzubc-
bereiten und so soll Jeder, bei drakonischen Strafen gegen-
über Pllii •htvernaehiässigung. üben, was er zu tun oder
zu lassen hat und wie er sich schließlich rettet.
In einem auf Ersuchen der Redaktion zur Beruhigung
des großen Publikums in No. ;t des „ Tag" veröffentlichten
Artikel, dessen Folgerungen kaum durch das inzwischen
weiter eingegangene Depeschenmalcrial berührt werden,
betonte ich als I lauptgefahr das plötzliche Eindringen von
frischer Luft zum kleinsten Brandherd durch unzeitiges
oder unverstandenes Aufreißen von Ausgangstüren oder
Toren der Bühne; hier liegen Alpha und Omega der
Katastrophe sowohl in Wien, beim Kingtheaterhrand, wie
jetzt in Chicago. l>ie später aus Chicago eingetroffenen
Nachrichten, welche umgekehrt die Zugluft von den Türen
des Zuschaucrhaiises zur Bühne annehmen, widersprechen
der Tatsache, daß die Klammen plötzlich zischend und
brausend wie ein Blitz unter dem halbgeöffneten Asbest-
Vorhang hervor bis zur gegenüberliegenden Brüstung des
I. und II. Ranges gepeitscht wurden. Das konnte nur der
Druck von hinten, also entweder dort geöffnete Türen
oder der gewaltige Druck der Gasexplosion hervorbringen.
In Wien ver-
schuldete das
ganze l'nheil
die Oeffnung
dcsiniRücken
derBühne an-
gelegten Tores
für große Vcr-
satzstückeusw.
An eine solche
Stelle gehört
im A ilgenblick
derGefahrein
an Gefahr ge-
wöhnter, kalt-
blütiger Feu-
erwehrmann,
der einfach
unbesonnene,
zur wilden u.
unfolgsamen
Bestie gewor-
dene Mensch-
en rücksichts-
los über den
schwere Vernnt-
Seele neh-
Anlulektcii: Kellner ,V llclmcr in Wien,
Haufen schießt Die
w.irtuug kann Jeder auf seint
men, der weiß, daßerdadurch I hinderten
das Leben retten kann Es wird aber
gar nicht so weit kommen, wenn min-
destens einmal im Monat Alarm geübt
wird und im übrigen alle Oeffnungen
und Ausgänge so angelegt sind, daß
Jeder weiß: sobald Du eine der in
Buhnenhöhe befindlichen Türen hinler
Dir hast - ich rechne 6 Türen für das
Personal, außer den Türen zum Trans-
rort der Dekorationen kann hinter
)ir die Hölle los sein, Qualm und Feuer
können I >ir nichts niehr anhaben — wenn
Du einen der Dir und allen miteinander
gewohnten Wege gellst.
In Berlin und in anderen großen
Städten Deutschlands mochte ich keinem
der Feuerwehrleute raten (sie tuns gar
nicht! so durchdrungen sind sie von
ihrer Verantwortlichkeit I den Posten am
Vorhang, auf der Galerie, an einem der
Hydranten usw. zu verlassen, ohne die
ihnen zugeteilte Funktion erfüllt zu haben.
Ob es auch in den kleineren Städten
bisher immer so scharf genommen wurde
oder ob Zeit zu einem Glase Bier war:
ich denke, der jetzige fürchterliche An-
die es angeht, zum Bewußtsein bringen,
mit wie
wenig Organisation un<l Entschlossenheit bei un-
beugsamer Disziplin auch einer großen Gefahr
begegnet werden kann.
Alle Buhnen-Vorstande wissen, wie selbst in den alten
ausgedörrten, voll Hanf und Lattenwerk steckenden Rar
ketenkasten durch raschcscncrgischcsZufasscn, aberohne
Luftzug, in wiederholten Fallen ein Brand verhindert
wurde. Die Frage bei den alten Theatern müßte eigentlich
lauten: Wie kommt es, daß sich nicht jeden Abend bei
diesem Wust von /usammengehäuftem Staub, Hanf, Latten-
werk und hunderten von offenenCanflammen etwas ereignet?
und nicht: Wie kommt es, daß es soviclTheaterbrände gibt!
Sie sind unfehlbar verschwindend gering gegen-
über der Aufhäufung täglicher Gefahr, und so
wird der Mensch der Gefahr gegenüber sorglos.
No. 4
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laß wird allen
1 was auf dem Spiele steht und andererseits 3
Nun haben wir es ja so herrlich weit gcbrarht mit unse-
ren über und Ober .feuersicheren* Konstruktionen. Viele
Klauben das Wort .Holz- gar nicht mehr aufrechen zu
dürfen, wenn es sich um Konstruktion handelt und dann
kommt der dümmste Zufall, und wirft da- ganze patentierte
Amerikanertum und alle modernen Errungenschaften über
den Haufen, weil kopflose und leichtsinnige Menschen
ihre Pflicht nicht kannten, nicht ausübten und ihre Organe
nicht schulten. —
Es «ei mir nun gestattet, die Nutzanwendung der vor-
stehenden Erörterungen an einigen Beispielen zu zeigen.
Ich benutze dazu die in meinem Kapitel Uber das moderne
Theater in der „Baukundc des Architekten", Hand II, Teil 3
veröffentlichten Abbildungen moderner deutscher, franzö-
sischer, englischer und amerikanischer Theater.
Das Ringtheater in Wien (S. ai) zeigt im Grundriß
das l'nglücksior im Klicken der Bühne, die eingeklemmten,
ohne Tageslicht angelegten Umgänge und die vcrschlwiaen
gewe.enen,
ehrnfallsvon
den Fronten
abgeschlos-
scnenNcbcn-
treppen. Das
De u t s c h e
Volksthea-
ter i n Wien
von T el I iic iw
Urinier zeigt
dagegen das
modemeEm-
pfinden: die
seitlichen
Ausgitngedes
Parkett mi
unmittelbar!
auf die Stras-
se fuhrendrn
seitlichen Ve-
stibülen, und
die Umgänge
und Treppen
mit Tages-
licht (S. 32t.
Welch ein Unterschied für
sehende Augen, wenn man die
neiden Grundrisse vergleicht!
I)er Längsschnitt und der
Grundriß des von mir erbauten,
im vorigen Jahre eröffneten
Städtischen Schauspiel-
hauses zu Frankfurt a. M.
als Beispiel eines neueren deut-
schen Theaters zeigen ebenfalls
Treppen und l'mgängc frei an
der Straße; das große Foyer
mit seinen hohen renstern und
dem vorgelegten Altan gewahrt
an sich schon angstlichen (ie-
miitern Zuflucht. Im Ungsschnitt
sieht man ferner über der .über-
wölbten" Bühne den feuersicher
ummantelten Kauchschlot, der
durch die feststehenden Jalousie-
Ocffnungen der I^trrnc der
Buhne unmittelbar ins Freie mün-
det E-i-t also dort gegenüberder
Hohe des Zuschauerraumes s ■ • 1 ■
etwa 15 " ein etwa )o'" hoher
Ausbrennsehlot von rd. 20'l m
Querschnitt gebildet, der nach
Fallen der Kauehklap[K' aU ue-
waltigcrSaugcrallesan sieh reißt,
bis die sich entwickelnden Span-
nungen die Glasscheiben der un-
ter dem Schnürboden liegenden
Tageslichl
ieGase a
Zuschauerraum wird in Preussen noch ein besonderer Rj
abzug verlangt, l'cber den zweischneidigen Wert dieses
Saugers sind die Meinungen geteilt. I lier abziehende Rauch-
gase sollen durch die festen Jalousien des Dachaufsalzes
zwischen den mittleren 4 Dachbindern über dem Zuschauer-
hause entweichen. Nur bei diesem Theater habe ich auf
zwingenden Wunsch de- Bauherrn seitliche Parkettlogen
Das Stadttheater In
Frankfurt a. M.
Architekt: Brt. Heinr.
Secling in Berlin.
der BohneTageslicht gebenden Fenster zum Zerplatzen brir
gen und die Gase auch seitlich entweichen. Auch für den
angeordnet, sonst führe ich stets möglichst in Zonen von
4 bis 5 Reihen nach dem Prinzip von Bayreuth das Parkctl-
puhlikum seitlich auf die Umgänge. — " (SchUO Mjt.i
Mitteilungen aus Vereinen.
Verein für Eisenbahnkunde. In der November-Sitzung
1903 unter Vors de« Min -Dir. Schroetter hielt Hr. Keg.-
Bmstr. Pforr einen Vortrag über die belgischen Klein-
hahnen. Diese seien fast ausschließlich von einer ein-
zigen Gesellschaft, der „Societc nationale des chemins de
fer vicinaux", gebaut worden und zeichneten sich durch
13 Januar 1904
eine besonders gute Entwicklung aus. Nicht nur, daß ihre
Lange verhältnismäßig großer sei als hei uns, sie lieferten
auch bessere Ertragnisse. Wahrend unsere Kleinbahnen
im Durchschnitt ihr Anlagekapital mit 1,7% verzinsten,
betrüge die Verzinsung bei den belgischen Kleinbahnen
3.25 0 o- Das Geld zu ihrem Bau werde von den Gemein-
den und den l'rovinzial- und Staatsbehörden aufgebracht,
Privatunternehmer seien dabei nicht beteiligt. Bei uns
23
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dagegen hätten bis jetzt die Privatunternehmer etwa die
Jl.llfte des Geldes beschaffen müssen. Man verlange in
Belgien aber nicht, daü die Gemeinden ihren Anteil baar
bezahlen, sondern gestatte. daU sie ihn innerhalb einer
Frist von 93 Jahren allmählich tilgten. Da* Batigeld werde
durch -Schuldverschreibungen beschafft und durchweg mit
3"/,, verzinst Man hoffe, daü die Hahnen einen neuen
Aufschwung durch die Kiuführung des elektrischen Be-
triebe* mit Wechselstrom 'Motoren nehmen werden. —
Hierauf sprach Hr. Geh. Rey.-Rat Prof. Dr. Keuleaux
unter Vorführung zahlreicher Karten und Zeichnungen
über die grolien „Brücken Uber den F.a*lriver* vor
New- York zurVerbindutig der Manhattan-Insel mit Brooklyn.
Zunächst gedachte der Kedncr drr bekannten, in den sieb-
ziger Jahren von dem Deutschen Rohling erbauten Brook-
Ivner Hängebrücke, die mit eitler Spannweite von 518 m
den Mccrcsamt übersetzt. Vor zwei Jahren habe man
dann mit dem Bau einer zweiten, der „\Villiaiii>burg-ßrücke"
begonnen. Ihr Tragwerk bestehe wesentlich aus 4 Draht-
seilen, deren jedes nahe an 7700 StahldrAhtc von .,,8 """
Durchmesser enthalte. Das hölzerne Baugerüst dieser
Brücke sei vor etwa Jahresfrist durch Feuer zerstört
worden, wobei auch Teile der Kabel ausgeglüht und da-
durch unbrauchbar geworden seien. Jetzt schreite der
Bau nach Ausbesserung der Schäden rüstig vorwärts.
Sodann sei die Ausführung zweier weiterer Brücken in
Angriff genommen, Ober die der Vortragende dein New-
Yorkcr Oberkoinmissar für Brücken, Hrn. I.iudenthal,
nähere Mitteilungen verdankt Ks sind dies die „Manhattan-
Brücke", eine Kettenbrücke von .( |8, | "' Spannweite der
Hauptöffnung, riesigen stählernen Kcitenlürinen und ge-
mauerten Ankerpfeilrni, und die „Blackwellinsel-Brücke",
die diese Insel zur ('cbcrschrciumg des Kastriver benutzt
und ein Tragwerk von sogenannten Frei- oder Ausleger-
trägern erhalten soll. Jede der genannten vier Brucken trägt
neben einer Fahrbahn dir Fuhrwerke und breiten FuÜ-
wegen noch 4 8 Bahngleisc, die meist in zwei Stock-
werken übereinander ungeordnet sind. Auf ihnen wird
nach Vollendung der Bauwerke, die 1906 erwartet wird,
ein ungeheurer Verkehr ermöglicht werden. Hervorge-
hoben wurde, dal] der Baustoff der Brücken, cinsehlicUlich
desjenigen für die Drähte der Willianisburg-Brucke, Nickel-
stabl von hohen FeMigkeils Kigenschaften sein werde. -
Preisbewerbungen.
Wettbewerb Knaben- und Madchenschule in Waldenburg.
Aufgrund unserer Bemerkung in No. 98, Jahrg. 1903, er-
halten wir von dein Preisrichter Hrn. Geh. Brt. Stübben in
Köln die Mitteilung, dali der Magistrat der Stadt vier der
nicht fachmännisch gebildeten Beisitzer des Preisgerichtes
zurückzuziehen beabsichtigt, sodaü in diesem dann die
Fachleute in der Mehrheit sein werden, wie das den
„Verbands-GrundsAtzcn" entspricht. Zweifelhaft ist jedoch
im Programm noch die Stelle, nach welcher die Preise
nur zur Verteilung kommen, falls „entsprechende"
Kntwürfe eingehen. Wir setzen voraus, dali dieser Aus-
druck gleichbedeutend sein soll mit „programmgemäße "
Kntwürfe. Kine haldige Krkläning des Magistrates auch
hierüber dürfte sich im Interesse der Beteiligung an dem
Wettbewerbe empfehlen. —
Ein Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für einen
Saal- und Theaterbau in Glessen wird durch die Stadt er-
laben werden. Für den Bau ist das Gelände von .Schülers
Garten" in Aussicht genommen und eine HaiiMiinmc von
etwa 750000 M. angenommen --
Wettbewerb Volkwchulgebäude Schwabach. Der mit
dem II. Preist- gekrönte Knlwurf de- Ihn Otto Schnartz
in München wurde zur Ausführung gewählt Die Kim
summe beträgt 252000 M
In dem engeren Wettbewerb betr. Entwürfe ftlr die
Universltatsbauten in Jena erhielt den I. Preis Hr Prof
Theod. Fischer in Stuttgart; den II. Preis Hr. Prof Karl
Hochcder in München und den III. Preis die Uro Arch.
G. Weidenbach und Tschammer in Leipzig.
Personal-Nachrichten.
Preussen. Drni La:'ilc>bauinsp. Hit H17SC in Siegburg ist
der Role Adler Onlm IV. Kl verliehe».
Die Erlaubnis zur Aiiiuihme und Anlegung der Minen verlieh.
nichtpreuU. Oidcn ist erteilt um) zw - dem Geh llrt. Richard
in Magdeburg des Ritterkreuzes I. Kl. des Kgl. s*chs, Albrcchts-
ordens mit der Krnnr; dein Eisenb-Bau- und lictr-lnsp. Brosche
in Erfurt des Kutcrkieuzcs I Kl. desselben Ordens; dem Geh Brt.
Alken in Hannuvci des Lhrcnkrcuzcs II Kl. des Fllrstl. lippischcu
Huusoidrns, dem Kin-nb -Hau- u, Ucti. Iiis|i. Fulda in I.ngc de*
Ehre iikrcuzc* IV. Kl dc»s< Iben Or tcus; dem Reg.. 11. Brt Tornow
in Met/ des Ehienkrtiizrs <ie> lies». Verdienstorden« Philipps des
Gl oile.iiltigcn , dem Ren ■ u Brt. H a u e r in Saalfeld de« Fflrstl, schwarz -
burg F.lircnkreuze« III. Kl.; dem Ob -Brt Schneider in Mainz des
24
russ. St. Stanislaus-Ordens II. Kl. ; dem Eiscnb-Bau- u. Betr.-Insp.
Denicke in Hannover des Uroüherrl. lürk. Ojiuanic.. Orden* III. Kl.
Ernannt sind: Der Landbauinsp Brt Scbultze in Berlin und
der Kr -Rauinsp Brt. v. Busse in Bromberg z. Reg.- u. Brtn. —
Der Brt R Cramer und der Geh Ob -Postrat Hake in Berlin ra
«rdentl. Mitgl und der Geh Admir.-Rat Franzius io Kiel, der
Ob Raudir. Rehder in Lübeck, der Dir. der Bauabt. der Gen Dir.
der württemb Staatseiscnb. v. Fuchs in Stuttgart, der Reg -Bmstr.
Prüf. Solf in Berlin zu aulierord Mitgl. der Akademie de» Bau-
wesen». Der Geh Brt S e Ii o 1 k m a n n in Berlin z. Mitgl. de«
Kgl. Teehn OberprQfuugsamtes.
Der Reg -Unisir G<. Braun ist der Kgl. Verwaltg, der mark.
Wasscrstrassen in Potsdam zur Beschäftigung überwiesen.
Die Reg -Bfhr. Kel Krüger aus Desiau und Wilh Biel aus
Gandersheim (Hochbfch ), — Otto Grassdorf u. Fr. F.ifflaender
aus Hannover (Eiscnbfch ), — Karl Cramer aus Hameln, Ollo
von der Mahlen aus Dusseldorf und Ad. Schulte aus Neuss
(Masch -ßfeh ) sind zn Reg -Untslrn. ernannt.
Der Fa« -Halt- u. Betr.-Insp Anthes in Kreumaeh ist gestorben.
Sachsen. F.mannt sind: Die Masch -lnsp. Schmidt in Dresden
zum Vorst, der Werkst-Insp Ixipzig 1, Hultsch zum Vorst, der
Wagenabt. bei der Werk»! -lnsp, Dresden und der Reg.-Bmstr.
Götze in Döbeln II z. Rauinsp.
Versetzt sind : Die Brie. H e r k e 1 in Chemnitz nach Dresden-
Fr. und C u n r a d 1 in Zwickau nach Chemnitz II ; die Bauinsp.
S Unnenberg in Groitzsch zur Retr.-Dir. Leipzig 1, F ritische
in Bürgst lld' zum Bi Qckcnbaubflr. und Schindler in Mügeln zum
Baubur. Buchholz ; dcrTelcgr.-lnsp. Besse r zur Telegr -ln«p Leipzig,
die Reg -Bmstr H errma n ti in Leipzig zum Werkst -Rur, Ri et *ch icr
in Dobeln zum Baubur Zwickau II, Wägler in Leipzig zum F.lektro-
tcclin Bflr unil Scbcllenbcrg in Zwickau zur Hauinsp I das.
Die Reg -Bfhr Ehrlich beim Baubür Bühlati, Knofel bei der
linuiosp Dresden A , Lehmann beim Baubür. Radibor, GQnschcl
bei «tcr Hauinsp Ellersbach, Rudolph beim BaubQr. F'rohberg,
Gei>isler bei Baubür Leipzig, Farber undWcntzcl beim Elcktro-
tectin Bür. und Ncchutnys beim Wcrkst.-Bor. sind zu auÜcretatiD
Reg -Bmstrn. ernannt.
Die Reg. -Hfl». Grube und Arnold bei der Baulcitg de»
Minister -Geb iu Druden N und Mittelbarh beim Neubau der
Kunstgtw -Schule iu Dresden sind zu Reg-Bmstrn. bei der staatl.
Huclibzu-Vciwaltg. ernannt.
Die Wahl des Geh Hof'ats, Prof Dr. Gurlitt zum Rektor
der Terlin Hochschule in Dresden ist bestätigt wurden.
Der Reg.-Bmstr. Fickcrt ist in den Ruhestand getreten. —
Brief- und Fragekasten.
Hrn. M. S. in Frankfurt a. M. Zu Zwischendecken für
Krankenhäuser haben sie» die mosten Systeme massiver Decken
durchaus bewahrt; wir möchten kein bestimmtes System heraus-
greifen. Die Literatur gibt darüber erschöpfenden Auf'scliluf) Lieber
die Verminderung der Hcllliorigkeit massiver Decken bei Verwen-
dung von Linoleum wird Ihm n die Firma, von welcher Sie das
Linoleum beziehen, gute KatsehUge geben. Eine einigermaßen
zuvei la%»ige Isolierung gegen Schallfortpflanzung erreichen Sie
jedoch nur, wenn Sie bereits die eisernen Trager bei ihrem Auf-
lager in der Mauer durch entsprechende Unterlagen isolieren. Zur
Anwei dung einer Lchmschicht mit darüber aufgebrachter Beton-
schicht taten wie nichL —
Hrn. Arch. H. M. in Münster I. Weslf. Ihr Fall und dic-
daraus hervoi gegangene gc&i liafthch: Schädigung sind ja bedauer-
lich, aber Sie werden dagegen kaum etwa« tun kflniien Sic bc
ucLteii selbst, duss ihnen die betr. Stelle die von Ihnen eingelieferte
Eutwuif «skizze honoriert habe. Damit erwaib sie Anteil un dem
gcis1igcn Eigentum derselben und du» Recht, den in dem Entwurf
enthaltenen Gedanken einem anderen Architekten zur Beachtung
zu empfehlen In der Tat zeigt der auigelnhrte Bau die GrundzOge
Ihre* Entwurfes, aber doch auch nur diese, wahrend die Einzel-
heiten der Ausführung wesentlich von Ihicm Entwurf abweichen.
Gleichwohl liegt die haehe su, dass es wohl eine Pflicht der betr.
Stelle gewesen wäre, bei den Einweihung«- Feierlichkeiten zu er-
wähnen, daü der Giuiidgcdankcder Ausfuhrungvon ihnen her 1 Ohrt —
Hrn. J. E. In Karlsruhe. Es ist eine alte Ei fahrung, daB
der Rcgcrischlag bei Gcblludcn in hoher und freier Lage selbst die
dicksten Xljuotu durchdringt und die Innenflachen der Kaum« naüU
Line durchgreifende Abhilfe ist hier nur von auflen zu schallen
und zwar am diuu rlulicstcn duicfi eine Vi-rschuidclung, die ja im
S. I1w.11 rw.vilc nicht all/u teuer werih-n itilrfle. Alle Maßregeln,
die im Inneren voigeiiomiiien weiden, Asphaltierung oder Anwendung
eines sngen. Vei biiHluiigskiltes, versprechen keine Dauer, wed duicti
die eindringende Nilsse immer wieder eine Lockerung de« Verputzes
stattfindet. Wollen Sic deniuaeh eine gründliche Abhilfe, so müssen
Sie dieselbe am Aculleren treffen Ist die Fliehe verputzt, ao ver-
spinnt schon ein vieiruahgei zilier Ocifarbenanstrich einige Dauer. —
Hrn. H. H. in Renninghausen. Wir haben wiedeiholcntlich
darauf aufmerksam gemacht, dass der Meistertitel in Verbindung
mit einem besummten Bauhamiwerk nur durch ein Examen vor
der Innung erworben werden kann, und dass auch nur dieses
Examen zur Annahme und Ausbildung von Lehrlingen berechtigt.
Sie dürfen sich zwar Unternehmer oder auch Baugewerksmeister,
nicht aber Maurermeister nennen. —
Hrn. Landbmstr. C. R. In G. Wenn Linoleum auf massiven
l>ccken so soigfahig verlegt ist, wie es die Fabriken vorschreiben,
»o ist unter allen Umstunden auch bei Schulen mit einet vicljahngen
Dauer des Belages mit aller Zuversicht zu rechnen Es bedarf
daher wohl kaum der Nennung einzelner einschlägiger Schulbao len —
Inhalt: IVe UuuU de«. lro<jiio,>-Tlu .hi-ih in t-lmazo und dir not-
wr-vli/r K»'(o-m <ler iimm!, nu n llfllirie. — Mittriluiicen aus Vereinen. —
Prrjhl.rw'eituiriei 11. — I'erv>ii*l-Niu hu. Uten. - Knet- und KiagekuMrn.
Verlag •!it Unlw Vn ISauzellun;, <".. m. h It., Herlin. FOr die Redaktion
verantwonJ. Albert Hu Im Jim, Hertin Oiui-k von Willi Greve, Berlin.
No. 4.
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ALZENWF.HR VON HO". WEITE IM HAUPTARME DES MAINS HEI
SCHWEINFURT * ENTWURF UND AUSFÜHRUNG * VEREINIGTE
MASCHINENFABRIK AUGSBURG U. MASCH IN EN BAU -GES. NÜRN-
BERG A.G. (ZWEIGAN STA LT GUSTAVSBURG BEI MAINZ) * WALZE
IN HÖCHSTER STELLUNG * AUFLAGER MIT UND OHNE ANTRIEB
| = DEUTSC H E BAUZEITUNG XXXVIII. JAHRGANG 1001 * N° 0 =
DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N° 5. BERLIN, DEN 16. JAN. 1904
Das Walzenwehr im Hauptarm des Mains zu Schweinfurt.
Von Reg.-Bn»tr. Carslanjen, stcflvertr. Direktor der Brückenbau-Anstalt Gustavsburg bei Mainz.
(Hirrfll finr ;: I !' ■ i! i.. timl dir AlililWIilitgrn Mut Srilr jti und 301
urch dir Bruckenbau-Anstalt der Walzen verschlösse bereits aus einer Beschreibung
Gustavsburg bei Mainz, Zwerg- des Schweinfurter Grundablasscs auf S. 645 u. (f. Jahrg.
an -t.il; dei Vereinigten Ma- 1902 bekannt. Ks war dies die erste nach der neuen
sebinenfabrik Augsburg und Bauweise ausgeführte Anlage. Sie war im Frühjahr
Maschinenbau • Gesellschaft 1902 in Betrieb genommen worden, und ihre Wirkungs-
NOrnberg A.-G , wurde in den weise ist von Anfang an eine so durchaus zufrieden-
.1.- Jahres 1903 stellende gewesen .ihre große Einfachheit schien so sehr
: siüiuli des gruben eine vollkommene Betriebssicherheit zu gewährleisten,
Wellies im Hauptarm des Mains dal! die bauleitenile Behörde, das Königl. Stralien-
zu Schweinfurt fertig gestellt. Den Lesern der „Deut- und FluÜbauamt Schweinfurt, sich in dankens-
schen Bauzeitung" sind die Anordnung und «las Wesen wertester Weise entschloß, jenem ei sten Versuch eine
I 5 il
Digitized by do
zweite Anwendung an dem großen Wehr im Hauptarm aus ihrem Gewicht und dem Wasserdruck sieh niemals
des Flusses folgen zu lassen. (Der Lageplan Abbildg. 2 Ober diesen Stutzpunkt erheben kann F.s wird also
laßtdieGesamt-AnordnungdcrbcidenVVehreerkennen) dadurch die Standsicherheit gegen den Wasserdruck
Diese neue Anlage*) sei nachfolgend in ihren wichtig- erhöht und es werden alle Einrichtungen entbehrlich
sten Punkten besprochen, wobei die Abbildgn. 1—6 gemacht, welche bei dem Grundablaß noch nötig
sowie die Bildbeilage als Erläuterung dienen mögen, waren, um den Verschlußkörper bei höheren Wasscr-
Es wird ferner auf die eben angezogene frühere Ver- ständen in seine tiefste Stellung herabzuziehen und
offentlichung verwiesen.
Das den ganzen H
schließende Wehr setzt
luptschlauch des Flusses ab-
wich aus einem festen Ueber-
fallrückcn und einem beweglichen Aufsatz zusammen.
Die Lirhtweitc beträgt 35 m ; durch den beweglichen
Teil wird ein Stau von 2 m Ober dem festen Rücken
hergestellt. Durch die Wehröffnung haben die im
oberen Main fast alljährlich auftretenden, vielfach
schweren Eisgänge ihren Weg zu nehmen, weshalb
in derselben nach den Entwurfsbedingungen keinerlei
Pfeiler oder Zwischenstützen zugelassen waren. Selbst
in derselben festzuhalten: so die Seilführungsrolle im
Oberwasser, welche bei der älteren Anlage die Aus-
übung eines Zuges von der Oberwasserseite her auf
den Wehl körper gestattet; so die Sperrklinke, durch
welche dort unter Entlastung des Seiles der Körper
in seiner tiefsten Stellung festgehalten wird ; so endlich
Rewisse Einrichtungen des Windewerkes, welche ein
lachspannen des endlosen Seiles gestatten. Anstelle
dieser sämtlichen Einrichtungen tritt hier das mit dem
einen Ende um die Walze, mit dem anderen um die
Windewcrkstrommel gewickelte Seil: die Anordnung
bewegliche Stander, die vollständig aus der Oeffnung ist also außerordenüich vereinfacht. Genauer ge-
hatten entfernt werden können, wurden nicht ge- sprochen befinden sich an einem und demselben
stattet, weil auch sie immerhin zur Sicherung ihrer Walzenende — und zwar am linken Ufer — zwei der-
Fußenden gewisser Einrichtungen, Vorsprünge, Schuhe artige Seile neben einander, von denen jedes einzelne
oder dergl. auf dem festen Wehrrücken bedurft hätten, stark genug ist, um den ganzen erforderlichen Zug
aufzunehmen, so daß sich beide gegenseitig als Re-
serven dienen.
Auf das rechtsseitige Walzenende wird und
damit geschehe der zweiten wesentlichen Verbesserung
welche der Beschädigung oder Zerstörung durch das
Eis ausgesetzt gewesen wären.
Die Aufgabe hätte, wenn man sich auf die An-
wendung bisher gebräuchlicher Mittel hätte beschrän-
ken wollen, allenfalls durch Anordnung
eines großen Rollschützes gelöst werden
können. Statt dessen bildete man auf den
Vorschlag der Brückenbauanstalt Gustavs-
burg den Verschluß als eine einzige Rolle
so aus, daß sie gewissermaßen die Ver-
richtungen der wasserabsperrenden Schütz-
tafel und der ihre Bewegungswiderständc
in den Nuten mildernden Wälzungsröllchcn
in sich vereinigt: also eine Verminderung
der bewegten Teile auf die Einzahl und eine
Rückkehr zu größtmöglicher Einfachheit!
Zugleich wird aber auch an Betriebs-
sicherheit gewonnen. Denn wenn z.B. die
Nut eines Schützes vereist ist und dadurch
die Schütztafel ungangbar wird, so steht
zu deren Befreiung lediglich eine Kraft
zur Verfügung, welche in der Tafelebene
selbst angreift d. h. da, wo auch die Wider-
stände wirken, so daß sie mindestens
ebenso groß sein muß, wie die letzteren.
Viel günstiger ist dagegen die Wirkungsweise des Erwähnung überhaupt kein Antrieb ausgeübt l>ie-
Zuges, durch welchen die etwa an die Wehrschwelle ses nicht angetriebene Ende wird gleich dem anderen
oder tlie Laufbahnen angefrorene Walze losgerissen durch eine Verzahnung geführt, und überdies durch
eine Gall'sche Kette festgehalten, welch«? neben der
Laufbahn liegt und sich bei Bewegung der Walze in
umgekehrtem Sinne um diese wickelt wie die Aufzug-
seile. Die Walze würde an den letzteren einerseits
und an der GaH'sehen Kette anderseits in jeder
Höhenlage hängen bleiben, selbst wenn einmal infolge
eines zufälligen Zusammentreffens verschiedener un-
günstiger Umstände an ihren beiden Enden gleich-
zeitig die Verzahnungen außer Eingriff gekommen
sein sollten. Der einseitige Antrieb verleiht eine sehr
sichere Beherrschung aller Bewegungen.
Das Kopfbild, Abbildg. 1, sowie die beiden Ab-
bildungen auf der Bildbeilage zeigen den Verschluß
bei trockenem Wehrrücken in tiefster und höchster
Ugeplan der Wehranlagen bei Schweinflirt.
denn der Zug wird hier mittels der Drahtseile
am Walzenumfang, also an einem großen Hebelarm aus-
geübt, so daß seine Größe nur gleich einem Bruchteil
von der Größe der Widerstände zu sein braucht!
Es ist kaum nötig hervorzuheben, von welch'
wesentlicher Bedeutung dieser Umstand für eine An-
lage ist, welche zugleich der Ausnutzung einer Wasser-
kraft dienen soll. Denn wahrend andere bewegliche
Wehre in der Regel beim Einsetzen des Frostwetters
sogleich geöffnet werden müssen, darf das Walzen-
wehr — und in Schweinfurt hat die ausführende Firma
diese Möglichkeit vertraglieh gewährleisten müssen —
bis wenige Stunden vor dem zu erwartenden Eisgang
geschlossen bleiben, um nach erfolgtem Abgang des
Eises alsbald aufs Neue geschlossen zu werden, so Stellung kurze Zeit vor der gänzlichen Vollendung,
daß sich die Zeitdauer der Aufhebung des Staues auf als die Bewegungen zum ersten Mal erprobt wurden.
ein ganz geringes Maß beschränkt.
Hinsichtlich der Durchbildung der Einzelheiten
weist tlas neue Wehr der älteren Anlage gegenüber
wesentliche Fortschritte auf. Vor allem wurden große
Vereinfachungen dadurch erzielt, daß man tlie in ihrem
oberen Teil unter 4s" geneigten Laufbahnen nach
unten bis zu einer Neigung von 0,25 gegen das Lot
abbog. Infolge dessen rückt der Punkt, in welchem
sich die Walze in ihrer Schlußstellung gegen die
Bahn stützt, so weit in die Höhe, daß die Mittelkraft
•) Vrrgl »urh Zeitschrift et. n.terrcich. Ing.- u. Aren -Verein»,
Jihrg 1903 No. 50 vom 11. IVz.
Die letzteren gingen ohne Anstand vor sich. Sic er-
folgen einstweilen von Hand, während später ein
Elektromotor eingebaut werden soll. Die Hebung des
88 ! schweren Körpers wird durch 8 Mann, welche an
4 Handkurbeln arbeiten, in 2* , 3 Stunden bewirkt,
währeml die Senkung, wenn nötig, mit voller Sieher-
heit durch einen einzigen Mann ausgeführt werden kann.
Inzwischen ist das Oberwasser in die Baugrube
eingelassen und durch den Wehrkörper ein Stau her-
gestellt worden, so daß auch die Dichtung beobachtet
werden konnte. Die Sohlendichtung, welche durch
die unmittelbare Pressung dcs^Eiscns der Walze auf
No 5.
uoyi
äd by Google
eine bündig in den Wehrrücken eingelassene Holz-
schwelle erzielt wird, ist eine fast vollständige: nur
an wenigen Stellen klaffen noch Fugen, die aber
nirgends weiter als 1,5 mm sind und durch die ent-
sprechend wenig Wasser rieselt. Durch weitere
Nacharbeiten an der Wehrschwelle wird sich dieser
geringfügige Verlust noch vermindern lassen. Die
Seitendichtung wird durch eine 60 mm starke Zwischen-
läge 180 mm breiter geteerter Hanfgurte zwischen «lein
Eisen und dem Nisehenmauerwerk bewerkstelligt und
sie darf als vollkommen bezeichnet werden, weil hier
höchstens ein Durchschwitzen des Wassers bemerk-
bar ist. Die Kosten der ganzen VcrschluU -Vorrichtung
einschließlich des Windewerkes, der Laufbahnen,
Führungen und Dichtungen, aber ohne das Mauerwerk,
belaufen sich auf 66000 M. und stellen sich damit
wesentlich niedriger, als die eines Rollschutzes: vor
allen Dingen auch deshalb, weil bei diesem unter
außergewöhnlichen Umständen auf größere Bcwcgungs-
Widerstände zu rechnen ist und daher eine stärkere
Aufzugvorrichtung erforderlich wird. Dabei würde
man auf den großen Vorzug des zentralen Antriebes bei
diesen Vorrichtungen wohl gänzlich verzichten müssen,
zum Mindesten würde er sich nicht in gleich einfacher
und sicher wirkender Weise herstellen lassen.
Aller Voraussicht nach dürfte dieses neue Schwein-
furter Walzcnwehr die Bürgschaft einer vollkommenen
Bewährung im Betriebe in sich tragen. Vielleicht
findet sicli später noch einmal Gelegenheit, darüber
berichten zu können.
Wiederaufbau des Campanile von San Marco.
(ScliluB.)
IfTiff ic Gcsanttlast des Turmes einschl. Fundament war
Ü H] froher auf ioooo«. nach dem Einsturz aber vom Pro-
^ vinzialaml auf 144001 berechnet, die sich auf eine
Rostfläche von 222 l m verteilen, und somit eine Belastung
von 04 ' für 1 1» oder von 6.4 k * für 1 <i rt » ergeben. Hierzu
kommt der Winddruck, den der Prof Jorini in Mailand zu
300 k K für 1 9 cm annimmt, mit einem Angriffsmoment von
13 100505 woraus sich eine Mehr- und Minderhclastnng
von 2,24 k e oder ein Maximaldruck von 8,64 für 1 <i tn >
Grundfläche ergibt. Auch wenn man annimmt, daß so-
wohl das Gewicht, wie ganz besonders der Winddruck
etwas zu reichlich gerechnet sind, erscheint doch für
unsere Anschauungen und, namentlich gegenüber unseren
baupolizeilichen Vorschriften eine so hohe Belastung des
Hodens unzulas-ig. Zu ihrer Verminderung boten sich
zwei Wege dar: eine leichtere Ausführung des Oberbaues
und die Vergrößerung der Fundamentflächc. In ersterer
Hinsicht waren jedoch sehr enge Grenzen gezogen, da
zugleich eine Verbesserung der Konstruktion nötig war.
Den von Beltrami hierfür aufgestellten, sehr zweckmäßigen
Entwurf zeigt Abbildg. 2 in N<>. 3, der sich von der alten An-
ordnung durch eine wesentlich solidere Anlage der inneren
Mauerröhrc unterscheidet. I >ic Erleichterung der Mattem
nach oben hin soll durch zunehmende Ausnischung und
Aussparen von allmahlig grober werdenden Hogcnöffnuncen
in der inneren Mauer erreicht werden. Außerdem sollen
die Kampen mit modernen Hilfsmitteln leichter hergestellt
werden. I>ic Konstruktion der Attika und Spitze konnte
wohl noch etwa» vereinfacht und mit Kocksieht auf die Aus-
führung in dem vorzüglichen istrisrhen Stein noch etwas
leichler gehalten werden. I las Gewicht des in Ziegeln aus-
zuführenden Oberbaues berechnet Beltrami zu 12 124800 k *
bei einer Grundflache von 104,81 <t m , was eine Belastung
für 1 l cm von 1 1,3 k e ergäbe (wenn die angegebenen Zahlen
aher richtig sind, von mehr als 1 1.5 k s) ' ) Hierzu der Einfluß
des Winddruckes, von Jorini auf + 4,5^ berechnet, ergäbe
eine Beanspruchung des .Mauerwerks in der unteren Flache
mit gegen 16 k « für 1 V m , was schon sehr gutes Ziegcl-
material und Mörtel voraussetzt, die aber nach den ange-
führten Proben ohne Schwierigkeit zu beschaffen sein
werden. • - Zur Entlastung des Untergrundes plante Bel-
trami eine Verdoppelung der Fundamenlfläche, wozu eine
Verbreiterung der Rostfläche nach allen Seiten um min-
destens 3 m erforderlich war. Die Zeichnungen zeigen
3,5 m und auf der Ostseite, der f.oggietta wegen, 4™ und
dabei für ihre stark durchbrochene Front noch eine Aus-
kragung, damit die Belastung des Untergrundes an dieser
Stelle nicht wesentlich geringer werde, als im Uebrigen,
Den Kost des neuen Teiles wollte er um 0,5 m tiefer legen
als den alten, und der neue Teil des Fundamentes sollte in
dichtem Anschluß an das alte in Beton hergestellt werden.
Man begann auch, die Baugrube nach dem Grundriß
auf Abbildg. 2 mit Spundwänden einzuschließen, was mit
bloßen Handrammen ohneSchwierigkeit und ohne nennens-
werte Erschütterung vonstatten ging Auf der Südseite
aber blieb die Spundwand unausgeführt, weil hier das
oben erwähnte alte Fundament etwas näher an den Turm
herantrat und der Architekt Lavezzari gegen die Beseiti-
gung dieses Mauerwerkes im Interesse der Sicherheit der
Bibliothek Widerspruch erhob, den man kaum als unbe-
gründet bezeichnen kann. Es wäre auch wohl zulässig
gewesen, das neue Fundament hier etwas schmaler zu
hatten, zumal, da der alte Mauerklotz mit dem verdichteten
Erdreich darunter noch eine erhöhte Sicherheit gegen
Au sweich en bot. Dieser Widerspruch und die Mühe die
•) Dir Urrcchountrrn iri K .ti (1|.«tK»U|i< finijf t'iiLUrhrilcn, dir tiiclu
nachfrprOlt wtrdrn konnlrn. -.
16. Januar 1904.
er hatte, um die Beseitigung einer an derselben Stelle
liegenden Gasröhre durchzusetzen, scheinen zur Verstim-
mung Beltranii's nicht wenig beigetragen zu haben.
Die größte Schwierigkeit bot aber immer das Funda-
ment, Mochte Beltrami auch nach dem übereinstimmenden
Urteil von Lavezzari und 'Porres, wie der übrigen Vene-
zianischen Techniker, das Pfahlwerk mit dem Untergrunde
nl» sicher ansehen, so mußte er doch wegen des Mauer-
klotzes ernste Bedenken hegen. Die hohlen Fugen durch
Eingießen von flüssigem Zement von oben her auszufüllen,
wie ihm geraten wurde, war bei einer Höhe des Klotzes
von fast 5 10 ein höchst zweifelhaftes Unternehmen; aber
auch wenn es gelang, blieb immernoch die Hauptschwie-
rigkeit, den neuen, weit vortretenden Teil des Fundamentes
mit dem alten in solche Verbindung zu bringen, daß
beide Teile gleichmäßig belastet würden. Die bloße
Bindekraft des Betons an den Lücken des Mauerklotzet»;
auch wenn man diesen teilweise ausstemmte, konnte htfr-
zu nicht genügen Wenn man aber den Unterbau mit
dem Pfahl werk als gesund betrachtet, so ist nicht einzu-
sehen, warum man ihn, nachdem er Jahrhundertc lang
einem Druck von 8 k e f. iv» widerstanden hat, gleich
auf das Doppelte, vergrößern will. Eine Verbreiterung
um 1,5. höchstens 2 m ringsum mit einer Vergrößerung der
RostflAchc von 222 1" 1 auf 32t oder 358 a»' müßte auch
genügen, und diese Flache würde man auch ohne An-
wendung von Eisen zum Tragen bringen können. Zur
Unterstützung der leichten Frontwand der l.oggietta könnte
man besondere kleine Fundamente herstellen. Eine Ver-
breiterung des Fundamentes aber, wie geplant, ohne reich-
liche Anwendung von Eisen, sei es als starke Träger, oder,
wie auch vorgeschlagen, zur Verankerung eines gewölbe-
artig wirkenden Klotzes, gewahrt keine Sicherheit. Um
aber Eisen einzubringen, müßte jedenfalls das alte Funda-
ment abgebrochen werden, eine Arbeit, die man überhaupt
nicht scheuen sollte, um zugleich den Kost etwas näher
untersuchen zu können. Denn wenn es auch feststeht,
daß der Einsturz nicht durch das Nachgeben des Funda-
mentes verursacht wurde, so ist damit doch nicht gesagt, daß
letzteres so sicher ist, wie man verlangen muß, um einen
für viele Jahrhunderte bestimmten Turm von fast 100 ™
Höhe darauf neu zu errichten. Wäre es da nicht besser,
von den neueren Errungenschaften der Technik Gebrauch
zu machen und den Turm mit Hilfe von Druckluft auf ein
tiefer hinabgeführtes, breiteres Fundament zu stellen. Sollte
nicht auch Beltrami dieser Zweifel aufgestiegen sein 0
Gegenstand langer Erörterungen bildete auch die Wahl
des zum Hochbau verwendeten Ziegelmatcriales. Es hat
auch hier nicht an Stimmen gefehlt, die den Turm gar
nicht wieder aufgeführt sehen wollten, weil es doch nicht
der alle sein könnte und weil er auch nicht einmal alt
aussehen würde. Mit solchen Anschauungen ist nicht zu
streiten. Es wird vor allem darauf ankommen, einen
Ziegel zu wählen, der mit der erforderlichen Festigkeit
größtmögliche Wcttcrbcstandigkeit verbindet. Die Farbe
sieht erst in zweiter Linie. Natürlich wird man unter
sonst gleichwertigem Material ein solches wählen, das
keine allzu dunkele oder schreiende Farbe zeigt, die sich
übrigens durch geschickt gewählte Färbung des Fugen-
mörtels mildern läßt Das Uebrige muß man der Zeit
überlassen, die nicht säumen wird, die Patina des Alters
herzustellen. Die jetzige Generation wird zufrieden sein,
ihren Turm wieder zu haben und den kommenden wird
er nicht mehr neu erscheinen, Eine Entscheidung hierüber
scheint bis zum Rücktritt Beltranti's nicht getroffen zu sein.
Nachdem jede Hoffnung, Beltrami wieder zu gewinnen,
geschwunden war, mußte" der Magistrat darauf sinnen,
»7
einen Ersatz zu schaffen.
Er beschloß daher die Ein-
setzung einerKomniission
von fünf Mitgliedern be-
hufs Beratung der weite-
ren Maßregeln und zur
Ausführung" des Baues
-- also doch eine Kom-
mission, obwohl man sie
froher abgelehnt hatte.
Was sich gegen eine viel-
köpfige Bauleitung sagen
l.lbt, ist gc>agt worden und
braucht hier nicht wieder-
holt zu werden. Im vor-
liegenden Falle war es
wohl der einzige und auch
richtige Weg. vorausge-
setzt, daü der Kommission
die wirklich leitendeSpitze
nicht fehlt, daü für die
verschiedenen hierauftre-
tenden Kragen berufene
Vertreter gewählt sind, urd
dalidiese alle zum einträch-
tigen Zusammenarbeiten
bereit sind. Zu Mitgliedern
der Kommission wurden
ernannt: t. Prof. Moretti,
der neue Konservator der
Denkmiller, der jedenfalls
zum eigentlichen Leiter
des Baues bestimmt i»t;
2. der bereits genannte
Architekt des Kgl. Hause»
Lavezzari; ferner die
Hrn. E. Fiumani. An-
tonio Orio und Manfredo
Manfredi, über deren
Stellung ich Näheres nicht
habe erfahren können.
Diese MB 18. Aug 1003
zusammen berufene Kom-
mission hat ihre Arbeiten
sofort aufgenommen und
dem Bürgermeister einen
in der (iazz. di Yen. vom
4. Oktbr. veröffentlichten
vorläufigen Bericht er-
stattet, in dem sie die feste
Zuversicht ausspricht, dall
der Turm nicht nur in
alter Form, sondern auch
auf der alten Basis, nach
ihrer angemes-cnen Ver-
breiterung und Verstär-
kung, wieder auferstehen
werde, l'eher die Aus-
führung der Arbeit wird
nur gesagt, daü man be-
reits die noch fehlende
Spundwand auf der Süd-
seite des Turmes geschla-
gen habe Ob der mehr-
erwähnte Fundamentrest
beseitigt worden ist oder
nicht, wird nicht gesagt,
ebensowenig, ob das alte
Fundament desTurm es er-
halten werden soll. Einen
ausführlichen Berichtüber
die technischen l'nter-
suchungen und den Plan
der Ausführung des Baues
hat die Kommission sich
vorbehalten, doch ist er
bisher noch nicht erschie-
nen. Indessen haben hie-
sige Zeitungen im Nov.
igo< nach den „Münch.
Neuesten Nachr." einen
Brief au- Venedig mitge-
teilt, wonach man die
Weiterführung de- Bauen
damit lH-};onnen habe, dab
man in der Verbreite-
rungslläche auf der Süd-
seile, zwischen dem alten
Fundament unddcrSpund-
23
No. 5.
I by Google
wand, Pfühle au*l.ärchcn-
holz von t> 7 "> Länge und
zwar drrrn 5 6 auf 1 l m
mit der Zugrammc ringe-
trirltrn hat. Oer eiserne
Rammbär — « »II j Zentner
gewogen und das Einram-
men eines jeden Wahles
20 30 Minuten gedauert
haben: dabei habe ein im
man auch für reichlich tiefe Eingriffe des neuen in den
alten Teil sorgt, so würde die* doch einen l'ntcrbau er-
gehen, auf dem man einen Monumentalbau ersten Ranges
nicht errichten dürfte. Man muH daher hoffen, dal) der
Krief l 'ngenauigkeiten enthalt, «Hier dal) die Kommission
noch anderweitige Mittel findet, die beulen Teile des Fun-
damentes zu gemeinsamer Wirksamkeit /u bringen. -
Herlin. Dezember tqo\ ||. Hlankenstein
Dogenpala«! aufgestellter
Seismograph keinerlei Er-
schütterungen angezeigt.
Die Zwischenräume der
Pfähle habe man mit l«-«t
gestampftem Helon au«gc-
füllt, wobei man die Kopfe
jedenfalls auch mit Beton
im Aiwchhlfl an da« alte
Fundament überdeckt hat.
.Dann sollen die Arbriten
über Winter eingestellt
werden, um abzuwarten
und zu enirohen, ob
das neue Material «ich
mit den alten Grund-
mauern so innig verbin-
det, dal) auf «olihcr Ha«i«
zum Neubau gesehritten
Werden kann. " I »leser lle-
rieht stammt ■ucneioend
aus der Feder eine.« Laien,
ist aber WO klar, dati man
kaum umhin kann, ihn Un-
richtig zu halten. Danach
will man das alte Funda-
ment, da« man doch nicht
für ausreichend hält, mit
einem Pfahl ro«t in unse-
rem Sinne umgeben. <lis.
sen Pfähle um durch-
schnittlich 5 m unter die
Spitzen der alten Spicker-
ptahle und etwa 4 5 •■>
tief in groben, fe-ten Sand
hinabreichen stillen. DaU
der Hcton die Winterprobe
aushälfst nicht zu bezwei-
feln, aber für die Sicherheit
der Konstruktion i«i damit
nicht viel bewiesen.
Sollte nun diese Dar-
stellung richtig sein, so
hielic das nicht« Andere«,
als da* alte Fundament,
auf dem der Turm doch
eigentlich ruhen soll, das
aber nicht genügend sicher
erscheint, an dem sich an-
schließenden neuen, tiefer
und durchaus fest ge-
gründeten Teile mittel«
der Bindekraft des Ze-
mentes aufhängen. Wenn
Abbild|{ 6. Wal/rncnile uhnc cigrnrn Aritiicb.
Vom Meißner Dom.
Eine Entgegnung!
|b Hr. Stiehl die bis in «las 19. Jahrhundert aufrecht
erhaltene l Vhcrlicferung. dal) auf dem We«tturni
de« Dome« zu Medien drei Spitzen gestanden haben,
richtig umdeutete, überlasse ich dem Urteil Anderer. Er
vergäll zu berichten, dal) auf dem Stiche von 1558 aus-
drücklich der Westtunn als .turri« fulmine inflammata" be-
') Sirhr \'i>. <r, '«nd «B Jallirans W'V
16. Januar
zeichnet wird. Ebensowenig «cheint e« mir angezeigt, mit
Stiehl ülier die Hinweise auf die franzi'isisclieu Kathe-
dralen des 12 und 13. Jahrhun«lens und die ebenfalls viel
älteren sonst von ihm angeführten Kirchen Niedcr«ach*on«
zu «treiten. Nur Uber das am D«im nach Abtragung «1er
Plattform Gefundene will ich mich hier äiiUern.
Die Nebeneinanilerstellung der beiden Grundrisse des
3. Obergeschosse« meine« und desjenigen „in «ler Wirk-
»9
Digitized
lichkcit" ist auf den ersten Blick öberrasehend. Der
Unterschied zwischen beiden besteht aber nur darin,
dilti ich 1,5 m über Fußboden des 3. Geschosses (bei A)
Stield ta <" höher (bei B) den Turm schnitt. Beide Grund-
risse sind richtig. Mich wundert es, das» ein so sach-
kundiger Mann wie I Ir. Stiehl dies nicht bemerkte. Kerner
ließ er sich leider durch die falsche Schattengebung auf
Schäfcr'sDarstellung des 3. Geschosse»(S.635,Jhrg. 1903) irre
führen. DasMaßwerk der Fensterbogen der Seitenteile liegt
bündig mit dem Blcndmaßwcrk dcsMittelteiles. Die Mauer-
flucht dieses Teiles liegt nahezu bündig mit den Treppen-
zargen der Seitentürme. Diese und das Fenstcrmabwcrk
stellen eine ideale Fläche dar, die zwar nicht verglast, aber
künstlerisch sehr entschieden betont ist. Es besteht die
Breitfront des Geschosses also nicht in 2 Vorlagen und
einer Rücklage, sondern in einer geschlossenen Masse, die
durch 4 Lisenen geteilt ist und in den seitlichen Teilen
zwei tiefe Fenster hat. Das kommt namentlich dadurch
zum Ausdruck, daß die Flucht des Sockels und daß das
Kranzgesims unverkröpft durchgeführt sind.
Ich habe bisher unterlassen, mich über dieses Gesims
zu äußern, da ich es vorher vom Gerüst aus untersuchen
wollte. Schäfer nannte es in Erfurt „künstlerisch roh",
„eine elende dicke Steinschicht", „einen alten Schund,
den man los werden müsse". Er sagte, es sei in der
Biedermeierzeit geschaffen, im Jahre 1847.
Die genauere Betrachtung hat ergeben, daß das Ge-
sims, und zwar hie und da in allen Beinen Profilen, deut-
liche Spuren eines Brandes zeigte. Ein solcher fand nur
1547 statt. Schitfer war sichtlich entgangen, dali das (■<•-
sims in dem 1823 erschienenen Werke Schwechtens über
den Dom bereits" genau abgebildet ist und daß es auf
allen Abbildungen, bis zur ältesten (von 15581 erscheint.
Da während der Refonnationswirren schwerlich am Dom
gebaut wurde, stammt das Gesims also nicht von 1847,
sondern aus der Zeit vor 1518. Ikr „Schund" ist also
gotisch! Schäfet in-te sich um 3 1 j Jahrhunderte!
Die Profile dieses Gesimses, namentlich die Anwen-
dung der starken Platte, mahnten an Kenaissanceformen.
Doch entsprach die Bildung der auskragenden Glieder nur
aus Hohlkehlen durchaus der Eigenart der sächsischen
Spätgotik. Die vom Gesims durchschnittenen Maßwerke
waren sorgfältig aufgelöst, indem sie die entsprechenden
Untcrglieder des Gesimses durchdrangen. Wie sie «iber-
halb diese» etwa fortgesetzt gewesen sein mögen, dafür
fehlt jeder Anhalt. Ich glaube nicht, daß Linnemann hier
das Richtige traf.
Schäfer meint, das Gesims sei über den Lisenen ver-
kröpft und die Zwischenstücke seien später eingefügt
worden. Ich habe nicht einen Beweis hierfür gefunden.
Sicher aber saßen die Wasserspeier nicht, wie bei einer
V'erkröpfung die Regel und wie auch Schäfer sie anord-
nete, an den Ecken der Lisenen, sondern über deren l "m-
rahmung in der Front. Siehe die Aufnahme bei Schwechtcn
und den Befund am Turm.
Richtig ist Schäfer s Beobachtung, daß nämlich der
Steinschnitt Fehler zeigte, namentlich daß die Fugen bündig
mit den Außenkanten der Lisenen die Platte des Gesimses
durchschnitten wenigstens an der Mehrzahl dieser Stellen.
An anderen war der Steinschnitt richtig, so daß ein Teil
der Platte über den Zwischenteilen mit der anstehenden
Platte über den Lisenen aus einem Stück gebildet war.
Dies erklärte er wieder dadurch, daß zwar über den
Lisenen das Gesims alt, in den Teilen zwischen den
Lisenen aber modern »ei. Demnach wären also die richtig
geschnittenen Quader modern, die falsch geschnittenen
zwar alt, aber nachträglich abgearbeitet gewesen.
Nun hat Stiehl die Funde erwähnt, die bei Abtragung
des Gesimses gemacht wurden: Klammem in Fasson-
eisen. Bettung in modernen Kalk, ja Asphalt, scharrierte
Steine, alte und miKlcrne Auf- und Hinter • Mauerungen.
In nebenst. Abbildg habe ich versucht, den nach Abtragung
der Plattform aufgedeckten Zustand darzustellen, und zwar
aus dem Gedächtnis, also vielleicht in Nebendingen falsch
Ich habe dabei (nach Schwechten) die bis 1843 vorhande-
nen Wasserspeier am obersten Gesimsprofil hinzugefügt,
nicht aber die anscheinend damals auch noch vorhanden
gewesene alte Steinschicht über diesem Gesims.
Es ist nötig, sich den baulichen Zustand der West-
tflrme vor 1470 zu vergegenwärtigen. Es standen: 1., die
beiden Untergeschosse des Turmes; 3., die beiden Giebel
östlich von der Fürstcnkapelle und westlich vom Lang-
haus 1 C u P der Abbildg ). 1 («zwischen klaffte die Lücke für
das dritte Turmgeschos, Man mauerte 8 Pfeiler auf. Hätte
man eine zweilürmige» Anlage gewünscht, so wäre die
Li isimg sehr einfach gewesen. Man brauchte nur die Türme
isolicti aufzubauen und einen der beiden Dachfirste /u
verlängern, um die mittlere Lücke zu füllen. Aber man
wölbte, genau wie in Erfurt, über die Giebel hinweg
starke Bogen zwischen die Innenpfeiler, entlastete so die
Giebel und stellte Ober diese nur die ganz leichten Sand-
steinverblendungcn mit dem Blendmaßwerk ein.
Die Gewölbe über dem dritten Geschoß scheinen alle
bei dem Brande von 1547 eingeschlagen worden zu sein.
Man fand Glockenspeise an den lnnenmauern des Mittel-
baues: hier also hingen Glocken. Als das Domkapitel
1556 eine neue Glocke geschenkt erhielt, baute es auf die
Brandruinc in der Mitte ein Türtnchen für diese. Das ist
der Zustand, den das Hiob Magedcburg'schc Bild von 1558
darstellt. Man sieht die massive Brandruine, die sich
nicht in 2 Türme und eine mittlere offene Halle teilt,
sondern geschlossen noch etwa 3 m hoch steht. Diese
Ruine scheint zu Ende des 16. oder des 17. Jahrhunderts
abgebrochen worden zu scin f sicher als man den ^Schaf-
stall" aufbaute, einen anscheinend auch für Verteidigungs-
zwecke bestimmten massiven Bau von 2 Geschossen und
etwa 6"' Höhe. Dieser wurde 1843 abgebrochen und
an seiner Stelle die Plattform mit Brüstung errichtet
Anscheinend ist die Plattform um 1860 nochmals verlegt
worden, denn 1843 arbeitete man schwerlich schon mit
Asphalt.
Nach alledem wird man erkennen, daß es der größten
Sorgfalt bedarf, will man die Mauerrestc richtig nach ihrer
Entstehungszeit erkennen. Jedenfalls beweist das Fehlen
solcher gar nichts. Wenn zum Beispiel Stiehl sagt, nur ein
hölzerner Notbau könne hier gestanden haben, so steht
dem entgegen, daß tatsächlich zweimal hier ein Steinbau
stand, leider ein solcher, dessen innere Struktur wir nicht
kennen. Zweimal wurde dieser Aufbau abgebrochen.
Ob die nach dem Brande von 1540 eingeschlagenen
Gewölbe genau ebenso hoch saßen wie die alten, war
nicht zu ermitteln. Jedenfalls ragten die 8 Pfeiler des
3. Geschosses um etwa 15 — ao 1 '™ über die Gewölbcschcitel
und das sima-artige Gesimsglicd, nicht aber Ober die Auf-
mauerung über diesem empor. I hes ist ganz konstruktions-
gi-miiß, wenn man bedenkt, daß :ia< ii alter Technik erst
die Pfeiler aufgemauert und dann Bogen und Gewölbe
eingespannt wurden. Stiehl sieht aber in den oberen
I eilen dieser Aufmauerungen die Eckpfeiler fQr die beiden
Türme im 4. Geschoß.
Die Untersuchung hat erwiesen, daß auch 2—3 Schichten
des Gesimses in modernem Kalk gebettet waren. Man
erkannte sehr deutlich, daß diese im 19. Jahrhundert neu
verlegt wurden und daß man sie dabei dort, wo sie zu
beschädigt waren, ergänzte. Ich fand im Gesims unver-
kennbar alte Steine neben unverkennbar neuen. Die von
Schäfer beobachteten Fehler im Steinschnitt stammen also
von der 1847 erfolgten Wiederherstellung des Gesimses!
Durch sie kam er zu dem Fehlschluß, daß das Gesims
neu oder doch 1847 in seinen Hauptformcn verändert
worden sei.
Allen kritischen l'ntersuchungen zum Trotz war das
alte Gesims aber da! Diese Tatsache ist nicht abzu-
leugnen. Es hat ja, wie es scheint, 1505 und 1506 wieder
eine Bautätigkeit am Turme stattgefunden, sodaß die Ver-
mutung berechtigt ist, das Gesims sei eine spätere Zutat
des 1506 nachweisbar in Meißen tätigen Meisters Konrad
Pf lüger. Ist dem so — auch dann wäre nach sonst
No. 5.
allgemein gütiger Auffassung von Denkmalpflege dieses
künstlerisch wie kunstgeschichtlieh merkwürdige Gesims
zu erhalten und es wäre im Sinne des letzten Meislers
fortzubauen gewesen, der es schuf — wenn man eben
„stilvoll" ergänzen wollte. Denn die Restauratoren auch
der alten Schule sind der Meinung, daß man alte Um-
gestaltungen des ersten Planes auf alle Falle erhalten
müßte. Viollct-lc-Duc sagt (Dict rais. VIII unter „Restau-
ration") „(Juand il n'y a pas ä craindre de maintenir les
causes de ruine, il faul eonserver soigneusement les traoes
des additions s u c c c s s i v c s et ne pas tenler de les
rclicr entre elles par uite unitc fictive, eorrigeant
les errcurs aneiennes". Und Dombaumeisler Tornow sagt
in seinen „Grundsätzen": .Hei keiner Art von 1 Icrstcllungs-
arbeiten darf unter dem Vorwande der Verbesserung
eines vermeintlichen Verstoßes gegen den guten Ge-
schmack die alte Form irgendwie geändert werden."
Das sind wohl auch für Stiehl einwandfreie Zeugen. Charles
Buls fügt hinzu: .11 faul sc garder de la tentation de
Selbst diesen Stand rcstauralorlscher Weisheit haben
wir leider in Deutschland noch nicht zu allgemeiner Geltung
gebracht: Das ist es, was ich in Erfurt besprach und am
Mcillner Beispiel erklären wollte!
I Ir Stiehl sagl, ich habe meine subjektive Auffassung
ohne ausreichende Prüfung der Unterlagen für wissen-
schaftlich erwiesene Unanfechtbare Wahrheit ausgegeben.
Ich mochte ihn fragen: Wo? In meiner Broschüre habe
ich Material herbeigetragen , aber nicht ein Wort gesagt,
das Stiehl zu jener Aculierung berechtigt. In Erfurt habe
ich wiederholt betont, daß es möglich sei, daß ich irre.
Ich habe Beweise und Vermutungen wohl zu unterscheiden
gewußt! Und daher habe ich stets Beweise für die Rich-
tigkeit der Planung von der Dombauleitung erbeten.
Denn, wenn ich irre, so sind ein paar Bogen Papier un-
nütz bedruckt; irrt die Dombauleitung, so wird für alle
Zeilen und unter Eingriff in den alten Bestand der Dom
falsch restauriert. Darin besieht doch wohl ein kleiner
Unterschied!- Cornelius Gurlitt.
Mitteilungen aus Vereinen.
Architekten- und Ingenieur -Verein zu Hamburg. Vers,
am 23. Okt. 1903. Vors. Hr. Zimmermann. Anwes.
ua Personen. Aufgen als Mitgl. Hr. Rcg-Bmstr. W, Ebc-
ling u. Ing. E. Andr. Meyer. Zunächst machte Hr.
Branddir. Wcstphalen einige Mitteilungen über den
Brand des sogenannten „Pariser Warenhauses in
Budapest" am 24. Aug. d. J. , eine Katastrophe, die,
namentlich infolge der schweren Verluste an Menschen-
leben, in weiteren Kreisen Aufmerksamkeit erregt hat.
Das Feuer brach abends gegen 7 Uhr aus, als man die
elcktr Beleuchtung einschaltete und zwar an den Waren
eines im Inneren des Gebäudes am Zugang zur Etagen-
treppe belegenen großen Schaufensters. Das „Pariser
Warenhaus" hatte seine Verkaufsräume im F.rd- und
1. Obergeschoß eines Eckhauses; im 1. Obergeschoß
waren größere Räume der beiden Nachbarhäuser nach
Durchbruch der Brandmauern für Vcrkaufszwecke mit
hinzugezogen, desgleichen auch der im Erdgeschoß mit
Glas abgedeckte große Innenhof des Eckhauses. Das
2., 3. und 4. Obergeschoß dienten zu Wohnzwecken
Der Zugang zu diesen Wohnungen führte von der Straße
aus über die Etagcntrcppc und über die in allen OI>er-
g«»cliä»"*en im Innenhol angebrachten, aus Stein und
Eisen hergestellten, im Freien liegenden Galerien. Das
fragliche Gebäude hatte feuersichere Decken und Treppen,
die Eisenkonstruktionen waren feuersicher ummantelt.
Abgesehen von den Treppen, welche, aus Ziegeln her-
gestellt, bald einstürzten, hat das Gebäude durch das
Feuer verhältnismäßig wenig Schaden erlitten, s C in Inhalt
ist aber im Erdgeschoß, 1. Obergeschoß und zum Teil
auch in den übrigen Obergeschossen ausgebrannt. Die
Einrichtung des Warenhauses entsprach keineswegs den
baupolizeilichen und feuerpolizeiliehen Grundsätzen, welche
in deutschen Großstädten anerkannt sind. Auch lag die
Behandlung der elektrischen Beleuchtung in Händen von
unkundigen Laien.
In Hamburg werden die Bestimmungen für sogen.
„Warenhäuser" auf Grund von § 74 des Baupol.-Gcs.
gegeben. Der Begriff „Warenhaus" ist aber noch keines-
wegs in seiner Abgrenzung nach unten festgelegt. Auch
Läden, welche in Hamburg bisher nicht als dem § 74
des Haupol. -Ges. unterfallend erachtet werden, können im
Fall eines Brandes den Bewohnern der oberen Geschosse
erhebliche Gefahren bringen ; letzteres gilt namentlich dann,
wenn I-adentüren und Schaufenster im Zugänge zur
F.tagentreppe liegen, wie das in Hamburg leider vielfach
der Fall ist und bei den hier zur Zeit geltenden Gesetzen
auch nicht verhindert werden kann. Eine dies betreffende
Gcsclzcsvorlagc als Zusatz zum § 32 des Baupol -Ges
ist vom Senate der Bürgerschaft vorgelegt —
Hierauf erhielt das Wort Hr Caspersohn, welcher
seine Mitteilungen Über „Straßenrcinigungs-Bctricb
in Hamburg" mit einer Schilderung der früheren Zu-
stände und der Unhaltbarkeit derselben gegenüber den
Forderungen der Hvgiene schildert. Den auf dem inter-
nationalen Hvgiene-K'ingreß in Brüssel aufgestellten Leit-
sätzen für die Reinigung der Städte entspricht die zurzeit
bestehende Straßenreinigung in Hamburg durchaus. Die
betr. Verwaltungsabteilung ist der Baudeputation unter-
stellt und es gehören zu ihrem Ressort außer der eigent-
lichen Straßenreinigung die Straßenbesprengung. die
Schnee- und Eisarbeiten, die Reinigung der öffentlichen
Bedürfnisanstalten, die Ilausunrat- Abfuhr mit zugehörigem
Verbrennungsaiistalts Betrieb, die Schiffs- und Kaiunrat-
Abfuhr, die Kübel- und Grubenabfuhr, sowie die Reinigung
der Privalstraßen.
16. Januar 1904.
Am 1. Jan. 1903 betrug innerhalb des Hamburger
Stadtgebietes die Anzahl der öffentlichen Straßen 1035,
diejenige der Privalstraßen 87, zusammen also 1122 in
einer Gesamtlänge von 410 km und einer Gesamtfläche
von 7 Mill. 'i m Hamburg ist eine der weiträumigst ge-
bauten Großstädte Deutschlands, denn es entfallen hier
auf den Kopf der Bevölkerung 9.7 q™ Straßenfläche gegen
5.2 in Berlin. 7.3 in Dresden, 9.2 in Frankfurt a. M. und
4.6 in Köln.
I He I lauptverkehrsadern werden hiersechsinal wöchent-
lich, alle wientigeren Straßen zweimal und die übrig bleiben-
den einmal wöchentlich nachts mit Kehrmaschinen gereinigt.
Außerdem werden am Tage die Straßen durch Absammeln
grober Verunreinigungen und Ausfegen der Rinnsteine
gereinigt, womit eine 3 malige Reinigung in der Woche,
einmal bei Nacht und zweimal am Tage, das Mindeste für
die verkehrsarmsten Straßen Hamburgs ist.
Für die Unterbringung des bei der Tage^reinigung
entstehenden Kehrichts dienen 177 gemauerte Gruben, aus
denen derselbe nachts mit dem bei der Nachtarbeit ent-
standenen abgefahren wird Es sind jede Nacht etwa
330' ,im abzufahren, welche Eigentum der Kehrichtabfuhr-
l nternehmer bleiben, die dafür eine Vergütung von 170
bis 200 M. auf je 1000 Einwohner und Jahr erhalten.
Die Stnißenbesprengimg erfolgt durch Wagen mit
der Miller'schen Sprengvorrichtung in einer Sprengbreite
von 7,5™. Ein Wagen besprengt bei gstondiger Arbeits-
zeit 100000 1" 1 Straßenfläche
Einen wichtigen Teil der Obliegenheiten der Straßen-
Reinigung bilden die Schnee- und Eisarbeiten, wofür
die Stadt in 100 Bezirke eingeteilt ist. Ein Tag, an welchem
mit vollem Betrieb gearbeitet wird, kostet gegen 20000 M,
In den letzten 10 Jahren haben die Ausgaben für Schnee-
und Eisarbeiten zwischen 89000 und 480000 M geschwankt.
An öffentlichen Bedürfnisanstalten sind 183 Pissoirs
mit 706 Ständen und 23 Anstalten für Frauen zu reinigen
Die Kosten für Straßen-Reinigung, Besprengung und Be-
trieb der Bedürfnisanstalten betragen:
in »uf i<|m Slrallc gut dm Kopf d Bvvnlkn,:.
Hamburg 0,15 M. 1,25 M.
Berlin 0,34 , 1,78 „
Dresden 0.32 „ a.33 „
Köln 0,25 „ 1.19 -
Frankfurt a. M. . . oju „ 2,06 .
Die Abfuhr des Hausunrates ist ebenso wie die Ab-
fuhr des Straßenkehrichts im .Submissionswege an Ucher-
nehmer vergehen, welche dafür auf je 1000 Einwohner
und Jahr 300 bis 380 M erhalten Von einem von 441000
Einwohnern bewohnten Gebiet wird der Unrat zur Ver-
brenntingsanstalt geschafft, von dein übrigen 288000 Ein-
wohner zählenden Gebiet, dagegen unter strengen der
Hvgiene Rechnung tragenden Kontrakt -Vorschritten im
Ländgebiei landwirtschaftlich verwerte! Die AMuhl er-
folgt nachts in einfach mit Holzklappen verschlossenen
Wagen.
Für die Kdbelahfuhr aus den nicht an Siele ange-
schlossenen Grundstücken sjnd die lluuwKaseT in dicht-
gemauerten Gniben zu sammeln, deren Inhalt st;i;iisseitig
mittels pneumatischer Apparate entleert wird. Die Fäkalien
solcher Grundstücke werden in Kübeln gesammelt und
ebenfalls staat — eilig abgefahren. I>ic Reinigung der Kübel
erfolgt in dem Abfuhrdepot, in fast geruchloser Weise.
Da* Arhcitspcrsona! der Straßenreinigung besteht aus
etwa 000 Menschen, die Jahresausgaben belaufen Dich
z Zt. auf 1 551 000 M.. denen Einnahmen in Höhe von elwa
179000 M gegenüberstehen. —
Ilm,
31
Preisbewerbungen.
Wettbewerb für einen Harenbauplan für die Stadt Gothen-
burg In Schweden. In No 100 Jahrg. 190a haben wir auf
die*<"-i Preisausschreiben M'htin kurz hingewiesen. Wir haben
nach Einsichtnahme in das Programm nicht \ iel hinzu-
zufügen. Ks handelt sich lediglich um einen Ideenwett-
bewerh fnr die Erweiterung der I lafcnanlagcn für .ver-
schiedene Fahrzeugts pen und sonstige Verkclirszwcckc"
Leider gibt das Programm keinerlei Anhalt, welche An-
sprüche der Verkehr jetzt stellt und nach welcher Richtung
hin ein Bedürfnis zur Entwicklung der Anlagen vorliegt
Eine Beteiligung an dem Wettbewerb bedingt also ein
eingehendes Studium an Ort und Stelle. \ erlangt ist
lediglich ein Einzeichnen der neuen Anlagen in die zur
Verfügung gestellten Pläne t : 8aoo für den Hafen, 1 : 20000
für den Stadtplan, mit den Anschlußlinien der Eisenbahnen ;
Einzelheiten der Kaianlagen, Schuppen. Brücken usw.
sind nicht verlangt, ebensowenig ein Kostenübersehl ag.
Gefordert ist dagegen ein Erläuterungsberieht. Im Preis-
gericht ist das Ausland vertreten durch Chefingenieur
C. J. de Jongh in Rotterdam und Hafcnbmstr. H. C.
Möller in Kopenhagen. Im übrigen gehören demselben
noch als Sachverständige an; J, I, l.aurell, Überstlnt.
a. D im K. Wege- und Wasserbau-Korps in Stockholm,
und StadtbrL ü. Ph. Au, u ist in (Rothenburg. |)cr Hafen-
Iiirektion steht das Ergänzungsrechl bei Verhinderung eines
Preisrichters zu. An Preisen sind ausgesetzt 6000, 4000
und 2500 Kr. izu 1.16 MX I>er freien Entscheidung der
Hafendireklion ist der Ankauf eines weiteren Planes zum
Preise von 1000 Kr. vorbehalten Frist bis 15. Okt. 1904. —
In einem Wettbewerb betr. Entwürfe für eine Volks-
schule In Bettenhausen liefen 19 Arbeiten ein. Den I. Preis
von 1200 M erhielt Hr. Arch Heinrich Arnold in Kassel;
den II Preis von 600 M. Hr. Arch I-Yitz Schirmer in
Kassel; den III. Preis von 400 M Hr Hcinr. Bangemann
in Kassel. Hie Bausumme betrug 250000 M. l»ie Ent-
würfe sin<l bis 1-5. Jan. im alten Pfarrhausc in Hetten-
hausen «öffentlich ausgestellt Der Wettbewerb war auf
Architekten aus dem Stadt- und Landkreise Kassel be-
schränkt -
Zu einem engeren Wettbewerb betr. Entwürfe für ein
Weltpostvereins -Denkmal in Bern sind die ( lewinner der
6 Preise des eisten, allgemeinen Wettbewerbes mit Frist
zum 1. Aug. 1004 aufgefordert worden Es nehmen so-
mit Teil die Ilm. E Hund rieser in GharloUcnhurg,
Georg Morin in Berlin, E. Dubois in Gemeinschaft mit
R. Palouillard und R de St Marceau in Paris, ^>wie
Ign Taschner in Breslau in Gemeinschaft mit Aug. Heer
in München und Gui-cppe C'hiattoiie in Lugano Die
Künstler, die eine Entschädigung von je iyx> Fr. erhalten,
»irld nicht au ihren ersten Entwurf gebunden.
In einem Preisausschreiben zur Erlangung von Ent-
würfen für die Durchführung einer Passage, sowie die Ge-
staltung des Gerberplatzes in St. Johann (Saar) liefen 10 Ent-
würfe ein. Das Preisgericht, dem Hr. Prof. Th. Fischer
in Stuttgart als Sachverstandiger angehörte, erteilte ein-
stimmig den I. Preis (800 M I Hrn. Gustav Schmoll, den
II. Preis |6oo M. ) I Irn. Karl Brugger, den III. Preis ( 400 M. I
Hrn. Alb Deezs, sämtlich 111 St. Johann. Ein weiterer
Entwurf des Mm. Hei ter in St. Johann wurde zum An-
kauf empfohlen Der Wettbewerb war beschrankt auf
Architekten der Saar*täd'.e St. Johann - Saarbrücken und
Malstatt-Burbach
Zu einem engeren Wettbewerb zur Erlangung von Ent-
würfen für die Bemalung der östlichen Wand des großen
Sitzungssaales des Reichstagsgebaudes waren 9 Künstler
eingeladen. Drei Preise von je 1000 M. erhielten die Hrn.
Prof. Art Kampf und Prof W. Friedrich in Herl in, so-
wie Hr. Aug. Jank in München. L'eber die Erteilung
des Auftrages wurde die Entscheidung noch ausgesetzt. —
Ein Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für die
Anlage eines Nordparlces In Berlin soll durch den Magistrat
von Berlin mit einer Preissumme von zus. 10000 M. ausge-
schrieben werden. Durch den Wettbewerb soll die Mög-
lichkeit versucht werden, für die zukünftige Gestaltung
des hügeligen Geländes neue Gedanken, gegebenen Falles
hervorgegangen aus der Zusammcnwirkung der Garten-
kunst mit der Baukunst, zu gewinnen.
Brief- und Fragekasten.
Hrn. Arch. G. M. In Hagen 1. W. Ein Rechtsmittel Rege»
das bereits am 10 Aug, 1903 verkündete L'rtcil ist ausgeschlossen,
da dessen Zustellung bereits am 39 Sept. ei folgt und damit die
.Nollrist bereits am 39 Okt. 1903 verstrichen ist Ob die Berufung
wurde Erfolg haben können, ist mithin nebensächlich, würde aber
auch nur zu beurteilen gewesen sein, wenn aoUer dem Uauvertragc
noch der Wortlaut der einzelnen infragc kommende,) Schriftstücke
und der volle Schriftwechsel im Prozesse vorgelegen bitte. Das
Uebergewicht der Wahrscheinlichkeit spricht gegen den Erfolg einer
Berufung. Eine Beantwortung der einzelnen Fragen im Schriftstücke
vom 31 De/. iqoj würde den Kaum des Briefkastens erheblich
übersteigen und bietet kein allgemeines Interesse, weshalb solche
abgelehnt wird Die Erstattung eines Kcrhtsgutachtens würde kost-
spielig ccni, weil es eine Uuichsicht der «Amtlichen Schrifislücke
zur Voraussicht halle — K. H e.
Hrn. F. H. in Bamberg. Sic finden in unserem neuesten
Bande der ..Uaukunde des Architekten", im zweiten Band, sechsten
Teil, ein reiches Material über l'osthauten usw., welche« wir Ihnen
für die Bearbeitung der Konkurrenz beir das Verkclirxminiitcriuin*
mit l'ackcthricfpnsunit für München angelegentlich empfehlen. Der
durch uuacre Expedition, KOnij.'gr.Uzerslr. 105, zu beziehende Baud
kostet 10 M. ungebunden.
Inhalt: l'as Wulniiwctir im llauiaarru il» ■■» Maitis /n Srhwtinlurt. --
f.lrr Wirttriaun.au drs Caai|i*tiilr voil Stun Marro Ischlussi. — Y..m Mritlner
l'.irn. Mittciliin-tu aus Vrri-inriL l'reisbcwerbunpen. — liriei- und
Fragekastrn. - Vrrl.an.1 .1. uls. Ih t Vi. ti.lt kirn- und li.-t i.irui -Vrieinr
Hierzu eine Bildbeilage: Das Walzen wehr im Hauptarm
des Mains bei Schweinfurt.
Verlag de, rviilsclien Haiize.tuug, G. m. b II , Berlin. Kor die Redaktion
veraniwortl. Alberl llolmatoi, Hetlin. l>tuck Tod Willi, Greve,
Verband deutscher Architekten- und Ingenieur -Vereine.
VI. Internationaler Architekten-Kongreß zu Madrid im April 1904.
Die von dem Ausschuß des Kölner Yen
Einvernehmen mit dem Verbands -Ausschuß vorbe-
reitete gemeinschaftliche Reise ist nunmehr unter Mitwirkung tler vom Madrider Kongreß-Vorstände em-
pfohlenen „Agence des vovages pratiques* festgesetzt worden, wie folgt:
1 Kleine Fahrt: Ab Köln 2. April morgens 9 l'hr rebernaehtung in Paris, dann Weiterfahrt Iiis
Biarrilz. wo eintägiger Aufenthalt staltfindet. Ankunft in Madrid 5. April. Kongreß in Madrid vt.in 6.
Iiis 13. Ajii il mit Ausflügen nach Toledo, Aleala und Guadalajara, veranstaltet v<»n der Kongi etSleitung
1 vielleicht auch l'seorial um! Aranjucz)
Kuckfahrt von Madrid am 13. abends. Eintägiger Aulenthalt in Burgos mit Ausflug nach dem
Kloster Las iluelgas. Eintägiger Aufenthalt in Bordeaux.
Am 17. April nachmittags von Paris nach Köln, wo Ankunft abends n I hr. (Auf Wunsch können
Teilnehmer auch längere Zeit innerhalb der Dauer ihrer Eahrkai Icu in Paris bleiben I.
2. GroBc Eahrl: Zu der vorbc-chnebenrn kleinen I- alirt Irin 11.1. I1 liin/it eine Kundiei-e Madrid Granada
Malaga Sevilla Ordova Madrid Rückkunft nach KMn am „f> April abends
Die Beteiligung an der kleinen Fahrt kostet S7« Kranken - td. .t06 M , die große Fahrt erfordert eine
Zuzahlung von 3» Franken — rd 260 \1 Kur diese Pauseh/iihlimgcn libeniitmnt <lie „Agence des voyagcs pratiques"
die ItefoKlerung aul der Eisenbahn 111 II . Wagcnklass e 1 Paris Biacntz 1. WagenklasM-i, die Mahlzeiten auf der Reise
in den Speisewagen und Uufettränmen, die Betonierung von und zu den Gasthöfen, Aufenthalt und 3 Mahlzeiten
(2 mit Wenn in Gasthöfen I Kang.'s lauch 111 Madrid», die Fahrten zu Besichtigungen und die Trinkgelder lucrlor,
endlich die Stellung eines deuis. li sprechenden I >. .Imelst hci s
Bedingung ist die Beteiligung voll wenigstens jo Personen an jeder Fahrt. Der Kölner Keist-Atisscliuti
(Ibernimmt auch die Anmeldungen und die Einzahlung der Teilnehmerbetnlge für den Kongreü imi a.s I-r. _(ao M.
30 Pfg ) für die Person. Damen und Gäste können unter denselben Bedingungen an den gemeinschaftlichen Fahrten
sieh beteiligen. Süddeutsche und o-lenvichi»che Faeligciiosscii können sich in Paris allst MieL'.en.
Anmeldungen sind unter Anzahlung von 50 M. fflr die kleinere, 80 M. für die größere Fahrt und
20 M für den KongivlJlx itrag bis spätestens /um 1. Februar zu richten an den Geschäftsführer des
Verbandes. Reg Binstr F Fiseien in Berlin N.W'., Flemmiitgs.tr. 16.
I. A. Der Geschäftsführer: F Kisclcn.
I DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N°: 6. BERLIN, DEN 20. JAN. 1904
Camillo Sitte.
|in 16. November 1903 verschied in Wien nach kurzer
schwerer Krankheit im 61. Lebensjahre der Vater
der neuzeitlichen Städtchaukunst: Camilla Sitte.
Gerade als er sich mit einem ihm ergebenen Kollegen
anschickte, der jungen Kunst, die seit 14 Jahren mehr in
der Stille der engeren Kachwelt zu einem viclvcrhcißen-
den Wesen herangewachsen war, einen Tummelplatz vor
aller Welt in Form einer Zeitschrift zu bereiten mitten
heraus aus einer erstaunliehen Schaffensfreudigkeit holte
ihn der Tod. Was Camillo Sitte als schaffender Architekt
und als Städtebaukünsller, was er theoretisch und durch
die Ausführung geleistet hat, im Zusammenhang und ab-
schließend zu würdigen, kann jetzt noch nicht und vor
allem nicht in der Beengung eine- Artikels unsere Auf-
gabe sein. Erst wenn die Bewegung, die von ihm ihren
Anstoß erhielt, zu einer gewissen Ku.ie gelangt sein wird,
ist der Zeitpunkt gekommen zu prüfen und das Ergebnis
zu ziehen. Fleute ist es lediglieh unsere Pflicht, zu erzählen,
was wir vom Lebenslauf des verehrten Manne- wissen,
uns zu erinnern, wie die Lage der Dinge war, als er mit
seinem Wort die Kunst des Städtebaues vom Schlafe er-
weckte und schließlich, welche Entwicklung diese unter
seinem Einfluß genommen hat.
Camillo Sitte wurde als der einzige Sohn des Archi-
tekten Kranz Sitte im Jahre 1843 in Wien geboren, be-
suchte dort die Schulen und absolvierte 1863 das Piaristcn-
Cvmnasium. In der akademischen Freiheit, die darauf
folgte, entwickelte sich gleich von Anfang an die merk-
würdige Vielseitigkeit, welche uns bis zu seinem Knde
besonder* im persönlichen Verkehr immer wieder über-
raschte. Da- Kachstudiuni allein genügte ihm bei weitem
nicht. Philosophische und ästhetische Studien (bei Zimmer-
mann und Eitelberger) und mehrere Semester hindurch
ausgedehnte Arbeiten im anatomischen Seziersaal des Prof.
1 I vrtl gingen nebenher und als einem echten Jünger seiner
Kun-t war ihm auch da* klingende Kelch der Sehwester-
kimst vertrautes Land. Ein tüchtiger Cellist, wirkte er nicht
nur in Konzerten mit, -nndern versuchte er sich sogar
eine Zeit lang als Musiklehrer. Diese musikalische Tätig-
keit vermittelte ihm die Freundschaft Hans Richters, Josef
Sucher'« in Berlin und Kranz Fischer'* in München. Zur
selben Zeit wirkte Sitte, gewiß ein Zeichen ungewöhnlicher
Vielseitigkeit, als Lehrer der Kunstgeschichte an ver-
schiedenen Privatschulen.
Im Jahre 1875 berief den jungen Mann «las K. K.
taten». Ministerium für Kultu- und Unterricht zur Gründung
der Salzburger Staatsgewcrbcsehulc, welche er dann bis
1883 als Direktor leitete. Von dieser Zeit ab verwaltete
er das gleiche Amt an derK. K. Staatsgewerbeschule in Wien.
Dem Glänze von Camillo Sitte'* Bedeutung als Städte-
hauer gegenüber erbleichen die Arbeiten dieses schaffens-
freudigen Lebens auf den übrigen Gebieten. Immerhin
wäre es eine Unterlassungssünde, sie nicht zu erwähnen.
Schon mit 38 Jahren war Sitte auserlesen, ein stattliches
Werk in der Mechitaristenkirchc in Wien zu errichten,
ein Jugendwerk, das er noch in der letzten Zeit seines
l-cbons (1900) auf eine in unserer Zeit wohl einzig da-
stehende Art und Weise zur Vollendung bringen konnte,
indem er den Innenraum mit figürlichen Kompositionen
ausschmückte. Alle Kartons zeichnete Sitte selbst, wozu
er sein unermüdliches Studium im Aktzeichnen wohl ver-
werten konnte, und einen großen Teil des Figürlichen
führte er mit eigener Hand aus.
Diese frühe Periode, zu der etwa noch der Entwurf
eines leider nicht ausgeführten Theater« zu zählen wäre,
wurde abgebrochen durch die ausschließliche Amtstätigkeit
in Salzburg, und erst als Sitte wieder nach Wien zurück-
gekehrt war, fand sich für ihn Gelegenheil, einen weiteren
Kirehcnbau in Tcmcsvar 118831 auszuführen, wie die erst-
genannte Kirche in den Formen der deutschen Renaissance.
Ks war der gründlichen und leicht schaffenden Art Sitte *
entsprechend, daß er sich mit dem rein Architektonischen
nicht begnügte. Nicht nur die farbige Ausschmückung
ging bei seinen Bauten, wie erwähnt, aus seiner eigenen
Hand hervor, sondern auch die ganze übrige dekorative,
plastische und bewegliche Ausstattung überließ er nicht
Anderen. So hielt er es bei einem Jagdschloß, das er im
Jahre 1883 in Zbirow baute, wo er Glasfenster, Lüster
und' Möbel entwarf und dekorative Figuren sogar selbst
modellierte. An- und Umbauten im Schlosse Sicrndorf
bei Wien und eine Kapelle an diesem Orte, sowie viele
andere kleine Arbeiten gingen nebenher. Die nun folgende
zweite Paus«? j n seiner Bautätigkeit läßt sich leicht mit den
Vorbereitungen für das Buch über den Städtebau erklären.
Krst die fünf letzten Lebensjahre Sitte'* waren wieder
durch Bauausführungen bereichert, deren Ort Odcrfurt-
Privorz war. Hier erbaute er 1897 09 ein Rathaus und
die Kaiser- Jubiläums- Marienkirche, in der die gesamte
Einrichtung von seiner Hand gezeichnet wurde. Soweit
ging seine aufopferungsfreudige Kunstliebe, daß er seine
Ferien daran gab. um auch hier wieder mit dem Pinsel
in der Hand selbsttätig seine Entwürfe für die Ausmalung
der Kirche zur Ausführung zu bringen.
Wenn wir nun daran gehen, die Bewertung Sitte'* int
Gebiete des Städtebaue* zu würdigen, so wäre e* am
Platze, des Längeren davon zu reden, welche Zustände
vor dem Erscheinen seines Buches herrschten, damit die
Gegensätze, das Charakteristische der Wirkung klar zutage
treten. Gerade dafür aber, glaube ich, fehlt uns noch der
notige Abstand zur objektiven Betrachtung. F.* ist mehr
das sichere Gefühl, etwas erstaunlich Wichtige* miterlebt
zu haben, das uns beherrscht, als die klare Erkenntnis,
worin die Notwendigkeit einer so schlagenden Wirkung
gelegen haben mag. Wenn ich dies ausspreche, so ist aller-
dings die Einschränkung notwendig, daß für die Näherstehen-
den das Wirken Sitte'* Perspektiven auf künstlerische Mog-
lichkeilen eröffnet hat, die sehr weit abliegen von der heu-
tigen Art des offiziellen Architekturbetriebes Das alles
will Zeit haben und die Zeit ist's auch, deren immer neu
befruchtendem und Blüten und Fruchte bringendem Weben
Sitte mehr Verdienst an dem, was er erreicht hat, zu-
*ehrieh, als seinem Geiste selbst.
„Wenn die Not am größten . . . ." Daß die Not de*
Städtebauens in den 70er und 80er Jahren immer mehr
gewachsen war, können wir heute wohl schon sagen, ohne
die Objektivität zu verleugnen. Man hatte das wohl er-
kannt und strengte .allen Witz an, um einen Ausweg zu
finden; man fand auch einen Weg. Leider war es aber
kein Ausweg, sondern ein Holzweg, und dieser hieß: die
Wisscnschaftlichkcit. In Kurzem wurde ein mächtiges Ge-
bäude von Systemen aller Art errichtet. Alles war ver-
treten, Naturwissenschaft, Technik, Volkswirtschaft - fehlte
leider da* Herz, das alle diese todten Systeme mit warmem
Blute hätte erfüllen können; e* fehlte die Kunst, oder
nennen wir's anders, es fehlte das natürliche Gefühl.
Man möchte freilich zaudern, natürliches Gefühl und Kunst,
Baukunst im Besonderen, heule in einem Atem zu nennen.
Das gehört eben auch zu den Perspektiven, in denen eine
Baukunst ohne Examina und die Last des offiziellen Be-
triebes zu ahnen ist.
1889 erschien „De r Städ te bau n ae h sei 11 c 11 künst-
lerischen G ru nd sätz e n , ein Beitrag zur Lösung mo-
derner Kragen der Architektur und monumentalen Plastik
unter besonderer Beziehung auf Wien, von Architekt
Camillo Sitte, Reg.-Rat und Direktor der K. K. Staatsge-
werbesehule in Wien." Die zweite Auflage folgte noch
im gleichen Jahre Bezeichnend für die in diesem Werke
verfolgte Absicht des Verfassers ist ein Satz der Einlei-
tung Sitte spricht von der Wirkung antiker Platze im
Allgemeinen und des Forums in Pompeji im Besonde-
ren. „An einer solchen Stelle begreifen wir auch die
Worte des Aristoteles, der alle Grundsätze de* Städte-
baues dahin zusammenfaßt, daß eine Stadt so gebaut sein
solle, um ilic Menschen sicher und zugleich glücklich
zu machen Zur Verwirklichung des letzteren dürfte der
Städtebau nicht bloß eine technische Frage, sondern müßte
uoyi
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im eigentlichsten und höchsten Sinne eine Kunstfragc sein.
Das war er auch im Altertume, im Mittelalter, in der Re-
naissance, überall da, wo überhaupt die Künste gepflegt
wurden. Nur in unserem mathematischen Jahrhundert
sind Städteerweiterungen und Städteanlagen beinahe eine
rein technische Angelegenheit geworden, und so erscheint
es denn wichtig, wieder einmal darauf hinzuweisen, daß
hiermit nur die eine Seite des Problems zur Lösung käme,
und daß die andere Seite, die künstlerische, von minde-
stens ebenso großer Wichtigkeit wäre."*
So bescheiden dieses Programm klingt, so wirkungsvoll
ist «die Art der Durchführung und so umfassend ist die
Fülle des Materiales, das hier verarbeitet worden ist. Kaum
ein Gebiet des gesamten Städtebauwesens gibt es, das
nicht wenigstens gestreift wäre und zwar mit Worten,
welche die erschöpfende Behandlung schon zum grüßten
Teil in sich tragen. Seinem Vorsatz nach freilich wollte
Sitte weder historisch noch kritisch arbeiten, sondern nur
„alte und neue Städte rein kunsttechnisch analysieren, um
die Motive der Komposition bloßzulegen, auf denen dort:
Harmonie und sinnberückende Wirkung, hier: Zerfahren-
heit und Langweiligkeit beruhen* Kr wollte weiter
nichts, als durch diese Untersuchungen .womöglich einen
Ausweg finden, der uns aus dem modernen Häuserkasten-
Svslem befreit, die der Vernichtung immer mehr anheim-
fallenden schönen Altstädte nach Tunlichkeit rettet und
schließlich auch selbst den alten McislerleisUmgen Ähn-
liches hervorbringen ließe". In Wahrheit konnte es nicht
ausbleiben, daß die eingehende Vertiefung in die Materie
den Verfasser dazu führte, auch außer der „kunsttechni-
schen Analyse" eine ganze Reihe glänzend durchgeführter
historischer Untersuchungen und rein technischer Sach-
prüfungen zu bringen. So ist gleich in der Einleitung die
Abhandlung der Krage, warum unsere öffentlichen Plätze
des wirklichen l,cbcus und damit der künstlerischen 15c-
deulung entbehren, ein Kapitel feinster Ueberlegung und
eine Probe kräftigster Darstellung
Ks kann nicht meine Aufgabe sein, hier den Inhalt
des Buches zu rekapitulieren; darf man doch annehmen,
daß es alle Fachgenossen durch eigenes Studium kennen
oder sollte der Umstand, daß fast überall im Deutschen
Reiche noch nach der alten -Schablone weiter gearbeitet
wird, daß unsere Großstädte erst ganz vereinzelte Zeichen
der Besserung aufweisen können und daß unsere Klein-
städte mit einer erschreckenden Zähigkeit weiter liniiert
werden — sollte dies ein Beweis dafür sein, daß Camillo
Sitte's Werk noch so wenig bekannt ist? Sollte man da-
raus, daß außer in Bayern und in Hessen, soweit ich unter-
richtet bin, in keinem Bundesstaat dem Architekten, der
hier vor allem zu sprechen hätte, ein maßgebender Ein-
fluß auf die Bebauungspläne eingeräumt wird, sollte man
daraus schließen, daß dcr„Städtcbau" auch zu den Büchern
gehört, die viel geloht aber wenig gelesen werden? Die
Schlußvignette im Buche Camillo Sitte's ist eine geflügelte
Schnecke; vermutlich von seiner eigenen Hand, denn
diese gemütliche und überlegene Art der Satvre sähe ihm
ähnlich. Er kannte wohl die Well und erwartete von ihr
und in Sonderheit von dem seines untadelhaften Bc-
harrungs-Vemiugens frohen Teil der Welt, der sich mit
kleinen und großen Titeln ausstaffiert, nicht mehr, als ein
kluger Mann erwarten kann. Von Resignation aber war
Sitte gleichwohl himmelweit entfernt. Eine Begeisterungs-
fähigkeit sondergleichen, eine Lebhaftigkeit der ''Auffassung
und der Mitteilung und auch einmal vor Derbheiten nicht
zurnck-sehreekende Offenheit waren die Eindrücke, welche
man von der Persönlichkeit gewinnen mußte. Kr gehörte
zu denen, die ganz selbstverständlich die Kühl ung in der
Unterhaltung nehmen, immer voll von überraschenden,
wohl auch verblüffenden Ideenkombinationen und über-
sprudelnd von seinen Plänen, deren Universalität manch-
mal geradezu für uns spezialisierte Menschenkinder etwas
Beängstigendes halte. Von den Plänen und den noch nicht
in die Oeffemlichkeit gelangten Ideen r<bcr wäre noch
Manches zu sprechen. Zum Glück haben wir durch die
Person des Sohne-, dc> Architekten Siegfried -Sitte- in
Wien, die Gewißheit, in Halde eine Ernte nach der an-
deren von den wohl be-tclltcn Feldern des Nachlasses
eingebracht zu sehen. Einige Andeutungen mögen des-
halb hier genügen: Nach dem „Städtebau", der. wie ich
hier beiläufig bemerken will. 1902 in einer französischen
Ucbersctzung von Camille Marten in Genf erschienen ist
und deren englische Ausgabe George I looker in Chicago
vorbereitet, war Größeres nicht mehr erschienen; aber
ans einer Keihe von kleinen Arbeiten konnte man er-
sehen, daß in der Gcdunkcnwerkstatt Sitte's kein Säumen
war. Ein Artikel der Hamburger Zeitschrift „Der Lotse"
KQ01) mit dem Titel „Großstadtgrün" brachte eine will-
kommene Ergänzung zu dem Buche, und von seinen
Studien außerhalb des engeren Gebietes des Städtebaues
3-1
legen kleinere Arbeiten Zeugnis ab, wie die interessante
Broschüre über „Farbcnharmonic" (Selbstverlag! und eine
ganze Reihe von Vorträgen und Zeitungsartikeln, welche
die verschiedensten Gegenstände umfaßten. Einige Titel
geben einen Begriff davon, wie weit Sitte die Grenzen
seines Nachdenkens steckte: „Richard Wagner und die
deutsche Jugend", „Ucbcröstcrrcichischc Bauernmajoliken",
„Ueber die neue kirchliche Architektur in Oesterreich"
u. a. m. Es geht kaum an. von einem fast übermäßig groß
angelegten literarischen Plan zu sprechen, ohne genauere
Kenntnis des vorhandenen Materiales zu haben, als sie
mir zur Verfügung steht Immerhin wäre es aber eine
Unterlassungssünde, davon ganz zu schweigen, daß Camillo
Sitte sieh mit der Herausgabe eines „Siebenteiligen Kunst-
theoretischen Werkes" trug, das wohl als eine Nachfolge
von Semper'* „Stil" aufgefaßt war Darinnen wollte er
das Ergebnis all' seiner Studien niederlegen. Aus dem
in über 200 Kassetten wohl geordneten Notizenmatcrial,
dem auch einzelne schon ausgearbeitete Kapitel und viele
Dispositionen angehören, wird wohl nur ein ganz Einge-
weihter eine lebendige Vorstellung des gigantischen Planes
erwecken können. Vielleicht gelingt dies dem Sohne;
Glücklicher scheint es mit einem anderen Entwürfe
zu stehen: einer Folge und Ergänzung des „Städtebaues",
Wenn im ersten Bande vorwiegend die künstlerische Seite
der Materie behandelt worden war, sollte dieser IL Band
die wissenschaftlichen, die hvgienischcn und die volks-
wirtschaftlichen Seiten des Städtebaues umfassen. Sicheren
Nachrichten zufolge ist dieses Werk so weit gediehen, daß
es Hr. Siegfried Sitte in nicht zu ferner Zeit vollenden
und der Fachwelt übergeben kann. Außer den literari-
schen Plänen hat der Tod noch eine Reihe architektoni-
scher Entwürfe abgeschnitten, die vielversprechend be-
gonnen wurden. Erwähnen müßte man die große Villen-
anlage Maricntal bei Hainfeld, ein Sanatorium für Graz,
eine Platzanlage für Polnisch - Ostrau, die sehr charakte-
ristisch für die Art Sitte's als dreisätzige Symphonie ge-
dacht war: Bezirksgericht (ernst) — 1. Satz; Pfarrhaus
(heiter) 2. Salz, und Kirche (ernst) 3. Satz. Schließ-
lich noch eine zweite StaaLsgewerbeschulc für Wien und
das einzige Konkurrenzprojekt, das er zeit seines Lebens
verfaßte: die Kaiser - Jubiläumskirche. Viele Männer im
Alter Camillo Sitte's, wenn sie der Toxi abruft, haben
ihre Schaffensperiode hinter sich und die Trauer über
ihren Hingang hat den Keim des Trostes in sich. Hier
aber sahen wir einen fallen, der noch lange nicht fertig
war mit seinem Werke; noch ein Lebensalter hätte kaum
genügt, all das, was in ihm zum Lichte drängle, in die
Welt der Erscheinungen zu bringen. Undankbar aber
dürfen wir deshalb gegen das Geschick nicht sein, denn
was er fertig brachte, ist schon weitaus genug, um ihn
zu einem unserer Besten zu machen. Er selbst hatte noch
die Genugtuung. Früchte abzunehmen von dem Baume, den
er gepflanzt: es ist nicht vergessen, welchen Einfluß sein
Buch auf die Erhaltung mancher schönen alten Stadt, z. B.
Nürnbergs und, wenn ich recht berichtet bin. auchVenedigs
ausübte: Bei zahlreichen Konkurrenzen konnte Sitte seine
freie künstlerische Anschauung 111 die Wagsehale legen
und in verschiedenen durch die Behörden genehmigten
Bebauungsplänen, wie in Olmütz, in Tc>chcn. Reichen-
berg, Mährisch - Ostrau, Odcrfurl-Pi i\ orz und Marienbcig
wird seine Arbeit gute Früchte tragen.
In diesen Tagen hat Camillo Sitte noch einmal zu Ulis
gesprochen im ersten Heft der neuen Zeitschrift „Der
Städtebau", die er. wie eingangs erwähnt, vor seinem
Tode in Gemeinschaft mit I_aiidcsbrt Th. Göcke in Berlin
gegründet hatte. Der Artikel mit der Uebersehrift „Ent-
eignungsgesetz und Lageplan" ist erst zur Hälfte erschie-
nen, aber schon jetzt ist darin eine erlösende Tat zu er-
kennen. Ich fühlte es als eine Freude ganz besonderer
Art, daß der verstorbene Meister darin mit ebenso viel
sachlicher Ruhe als Entschiedenheit gegen die Kleingläu-
bigen auftritt, die. weil sie sich in eine Sackgasse ver-
laufen haben, nun nach der Polizei rufen, die die Wände
durchbrechen soll, um ihnen den Ausgang frei zu machen.
Je welliger ein Bebauungsplan wert ist, desto mehr be-
darf er der Entcignungsgcsctzc. In unserem Streben nach
natürlich-vernünftigen Plänen wäre ein leicht in Bewegung
zu setzender Enlcignungsapparat nur eine neue Hemmung,
schwerer noch als die anderen, die noch immer die Bau-
ordnungen schmücken, wie die „tunliehstc Geradfuhrung",
das Einhalten der Baulinien u. a. m. Die Freiheit, welche
F^nteignungsgeselzc dem Bauplan- Entwerfer verschaffen,
ist trügerisch. Wollen wir hoffen, daß die Worte des
Toten eindrucksvoll genug seien, uns vor dem Ucbcl zu
bewahren; das wäre ein würdiger Schluß dieses frucht-
baren Lebens. —
Stuttgart, im Januar 1904 Theodor Fischer.
No. 6.
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Wasserturm in Rastatt.
Architekt: Professor Friedrich Ratzel iu Karlsruhe.
er hier veröffentlichte Wasserturm in Rastatt, der Charakter der Stadt trefflich angepaßte Form zeigt Der
nach den Entwarfen des Architekten Prof. Friedr. Turm hat einen unteren Durchmesser von 12 °> und steigt
Ratzel in Karlsruhe errichtet wurde, darf auf ein bis zu einer Höhe von 50 m an. Er besteht aus verputztem
weitergehende-- Interesse Anspruch erheben, weil er nach Hacksteinmauerwerk, unter sparsamer Verwendung von
dem künstlerisch wenig -1 liuiien Sy-tem Intze mit der hellem Sandstein. Das Dach ist mit roten Ziegeln und mit
starken Einschnürung unter dem Wasserbehälter konstruiert Kupfer eingedeckt. Die Maukosten de> eigenartigen Wcr-
ist, im AeuUeren aber eine künstlerisch interessante, dem kes betrugen ohne Behälter rd. 61 000 M
20 Januar 1904.
35
Mitteilungen aus Vereinen.
Architekten-Verein zu Berlin. In der an) Ii Dez 1903
unter dem Vorsitze des Hrn. llinckeldcvu abgehaltenen
Sitzung hielt Hr. Oder einen Vortrag Uber „Die neuen
Alpenbahiicn in Oesterreich". Nach einem kurzen
Rückblick auf die geschichtliche Entwicklung der Alpen-
bahnen in Oesterreich wandte sich der Vortragende zur
Besprechung der neuen Linien, die augenblicklich zur Er-
gänzung des beziehenden Netzes ausgeführt werden und
vor allem eine bessere Verbindung mit Tric-t herstellen
sollen An der Hand der Statistik wies er naeh, wie
wenig zufriedenstellend die Entwicklung des Verkehres
im llaupthafen der Oeslerr. Monarchie im Vergleieh zu
der anderer Häfen gewesen sei. In erster Linie sei dies
darauf zurückzuführen, daU es hier an einem eigenen
industriell hoch entwickelten Hmterlande mangele, und
dal» Tuest gezwungen sei, seine Tätigkeit auf solche Ge-
biete zu erstrecken, die von der See durch bedeutende
Kutfcrnungen und natürliche Hindernisse getrennt sind.
Pie neue Bahnverbindung soll dazu dienen, das Attraktions-
gebiet zu erweitern I >cr Vortragende wandte sich sodann
der Schilderung der Linien 1111 Kinzelnen zu, die er im
Sommer des Jahres mit Empfehlungen des österr. Eisen*
bahnmittislers Hrn. von Witteck beieist hatte. Ks sind
dies die „Taue r 11 bah 11 " d. h. die Strecke von Schwarz-
ach St. Veit an der (iiselabahn tluivh's ( iasteiner Tal nach
Müllbrücken an der Piistertalbahn. die .Karawanken-
bahn" d. h. die Strecke von Klageufuil bezw. Villacb
nach A — ling, sowie endlich deren unmittelbare Fortsetzung
nach Tricst. die sogen. „Woche i nerbahn Die Strecke
Schwarzach St. \'eit (iastein soll bereits im nächsten
Jahre, die Keslstrcckc (fastein Mollbrücken dagegen erst
im Jahre 1908 eröffnet werden. Die Inbetriebnahme der
übrigen Linien ist Ende 1905 in Aussieht genommen. Art
der Hand zahlreicher Lichtbilder wurden die verschiede-
nen Bauausführungen, insbesondere die Installation*- An-
lagen der groben Tunnel ausführlich besprochen. Zum
Schlüsse gedachte der Vortragende mit wannen Worten
der herzlichen Aufnahme, die ihm seitens der Österreich
Kaehgeiiossen zuteil geworden sei, sowie ihrer ebenso
sachkundigen als liebenswürdigen Führung bei dem manch-
mal etwas beschwerlichen Studium der interessanten und
gefährlichen Arbeiten. Insbesondere sprach er dem ge-
nialen Leiterder Bauarbeiten. Ihn. Baudir. Wurmh, seinen
Hank aus für das freundliche Kntgegeitkommen und die
L'eberlassung von Materialien für die Ausarbeitung des
Vortrages. Mit herzlichen Wünschen für das (ieliugen des
grollen Werkes »ehloU der Redner seine Ausführungen.
Den SchluU der Sitzung bildete die Beurteilung zweier
Monat» • Wettbewerbe Der eine betraf den Kntwurf zu
einem Hubtor für eine Schleuse Hr. I'. Gerhardt
erstattete den Bericht Ks war nur eine Bearbeitung ein-
gegangen , der ein Veiciiis.nidcnkcn zugebilligt wurde;
Verf. I Ir Keg.-Binslr. Ziegler in Kiosscn. Die zweite
Aufgabe betraf den Kntwurf zu einer Dorf sehän kc, zu
welcher 17 Arbeiten vorlagen Namens des Ausschusses
erstattete Hr. Herrn. (iutii den Bericht. Vier Arbeiten,
nämlich den Umwürfen der Hrn. Reg -Bfhr Fr Lahrs
\u Kntw.t, Ueg Bnistr Fritz Schultz und Kcg -Bntstr.
Kiehl, sämtlich in Berlin, wurde je ein Vereinsaridenken
ziterkannL
Vermischtes.
Das Museum von Meisterwerken der Naturwissenschaft
und Technik in München, welches dazu bestimmt ist, den
Einflut) der wissenschaftlichen Forschung auf die Fort-
schritte der Naturwissenschaften und di r Technik und die
historische Entwicklung der verschiedenen Industrien in
Deutschland zu zeigen, hat durch Krlnli des Prinz regenten
von Baven« vom 28. De/ ic-o j als eine Anstalt des ollem-
liehen Rechtes die Rechtsfähigkeit erhalten Gleichzeitig
wurden die Satzungen genehmigt. Das Museum wird
ohne Zweifel ein Lehr- und Erziehungsmittel tnr iias
ganze Volk werden Für einen Neubau ist durch die
Stadt München ein Bauplatz an einem der schönsten
Blinkte Münchens zuge-agt Wir werden aut.hc Organisation
des Museums 11..H1 -eh-gentlich emin.il zurüekk ich.
Zu einer Erweiterung des Germanischen Nationalmuseums
In Nürnberg wid <be Berliner Plh^-cluifl die Mittel he-
schiifl. n Im Jahre i'M-j wurde .Um Museum <ler längs
seiner Front .1*1 <ler Franectorgasse entlang ziehende Teil
der Stadtmauer mit Zwinger und |- cs'utig-graben von der
Stadt Nürnberg als ( ie-clu-nk ubei lassen, hssi-nwein schon
hatte die Absicht, durch mehrere Brucken zum Wehrgang
der Stadtmauer das groL'.e ( /elandc mit der Baugruppe des
Museums zu verbinden, um au! demselben mittelalterliche
Vertcidigungs-Ma-chmcn in ihrer wirklichen Verwendung
zu zc:-i 11. Die \ 'erließe der Türme, die Mauer, der Zw inger
sollten mit alten Kriegswerkzeugen, Wurfmaschinen, Hau-
bitzen usw. beseut werden und dem Beschauer ein Bild
mittelalterlichen Befesligungswesens im Urbild darbieten.
Der Hau scheiterte bisher an den fehlenden Mitteln. Diese
will nunmehr die Berliner Pflegschaft versuchen aufzu-
bringen, um durch Krriehtung der ersten Brücke über die
Frauentorgasse zur alten Stadtmauer dem Museum einen
wichtigen Bestandteil zu gewinnen, der ihm zwar schon
gehörte, aber durch ilic l ngunst der Verhältnisse nicht in
Benutzung genommen werden konnte. Die Entwürfe für
die Brücken stammen noch von Essenwein, welcher auch
die Anfanger der Brücken bei den Neubauten bereits Vor-
mauern lielJ Der schöne Plan verdient die wärmste Unter-
stützung aller Freunde des Museums.
Chronik.
Ueber einen Schiffahrtskanal von der Ostsee zum
Schwarzen Meere, mit welchem »ich die russische Regierung
wirdc 1 holt beschäftigt hat, bringt der .Enginecr* die Nachricht,
das* ein amerikanisches Syndikat der russischen Regierung das
Angebot gemacht habe, diesen Kanal fflr 640 Mill Mark auszufQhien,
tl. Ii erheblich billiger als bisher geschätzt. Der Kanal soll auch
Kriegsschiffen den Durchgang sichern —
Der Bau des Künstlerhauses In Nürnberg wird nach einem
Knlwurfe des Stadt. Architekten O. Sccgy demnächst begonnen und
zur Nürnberger Ausstellung des Jahre« 1906 vollendet sein. Zu
den Baukosten von 600 coo M, liegen private Sammlungen von
jcooco M sowie ein stadt. ZuschuU von 100000 M bereit. Das
Künstlerin««» »oll Vcrwaltungsraumc, Ausstellungsräume (<lr die
»litdt. Gemäldegalerie und ilic Sammlung des Albrcchl-DOrer-
Verein«, snwic ein Restaurant enthalten —
Ein neues Gebäude der kgl. Bank In Ludwigshafen »t
«m n lli i 1003 se.ner Beslinimung fibergeben woiden. Das Gebäude
ist nach den Fnlvvurfe.-n des Hrn. Prol. Albert Schmidt in München
ausgeführt —
Der Bau eines neuen Ober-Realschul-Oeb8udes in Steglitz
ist nach dein Fntwuife des Hui. Reg.-Bmstr Blunck mit einem
Aulicnde von 620 coo M. sowie von 3 j 000 M. für ein Wohnhaus
des Direktors in Aussicht genommen. —
Ein neues Rathaus für Mannheim soll durch Umbau des
Kaufhauses gewonnen werden. Die l'nibaukostcn sind mit 1,5 Mill
Mark veianschlagt —
Die Einweihung der neuen Christuskirche In Heidelberg,
nach tinrm F.ntwuif des Hin Bit Bcliaghcl in Hr Idelberg im
Stile der RenaisK.il cc cniihtct, tat nm 3 Jan 1004 stattgefunden. —
Ein Pettenkofer- Haus und -Denkmal soll nach den Ab-
lichten eines bez. Kumilce» auf der von der Stadtgemcinde Meirichen
abzutretenden Isailust erstehen —
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich. Den Postbitn. Stüler in Kobiem und
Trenn w in Berlin, soaic dem l'ostbrt. a. D- Neu mann 111
Krfurt ist der Char als lieh. Rrt verliehen.
Den Garn -Bauinsp. Docje in Stettin, Socnderop in
Kussel, Sonnen bürg in Schwerin, Hahn in Hannover, M a u r •
mann in Karlsruhe, Sorge in Spandau, P o 1 a c k in Altona,
Srliu Itze in Berlin iGaidcko.ps) . Btlsihcnhagcn in Stiiill-
burg i K , K 11 i r c k in Bonn, R a h m I o w in Gumbinncn, Ad
Meyc 1 in liier, Stuckhardt in Str.Hburg 1 F. , S . h o 1 z e in
Graudcn-, P a e |> k e in Metz, W e i n I i g in Frciburg i B , H a u ti-
li 11 e t Ii t in Berlin, L i c Ii 11 c r in Posen, Lieber in Stmüburg,
G il t Ii t in Thum, llallb-ucr in Breslau, R 1 < n l e r in Spandau,
II a g e m a ii 11 in Altona, Weilrod in Potsdam u l'rnut 111 a n 11
in Torgau i-t der Onir ah Bri. mit dem persönl Range der Rate
IV Kl. verliehen.
Vetse'il sind: Die Garn llnuinip char Brt Schneiderin
Stullgart zur Kmptlnteml und Brtiunbelr. in die LokahBau-
bcuniienstc-Jlc Stiittgatt
Der Mar. Si hilllmistr. Petersen in Kiel ist nach Berlin zur
Dienstleistung im Reichs Mar. -Amt veisetzt.
Bayern. Der Reg - 11 Kr.-Kil Brenner, Vorst, des K. Wasser-
versorg. Hin ist z. Ob Bit. btföiüeit.
Hessen. Der Kunsis. hr Llisttllcr und Verleger Alex. K o r Ii
in Dainistadt ist zum Ik'iiat ernannt
PreuOen. Die Reg -Bfhr. Otto Mnchwirth aus Chat. Saliiis
lud Ad Seidel au> Iterhn (Hnelibfclc), — Ad Selig aus Gut
II...I.111 und Wilh. Riepe aus llilckcr (Wasser- u- StraUenbfeh >,
-- Wdh. Krem au* Salzungen, z\lex. Linke und Rud. Fat keil
aus Hannover i Kisenbleh.), ■ und Wilh. Wurl aus Hrombcrg
tMa-eh -Bich.) xjiiil zu Reg.-Bmstrn. ernannt.
Sachsen. Den Fin • 11. Rrln II übler bei der Straften- u.
\Va»ei-Huuvciwu!lg. und Schmidt bei der Hochbauverwaltg ist
ilcr Tit. und Rang als Ot> -Brt. verliehen.
Der Reg.-Btcir. F.iwin Berndt ist z. ctalm. Rcg.-Bmstr. bei
■ ler Kgl SlraUen- und Wusser-Bauinsp I in Pirna eiiianut.
Der Rcg.-Bmstr. Grube ist behufs Uebertrttts zur Baudir des
Kgl Minist des Inn. aus dem Dienste d Hochbauverwaltg entlassen.
Württemberg. Dem Rcg.-Bmstr. Hahn ist die Abt -log, -Stelle
bei der Fiscnb.-Uauiiisp. Reutlingen übertragen. — Dem Reg.-Bmstr.
D o 1 1 i n g e r bei der DomAnen - Dir. is« die n»> hges. Kntlass. aus
dem Staatsdienst gcwAhit. —
Der (lb -ln-p, lit Bit. Stahl ist z Bit bei der Gen -Dir der
Staalscisenb befördert
Inhalt: 1 :.ool|o s.tte Wuso-rturm 111 KasUlL Mitteilungen au»
Vereinen — \ er Uli- lites. — llumnz. - fe. s.h:jiI-Nai Ih n'hleii.
\Vi!j; der llr.itHelirii rt»iizeil-ini. Ii m. Ii II . Bei hn. Kfli die Kedaklion
vennmonJ. Aibcn llofmanii, Hrrlin. lnu.lt vou Wilh. Greve, Herun.
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Thür
DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N° 7. BERLIN, DEN 23. JAN. 1904
Umwandlung der preußischen und sächsischen Eisenbahnanlagen in und bei Leipzig.
Von Paul Bischof, über- und Geheimer Baurat in Halle a. S.
Bei der getrennten Lage der Bahnhöfe sind zum
Uebergang der Guterwagen von citier Linie zur ande-
ren mehrere kurze Verbindungsbahnen angelegt, die
meist in den preuß. -sächsischenUcbergabe-Bahnhof ein-
münden, sodaß der Uebergang von Fahrzeugen der
Richtungen von Bayern Ober Hof, von Bayern über
Zeitz-Gera, von Magdeburg und von Thüringen einer-
seits nach Dresden, nach Berlin und Eilenburg ander-
seits, sowie der LVbergang der drei letzten Stationen
unter sich nur über den Uebergabe-Bahnhof mAglich
ist. Die von Süden und Westen auf dem außerhalb
ilrs Stadtgebietes gelegenen Vcreinigungs - Bahnhof
Leutzsch von Probstzella-Gera hezw. Erfurt-Korbetha
eingehenden Güterzüge werden daselbst auf mehr als
ungenügenden Anlagen getrennt. Die Wagen gehen
einesteils für den Ortsverkehr nach dem Thüringer
Bahnhof, anderenteils werden sie über die unweit des
Haltepunktes Gohlis-Möckern von der Thüringer Strecke
abzweigende Thüringer Verbindungsbahn nach dem
Uebergabe-Bahnhof oder über diesen unmittelbar nach
Schenefeld überführt, eine Arbeit, die der Thüringer
Bahnhof und seine nachstehend beschriebene Verbin-
dung mit dem Uebergabe-Bahnhof durch den Magde-
burger Bahnhof keinesfalls leisten konnte.
Ein weiterer Verkehrsaustausch findet statt zwi-
schen dem Thüringer Innenbahnhof und dem Magde-
burger Außenbahnhof | Eutritzsch 1 für den Ortsverkehr
und für die Richtung von und nach Halle, sowie für
die nach der Betriebswerkstatt auf dem Thüringer Bahn-
hof bestimmten Reparaturwagen, über die zwischen
beiden Stationen liegende kurze Verbindungsstrecke.
Von der Linie Magdeburg-Halle-Leipzig eingehende
Güterzüge enden auf dein Magdeburger Außenbahn-
hof (Eutritzsch) und werden dort getrennt. Die An-
lagen hierfür sind äußerst mangelhaft. Dann gehen
die Sendungen nach dem Innenbahnhof oder sie
werden für den weiteren Lauf entweder nach dein
Thüringer oder — auf einer besonderen Verbindung*
strecke - ■ nach dein Uebergabe - Bahnhof überführt.
Die Güterzüge aus der Richtung von Berlin und
Zerbst Ober Bitterfeld fahren auf dem Berliner Bahn-
hof ein. Soweit die Güter nicht für den Ort bestimmt
sind, gehen sie sämtlich über eine Gleisverbindung
nach dem Uebergabe-Bahnhof und erst von da auf die
preußischen und sächsischen Linien über.
37
I. Jetzige Zustände auf den Leipziger
Bahnhöfen.
ür den Personen- und Güterverkehr mit
der inneren Stadt Leipzig besitzt die
preußische Eisenbahn- Verwaltung 4, die
sächs. Eisenhahn- Verwaltung 2 eigene,
getrennt liegende Bahnhofe, vcrgl. den
Uebcrsichtsplan Abbildg. 1 S. 38. Von
den preuß. Bahnhöfen liegen drei, der
Jnnger, der Magdeburger (Innen- und Außenbahnhof
mit Güterladestelle Eutritzsch) und der Berliner nahe
nebeneinander im Norden der Stadt, während der Eilen-
burger Bahnhof im Osten sich befindet. In den Thüringer
Bahnhof münden die von Süden und Westen kommen-
den Linien von Bavern (Probstzella -Gera) und von
Thüringen (Erfurt -Korbethai, nachdem beide Linien
sich in Leutzsch vereinigt haben. Der Magdeburger
Bahnhof vermittelt den Verkehr nach Halle-Magdeburg,
der Berliner denjenigen nach Bitterfeld -Zerbst und
nach Bitterfeld-Berlin. Auf dem Eilenburger Bahnhof
endet dicStreckeKoUbus-Eilenburg-Lcipzig. Drei Bahn-
höfe sind Kopfstationcn, nur der Berliner Bahnhof ist
Durchgangsstation für den Verkehr nach der Richtung
Bayern und Sachsen über Altenburg-Hof. Die sächs.
Bahnhöfe sind der Bayerische im Soden der Stadt
für die Linien Leipzig-Hof, Leipzig-Gaschwitz-Mcusel-
witz und Leipzig-Borna-Chemnitz, und der Dresdener
— neben dem Magdeburger Bahnhof — für die Linien
Leipzig-Ricsa-Dresden, Leipzig-Döbeln -Dresden und
Leipzig-Geithain-Chemnitz; beide sind Kopfstationen.
Die preuß. und die sächs. Eisenbahn- Verwaltung besitzen
gemeinsam nordöstlich vom Thüringer, Magdeburger
und Dresdener Bahnhof und südöstlich vom Berliner
Bahnhof einen Güterübergabe- oder Sammelbahnhof.
Abgesehen von der unmittelbaren Verbindung des
Berliner Bahnhofes mit dein Bayerischen durch die
Bayerische Verbindungsbahn, auf der fahrplanmäßige
Züge verkehren, können nur zwischen dem Magde-
burger und Dresdener Bahnhof einzelne durchgehende
Wagen mittels Drehscheibe am Kopfe dieser Bahn-
höfe in beschwerlichster Weise überführt werden. Im
übrigen ist das in Leipzig durchreitende Publikum für
den Verkehr zwischen den Bahnhöfen auf Omnibus-
Fahrten und elektrische Strassenbahnen angewiesen.
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Alle von Osten her Ober Eilenburg ankommenden
Güterzüge werden auf dem Rangicr-Bahnhof Schöne-
feld angebracht, die OrtsgQter gehen nach dem Eilen-
burger Bahnhol, die Wagen für Thüringen über die
Eilcnburger Verbindungsbahn, den Ucbergabe-Bahnhof
und die Thüringer Verbindungsbahn nach Leutzsch,
den Ucbergabe-Bahnhof nur durchlaufend, die übrigen
Wagen werdet» dem Ucbergabe-Bahnhof zugeführt.
Von den sächs. Linien mündet die Dresdener un-
mittelbar, die Bayerische mittels der Bayerischen Ver-
bindungsbahn in den Liebergabe - Bahnhof ein. Auf
diesen Linien sind in Engelsdorf und Gaschwitz Vor-
bahnhöfe angelegt, in welchen die Güterwagen nach
den verschiedenen Bestimmungsorten verteilt werden
Im Westen Leipzigs findet eine Uebergahe von
Gütern, hauptsächlich der RichtungThUringcn-Sachsen,
zwischen der preuß undsächs. Verwaltung abwechselnd
auf dein preuß. Lokalbahnhof l'lagwitz-Lindenau der
Zeitzcr Linie und atif dem ihm unmittelbar benach-
barten sächs. Bahnhofe gleichen Namens, den» End-
punkte der Gaschwitzer Verbindunsglinie, statt.
Abbililg. I. F.iicnblhnanlngcn vor ilrm l.'mbmi
Die Höchstzahl der auf den oben genannten prcuU.
Bahnhöfen täglich behandelten Achten betrug im Jahre
1898, Durchgangsverkehr nicht mitgerechnet:
für Leipzig Thüringen
Magdeburg
Euttitzseh
Berlin
„ „ Eilenburg
„ Plagwitz-Lindenau
„ Leutzsch
„ Schonefeld
688 Eingang, 698 Ausgan»,
650 ., 600
2962 „ 2950
1700 „ 1700
240 » 240
900 „ 900
2542 » 2785
1 690 „ 1 700 „
Der Verkehr <lcs Uebergabe • Bahnhofes ist von
317026 im Jahre 1879 behandelten Wagen auf 81 1000
im Jahre 1890, mithin um 156",,, vom Jahre 1894 bis
1899 von 600107 auf 81 1000 Wagen 35 % gestiegen.
Die l'ebergabe in Plagwitz-Linrlenau beziffert sich im
Höchstfälle auf 400 Achsen hin und ebensoviel zurück.
Auf Bahnhof Leipzig (Thüringen) sind etwa 1600 '»
LadcstraUcn- Länge und 3100 'i m Schuppenfläche er-
forderlich, aber nur 720" 1 bezw. 2200 vorhanden.
Der Magdeburger Bahnhof bietet bei 4100*1"' Bedarf
nur 2960 M'" Sehuppenfläehe.
3»
II. Notwendigkeit einer Abhilfe und Grund-
lagen für einen Umbauentwurf.
Diese wenigen Zahlen - auf mehr einzugehen,
würde hier zu weit führen — und neben diesen der
in dem Wechselverkehr auf dem L'ebergabe-Bahnhof
gekennzeichnete Zuwachs des Leipziger Verkehres er-
klären ohne weiteres, daß die Leipziger Bahnhöfe, die
vor Jahren von Privatbahn-Gesellschaften für die da-
maligen Verhältnisse voll ausreichend, aber ohne
wesentliche Erweiterungsfähigkeit erbaut sind, nun-
mehr mit ihren unzulänglich gewordenen Einrichtun-
gen und ihrer nicht einheitliehen Anordnung, die von
Kall zu Kall dem jeweiligen Bedürfnis angepaßt ist, dem
weiter wachsenden Verkehr nicht mehr genügen können,
und daß diese Einrichtungen an sich weiterhin auch
nicht verbesserungsfähig sind. Wo notdürftig und
fast immer mit Schädigung anderer Verkehrsanlagen
an irgend einer Stelle Erleichterung geschaffen wer-
den konnte - der Verfasser kennt in dieser Hinsicht
nur die preußischen, nicht aber auch die sächsischen
Bahnhöfe eingehend — war der Ei folg stets nur von kur-
zer Dauer. Kleine Hilfen waren
nicht mehr anwendbar. Die
Unzulänglichkeit der Rangier-
anlagen vor allem auf dem Mag-
deburger und auf dem Ucber-
gabe-Bahnhof führte schon im
Dez. 1899 zu Verkehrsstockun-
gen. Die Stationen versagten
mehrere Wochen vollständig.
Hieraus erhellt auch, daß
den Anstoß zu den geplanten
Umwandlungen der Eisenbahn-
Anlagen in und bei Leipzig
nicht in erster Reihe die Per-
sonen-Bahnhöfe gegeben h aben,
deren Zustand, wie bekannt,
dem reisenden Publikum höchst
unbequem und den Anforde-
rungen der Jetztzeit in keiner
Hinsieht mehr angemessen ist;
es sind vielmehr die großen
Mißstände in den Anlagen für
den Güterverkehr gewesen, die
auf einen Umbau mit zwingen-
der Notwendigkeit und in einer
solchen Ausdehnung drängten,
an die in noch nicht weit zu-
rückliegenden Jahren bei ein-
facheren Verkehrsverhältnissen
nicht gedacht werden konnte.
Der unhaltbare Zustand ist
nicht erst kürzlich eingetreten
und beobachtet worden. Die
Versuche, zu einer geeigneten
Planung zu gelangen, beginnen
schon im Jahre 1874 mit einem Entwurf, dessen Aus-
führung ■ 7,25 Mill. M. kosten sollte, der aber allen Be-
teiligten, zumeist Privatbahn -Gesellst haften, zu teuer
erschien. Dem wirklichen Bedarf mehr angepaßt waren
einige spätere Entwürfe Diese waren aber lediglich
dazu geeignet, die Ansichten der drei Hauptbeteilig-
ten, der preuü. und sächs. Staatsbahnvcrwaltung und
der Stadt Leipzig hinsichtlich dessen, was zu geschehen
und was nicht zu geschehen hatte, soweit zu klären, daß
die preuß. Zentralstelle im April 1899 der kgl. Eisenbahn-
Direktion zu Halle a. S. den Auftrag erteiten konnte,
einen Entwurf aufzustellen nach einer Reihe bestimm-
ter Leitgedanken, für welche allseitige Zustimmung
nunmehr anzunehmen war. Diese Leitgedanken waren :
1. Kür Leipzig ist nur ein weit in die Mitte der
Stadt vorgeschobener Kopfbahnhof auf dem jetzigen
Gelände der Thüringer, Magdeburger und Dresdener
Bahnhöfe zweckmäßig und nach dem Stande der städt.
Bebauung nur hier ausführbar. Seine Bahnsteige sind
2 3"' über dem Pflaster des Vorplatzes anzunehmen.
2. Dieser Hauptbahnhof soll alle in Leipzig ein-
mündenden Linien beider Verwaltungen mit der Mög-
lichkeit gleichzeitiger Ein- und Ausfahrt aufnehmen und
No 7.
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hierbei den Durchgangsverkehr der wichtigsten Rich-
tungen Herlin Bayern über Hof, Thüringen Dresden
und Thüringen Magdeburg möglichst erleichtern, wo-
bei eine Kreuzung von Hauplglcisen in Schienenhöhe
namentlich bei den Ausfahrten nicht zu vermeiden ist.
3. Im übrigen soll zu beiden Seiten einer zu ver-
einbarenden Achse, welche gleichzeitig die selbst-
ständigen Betriebe beider beteiligten Verwaltungen ab-
grenzt, eine streng getrennte Gruppierung der Anlagen
durchgeführt werden.
4 Die Güterbahnhof-Anlagen sollen eine wesent-
liche Erweiterung erfahren, dabei aber in unmittel-
barer Nähe des Verkehrs - Mittelpunktes, wo sie sich
jetzt befinden, bleiben.
5. Der in sächsischein Betriebe befindliche Ueber
gabe-Bahnhof ist nicht beizubehalten. Die Gütcrübcr-
gabe ist einfacher zu gestalten.
6. Die bestehenden Straßenkreuzungen in Schienen-
höhe sind zu beseitigen.
7. Ein besonderorPostgQtcr- Bahnhof ist vorzusehen
Die hiernach bearbeiteten Entwurfsskizzen nebst
Kostenübei Schlägen konnten im November i8oq bei der
preuß. Zentralstelle zur Vorlage gelangen und wur-
den von dieser im Marz. 1900 als günstige Grundlage
für die weitere Bearbeitung des Gesamtentwurfes an-
genommen; die im preußischen Teil ausführlich durchge-
arbeiteten Entwurfsstücke wurden im Dezember 1902
endgiltig zur Ausführung festgestellt. Bereits im Febr.
1901 hatten Verhandlungen zwischen den beteiligten
Eisenbahn- Verwaltungen undderStadtgemeindeLcinzig
begonnen, die im Mai 190a zum Abschluß von Ver-
tragen führten, wobei alle inbetiacht kommenden
Punkte unter Annahme der von der preuß. Eisenbahn-
Verwaltung aufgestellten Entwurfsskizzen vereinbart
und bis ins einzelne festgelegt worden sind Die er-
forderlichen Bausummen belasten nach den Verträgen
voraussichtlich Preußen, Sachsen und die Stadt Leip-
zig mit 52,4, 53 und 17,3, zusammen 122,7 Will. M
Hierzu werden noch 5 bis 7 Mill. M. zu rechnen sein,
welche die Reichspost -Verwaltung für Herstellung der
für sie allein erforderlich werdenden Anlagen aufzu-
wenden haben wird. Der die Posteinrichtungen be-
handelnde Vertrag steht kurz vor dem. Abschluß. —
Haus Peter Spreckels für Dresden. Architekten: Schilling te
iHttlH rinr MM
er in den beistehenden Abbildungen darge-
stellte Entwurf zu einem I lause PctcrSpreckels
für die Thiergarten Straße in Dresden ist
infolge der Ungunst der Zeitverhältnisse
leider nicht zur Ausführung gelangt, bietet
aber so viel künstlerisches Interesse, daß er der Ver-
gessenheit der Studienmappr entrissen sein mag. Die
(iräbner in Dresden.
anziehend und frei von der landläufigen L'eberlieferung
Im Aeußeren ist es die Herrschaft der xvagrechten
Abschlußlinien, die ihm das besondere Gepräge ver-
leiht. Sandsteinquaderung und Putzflächen sind mit
einem in freier Auffassung gedachten Ornament zu
neuer Wirkung vereinigt. Von der Gestaltung des
Inneren möge der Schnitt durch die Diele ein die
Anlage des Grundrisses und die Verteilung der Räume eigenartige Wirkung andeutendes Bild geben Der
auf die beiden Hauptgeschosse geben zu besonderen schöne Entwuif löst den lebhaften Wunsch aus, daß
Ausführungen keinen Anlaß. Die formale Durchbildung ein neuer Bauherr sich finden möge, der Mittel und
des Inneren und Aeußeren aber sind in hohem Grade Kunstsinn genug hat, ihn zur Ausführung zu bringen
23. Januar 1904.
Berliner Neubauten.
No. in. Das neue Herrenhaus des preu U ischen Landtages.
Architekt: Geh. Brt. Friedrich Schulze in Berlin.
m gleichen Tage, an welchem vor
5 Jahren, am 16. Januar 1899, das
von demselben Architekten er-
richtete neue Abgeordnetenhaus
des preußischen Landtages in Be-
nutzunggenommen wurde, ist auch
das neue Herrenhaus mit einer
warmen parlamentarischen Aner-
kennung für seinen Architekten
seiner Bestimmung übergeben worden. Wir haben
bei Gelegenheit der Schilderung des neuen Abgeord-
netenhauses in den No. 4 l( des Jahrganges 189g der
„Deutschen Bauzeitung" die Vorgeschichte des Baues
sowie die Gesichtspunkte für die Wahl des Platzes er-
örtert, sodaü wir uns dieses Mal darauf besehranken
können, einige kurze ergänzende Worte der Gesamt-
anläge zu widmen und im Anschluß daran das neue
Herrenhaus an sich zu schildern.
Als das letztere begonnen wurde, stand außer
dem Abßeordnctenhause noch das beiden Gebäuden
dunende und beide verbindende Minister-Gebäude.
Einesteils die For-
derung, daß vom
Minister - Gebäude
die Sitzungs-Säle
der beiden Häuser
auf dem kürzesten
Wege zu erreichen
sein mußten, an-
derseits die reich-
lichen Raumver-
hältnisse der Bau-
stelle haben zu
einer Gesamt An-
ordnung der bei-
den Gebäude er-
führt, welche von
der überkomme-
nen Gewohnheit
der geschlossenen
StraUenflucht abweicht und sowohl in der Prinz
Albrecht-, wie in der Leipziger • Straße Architektur-
bilder hervorgerufen hat, die als eine befreiende Er-
lösung von der Starren Flucht der parallelen Straßen-
wandungen nicht h-bhaft genug begrüßt werden können.
In der Prinz Albrecht-StraUe ist vordem nach allen Seiten
frei liegenden Abgeordnetenhause ein geschlossener
Vorhol geschaffen worden, welcher das Haus in vor-
nehmer Monumentalität vom Straßenverkehr abrückt.
Vor dem Herrenhause an der Leipziger Straße ist
unter Zuhilfenahme der dem Herrcnhause angeglieder-
ten beiden Wohnhausflügel für den Präsidenten des
Alii;eordnetenhaiises zur Linken und den des Herren-
hauses zur Rechten der Vorhof zu einem Ehrenhoi in
Sinne der Palastbautcn des XVIII. Jahrhunderts ge-
steigert worden, ein vortrefflicher und unter allen Um-
ständen nachahmenswerter Gedanke, welcher dem oberen
Teile der Leipziger Straße jenes vornehme Gepräge ver-
leiht, durch welches der nordliche Teil der Wilhelm-
Straße in Berlin sein'aristokratisches Gepräge erhält
Den Ehrenhof umgibt ringsum die Monumcntal-An hi-
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tcktur des Parlaments-Palastes
und erhöht mit dieser den Ein-
druck Die ungemein klare und
übersichtliche Kaumanordnung
des dreiteiligen Baukörpers geht
aus den mitgeteilten Grundris-
sen mit genügender Deutlichkeit
hervor. Im l'ntergcschou" der
Wohnung.sflügel liegen seillieh
der breiten Einfahrten, einen
geraumigen inneren Hof um-
schließend , Dienstwohnungen
für Lnterbeamte, nebst Wagen-
remisen und Pferdeställen für
die Bedürfnisse_dcr beiden Prä-
sidenten. Das Untergeschoß
des Hauptbaues wird in seinem
vorderen Teile
eingenommen
durch die Ein- °" —u**immm
gangshalle, die
Kleiderablage,
die Räume für
Boten nu ister,
Boten und den
I lausiuspektor:
in den Seiten-
teilen durch Bo-
ten-, Diener- u.
Gesinderäume,
sowie durch die
Kcstaurations-
Küehe mit Ne-
benraum.inden
hinteren Tei-
len wieder von
Dienstwohnun-
gen usw. Un-
ter dem Sitz-
ungssaal liegen
ein Zugang für
die Stenogra-
phen, sowie die
Räume für die
I ieizung Diese
Räume um-
schließen zwei
neben demSitz-
ungssaal gele-
gene kleinere
Höfe, auf wel-
che jedoch nur
Gänge u. and.
untergeordnete
Räume mün-
den. Personen-
Aufzüge liegen
unmittelbar ne-
ben den zu den
Obergeschos-
sen führenden
Haupttreppen.
In der Höhe des
Saales liegen
in den beiden
Wohnflügeln
zur Linken die
Wohnung des
Büreau - Direk-
tors des Abge-
ordneten-Hau-
ses, zur Rech-
ten die Woh-
nung des Bü-
reau -Direktors
des Herrenhau-
ses, unter den
ERDGESCHOSS «°
Wohnungen der bez. Präsidenten. An der Vorderfront des Büreau -Direktors mit .Handbibliothek, ein Raum für
der mittleren Raumgruppe befindet sieh der Dienstraum den Vize-Präsidenten, die Post und ein Sehreibzimmer.
41
23 Januar 1904.
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V. ir dem Sitzungssaal liegt, g«gen
die monumentale Eingangshalle
milder stattlichen Aufgangs trepp«:
>icl> otfneml, in harmonischen
Armierungen die Wandelhalle,
in ihrer flucht R«:gistratur mul
Vorstamiszimmer. Der Sitzungs-
saal f(ir die 260 Mitglieder des
Herrenhauses ist wesentlich klei-
ner, wie der des Al>genrdn<:tcn-
llauses; ihn umgeben seitlich
Kasse, Registratur und Restau-
ration, nach rückwärts Kanzleien,
Lesezimmer, Minister - Spn-ch-
ziiiimer, Räume für die Präsi-
denten usw. Im
ersten Oberg« -
seholl liegen in
den Wolmilügcln
die Wohn- und
Fmpfangsi äume
«ler beiden l'iä-
si«lenteu, die in
der Vordet flucht
der mittlci cuBau-
gruppe «Kirch -(
Festsale mit liti-
arxler \ erbundeu
sind. Je einer «ler
seitliehen Fest-
sale zählt zu <ler
enisptvehenden
PriWidentenwoh-
nung, wahren«!
der mittlere }• c>t-
■>aal,di 1 auch lic-
ratungssaal ist,
zur gemeinsamen
Benutzung zur
Verfügung steht.
ImSaalbauistdic
Einteilung nahe-
zu die gleiche,
wie in dem da-
runter gelegenen
Geschoß; neben
der Bibliothek,
«lic in das w«-i-
tcrcGeseh«»Ü hin-
aufreicht, sind es
nur Bcratungs-
zimmerund Räu-
me fflrdiePrcssc,
die hier liegen.
Die Bcratungs-
zimmer >etz«n
sich auch im zwei-
tenObergcsehoß
fort; inden Wohn-
flügeln liegen in
diesem Geschoß
insehrreiehlieher
Weise Schlaf- u.
Wohnräume der
Präsidenten. Die
Grundrisse der
beiden obersten
Geschosse lassen
erkennen.daüfUr
alle Raumgrup-
pen ein reichli-
chesFlachenmaß
vorhanden war.
Insbesondere die
Wohnungen der beiden Präsidenten sind so ausgedehnt,
dal! du: letzteren kaum alle ihnen zu Gebote stehenden
Räume für sich allein benutzen können und daü das
FlächcnausmaU der Wohnungen z. B. das der Dienst-
wohnung des Präsidenten des Deutschen Reichstages
erheblich übertreffen dürfte. Die Raumverteilung ist
durchgehends zweckmäßig und ubersichtlich. Die
große Natürlichkeit in der Anlage aller Räume verrät
die seltene Dispositionsgabc ihres Meisters.
I t'ortseuuiig folgt.)
No. 7.
Google
Mitteilungen aus Vereinen.
SlchsUcher Ing.- und Arch.-Vereln. Die Wochen -Ver-
sammlungen des Winterhalbjahres J9034 der in und nahe
bei Dresden wohnhaften .Mitglieder de* Ilaupivereins
nahmen ihren Anfang am 36. Okt. IQ03. Hr. Prof. Dr.
Mol her hatte die Güte gehabt, den Verein zu einer Be-
sichtigung de«, von ihm geleiteten Maschinen-Labora-
toriums B. der Tcchn. Hochschule in Dresden einzuladen
und schickte dem Rundgang einen erläuternden Vortrag
über die thermo-dynamischen Untersuchungen der
Gasmotoren, Kältemaschinen und Luftkompressoren,
denen das Institut zu dienen bestimmt ist, voraus. Der
Antrieb erfolgt durch 10 Elektromotoren von 2 bis 14 P.S.
Am 2. Nov. 1903 berichtete Hr. Kinz.- u. Brt. Schmidt
über die Erfurter V erhandlungen betr. Denkmalpflege,
heimatliche Kunst und Bauweise, und Heimat-
schutz. Ein besonders erfreuliches Ergebnis dieser
Tagung ist der Zusammenschluß sächsischer und thüringi-
scher Vertreter zu einem „Ausschuß zur Pflege heimat-
licher Kunst und Bauweise in Sachsen und Thüringen".
Der Versammlung am 9. Nov. machte Hr. Arcb E kühn
Mitteilungen über die Einfamilienhaus-Kolonie, die
augenblicklich in Dresden (außerhalb des Waldschlößchens
und unterhalb Räcknitz) im Entstehen begriffen sind. E*
sind zweigeschossige Gruppenbauten von mäßiger Länge
und einfachen, aber ansprechenden Archilckturformen.
Ferner berichtetellr. Reg -Bfhr. Gehler Ober Belastungs-
proben mit Eisenbetonbauten
Am 16. Nov. hielt Hr. Ob.-Brt. Rolhcr einen Vortrag
über die im Bau begriffene Talsperre in Marklissa
l in Schlesien), durch welche 4000 P. S. gewonnen werden.
Bemerkenswert ist die tägliche Arbeitsleistung von i5o r '>»
t ineismauerwerk, d. i. für 1 Mann und Tag 3,s' rbm - 1 cbm
kostet 16 M., während die Gesamtkosten 3 Milf M. betragen
Der 23. Nov. brachte einen Vortrag des Hrn. Prof.
Schultze- Naumburg, der in Gegenwart Sr. Maj. des
Königs, der Prinzen und Prinzessinen und zahlreicher
Damen in« groben Saale des Vcrcinshauses gehalten wurde
und von vielen Lichtbildern begleitet war. Der Vortragende
erntete für seine Ausführungen über „Heimatsehutz",
obgleich sie mitunter gegen moderne Gewohnheiten ener-
gisch protestierten, lebhaften Beifall.
Am 30. N..v. folgte ein Vortrag von Hrn. Dr. -Ing H.
Muthesius, der gleichfalls unter Beteiligung der Damen
in der Aula der Tcchn. Hochschule staltfand und .Das
englische Haus" zum Gegenstand hatte. Die Schilde-
rung der historischen Entwicklung, der t.ebensgewohn-
heiten, der Anordnung der Räume und ihrer Einrichtun-
gen war auch für deutsche Zuhörer sehr interessant und
in vielfacher Hinsicht höchst lehrreich.
Die Winter-Hauptversammlung des ganzen Ver-
eins fandamö I>cz 1903 in Leipzig statt. Wie bei früheren
derartigen Gelegenheiten hatten die Leipziger Kollegen
mit ihren Damen auch diesmal wieder den BegrüBungs-
abend (am 5. Dez.) im Künstlerhause durch Aufführung
der „Original-Ueberpossc" ; Sächsische Kundschau, über-
aus ergötzlich gestattet. Am Sonntag Vormittag fanden
zuerst wie üblich in dem r Johanncum" der Universität
in den Kachabteilungen Sitzungen mit Vortragen statt, und
zwar gab in Abt. I Hr. Bauinsp. Williams Mitteilungen
aus dem Gebiete der Flußberichtigung und Klußbefestigung;
in Abt. II Hr. Telegraiihen-lnsp. Besser über drahtlose
Telegraphic; in Abt. III Hr. Aren. Weidenbach über
Aendcrungen im Stadtbilde am Thomasring zu Leipzig;
in Abt. IV Hr. Prof. P L'hlich Ober Auf- und Unter-
suchung magnetischer Erzlagerstätten auf magneto-tech-
nischem Wege. Um 1 Uhr vereinigten sich alle Teil-
nehmer zur Gesamtsitzung im großen Saale des „Kaiser-
hofes", wo zuerst Vorstands- und Vcrwaltungsratswahien
für di c neue Verwaltungsperiode, Neuaufnahmen- und
ähnliche Geschäfte erledigt wurden und wo dann llr Brt.
Toller einen vorzüglich orientierenden Vortrag über die
Umgestaltungderl.eipzigerBahnhofe hielt. Die lange
Zeit fast unlösbar erschienene Aufgabe: alle in Leipzig
einmündenden Bahnlinien in einen für den Betrieb siche-
ren, für das Publikum bequemen und für den Transport
rationellen unmittelbaren Zusammenhang zu bringen, hofft
man bis zum Jahre 1914, allerdings mit einem Aufwände
von etwa 130 Mill. M. zu bewältigen Der Gcsamt-
Sitzung schloß sich ein Eestmahl mit Damen an, das sich
eines ungewöhnlich zahlreichen Zuspruches und entspre-
chend lebhafter Stimmung erfreute. Am Montag Vormittag
wurden zuerst die Neubauten des landwirtschaftliehen In-
stitutes und der Veterinfirklinik besichtigt und sodann die
Michaelis- Kirche besucht. Sie ist das Ergebnis eines Preis,
aussehreiben s, bei dein die Hrn. Rust und Möller, welche
die Besucher selbst führten, aLs Sieger hervorgingen. Die
Grundrißlösung zeigt eine überaus kompendiöse Anord-
a.v Januar 1904.
nung; sie bietet für etwa 1000 Kirchgänger Matz; die
Kosten werden 420000 M. voraussichtlich nicht übersteigen.
Ein gemeinsames Mittagsmahl im „Palmbaum" beschloß
diese 155. Hauptversammlung
Am 28. Dez, 1903 vereinigten sich die Dresdener Mit-
glieder in gesellig-heiterer Weise zu einer Sylvesterfeier. —
(>. Gr.
Aren.- u. Ing.-Vereln In Magdeburg. Sitzung am 25. Nov.
1903. Nach Erledigung geschäftlicher Mitteilungen und Auf-
nahme einiger neuer Mitglieder erhält Hr. Brt. Clausscn
das Wort zu seinem Vortrage: .Wasserbauliche Mit-
teilungen, im besonderen Ober die Elbe bei Magde-
burg". Während früher die einzelnen Regierungen nur
in beschränktem Umfange nach den ihnen vorliegenden
Verhältnissen die großen Ströme behandeln konnten, wurde
nach Gründung der Strombau -Verwaltungen durch die
einheitliche Behandlung des gesamten Stromgebietes die
Tätigkeit der Wasserbau -Verwaltungen eine erheblich um-
fangreichere. Wenn auch nur der Hauptstrom an sich
einer eingehenden Behandlung unterzogen wurde und
die Nebenflüsse auch fernerhin den Einzelregierungen
verbleiben, so wurde doch dafür gesorgt, daß eine Schädi-
gung der gegenseitigen Interessen vermieden wurde. Der
von den Agrariern den Wasscrbauteehnikern gemachte
Vorwurf, daß sie hauptsächlich den Wünschen der Schiff-
fahrt und nicht genügend denen der Landwirtschaft Rech-
nung trügen, ist deswegen ungerechtfertigt, weil nur die
Schiffahrt für die Regulierung der Ströme bestimmte An-
haltspunkte bieten konnte, dagegen die I jindwirtschaft
hierzu nicht im Stande war. Tatsache ist. daß durch die
Regulierungsarbeiten die Stromrinne durchweg vertieft
worden ist und daß dadurch die von der Landwirtschaft
gewünschte Vorflut für die Zubringer geschaffen wurde.
Wenn die I-and Wirtschaft diesen Vorteil nicht Oberall hat
ausnutzen können, so liegt dies in dem Ucbelstande, daß
die Zubringer nicht entsprechend der vorgeschrittenen
Kulturarbeit auf den Höhenzügen und in den Niederungen
reguliert worden sind und werden konnten. Die 'Tätig-
keit der Strombau- Verwaltungen besteht hauptsächlich in
der Herstellung einer geordneten Wasserführung, sodaß
möglichst bei allen Wasserständen ein gleichmäßiger Ab-
fluß erfolgt und alle Störungen auf das Mindestmaß herab-
gedrückt werden. Wenn diesesZiel erreicht wird, ist die Auf-
gabe des Wasserbauers gelöst. Da die Theorie nicht aus-
reicht, muß aufgrund der gesammelten Erfahrungen mit
der nötigen Ruhe und Umsicht, ohne Rücksicht auf die
Wünsche der Unzufriedenen das angestrebte Ziel zu er-
reichen versucht werden. Vorläufiu kann man mit den er-
zielten Erfolgen zufrieden sein.
Im besonderen kann dies von der Regulierung der
Elbe bei Magdeburg bez. der Anlage der Umflul behauptet
werden, wenn auch diese Anlage wieder zeigt, daß nach
Jahren diejenigen, denen große Wohltaten erwiesen sind,
aus Unkenntnis der früheren Verhältnisse die geschaffenen
Tatsachen als Verbesserungen nicht anerkennen. An-
schließend wurden die Schiffahrt*- Verhältnisse bei Magde-
burg besprochen und erwähnt, daß allmählich für den zu-
nehmenden Verkehr für bessere Unterkunft der hier laden-
den und löschenden Fahrzeuge gesorgt werden müsse,
da es vorgekommen ist, daß bei Eintritt des Eisganges
rd. 100 Fahrzeuge ungeschützt auf dem Strome liegen
bleiben mußten. Als ein sehr brauchbarer Platz für einen
Schutzhafen wurde der zwischen Strom- und Alte Elbe
unterhalb der Königsbrücke liegende Werder bezeichnet,
da er Gelegenheit biete, die häßlichen Kohlenladeplätze
von der Stadtmarsch zu entfernen und nach hier zu ver-
legen. Wenn auch durch Erweiterung des NeuMädter
Hafens dem l 'mschlagverkehr besser gedient werde, sei
doch ein Sonderhafen für den Platzverkehr mit Kohlen
ebenso wie in Berlin am Humboldt-, Nord-Hafen, am Urban
usw, sehr wünschenswert. Gleichzeitig könne das Stadt-
bild auf der Siadtmarsch verbessert werden.
Nachdem dem Vortragenden für seine Ausführungen
gedankt worden, erhält Hr. Arch. Ilabrich das Wort zu
einem Vortrage Ober „Eisenbeton - Konstruktionen
im Hochbau". Nach einer Einleitung Uber das Verhallen
von Beton und Eisen aufgrund eingehender Versuche und
Berechnungen erörterte er die Ausführung verschiedener
Systeme, wie Monier, Bordenov, Hyatt, Ransotne usw.,
geht näher auf das Svstem Hennebiqüe ein und erläutert
besonders die Vorzüge der sogen Polvgonaldecke vor den
älteren Systemen. Diese Decke findet nicht Mos Ver-
wendung aU Zwischendecke mit Bclonuntcrzilgen, sondern
vielfach auch als homogene Platte größeren Ouerschtiittcs
bei Häuscrgründuiig auf schlechtem Baugründe Einige
ausgeführte Beispiele werden sodann durch Zeichnungen
und Berechnungen eingehend erläutert und es wird auch
diesen Ausführungen von weiten der; 'Anwesenden ce-
bührender Dank zu teil. B
Preisbewerbungen.
Ein Wettbewerb des bayerischen Architekten- und In-
genieur-Vereins zur Erlangung von Entwürfen für ein Volks-
schulhaus In Arnbach war mit 35 Arbeiten beschickt. Den
]. Preis errang der Entwurf der Hrn. Staatsbaupraktikan-
ten H. Hurhrrt und H. Neu: den II. Preis Hr. Archi-
tekt |oh. Müller; den III. Preis Hr. Arth. H. Lömpel,
sämtlich in München. Kine lobende Erwähnung fanden
2 Entwürfe der Hrn. Gebr. Hank, sowie ein Entwurf des
Hrn. Staatsbaupraktikanten K. Perignon in München.
Durch die Stadt Ansbach wurden angekauft die Entwürfe der
Hrn. Th. Vcil, O. Bieber und Gebr. Rank in München.
Der Wettbewerb der „Vereinigung Beritner Architekten",
betr. Aufteilung von Baublocks In Westend (Jahrg. 1903,
S. 556 und 568) war mit 13 programmgemäßen Entwürfen
beschickt. Den I. Preis von 3000 M. erhielt Hr. Alfr. J
Balcke in Geniel nschaf t mit C. S t c k c 1 ; den II. Preis die Hrn.
HönigcrÄ: Sedelmeyer, den III. Preis Hr. M. Ravolh,
sämtlich in Berlin. Zum Ankauf für 500 M. wurde
empfohlen ein Entwurf des Hrn. K. Bislich in Berlin. -
Wettbewerb Handelshochschule Köln. Die Stadtver-
ordneten-Versammlung beschloß, dem Bau der Handels-
Hochschulc den Entwurf des Hrn. Privatdozenten Dr -Ing.
Ern>l Vetterlein in Dannstadl zugrunde zu legen. Die über-
schlägliche Kostenberechnung belauft sich auf 1 650000 M. ;
das Mobiliar i*t auf 100000 M. geschätzt. -
Chronik.
WohnungSStatUtlk In Stuttgart. Der Stuttgarter Gemeinde-
rat stimmte einem Vorschlag Weitbrecht zu, eine wohnungs-
atattatischc Enquete Ober die Frage: .Welche Stockwerkzahl ist
wirtschaftlich die beste?" zu veranstalten. Diese Uutcrsuchung
soll die Baukosten eine» Stockwerke» in Häusern mit a-o Zimmern
und a— 4'/ f Stockwerken ermitteln, daneben aber auch zufolge einer
Anregung dca Direktors des städtischen statistischen Amtes. Dr.
Rettich, den tatsächlichen Marktpreis der Stockwerke, um durch
Gegenüberstellung beider Schlosse (Qr die kommunale Wohnung*-
politik zu ermöglichen. —
Dan Jubiläum des 5ojahrlgen Bestandes des Glaspalastes
In München kann in diesem Jahre begangen werden. Der Palasl
wurde nach den Entwürfen des Ob, Brt. Aug. v. Voit von Okc
1 Ö_S3 bis Mai 1854 durch Cramer-Klett in Nürnberg errichte». -
Ehrengrab für Camlllo Sitte. Der Stadtrat hat beschlossen,
dem verstorbenen k. k. Reg, -Rat Camillo Sitte in der Anlage fOr die
Ruhestätten liistoi isch denk würdiger Per sonlichkeilen an der KupelU n-
strassc im Wiener Zentralfrterlhofe ein Ehrengrab zu widmen.—
Der Neubau der Donaubrücke zu Regensburg scheid
eine beschlossene Sache zu sein. Ks liegen zwei Entwürfe vor:
ein Entwurf (ür eine Ausführung in Stein mit einem Gessmt-
auf wände von ßasoceoM-, sowie ein Entwurf für eine Ausführung
in Stein und Eisen mit ciuem Gcsamtaufwandc von 37*0000 M.
Wenn die Wasser- und EisgangsveihMtnissc sowie andere UniMande
den Neubau der allhistorischcn Drücke zur u n umga ngl ic h cn Not-
wendigkeit machen, so holten wir, das* ein geringes Mehr der Bau-
kosten ea nicht verhindert, das» ein Bauwerk entsteht, welches das
seltene Siadlebild in seiner Schönheit wenigstens annähernd erhalt
Ein Neubau der Dlskontogesellscbaft In Frankfurt a. M.
entsteht nach den Entworfen der Firma Phil. Holzmann * Ko.
in Frankfurt am Rossmarkl als ein freistehender Monumentalbau
im Stile der Renaissance. --
Ein mechanische» Laboratorium der Technischen Hoch-
schule In Braunschwelg ist am 11 .Dez. 1903 seiner Bestimmung
Obergeben wenden. Das neue Laboratorium dient der Ausbildung
von Maschinen-Ingenieuren. Es erhebt sich nach einem Entwurf
der herzogt Hochbauiuspektioir au der Spiclmanustrasse und kostet
336000 M., von welchen 40000 M. auf da* Grundstack, 90 000 M.
auf die Gebäude, 90000 M. auf die innere Einrichtung entfallen —
Eine bayerische Denkschrift über die Wohnungsfrage.
Abgeordneter Dr. Jager hat für den bayerischen Landlag eine
103 Druckseiten umfassende Denkschrift Ober die Wohnungsfrage
verfallt, welche die folgenden Abschnitte enthalt: 1. die Tatsachen
der Wohnungsnot, 3 Begründung Iflr die Tatsachen der Wohnungs-
not, 3. die Bedeutung de» Wohnwesens. 4, die Ursachen der mo-
dernen Wohnungsfrage, 5, Zielpunkte und Mittel zur Abhilfe, 6 Tätig-
keit des Reiches, Umgestaltung des I Ivpothckenwescns , 7. die
Wohnungsfrage und die Undwittschaft, ö die Wohnungsfrage 11U
bayerischen Landtag, 9. Leitsätze fltr Gemeinde, Staat und Reich
zum Vorgehen in der Wohnungsfrage. —
Die Einweihung des fünften ev. Gemeindehauses In Barmen
hat am 10 Jan. 1904 stattgefunden. Dem Gemeindehaus* wird sich
— in malerischer Gruppierung der ganzen Anlage — ein Pfarrhaus
anschließen. Ehe nach dem Entwuif des Ilm Arth. Fiicdr. Schulte
in Barmen erbaute Gcsarutanlagc beansprucht 7S c e.o M —
Das neue Pollzeigebaude In Wien »t ein stattlicher, nach
den EntwQtfeu des Hm k k. Min Raten E v Fnrstcr an der
Berggasse und an der Elisabeth-Promenade errichteter Monumental-
bau, der ohne innere Einrichtung einen Aufwand von 3400000 Kr.
beanspruchte. Die Bauleitung hatten die Hrn. Brt. Holzer, Ob -
Ing. Kramsall und Aich, Keller. —
Ein bulgarisches Nationaltheater in Sofia gelangt nach
den Entwürfen der Architekten Kellner Ä Helmer in Wien zur
Ausführung —
Eine elektrische Schmalspurbahn B rl eg-Gletsch am Rhone-
gletscher wird durch die Ingenieure I m fe Id und Strub in Zürich
geplant. Die Bahn würde eine Lange von 43 km haben und teils
Adhasions-, teils Zahnradbahn sein. —
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich. Dem Geh. Ob -Brt. A p p e I i u s , Abt.-Ocf
im Kriegsminist, ist bei seinem Ausscheiden aus dem Dienst der
Char. als Wirkl- Geh. Ob. Brt. mit dem Range eines Rates I Kl.
verliehen.
Baden. Dem Ing. S ru r e k e r in Mannheim ist das Ritterkreuz
1 Kl. de» Ordens vom Zahringer LOwen ver'iehen — Dem Reg-
Bmstr Ernst M 0 1 1 e r in Freiburg ist unt. Verleih de» Tit Bahn-
baninsp. die Amtsstelle eine» Zentralinsp. bei der Gen -Dir. der
Staat seisenb Obertragen.
Versetzt sind die Reg -Bmstr. Bichl er in Eberbach nach
Freiburg und Ganz in Ftciburg nach Ebcrbach
Bayern. Der Min -Rat v Frauendorfer ist 1. Staatsrat
im ord. Dienst und Staatsminister für Verkehrsangelcgcuheiteu und
der Gen-Dir. v. Ebermayer, Vorst, der Gen-Dir. der Staata-
Eiscnb. ist x. Staatsrat im ord Dienst ernannt; weiter sind berufen
in das Staatsminist. fOr Verkehrsangel der Ob-Rcg.-Rat Frhr.
v. Schackv aufSchonfcld unt. Beförderung zum Min -Rat
und der Irir.-Rat Dr H e u b a c h bei der Gen -Dir. der Staatsersenb.
Preußen. Den Reg - n, Brin , Geh. B'tn Hasenjnger in
Düsseldorf und Runge in Köln ist ans Anlaß ihres Uebertritt« in
den Ruhestand der Rote Adlet -Orden III Kl mit der Schleife, dem
Eisenb-Dir, Gelbe ke in Ratibor lind dem Eisenb -Bau- u Betr-
Insp Schweriner in Posen ist der Rote Adler-Orden IV. Kl.,
dem Eisenb Dir. Vockrodt in Kusel beim Uebcrtritt in den
Ruhestand der Char als Geh. Brl verliehen.
Versetzt sind: Die Reg - u. Brie. Strasburg in Essen als
Mitgl. der Kgl Eisenb-Dir. nach Frankfurt a. M. und Kay sc r in
Königsberg als Mitgl. der Dir. nach Essen a. R ; die Eisenb -Bau-
11. Betr. - lnsp. Schaeffcr in Frankfurt, als Mitgl (auftrw ) der
Dir. nach Königsberg i. IV, v. Borriea in Altona als Vorst,
(auftrw | der Eisenb - Betr. - lnsp. a nach Frankfurt a. M , Ernst
Schultze in Hannover als VotsL {auftrw. ) der Eisenb -Betr-
lnsp 5 nach Magdeburg, Laise in Olpe zur Kgl Eisenb - Dir. in
Elberfeld und Morgenstern in Koblenz als Vorst der Bauabi.
nach Deutz; der Eisenb. - Bauinsp Pieper in Danzig als Vorst
(auftrw.) der Eisenb -Masch -lnsp. nach GlOckstadt.
Dem Reg - Bmstr. Lutz, Doz an der Techn. Hochschale in
Aachen ist das Prädikat Prof beigelegt.
Der Reg. -Bmstr. Alfr. Grube ist der Kgl. Verwaltung der
mark Wasserstraßen in Potsdam zur Beschäftigung Oberwiesen.
Die Reg lilbr. Hans Lucht ans Stettin (Flochbfcli.), — Hart-
wig Dauter aus Wircmbi und Max Beckmann aus Schwerin
i. M. (Wasser u, Straßenbfch), — Friedr. BrOssing aus Freisen-
bruch und Gg Warnecke aus Brockenem (Eisenbfcli) sind zu
Reg.-Bmstrn ernannt.
Der Geh. Brt Fein in Knln und der Brt. z. D. Guddcn in
Sachsa, froher in Nordhau*en sind in den Ruhestand getreten
Dem Reg, -Bmstr. Anh. Hoeppner in Posen ist die nachges.
Eotlass aus dem Staatsdienst erteilt. —
Brief- und Fragekasten.
Hrn. M. Kn. In Werdau. Stützmauern kflnnen unter ge-
wissen Entstanden zu denjenigen Leistungen gehören, welche zur
Umwandlung von Grundflächen in anbaufähige Straßen unentbehr-
lich sind, wodurch die Kosten ihrer Herstellung in diejenige Summe
einstellfahig sind, welche auf die Anlieger umgelegt werden darf.
Um einen solchen Fall handelt es sich scheinbar bei Ihnen. Die
Strafte, an welcher Sic zu bauen gedenken, fa'll auf der gegenüber-
liegenden Seile tief ab. E» droht aUo rlie Gefahr des Einsturzes,
sofern nicht für eine rechtzeitige Beteiligung gesorgt wird Ob
eine Stützmauer das einzig gebotene Schutzmittel ist, kann du hin -
gestellt bleiben Jedenfalls halt die Straften - Baupolizei rlie Auf-
führung einer Stütirnauer für zweckmäßig Ut »ic dies, so bildet
der Aufwand dafür eine nach Lage der I mstande notwendige Aua-
gabe zur Herstellung der SuaUe und ist von den Anhccrin nach
Verhältnis der Straücntangcn zu crslatten. Nebensächlich ist dabei,
ob die Vertiefungen, dcientw, gen ilie Stutvniaucr uulwcnil K wurde,
natürlich entstünden oder künstlich duich Abgtaben geschaffen i»l
En1«chei<!cnd ist vielmehr d 1 Tatsache, daii ohne diese Stützmauer
die Verkehlüsi, | lt I li, ,1 »uf du neu anzulegenden Straße gefahidel
irs heint. Sie halten vielleicht gut getan, eine veränderte Lage
il r t:cugep1aiiten Strafte zu veranlassen I»»gegen ist nicht zu er-
warten, d-(J Sie durch Weiterung des Kosh ubeiti ages eine Be-
frciutiK von dem anteiligen Beitrag zu den Herstellungskosten der
Mauer erreichen werden. -- h.. H-e.
Fragebcantw Ortungen >n dem Leserkreise.
Zur Frace 1 in Nu 100, iahrg 1003. Ich habe vor einigen
Jahren an einem Pnvstfluli verschiedenartige Wassermessungen
vorgenommen und hierbei die WcxVhen Formeln (Hydrodynamik
von Wex, l.cip/ig bei W Engelmann 1B8Ä s. auch Rheinhard's
Inceriieur- Kalender für Straßen-, Wasserbau- uid Kulturingenieure
für rO,o|, bearbeitet von R Scheck. I Abteiig S. 6 ff) als ganz
vorzitglirh befunden. — Merl, k. Kr -Kult.-Ing. in Speyer.
Anfragen an den Leserkreis.
Welche Mi'tcl gibt es. um trübe, fleckige Terrazzoboden helj
zu machen? Was kann die Schuld an dem schlechten Aussehen
tragen ? Vielleicht feuchter Untergrund ? — U II in Konst
Inhalt: fniwainlhinc der |.tru»n«ehci> und sächsischen Kix nlulm-
Anlatcn i'i und l.n l^n-ttg — ll.ius IVter Spierkc!» Iilr tliesd.n. — ller-
hne- Ni-atiautrn. \o. rrl. I>.i» ru iir Her rc-idiaus rtrs j.missisflten Lan<1-
laees. — Mitleillin;en aus Veieinen. I'rr »Kme i buirgrn — < In milk. -
l'eraoiial Xachriihtrn. — Itrirf- und r'iarrfc.isu-ii
Hierzu eine Bildbeilage: Haus Peter Spreckels in Dresden.
Verlag der Deutschen Baurerlung. O. m h. II., IVihn. Kar die RedakUoo
verantwoni. Albert Hofoiano, Berlin. Druck von Wilh. Gr«»«, Berun.
No. 7.
DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N2: 8. BERLIN, DEN 27. JAN. 1904
Das Bauwesen im preußischen Staatshaushalt für das Verwaltungsjahr 1904.")
Bein am 16. d. M. zusammengetretenen prcuß. Land- mund 1 10000 M., desgl. in Klausthal 75000 M. Im
y tage ist als eine drr ersten Vorlagen der Entwurf Ordinarium dieser Verwaltung sind 2,29 Mifl. M. lör bau-
des Staatshaushalts • Etats für das Vcrwaltungsjahr liehe Zwecke vorgesehen, nämlich 1,38 Mill. für Wohn-
1904 zugegangen, der in Einnahme und Ausgabe mit dem häuser, Verwaltungsgebäude usw., 0,40" Mill. für Zechen
Gesamt-Bctrage von 2800805050 M. abschließt. Die Ein- häuser. 0,43 Mill. für Wege-, Bahn- und Kanalanlagen.
nahmen stellen sich gegenüber dem Voranschlag des Jahres
1903 um 191 687318 M höher, wovon allein 1384 18483 M.
auf die Eisenbahn-Verwaltung entfallen, die im Ordinarium
einen MchrüberschuD von 82 787 742 M ergibt. Von den
Ausgaben entfallen 2626260668 M. auf die ordentlichen,
174 544382 M. (rd. 16,62 Mill. M. mehr als 1903) auf die
außerordentlichen Ausgaben. An letzteren nimmt das
Hauwesen mit rd. 160.3 Mill. M. teil, d. h. mit rd. 92°/,,.
Die Aufwendungen für das Bauwesen stellen sich um
rd. 14 Mill. M. höher als im Jahre 1003.
Die für bauliche Zwecke geforderten Mittel verteilen
sich auf die einzelnen Verwaltungen wie folgt:
Den wesentlichsten Anteil beansprucht naturgemäß
die Eisenbahn- Verwaltung mit rd. 101,32 Mill. M. Ihr
folgt dieses Mal das Kultusministerium mit rd. 18.22
Mill M.. das also sogar den Etat der Bauverwaltung über-
trifft Es folgt das aus den sehr bedeutenden Eorderungcn
für Kunst und wissenschaftliche Zwecke Die Bauvcr
Bei der Verwaltung der indirekten Steuern
entfallen von den beantragten Mitteln von 1,06 Mill, M.
(0,38 mehr als 1903) 462 500 M. auf die Verbesserung der
Lösch- und I-ade - Einrichtungen der Packhöfe usw. in
Königsberg i. Pr., deren Ges.-Kosten auf 1,05 Mill. M. ver-
anschlagt sind. Weitere 392220 M, entfallen auf Dienst-
gebäude und 205320 M. auf Dienstwohnhäuser. zumeist in
den Provinzen Posen und Schlesien. Von den Ansätzen der
Forst verwal tun g mit 1,05 Mill M. sind wiederum je
100 000 M. für die versuchsweise Beschaffung von Inst-
häusern , für die unmittelbare Wasserverbindung vom
Teltow-Kanal nach dem Wannsee und zur Beihülfe von
Wegebauten. 250000 M. als Zuschuß zum Eorstbaufond
und 400000 M. desgl. zum Wegebaufond vorgesehen. Im
übrigen sind auch noch in anderen Positionen Bauaus-
führungen enthalten, die sich aber aus den Ansätzen nicht
herausschälen lassen. Im Ordinarium dieser Verwaltung
sind etwa 4 Mill. M. für bauliche Zwecke zum Neubau
waltung erreicht mit rd. 14.66 Mill. M. etwa den Betrag und dcrrntcrhaltungdcrGebäude, der Wege usw. enthalten
des vergangenen Jahres. Die Justizverwaltung ist mit
rd. 9,8, das Finanzministerium mit rd. 4,4, die land-
wirtschaftliche Verwaltung mit rd. 2.76, die Domänen-
Verwaltung mit rd. 2,64, das Ministerium des Inneren
mit rd. 2,05 Mill. M. angesetzt. Beträge, die sich noch
über 1 Mill M, halten, fordern die Forstverwaltung und
die Verwaltung der indirekten Steuern, nämlich 1,05
bezw. 1,06 Mill. M. Unter 1 Mill M bleiben die Berg-,
Hütten- und Salinen- Verwaltung mit 845000 M,
das Ministerium für Handel und Gewerbe mit
756800 M., die Gestüt-Verwaltung mit 429120 M., die
Verwaltung der Staatsarchive mit 286214 M- Einen
kleinen Betrag von 6000 M. für Anlage eines Lasten-Fahr-
stuhles in ihrem Geschäftsgebäude braucht schließlich die
Lotterie- Verwaltung, das Kriegsministcrium wie-
derum 7200 M. für Einrichtungen im Zeughause
Im Ministerium des Inneren verteilen sich die Ge-
samt-Mittel von 2,0 s Mill M. auf die Polizei Verwaltung
mit i 165678 M, die Strafanstalts-Verwaltung mit
65352° ^ Und die Landgendarmerie bezw, land Tät-
liche Verwaltung mit 47525 M. Für den Neubau des
Ob.-Verwaltungsgerichtes in Berlin (auf dem fiskal. Ge-
lände am Zoolog Garten) sind weitere 180000 M. aneesetzt
(Ges.-Kosten 1.33 Mill. M >, Erste Raten sind vorgesehen
für Polizei-Dienstgebäude in Wilhelmshaven, Kassel,
Köln, sowie für ein Gefängnis in Saarbrücken.
Die landwirtschaftliche Verwaltung bleibt mit
rd. 2,76 Mill. M. erheblich hinter dem Vorjahre zurück
Es liegt das hauptsächlich daran, daß die großen Hochbau-
Ausführungen der Mehrzahl nach beendet sind Es ent-
fallen nur rd. 0,87 Mill. M auf Hochbauten, darunter
die 2 und letzte Rate von 410700 M. für den Erweite-
Bei der Besprechung der F.inzelfordcrungen seien die rungsbau der landwirtschafüichen Hochschule in Berlin,
Verwaltungen mit geringeren Ansätzen vorweg genommen. 240000 M. als 2. Rate für Errichtung der landwirtschaft-
T \ 1 \ T — . . . . 1 4 _ _ _ I C * ■ * 1 ' t .1 . _ \ J — * ^ 1 . . . 1 . \ ^ _ . . L _ , — , . * — I a \ H 1 ) _ 1__ ^ . £ I _. *
Die Verwaltung der Staatsarchive fordert einen Posten
von 273994 M~ als I Rate für den Neubau des Staats-
archiv-Gebäudes nebst Direktorwohnung in Breslau,
ferner 12 250 M. für die Instandsetzung des Archivgebäudes
in Posen Die Gesamt-Kosten des ersten Baues sind auf
363094 M. veranschlagt, davon 215000 M. an reinen
Baukosten. Im Vorjahre war davon nur ein unbedeutender
Betrag angesetzt.
Die Gestütverwaltung verlangt mit 429 120 M. etwa
die gleiche Summe wie im Vorjahre. Davon entfällt der
größere Teil von 258680 M. auf Dienstwohnungen, 131 800 M.
auf Stallungen, 33700 M. auf Schuppen, Scheunen und
Reitbahnen
Das Ministerium für Handel- und Gewerbe
macht mit 756800 M. etwas höhere Ansprüche als 1003
liehen Versuchsanstalt in Bromberg Auf Ingenieur-
bauten entfallen rd. 1,7 Mill. M und zwar 1 500000 M.
auf Flußregulicrungen (weitere 1 Mill für den Aushau
der hochwassergefährlichen Flüsse in Schlesien usw.),
315000 M. auf Meliorationen, 101600 M, auf Deich-
anlagen usw., 70000 M. auf Dünenbefestiguni-en Es
handelt sich zumeist um die Fortsetzung schon begonne-
ner Arbeiten.
Bezüglich der Personalien ist zu bemerken, dass von
den beiden meliorationstechnischen I lilfsarheiterstellcn
im Ministerium für Landwirtschaft eine in die Stelle eines
vortragenden Rates verwandelt werden soll.
Die Domänen-Verwaltung fordert mit 2,64 Mill.
M. über eine Mill. M. mehr als im Vorjahre. Es bedingt
dies hauptsächlich eine Anforderung von 1 Mill M. für
Den Hauptanteil bildet die Schlußrate für das Dienstwohn- die Herstellung von Strasscnanlaucn usw. auf der zu
gebäude des Ministers in Berlin und dessen Ausstattung parzellierenden Domäne Dahlem Der Domänenbau
mit zus. 457800 M. Für die Erweite
gebäildes der staatl. Bernsteinwerke
und für Beamtenwohnungen
setzt. Aus dem Ordinarium dieser Verwaltung ist von
Interesse, daß an 21 staatl. Baugewerksehulen 21 Di-
rektoren und 336 Lehrer, an 20 Maschinenbau- und
Fachschulen 20 Direktoren, 204 Lehrer und 18 Werk-
meister tätig sind,
Die Berg-, Hütten- und Sa I in cn ve r wal tu n g ent-
hält in ihrem Gcsamt-Ansatz von 845000 M. einige neue
Posten, so 260000 M. für die Arbeiterkolonien Waltrop
und Bergmannsglück, für ein Dicnsigebäudc in Dort-
*t VeijL hienu dw Aufstellung fdi 1903, J«htg. 1903, S. 37 u. 43
Schlangenbad zugute kommt, darunter eine 1 Rate
von 150000 M für ein Badehaus in Nenndorf.
Für Arbeiterwohnhäuser sind wieder 500000 M.
eingesetzt, 310000 M entfallen auf Lamlgewinnu'ngs-Arbei-
ten und Eindeichungen.
Im Ordinarium sind 2,6 Mill M für Unterhaltung und
Neubau der Domänen-Gebäude, zu Wege-, Brücken-, Ufer-
und Wasserbauten enthalten.
Für die Weltausstellung in St, Louis sind 50000 M.
namentlich für Ausstellung von Zeichnungen, Ansichten
und Modellen der Bäder ausgeworfen. — tSriiiuti foi c t.i
u/iyi
15
ed by Google
Neuere Decken-Konstruktionen.
I
Sic Wirkungsweise und die Tragfähigkeit der Mehr-
zahl aller neueren ebenen Massivdecken, mögen sie
nun in gewöhnlichen Ziegeln hezw. besonderen Form-
steinen oder in Stampfbeton hergestellt sein, beruht auf
der Verbindung des Steines oder Betons mit Eisen in der
Weise, dali die erstcren Materialien die Druckkräfte, die
Eiseneinlagen dagegen die auftretenden Zugspannungen
aufzunehmen haben, sodaß also die beiden Materialien
sich gegenseitig unterstatzen Es werden jedoch auch
ebene Decken hergestellt, bei denen auf die Einlage von
Eisen verzichtet wird. Die Tragfähigkeit wird hier ent-
weder durch Ineinandergreifen der besonders geformten
Steine oder durch Zusammensetzung derselben in Form
eines scheitrechten Gewölbes erreicht. In allen Fallen
spielt natürlich die Einbettung des Eisen«, bezw. die Aus-
füllung der Fugen mit Zementmörtel eine wichtige Kolle,
Es seien nachstehend einige Beispiele der verschiedenen
Arten angeführt.
i. Die Eggeri-Deckc.
Wir haben auf S 611, Jahrg. 1902 bereits auf diese von
Ilm Ceh. Brt. Eggert in Berlin erfundene und ihm
Zug- und Druckzone und nehmen die Schubspannungen auf.
Sie erfüllen demnach die Aufgabe, die sich in anderen Eisen-
betondecken auf die wagrechten Eisen und die umgeleg-
ten Bügel verteilt. (Uebrigens finden sich, wenn auch m
anderer Anordnung auch in anderen Eisenbetonderken die
etwa unter 45" aulgebogenen Eisen an den Deckenenden.
i. B. in den Konstruktionen von Wayss tt Frevtag in
Neustadt a. \\.\. Die aufgebogenen Stabenden sind außer-
dem noch hakenförmig umgebogen, oder bei stark be-
lasteten Decken mit besonderen Druckplatten versehen,
vergl. Abbild g 1 a u. h, um die sichere t'ebertragung der
Spannung auf den oberen gedrückten Teil der Decke zu
bewirken Es soll dadurch eine grölicre Sicherheit er-
reicht werden, als wenn die Festhaltung des Eisens allein
durch die Adhäsion des Betons erfolgt. Das wird aller-
dings wohl erreicht werden. Die umgebogenen Enden und
kleinen Druckplatten erscheinen jedoch kaum genügend,
um die volle .spannungs-l'ebcnragung allein zu sichern,
wie der Konstrukteur annimmt. Die Abbildgn. c f zeigen
die Anwendung des Systems zu Decke, Dach und frei-
tragender Treppe.
Bei leichteren Konstruktionen verzichtet der Erfinder
auf den durch die obigen MaUnahmen erreichten höheren
patentierte Konstruktion hingewiesen, die gelegentlich der
Düsseldorfer Ausstellung vorgeführt wurde. Die Decke
wird für größere Spannweiten und Belastungen als träger-
lose, ebene Eisenbetondecke hergestellt. Bei kleineren
Spannweiten und geringeren Belastungen wird der Port-
landzement - Stampfbeton durch ein weniger druck-
festes Material, oder auch durch poröse Ziegel ersetzt. Die
Eiscneinlagcn haben verschiedene Lange und sind an ihren
Enden nach den Auflagern zu in der Richtung der grollten
Zugspannung schräg aufgebogen, bis in die Druckzone
hochgeführt und dort verankert. Sie ermöglichen also eine
unmittelbare l Vbertragung der Spannungen zwischen der
Abbilds 1
Eggert- Decke
Sicherhcilsgrad insofern, als er den unteren Teil der f »ecke
und auch den weniger gedrückten Teil nicht mehr aus
Stampfbeton, sondern aus Schlackenbeton inler porösen
Ziegeln herstellt und damit eine Verbilligung der Decke
erzielt. Die Decke besteht dann aus 2 Zonen verschiedener
Festigkeit, vergl Abbilde, g und h. Bei geringen Spann-
weiten wird schließlich die ganze Decke in Ziegeln her-
Totenschau.
Albert von Maybach t-
im 31. d. M. verstarb zu Berlin im 81. Lebensjahre
: der Staatsminister A 1 bert von Maybach, der seit
1 seinem im Juni 1891 erfolgten Ausscheiden aus
dem Amte eines preußischen Ministers der öffentlichen
Arbeiten in stiller Zurückgezogenheit gelebt hatte. Wir
haben bei seinen Abgang aus diesem Amte, das er 13 Jahre
lang mit seltener Tatkraft gefuhrt hat, sein Wirken als
Chef der Bau- und Eisenbahnverwaltung eingehend ge-
würdigt") und wie wir glauben dürfen, Licht und Schatten
dabei gerecht verteilt. Wir können uns daher jetzt darauf
beschränken. einen kurzen Rückblick aufseinl.ebcn zu geben.
Maybach wurde im Jahre 1822 in Werne i, YV ge-
hören. Im Jahre 1854 finden wir ihn als Asetemtor und
Mitglied bei der Eisenbahn - Direktion der t Mhalm. Seit-
dem ist er dauernd im Eisenbahndienste tatic gewesen,
zunächst bei der Obersehlesisehen Eisenbuhn, dann nach
der Angliederung von Hannover an Preußen als Leiter der
Hannoverschen Staatsbahnen, sehließlieh im Handels-
Ministerium, wo er zunächst die Stelle eines Ministerial-
Direktors bekleidete. Diese Tätigkeit wurde auf kurze Zeit
durch seine Berufung zum Präsidenten des Reichseisen-
bahnamtes unterbrochen Der Gedanke einer l'ebernahine
der Eisenbahnen auf das Reich seheiterte jedoch am
Widerstände der einzelnen Bundesstaaten und Maybach
kehrte in das Handelsministerium zurück Zur Durch'
führung der geplanten Verstaatlichung der Eisenbahnen in
Preußen erschien er dann als der geeignete Mann und wurde
nach Abtrennung de» bisher mit dem Ilandels-.Ministerium
verbundenen Mini-teriums der öffentlichen Arbeiten dessen
erster selbständiger Leiter. Was er in dieser Stellung, na-
mentlich in der zielbewußten Durchführung des Gedankens
*) Vcul. }*hif. iBjl S 3+4, 37a, 401
46
der Verstaatlichung der Eisenbahnen gclcisict hat, ist be-
kannt. Auch die Gegner dieses Gedankens werden sieh
heute der Notwendigkeit und der Bedeutung dieses ge-
Waltigen l'nternchmcns nicht verschließen können, mögen
sie auch mit der Leitung unserer Staatsbahnen im Ein-
zelnen nicht immer einverstanden sein; sind doch die Ein-
nahmen aus dem Betriebe der Staatsbahnen die Grundlage
des ganzen preußischen Staatshaushaltes geworden. Als
Maybach -ein Amt antrat, betrug die Ausdehnung des
Staatsbahnnetzes etwa s°oo» m , bei seinem Abgang etwa
a.^ooo 1 »" 1 . Heute ist das \Vcrk vollständig durchgeführt, da»
mit dem Namen Maybach dauernd verknüpft bleiben wird.
Friedrieh von Ilcfncr-Altcncck f.
Am 7. Januar d. J. verschied zu Berlin infolge eines
Schlauanfalles der Ingenieur Friedrich von Hefner-
Alteneck in noch nicht vollendetem S9 Lebensjahre
In dem Verstorbenen, der durch zahlreiche epoche-
machende Erfindungen die Technik wesentlich getordert
hat, betrauert die moderne Elektrotechnik einen ihrer
ilauptbegnuwlcr Er war am 27. April 1845 m Aschaffen-
burg als Sohn de» bekannten, im vorigen Jahre in Mün-
chen verstorbenen Kunsthistorikers dieses Namens geboren
und trat, nachdem er in München und Zürich technischen
Studien obgelegen hatte. 1867 als Ingenieur in die Dienste
der Firma Siemens Ar llalske ein, der er bis 1800 ange-
hörte. Ueber seine Leistungen während dieser Zeit sagt
Werner Siemens in seinen Lebenserinnerungen . daß sie
jenem als Vorstand des Konstruktion— Bureaus der Finna
einen Vi e t U n • ,_r' r.i ■_< -v. n,..'n •< 1 Lesen IWl CT '• OTW hm-
lieh zwei Erfindungen zu verdanken, die wesentlich der
Elektrotechnik, im besonderen der clcktrischenBcleuchtungs-
technik. den Weg für ihre überaus schnelle und erfolg-
reiche Entwicklung geebnet haben Als eiste der-ellieti
ist die Konstruktion de> Trommelankers zu nennen, der
No. a
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gestellt, wobei ein Fugcnmörtcl i : 3 verwendet wird, wäh-
rend der Beton im übrigen im Verhältnis 1 : 4 herge-
stellt werden kann.
Die Decke erfordert bei Wohnhausbauten für 2, 3, 6 und
IO*Spw. .Stärken von 8, 13, 18. 30 <m . Sie ist durch die
Baupolizei in den Stadtkreisen Berlin, Charlottenburg,
Schöneberg undRixdorf als unverbrennliehe und be-
lastete Decke grundsätzlich genehmigt und /war für fol-
gende Spw.: für Wohngebäude höchstens bis zu 4,8'". für
Fabrikgebäude bis 4,2 für freitragende Treppen bis 1,6 ■".
Die Kiseneinlagcn sind, wie schon bemerkt, verschie-
den lang und gehen nicht durch die ganze Spannweite
hindurch. Infolge dessen ist es möglich, den Eisenqucr-
»chnill von der Mitte nach den F.nden hin abnehmen zu
lassen, d h. ihn den Anforderungen der Beanspruchung
anzupassen, sodaß sich ein sparsamer F.iscnverbrauch er-
gibt. Ks werden außerdem größere (Juerschnitte gewählt,
als sonst mit Rücksicht auf die Adhäsion zweckmäßig ist
Dies und die größere Kntfernung der meist quadratisch
gewählten Kisenstäbe «oll die Fiiistampfung der Decke
erleichtern.
Für starke Lasten und große Spannweiten läßt sieh
Abb.ldg. a
S_v»teni Visintini.
da» System natürlich auch zu Plattcn-Ralkcn-Deck.cn ver-
wenden, Abbildg. 1, i.
Interessant ist, daß Decken dieser Art von bedeuten-
der Spannweite bereits von dem Erfinder in dem von ihm
erbauten Rathause in Hannover ausgeführt sind und daß
für das Rcgicrungsgebäude in Potsdam solche Decken bis
12 ■ Spw. geplant lind.
2. Gitterbalkendeeke System Visintini.
Die Decken dieser Bauweise werden wie die S. 414
im vorigen Jahrg. beschriebene Siegwart -Decke aus in der
Fabrik fertig hergestellten und im Bau neben einander
verlegten Betoneisen-Balken hergestellt, können also die
Vorzüge für sich beanspruchen, welche dort dieser Bau-
weise bereits zuerkannt wurden. Während es »ich aber
dort um Balken handelt mit einem in der Längsrichtung
durchgehenden Hohlraum, sind hier die Balken zu voll-
ständigen Gitterträgern ausgebildet mit Eiseneinlagen in
beiden Gurten und den gezogenen Diagonalen, Abb. 2 a u. d.
Die Hohlräume liegen hier also nicht in der Längsrichtung,
sondern in der (Jucrrichtung des Balkens, wodurch außer-
dem eine wesentliche Vereinfachung der 1 lerstellung erreicht
wird. I >ie meist ao r "> breiten Balken werden auf cinerUnter-
lage zwischen 2 in festen Abständen gehaltenen Wandungen
nach Einlegung der Formstücke lur die Hohlräume in
Zementmörtel 1 : 3 durch Guß hergestellt, wobei die beiden
Eisengitter an entsprechender Stelle eingelegt werden. Die
Formen lassen sich schon nach etwa 1 St. herausnehmen
und die Balken sind nach zwei Wochen transportfähig. Zweck-
mäßiger Weise werden je-
doch etwaige Abnahme-
Belastungsproben erst 6
bis q Wochen nach Fertig-
stellung der Balken vor-
genommen.
Die Balken weiden in
der Decke neben einan-
der verlegt , die Fugen
mit Zementmörtel ausge-
gossen. Die Alibi Wign. üb.
c u d zeigen die Verwen-
dung de« Svsiem« zu Treppen be/w.
Stützen.
Mit den Visintinischen Gitterbaiken
sind eine Reihe von Belastungsproben 1 )
in Zürich, Wien und von der mecha-
nisch - technischen Versuchsanstalt in
Berlin v orgenommen worden, diedurch-
weg günstige Ergebnisse hatten. Die
Versuche haben vor allem erwiesen,
daß ein richtig hergestellter Gitterträger
einer vollen Blatte in seiner Festigkeit
durchaus gleichgestellt werden kann.
Bei den Berliner Versuchen wurde
eine Decke von 6.2'" Länge davon 5,8" freie Länge
1,03«" Breite einschl. der Zwischenfugen, 24 ctn Höhe ver-
wendet. Der ObergUrt halte dabei etwa 30"" Stärke, 7"'™
Rutuieisen, der l'ntergurt 3 '" Stärke. 16""" Rundeisen,
*) X»tarr« vcrcl. in dtr in Wien tivlirincndcn ZuihriL ,BctPS und
Kiwn-, 1003, H<ft Ul.
gerade so wie der im Jahre vorher (1871) von dem Belgier
Gramme angegebene Ringanker gestattete, unter Zuhilfe-
nahme des 1867 von Werner Siemens gefundenen elektro-
dynamischen Frinzipes Maschinen zur Erzeugung beliebig
starker und, was die Hauptsache war, gleichmäßig starker
elektrischer Ströme zu bauen Ring- und Trommelanker
finden wir, von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen,
bei fast sämtlichen Konstruktionen von Gleichstrom - Ma-
sclnnen bis auf den heutigen Tag wieder.
Mit der Schaffung der Gramine'schen und v I lefner-
Alteneck'schen Dynamomaschine war man. trotzdem zu
jener Zeit schon eine ganze Reihe brauchbarer elektrischer
Lampenkonstruklionen vorhanden war, noch lange nicht im-
stande, eine den Anforderungen des praktischen Lebens
genügende elektrische Beleuchtung zu erzeugen. I "in dies zu
ermöglichen, mußte vor allen I 'ingen das Problem der Teilung
des elektrischen Lichtes gelöst werden. Mit den damals
vorhandenen Mitteln war es nur möglich, mit einer Dvnamo-
Maschine eine einzige elektrische Lampe zu speisen'. Jenes
Problem beschäftigte in den 70er Jahren des vorigen lahr-
hunderts zahlreiche der begabtesten Elektriker des ganzen
Erdballes-. In den Ruhm, es gelöst und dantit die Grundlage
geschaffen zu haben, auf der unsere ganze elektrische Be-
leuchtung von heute sich aufbauen konnte, teill sich v. Hefner-
Alteneck mit dem Amerikaner Edison. Letzterer trat 187g mit
der elektrischen Glühlampe, die damals in Kuropa von vielen
Fachleutenals amerikanischer! luinhug hezeichnelwurde und
Manchem von ihnen seinerzeit ein ungläubiges Lächeln ent-
lockte, vor die Oeffenlliclikeil, während von lief ner-Alteneek
in demselben Jahre die Konstruktion seiner Differential-
lampe vollendete. Diese war die erste elektrische Bogen-
lampe, von der mehrere gleichzeitig von derselben Dynamo-
maschine betrieben werden konnten, wie den staunenden
Berlinern und den Besuchern ihrer in jenem Jahre abge-
haltenen Gewerbe - Ausstellung durch Beleuchtung der
27. Januar 1904
Kaiscrgalerie mittels elektrischen Bogenliehtes ad oeulos
demonstriert wurde
Außer diesen Erfindungen verdanken wir von Hemer-
Alteneck noch zahlreiche andere, auf welche einzugehen uns
zu weit führen würde. Ks sei nur noch erwähnt, daß er
im Jahre 1883 für photoinetrische Messungen vorschlug,
als Liehteinheit statt der bisher «blichen Kerzen die von
ihm auf das Eingehendste erprobte Amvlacetatlarnpe zu
setzen. Di'' Schaffung dieser Lampe bedeutet einen un-
geheuren Fortschritt für die Photometrie. Sie ist von
verschiedenen Forschern, unter diesen auch von der Physi-
kalisch-technischen Reichsanstalt. viele Jahre hindurch stu-
diert worden. Hierbei ergab sich, daß die Kampe bequem
zu handhaben, leicht, billig und genügend genau herzu-
stellen ist. Aufgrund dieser Versuchsergebnisse wird die
„Hefnerlampe" Heil einigen Jahren von der Phv -ikalisch-
technischen Reichsanstalt zur amtlichen Beglaubigung zu-
gelassen und ist deshalb vom Verbände Deutschet Elektro-
techniker und von der Lichtmcß-Kouimfcston des Vereins
der Gas- und Wasser-Fachmänner Deutschlands als Einheit
angenommen worden.
Dn von Ilefner-Alteneck sich mit den meisten seiner
Arbeilen beachtenswerte wissenschaftliche Verdienste er-
worben hat, so fehlte es ihm auch nicht an Ehrungen
seitens der berulenen Vertreter der Wissenschaften So
ernannte ihn im Jahre 180,7 <nt " königl. Akademie der
Wi — eitschaften zu Stockholm zu ihrem auswärtigen Mit-
gliede; im Jahre darauf verlieh ihm die l'niversität Mün-
chen ehrenhalber den philosophischen Doktorhut und iqoi
wurde er von der kgl. Prcussjschcn Akademie der Wissen-
schaften zum ordentlichen Mitgliede 'I ihrer mathematisch-
physikalischen Klasse erwählt. |» r ||. S.
»t Anmci tun* der Krdak.ti.jn: * K dStl ' J U SJS f i t und Molirr
K ulan «ind dir l.rldrn riMrn Injrrnlrui«-, ut lrhr» dirsr AlSMMSMMS
tnl wuidr. —
»7
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während die kaum a CI " starken Stege, soweit sie Zug-
spannungen aufwiesen, mit 7 mm Rundeisen armiert waren.
Oer Bruch erfolgte nach langsamem stetigem Durch-
biegen bei drei Versuchen im Mittel bei etwa 19000 k.
Belastung (gleichmäßig Ober die ganze Lange verteilt.!
Haarrisse in einzelnen Stegen traten erst bei etwa löoookc.
Risse im unteren Steg bei im Mittel 17800-« Belastung
ein. Die gemessenen Durchbiegungen stellten sich im letz-
teren Falle auf 40 <"*>.
Die Firma Visintini & Weingärtner in Zürich hat für
die Verwendung ihrer Gitterträger zu Massivdceken bei
aso kl 'i'" Nutzlast, 20 rm Balkenbreite und lofachcr Sicher-
heit des Betons, -jtachcr des Eisens, eine Tabelle für die
Dimensionierunj» aufgestellt für Spannweiten von 2-6 m .
Sie führt 3 Profile von 15, 18 und 21 cm aus, die für 2—3,
5, 3,72 — 4,96, 5,04 bis 6,o.( 01 -Spw. ausreichen. Die Starken
des Obergurtes sind dabei 2,v 2,5 und 3,5 cm , des Unter-
gurtes 2,5, 2 i 5und3 ca ', der Rippen 1,5, 1,5 und 3 C| ». Die
Starke der Eiseneinlagen im Lnicrgiirt schwankt in den
3 Profilen von 7 — 11, 10 — 14, 14 — 17 während sie im
Obergurt konstant 4 mnl ist Das Eigengewicht stellt sich
auf 33, 34 und 40 k« (i. M. für die 21 hohen Träger). —
Mitteilungen aus Vereinen.
Verein für Eisenbahnkunde In Berlin. In der I lezetnbcr-
Siizung 1003, in der Hr. Wirkl. Geh. Rat Sehroeder
den Vorsitz führte, hielt, nachdem Hr. Ing. Zeidler die
Flammenhogenlampcn und andere Lampenneuheiten
der Allgem. Elektricitäts-Gesellschaft vorgeführt hatte, Hr.
Oberstleutn. a. IX Buchholtz einen Vortrag über „Die
neueren Versuche in der Fortbewegung von Luft-
schiffen", die in den leuten Jahren in Frankreich ge-
macht worden sind und wegen ihrer Erfolge berechtigtes
Aufsehen erregt haben. Nach den infolge geringer Kon-
struktionsfehler verunglückten Versuchen des Brasilianers
Severo am 12. Mai und unseres Landsmannes Baron
v. Bradsky am 13. OkL 1902, die bedauerlicher Weise
beiden das Leben kosteten, verdienen die mit großem
Mut und unerschütterlicher Ausdauer fortgesetzten Be-
mühungen des Brasilianers Santos Dumont volle Aner-
kennung. Seit dem Jahre 1897 hat er, unbeirrt durch
wiederholte Mißerfolge, seine Konstruktion immer von
neuem verbessert, bis es ihm endlich gelungen ist, ein
Luftfahrzeug zu erhalten, das allen Anforderungen zu ent-
sprechen scheint. Am 19. Okt. 1900 erwarb er sich durch
seine Fahrt von St Clouduni den Eiffelturm den hierfür von
Mr. T>eutsch de la Meurthe ausgeset/tcnl'reis von 100000 Fr.
Inden folgenden Jahren und bcstindcrs int letzten hat er dann
eine große Zahl glücklicher Fahrten ausgeführt, bei denen
er sich wiederholt zur Erde niedergelassen und wieder
erhoben hat, so am 14. Juni während de» großen Rennens
auf dem Longchamps und am 14. Juli bei der großen
Truppen-Revue, beide Male unter dem Beifall der ver-
sammelten Menge. Augenblicklich ist Santos Dumont mit
dem Bau M?ine> zwölften Luftschiffes für die Ausstellung
in St. Louis beschäftigt. Fr hat übrigens sein gesamtes
Material dem französischen Kricgsministerium für den Fall
eines Krieges zur Verfügung gestellt. Außer ihm hat in
neuester Zeit der Franzose I.cbaudv viel von sich reden
gemacht, da er mit seinem Luftschiff größere Fahrten bis
zu 98 km mit einer Fahrgeschwindigkeit von 11 — 12 m in
der Sekunde ausgeführt und am 12. Nov. v.J. bei einem
frischen Wind von 6 ■» in der Sekunde die Fahrt von
Moisson nach Paris unter bestandigem Lavieren in 1 St.
40 Min. zurückgelegt hat. Wenn mit diesen Erfolgen die
Aufgabe auch nicht vollkommen gelöst erscheint, so ist
damit doch die Möglichkeit der Luftschiffahrt als erwiesen
/u erachten. Aufgabe der Zukunft wird es sein, durch Ver-
besserungen im Bau und in der Fortbewegung der Luft-
schiffe die Fahrgeschwindigkeit so zu erhöhen, daß sie
auch mittleren Windstarken zu widerstehen imstande ist —
Preisbewerbungen.
Ein Wettbewerb der ..Vereinigung Berliner Architekten"
für ihre Mitglieder betrifft die künstlerische Gestaltung
der Räume für die Architektur - Abteilung der
Großen Berliner Kunstausstellung 1904 Es handelt
sich in der Hauptsache um einen an den von Ilm An Ii
A. Gcssncr ausgebildeten Teil südostlich anschließenden
neuen Teil, der zu einem größeren Ausstclt11uc~~a.1l zweck-
entsprechend ausgestaltet werden soll. Zugleich ~»ill dem
(•'cssner'sehen Ausstellungsraum, der sich für die Ab-
stellung der Werke der Haukun ~l al~ vrtrcflhch iieiiunel
erwies, nach den Wüti~chen der Maler und Uitdhaucr.
welche später diese gesamten Räumlichkeiten in Benutzung
nehmen werden, mehr Licht /tigctuhri werden. Verbogt
werden die geometrischen tiCvamtzi-icliiuin^en 1 : 100, eine
Tcilansicht in farbigcrliarstrlliiny 1 : so, -»wir der Nachweis,
daß die Anlage für 4000 M ai:~/iifuhren i~l Für die beste
Arbeit ist ein Ehrenh'ntoi ur von yo M fc~t^e~ei/i ; der
Gewinner desselben erhalt die Au~lülirung Preisrichter
-nid die Mitglieder des Ausseiendes für die Architektur-
Abteilung Bale ke. H.niEcit, Reinhardt, Schmitz und
Werle, l.r-:ii/lciae die Ilm, Soll und Dinklage. —
Wettbewerb Volksschulhaus Waldenburg. Der Magistrat
macht nunmehr bekannt, 1I.1U d..~ Preisgericht aus 5 Per-
sonen besteht, von welchen 1 dem Baufach angehören.
Die Preise gelangen zur Verteilung, sobald program m-
miißiee Entwürfe in cenugender Zahl vorhanden sind. -
Brief- und Fragekasten.
Hrn. H. Sch. In Mannheim. Weder da» Reichsreeht noch
das badische Landrecht enthalten eine Vorschrift de« Inhalte«, dafl
Villen hinter der Bauflucht zu errichten sind. MiUtui besieht kein
gesetzliche» Verbot, »ie mit einer Seite in der Baufluchtlinie »trauen-
wärt« aufzufuhren. Im Gegenteil kann man vielfach einer der-
artigen Bauweise begegnen. Dagegen pflegen bisweilen ßaupulizei-
Ordnungcn an* öffentlich rechtlichen Gründen für Villcubauten
einen gewissen Absland hinter der Bauflucht und das Liegenlassen
einer Grundfläche als Vorgarten iu fordern. Sind derartige Polizei-
Ordnungen in verfassungsmaliigcr Form zustande gekommen, so
geben sie der Polizei das Recht, eine abweichende Bauweite zu
untersagen. Nicht minder sind Falle denkbar, d»U die Polizei in
Erfüllung ihrer Pflicht, der Verunstaltung von Stralkn vorzubeugen,
dahin gelangen kann, dem Villenbau in der Stmucnfluchtlime ent-
gegenzuwirken und hierbei den Schutz im ln-iaincn/ugc findet
Ihre Krage IftUt sich im Endergebnis also nur dahin beantworten,
daß zwar grundsätzlich nirht verbaten i»t, freistehende Villen mit
einer Seite in der Bauflucht zu erru hten, daß jcdo. li Ortsrechte
zu einem solchen Verbote fuhren k&nnen — K. H-e.
Hrn. C. B. In B. Wie wir der .Ostpreussisrhca Handwerks-
Zeitung- entnehmen, kann der Titel .Baugewcrksrncister" — ent-
gegen unserer bisheriger) Ansicht — durch Abkgung der Meister-
prüfung vor »len duich die Regier ung*-Pi äsidcnleii nach $ 133 der Ge-
werbeordnung ernannten Prüfung--. Kommissionen erwoibeu werden.
Zur Führung de* Meistertitels in Verbindung mit der Bezeichnung
eine* Handwerk» berechtigt das Zeugnis einer Baugcwerkschuk
nicht. Weder die niehtstaaihchcn noch die vom Staate anerkannten
oder staatlichen Baugcwcrkschukn sind befugt, ihren Abgangs-
zeugnissen die Wirkung zur Kühlung des Titels „ llaugewcrks-
meister* beizulegen. Die Prüfung» - Kommissionen dieser Schulen
dürfen auch nur die GcsamlprCifung durch Erteilung eines Piatli-
kale» zensicicti. Im übrigen herrscht in l'reusscn aber die Fahrung
de» gciianiitcii Titels noch so viel l'iikLirhcit, dass es erwünscht
erscheint, durch allgemeine gültige behördliche Bestimmungen hier
volle Klarheit zu schaffen —
Hrn. Bautechn. B. O. In Leipzig. Wir empfehlen Ihnen
als umfassende Werke: Urning. Die Sudtc Entwässerung. Band 3
des städtischen Tiefbaues. Stuttgart 1H07, und Frühling. De Enl-
wil»»erung der Städte, 4 IUI. de» ll.indO i| Ingen -Wi.seii«cliaflen (
4. Aufl. Leipzig 1903 Von letzterem Werke hrgt aber erst die
I. Hillftc vor. In beschrankter Weise wird du- Aufgabe behandelt
in Dobel, Kanahsaliun 4- Aufl Stuttgart 1903. —
Hrn. BlTIStr. A. U- In G. In unserer Zeitung ist die frag-
liche Mitteilung nicht erschienen, dieselbe enthielt übrigens nichts
Neues. Auuer durch einen geringen Zusatz von Soda hat man
öfter auch einen kleinen Zusaiz von Kochsalz zu Zementmörtel an-
gewendet, um bei niedrigen Temperatuten ohne Frostgefahr niaiiein
zu können. Solche Mittel sind alter zwei-i hnculig und l>r»seie Er-
folge von der Verwendung eines m.t waimun Wasser ziemlich
trocken angemachten und nicht fetten Moite!» zu erwarten. Zement-
put/ darf eben bei Fl o.ttcmrn ralur 1 1 iu m ;il s aits>;i lüliit weiden — -
Hrn. Ing. B. In Kreuznach. Nu wenn s.c im -1 einlies
Reservoir anlegen kd-iucn, um iiLer Lange Zeilen von Wn..Ntiilc
hinwcgkomnuii zu können, ist cm Windmotor gehraiirl.siäl.ig E»
bteiht dann aber »kr Nachteil bv-tvkrn, dal) Sie nielit auf n.sche»
snndrrn auf s icllei- ht Luvst .abgestandenes* Wi's'i ange »Viesen
sind. In jeder Hinsicht mehr /u cmplchkn ist die Auf dcllnng
eines lliitj.uft- oder » ine« 1'etrolrnru ■ Mutorcs. Wenn c~ räch der
I.a-e und Gr'.üe der Oiicllc nv<.irh ist, einige» GeiJlte zu ».haften,
so »cüiUc auch die Anlagt »nies hydraulischen Wühlen uifrage
kommen können. —
Hrn. Bautechn. K. In Freiberg. Em derartige» Buch gibt
es L>.~ I ier r.e lit
Anfragen 11 n den Leserkreis.
Ein aus Itcton mit Slrei kmctalleiiilugco hergestellte« Wasser-
becsc ii. in das Ho 100 ' wattue>, mit kalzinierter Soda gereinigtes
\V»v-er tintritt, ist in Hüdcn und Wimleu »leiait rissig geworden,
d.tl ilj-»clt>e uuUii Betrieb gesellt werden muttte. Nach der Bau-
weise »:es i'uutei tnli-.» h angek-gteii Obel wölbten) Behälters ist es
wen< walns' hcinlu b, dutl die Entstehung der Sei »den auf
die Icmpcialur des Wasscrinhaltcs zurückkommt Sind andere
aiuilnhc KiUhrungtu bekannt und durch weiches Mittel hat ma»
die Sitiiiden beseitigt? — J W. in O.
¥ ra g c bcanl w 0 r t u n gen aus dem Leserkreise.
Zu der in No. 95 Jahrg. tcjccj enthaltenen Anfrage von A. St.
in Berlin teile ich Ihnen mit, dass Iragliche Sandstein-Kreitrrppc
zweckmässig durch einen Ikbig mit Hvgiena - Maleiul (beigestellt
duu-b Isolier niitlcl- und Hygiena Fu»l>ö.lrn Kab:ik, Richaul Beck,
Stuttgart) wir der hergesleilt wenlen kann
Ri. l.at.1 Heek in Stuttgart.
Inhalt; l>.i. Hjhjwii. n in [.rciillis. !u n S| U .,ttatl~luill ICH ilas Vtr-
wallMiig.ji.tii rojti«. — Nr-.i. ie I leckf-ii-Kun.tt uktiunril. Todtctisehaa. —
Mitteilungen au« Vereinen. I'u i-Vmci liur.ti n. — Hiof- und Fi Seck asten.
. C. m. b. IL, Berlin. Kor die Kensküno
Druck suil Wilh. Cltit, Berlin.
No. a
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M WANDLUNG DER PREUSSISCHEN
UND SÄCHSISCHEN EISENBAHN-
ANLAGEN IN UND BEI LEIPZIG *
**********
= DEUTSCHE BAUZEITUNG==
* XXXVIII. JAHRGANG 190* N° 9 *
Abbild);. 2 lhiuptbahnhof in Leipzig
Etnpfangsgebäude
A. Gruppe der prrufi. Gleisanlagen.
B. . . »*<h».
I". T. IVr*oiien-Tunnel.
G.T. Grpark-Tunnrl
G. il. Grp".ck-Bahn*leisr
Gleisgruppen im
rrr»onc nbafanhaf
I. Auhlrlluniesclriw für Peiannrn . Wasen fnr
Kilenbaie. 3 Gl. 357 m nuubair Lance.
3 Pe«rJ- (Ol Bei Ii 11. 3 Gl. 31 j m n. 1_
3. Deajl. für M a g d e l> u 1 e. o Gl in* n. L.
4. Di-»|H (Ol l'i r«»n< 11 - Zil-r und • Waten fOi
Berlin. 6 OL m 11 ]„
5 DMMj , «Viel, für Thlli .n-rn. 5 Gl. 1130 m
n. L.
6 l>r*-l., <Hft. lar F.ilenhurr. 4 GL 740m
Erklärung.
F.ileOtrr- und Siorkgut-Rahnhnl
;. 4 Allf«telllln;«|;lei<e fnr FilgJleriagr. i^m
n- L.
8- S [>t<eI. (Di KrriUilrvrrkrbi. Aut'an-. 1445111
IL L.
o. 5 I'e^fl , de«rj. Kinyanf. 1105 m O.L.
10. 5 Desgl. für Stovkeut: EbzfMf 1040 m n. I_
11. ö IVigl.. drvl* Ait«fane. 1046m n. L-
GAter bahn hol L e i p z i % (Berlin),
ta. 7 Aufstellung*, und Rangirt-;U-i><e 3505 m n. 1.
13. 13 r>e*gl. (01 1'rrwMM nwajeu 310B ni n. L
Besondere Bezeichnungen.
V. G. Veikehrnili-l*.
A. G. Auuiehgleiv
M. G. Ma*rhinrnrlei«.
A«. G. Aiuu hlusftglei«
Vb G. Vrrbindun£*rlci«
Si. \V. Stellwerk.
1- ^ ' *
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N° 9. BERLIN, DEN 30. JAN. 1904
Umwandlung der preußischen und sächsischen Eisenbahnanlagen in und bei Leipzig.
Vnn Paul Bischof, Ober- und Geheimer Baurat in Halle a. S.
(FcirtfcciJMnK-t Hirm» rinr PUnbriUgr.
III
Entwurf, a. llau|>tl>ahnhof.
ÖBfcSgSwtT 1 n folgenden Ausführungen soll«' 11 nur
I^BlHßj dicllauptpunktcundzwarzumeistnur
ÖSSk. die preuß. Anlage n behandelt werden ;
auf Kifflftlheiten näher einzugehen,
IC^Effi muß vorbehalten bleiben DasHaupt-
w EnS gebäude mitden Bahnsteigen ist nach
, fi kW den Abbildg. 2 (Beilage) 11 3 soweit
naeh dein Inneren der Stadt vorge-
schoben, wie es die Rücksicht sowohl
auf die Schaffung eines angemessen großen Vorplatzes
als auch auf die Ausbildung günstiger Weichenverbin-
dungen zwischen den einzelnen Bahnlinien verlangt.
In den Kopfbahnhof werden, entsprechend dem bei
beiden Verwaltungen etwa gleichen Personenverkehr
je 1,8 bis. 2 Millionen verkaufte Fahrkarten für das
Jahr — 13 preußische und 13 sächsische Gleise einge-
führt. Die Bahnsteigbreiten ergeben sich im allge-
meinen aus dem Vielfachen einer Gleiscntfernung von
4,5 m Die Personen-Bahnsteige sind demgemäß 10,5'".
die Gepäck-Bahnsteige 6 m breit. Das Haupt-Empfangs-
gebäude wird dann eine Frontlänge von 300 m erhalten.
Sämtliche Hauptbahnsteige sind 270 m lang und durch
« inen 20 m breiten Querbahnsteig verbunden. Die
Schienenoberkante der Gleise an den Bahnsteigen
liegt 2,6 m über dem Pflaster des Bahnhof-Vorplatz.es,
so daß die unter den Bahnsteigen angeordneten Tunnel-
anlagcn unmittelbar in die Gepäck- Annahmen und
-Ausgaben einmünden können, und daß der Personen-
verkehr auf den Peisoncnbahnsteigen durch den Ge-
päckverkehr nirgends belästigt wird Die Gleise an
den Bahnsteigen sind von Westen her der Reihe nach
für Vororte, Thüringen (Zeitz und Korbetha), Eilen-
bürg, Magdeburg, Berlin auf der preußischen Seite,
Bayern, Ricsa-Dresden, Döbeln-Drcsden, Geithain auf
der sächsischen Seite bestimmt.
Zur Erreichung dieser Anordnung der Gleise an
den Bahnsteigen konnte die sächsische Eisenbahn -Ver-
waltung die jetzige Bayerische Verbindungsbahn, welche
die Dresdener Linien* bereits schienenfrei kreuzt, für
dir Bayerischen Hauptglcisc ausnutzen. Auf preußischer
Seite muß eine schienenfreic Kreuzung der Eilenbur-
ger Linie mit den Berliner und Magdeburger Linien
neu hergestellt werden, siehe Abbildung 3. Dies ge-
schieht nordlich vom Berliner Bahnhof, nachdem die
Magdeburger und Eilenburger Linien von den Halte-
punkten Lützschena und Heiterblick an abgeschwenkt
und im Norden um die Stadt Leipzig herum und an die
Berliner Strecke herangeführt sind. Wenn die Magde-
burger Linie dann freilich einen l 'in weg von etwa
4 kl " machen wird, so bleibt doch das eigentliche Bahn-
hofgcländc von den Rampen und den schienenfreien
L'ebcrschneidungen der eingeführten Personenzuggleise
vollständig frei. Es wird ermöglicht, den gesamten
Bahnhof ohne irgend welche plötzliche Unterbrechung
überall in eine durchgehende Mäche mit keinem stärke-
ren Gefälle als 1 : 400 zu legen und, begünstigt durch
den Umstand, daß die Magdeburger und Eilenburger
Linien mit der Berliner Linie zusammen auf eine große
Länge vor den Bahnsteigen parallel der Achse dieser
Bahnsteige geführt werden, die für den Betrieb im
weitesten Umfange erforderlichen brauchbaren Weichen -
Verbindungen trotz der großen Breite der Bahnsteig-
aulagen zwei ki ntspr« chend auszubilden.
Die Richtungen Berlin und Bayern, auf welchen
zurzeit schon durchgehende Züge gefahren werden,
liegen unmittelbar nebeneinander und lassen sich leicht
verbinden. Von den Richtungen Magdeburg -Dresden
und Thüringen-Dresden, welche demnächst bevorzugt
weiden sollen, ist nur die letztere auch bei der Ein-
fahrt nicht ohne Ueberschneidung anderer I lauptglcisc
in Schicncnhöhc auf dem Bahnhofe selbst durchführ-
bar, da die Thüringer Linien, wenn nicht augenschein-
lich ganz unverhältnismäßige Kosten entstehen sollen,
nach wie vor von Norden her leider nicht weit von den
Bahnsteigen in den Bahnhof eingeführt werden müssen.
Sie werden hierbei die jetzige Thüringer Verbindungs-
bahn, also den äußersten Rand des hier zur Verfü-
gung stehenden Geländes in Anspruch nehmen.
Zwischen den Weichenverbindungen konnten in
der Nähe der Bahnsteige für jede Richtung Aufstcll-
g nippen so angeordnet werden, daß die Rangier-
maschine, nachdem sie den Zug aus dem Ankunfts-
glefa in die Gruppe gezogen hat, bequem abfahren
und ebenso wieder hinter den Zug gelangen kann,
um ihn auf das Abfahrgleis zu drücken. Dic\Schup|H-n
für die Personen -Zuglokomotiveti sind, nicht zu ent-
49
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femt von den Bahnsteigen, getrennt angelegt Durch
die oben erwähnten Weichenstraßen und die getrennte
Anordnung der Schuppen ist eine leichte Zugänglich-
keit ohne unnötige Berührung von Hauptgleisen, aul
denen im Einzelfalle die Maschine nicht zu verkehren
hat, gesichert DieF.ilgutanlage ist in engste Verbindung
mit den Bahnsteigen und Weichenstraßen gebracht.
Verhandlungen mitderReichspost- Verwaltung haben zu
dem Endergebnis geführt, daß jeder Postpacket- Verkehr
im Haupt-Ernpfangsgebäude ausgeschlossen, auf den
Gcpäekbahnsteigen aberdurch V ermittelung eines in der
Nahe (südöstlich) zu errichtenden Mahnpostamtes und
einer Tunnclanlage nur in kleinen Mengen zugelassen
sein soll. Für die gesamte Ein- und Ausladung ge-
wöhnlicher Postgüter wird von der Rcichspost -Ver-
waltung am Notdostende des Bahnhofes, zwischen den
sächsischen und preußischen Gleisen, ein Postgüter-
Bahnhof angelegt und mit den Gleisen der beiden
Eisenbahn-Verwaltungen — auf preußischer Seite durch
zwei getrennte Straßen - verbunden. Sämtliche Post-
wagen müssen nach dem Postgüter-Bahnhof üln-rführt
werden, wo sie auf 13 Gleisen von preußischer Seite
Abbiklg, 3 £ueob«haaiil*KC'n nach dem I'iubau
und auf 12 Gleisen von sächsischer Seite unmittelbar
laderceht gestellt werden können. 5 Gleise der Vcr-
ladehalle sowie ein Gleis nach dem'Magazinsihuppen
werden mittels Drehscheibe an die preußischen Ztl-
führungsgleise angeschlossen.
Die Anlagen für den preußisehenStückgut-undFrei-
ladeverkehr werden westlich an das Hauptgebäude
und die Thüringer Hauptgleisc angrenzen. Aufstellungs-
gruppen für den Güter- und Eilgutverkehr sind auf
dem alten Magdeburger Außenbahnhof unterzubringen.
Weiteres ist aus der Abbildg. 2 1 Beilage 1 ersichtlich
Wie bereits oben bei Besprechung der Einführung
der Linien gekennzeichnet, herrschte das Bestreben,
von dem begrenzten Bauplatz im Inneren d< r Stadt,
soweit dies erreichbar, alle diejenigen Anlagen fern zu
halten und nach außen zu verlegen, welche im Inneren
nur Platz wegnehmen, aber nicht durchaus notwendig
sind Dies war eine der ersten Forderungen, welche
für die Aufstellung eines klaren und auskömmlichen
Entwurfes erfüllt werden mußte.
b. Rangierbahnhof Wahren und Verbin-
dungsbahn Wahren-Leutzsch. Die Anlagen für
die Rangier geschäftc gehören in erster Reihe zu denen,
50
welche an die Grenze des Weichbildes der Stadl zu
verlegen sind. Nach dem Umbau wird, während der
Berliner Bahnhof als Güterstation und der Eilenburger
Bahnhof ebenfalls als Gflterslation und Lokal-Personen-
bahnhof für die anschließenden Stadtteile bestehen blei-
ben würden, der preuß. Hauptgüterbahnhof den gesam-
ten Magdeburger und Thüringer Güterverkehr aufzu-
nehmen haben. Das führt von selbst dazu, für beide
Richtungen auf einer der Strecken einen gemeinschaft-
lichen Rangierbahnhof mit Verbindung nach der ande-
ren Strecke anzulegen.
Dadurch werden einmal die Kosten des Baues und
des Betriebes eines zweiten Rangierbahnhofes und
dann die weiteren Kosten für das Vor- und Nach-
rangieren und die dazu nötigen im Hauptgüterbahn-
hof kaum herstellbaren Anlagen erspai t. Von dem
Hauptgüterbahnhof können dann die Wagen, ohne
getrennt werden zu müssen, im Gemenge auf dem
kürzesten Wege nach dem Rangierbahnhof abgezogen
werden. Umgekehrt werden von dort die einzelnen
Ladestellen des Güterbahnhofes gleich mit den aus
beiden Richtungen zusammengesetzten, rangierten Zug-
teilen bedient. Der Rangier-
bahnhof ist an der Magdebur-
ger Linie zwischen den Stati-
onen Lützschena und Wahren
geplant Vgl. hierzu nebensteh.
Abbildg. 3, welche den Gesamt-
plan aller Eisenbahnanlagen in
und bei Leipzig nach dem Um-
bau wiedergibt und den Plan
des Rangier-Bahnhofes nebst
Längenprofilen, Abb. 4 6, wel-
che wir mit dem Schluß dieser
Ausführungen folgen lassen.
DieserBahnhof wird mittels
2-gleisigcr Verbindungsbahn
mit dem umzubauenden Bahn-
hof Leutzsch, und durch die
für den jetzigen Zweck aufzu-
gebenden und umzubauenden
Magdeburger Hauptgleise mit
dem 1 lauptgüterbahnhof Leip-
zig verbunden sein. Die Ab-
messungen des Rangierbahn-
hofes Wahren mußten danach
bestimmt werden, daß er die
jetzt au fdcmBahnhofeLcutzsch
und auf den Bahnhöfen Leip-
zig-Thüringen und Magde-
burg, sowie zumteit auf dem
sächsischen Uebergabe- Bahn-
hof notdürftigst sich abwick-
elnden Rangiergeschäfte im
vollen Umfange zu leisten im-
stande ist und so den neuen
Hauptgüteibahnhof vollständig entlastet, sowie dessen
Herstellung und die Herstellung des Haupt-Personen-
bahnhofes auf dem einzig gegebenen Bauplatz ermög-
licht. Aus demselben Gr unde, jedoch auch zum Zweck
der Vereinfachung des Betriebes werden die Güterzug-
Maschinen nebst den hierzu gehörigen Betriebswerk-
stätten in Wahren vereinigt, auch das Umladegeschäft
von Leutzsch und Leipzig und die sämtlichen Gleise
zum Aufstellen von leeren Güterwagen dorthin verlegt
c. Verbindungsbahn Wahren-Schönef eld-
Heiterblick. Diese durchgreifende Entlastung des
neuen Hauptgoterbahnhofes genügte trotzdem noch
nicht, den hinsichtlich der Anlagen für den Güter-
verkehr so dringenden Umbau desselben in zweck-
entsprechender Weise zu ermöglichen. Es blieben
noch die für den Güteraustausch zurzeit im Inneren
der Stadt Leipzig zwischen den einzelnen Bahnhöfen
unterzieh und mit dem Uebergabe-Bahnhof bestehen-
den Verbindungsstücken nach außerhalb zu verlegen.
Der Anfang hierzu liegt bereits in der erwähnten Ver-
bindungsbahn Leutzsch -Wahren. Ihre Fortsetzung
mußte sie in einer zweigleisigen Verbindungsbahn von
Wahren über einc^neue Vorstation Mockau an der
ized byfcoo;
Berliner Linie nach dem auszubauenden Bahnhof Sche-
nefeld an der Eilenburger Linie finden. Zum Zweck
eines unmittelbaren Zugaberganges von Leutzsch nach
Eilenburg, mit Umgehung von Wahren und Schönefeld,
ist bei Wahren eine kurze Verbindungsstrecke und
bei Schenefeld ein unmittelbarer Anschluß nach Heiter-
hlick in Aussicht genommen. Im übrigen schließt sich
die Verbindungsbahn Wahrcn-Schönefcld-Heiterblick
den neuen Einführungen der Magdeburger und Eilen-
burger Linien genau an. Voraussichtlich werden an
ihr in Großwiederitzsch und in Thekla Haltestellen
errichtet. Zum Anschluß dieser neuen Gütergleise an
das Netz der sächs. Staatsbahnen wird die sächsische
Regierung eine Verbindungsbahn zwischen ihrem neuen
Rangierbahnhof Engelsdoif an der Dresdener Linie
und Schonefeld erbauen, Engelsdorf mit ihrem Bahn-
hof Stötteritz an der neuen bayerischen Linie verbin-
den, und von dieser Verbindung einen unmittelbaren
Uebergang auf die Eilenburger Linie in Richtung
Schönefcld schaffen. Nach Wegfall des alten Ucber-
gabe-Bahnhofes, für den auch in seiner Eigenschaft
als Sammelbahnhof auf preußischer Seite der Rangier-
Bahnhof Wahren einen reichlichen Ersatz darstellen
wird, findet dann die Güterübergabe zwischen Preußen
und Sachsen im Osten zwischen Schönefcld und Engels-
dorf, im Westen in Plagwitz-Lindenau an der Zeit/er
Linie statt. Die beiden Bahnhöfe Plagwitz-Lindcnau
werden sowohl von preußischer als auch von sächsi-
scher Seite bedeutend erweitert. - (SrhfoJ folgt)
Der Brand des Iroquois-Theaters in Chicago und die notwendige Reform der modernen Bühne.
Von Baurat Heinrich Sceling in Berlin. |s,M„» No. 4.)
[a> in Preußen für „kleine Theater" (bis zu 8do Zu- Seitenfassade, un.l außerdem den Vorfahrteingang in der
- ■emlätzen, zulässige Maß der Bebauung auf Längsachse des Hauses. Für das m den Anklcidczimmcrn
1 Hinterge lande zeigt das .Neue Theater" am und auf der Bühne beschäftigte Personal wurden, trotz der
Schiffbauerdamm i n"B,e;rl i D, dessen Lageplan und beiden massiven Treppen, unmittelbar von diesen Treppen
und den Ankleideziuunern aus zugängliche, gut gesicherte
Galerien und von diesen zu dem Hofgeläude fuhrende
Treppen angelegt. Für die wenigen in den Ankleide-
zimmern befindlichen Personen sind solche Galerien am
Malze, nicht aber für Znschauermengen. Die
Das Neue Theater In Berlin.
A»chite*t: Hautat Heior. Seeling
Anordnung derCialeric
■ in rechtzeitigen Hofe
ist Seile 54 vorgeführt
Sie ist e inem Aufsätze
entnommen, welchen
der Regisseur des
„Neuen Theaters", Hr.
Held, in No 3des„\Velt-
spiegel" dem Beiblatt
de» .Beil Tagcbl -über
dicSicherheits-Finrteh-
tungen des Bühnen-
hau»es die-e« Theaters
veröffentlicht , aber
1 IBM den Frbaucr auch
nur zu erwähnen.
Neben diesen dcuKchcn Beispielen >ci der Grund-
riß der neuen „Kontiseheu Oper" in Paris gegeben.
I>as Haus liegt bis auf die Rückwand frei, l'as Zu-
srhanerfaaus ist sehr geschickt angelegt, doch möchte ich
auf den allen Rangen dienenden 4 Treppen in den
. USTOU
Schiller-Theater In Chicago. Architekten. Adler tc Sullivan. Maß.tab 1:750.
Bahnen-Nebentreppcgegebenseien AnchbeiHäusfrndiesrr 4 Ecken der Umgänge keine Panik erleben. Kleiderah-
kleinsten Abmessung werden Höfe von 9™ Breite zu lagen und Toiletten sind gänzlich unzureichend
beiden Seiten der Bühne für erforderlich erachtet. Da* Für uns unglaublich gebaut sind die oft mit großem
Publikum hat bequemste Zu- und Ausgänge an jeder Aufwand und in „feuersicherster" Ausführung herge-
30. Januar 1904.
u/iyi
ized^y Google
-teilten neuen Theater Fingland* und Amerika-« Lebensge-
fährlich ist im neuen Her Majesty's Theater in
London der Weg für die Besucher des Parkett, die über-
haupt keinen Umgang haben, sondern „im Raum" sich
den schmalen Ausgängen zuschieben müssen. (S. 54.) Bei
aller Eleganz und Feuersicherheit die reine Mausefalle!
Aehnlich ängstlich ist's im modern gebauten Mr. D'Oyly
Cartc's Ncw-Thcatcr in London. (S. 54.1
Was amerikanischer Erfindungsgeist f Wagemut und
Ausnutzungsfindigkeit möglich machen, zeigt das „Audito-
rium Building" in Chicago; genial entworfen und natür-
lich „ganz feuersicher" in Stahl und Stein durchgeführt,
verursacht es beim Studium des Baugedankens aber doch
etwas Gruseln. Ueber dem Vestibül (S. 55! liegen 9 Stock-
werke für vermietete Bureaus. Ueber der 30 «■> hohen
überwölbten Bühne liegen Gesinde-, Dienst- und Küchen-
räume des sich an die Rückseite der Bühne anschließen-
den Hotels, dessen Speisesaal im 10. Stockwerk allerdings
einen herrlichen Ausblick auf den Michigansee gewähren
muß. Aehnlich „ausgenutzt" ist das „Schiller-'I healer"
inChicago. (S.51.) Bei diesem völlig eingebauten Krontliaus
steigen über dem Vestibül 16 Stockwerke empor. Ueber
Wir Deutschen und die »tamm verwandten Ocsterreicher
brauchen sicher diesmal uns nicht nach ausländischen Zu-
ständen zu sehnen, wohl aber können wir mit Stolz unsere
in Licht und Luft gebadeten neuen Theaterbauten zeigen.
Meist haben auch unsere Zuschauerräume unmittelbares
volles Tageslicht und damit Luft; allemal aber lassen Tür-
uud Fensteröffnungen doch mittelbar volles Tageslicht ein.
Mit etwas gesundem Menschenverstand und nicht im
Verhältnis zu einem Neubau stehenden Kosten lassen sich
gänzlich luft- und lichtlose Mäuser noch völlig modern ge-
stalten. Im oben angeführten Kapitel über moderne Theater
in „Baukunde des Architekten" finden sich mein Vorsehlag
für die Umgestaltung derTreppen im Stadttheater zu Düssel-
dorf, und der Umbau des Stadttheaters zu Aachen. Der
letztere ist vollendet und die Bewohner Aachens wissen
was sie hatten und was sie jetzt haben; ich denke, sie
bereuen den Umbau, der etwa 650000 M. verursacht hat,
nicht. Der Vollendung entgegen geht der Umbau des
herZOgl, Theaters zu Braunschweig, dessen schmale licht-
lo-c l mgänge, Treppen und feuergefährlichen Magazine
dringend sprachen: es geht .nicht mehr! Innerhalb der
gegebenen Umfassungen mußte zwar auf grandiose Entwirk-
B-illner Neubauten. No. tu. Das neue Herrenhaus des preuO. Landtages. Speisesaal der PffeMcntenwuhnung.
Architekt: Geh. Hm rat Fr. Schulze in Berlin.
Bühne und Zuschauerraum wird es im „sechsten" Stock
wieder lebendig; bis zum it. Stuck sind 304 Olfice-
Räume. 2 Läden und 1 großes Restaurant untergebracht. Im
12. Stock liegen große Klubräume, im 13. Küche mit Neben-
räumen. Vom 13. bis 17. Stock wächst der Wolkenkratzer
allein in die Hohe und zwar mit je 6 großen Zimmern. I>.is
Schaubild zeigt bis zum ersten Hauptgesim« die volle
Grundstücks-. \usnutzung für die Zwecke des Theater-;
dann beginnen die ilhei Zuschauerraum und Bühne liegen-
den Klub- und Geschäftsräume, bis schließlich der Wolken-
kratzer da- „Gcsrhuft" allein besorgt. In beiden an sich
genial erfundenen Häusern zeigt der Grundriß, wie be-
ängstigend lang im Raum tntd eingeschlossen 1 wit«chen
fensterlosem Mauerwerk man verweilen muß. ehe
man einen rettenden Ausgang erreichen kann. Diese
Beispiele sagen mehr als Worte. Außerdem geben wir
die Ansicht des von den Architekten des Jroquoistheaters
erbauten lllinoisthcaters aus Chicago wieder, welches,
eingequetscht zwischen Nachbarhäuser, an schmaler Gasse
die Seitenfront des Zuschauerhauses mit eisernen Ketlungs-
treppen zeigt, die wir nur an einem alten Hause als
Notbehelfe dulden würden.
lung verzichtet werden, und in der Erscheinung der
Treppen wird der „Umbau" sich fühlbar machen, aber
Luft. Licht und Platz sind reichlich geschaffenem neuen Zu-
schauerraum können trotzdem über 1600 Zuschauer sitzen.
F.incn auch jetzt noch beachtenswerten Vorschlag zur
Umgestaltung des Kgl. Schauspielhauses zu Berlin
mochte im Jahrg. 1888, No. 86 der „Deutschen Bauzeitung"
H. Zilien Er nat zwar noch gemeinschaftliche Treppen
für die Ränge angeordnet, aber die beiden Treppen lassen
im gegebenen Raum sich ohne weiteres zu vier sich
kreuzenden Treppen mit besonderen Zu- und Ausgängen
ausgestalten; die Parkett -Treppen können bleiben und
für den dritten Rang sind ebenfalls bequeme Möglich-
keiten da. Das Vestibül nach Ziller's Vorschlag würde
jedenfalls Schinkels genialem Bau zur Zierde gereichen
und den kellerartigen unteren Teil des Hauses wesentlich
einladender gestalten. So ist mit Verständnis und etwas
Resignation noch mancher alte Bau zu einem gesunden,
modernen Organismus umzugestalten und den schier un-
erschwinglich werdenden Kosten eines Neubaues mindestens
für einige Menschenalter, wenn nicht für länger, aus dem
Wege zu gehen. —
No. 9.
Aber es sei einmal ganz abgesehen vom baulichen Kunststück an, das Knnstwe'rk zu erdrücken. Die
Organismus des modernen Theater*. F.in anderer Punkt Knn«tc der Maschinerie, der Dekoration und der Kostüme.
gibt Veranlassung zum Nachdenken: es fangt auch auf die Mache" überfluten die keusch und feinsinnig geborene
aen der Pflege ernster Kunst gewidmeten Bühnen das Musik oder das gesprochene Wort. Es Ist für ein ernste*
30. Januar 1904.
Digitized tf? Google
IIP"-
Opera c<. mi 411c in Parts.
Ar. i.: Lonia Berjnier.]
Bliai
Das Illinois-Theater in Chicago. Architekten: Wilso« & Maishall.
(N'nrh: TV Amrriran Airhitect lonij
Mr. D'Oyly Carte*«
Theater in London.
An h.: T. E. Colcutt
u. G. II. Holloway.
€"m m mm §\"m 1
Her Majesty'i Theater
In London.
Architekt: C. F. Phipp*.
Theater mit wechselndem Repertoir heute nicht entfernt mehr
möglich, mitzukommen. Wo sollen denn all' die echtcn'Dcko-
rationen aufbewahrt werden, die jetzt zur Verwendung kommen,
welche l'nterkunftsräume werden nötig? Jetzt schon müssen
einsichtige Künstler und Kunstpflege?- sagen : so geht's nicht
Die eiserne» Treppen des Bühnenhause« an der Auüaeuaeite
des Neuen Theater* in Berlin.
weiter! Die Herstellung der Maua/inräume soll beim
Neubau des Kölner Stadtheatcrs 300000 M. erfordert
haben, die Bühnenmaschinerie einschl. der Bühnen-
binderund Arbcitsgalerien 5J0000 M. Kür Dekorationen,
gemalte und feste, sowie' für KoMilmc sind weitere
580000 M. ausgegeben worden. Dazu kommen noch
die Ausgaben für die Beleuchtung. Wände und Galerien
strotzen im Bohnenhause des modernen Theater von
elektrischen Leitungen, die einfachsten Verrichtungen
werden elektrisch bewirkt Aber ebenso wie ver-
Digitizexf&y^oogle
1
Auditorium Bullding In Chicago.
Anh.: Adler & Sulliv.o.
(Xu*dri ZriXx-hnli drs.öMrrt Inf «• Arrtu-Veicin» ifc»
niiiniiiiiiiiiiiiii
luiluusmäßig bald erkannt wurde, daß die mechanische Direktion der Uber-
maschincrie verfehlt und Handbetrieb; bequemer und einfacher «ich ge-
staltet, so wird man hoffentlich auch bald davon abs<-hrn, nicht mehr aas
„Neueste" haben zu wollen, um seiner Neuheit willen. Auch bei der
kleineren, jetzt nur für Schauspiele, anfanglich Buch für kleinere Üpern
berechnet» Bühne de* Frankfurter Schauspielhaus wurden schließlich
180000 M. für
- - - die Bühnenma-
schinerie einschl.
Binder und Ga-
lerien erforder-
lich Die Be-
leuchtung*. Ein-
richtungen der
Bohne allein er-
forderten weite-
re 30000 M. und
die Thcatcr-Gc-
selUchaft, eine
Vereinigung | '
kunstsinniger
Bürger, welche
den Betrieb der
beiden städti-
.-chenThcater in
Frankfurt a. M.
in die Hand
genommen und
auch die beiden
künstlerischen
Leiter als ihre
Intendanten be-
rufen hat und
besoldet, sah sich
veranlaßt, außer
den übernom-
menen Bestän-
den des alten
Schauspielhau-
ses noch für sa-
ge und schreibe
450000 II ge-
malte und feste
Dekorationen s<>-
wieKostüme an-
zuschaffen, F.s
ist das eine sol-
che Menge von
Dekorationen,
daß die am Hau-
se geschaffenen,
so reichlich als
möglich bemes-
senen Dekora-
tionsräume sie
nicht aufzuneh-
men vermoch-
ten, und daß ein
anderweitiger
Magazin •Schup-
pen als Erwei-
terung errichtet
werden soll. Das
unwillkürliche
Bestreben aller:
reichlich zu ha-
ben, aber auch
nichts
men zu
führt zu kaum
übersehbaren
Ausgestaltungen
für die Zukunft.
Vielleicht hat
der jetzige un-
erträgliche Zu-
stand ein Gutes:
Kr bringt der
erasten darstel-
lendenKunstden
Nutzen, daß sj<-
nicht mehr —
abgesehen von
den hier ausge-
schalteten 1 iof-
Iheatern — fast
nur von einzel-
nen Mannern als
F.rwerbsqucllc
30. Januar 1904.
UMymz.c7
ctfßy Google
gepflegt und benutzt werden wird, Mindern daß Städte
und daß im übrigen mit einem nicht zu hohen Zuschuß
eine gute künstlerische Darstellung gewährleistet wird.
Würde ein städtisches Intendantentum geschaffen, so
könnte es den vereinten Hemühungen gelingen, eine
Vereinfachung der Kunststück- und Effektmechanik so-
wie der L'eberpracht der Ausstattung an Möbeln und Deko-
rationen und dafür eine künstlerischere Darstellung ein-
facherer Kunstwerke zu erzielen. Neben solchen in
absolut modernem Sinne zu leitenden Stadttheatern mögen
Berlin und andere Städte, mögen Landschafts- und Kunst-
enthasiasten an herrlichen Stätten nach dem Vorbilde von
Bayreuth und Oberammergau Festspielhäuser errichten, in
denen von Zeit zu Zeit mit den besten Künstlern der Nation
dem Volke in vollendetster Darstellung die Werke seiner
großen Meister geboten werden, zunächst mit hohen und so-
fort hintcrhcrmithalbcn Freisen und zwarz. Z. der Ferien. Ich
glaube, daß auf diese Weise dem Wintergarten- und Apollo-
theatcr-Publikum seine Freude gelassen, dem größten Teil
unseres Volkes aber die Sammelpunkte für feineres inner-
liches Genießen wiedergewonnen werden, die das gute
Hoftheatcr und der gute Konzertsaal allein nicht sein
können.
Noch ehe die Mechanik und die Künstelei in Deko-
ration und Kostümen so überhand genommen haben wie
heute, haben einzelne ernste Männer von großer Bühnen-
erfahrung die Vereinfachung der Vorführungen angestrebt,
aber ohne daß mehr als interessante Versuche dabei heraus-
gekommen sind. Die Frage ist schwer, sehr schwer und
kann durch keine noch so ausgeklügelten mechanischen An-
ordnungen, wie durch die Drehbühne oder Brandt's aller-
dings ohne Maße gemachten Vorschlag der Hinrichtung von
Ncbcnarbcitsbühncn und dergl. gelöst werden; sie ist aber
so ungeheuer brennend, daß es wohl verlohnt, daß nicht
nur der Einzelne, sondern eine Gesamtheit ersucht wird,
an die Sache heranzutreten
Wie s. Zt. nach dem Kingtheaterbrand anläßlich der
deutschen Hygiene-Ausstellung ein Preisausschreiben über
die beste bauliche Gestaltung moderner Theater erlassen
wurde, das — zunächst negativ — doch eine Klärung und
Fingerzeige für den zu beschreitenden Weg gebracht hat,
so sollte versucht werden, auch jetzt, anknüpfend an die
Katastrophe von Chicago, ein Ausschreiben zur Erzielung
der Vereinfachung der Szene, ohne ins Auge fallende Ver-
nachlässigung der Darstellung an Zeit und Ort, zu er-
möglichen. DerWun-ch, daß Magistrate, praktische Bühncn-
inänner, Dichter und Komponisten von Bühnenerfahrung.
Techniker und Architekten sich vereinigen mögen, wo
Hülfe so dringend notig i-t, ist lebhaft und tief, So kann
ein Weg gefunden weiden, der wenn auch nicht unmittel-
bar, so doch mittelbar /um Ziele und aus dem Leber-
Preisbewerbungen.
Für den Neubau des hanseatischen Oberlandesgerichis-
Gebiudes in Hamburg hat ein zweiter, engerer Wettbewerb
unter den sieben, beim ersten Wettbewerb durch Preise
oder durch Ankauf ihrer Entwürfe ausgezeichneten Archi-
tekten, bezw. Architekten-Firmen stattgefunden. Allen Teil-
nehmern an dem Wettbewerb war ein gleiches Honorar
zugesichert, und dem Verfasser des besten Entwurfes die
Ausführung des Baues, vorbehaltlich des Beschlusses der
regierenden Behörden, in Aussicht gestellt. Das Preis-
gericht, bestehend aus zwei Senatoren, dem Obcrlandc»-
gerichtspräsidenten, dem Brt. F. Sehwechten in Berlin
und dem technischen Oberbeamten des Staats-Hochbau-
wesens der drei Hansestädte hat den Entwurf der Hrn.
Arch. I.undt & Kallmorgen zu Hamburg als den für
Hie Ausführung empfehlenswertesten ausgewählt. —
Personal-Nachrichten.
Preußen. Dem Geh Brt. K n r h , Piof, an der Tecbu. Hoch-
schule in Berlin und dem Geh Reg.-R«t Arnold, Prof. an der
Techn. Hochschule in Hannover, >»l der Kote Adler-Orden III Kl.
handnehnien des technischen und kOnsüerichen Kotnödian-
wieder zu gesunder, Herz und Sinne erfreuender
Kunstübung führt.
Die Errichtung eines den modernsten Ansprüchen
an Heizung und Lüftung, Bühnencinrichtung, Beleuchtung
und an Raumverhältnisse der Bühne und der Magazine
entsprechenden Theaterneubaues für wechselndes Re-
pertoir erfordert mit den weiter in Frage kommenden
Bedingungen der Lage des Bauplatzes mit Rücksicht auf
gesicherte Ein- und Ausgänge solche Opfer für das bloße
Baugerippe, daß man als Architekt allen Mut verliert, die
Mittel zu fordern, die nötig sind, dem komplizierten
Organismus eine künstlerische Seele zu geben und ihn
zur Würde eines der Pflege der Kunst gewidmeten Monu-
mentalbaues zu erheben. Ich habe noch im Jahre 1900
für die Stadt Nürnberg den Kostenanschlag für den jetzt
im Rohbau vollendeten Stadttheater-Neubau aufgestellt.
Auf Grund meiner damaligen Kenntnis der Dinge und an
der Hand ausgearbeiteter Einzclplänc sowie von ersten
Firmen der betr. Gebiete eingeholter Angebote setzte ich für
die drei obengenannten besonderen Einrichtungen 78500 M ,
167000 M., aber ausschl. Bahnenbinder und Galerien, und
i 3?5 oo M.
schlössen,
379000 M. ein. Es wurde be-
, diese Einrichtungen nicht zu vergeben, sondern
die Ergebnisse der neuen Bühucubauicn für Mannheim,
Frankfurt a. M und für Köln abzuwarten. Dies hatte nun
folgendes Ergebnis gegenüber obigen Zahlen: 161 000 +
251000 -f- 261800 -= 659800 M , ohne die wesentlich er-
höhten baulichen Nebenarbeiten.
Also ist es glücklich so gekommen, daß ich bei aller
Gewissenhaftigkeit und trotz sehr beträchtlicher bei den
Vergebungen der übrigen Bauarbeiten erzielten Ersparnisse,
auf Grund deren aber schließlich auch eine Reihe bau-
licher Ausgestaltungen und Erweiterungen genehmigt
wurden — jetzt eine Nachbewilligung von rund 400000 M.
zur Vollendung des s. Z. auf rund 3250000 M. ver-
anschlagten 1 lauses beantragen mußte.
Der bauliche Organismuseine» gesunden Theaterbaues,
der an sich bereits in Foverbau, Zuschauerraum mit
Umgängen, Bühne mit Nebenhautcn und endlich in der
Rücklage der Bühne mit den Magazinen vier in kaum
einer Höhenlage sich berührende Querschnitte mit eigen-
artigsten Konstruktionen aufweist, wird durch seine mo-
dernen Installationen bis zur l'nerträglichkcit kompliziert
und verdirbt auch dem Architekten, der sich als Bau-
meister und nicht nur als Dekorateur fühlt, die Freude
am Sehaffen. Also Bauherr, Baumeister, Bühnenkünstler
und Bühnenteehniker müssen das lebhafteste Interesse
haben, zu einfacheren Lebensbedingungen der
Theater-Einrichtungen zu gelangen. Das kann
kein Finzelner erzielen, sondern nur die ernste Arbeit
Vieler Dazu wäre der von mir oben angeregte, mit guten
Preisen zu bedenkende Wettbewerb der eiste Schritt.
I> Baak« obere, Gen -
n» in Horde der Char. als
mit der Schleife, — dem Reg Bmslr. a.
Dir. de» Heeder Bcrgw.- u 'Huttenvereins
Bit verliehen.
Venen* lind: Die Ree. - u. Brtc vom Dahl von Breslau
nach Düsseldorf, Maas von Marienwerder nach Breslau, Wer ne-
burg von Tner nach Köln; .'.er I.andbauinsp. Bit Jen de von
Breslau nach Gumbinnen; die Kr.ßauuisp Brte. Sc her ler von
Diepholz nach Beexkow und C u 111 m e r o \v von Perleberg nach
Diepholz, die Kr-Bauinsp Paulsdorff von Labiau nach Perle-
ber,; und Karl Lange von Beeskow nach Brombert;.
Dem Reg- a Brt 1 1 e r r m a 11 n in Göttingen ist die Stelle
de« Vorst der Eisenb.- Werkst.-Insp. das Obertragen; der Eisenb -
Kau- u Betr -Insp Schmitz in Hamburg ist ont- Versetzung nach Verlag der I
Altona mit den Geschäften des Vorst, der Bauabt. Hamburg 6 be- veraniwoitl
traut; dem Kiscnb.-Bau- u. Bclr-Iusp. Merling sind die Geschalte
de» Vorst, der ßuuaht. Hamburg 1 übertragen.
Der Eisenb -Batnnsp. 0. Mull er in Elberfeld ist nach Gltiwitz
Verteilt behufs Einrichtung der das zu errichtend I.okomüliv-Werkst.
Verliehen i»t: Den Ei»enb -Bau- u. Betr.-Insp. Schacffer
die Stelle eine» Mitgl. der Kgl. Eisen». - Dir. in Königsberg i. Pr ,
Cloos cht Stelle eines Mitgl der Kgl. Eis -Dir. in Köln, v. Borries
die Stellt- de» Vorst, der Eisenb.- Bctr -Insp a in Frankfurt a. M.,
Herzog die Stelle des Vorst der Bctr - ln*p. a in T1101 n und
Weh de die Sletlc des Vorst der Bctr.-Innp. r in Biemen.
Der Reg -Bm»tr. a l> 1 a 1 o h 1 ist unt. Ernennung zum Eiscnb.-
Itau- u Betr.-Insp. in den" Staatsdienst übernommen und der Kgl.
Eisenb -Dir. Berlin überwiesen.
Ernannt »ind die Reg. - Bmstr : Benner in St Joh - Saar-
brücken. Panthel in Neuss, Bleiss in Heilsberg Ol brich in
Beelitz, Hülsner in Kattowitz, / o c h c in Altona, DorpmüTler
in St. Job-Saarbrücken, Karl Sarrazin in KtrlttJ, Emil Jacob
in Ilmenau, H. Sommer in Kassel und Delkeskamp in
Koblenz zu Eisenb -Bau- u Betr.-Insp, _ R u d Busse in E»sen,
Ziehl in Berlin, Brede in Hannover und Ihlow in Erfurt zu
Eisenb -Bauinsp,
Versetzt sind die Rcg.-Bmstr : Harenberg von Tegel nach
Kastenburg, Hey mann von Gollnow nach Königsberg i l'r.,
Linden von Srhneidcmtlhl nach Labiau, Srhaeker von Halle
na. h Lohnau in O.-Schl , B o r m a n n von Köpenick nach Neufahr-
wasser und Wilh. Schmidt von Tapiau nach Hoya a W.
Die Reg.-Bfhr. Fritz F i n k e 1 d e aus FionhaOMa I Eisenbich ),
— Bruno Denk aus Piockelwilz und Paul Hundsdörfer aus
Eydlkuhnen (Masch. -Bich ) sind zu Reg -Bnisirn ernannt
. . titmandlune der pteuBi«-hrn und alrh»i»rhcn Eisenbahn-
Antajren in und bei Lei|*zig (Fortsetzung). - I>cr Hrand dr» In
Theater» in «.'hieaf» und die notwendige Krform der modern«
l>rhluu>. - Hrrtinrr Xeuhsuten, N'o. in. Das neue llcm-nhau» de
»eben I^indlages. — Pnrisbew-crbLinren. — lVr»orul-\*chi ichten.
Hierzu eine Planbeilage : Der neue Hauptbahnhof in Leipzig.
Albert Hofm.on.
G. ...
Druckt
Für die
Gr»»e,
No.
u/iyi
ized
.0. 9.
by Goc
DEUTSCHE BAUZEITl JNG
^> XXXVIII. JAHRG. N9I 10. BERLIN, DEN 3. FEBR. 1904
Zur Aufstellung eines Bismarck-Denkmals in Bremen.*!
Ijie Erfahrungen drr letzten Jahre haben besonders
deutlich gelehrt, daß das Versagen der künstlerischen
Wirkung so vieler Denkmäler eng zusammenhängt
mit dem Versagen des richtigen architektonischen Gefühls
in der Art ihrer Aufstellung. Mit der Vorarbeit der Platz-
wahl, die aus der Natur des Wettbewerbes heraus meist
<!av Ergebnis eines Kommissions-BeBCMillMI bildet, wird,
ein gut Stück des künstlerischen Schicksals einer Denk-
mal-Aufgabe bereits festgelegt. Darin mag man die Recht-
fertigung sehen, wenn diese vorbereitende Frage uns hier,
in einem Einzelfalle, beschäftigt. Die Frage, um die es
sich handelt, dürfte symptomatische Bedeutung besitzen,
denn es gibt viele deutsche Städte, in denen die Platzwahl
für I lenkmuler ebenso schwierig ist, wie in Bremen.
Bremen sieht in dieser Beziehung augenblicklich vor
einer Entscheidung, die für die ganze eigenartige Phy-
siognomie seiner inneren Stadt von größter Wichtigkeit
ist. Es will ein Bismarck -Denkmal errichten und der
Volksinstinkt verlangt, daß dieses in besonderem Sinne
historische* Denkmal sich dem historischen Stadtbilde, wie
es sich um Dom und Rathaus herum gestaltet hat, ein-
gliedert. Außerhalb dieser geschichtlich geweihten
Platzgruppe im Herzen der Stadt gibt es in Bremen, be-
sonders in den Wall-Anlagen, eine ganze Anzahl schöner
Dcnkmalplätze, aber sie alle erscheinen gerade für ein
Bismarck-Denkmal zu sehr ohne Vergangenheit; inner-
halb jenes inneren Bezirkes wird die Wahl dagegen
schwer, denn Gustav Adolf, Roland, Kaiser Wilhelm, der
Wilhadi- und der Teichmann-Brunncn haben bereits die
gegebenen natürlichen Dcnkmalplätze besetzt und die (ie-
fahr der L'eberladung jenes Stadlcindruckes mit Denk-
mälern ist nicht klein; eine Stadt muß sie ebenso scheuen,
wie eine edle Frau die L'eberladung mit Schmuckstücken.
Wenn man im Herzen der Stadt die Platzmöglieh-
Anmcrkuur der Krdaktion. Wlhrrnd «I. Ii dlrvi .Waat! in dn
VorWrriiuiie lum l»iink bHand, rfhirltcn wir dir Nachricht, daas dir Urnk-
mal-Kommimon bnrhtofcfcrn habe, fflr dir strUr A de : ' m -I . i cm HilN-
modrll de« hrab«it-h(>i;1rn Denkmal« atiUlrllm tu )a«*rn und zur Itrurtri-
lung drr Wirkung drti.rlbrfi dir Hrn. fialirr, Hildebrand, Schu-
marhrr, Srldl und Wa 1 1 o I fu hr mir», Mehrere Stimmen drr Kora-
mis»ion haben »ich rrgrn dm t.'otn*hol und für PUtzr in den Wallanlarrn
au>.|:r»jii««lwa. —
keilen an der Hand des umstehenden Planes überblickt,
so gehört keine große Menschenkenntnis dazu, um voraus-
zusagen, daß die öffentliche Meinung zunächst auf das
stattliche freie Cielände verfallen wird, das der Hornshof
demTeichmann-Brunncn gegenüber noch frei läßt (Punkt A |
Die Bremer klagen schon lange, daß der Domshof .kahl"
erscheine; warum soll man diese Gelegenheit versäumen,
um ihn zu „beleben* ? Für denjenigen aber, der Platz-
wirkungen kritisch beobachtet hat, unterliegt es wohl keinem
Zweifel, daß der Domshof nicht deshalb kahl erscheint,
weil nichts auf diesem Teil seiner Fläche steht, sondern
weil bisher seine Gebäude in ihrem willkürlichen Durch-
einander nicht zu den Platzverhältnisscn paßten. Steht
erst an Stelle des jetzigen Stadthauses ein geeigneter Neu-
bau, so wird nach dieser Seite hin das Platzbild: Bremer
Bank -- Dom — Börse — Stadthaus den Eindruck der
Kahlhcit nicht mehr machen. Sehr bedenklich aber würde
ein Denkmal-Aufbau in dieses Bild hineinschneiden. Ganz
abgesehen davon, daß jedes hier am offenen Ende
des Platzes stehende Denkmal inbezug auf sein künst-
lerisches Gesicht herumdrehbar erscheinen muß, wird es
stets unerfreulich vor einem Hintergründe .schwimmen",
mit dem es in keinem inneren Zusammenhang steht; da-
durch aber, daß das neue Denkmal sich einerseits vor die
Silhouette des Wilhadi - Brunnens, anderseits vor die des
Teichmann - Brunnens projiziert, wird es vollends als ein
unorganisch eingefügter .Steh — im — Wege" erscheinen.
Der Domshof konnte nur durch ein iKhitektraiach
wirkendes Kunstwerk an Stelle des Tcichniann-Brunncns
in seiner Stimmung beeinflußt werden; wie die Dinge
jetzt liegen, bleibt als Mittel lediglich eine gärtneri-ch-
architcktonische Behandlung übri; und nur das Inte Pitts-
dreieck vor der Nordseitc des I K inte* (DJ geblattet auf diesem
Platz noch die Aufstellung eines bescheidenen Denkmals.
Dieses negative Ergebnis wäre recht betrübend, wenn
dieser Platzgedanke die einzige Möglichkeit darstellte, die
sich in jenen historischen Bezirken ergibt. Das ist aber
nicht der Fall. Wenige Schritte vom Kathause entfernt
liegt ein Platz, der noch völlig unausgebildel ist und für
eine monumentale Denkmal - Anlage wie geschaffen er-
scheint. Da seine Ausnutzung dazu zwingt, vom üblichen
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Digitized by do
Dcnkmaltypus abzuweichen, so glaubte der Verfasser die Dieses reizvolle Platzbild, welche- trolz der Flut bremischer
Wirkung, die diesem Platze abgewonnen werden kann, .Stadtansichten noch niemals Photographien zu sein scheint,
durch eine flüchtige Entwurfs-Skizze erläutern zu sollen. die ist bisher sehr stiefmütterlich behandelt Mit dem geplanten
über diesen Charaktcrhinauskcine Ansprache machen will.
Der Platz ist die architektonisch völlig ungegliederte machtige
Nordseite des Turmes der Licbfraucn-Kirche. (Punkt Hl.
Seit etwa zwei Jahren besitzt Bremen ein neues Stadt-
bild von feinstem Reize. Es wurde bloßgelegt, als man
die Sögcslraöe, die Hauptader, welche den Fremden der
inneren Stadt zufahrt, zum Licbfraucn-Kirchhof hin durch-
Lagrplan
Denkmal könnte seine liebevolle Ausgestaltung beginnen.
Aber nicht nur im Interesse des Platzes wäre diese
Anlage, sondern auch im Interesse der Kirche, deren
Gastfreundschaft das Denkmal beansprucht. L'm die Kirche,
die an dieser Seite nur provisorisch behandelt ist, würdig
wieder herzustellen, sind nur ganz diskrete architektonische
Ausbildungen notig, ja erlaubt, denn jeder Reichtum in
den eigentlichen Bauteilen des ehrwürdigen Werkes würde
taktlos sein; wohl aber würde das Bauwerk an Stimmung
sehr gewinnen, wenn ihm an hervorragender Stelle ein
Kleinod reifster künstlerischer Durchbildung neu eingesetzt
würde. Der ganze Bau würde edleres Leben bekommen.
Schließlich aber die wichtigste Frage: es handelt sich nur
mittelbar um dielnteressen einesplaizes und einesBauwcrkcs,
dieHauptsachc ist das Interesse desDcnkmalgedankens selbst.
Dem Verfasser scheint gerade bei einem Bismarckdcnkmal,
das über die Persönlichkeit des Dargestellten hinaus ein
Symbol für den patriotischen Gedanken schlechthin sein
soll, sehr wichtig zu sein, daß schon die Form des Denkmals
sich unterscheidet vom üblichen Denkmaltypus. Es scheint
ferner wiehtig.daß es verwachst mit einem Stück historischen
Hintergrundes und dadurch von vornherein an Feier-
lichkeit zunimmt. Solch' ein Hintergrund kann für
die freie Gestaltung einer künstlerischen I Äsung auch
sehr Im* hindernd sein, wenn er einen zu ausgeprägten
Charakter trägt Hier ist es ein leeres Blatt, und den
kargen, zwischen romanisch und gotisch schwanken-
den Formen der Kirche würde sich ein Denkmalsiil
zwanglos einpassen, der. wie es die Aufgabe ver-
langt, in ruhigen, ernsten Massen arbeitet und etwa
an geeigneten Punkten die I.u-t zum Fabulieren in
jener halb ornamentalen, märchenartigen Weise zur
(ieltung kommen lallt, wie sie das deutsche Wesen
besonders im Mittelalter charakterisiert. *) Soweit
ein Platz, ein Denkmal zu bcoinflu — cn vermag,
würde deshalb dieser Standort gute Wirkungen
brach, Hier zeigt sich plötzlich dem Kommenden bei Punkt C haben können ; er wurde von vornherein eine ganze Anzahl
ab erster Eindruck historischen Charakters in wundervoll der Charakterlosigkeiten unmöglich machen, die wir jetzt,
abgetreppter Silhouette die ehrwürdig einfache Masse der nach der harten Denkmal-Schulung, die unsere Zeit hat
Llebfrauen-Kirchc, neben deren schiefem Turme man die durchmachen müssen, richtig zu erkennen beginnen.
Turmspitzen des Domes übcr's Dach herüberschauen sieht. \. ril/ Schumachcr
Mitteilungen aus Vereinen.
Aren.- and Ing. -Verein zu Hamburg. Vers, am 6. Nov.
1903. Vors. Hr. Zimmermann. Anwes. 59 Pcrs. Auf-
gen, die Hrn.: Dir. Jul. Gcyl. Ziv. - Ing. Arnold Clamer,
Ing. Arno Eglowski.
Nach Erledigung geschäftlicher Angelegenheiten er-
teilt der Vorsitzende das Wort Hrn. Merckel zu einem
Vortrage über die Be wässerungs- Anlagen im alten
■ v
und neuen Aegypten, In der Einleitung wies der
Redner darauf hin, daß zwar durch den Scharf- und Spür-
sinn der Gelehrten manche der vielen Fragen, die das
alte Aegypten angeregt hat. ihre Beantwortung gefunden
hätten, daß aber leider eine Anzahl Kragen, die gerade
1 I K i Vr<f.isu-i hat sk'Ii 111 il.11 unumrnlak-n Umu—ln-ili n. .Ii*- in
**tnrr Ski/;»- .las SuinllnM In ^li'itcii. in fi» i, t l'inili uliiu* il« s t>oi iiril»' I* t»-
.lanki n- .IJjh KiU'iiclirn* als Muliv <l< i I UrMi llini^ voijriH Iii. —
Das Moderne in der Architektur der Neuzeit.
(Festrede, Rel'ahen von dilti Geh. Reg -Rai Prof Johanne- Otiten,
oidcnt iulictn Mit|(lieilc und äeimtur der kgl. preut) Akademie der
KOustc iu Berlin in der Festsitzung der Ak»il<mic zur Feier de»
tjeburUtfnies Kaiser Wilhelms II. um 27. Jan 1904t,
Iis die Festrede mit dem vorstehenden Titel ange-
kündigt wurde, da waren die Erwartungen in drei-
facher Hinsicht gespannt. Man war begierig zu hören,
wie sieh der K üitstlcr Olzen zu dem Thema stellen würde,
diese scharf umiissene, groß angelegte Gestalt, deren fach-
liche Tätigkeit durchaus in der Vergangenheit wurzelt, da-
bei aber ein so starkes Maü von künstlerischer Individualität
erkennen läßt, daß der Meister als ein Alleinstehender und
Alleinstrebender mit größtem Verdienste um die Baukunst
der verflossenen drei Jahrzehnte betrachtet werden muß;
man war ferner gespannt darauf, zu sehen, in welches
Verhältnis der Senator Otzen zu «lein Gegenstande der
Festrede treten würde, das Mitglied iener lioehancc-ehe-
nen Körperschaft, die bisher mehr konservativen als fort-
schrittlichen Tendenzen huldigen zu müssen glaubte und
unseres Wissens als Korperschaft kaum mit gröberer Tätig,
keil in die kiln-tleiUehe Bewegung unserer Tage einge-
griffen hat: und die Erwartungen gingen endlich am höch-
sten über die Frage: Wie wird sah der Festredner
Otzen zu den Beziehungen stellen, welche da.-« Reichs-
oberhaupt, dem die Feier des Tages ^alt. zu dein Modernen
in der Kunst unserer l äge unterhalt.' Es hat wohl unter
den zahlreichen Zuhörern, welche den beredten Worten
des Redners mit Andacht lauschten, nur wenige gegeben,
welche nicht zu der Anerkennung bereit gewesen waren,
daß Otzen sich allen drei Fragen gegenüber so unbefan-
gen verhielt, als es einem Redner mit seiner Vergangen-
heit, seinen künstlerischen Beziehungen ,utid seiner amt-
lichen Stellung möglich ist, ja, daß er in mancher Be-
ziehung die Erwartungen, die au seine Freimütigkeit ge-
stellt wurden, übenroffen hat. l ud das ist ihm allgemein
hoch angerechnet worden.
Die schwierigste Frage, die Vcrbindungsbrüeke zu
schlagen zwischen der Anerkennung, welche der Redner
den guten und voraussichtlich dauernden Ergebnissen der
modernen Bewegung zu zollen bereit war und /ollen mußte,
und dem fürstlichen Gegensätze zum Modernen in der bil-
denden Kunst, ober di u uns last jeder Tag eine tempera-
mentvolle Aeußerung bringt, loste Otzen in der geistvollen
Weise, durch welche die meisten seiner Aeiißerungcn
ihren zwingenden Eindruck auf seine Zuhörer machen. Er
grifi zurück auf das im Altertum herrschende, so einfache,
aber auch so einseitige Verhältnis zwischen König und
Volk, um es in Gegensatz zu bringen zu dem immer ge-
genseitiger gewordenen Verhältnis der wachsenden Kultur,
Aus der Erfüllung des .1 u ßere 11 Schutzes und des äuße-
ren Wohlergehens hat sich das Recht des Königs erweitert,
dem Volke auch im geistigen und ethischen Leben För-
derung und Wohlfahrt zu geben. Es waren aber nicht die
nachsichtigen und milden Herrscher, es war nicht das
Eingehen auf die augenblicklichen Strömungen des Volkes,
welche den dauerndsten Segen gestiftet haben, sondern
„wir müssen öfter den starken Gegensatz preisen, und
die festen Charaktere und harten, aber zielbewußten Könfe
als die richtigen Führer und Lehrer anerkennen*'. Wie
ist es dem königlichen Pädagogen von Sanssouci „ver-
dacht und angerechnet worden, daß er in seiner fein-
fühligen Kenntnis der bereits künstlerisch ausgereiften
franzosischen Kunst nicht mit vollem Enthusiasmus die
erwachende deutsche Literatur begleitete und begünstigte,
anstatt sich zurückhaltend und spröde abwehrend zu ver-
halten. Wer will heute behaupten, daß es ein Segen für
No 10.
den Ingenieur besonders interessieren , bisher nicht mit
Sicherheit hätten beantwortet werden können. Hierzu ge-
höre in erster Linie die Frage des Mörissecs Kedner gab
Uber die Verhältnisse des Nil und der einzelnen Land-
striche Erläuterungen, soweit solche für da» vorliegende
Thema von Bedeutung sind, ging sodann auf die Ent-
wicklung der Bewässerung*- Verhältnisse ein, und schilderte,
wie dieselben mit Notwendigkeit eine frühzeitige Aus-
bildung des Staatswesens zurfolgc haben muBtcn. Nur
eine starke Zcntralgcwalt und keine Teilfürstentümcr hatten
sich in Aegypten ausbilden können. Kr schilderte dann
weiter, wie sich der Anbau zunächst auf dem linken und
erst spater am rechten Nilufer entwickelt hat, und führte
aus, »lall mit dem Anbau des rechten Ufers die Anlegung
des Mori.ss.ccs von manchen Kennern Aegyptens in Ver-
bindung gebracht worden ist Obgleich He rodot andern
Gestade des MörLssces geweilt und Angaben über denselben
hinterlassen habe, sei doch die Frage aufgeworfen worden,
ob der See tatsächlich vorhanden gewesen sei und welchen
Zwecken er gedient habe. Der Vortragende ging dann auf
die Einzelheiten der Mörjsscc • Frage ein und führte die
Namen derjenigen Personen an, welche sich in den letzten
10 Jahren vornehmlich mit diesem Gegenstände beschäftigt
haben. Hie Anschauungen von Joniard-Martin, Linant <ie
Bcllcfonds und dem englischen Ing. Brown wurden ein-
gehend dargelegt, auch die Hinwendungen hervorgehoben,
welche .Schweinfurth im Einzelnen noch gegen die Ansichten
Brown's.dic er im allgemeinen für zutreffend erachtet, geltend
macht. Die neuere Zeit hat eine Aendcrung des früheren
Systems der l>ber>tauung in Becken als erstrebenswert er-
scheinen lassen, auch im l linblick auf den Anbau von Bauin-
wolle und Zuckerrohr; es war die Frage zu entscheiden, ob
man Staubecken in Anlehnung an den Mörissee, oder aber
Sperrdamme anzulegen habe, um die natürlichen Ver-
hältnisse des alten Landes den neuen Bedingungen des
Anbaues anzupassen. Die Frage sei nach eingehender
l'ntcrsuchung zugunsten der Sperrdamme entschieden
worden. Ms wurde vom Kedner die Geschichte des ersten
bereits alteren Sperrdammes, der Barrage du Nil. mitge-
teilt und dann eine Beschreibunc der neuen von den Eng-
ländern geschaffenen Werke, des Auslasses von Koschescha
und der Dämme von Assiut und Assuan unter Vorführung
von Lichtbildern gegeben Der Vonragende betonte, daü
angesichts dieser Leistungen allerdings die englischen
Kollegen Ursache hätten, auf das Erreichte stolz zu sein.
Zum Schluü erwähnte Redner die bereits vorliegende
Absicht einer weiteren Nutzbarmachung der Wa--cr-
mengen der Nil-cen |i m
Vermischtes.
Die Eggert-Decke. In No 8 der ,D Bzlg " v.27. Jan d.J.
sind in der Besprechung der Egge rt- Decke Zwcilcl'darübcr
geäußert worden, ob die Umbicgungcn und Ankerplauen
der eigentümlichen bei der Konstruktion angewandten Eisen-
släbe genügend stark seien, um die volle Spannungsüber-
tragung allein zu sichern. Diese Frage ist durchaus theo-
retischer Art; für die Praxis aber ist durch die Ergebnisse
von Ober 20 Belastung'; versuchen mit zumleil sehr weit,
bis zu 10°", gespannten Probestücken der Eggert - Decke
die Richtigkeit der Anordnung erwiesen; denn die End-
befestigungen sind stets unverändert geblieben, wiewohl
eine rechnerische Beanspruchung des Eisenqucrschnittes
bis zur Bruchgrenze stattgefunden hatte.
Die Auffassung ferner, daß der Erfinder bei leichteren
Konstruktionen auf einen größeren Sicherheitsgrad dadurch
verzichte, datt er den unteren Teil der Decke und auch
den weniger gedrückten Teil nicht mehr aus Stampfbeton,
sondern aus Schlackenbeton oder porösen Ziegeln her-
stellt, und damit eine Vcrbilligung der Decke erziele, ist
willkürlich; denn einerseits wird der Sicherheitsgrad der
Decke dadurch nicht vermindert, und anderseits werden
Decken dieser Art bei kleineren Spannweiten um ein Ge-
ringes icurer, als reine Betondecken. Die höheren Bau-
kosten werden lediglich deshalb aufgewendet, weil dadurch
wesentliche bauliche Vorzüge erreicht werden, namentlich
eine Deckenflüche aus Ziegelsteinen, an welcher der Putz
besser als an einer Betonfläche haftet, und welche den
Schall weniger übertragt. Die Anwendung einer Schicht
aus porösen Ziegelsteinen ist daher bei allen besseren
Ausführungen des Hochbaues zu empfehlen.
Eggert, Geh. Ob.-Brt.
Vorstehende Ausführungen treffen unseres Erachten«
nicht den Kernpunkt der Frage. Das günstige Verhalten
der Decke bei den Probebelastungen beweist keineswegs,
datl durch die aufgelegten Eisenenden bezw. Auflager-
platten die Spannungsübertragung auch nur vorwiegend
gesichert wird, odcrdaligar für die Standfestigkeit der Eggert-
Decke die Adhäsion - wie Erfinder an anderer Stelle aus-
geführt hat — garnicht in Anspruch genommen werde. Wir
legen der Wirkung der Adhäsion vielmehr ganz besonders
Gewicht bei und betrachten die umgelegten Enden und
Platten nur als ein Mittel zur Erhöhung der Sicherheit.
Hei den aus porösen Ziegeln in der unteren Zone her-
gestellten Decke wird auf die Adhäsion dagegen nur in ge-
ringerem Matte zu rechnen sein, daher betrachten wir diese
als eine Ausführung mit geringerem Sicherheitsgrad, als
wenn die ganze Decke in Stampfbeton hergestellt
Wir erhalten übrigens gleichzeitig die Mitteilung, daü
die Eggert-Decken im Rathaus zu Hannover von der Unter-
nehmung für Beton- und Eisenbetonbau H Schacht Ar Ko.
in Hannover ausgeführt wurden.
Mit der 18. Wanderausstellung der Deutschen Land-
wirtschafts - Gesellschaft zu Danzlg vom o 14 Juni 1904
sollen wiederum (jegenstände des landwirtschaftlichen
Bauwesens zur Vorführung gelangen. -
die Entwicklung des Baumes unserer Kunst und Literatur
gewesen wäre, wenn Friedrich der Grotte die junge Pflanze
durch cinUcbermaU von Sonnenschein und Regen zu einer
Treibhausblüte gefördert hätte, anstatt sie in der kräfti-
genden Luft seines königlichen Widerspruches zu einem
selbständigen deutschen Eichbaum erwachsen zu
lassen V" Da», was gesund, was zukunftsreich an der
modernen Architektur sei, werde dem König dereinst dan-
ken, daü er in „unseren künstlerisch so schwierigen Tagen"
durch sein Verhalten Anlatt zur „Notwendigkeit ernster
Prüfung und innerlicher Sammlung" gegeben habe. Was
würde aus der künstlerischen Bewegung unserer Zeit für
ein ungesundes Gewächs entstehen, „wenn ihr von könig-
licher Huld anstatt eines gesunden Widerstandes eine
ungesunde, ins Bodenlose führende Förderung zuteil
würde". Vermutlich werden die Vertreter der modernen
Kunst trotz Schiller nicht ganz einverstanden mit dieser
Begründung sein, aber sie ist gewandt, sie ist geistvoll,
ohne Zweifel.
Und nun wollen wir über den materiellen Inhalt seines
Vortrages den Redner im Auszuge selbst sprechen lassen.
„I m die Bewegung auf dem Gebiet der sogenannten
modernen Architektur unserer Tage in ihren Ursachen zu
verstehen, muß man sich wenigstens kurz, mit der letzten
Vergangenheit beschädigen.
Die Geschichte der historischen Stilperiodcu ist heute
ein Gut der allgemeinen Bildung geworden Sic ist dies
besonders dadurch geworden, dali" wir im vergangenen,
dem 19. Jahrhundert, eine g rotte Repetierübung haben
durchmachen müssen, welche uns mit den architektonischen
Erscheinungen und der Formenwelt der griechischen und
römischen Zeit, des Mittelalters, der deutschen, italienischen
französischen Renaissance, des Barock und des Rokoko
durch Augenschein vertraut gemacht hat. ' Es ist wohl kein
3. Februar 1904.
Zufall, daü ein ähnlicher Vorgang in der Geschichte der
Frauenkleidung sich im 19, Jahrhundert abspielt, indem
uns in demselben die ganze Vergangenheit — von der
Antike durch Mittelalter und Reifrock, durch kokette
Barock-Motive bis zum heutigen modernen Reformkleidc
vorgeführt ist
Diese hochinteressante, in keinem früheren Jahrhundert
vorhandene Erscheinung ging in der Architektur hervor
aus der Uebersatligung und aus der Erschöpfung der letzten
Phasen, des Rokoko, um zunächst einer kolossalen Ernüchte-
rung, einer fast formlosen und gesinnungslosen Kunst der
sogenannten Biedermeierzeit zu weichen und sodann
an einem gründlichen Studium und einer sorgfältigen
Messung der bis dahin recht oberflächlich bekannten Antike
den Impuls zu holen zu einer neuen modernen Antike
Schinkel und Botticher in Berlin, Leo v. Klenze in München,
Hansen in Kopenhagen u. a. warrn die I lauptlnhrer dieser
Bewegung, die zum Teil in strengen Nachbildungen
antiker Werke, zum Teil in hochinteressanten modernen
Umschöpf ungen der alten Kunst, wie zum Beispiel das
Berliner Schauspielhaus, sich betätigten. In dieser moder-
nen und antiken Renaissance ist ein Vorgang merkwürdig.
Im allgemeinen folgen in der Geschichte der bildenden
Künste Mobiliar, Gerat um] Kleidung der führenden Archi-
tektur, in diesem Falle war es anders. Die klassische
Ltteraluibcwegung der Zeiten Herders und Goethes, und
wohl noch unmittelbarer die zur Antike zurückkehrenden
französischen Malcr.schulcn vom Ende des 18 Jahrhunderts
landen zunächst in der Kleinkunst des Gerätes und der
Kleidung (in dem sogenannten Empire) bildlichen Aus.
druck, und es bedurfte längerer Zeit und der angedeuteten
neuen Grundlagen, um auch die grolle monumentale Archi-
tektur in «liest? Bewegung hineinzuziehen.
Wie in der Literatur des 18 Jahrhunderts neben und
69
Gedächtnis Wilhelm
im Motivhause In Charlottenburg, durch den Bildhauer
Hermann Hosaeus modelliert und in Bronze gegossen,
wurde in diesen Tagen enthüllt.
Preisbewerbungen.
Wettbewerb Universitäugebiude Jena. Der mit dem
I. Preise ausgezeichnete Entwurf des lim. Prof. Theod.
Fischer in Stuttgart gelangt zur Ausführung Oie gleich
im vollen Umfange zu errichtenden Gebäude sollen bis
zum Jubiläum der Universität. 1908. vollendet sein.
Personal-Nachrichten.
Deutsche» Reich. Der Mar -SchiffbmMr. Hslicrmian ist
zum Msr.-Brt für Schiffbau ernannt und dem Ziviling. F. nr k e in
Kiel ist der Char. ala Brt verbellen.
Bayern. Verlieben ist: Drro Reg -Dir Ries, Abt -Vorst,
bei der Gen -Dir. der Slaatsciscub. und dem Eisenb - Bctr - Dir.
Hennoh in Nürnberg die Hl Kl. de» Verdienst-Ordens vom hl
Michael; — den Reg -Katen Knorr in Wdriburg, Krobeniox
in Kegensburg und Athlon bei der Gen.-Dir. der $taatsci*enb.,
dem Ob -Ma»ch. -ln*p HAckelmann in Wflr/burg, drni Ob.-
PoUrsl t. O. mit dem Tilt-I o Rang eines Ob -Reg -Rates Rtcdiacr
bei der Gen -Dir. der Ponten und Telegraphen „„J j era Postrat
Menke! in Speyer die IV. Kl. desselben Orden*
Den Gen -Dvr -Räten W c i k a r d bei der Gen -Dir. und Jäger
in Augsburg ist der Til u. Rang eines Ob. -Ree,. -Rotes, den Ob-
Bauinsp. Hein Ii in WOriburj;, (Juinat in Nürnberg. Frhr.
v. F e i I i t z » c h in Bayreuth, £ » h n in Salzburg und liculrl bei
der Gen -Dir ist der 'I it. und Rune eine* Reg -Kate* verliehen.
Preußen. Dem Mcl -Rauinsp Arndt in Oppeln i»t der Rote
Ailler- Orden IV. Kl , dem Dir der »ladt. Kanalis - Werke Wan tiov ius
in Breslau und dem Stadtbthr. Schmidt in OsnabiuVk ist der
Kgl. Kronen Orden IV Kl. verliehen.
Der vorlr. Rat im Minist der öffciul. Alb., Geh Bit. H o s « f c I d
ist z. Geh. Ob -Brt ernannt.
Die W»M des Reg - u. Bits Zschirnt in Krankfurt a. M.
ah bcsold, Beigeordneter der Stadt Knln filr die gesetzi Amls.ljticr
von 13 Jahren ist bestätigt «oidcn.
Der Reg - U- Brt ti la% e na pp d ei Kais Boivchaft in Washington
zugeteilt, im als Hilixarb. bei den Eisenb. • Abt. in das Minist, der
offentl. Arb. kommittiert.
Dem Eiscnb. - Bauinsp. v. Sturmleiter ist die Stelle des
Vorst, der Eisenb. - Masch. - lusp. 1 in Kassel verliehen. — Der
Eisenb. -Bauinsp. G u i 1 1 e r y in Kein ist mit der Wahrnehmung der
Geschäfte des Vorst, einer Werkst. - Insp. bei der Ei«enb. ■ Haupt-
werk»!. Koln-Nippe» beauftragt
Der Eisenb - Bau- n Bvtr. -Iixp. S i 1 1 a r d in Dan dg i«t als
Vorst der Eisenb -Bauabi nach Lauenbui« i P. versetzt
Der Kcg.-Btustr. Schwarzer in Altona ist z. Eiienb.-Bau-
insp. ernannt.
Zur Beschäftigung überwiesen sind die Reg-Bm«tr : W, Biel
der Kgl Reg. in Bremberg, ,W. Hcnschke dem Kgl. Poliz -
Pia«, in Berlin, Fei. Krüger der KgL Reg. in Breslau, Bernb.
LchmiDD der Kgl. Reg. in Potsdam, Alb. N i e ro a n n der Kgl.
An«icdltings-Konim in Posen, Ad. Seidel der Kgl. Reg. in Wies-
baden, Frhr. v. T e 1 1 a u dem Techn. Bar. der Hochb. - Abt de»
Mini«t. der Offentl Arb und W. Kiepe der Kgl. Reg in Merseburg.
Der Reg -Bmstr. AHr. M fi 1 1 e r in Wilhelmshaven ist der Kgl.
Eisenb -Dir. in Frankfurt a M. zur Beschäftigung oberwiesen.
Dem Reg.- u. Brt Zschirnt in Köln und den Reg. - Brattrn.
AI. Heyne in Berlin nnd Meckelburg in Cbarlotteoburg ist
die nachges. Entlass. au» dem Staatsdienst erteilL
Der Ing, Dr. v. Hefner-Alteneck in Berlin ist gestorben.
Württemberg. Dem Arch. Karl Hengcrcr in Stuttgart
ist der Tit. u. Rang eines Brt».
Brief- und Fragekasten.
Hrn. P. H. In Düsseldorf. Kein Rexhs- oder LandesgeaeU
verpflichtet den Bauherrn, den in Aufführung begriffenen Bau oder
den Rohbau gegen Brandschaden zu versichern, sodafi es im fieien
Belieben der Bauherren steht, solche» zu tun oder zu unterlassen.
Nun ist das Interesse der Bauunternehmer gTOÖcr, als da» de» IUu-
herrn, »ich gegen Feuerschaden zu »ichern. Dean nach B. G.-B.
$ 644 tragt der Unternehmer (Werkmeister) die Gefahr bia zur Ab-
nahme des Werke*. Es ist deshalb üblich, daß die Rohbau- Ver-
sicherung von den Werkmeistern genommen wird- Bisweilen wird
in Bauverträgen auabedungen, daS der Bauherr die Prämie zurOck-
zuvergülen hat oder es wild in Bauarischligen ein Betrag eingesetzt,
welcher zur Deckung der Versicherungsprämie ausreicht. Will »ich
also der Bauunternehmer gegen die Gefahr aus Brandschaden,
wrlche den Rohbau treffen konnten, schützen, so hat er entweder
auf eigenen Namen «ich zu versichern oder auf Ausbedingen einer
Verpflichtung des Bauherrn hinzuwirken, daß dieser eine Rohbau-
Versicherung abschließt In einem solchen Falle kann er natOilieb
auch veranlassen, daß die Versicherung in genügender Hohe er-
folgt, und daß die Versicherungssumme unbekümmert darum zu
zutilen ist, ub der Bauherr »einen Zahlung»- Verpflichtungen gegen
den Werkmeister bereits genügt h»t oder mit Zahlungen noch im
Verzuge ist. Falle der Art, wie »ie Ihr Beispiel ausfuhrt, doiflen er-
fahrungsgemäß nur vereinzelt dastehen und sind durch »achgetnaße
Bestimmungen im Bauvertrag leicht zu vermeiden. — K. H-e
Hrn. Arch. O. R. In K. Wir würden Ihnen Oberhaupt nicht
7U einer Blechverkleidung raten, sondern eine Schindel- oder
Schieferverkleidung annehmen, wenn Sie nicht eine einfache Bretter-
verkleidung mit senkrechten Fugcnleisleu vorziehen sollten. —
Anfragen au den Leserkreis
Wer fabriziert Helios -Winkel? Ist die Fabrikation die»cr Win-
kel mit Musterschutz belegt? Woraus bciteht Helio» —
B & H in H.
1: lüc Aufs:rllunc eines Bisniarcli-Ifctikmalj in Bremen. — MU-
l.-.lm.ci-u au* Vereinen. — I>.i» Moderne in der Architektur der Neuzeit.—
r t»e, kiMep
Verlar, der Deutschen Raureitung. G. m. h. H., Berlin. Fflr dl* Redaktion
versatwortl Albert llofmann. Bertin. Druck von WUh. (ircvi, BerLIn-
nach den großen Klassikern die Komanüker die Fahne ent-
rollicn, so in der ersten IlAlftc des 10 Jahrhunderts die
Romantiker in der Architektur. Auch hier gab es Nach-
bildungen und Wiederherstellungen aller grollen Werke
des Mittelalters, und auch hier Anfänge von schöpferi-
schen Taten, die namentlich in kirchlicher Kunst das
ganze Jahrhundert beherrschen. Auch hier gab eine Vor-
geschichte warmherziger, aber unklarer Bestrebungen
mangelhafte Kenntnis dc> Alten, mangelhaftes Sehen und
Krfns*en der c|uasi neu entdeckten Formenwclt, und auch
hier erfolgte durch mustergültige Aufnahmen und Publi-
kationen ein allmähliches Eindringen in den wirklichen
Geist der mittelalterlichen Formensprache
Gingen in beiden Uichlungen, der antiken und der
romanischen Architektur, die besten Meister den Weg
schöpfcri-clier Taten aufgrund der alten Motive und neuer
moderner Lebensbedingungen mit einer gewissen Not-
wendigkeit, so konnte es nicht ausbleiben, daß die edel-
sten Produkte deutscher, italienischer und französischer
Renaissance umsomehr Anhänger fanden, als die alten
Werke dieser Kunst dem modernen Leben unendlich naher
standen, wie die der Antike und dos Mittelalters und
fast unmittelbar auf die baulichen Bedürfnisse der neuen
/teil anzuwenden waren. Trotzdem war eine gewisse
l'mbildung und Befreiung auch hier nicht zu vermeiden;
Palastmotive wurden zu Hanken und Mietkaserneu um-
geschaffen und die Antike zur Hilfe geriiten. um mit der
Formenwclt der Renaissance moderne Theater, Museen
und Ruhmcshalleri zu schalten. Was hierbei an wirklich
schöpferischen Taten geleistet wurde, wie sehr diese auf
historischem Boden erwachsenen neuen Aufgaben einen
neuen Geist schufen, der die Zeit sehr charakteristisch
wiederspiegell, das zeigt ein Blick in die Entwicklung
unserer Großstädte in den letzten .jo bis 40 Jahren.
Bis zu dieser Grenze bleibt das fiild der Entwicklung
der Architektur im ig Jahrhundert, cm nach Schulen ge-
gliedertes, ziemlich kiar und übersichtlich, dann aber tritt
ein L'mschwung ein, den man einerseits auf die vervoll-
kommneten Mittel der Publikation, dann aber auch auf er-
60
höhte Sucht nach Betätigung des gesteigerten Reichtums,
auf Lehensgenuß und in den besten Erscheinungen auf das
Bedürfnis nach einer reicheren und persönlicheren Formen-
spraehe oder auf Rechnung der Anlehnung an bestimmte
große Vorbilder setzen muß. Sämtliche historischen Stile
und Stilubergange bis zu den Ausklängen des Rokoko
wurden wieder lebendig und je nach den Fähigkeiten der
schaffenden Baumeister ergaben sich bloßeEntlehnungenund
Anlehnungen, oder in gewissem Sinne auch schöpferische
Taten Nur eine Tatsache unterscheidet diese letzte Periode
des Eklektizismus von den froheren, sie hatte Vorbilder
von einer sosehr das Persönliche, das S u bje kti v e be-
tonenden, da* architektonisch Gesetzliche vernachlässigen-
den Kraft, daß schon das Nachsehaffen echt im Geisle der
Vorfahren mehr als schwierig, ein Weiterschreiten, ein
Entwickeln noch übrig gebliebener fruchtbarer Keime -
fast unmöglich oder doch nur von dem größten und cin-
scttiL'steti Talent zu erwarten war.
I m dies zu verstellen, muß man das Schaffen der
alten vorbildlichen Meister dieser Perioden studieren. Man
muß erkennen, wie sie meist mehr Bildhauer als Archi-
lekten waren, wie sie nicht eklektisch wie ihre modernen
Nachfolger schufen, sondern voll und ganz aus dem Geiste
ihrer /cit heraus, unbekannt mit der Notwendigkeit, des
lieben Brotes wegen heute auf Bestellung Mittelalter, morgen
Renaissance oder Barock zu liefern oder gar einem der
größten Bildhauer-Architekten der Vorzeit gleich zu kom-
men und ihn natürlich, wenn möglieh, zu übertreffen hatten.
Ich habe Sie bitten müssen, mir auf dieser historischen
Skizze zu folgen, weil sie mir die Grundlage geben muß,
den Versuch zu machen, die heutige, so viel begeistert
gepriesene und so viel mit Emst bekämpfte moderne Zeit
in ihren A rchitekt u r wc rken zu verstehen. Ich stehe
hier an einer Stelle, welche die parteiische Kritik aus-
schließt; ich will, so gut es mitten in einer bestehenden
Bewegung möglich ist, die Regungen der Kunstseele einer
auf alle Fälle hochinteressanten und vielleicht üefein-
schneidenden neuen Zeit zu schildern versuchen " —
(Schluß folgt)
Na 10.
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N° n. BERLIN, DEN 6. FEBR. 1904
Die Arbeiterheilstätten der Landes-Versicherungsanstalt Berlin bei Beelitz.
Architekten: Schmieden &• Boethke in Berlin. (Hirn« rinr Dapprl - BMIwflafi dir GrnuMaM »ui -m-h«- i
1. Allgemeines,
u ntcr den zahlreichen baulichen Unter-
I nehmungen dcrLandcsvcrsichcrungs-
Anstalt Merlin auf dem Gebiete der
A Arbeiter- Wohlfahrtspflegeflnvaliden-
\y haus für Schwindsüchtige und Heil-
stätte für Geschlechtskranke in l.ich-
| tenberg bei Berlin, Zentral-Arbeils-
nachweis- Gebäude in Berlin, Sana-
torium in Gütergotz, Heilstätten bei
Beelitz) sind die Arbeitel heilstatten bei Beelitz, viel-
leicht die bedeutendsten und umfangreichsten, die von
einer Stelle aus für die Zwecke der Arbciterwohlfahrt
errichtet wurden und nach Anlage, wie nach Einrichtung
und Ausstattung ohne Einschränkung als eine Muster-
anlage zu bezeichnen. Das sind diese Heilstätten
geworden dank der umsichtigen, im höchsten Grade
erfolgreichen und von großen Gesichtspunkten ge-
leiteten Tätigkeit ilcs Vorsitzenden des Vorstandes
der Landes- Versicherungs- Anstalt Berlin, des Ilm
Dr. jur. Richard Freund, und dank der reichen
und vielseitigen Erfahrungen, welche die Architekten,
Geh Brt Heino Schmieden und Reg, -Baumeister
J. Boethke in den Dienst dieser vornehmen sozialpoli-
tischen Aufgabe stellen konnten.
Nachdem ein auf dem der Stadt Berlin gehörigen
GuteGotcrgoteerricIrtctqSamtoriutw dieNotwcodigKeit
dargetan hatte, für die Versicherten der Landesversiche-
rungsanstalt Berlin zum Zwecke der I leilung nicht an-
steckender, chronisch verlaufender Krankheiten eigene
Gebäude zu errichten und nachdem für die immer
zahlreicher gewordenen Lungenkranken, die in frem-
den Heilstätten untergebracht werden mußten, die Er-
bauung eigener Heilstätten nicht mehr zu umgehen war,
entschloß sich die Anstalt, 4 Heilstätten zu errichten
und dieselben aus finanziellen sowie verwaltungslech-
nischen Rücksichten auf einem Gelände zu vereinigen,
und zwar je ein Sanatorium und eine Lungenheilstätte
für männliche und für weibliche Versicherte. Die Be-
mühungen nach einem geeigneten Gelände waren vor
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Gc
allem darauf gerichtet, eine völlige Sonderling einer-
seits der Tuberkulosen von den anderen Kranken,
anderseits der Männer von den Frauen herbeizuführen.
Ein diesen Eigenschaften entsprechendes, zugleich Vor-
züge des Bodens, der allgemeinen sanitären Lage und
der Wasserbeschaffung aufweisendes Gelände wurde
bei Beelitz in der Mark gefunden. Es wird einerseits
durch die Eisenbahn, anderseits durch die Chaussee,
w ic der Lageplan zeigt, derart in 4 inhaltlich nicht
zu stark von einander abweichende Teile zer-
schnitten, daß die gewünschte Absonderung in
leichtester Weise bewerkstelligt weiden
konnte. Das Gelände wurde am 9 Mai
1898 in Besitz genommen, im Juni der
Entwurf in seinen grollen Zügen geneh-
migt und bereits im Herbste des gleichen
Jahres mit dem Bau begonnen. Dieser
wurde so schnell gefördert, daLS schon am
2 Mai 1902 die erste Abteilung, das Sana-
torium für Männer, eröffnet werden konnte,
welchem die anderen Abteilungen bald
folgten, sodaß die Anstalt heule, abge-
sehen von den für spätere Jahre vorbchaltcnen
Ergänzungsbauten, in ihrem vollen Umfange im
Betrieb ist. Der ursprüngliehe Entwurf erfuhr
noch während des Baues durchgreifende Aende-
rungen; es wurde anstelle des großen BadeflOgcl
im Sanatorium-Pavillon für Männer die Errichtung
eines besonderen großen Badehauses beschlossen,
welches auch dem Frauen- Sanatorium zugänglich
sein sollte; es wurden ferner die besonderen Heizan-
lagen in den einzelnen Gebäuden fallen gelassen und
an ihrer Stelle ein großes Fernheizwerk angelegt, um
es wurden endlich noch eine Kapelle sowie massive
Kegelbahnen errichtet. Die Gesamtkosten der An-
lage betrugen i d. 9 Mill. M , sodaß 15000 M auf 1 Bett
kommen. Dieser Teilbetrag wird sich jedoch nach dem
völligen Ausbau der Anstalt bedeutend verringern. —
(Koruföung toljt)
Lageplan.
b. b.
d.d.
f. (
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k.
Pavillon (Irl. Sanaloruni-»
Pavillon lux Lunsi-iiktaiiW*
lladrhau«.
Licfr- und W.i Ihall. i,.
Wi'rkMlltrn GrUaudr.
Hraniti-nhausit | ihm Ii mi hi erbaut).
l>r*intrktiona- . Obduktion«- und
Vribtriinuiiy^liau*.
Verwaltung* K«-b!ludr.
Kr*wl- 11. Mawi Inrinildtuwr mit Wasvrilurm.
KohW-nplat/ mit Tankanlacr.
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I>i<- autfrdlhitrn tUutrn und voll »*«•««, dir «i'Mrti n Kim >n 'uu-, i, h, „m.. i i
II PumiKnhaii.il mit Ti. ll.i inuu ii
m. Ki'jilhahn
11. 11. W»~ titn. h.-iii:.-liäii.li
o. u. Kot likai'hrnj;rb.1ili|r.
Tanluotlap- (Abf. d. S|h i»i nn -.», ,
Villin d.| illlifirl.nili 11 A.l/ti.
WOllWll— MI.
Kaprik-,
Sullti hnudv und Kt in nvt In .1, |k,i
lirv«ai h.han 1 * inil I .3t Im i W ohnung.
Rauhmrauv
Das Bauwesen im preußischen Staatshaushalt für das Verwaltungsjahr 1904. (Schlaft)
M lmit8Mill. M. Dtt Votjahr forderte bereits für die gleichen
Zwecke 7 Mill. M Einen weiteren Ilauptpostcn bildet die 1.
Kate von 1 Mill M. fQreiriKgl. Residenzschloß in l'osrn,
dessen Gesamtkosten einschl. des zugehörigen Marstalles,
der inneren Einrichtung, der Gartcuanlagen und Um-
S/pN' i- I' : r. n zmin isterium ist mit rd. 4,38 Mill. M. wieder
8öj um 8 c K cn <uc besonders hohe Forderung
— * lies Vorjahres zurückgegangen. I >cn I lauplposten bil-
det die Rate für die Erwerbung und Erschließung des
Pmwallungsgelandes in Posen (Gc- -Kosten 17,35 Mill.
Das Moderne in der Architektur der Neuzeit.
(Schluß.)
jRijj ie moderne Architektur hat in ihrem Wesen etwas
Kjj Anarchistisches; bewußt räumt sie mit aller histo-
!B '™ rischen L'ebei lieferung auf, um Raum und Freiheit
für Neues zu schaffen. In bedingter Weise hat dieser
Vorgang etwa* historisch Berechtigtes in sich, denn es ist
Tatsache, daß die Befruchtung einer absterbenden Kultur
mit neuen Ideen stets um so siegreicher und schöpfe-
rischer wurde, je weniger genau die Formcnwelt der-
selben den Männern der neuen Zeit bekannt war. je
freier und unbeirrter durch die l'ehcrlieferung sie zu
schaffen vermochten.
Nie würde Wohl die römische Kunst das zu ihrer Zeil
moderne und provinzielle Gepräge erreicht haben, wenn
die griechischen Tempel in all ihrer strengen Schönheit
ein Gemeingut ihrer Zeit gewesen waren; ebensowenig
hatte das frühe Mittelalter, die romanische Kunst, das
Joch der antiken l"eherlieferung. die Herrschaft der Hori-
zontalen abzuschütteln und der Vertikalen zu dem glän-
zenden Aufschwung in der folgenden Zeil die Wege zu
ebenen vermocht, wenn die klösterlichen Baumeister auf
filmischen oder griechischen Akademien erzogen wären.
Ebensowenig wäre es zu einer so reizvollen, naiven und
jugendfrischen Vermählung des absterbenden Mittelalters
mit dem neu erwachten Studium römischer Antike in der
sogenannten l »einsehen Renaissance gekommen, wenn
dieses Studium liefer eingedrungen Ware und mehr Motive
und Formen als nur geistige Impulse in sieh getragen hätte
Historiseh verwandt ist auch die Periode des Barock und
Rokoko mit unserer Zeit, insofern, als in jener Entwicklung
der Persönlichkeit ein ungemein freier Raum gewahrt
wurde. Aber ohne jeden historischen Vorgang ist die
ni'xlernc Architektur in der beutigen Zeit, sofern sie auf
jeden Aufbau auf die Vergangenheit, auf jede Anregung
durch dieselbe verzichtet.
Suchen wir nun nach den sicher großen und liefen
Gründen, welche eine so mächtige und nachhaltige Be-
wegung einzuleiten vermochten, so ist mit Sicherheit fest-
zustellen, daß der l'eberdruß an der ewigen Wieder-
holung des historischen Formenkreises eine Hauptrolle
spielt. Jeder Einsichtige muß erkennen, daß mit einer
solchen' auch n<»ch so täuschend echten Reproduktion,
ja daß seihst mit einer möglichst freien Anwendung des
historischen Apparates auf die neuen modernen Aufgaben
und damit verbundener moderner Erweiterung ihrer Be-
deutung allein eine sehnsüchtig gewünschte Stilumbildung
oder Stilnciibildung nicht erzielt werden konnte.
Line solche Stilneubildung wurde aber immerund
immer wieder von den öffentlichen Organen der Kunst
gefordert und war im reinen Reich der Gedanken ja auch
eingeleitet durch einen der machtvollsten Geister, welche
je die Erde meteorhaft erleuchtet haben.
Ich bin nicht ohne Bedenken, es auszusprechen, daß
meines Erachtens, wie auf dem Gebiete der reinen geistigen
Spekulation, Friedrich Nietzsche auch auf dem tiebiete
der bildenden Künste bewußt oder unbewußt einen der
Ausgangspunkte der neuen Gedanken gebildet hat, denn
ich kann es nicht beweisen. Und doch muß es wohl
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Wahrungen auf 5,15 Mill. M. veranschlagt sind. 335 500 M.
sind vorgesehen als Zuschuß zu einem Theater in Thor»
(150000), für Umbauten im Kgl. Theater in Mannover
(100 000 Ml, für bereits ausgeführte Veränderungen am
Schauspielhaus in Berlin im Interesse der Feuersicher-
heit (25000), schließlich 50000 M. für Vorarbeiten für einen
cv. Neubau des Kgl. Opernhauses in Herlin. Be-
gründet wird diese r orderung damit, daß sich ein „den
Bedürfnissen des Betriebes entsprechendes und vor allem
die nötige Verkehrs- und Feucrsicherheitbietcndes Bühnen-
haus aus Mangel an Platz und mit Rücksicht auf die tech-
nischen Schwierigkeiten bei der Höhenentwicklung auf
der jetzigen Stelle" nicht errichten lasse. Wäre es aber
doch möglich, so müsse auch das Zuschauerhaus ent-
sprechend umgebaut werden. Dann sei aber die Frage
eines Neubaues zu erwägen und es müßten hierfür recht-
zeitig die nötigen Unterlagen geschaffen werden
l>er Etat der Justizverwaltung stellt sich mit rd.
9,8 Mill. M. etwa 1,65 Mill. M höher als 1903 Ks sind
darin übrigens an reinen Grunderwerbskosten fast 2 Mill. M.
enthalten. Von den 13 Obcrlandcsgcrichts-Rezirkcn stellt
das Kammergericht mit 3,94 Mill. M. die höchsten An-
sprüche. Es sind darin enthalten 2,5 Mill. als 3 Kate für
die Erweiterung des Strafgerichtes in Berlin-Moabit und
0,63 Mill. M. als 9. und letzte Rate für den Bau des Ijtnd-
und Amtsgerichtes I Berlin. DasOberlandesgcricht Na um-
burg a 5. fordert 1.39 Mill, darunter eine 5. und letzte
Rate von 0,9 Mill. für das Gcschäftsgcbäudc und Unter-
suchungs-Gefängnis in Magdeburg. Für die Obcrlandcs-
Gerichtc Marien werde r und Breslau sind je 0,92 Mill. M
angesetzt, darunter für ersteres allein 774000 M. zum Grund-
erwerb für das Ij»nd- und Amtsgericht in Danzig Es
folgen dieOberlaiidcsgcrichte Kiel, Köln. Posen, Hamm,
Frankfurt a- M . Kassel, Stettin, Celle, Königs-
berg i. Pr. mit rd. 0,72; 0,47; 0,37; 0,35; 0,25; 0,18; 0,13;
0,049 un d 0,046 Mill. M.
Das Kultusministerium ist im Extra-Ürdinarium
mit 18.22 Mill. M., außerdem außeretatmäßig für das Mcdi-
zinalwescn (Erweiterungsbauten der Charit* in Berlin)
mit 1,06 Mill. M. bedacht und für die l'n iversität Berlin
mit 0,74 Mill M Es soll demnach fast 4 Mill. M. mehr
als im Vorjahre erhalten und sieht somit noch der Bau-
Verwaltung voran. Die etatmäßigen Ausgaben verteilen
sich auf die Hauplgruppen wie folgt: Universitäten
26 Mill. ( Tec hni sehe Hochschulen 2,44 Mill., Höheres
chulwesen 0,08 Mill.. Volksschul wesen 4,38 Mill.,
Medizinalwesen 12500 M. (Instandsetzung des Lepra-
Krankcnhauses im Kreise Mcmcl) und schließlich für Kunst
und wissenschaftliche Zwecke 7,15 Mill M., d. h.
fast 4.5 Mill. M. mehr als im Vorjahre
Von den Universitäten steht Berlin mit 1221825 M.
obenan. Den I lauplposten bilden darin 800725 M. für den
Ankauf eines Gebäudes und dessen Einrichtung für das
orientalische -Seminar, ferner aoocoo M als 3. Rate für
das Gebäude des poliklinischen Institutes. Von den außeretat-
mäßigen Mitteln entfallen 400 oco M. als 2. Rate auf das
Botanische Museum in Dahlem und 340000 desgl. auf
das Hygienische Institut. Die Universität Kiel soll 528650 M.
erhalten, darin 282600 M. als 3 und letzte Rate für den
Neubau der Chirurgischen Klinik, 160800 M. für die Poli-
klinik für Hautkranke. Für Grcifswald sind 392500 M.
vorgesehen (darunter 100000 M. als I. Rate für das Che-
mische Institut), für Breslau 376000 M. (1. Rate 1 so 000 M.
für eine Irrenklinik), Münster i. W. 291093 (1. "Rate für
die Universitäts-Bibhothck27365oM.),G ö 1 1 i n ge n 257380M.,
Königsberg i. Pr. 51200 M., Bonn 40460 M.
Unter den Technischen Hochschulen braucht die-
jenige in Danzig zu ihrem Ausbau noch die bedeutendsten
Mittel, nämlich 1 139400 M , davon 409200 für 6. und letzte
Rate für das Hauptgebäude, 1870c© für die 3. und letzte Rate
für das Chemische Institut. Berlin wird mit 909600 M.
bedacht. Darin sind 400000 M. als 4, Rate für die Mecha-
nisch-Technische Versuchsanstalt in Lichterfelde (Gesamt-
esten 2655220 M.) einbegriffen. Für die Herrichtung
der durch Verlegung dieser Anstalt in Charlottenburg frei
werdenden Räume zu Laboraioricn für Bau- und Maschinen-
Ingenieure sind als 1. Rate 120000 M. ausgeworfen. Für
ein Laboratorium für Verbrennung*- Motoren und Dampf-
Turbinen sind ebenfalls als 1. Kate 150000 M angesetzt
(dazu 167 300 M. für die Betriebs-Einrichtungen). Auf der
Schleusetiinsel in Charlottenburg soll ferner ein Labora-
torium für Wassermotoren errichtet werden, wozu 50000 M
als 1. Kate bereitgestellt werden. Für die neue Hoch-
schule in Breslau sind 350000 M. beantragt, davon 1. Raten
von 200000 M. bezw. 100000 M. für das Chemische In-
stitut bezw. ein Maschinenbau-Laboratorium. Aachen
begnügt sich mit 42 500 M., für Hannover sind zu reinen
baulichen Anlagen Mittel überhaupt nicht vorgesehen.
Es seien hier aus dem Ordinarium noch einige Ver-
änderungen des Lehrkörpers angeführt. Die Techn
Hochschule in Danzig soll im Herbst 1904 eröffnet werden
Es sollen zu diesem Zwecke 29 Professoren angestellt wer-
den und zwar 4 für Architektur, 6 für Bauingenieurwesen,
6 für Maschinen-lngenieurwcsen, 3 für Schiff- und Schiffs-
maschinenbau, 4 für Chemie, 6füralTgemcine Wissenschaften.
In Berlin sollen 4 neue etatmäßige Professuren geschaf-
fen werden und zwar je eine für elektrotechnische Kon-
struktionslehre, für städl. Tiefbau insbesondere Wasserver-
sorgung und Entwässerung 1 die bisherige Dozentur auf
diesem Gebiete bleibt bestehen), für Werkzeugmaschinen
und Fabrikanlagen, für Baukonstruktioiislehre in der Abt
für Architektur. Es soll ferner die Dozentur für die Ge-
schichte der Baukunst in eine etatmäßige Professur um-
gewandelt werden und außerdem wird die 2. Professur
für Physik zu einer Vollslelle gemacht.
Die Errichtung einer Vollprofcssur für städtischenTiefbau
ist eigentlich schon längst ein Bedürfnis gewesen Im Ver-
gleich zu dem stetig wachsenden Bedarf der Städte an
akademisch gebildeten Technikern ist dieses Gebiet un den
Techn. Hochschulen noch viel zu wenig gepflegt
Zur Errichtung von Gebäuden für höhere Lehr-
anstalten ist der Bedarf mit 0,98 Mill, M. in diesem Jahre
etwas geringer. Von dieser Summe entfallen 533000 M.
auf 1. Raten für den Bau eines Gymnasiums in Dortmund,
Krotoschin und Rastenburg (in Verbindung mit einer
Realschule), für ein Progymnasium in Nienburg a. W., für
so sein, denn die bloße Reaktion gegen die Vergangenheit,
die Erkenntnis der Unfruchtbarkeil derselben allein wären
nicht imstande gewesen, eine so gewaltige, so in die Breite
gehende Bewegung zu entfesseln; es mußten nicht nur
negative, es mußten auch positive Kräfte wirksam werden,
um so tiefe Umwandlungen in den Anschauungen und in
den Taten herbeizuführen.
Die Parallele zwischen dem Ideal Nictzsehc's und dem
Streben moderner Architekten liegt nahe, und die letzte-
ren durften stolz darauf sein, wenn sie in ihren Werken
ihre Verwandtschaft mit dem reinen Wollen des großen
Philosophen nachzuweisen vermöchten. Ich fürchte aber,
sie können es nur in wenigen Fällen
Ist in Nietzsche auch die stahlharte, fast grausame
Idee des Uebermenschen in der Person verkörpert, und
scheut er dabei auch vor keiner Konsequenz zurück, so
dient bei ihm die noch so hoch gesteigerte Person doch
stets der ganzen Menschheit. Nur in diesem Zusam-
menhang und nicht im schrankenlosen Genuß «1er Kraft,
im schrankenlosen Egoismus der Persönlichkeit will
er den Ucbernienscheii, und er würde die Verglcichung
mit denjenigen künstlerischen Epigonen unserer Tage, die
nur das liebe und doch oft so kleine Ich zur Geltung
bringen wollen, schroff zurückweisen
Dieses Ich, welches das Recht fordert, sich rück-
sichtslos auf seine Weise auszuleben, welches ebensowohl
jedes Resultat ernsten Ringens wie jeden Einfall der Laune
oder jede Frucht der zufälligen Stimmung als eine künst-
lerische Tat angesehen wissen will, ist, oder war wenig-
dic eigentlich treibende Kraft der neuen Zeit.
6 Februar 1904.
Mit dem Ausklingen der bewußt eklektischen Perioden
des 19. Jahrhunderts setzt dieses Bestreben ein, und wenn
man von gewissen Erscheinungen der Stilvcrmischung als
unerheblich für die weitere Entwicklung absieht, so ist
das Ende der 80er Jahre des 19. Jahrhunderts als die Ge-
burtszeit dessen anzusehen, was 'jetzt in der Architektur
sowohl wie in dem anschließenden Kunstgewerbe, in der
Literatur wie in Ausstellungen , im Atelier wie im bau-
lichen lieben unserer Zeit das merkwürdig neue architek-
tonische Gepräge gibt.
Die Ausgangspunkte und die Gesichtspunkte, von
welchen aus das Suchen nach einer neuen Kirnst betrieben
wurde, sind unendlich verschieden Sieht man aber von
gewissen Einzelerscheinungen ab und bctrachlrt man die
iiewegung als Ganzes, so ergibt sich als das allgemeine
Feldgesehrci der Ru(:
„Fort mil allen Stilen der Vergangenheit! Fort mit
jeder Tradition! Es lebe die neue, die natürliche,
die persönliche Kiinst'-
Revolutionen können nun aber nieht allein mit Nega-
tionen gemacht werden, sondern jeder Zerstörung muß
ein Aufbau folgen, und so war es auch auf dem (iebiete
der modernen Architektur. Aneli mit dem Anspruch, daß
das Gesetz der neuen Kunst allein in dem sub-
jektiven Etnpfi nde n des Einzelnen 7 11 >uchen sei,
konnte man vielleicht in anderen Künsten auskomme»,
niemals aber in der Kunst des Baues, die immer unend-
lich viel mehr der Aulgahe gegenübersteht dus Reale
zu ideal i sie ren, als der reine Ideale hinzust eile n.
vl'urlMUcnt »n( Sritr 651
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bauliche Herstellung an einem Gymnasium zu Neisse, für
ein Realgymnasium in Brie sc ri usw.
Von denfordasElcmentar-Unterriehtswcscnaus-
i
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Die Aufwendungen für Kunst und wissenschaft-
liche Zwecke sollen vorwiegend Berlin zu Gute kommen.
3730000 M. sind allein für den Ankauf des Graft. Arnim-
sehen Palais am Pariser Platz für die Zwecke der Aka-
demie der Künste angesetzt 1 Gcsamt-Summc 3820000 M ,
davon 3250000 M. Grunderwerb), 1 750000 M. als 2. Rate
für <len Neubau der Kgl. Bibliothek und der Akademie der
Wissenschaften, 700000 als 4 Rate für den Erweiterungs-
bau des Kunstgewerbe-Museum*, 458 100 M. für die Ver-
legung des Aeronautischen Observatoriums des Institutes
für Meteorologie Dasselbe kann inmitten <ler Großstadt
seinen Zweck nicht mehr erfüllen und soll etwa 60 ^™ Öst-
lich von Berlin, nach dem Kreis Storkow, verlegt werden.
Kür die Instandsetzung des alten Museums sind 176000 M ,
für Arbeiten im Vftlkermuscum 100000 M., für die Aus-
stattung der Saalburg 100 000 M., für die Wiederherstel-
lung der Marienburg schließlich 30000 M. ausgesetzt.
Us." Die Ausgaben der (Sau Verwaltung in Höhe von
14657400 M. (153607 M. weniger als 1903) gliedern sich
in folgende I lauptgruppen : Regulierung der Wasserstraßen
und Forderung der Binnenschiffahrt 4 792 700 M 1745000 M.
weniger als 1903), Verbesserung der Seehäfen und See-
schiffahrts Verbindungen 4667000 M. 11 47J 133 M. mehr
als 1903), Bau von Straßen, Brücken, Dienstgebfluden
5 197 540 M. (883830 M. weniger als 1903).
L nterden Ausgaben für die R c g u 1 i e r u n g d e r Wa s s e r-
straßen usw. sind wieder 1 137000 M. zur Nachrcculicrung
großer Ströme angesetzt. Bis einschl. 1903 sind für diesen
geworfenen Mitteln sind 3 Mill. M zu Reih ü I fen an bedürf-
tige Gemeinden für Kieme n t ar seh ul bau ten, 1 140230 M.
für Seminarbauten, 33BQS0M für den Bau von Dienst-
wohn -Gehau den für Kreis- Schulinspektoren bestimmt.
Zweck 17 Mill M. bewilligt worden. Als weitere Raten
zu angefangenen Arbeiten sind zu erwähnen 700000 M.
für den Bau zweier Schleusen bei Kürstcnherg, 300000 M.
für den Aushau der Stauwerke an der Netze usw. im
I.andeskulturinteresse, 300000 M. als Zuschuß zum Bau des
llolzhafens in Thorn. l"nter den neuen Ansätzen sind
103000 M als 1 Rate für einen Spreedurchstich bei Span-
dau zu erwähnen.
Unter den Summen für Seehilfen und Seeschiff-
fahrts-Vcrhindungensind j. Raten in Hohe von jooooaM ,
(nrVcrbcsserung der Leuchtfeuer und Seezeichen. 500000 M.
für Baggerzwecke für die Wasserbauinspektion Harburg,
320000 M. für Kaianlagen daselbst, 460000 M. fflr die Kr-
weiterung des Fischerei - Hafen* in Geestemünde und
Mill. M. für den Hafen von Emden. Die Gc*iimtkosten
für die dort auszuführenden Arbeiten sind auf 2897 750 M.
veranschlagt, von denen 1^370» M aut die Klebestellen
iisw . 1 340 750 M auf die Eindeichung des Watts im Lm-
(atige \on 300 1 entfallen. Das so gewonnene Land, das
landwirtschaftlich ausnutzbar ist, soll spateren
I lafenerweitcrungen dienen l 'eher den Verkehr in Kmden,
dessen rasche Zunahme als Begründung für die Forderung
angeführt wird, geben die Krläutrrungcn zum Etat folgende
Auskunft: Im Jahre 1900 betrug der Verkehr für Ein- und
Ausgang 786697 Reg ■<, 1902 nach Eröffnung des Außen-
halens 1 432084 Reg-' und in den ersten 9 Monaten des
Jahres 1903 bereits 1 425 246 Reg. •'. Eine Erweiterung der
Anlagen ist daher dringlich.
In der für Straßen, Brücken und Dienstgebäude
■»fordeten Gcsamt-Summc sind 2268000 M für Straßen,
Brücken, Fähren und 2929540 M für Dienstgebäude
bestimmt l'nter den ersteren Ausgaben ist eine 1 Rate
von 300000 M für eine Straßenbrücke Ober die Memel
bei Tilsit, unter letzteren ein Betrag von 223000 M für
neue Raulen. L'nter den fortzuführenden Bauausführun-
gen sind tu erwähnen: ;,sOooo.\l ibj 4. Rate (ui das Kcg.-
Gcbäudc in Potsdam, 400000 M als 4 Rate desgl. für
Koblenz, 400000 M als Rest- und Erganzungsratr für beide
Häuser des Landtages in Berlin, 250000 M als 3 Rate
für das Reg -Gebäude in Minden.
NV 11.
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Das Ordinarium der Hau Verwaltung sieht, wie der Sehlcuscninsel in Berlin ist die Stelle eines Reg.- und
alljährlich, noch bedeutendere Mittel für L'nterhaltungs- Baurates des Wasserbaues beantragt, und je eine fliegende
arbeiten vor und zwar insgesamt rd. 21,32 Mill. M., d. h. Stelle der beiden Fächer wird für Entwurfsarbeiten gc-
etwa 1,34 Mill. M. mehr als 1903. Daran nehmen mit fast fordert Ferner sollen 6 neue ständige Bauinspektor-Stellen
13 Mill. M. die Binnenhäfen, mit 5.22 Mill. M. die See- (je 3 für Hoch- und Wasserbau! in Merlin, Danzig und
häfen, Seeufer, Leuchtfeuer, mit 610500 M die Maricnwcrdcrbez.inArnsbcrg.Torgau.Ilafcnbauinsp.
Kanäle, Fähren, Brücken, mit 428 ip M die Dienst- Slolpmündc geschaffen werden, unter Einziehung von
gebäude teil. Für die Kosten von Vorarbeiten und 2 fliegenden Stellen. F"ür letztere werden 6 neu geschaffen,
Bauleitungen sind 1,55 Mill. M. angesetzt. •• ti also ihre Zahl um 4 vermehrt wird. Die Zahl der
Auch bezüglich der höheren Haubcamleu sind Bauinspektoren beträgt dann 604, von welchen 151 bei
einige Ergänzungen vorgesehen. Für das Ministerium Bauausführungen tätig sind 17 sind Maschinenbau- bezw.
ist die Stelle eines weiteren hochbautechnischcn Kates Maschinen-Inspektoren). Die Zahl der Regicrungs-Bau-
cingesetzt und für den 2. Leiter der „Zeitschrift für Bau- meister-Stellen wird von 232 auf 250, also um 18, vermehrt,
wesen", des „Zcntralhlattes der Hauvcrwaltung" und der Der Etat der Eisenbahn Verwaltung bleibt im»
„Denkmalpflege" ist die Stelle eines Keg.- u. Baurates be- schließlich noch als der letzte und bedeutendste zu er-
anlragt. Bei den Regierungen werden 6 neue Reg- u. örtern. Er schließt mit 101 320350 M für die einmaligen
Bauratstellcn gefordert unter Forlfall von 3 Bauinspcktor- außerordentlichen Ausgaben ab, ist also um 9657 350 M.
Stellen, und zwar sind vorgesehen je eine 2. Stelle für höher als im Vorjahre dotiert. Von der Gcsamt-Sunune
Hochbau in Danzig und Stettin, für Wasserbau in entfallen rd. 53,5 Mill. M. auf den Redarf der 21 Direk-
Bromberg. Für die wasserbauliche Versuchsanstall auf tionen. rd. 47,8 Mill.' M. auf^den Ze nlral f ond&
Zur Frage des Neubaues der alten steinernen Brücke über die Donau In Regeiuburg. Ansicht von ReRentburit mit der Bracke.
Es handelte sich also darum, leitende Grundsätze und Ge-
danken zu finden, und sie wurden gefunden.
Der Anteil, den die künstlerische Kritik an der
Aufstellung der neuen Ziele und deren Durchführung hat,
ist ein sehr großer und bedeutender. Die besten und geist-
reichsten Federn stellten sich mit warmer Begeisterung
in den Dienst der neuen Lehre, und sie konnten diesen
Feldzug um so unbeirrter beginnen, als nur wenige unter
ihnen die schwere Kunst eigenen Schaffens an sich er-
fahren hatten und daher auch mit leichtem Herzen von
dem durchlebten Jahrhundert unsäglicher, ehrlicher Arbeit
und Mühe Abschied nehmen konnten.
Zu den Grundgedanken, die man dem baulich künst-
lerischen Schaffen der neuen Zeit im allgemeinen unter-
zulegen versuchte, gehören: die Wahrheit, die Zweck-
mäßigkeit, die Logik, die Mate rialstilistik u. a. Diese
Grundzüge waren für alles bauliche Schaffen ehenso ge-
sund als — nicht neu; denn abgesehen von den Muster-
leistungen alter Stilperioden, die alle durch solche Grund-
sätze glänzen, hat die eklektisch-mittelalterliche Bewegung
im 19. Jahrhundert schon dieselben Grundsätze ausgespro-
chen und siegreich durchgeführt. Dcrl'nterschied der netten
von diesen Bestrebungen lag also nicht im Programm,
sondern in der subjektiven Erfüllung desselben
Natürlich gehört in das Programm der Neuzeit auch
— oder vor allen Dingen — die Schönheit, aber nicht
das Schönheitsideal eines ganzen Volkes, welches in frühe-
ren Zeiten durch gottbegnadete Menschen zur Tal wurde,
sondern ebenfalls das subjektive Schönheitsideal des
Einzelnen. Aber nach einer 10- bis 12jährigen Achtung
fordernden, großen Arbeit, vollzieht innerhalb der Bewe-
gung sieh schon eine Trennung, die Trennung der ernsten
6. Februar 1904.
und kunstbegahten Meister von den Manieristen, bei denen
es nicht auf Innerlichkeit, sondern auf äußere Mache
ankommt, und in denen sich gewissermaßen die Kinder-
krankheiten der Zeit ablagern.
Der Kampf der ernslstrebendcn und wirklich führen-
den Künstler mit den historischen Schulen ist leicht und
aussichtsreich, denn jene sind innig und diese sind .'-Ii.
und sie werden nach dem Gesetz alles Lebens die Erben
sein. Viel schlimmer und schwieriger ist der Kampf gegen
den leeren Troß, der sich an ihre Rockschöße hangt und
bei welchem die Negation, das Nichtkönnen und Nicht-
wissen allein die Berechtigung zum modernen Architekten
darstellt Ganz unzweifelhaft haben wir die besten Arbeiten
des heutigen Bauens vor uns bei den modernsten Auf-
gaben unserer Zeit. Zuerst im Bauingenieurwesen: in
der Erkennung der stilbildenden Kraft der Eisenkonstruk-
tionen und ihrer Glieder. Eine der gröbsten Sünden der
historischen Perioden war der Versuch, das Einen mit
einem historischen Mäntelchen zu umgeben, und die heute
bestehende l'nmöglichkeit, so etwas auch nur zu denken
und zu versuchen, ist ein Ruhmestitel in der Geschichte
der letzten fünfzehn Jahre. Dann bei denselben Aufgaben
die Anpassung des Steines an die Eisenkonstruktion, ge-
sucht in einer Ausbildung dieses völlig verschiedenen
Materials, die, weit ah von jeder historischen Reminiszenz,
es versteht, das eigentümliche und lebendige Spiel der
Statischen Kräfte nach außen sichtbar zu machen und
künstlerisch ausklingen zu lassen. Die hervorragendsten
Arbeiten dieser All ich verweise für Herlin auf viele
glückliche Lösungen an der Hochbahn - sind vielleicht
mit das Beste und Zukunftsreichste, was die moderne
Architektur geschaffen hat.
H
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Die Forder
sind, nach der
i. Kein a. Kh. ,
i Halle a. S. .
3. B«rlin . .
4. Emen a. R. .
- Alton* . . ■
Elberfeld . .
. Frankfurt 0. M
„. Kattowitz . .
q. KaAtel . . .
10. Hannover . ,
11. Erfurt
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ungen der <
Höhe der
- • ;w«w.
. . 5300000
■ • i "31 000
■ ■ 4"»3SP
• ■ .1 a S3 0o °
• 3 745™»
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■ • 3 537«>o
3313000
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einen Pirektions-Bezirl
mmc geordnet, folgende:
Ii Bml»u
13, Macdcbmg
14. Sl jol -
oh -SaarbrOf ken
'S-
10. Stettin
17. KAme>Wrg f. Pi.
■K Monster i. W. .
I« r*oWI> ...
I TJ5000
I »73«"
V»
470000
351 000
iy>ouo
Summa SJ4*»3y> M.
Zu dem Ansalze der Eisenb.-Pir. Mainz sei hier gleich
vorweg bemerkt, dafl dieser nur den preußischen Beitrag
umfaßt. Hessen selbst hat noch 3.21 Mill. M. aufzuwen-
den (darunter als weitere Katen 1 SlilL M. für den Haupt-
bahnhof Darmstadt und 0,9 Mill. M für die Hauptwerk-
statten daselbst).
Die Gesamtansprüche der ai Direktionen verteilen sich
in 45187330 M. für Bahnhofs-Erweiterungen und
Steflwerke, 4 3540000 M. füra.Glcisc, für 3. 11 4. Gleise
sowie Verbind ungsbahnen und 3925000 M. für Hoch-
und ßrückenbauten (erstere zumeist Werkstätten - An-
lagen). Die neu auftretenden Ausführungen machen
einen Gesamtbetrag von rd. 0,5 Mill. M. aus.
Im Einzelnen ist folgendes hervorzuheben: Altona
setzt als fernere Rate 3 Mill. M. für die Hamburger
üahnhofanlagen an. In Berlin werden die im Vorjahre
schon erwähnten Bauten fortgesetzt, darunter die Erwei-
terung der Görlitzer Bahn mit 1 Mill M An neuen
Forderungen sind hier 1,6 Mill. M. vorgesehen, darunter
600000 M. für die Hochlegung der Bahnstrecke Po ts da tu -
Wildpark, aoocoo M. für die Erweiterung des Güter-
Bahnhofes Wilmersdorf -Friedenau der kingbahn,
300000 M. für Brüekenverstärkungcn usw. Breslau setzt
500000 M. als 1, Rate für die Erweiterung des Bahnhofes
Görlitz an, Kassel 900000 M. für die Verbesserung der
Strecke Leinefelde-Tre vsa. Köln fordert je 1 Mill. M
für die Fortsetzung der Erweiterungsarbeiten der Balm-
höfe in Neuss und Rheydt, ferner für den Rangicrbahn-
hof Kalk- Nord. Für Daiizig ist eine i. Rate von 700000 M.
für den Bau 3. u. 4. (»leise zwischen Pirschau-Marien-
burg vorgesehen. Elberfeld setzt seine angefangenen
Bauten in Schwerte. Vohwinkel. Opladen, M nlhcim
a. Rh. fort, Erfurt die Erweiterung des Bahnhofes in
Eisenach, Essen a. R. mit 1.4 Mill M. den Bau des
Hafenbahnhofes südlich von Meiderich und den Bahn-
hof Gelsenkirchen. Frankfurt a. M braucht 1 Mill M.
zu den Fnrtselzungsarbeiten am Bahnhof Wiesbaden") und
weitere Raten für den Neuhau des Pircktions- Gebäudes
in Frankfurt selbst und für die Bahnhofe in Bebra und
Homburg v. d. H. Halle a S. hat die große Aufgabe
der Umgestaltung der Bahnhofanlagen in Leipzig*)
(soweit diese Preußen zur Last fallen) und der anschließen-
den Bahnstrecken durchzufahren. Für erstere Zwecke
werden weitere 3 Mill. M., für den erforderlich werdenden
Rangierbahnhof bei Wahren weitere 1.5 Mill. M. gefordert.
Ueber das gesamte bedeutende Unternehmen gibt der an
km vorgesehen, davon 1 1 74^ km
mit eisernen Schwellen.)
•) Veijl. die au«fahrlk hen Mittrituni;«« .Ulirj, loxr« Seite 3B
anderer Stelle unseres Blattes schon teilweise erschienene
Artikel näheren Aufschluß. Für Hannover sind 1.5 Mill.
M. als 1. Rate für die Umgestaltung der Bahnanlagen zwi-
schen Lehrte und Wunstorf vorgesehen. Auf die
übrigen Einzclposten einzugehen verbietet uns der Raum.
Aus dem Zcntralfonds sind 25 Mill M. zur Ver-
mehrung der Betriebsmittel ausgeworfen und zwar
ist die Beschaffung von 150 Lokomotiven, 310 Personen-
und 3000 Gepäck- bezw. Güterwagen in Aussicht ge-
nommen. Es sei liier gleich erwähnt, daß im Ordinarium
für den gleichen Zweck 64 Mill. M. (d. h. io.8 Mill. M.
mehr als 1903) angesetzt sind, aus welchen 530 Lokomo-
tiven, 680 Personenwagen, 7000 Gepäck- und Güterwagen
beschafft werden sollen. (Für die gewöhnliche Unter-
haltung und Ergänzung der Betriebsmittel werden noch
94.8 Mill. M. erforderlich.) Für die raschere Herstellung
schweren Überbaues auf den wichtigeren Strecken
sind, wie im Vorjahre, 15 Mill. M. verlangt. (Im Ordinarium
ist die Erneuerung von 2ao7.98 k '
mit Ilolzschwellen, 1033,48 km
Für elektrische Sicherungsanlagcn auf der
Strecke werden weitere 2,3 Mill. M. ausgeworfen. Insge-
samt sind seit 1894,95 f« 1 " diesen Zweck 10,3 Mill. bewilligt
worden. Als letzte Rate für Weichen- und SignalstelT-
werke sind ferner 1 Mill M. vorgesehen, Für die Durch-
führung dieser Arbeit waren seit 1878/79 imganzen 24,8 Mill.
M. bewilligt. Die späteren Arbeiten sind unter den bezüg-
lichen EinzclansaUcn zu verrechnen. Ebenso wird eine letzte
Rate von 600000 M. für Ausf ahrtssignalc eingestellt
Für Dienstwohngcbäude für minderbesoldetc
Beamte in den Grenzgebieten sind rund 1 Mill. M. vor-
gesehen. Seit 1900 sind zu diesem Zweck 6 Mill. M. zur
Verfügung gestellt worden.
Auf einzelne im Ordinarium angesetzte Mittel haben
wir schon hingewiesen. Insgesamt sind dort für bauliche
Aufgaben 347.5 Mill. M. ausgeworfen, davon 188,7 ,ur dic
Umgestaltung, Erneuerung und Ergänzung der baulichen
Anlagen, 158,8 Mill. M. desgl für die Betriebsmittel und
maschinellen Anlagen,
Ueber den Zuwachs der Bahnlängen gibt der
Etat in seinen Erläuterungen (olgenden Aufschluß:
Es betrug am Schlüsse des Etatjahres 1902 die Ge-
samtlänge der auf Rechnung der preußisch- hessischen
Fiscntjahngcincinschaft betriebenen Bahnen:
32 050,20 km ,
dazu > 266.41 „ für bis Ende März 1903 fertig gestellte
33 316.61 «» bzw dcm Betrieb zu übergebende,
ab 9,6» „ für Verkürzungen
33306.97 k "''
Im Etatsjahr 19a! werden dann voraussichtlich noch
weitere 645,10 km dem Betrieb übergeben werden können,
sodafl die "iJlnge der «lern öfleritlichen Verkehr dienenden
normalspurigen Eisenbahnen Ende 1904 betragen wird
33952.07*», Pazu kommen noch i37,o k ">.Nchmalspurbahnen
im Pircktionsbczirk Kattowitz, die an einen Unternehmer
verpachtet sind. 48 k» im Pir.-Bcz. Erfurt, sclueßlich noch
391,061» Anschlußbahnen für nicht öffentlic hen Verkehr. -
Außer den vorstehend zusammengestellten etatmäßigen
In zweiter Reihe bietet das moderne Warenhaus, über-
haupt das großstädtische Geschäftshaus ein glückliches
Uebungsfel<r für neue Ideen, das in den notwendigen
Minimalstärkcn der Pfeiler, der erforderlichen organischen
Verschmelzung von Eisen, Bronze und Stein, den kühnen
Konstruktionen, um Raum, Platz und Licht zu gewinnen,
seine großen Schwierigkeiten, aber auch seine dankbarsten
und modernsten Aufgaben findet Kein Verständiger, auch
der überzeugteste .Moderne nicht, wird zugeben können,
daß hierbei schon eine Vollendung erreicht ist; noch harrt
dabei eine Reihe künstlerischer Schwierigkeiten, u. a. dic
Versöhnung der meist ülrcrm.lfJig stark betonten Vertikalen
mit den Horizontalen des schützenden Daches, der Lösung;
aber anderseits ist das, was hierin kurzer Zeit geschaffen
wurde, so viel, so tüchtig und in seiner formalen Behandlung
s.> neu und der neuen Aufgabe oft so glücklich angepaßt,
wie es das vergangene Jahrhundert zu leisten nicht im-
stande gewesen wäre.
Einen weiteren Ruhmestitel bilden die Losungen vieler
öffentlicher Denkmäler architektonischen Charakters Pas,
was wir Baumeister stehon bei der Errichtung de» Nicdcr-
walddenkmales vergeblich anstrebten: die Hei Stellung eines
vorwiegend architektonischen Werkes, da- schon durch
seine Massen die Aufgabe, ein weithin sichtbares Er-
innerungszeichen zu sein, erfüllen »olltc und dessen gc-
danklicher Inhalt sich in diskreter Wci-e erst den Nahe-
kommenden kundgibt, das war leider damals noch nicht
zu erreichen; und wenn wir durch unsere macht- und
kraftvollen Eiiiincrungsbauten auf dem Deutschen Kck,
66
auf dem Kyffhäusrr und der Porta Wcstphalica u a., wenn
wir durch'die rein symbolischen Bismarcksäulen hindurch
bis zu einer Denkmalbehandlung der Bismarckidee kommen
konnten, wie «ie das Hamburger Werk zeigen wird, »o
ist das ein solcher Fortschritt, daß wir eine befruchtende
Macht eines neuen Geistes ohne Einschränkung anerkennen
können. Von diesen Hohen des modernen Schaffens, dic wir
älteren Baumeister, welche die Lasten des 19 Jahrhunderts
getragen haben, neidlos anerkennen, steigen wir meines
Erachten* allerdings herab, wenn wir uns anderen Ge-
bieten zuwenden.
Ein Tummelplatz für die nicht sehr verantwortliche
Augenblickskunst boten die Ausstellungen der letzten Jahre,
wahrend der grossen Pariser Weltausstellung 1900 noch ein
historisches, wenn auch phantastisch erweitertes Gewand
anhaftete. Bei diesen neuesten Ausstcllungshauteii war
viel Phrase und ausserhehe Mache; daneben aber auch
Versuche von wirklich ncubildcndcr Kunst, du- bei diesen
Gelegenheiten imstande waren, ihre Wirkungen und ihren
Wert zu erproben.
Wir müssen wohl auch noch herabsteigen, wenn wir
uns der eigentlichen Liebling-aufgabe der modernen Bau-
kunst, dem hürgcrl i c he 11W0I1 11 ha us e, zuwenden. Wenn
hier durchweg der Anspruch erhoben wird, daß dasselbe
nicht wie ein ircindes Gewand aussähe, welches man den
Menschen anzieht, sondern wie die naturgemäße Beklei-
dung der Bewohner, »u glaube ich — in aller Bescheiden-
heit - daü 111.111, um dieses Ziel wirklich zu erreichen,
noch einen weiten Weg zurücklegen 11111Ü Das bürger-
No 11.
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Ansätzen für bauliche Aufgaben sind noch eine Reihe be-
sonderer Vorlagen in Aussicht gestellt, die wenigstens
einen Teil der früheren großenwasserwirtschaftlichcn
Vorlage ausmachen, so vor allem Mittel zur Bekämpfung
der Hochwassergefahren, namentlich in Schle-
sien, für die Herstellung eines Großschiffahrtsweges
Berlin-Stettin und wenigstens für einen Teil des Mittel-
landkanäle», nämlich für die Herstellung der Teilstrecke
vom Rhein bis Hannover bezw. bis zur Weser. Das
wichtigste Stück, von Hannover bis M agdeburg, ist in
der in Aussicht gestellten Vorlage ausgeschaltet. Die Ver-
bindung des Westens mit der Line und weiterhin mit der
Rcichshauptstadt wird also nicht erreicht. Immerhin würde
auch dieses Teilstock eine wesentliche Verbesserung
unseres Wasserstraßennetzes bedeuten und nach unserer
l 'cberzeugung die Fortsetzung bis zur Elbe schließlich
doch nach sich ziehen müssen. Falls also nicht eine Ab-
lehnung der verstümmelten Vorlage durch den Landtag
erfolgt, so sind auch der Wasscrbauverwaltung auf Jahre
hinaus wieder bedeutende Aufgaben gestellt. —
Zur Frage des Neubaues der alten steinernen Brücke Uber die Donau in Regensburg.
(Hin /u Air v,-,,|<ti in g auf S. »j)
Donau-Brücke in der alten Reichsstadt Regensburg, die
in den Jahren 1135 1146 unter der Regierung des bayeri-
schen Herzogs Heinrich des Stolzen an Stelle einer
alten Schiff- oder Holzbrückc errichtet wurde. Schlicht
in ihren Formen, fast ohne jeden künstlerischen Schmuck,
paßt sie sich mit ihren wuchtigen Pfeilern, ihrem leicht
geschwungenen Grundriß und ihrem scharf gebrochenen
Längenprofil doch so trefflich in das malerisch - schone
Slädtebild ein, daß ihre Umgestaltung oder Beseitigung als
ein schmerzlicher Fingriff empfunden werden muß, der
nur dann berechtigt erscheint, wenn dringende, unabweis-
bare Forderungen des Verkehrs bei einer Erhaltung des
Kauwerkes ihre Befriedigung nicht mehr finden können.
Wie bekannt, geht die bayerische Regierung mit dem
Plane eines vollständigen Neubaues der Brücke um, da
das alte Bauwerk dem Verkehr zwischen der Altstadt
Regensburg und der neuen Vorstadt Stadtamhof nicht mehr
genügt, da es mit Rücksicht auf Hochwasser- Abführung
und Eisgang eine stete Gefahr für die niedrig gelegenen
Stadtteile bedeutet, vor allem aber, weil es ein fast un-
überwindliches Hindernis für die Schiffahrt bildet. Bei
einem Ausbau der Donau als Großschiffahrtsweg mit einer
liehe Wohnhaus und seine dem Bewohner anzupassende
Erscheinung war schon das bewußte Streben der histo-
rischen Periode. Am spätesten in Berlin, wo die ange-
nehme Etage herrschte und wohl eigentlich noch herrscht,
viel früher in Hamburg, Bremen, Kopenhagen; vor allem
in London wurde dasselbe Ziel erstrebt und man durfte
auch wohl seinerzeit zumteil den Anspruch erheben, es
erreicht zu haben.
Ob mit weniger oder mehr Recht wie heute, wer
will das entscheiden? Früher mußte die Familie gotisch,
renaissance oder barock zu leben sich bequemen, und
heute muß sie auch wohl meist ohne eigenes Empfinden
und inneren Drang sich den modernen Stil in Wohnung
und Gerät gefallen lassen.
I "nzweifelhaft ist aber das Bedürfnis gewachsen, das
eigene Heim zu besitzen und e» mit der Kun^t unserer
Tage zu schmücken, und ist dies als ein Verdienst der
modernen Baukunst zu betrachten, (0 darf sie mit Genug-
tuung darauf hingehen, aber sich darüber doch wohl kaum
einer Täuschung hingeben, daß hier nicht die Wirkung der
Kraft neuer Gedanken allein, sondern in weit höherem
Grade die — Mode mitspricht.
Das Aeußere des modernen bürgerlichen Wohnhauses
zeigt, wie vielleicht kein zweites Gebiet, die unendliche
Subjektivität der Zeit, nicht der Bewohner, das wäre •-ehr
ideal, sondern der Baumeister. Von dem kokett Maleri-
schen bis zum absichtlich Nüchternen und Trivialen ist
jede Nuance vertreten. Soweit dabei die Beseitigung der
historischen Formen infrage kommt, kann man, wie ich
Verbindung durch den Donau-Main-Kanal zum Rhein, dem
Endziele der wasserwirtschaftlichen Bestrebungen inBavcrn,
würde die Brücke geradezu als eine Sperre wirken, deren
Oeffnung eine Vorbedingung für den ganzen Plan ist
Wenn auch mit Bedauern, so wird man sich aber doch
der Einsicht nicht verschließen können, daß das Bauwerk
in seiner jetzigen Form nicht erhalten werden kann, daß
seine Tage gezählt sind.
Die alte Brücke überschreitet die durch die Inseln
Oberer und Unterer Wörth in zwei Arme gespaltene
Donau zwischen den beiden nur durch eine schmale Laml-
zunge zusammenhängenden Inseln, oberhalb der Einmün-
dung des Regen-Flusses, mit 15 Wölbungen Durch eine
vom Oberen Wörth stromabwärts vorgestreckte I~andzunge
wird das imganzen rd. 300 m lange Bauwerk in 3 Teile
geteilt, deren Oeffnungcn zwischen 10,45 bis 16,70 Licht-
weite schwanken. Die 14 Pfeiler besitzen Stärken von
5,85 bis 7,43 °» und sind auf Stcinschüttungcn gegründet,
die als schmale Inseln (Vorbcschlächtc) zum Schutz gegen
Unterspülung noch weiter stromauf geführt sind. Nahezu
70% der gesamten Strombreite werden auf diese Weise
in Anspruch genommen. Diese starke Profilverengerung
bedingt natürlich einen erheblichen Aufstau oberhalb der
Brücke und erzeugt ein Stromgefälle, da-- selbst von Dampf-
schiffen bei der Bergfahrt nur schwer überwunden wer-
den kann, während bei der Tallahrt größte Vorsicht ge-
boten ist, um einen Anprall an den Pfeilern zu vermeiden.
1 'aß letztere für die geregelte Abführung des I lochwassers
und desEises ein bedenkliches! lindernis bilden, ist begreifl ich.
Auch für den Straßenverkehr ist die jetzige Brücke
mit knapp 8 m Gesamtbreite zwischen den Brüstungen,
wovon 5 m auf den Fahrdamm entfallen, nicht mehr zu-
reichend Die Regierung hat nun 2 Entwürfe für einen
vollständigen Neubau aufgestellt, einen solchen in Stein
und Eisen, dessen Kosten nach dem Voranschlag mit
2 730000 M. abschließen, und einen vollständigen Massiv-
bau mit 3250000 M Ge»amtkosten. Ob die Frage eines
Umbaues, also einer teilweisen Erhaltung des alten Bau-
werkes, näher geprüft wurde, ist uns nicht bekannt
Die Linienführung, welche sich den jetzigen Verkehrs-
Bedürfnissen anpaßt, ist bei beiden Entwürfen die gleiche.
Auf der linken Seile wird die Verlängerung der Haupt-
straße von Stadtamhof als Brückenachse beibehalten, wäh-
rend auf dem rechten eine Verschiebung stattfinden toll,
glaube, auch hier uneingeschränkt loben; was dagegen die
subjektiven Ausdrucksmittel anbelangt, das willkürliche
Durcheinander von Stein, Putz und Fachwerk, ohne jede
innere oder äußere Notwendigkeit, die Ansätze monumen-
taler Bauweise mit Ausklängen spielend dekorativer Kunst
u. a . w ist dies, wie man annehmen darf, noch kein end-
gültiger Ausdruck der Zeit. Ebensowenig wie das Nach-
ahmen englischer oder amerikanischer Häuser oder llaus-
tcilc mit ihren absichtlich roh gehaltenen Steinmauern,
Blockhausformen, flach gerundeten Erkern usw. als Zu-
kunftstypus für das deutsche Heim mit seinen unendlich
anderen Bedürfnissen, die auch einen anderen Ausdruck
fordern, angeschen werden kann
Sehr schwer wird es mir, über das Innere des moder-
nen Hauses objektiv zu sprechen, welches im allgemeinen
uns Aelteren gegenüber der Stilromantik des ig Jahr-
hunderts nüchtern erscheint Nüchtern und kahl, vielleicht
aus dem Wunsch nach Gegensätzlichkeit, wohl aurh aus
Ratlosigkeit und aus Mangel jeder Ueberliefcrung, viel-
leicht auch aus der Absieht, die sehr wünschenswerte
Einfachheit des Lebens symboliseh darzustellen. In den
früheren Zeiten galten warme, stimmungsvolle Gemächer
mit dunklem Getäfel und vollen, satten Wandtönen als
behaglich; heute sind Dissonanzen, kalte, hart gegenein-
ander gesetzte Farben, schlichte weiße oder modern
rehefierte Stuckdecken, oder absichtlich im Material roh»
gehaltene llolzdecken, mangelnde oder kurze Vorhänge,
verbunden mit einer Ausstattung durch Möbel, welche
uns wenigstens eist au) den ersten Stufen einer künstle-
6 Februar 1904.
''7
sodati die Verlängerung der Straüe am Krauterer- Markt
die B rücken richtung bestimmt. Dazwischen wird eine
Krümmung von 150 m Halbmesser eingelegt. Der bisher
da*. Brückenende bezeichnende Goliath •Turm fallt also
nicht mehr in die neue Achse. Im übrigen geht es ohne
einige weitere Eingriffe in den Stadtplan nicht ab.
Bei dem Plan mit teilweise eisernem l'cbcrbau ist
der mittlere Teil der Brücke zwischen den beiden Donau-
armen in massiver Wölbung geplant (4 Ocffnungen zu je
23.55™' T>cr nordliche Donauarm soll in einer Ocffnung
von loa"", der südliche mit einer solchen von 93 mit
über der Fahrbahn liegendem Bogen überspannt werden.
Die Oesamtlichtweite stellt sich dann auf 389,2 m gegen-
über 214,5a m bei dem jetzigen Bauwerk. Die Brücke soll
7,5 m Fahrbahnbreite erhallen, während die ausgekragten
Bürgersteige je 3" breit werden sollen. Die Steigungen
würden r<T 1 : 45 und 1 : 33 auf der Kegensburger Seile
bezw. am linken L'fer betragen.
Eine ganz massive gewölbte Brücke mit 6 Oeffnungen
würde eine etwas geringere l.ichtweite von 287 nl erhalten.
Es sind dabei 2 Oeffnungen von je 43,5°' für den nord-
lichen, je 2 von je 50" l.ichtweite für den mittleren Teil
Vermischtes.
Die 45. Hauptversammlung des „Vereins deutscher Inge-
nieure" findet vom 6 - 8. Juni 1904 in Frankfurt a. M. statt.
Preisbewerbungen.
Ein Wettbewerb der Gemeinde Tegel betrifft Entwürfe
für eine Fahrkarten •Verkaufshallc, eine Bedürfnisanstalt,
Schilder für Dampfer- Anlegestellen, einen I.ageplan zur
Aufstellung dieser Gebäude, einen Plan für die Anordnung
der Wege zu den Anlegestellen und zu den Anpflanzun-
gen auf dem 1'fergelände am Tegeler .See. Es gelangen
3 Preise von 250. 150 und 100M. zurVerteilung. Frist to.März
d. J. Unterlagen gegen 2 M , die zurückerstattet werden. ---
Für einen Monumentalbrunnen auf dem Melanchton-
platte in Nürnberg sollen die Entwürfe auf dem Wege
eines Idcenwettbcwcrbcs unter in Bayern wohnenden
oder dort beheimateten Künstlern beschafft werden, Frist
3t. Mai 1904. 3 Preise von 700, 500 und 300 M. Unter-
lagen kostenfrei durch den Statmagistrat von Nürnberg. —
Chronik.
Ein neues Realgymnasium In Friedrichshagen wird na. h
dem Entwurf der Architekten Jürg einen & Bach mann in Berlin
errichtet. Die ßausumme betrügt sBoooo M.
Ein neues Residenttheater In München für intime Ver-
stellungen gedacht, ist an der Prinzregenlcri StraOe in der Nahe
iles Nationaimuseuins geplant, da die Verhältnisse des allen Kcsidcn/-
theaters zwischen Hofihealcr und Residenz im Falle einer Panik
nicht die nötige Sicherheit bieten. —
Die Freilegung der Sphinx bei den Pyramiden von Gizeh
ist, wie au« Kairo berichte« wird, durch eine englische Gesellschaft
geplant, an deren Spiue Charles Buyle «lebt. —
St. Josefsklrche in Braunschwelg. Am ao Dez. v. JV wurde
die neue, nach dem Entwurf des Hrn. Brt- Herzig in Hildeshcim
der Brücke und den südlichen Arm geplant. Die Steigtmgs-
Verhältnisse werden etwas ungünstiger. Sie stellen sich
auf rd. 1 : 35 auf der Kegensburger Seite, gegenüber aber
auf 1 : 20 (TalN diese den Tagesblattem entnommene An-
gabe tatsächlich richtig ist).
Wenn auch die Rücksichten auf Verkehr und Kosten
vielleicht mehr für den Entwurf mit teilweiser Ausführung
in Eisen sprechen, so möchten wir doch der Hoffnung
Ausdruck geben, daß trotzdem ein Massivbau zur Aus-
führung kommen wird und zwar in einer Gestaltung,
die sich ebenso schlicht und anspruchslos in die Um-
gebung einpaßt, wie das bei dem jetzigen Bauwerk der
Kall war. Eine Brücke mit eisernem, über der Fahrbahn
liegendem Ucbcrbau würde dagegen ein fremdes Moment
in das Städtebild tragen, dessen malerischer Eindruck da-
durch unzweifelhaft schwere Einbuße erleiden würde.
Die Zahl malerischer alter deutscher Städtebilder ist nicht
übergroß, Möge man sich daher bei jedem Eingriff vor
Augen halten, wie weit sich die Erfüllung zwingender
Verkehrs-Bedürfnisse mit einer möglichsten Erhaltung des
Vorhandenen vereinbaren lallt
Fr E.
ausgeführte St. Josefskirche in Braunsrhweig, eine gewölbte Basilika
in frQhgouscheia Backstrinslil für 1600 Kirchgänger, in Gebtauch
genommen. —
Kanalisation von Saarbrücken. Für die Stadt Saarbrücken
ist vom Ingenieur - Bureau Unna Nacbf. in Köln der Entwurf fnr
die Kanalisation ausgearbeitet worden. Die Uausumme betragt
etwa t 000 000 M. —
Eine Ausmalung des Reprlsentationssaales des alten
Domprobsteigebaudes XU Halberstadt erfolgt nach den Ent-
würfen de« Millers 0. Karloesius in Berlin. —
Eine Gottfried Semper- Ausstellung in Kamburg veran-
staltete da* dortige Kun«tgewcrbe-MuM.-um. Sie enthielt last das
gesamte Lebenswerk des Meisters, von seinen ersten Anfangen an
bis zu den Monumentalbauten Wiens. -
Freilegung des kgl. Schlosses In Königsberg In Pr. In
Königsberg i l'r. werden die Neubauten zur Krcilegung des kgl.
Schlosscs nach dem s Zt (vergl. Dlsche flauztg vom 5. Sept. 1903)
in einem öffentlichen Wettbewerbe mit dem I Preis ausgezeich-
neten Entwurf des Architekten Jos Kranke zu Gelsenkirchen und
unter denen Leitung amgefdhrl. —
Brief- und Fragekasten.
Anfragen an den Leserkreis.
Welche Ei fatirungen sind in dem in Nu. 6a, Jahrg. 1903 der
.Deutschen IJauzeitunj;' bc>|>io< licn-.i .Wach« iizroetall' ge-
macht worden ? — K. G in U
lr.hait; lljr Atbrilrthril-UKm (Ii i l-litl<l--vViT-i< limitt^-anMAll Berlin
lici Ürclitz. - Llas H-,uwr%i-n im rreurjuschrn Huatsruuihall (Qr das Vcr-
WiltiliiZ^juhr 1904 (s.hhiti). — Da- Moderne in dir Atcililrktur drr .Neu-
heit iSrhluSl. — Zur Kra^r dl« NYubaue» di r alten tu-ilirrorll Hlfl.kr fllKT
die Donau ut Ki-i;rii0.uij — VnniKihlr«. Plrisbewrrbtnigen. — CbnimL
— Brief- und Kragi-kasten.
Hierzu eine Doppel-Bildbeilage: Die ArhcitcrhcilstäUen der
I.andcs-Versichcrungsanstalt Berlin bei Beelitz.
Vertag der Deutschen Rsuzxllung. G. m. b. II Berlin. Für dt« Redakaoo
Yrrsi.l-.ord- Albert Hofmsrin. rJerUn Druck von Wilh- Gre»e, Berlin.
Tischen Neubildung zu stehen scheinen, das Ideal eines
bürgerlichen Zimmers.
Manegen entstellt unzweifelhaft aber auch beim städti-
schen bürgerlichen Wohnhaus, insbesondere dem gewöhn-
lichen Miethause, der modernen Kunst ein Ruhmestitel aus
der Bekämpfung der historisch sich gebenden Gips- und
.Stuckarchitektur und aus der an die Stelle tretenden künstle-
rischen Ausbildung des Putzbaucs als solcher, und
solche Taten durften wertvoller, wichtiger und zukunfts-
reicher sein, wie viele andere mit großer Reklame insWerk
gesetzt« - , künstlich und gewalttätig modern sich gebende
Schöpfungen, denen eine gesunde Grundlage mangelt.
Zu den Gebieten, auf welche die moderne Architektur
erst im Werke ist, größeren Einfluß zu gewinnen, gehören
Rathäuser und andere öffentliche Gebäude, ebenso die
Kuchen. Die enteren verhalten sich der Bewegung gegen-
über noch zurückhaltend, weil die Verantwortung gewöhn-
lich von Behörden oder vielköpfigen Vertretungen ge-
tragen werden muß Die Kirchen stehen bis heute noch
zu sehr unter dem EinfluU der historischen Vergangenheit,
die hier schwerer zu erschüttern ist als hei Aufgaben moder-
nen Lebens, welche keine l 'eberliefei ung kennen. Was
angestrebt wird, um auch dieses Reich zu erobern, sieht
vor der Hand noch meist auf dein Papier und k' •111:111
wohl auch, mit dem wohlwollendsten Auge betrachtet,
kaum über den Versuch hinaus, wobei wuchtige, ge-
waltige Massen, effektvoll verteilte llcünungcn und ein
das Mystische anstrebender Gesamteindruck ihr» gewohnt
Kirchliche der Tradition ersetzen sollen
Wenden wir uns zum Schiuli der A 11 - - 1 at 1 11 n g der
Mauser, dem Mobiliar, zu. so können wir mit einem
68
großen Verdienst des modernen Schaffens beginnen. Ein
solches Lst unbestreitbar hier vor allem die Vernichtung
der historischen A reh itckt Urformen am Mobiliar
und, zunächst England folgend, die Ersetzung derselben
durch einen Formalismus, der sieh aus dein Material und
der Konstruktion, mit einem Wort aus der Tischler- und
Bildhauerkunst, von selbst ergibt.
Ware dieser so einfache, natürliche und gesunde Vor-
gang das leitende Prinzip geblieben, verbunden mit wirk-
licher Zweckmäßigkeit und wirklicher Bequemlichkeit,
so konnten wir auch hier sagen: „Hut ab vor der mutigen,
befreienden Tut'." I.eulcr ist es nicht ganz so; auch
hier hat das Schweifende des subjektiven Empfindens,
die Sucht nach Originalität und dem sich zur Geltung
Bringen mehr i'nrciles. Unlogisches und Unpraktisches
geschaffen, wie da-. Gegenteil, und dem Material, na-
mentlich dein Holz, eine Gewalt angetan, die wohl aus
der veivollkoniniiieteren Technik zu erklären, aber künst-
le 11 sc h schwer zu rechtfertigen ist
Soviel sieht lesi; die moderne Ai ehitektiir-Bcwegung
in ihrer Gesamtheit, 111 ihrem Wollen und ihren bebten
Werken stellt eine groliartigeT.it dar, die sich den frucht-
barsten Perioden kim-U-ri-elu n Schaffens in dei Geschichte
wohl vergleichen lä'.H.
Wir »telien als unverantwortliche Mitlebcinle der tiefen
künstlerischen Erregung unserer Tage, die weitere Ent-
wicklung abwartend, gegenüber, Der einzelne Mensch, der
einzelne Künstler vermag nicht, sich dem rollenden Rade
der Zeit entgegcnziisteiiinien, und wenn er noch so sehr
von der Notwendigkeit de- Widerstandes nbcr/ctigt ist." -
Job Oizen.
N« n
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N2: 12. BERLIN, DEN 10. FEBR. 1904
Die Arbelterhellstätlen der Landea-Verslcherungianitalt Berlin bei Beelitz. Werkatalt-Gebaude und Kegelbahn.
Architekten: Schmieden St Borth kr in Berlin.
Die Ausführung des Empfangs -Gebäudes des Hauptbahnhofes in Hamburg, insbesondere die
Gründungsarbeiten.
(Nach einem Vortlage des Hrn. fäsenb -Bnuinnp. Ernit Hoeller, gehalten im Arrhilcktrn- und Ingenieur- Verein iu Hamburg).
l*jsVer Plan (Cr die Ausgestaltung des I Iauptbahnhof-
HMj Gebäudes in Hamburg ist jetzt soweit gediehen,
fe— ' - daß sieh Ober dieselbe nähere Mitteilungen machen
lassen. Eigentümlich und fast ohne Vorbild ist für den
Hahnhof die tiefe Lage der (.Heise zu den umgehenden
Straßen. In Harburg ist allerdings schon eine derartige An-
lage vorhanden, doch kann diese sowohl hinsichtlich ihrer
Größe als auch bezüglich des durch sie zu bewältieendrn
Verkehres nicht mit dem Hahnhof in Hamburg verglichen
und nicht als Vorbild für die monumentale Ausgestaltung
dieses Hauwerkes herangezogen werden. Aehnhche Ver-
hältnisse wie bei dem Hamburger Hahnhof liegen bei dem
Hahnhof am Quai d'Orsay der Orlcans-Bahn in Paris
vor, jedoch Ist dieser eine Kopfstation und bietet des-
halb für die architektonische Behandlung nicht die glei-
chen Schwierigkeiten.
Eine ästhetische Wirkung ist bei dem Hauptbahnhof in
Hamburg wegen der fehlenden Höhe - die Bahnsteige und
somit auch die Füße der Bahnsteighallen - Binder liegen
6 bis 7,5 m unter der Straßrnoherkante - sehr schwer zu
erreichen. Erst durch eingehende Studien ist es gelungen,
einen nach dieser Kichtung befriedigenden Entwurf /u
erlangen. Her Grundriß, welcher schon längere Zeit fest-
steht, ist sowohl hinsichtlich der Bedürfnisse des Hetriebes
als derjenigen der Reisenden zweckmäßig, übersichtlich
und weiträumig gelöst
Hie Halle erhält eine Ijlnge von 140 und eine Breite
von im™; sie ist überdacht durch einen mittleren Bogen
von 7* m Spannweite und 35 m Höhe, s, (W ic durch zwei
Scitenhallen von je 30,5 m Hreite, welche in mehrere Quer-
schiffe geteilt sind, deren Achsen senkrecht zu den Achsen
der Haupthalle stehen. Die Breite der Querschiffe ent-
spricht der Bindcrtrilung der Haupthalle, sie ist infolge
der nach einem Halbmesser von 900 m gekrümmten Ach-e
der mittleren Halle verschieden groß und beträgt an der
Seite des Glockcngicßcrwallrs 14,5"', an der Seite der
Kirchenallee 16,5 «
Hie aus dem Wettbewerb für den Hauptbnhnhof her-
vorgegangene Form der Halle lehnt sich an diejenige der
groß« 11 Maschinenhalle .»ist ilei 1'ariserW clt-Ati-stellung '• "'"
Jahre 1880. an, doch hat man in Hamburg durch Anord-
nung der Scitenhallen eine gute t'ebertragung des Wind-
druckes auf die beiderseitigen l.andfcstcn erreicht Mit
den vorerwähnten Abmessungen wird die Halle die größte
von allen Bahnhofshallen Deutschlands, und sie gibt durch
ihre große Höhe dem ganzen Gebäude ein charakteristi-
sches Gepräge. An der Nordseite der Halle befindet sich
der alle 12 (ileise überbrückende Querbau des Gebäudes,
in welchem an der West- und ( Klseitc je eine Eingangs-
und Atisgnngshallr mit Fahrkartenschaltern. Gepäckannahme
und Ausgabe liegen, welche durch eine 17"» breite Quer-
halle mit einander verbunden sind. An der Nordseite der
Vcrbindungshallr sind die Wartesäle angeordnet, ferner
ein Speisesaal, die Abortanlagen und einige Betriebsräume,
während sich an der Südseite der Ausgangshallc eine he-
sondere Halle für den Stadtbahnverkehr unmittelbar an-
69
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schließt. Von der durch eine Glaswand gegen die große
Bahnhofshalle abgeschlossenen Verbindungshalle führen
Treppen und Aufzüge zu den Bahnsteigen hinab.
Die architektonische Wirkung der Vcrbindungshalle
wird durch ihre stattliche Breite, sowie dadurch, daß die
Ueberdachung der großen Bahnsteighalle über die Ver-
bindungshailc und einen kleinen Teil der nördlich von ihr
liegenden Räume hinweggeführt ist, günstig beeinflußt
Die Firstlinie der großen Halle liegt noch etwa ao m Ober
der Oberkante der vorgenannten, in die Vcrbindungshalle
hineinragenden Räume, sodaß oberhalb der letzteren noch
ein erheblicher Teil der nördlichen Absehlußsehürzc der
Haupthalle sichtbar bleibt und der Einbau dieser Räume
in die Ueberdachung der Vcrbindungshalle eine günstige
Gelegenheit zu malerischen Motiven in der architektoni-
schen Ausgestaltung bietet. Im Aeußeren bildet die über
die Verbindungshalte hinweg vorgeschobene mittlere Bahn-
steighalle das alle übrigen Baukörper beherrschende Motiv,
dem sich die Eingangshallen, der Warlesaalbau und die
sonstigen Vorbauten anschmiegen.
Der Entwurf für das Empfangsgebäude ist betreffs
seiner architektonischen Gestaltung durch die Hrn. Arch.
Reinhardt & Sflsscnguth in Charlottcnburg unter Mit-
wirkung der kgl. Eisenbahn-Direktion Altona aufge-
stellt worden, durch welch' letztere auch die Entwurfs-
Bearbeitung betreffsderGesamtanordnungundderkonstnik-
tiven Durchbildung erfolgt isL Dieser Entwurf hat die Zu-
stimmung des Hrn. Ministers der öffentlichen Arbeiten
und des I lamhurgcr Senates erhalten.
Interessant war die Gründung der Gebäude, die be-
reits im wesentlichen fertig gestellt ist. Der Baugrund
ist an der Ostseite gut und gestattete eine unmittelbare
Betonierung auf den gewachsenen Boden, Der Teil des
Stadtgrabens, welcher in die Grundrißfläche des Gebäudes
fällt, wurde von beiden Seiten her mit Sand zugeschüttet
und dadurch der Schlick aus demselben herausgedrängt.
Schwieriger gestaltete sich die Gründung an der West-
seite. Dort hatten die Bohrungen einen sehr wechselnden
Baugrund ergeben, die Folge des hier einst vorhandenen,
später zugeschütteten Stadtgrabens. Es war zunächst vor-
geschlagen, den Bauplatz im Bereiche des alten Stadt-
grabens mit Brunnen zu umgeben, um durch Pumpen den
Wasserstand zu senken, ohne die oben liegenden Sand-
schichten zu lockern. Dieser Versuch mußte aufgegeben
werden, weil der sehr feine Sand ein Pumpen in den
Brunnen unmöglich machte. Man hat dann den ver-
bleibenden Teil des Stadlgrabens durch unmittelbares
Auspumpen trocken gelegt, ohne daß dadurch eine unzu-
lässige Auflockerung des Baugrundes eingetreten wäre.
Große Schwierigkeiten entstanden dadurch, daß bei
Herstellung der Pleilerfundamente die weitestgehende
Rücksicht auf den Betrieb genommen werden mußte, was
wiederholte Verlegungen der Betriebsgleise erforderte.
Die Gründung des nördlichen Querbaues mußte unabhängig
von den in demselben befindlichen Wänden, lediglich mit
Rücksicht auf die Pfeilerstellungen zwischen den Gleisen
erfolgen. Es erforderte dies recht erhebliche Eisenkon-
struktionen mit Spannweiten von 11—15"» * ur Ucbertragung
der Lasten der Mauern auf die nicht unmittelbar unter
ihnen stehenden Pfeiler.
Für die in dem alten Stadtgraben stehenden west-
lichen Kasematten hat man eine Gründung auf Eisen-
betonpfählen nach dem System Hennebiquc gewählt,
weil hier der feste Grund erst in einer wechselnden Tiefe
von 5 — 9 m unter Schienenoberkante anzutreffen ist. Das
Verfahren hat sich unter Anwendung der einen Gegen-
stand des Hennebique'schen Patentes bildenden Schlag-
haube, durch welche unter Anwendung einer Sägemehl-
Füllung zwischen dem Rammbär und dem Pfahlkopfe ein
elastisches Mittel eingefügt wird, sehr bewährt, Unter 600
geschlagenen Ifählen sind nur 3 zerbrochen. Die ver-
wendeten Pfähle haben durchweg quadratischen Quer-
schnitt von 36™ Seite mit Rundeiseneinlagen an den
Ecken von 25«"» im Durchmesser, welche 8"» von den
Betonkanten abstehen und ihrerseits in Abständen von
rd. 25"» durch Quer-Rundciscnbügcl verbunden sind. Das
Stampfen der Pfähle erfolgt in lotrechter Stellung. Das
Mischungsverhältnis des Betons ist 1:3 bis 1 : 3,5. Sehr
wichtig ist die Einhaltung bestimmter Korngrößen von
Sand und Kies, auch muß das Material sorgfältig gewaschen
werden Die fertig gestampften Pfahle bleiben 2 — 3 Tage
eingeschalt stehen, müssen dann noch r^ Tage begossen
werden und können erst nach
6 \\ oehen gerammt
werden. Die von der Firma Menck & llimhrnk in
Hamburg hergestellte Ramme gestattet ein sehr genaues
Einstellen des Pfahles und ermöglicht, demselben eine
Neigung von 1 : 5 nach vorn und 1 ; 10 nach rückwärts zu
geben. Das Gewicht des Ramtnbärs beträgt 4000*1:, die
Fallhöhe 1,3- 1,4 m . Bclastungsvcrsuchc haben ergeben,
daß die Pfähle, wenn sie unter diesen Verhältnissen zum
Schluß noch 1 •""> für 1 Schlag ziehen, eine Last von 50
bis 52' dauernd tragen können; bei einer Probchelastung
von 85 ' ist nach 10 Tagen eine Senkung von nur 2
beobachtet worden.
Nach erfolgter Rammung werden die Pfahlköpfc durch
eine Betoneisenplatte von 70"" Stärke verbunden, in welche
die Rundeiseneinlagen der Pfahle noch id. 50 einbinden.
Die Mischung des Betons für diese Platten beträgt 1:4.
Die Kosten der Eiscnhetonpfahl - Gründung werden in
obigem Falle derjenigen einer Betongründung nahezu
gleich sein; es wird aber bei derselben an Zeit gespart,
da die schwierige Erdarheit für den Aushub bis zum
Grundwasserstand entfällt. Ein Pfahl kostet für 1 lfd. ■>
etwa 17—17,5 M.
Die Ausführung dieser Rammung einschl. der Her-
stellung der Pfähle war von Ilm. Ing. Deimling in
Hamburg übernommen und ist zur vollsten Zufriedenheit
der Bauverwaltutig ausgeführt worden. — jj m
Mitteilungen aus Vereinen.
Arch.- u. Inj.- Verein zu Hamburg. Vers, am 13. Nov. 1903.
Vors. Hr. Zimmermann, anwes. Personen, aufgen.
die Hrn. Bmstr. Niestradt und big. Orthmann.
Hr. Himmel heber macht Mitteilungen über „Licht-
pausverfahren und Heliosdruck": Seit Erfindung
der lichtempfindlichen Eiscnpapicrc i. J. 1840 durch John
Hcrschel hat das Lichtpausverfahren einen solchen Umfang
angenommen, daß heute kaum noch technische Arbeiten
ohne Benutzung von Lichtpausen vorkommen. Die Licht-
pausverfahren zerfallen in zwei Hauptgruppen, in solche,
welche Halbtöne der Zeichnung wiedergeben und solche,
welche dies nicht tun. Frsterc sind daher meist auch mit
einer minder scharfen Zeichnung ausführbar; zu ihnen
gehören die Verfahren mit Sepia- (braun), Eisen- (blau»
und Galiuseisen- (schwarz) Papier. Das Braunpapier ist
lichtempfindlich, aber als Negativabdruck mit braunem
Grund wenig verwendbar; man kann jedoch von einem
dünnen Spiegelbildnegativ Positive mit weißem Grunde
hcrslellcn, wenn die Zeichnung kräftig ist. Das blau-
saure Eisenpapier ist am weitesten verbreitet, da zur Ent-
wicklung ein Wasserbad genügt und die Bilder von großer
Schärfe ~ind, Nachteilig ist bei Blauzcichnungcn die große
Empfindlichkeit des Blaupapieres gegen Kalk, der weiße
Flecke erzeugt. PhotographLsehc Abzüge werden durch
Zusatz von doppclt-chrumsaurcm Kali zum Wasserbade
klarer
Das <J
iiuuseisenpai
würde verbreiteter -ein, il
wenn es weniger empfindlich bei der Heistellung und
Aufbewahrung wäre Das Papier ist entweder sehr teuer
oiler brüchig.' Klare Bilder erfordern eine besonders
scharfe Zeichnung. Zur Entwicklung genügt neuerdings
ein Wasserhad.
Zu der Gruppe ohne Halbtöne gehört die Negrographie
und eine Anzahl neuer unter einander verwandter Ver-
fahren, wie Helios-, Papyro-, Kohle-, Pausia-, Zinkdruck u a.
Bei diesen Verfahren findet keine Färbung des Papiers
durch das Licht statt, sondern sie beruhen auf der Er-
scheinung, daß Gummilösungen, mit einem Chromsalz ge-
mischt, durch Belichtung unlöslich werden. Bei der von
Itersheim in Wien erfundenen Negrographie wird das mit
einer chromsalzhaltigen Gummilösung bestrichene Papier
belichtet und darnach ganz geschwärzt. Ein Säurebad
entfernt alsdann die unlöslich gewordene Gummischicht
samt der Farbschicht, während dort, wo die Gummischicht
löslich geblieben ist, die Farbe in das Papier eindringt
und fest haftet. Nach dem Auswaschen des Papiers bleibt
eine schwarzweiße, sehr klare Zeichnung ohne icden Halb-
ton. Die Zeichnung muß aber gut decken. Beim Helios-
druck und den anderen Druckverfahren wird eine Mctall-
( Aluminium «Hier Zink 1 Platte in einer der vorbeschriebenen
ähnlichen Weise so behandelt, daß schließlich die licht-
geschützten Stellen einen Uebcrzug von Fettschwärzc er-
hallen, so daß die Platten, wie beim Steindruck, zum
Druck beliebig vieler Abzüge benutzt werden können.
Hierbei sind jedoch eine Reihe erheblicher Schwierig-
keiten zu überwinden, weshalb die verschiedenen Ver-
fahren geheim gehalten werden, Die Abdrücke sind jedoch
von großer Scharfe, Genauigkeit und Schönheit, so daß
dic-.es Verfahren, das bei einer größeren Zahl von Ab-
drücken auch billiger ist als jedes andere, die älteren
Verfahren auf vielen, auch nichttechnischen Gebieten ver-
d rängen dürfte. Voraussetzung für das Gelingen ist eine
gute Zeichnung, die aber nur einen geringen Mehraufwand
an Mühe und Sorgfalt erfordert, Redner führte eine
Reihe wohlgelungener Heliosdrucke und Druckplatten
NO. 12
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vor. Auf Anfrage teilt Redner mit, daß die Genauigkeit
beim Heliosdruck daher rühre, daß bei der Ufrsteilung
der Platte jede Ungenauiglceit durch Verziehen aus-
geschlossen sei, beim I >nickcn sei zwar eine geringe An-
feuchtung des Papieres notwendig, diese beeinträchtige
jedoch die Genauigkeit nicht. —
Unter den kleineren Mitteilungen der Tagesordnung
spricht Hr. Haller u. a. Ober seine Vorstudien zum Bau
des von J. Lacifl gestifteten Hamburger Konzerthauses,
insbesondere Ober die akustisch-szenischen Ver-
suche im Heidelberger Konzerthause. Man hat
dort die je a m breiten Stufen des Podiums der I löhe nach
verstellbar gemacht, so daß man die Instrumente oder
Chöre entweder in der Tiefe verstärken oder emporheben
kann. Davor befindet sich eine Schallwand, hinter der
neben dem Leitenden die (»riger sitzen, wodurch sie be-
sonders gut zur Wirkung kommen. Redner halt die
Heidelberger Versuche in akustischer Hinsicht, nicht aber
Hierauf sprach Hr. I-.rnst Möller über die (Jrün-
dungs-Arbeiten für den Hauptbahnhof in Hamburg,
wobei ein reiches Material an Zeichnungen vorgeführt
wurde. Wir geben den Inhalt des interessanten Vortrages
auszugsweise an anderer Stelle wieder. — j| m
Preisbewerbungen.
In einem Wettbewerb der „Deutschen Gesellschaft für
christliche Kunst" betr. Kntwürfe (Dreine Kirche in Son d e r s -
hausen errangen den I. und III. Preis die Hrn. Gebr. Rank
in München; den II. Prei* Hr. A. Bachmann in München
und den IV. Preis Hr. Kurz in Tutzing. —
Chronik.
Der Bau eines neuen mllltlr • geographischen Institutes
In Wien auf dem Gelinde der ehemaligen Josefstodtcr Reiter-
kaserne ist begonnen worden. Der iooj in Benutzung ju nehmende
5R~t vT-
— u .
Dle'Arbelterheilstatten der Landes -Ver-
sicherungsanstalt Berlin bei Beelitz.
Architekten : Schmieden A Boethkc
in Berlin.
Das Gartacrhius und Gründl iü de«
Verwaltungs-Gebaudet.
hinsichtlich der Experimente mit I.ichtwirkungen für nach-
ahmenswert. — St.
Vers, am 20. Nov. 1903. Vors. Hr. Zimmermann,
anwrs. 104 Pcrs.
Nach einer Ansprache des Vorsitzenden ehrt die Ver-
sammlung das .Wienken des verstorbenen Vereinsmit-
gliedes Hrn. J. H. C. Ehlers durch Erheben von den Sitzen.
Eingegangen sind im Austausch gegen die diesseits den
Vereinen zugeschickten Jahresberichte eine Anzahl Ver-
einsberichte des Arch.- und Ing. -Vereins für Niederrhein
und Westfalen, ferner eine Anzahl von Dankschreiben
verschiedener der verbundenen Vereine für die Zusendung
der Denkschrift Ober die Arbeiter -Wohnhausfragc.
10. Februar 1904.
Bau wird rd. a Mill. Kr. kosten; seine An hitrkten sind die Bite.
Sligler und Sicdck. —
Der Neubau eines Inkurablenhauses derServatlus-Stlftung
in Augsburg ist mit rinrm Aufwände von 600 oco M in Aussicht
genommen. —
Mit der Errichtung eines Schwindbrunnens In Wien
ist der Bildhauer Schimkowitz in Wien betraut worden. I»er
Brunnen soll in der Umgebung der Hofmusecn aufgestellt werden.
Die Mittel sind von einigen Mäcenen aufgebracht worden. —
Ein Stadttheater In Bremerhaven ist von den dortigen
städtischen Kollegien zu bauen beschlossen worden. I>ie Kosten
sind auf 650000 M. veranschlagt. —
Eine Ausstellung von Arbelten der Archltektenflrma
Albert Schutte 4t Volmer In Bannen fand in der Kuhmeshalle
in Barmen statt und betraf vorwiegend den Wohnhausbau —
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Ein städtisches Museum in Landshut toll na. Ii Umbau de»
Hopfenaladl eingerichtet werden —
Für ein Rudolf Virchow-Denkmal in Berlin ist der Kails-
plan, der Charit«'- unmittelbar benachbart, bestimmt woidcn. —
Ein Denkmal für Gustav Preytag wird in den Kursnla^cn
von Wiesbilden aur Aufstellung gelängen. Das Denkmal fertigt
Prof. Frtcdr. Scbaper in Berlin au« Marmor von der Insel Elba —
Dl« Errichtung eines Luitpoldbrunnens in Ansbach ist
durch die Gemcindckollegien beschlossen worden. Der Brunnen
soll zum so- Mai 1906, der Wiederkehr des Tage*, »n welchem vor
100 Jahren Ansbach mit Rayern vereinigt wurde, enthflllt werden.
Für die Erstellung dea Brunnens sind 40000 M- angesetzt. —
Ein Nationaltheater In Klausenburg gelangt nach den Kni-
würfen von Fellnei & Hclmer in Wien mr F.rriohtung. —
Eine Turnhalle In Schweinfurt gelangt nach dem aus einen»
engeren Wettbewerb hervorgegangenen Entwurf des Ilm Anh.
Heinr. Egclsehr in Nürnberg zur Ausführung. —
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich. Der Ihr. Otto I. eitholf in Berlin ist
zum nichtstlnd Mitgl. des F'al -Amtes ernannt
Zum 1. April werden versetzt: Die Geh. Mar.-Brte. und Sehiff-
hau-Dir. H o s a f e I d von Kiel nach Danzig und W i c 9 i n g e r von
-m l><-i<l würde llnicn Resehweidc an den Regicruogs-1
sidcntcii
Danzig
Kiel.
Oer Geh. Ob.-Brt. und vortr. Rat v. Rosainsky ist zum
Chef der Bauabt im Kriegsminist , der Int.- und Bit , char Geh.
Brt. Abrendt» ist zum Geh. Bit und vortr. Rat im Kriegsminist,
ernannt — Dem Int.- u Brt. Saiggc in Slraßburg i F_ ist der Char.
als Geh. Brt. verliehen
Dem Int.- u. Brt. Winter im baver. Krirgsitiiiiiit ist der
Tit. und Rang eines Geh. Bris, verliehen.
Bayern. Der Ob.-Bauinsp. Stein in Kilzingcn ist auf *.
Ansuchen auf die Dauer 1 Jahre« und der Dir -A-s. Knorz in
Nürnberg auf die Dauer ciue« halben Jahres in den Ruhestand
versetzt.
PreuOen. Au* Anlaß des Krönung«- und < Ir.lcnslrstes Müd
folgende Ordens-Auszeichnungen verliehen: Den Geh. Reg Katen
und Prof. Dr. Hauck an clcr Tcchn. Hochschule in Berlin und
Dr. Intze an der Terhn. Hochschule in Aachen der Rute Adler-
Orden II. Kl mit Eichenlaub
Den Brtn A 1 1 e 11 d o r ( f in Bromberg und A r 11 d t in Rends-
burg, dem Reg - u. Brt Back« in Breslau, den Brtn. Basse und
Blunck in Straflburg i. E, den Reg - 11 Brtn Boedccker in
Berlin und Brunn in Posen, dein Eisc-ub -Dir. C lasse 11 in
Osnabrück, dem Bit. v. Cloedt in Foibach, den Reg- 11 B1I11
Dieael im Ren hscisrnb -Amt und Falk c in Rellin, dt rn Eisenb -
Dir. Fried rirhsen in Münster i W, dein Mar Ob.. Brt. Kritz
in Kiel, den Reg.- u Brtn H <> 1 v e 1 s c h e i t in Hannover und
Horn IQ Minden, dem Eiscnb -Dir Kelhc in Brauristhwrig drni
Reg- u Brt K i c c k h o f c r in Licgnitz, dem Mar -Ot> -Bit K I a m-
rolh von der Mar, Akademie, d Reg. u. Brtn. König in Oppeln,
Paul Lehmann in Konigsbeig i IV und Liepe in Mainz, dem
Geh. Reg. Rat Lutsch, vortr Uat in Berlin, dem Brt. Mylius
in Berlin, den Reg ■ u. Brtn P I a c h e t k a in Berlin uml P r o rn n i t z
in Hannover, dem Mar -Brt- Radant in Wilhelmshaven, d'tu
Geh Brt. Richard, vortr. Rat in Berlin, dem Reg - u. Brt Dr.
v. Ritgen in Berlin, dem Brt. Schalk in Neiße, dem F.Weob-
Dir Sc Iii wo ti in Liegnitz, den Reg - u Brtn Schmedding
in Essen und Schneider in Posen, dem hess. Eisenb - Dir.
Schoberth in Mainz, den Reg - u. Brtn Schwund! ii. Bei Im,
Siebert in Koblenz und Simon in Blomberg, dem hess, Reg -
u. Brt. Stegmayer in Darmstndt, dem Eisenb -Banin-p. Tack-
mann in Karthaus, den Brtn. Thomas in Münden und I'oebe
in Breslau, dem Reg - u. Brt. Wegner in Berlin, dem Reg -Rat,
Prof. Wehage im Pat - Amt, dem he»s. F.iseub.-Dir. Weiss in
Main», den Eisciib.-Dir. Karl Wenig in Berlin und Ruh Wenig
in Dessau und dem Reg - u. Brt. Winter in Bcutheu dir Rute
Adler- Orden IV Kl.
Dero Ob-Baudir. v. I) o e m m i n g im Minist d. (Mfcntl Arb ,
dem Geh. Ob -Brt. Sarrazin vortr. Rat in Berlin, dem Prä« der
Kgl. Eisenb -Dir. Schwering in St. Job -Saal biücken, dem Ob.-
Holbit Teten», den Geh Ob.-Brtn Thoemcr und Dr. Thür,
vortr. Rate in Berlin der Kgl. Krone« Orden II. Kl
Den Geh. Brlo Anderson, vortr Rai in Berlin undBevcr,
Int- u. Brt- in Frankfurt a. M., dem Geh. Mar -Brt Brinkmann
in Wilhelmshaven, dem Ob- u. Geh. Bit. (.oepel in Berlin, d« n
Geh. Brln. Maarbeck in Essen a R., Kirsten in Breslau,
Köhler in Münster i. W. und Launer, vonr. Rat in Berlin,
dem Ob - Brt. Stolting in l*o-.rn, dem «ieh Bit. Svrnpher,
vortr. Rat und dem Geh Ob Brt. Verworn, vom. Rat in Berlin
der Kgl Kronen-Oiden III Kl
Dem Stadtbmslr. Jipp in Leer der Kgl Kronen Orden IV. Kl.
Brief- und Fragekasten.
Hrn. Aren. P. P. In Opladen. Ihr Neubau, für welchen
Ihnen die ortspolizeiliche Genehmigung verweigert oder durch Auf-
lagen erachwert ist, welche erst du ich ein noch nicht erlassenes
Ortsstatut ihre Begründung finden weiden, sul) an einer Straße zui
Ausführung gelangen, für welche Baufluchten bislier nach Maßgabe
de» Gesetzes vom a. Juli 1875 noch nicht festgesetzt sind Mithin
ist die Polizei berechtigt, entweder die Eilaubnis zu verweigern
oder nur unter Bedingungen zu gestatten, welche die Wahrung der
Öffentlichen Interessen sichern. Da der Wortlaut der polizeilichen
Verfügung, durch die Sie sich beschwert halten, fehlt, ist uns ein
L'rteil darüber entzogen, ob die Polizei durchweg im Rahmen ihrer
Befugnisse gehandelt hat, was jedoch zuzutreffen scheint. Die Be-
schwerde an den l.andrat vcrspticlit deshalb keinen Krfolg. seihst
wenn Sie binnen 14 Tage nach Eingang des angegriffenen Be-
scheides eingelegt wurde und damit gcttiiiß I..V <, v. 30 luh 1HB3
e) i»7 das zulässige Rechtsmittel ist. Gegen den Ablchnungsltc-
7*
und gegen des Iclztvi en Besclieid Klage an das Obcr-Vcrwajtungs-
Gericht zustehen, beides binnen 14 tagiger Notfrist. — K. H-e.
Hrn. Arch. E. W. in Uelzen. Da die Abi rtie zwischen dem
Bauherrn und Ihnen mündlich abgeschlossen ist, wird zunächst der
richterlichen Beurteilung unlei liegen, ob eine Werkverdingung, was
der Bauherr behaupten wird, oder ein Dienstvertrag vereinbart
wurde, wie Sie meinen. Hiervon hingt jedoch die weitere Be-
urteilung wesentlich ah, wie weit Sie für die Nichteinhaltung des
Anschlagspreiae« und dessen L'ebcrschrcitung um beinahe 30 •/»
verantwortlich sind Wenn vielleicht diejenigen Betrage Ober den
Anschlagspicis hinaus gefordert werden sonnen, welche nachweis-
bar durch Nachbestellung (Ausbau des Dachgeschosses) oder ver-
langte Abänderungen (bessere Ausstattung, umgestaltete Einrichtun-
gen) veranlaßt sind, «0 spricht das Ucbergewicht der Wahrschein-
lichkeit dafür, daU Sie für diejenigen Beträge verantwortlich ge-
macht werden, welche auf Rechenfehlern beruhen und damit bei
gehöriger Sorgfalt vermieden werden konnten. Denn der Bauherr
würde vielleicht vom Bauvorhaben abgestanden haben, wenn er
den wirklichen Kostenbetrag rechtzeitig gekannt hatte. Eine auf
Ihren Streitfall genau passende Beantwortung könnte nur bei ge-
nauer Kenntnis der talsachlichen Verhältnisse in Form eines um-
fassenden Gutachtens erteilt werden, wofür uns der Raum felilL —
K. H-e
Hrn. Krelsbfhr. R. In Zerbst. Bestimmungen aber die Vor-
bildung von preuti. Kreiskomniunal - Baubeamten bestehen u. W.
nirgends. Die einzelnen Kreise stellen vielmehr von Fall zu Fall
ihre Anforderungen. So haben die grollen Kreise Teltow, Nicdcr-
bariiim, Ost-Havelland uud, wie wir glauben, auch Prcnzlau, zum-
teil der von ihnen erbauten Kleinbahnen wegen. Reg -Baumeister
angestellt, wählend in den kleineren Kreisen die Kreisbaumeister
vielfach aus den Baugewcrkschulen hervorgegangen sind. -- G. —
Hrn. Arch. Gr. in Dortmund. Sie fragen: .Sind die Ge-
bühren für eine schiedsrichterliche Tätigkeit »ach <j§ »5 u. 26 der
.Gebührenordnung für Architekten und Ingenieuie vom Jahre 1901*
zu berechnen, oder tritt hier $ 24 deiselben in Kraft und ru.ch
welchen Grundsätzen «ind die UcbOhreo aj-dann zu berechnen?
Mittr düngen aus dem Leserkreise hieiOber und mit welchem Er-
folge solche Berechnungen stattgefunden haben, werden erbeten.* —
Unsere Anschauung ist, daU das Schiedsgericht, mangels einer
gesetzlichen Festlegung seiner Gebühren, diese einheitlich für alle
Miltl eder selbst zu bestimmen hat Handelt es »ich ausschließlich
um Arch oder Ing , tntritt deren Gcbühienordnui g in Kraft und
zwar sollte grundsätzlich nicht nach Stunden, sondern im Pausch-
quai.tiim nach $ 3| licpiidierl weiden. Andere Grund ätze, als
die-ei <) schon enthalt, dürfte» sich kaum angeben lassen. Dir Kcisc-
ku-ten usw. sind zweckmäßige! Weise b' sonder» zu berechne n ; es
wüide Uli A ch tc-kten d-r § 36 anzuwenden sein —
Fortuna. Die Abweisung Ihrer gegen die Gemeinde auf
Schadenersatz für die angeblichen Vc.srhcn ihrer Baubcamlcn ge-
richteten K1a£c ist ausschließlich aus rechtlichen Giünden er.
folj;t, weil es an einer solchen Vcrtrctungsverurndlichkcit im gelten-
den Rechte fehle. Diese Entscheidung Hilft aowuhl für das alte
Recht als dir d is gegenwärtige zu. Es ist also nebensächlich, ob
ein Beamter tatsächlich cm Versehen begangen hat oder nicht,
Glauben Sic ein solches nachweisen zu können, so müßten Sie
grgen den betreffenden Beamten klagbar werden. Mit nner Be-
rufung gegen das ernangenc Urteil habrn Sic v »raustichtlirh keinen
Krfolg Allciding« gibt das Urteil kein vollständig klare» Bil ■ der
tatsächlichen Verhältnis*-, weshalb die a>i-ge-pi ocheue Ansicht
vielleicht anders ausgefallen wäre, wenn die vollständigen Akten
lies Rechtsstreite* vurgelegen hatten. K- H-e.
Hrn. Arch. H. H. In Stettin. Wie wir in letzter Zeit wieder-
holt ausgeführt haben, sind Baugc&cliäfte, welche sich hauptsäch-
lich mit dem Entwerfen von Bauten befassen, zum Beitritt bei der
zuständigen Bau - Beruf«geno«scn6cri«ft verpflichtet, sobald sie
nebenbei die Bauoheraulsicht leisteo und dadurch Ihre Ange«lclltcn
in die Gefahr bringen, auf der Baustelle verunglücken zu können.
Die Versicherungspfiichl eistrcckt sich auf alle Angestellte, die lat-
säclili h bei Arbeiten auf der Baustelle Verwendung finden, selbst
wenn dus nur ausnahmsweise zur Vc>tielung 1 ine« anderen ge-
schieht Ausgf schl<»s«cn sind nur solche Beschäftigte, welclic außer-
halb der /.< 1 licnsale nicht beschäftigt werden. Ob eine bestimmte
Person nach Art und Umfang ihrer Beschäftigung in die Lohnliste
einzusetzen ist. odi-r aus ilers. locii weggelassen werden kann, ist
eine Flage tatsächlicher Natur, die nur im Einzelfalle richtig he-
ut teilt weiden kann. ■- K. K-e.
An tragen an den Leserkreis.
1 Welcher Leser der .Deutschen Bauzeitung- ist in der Lage,
mir anzugehen, wie em Fäi l.erei Neubau von 11 m Breite und 34 m
Länge, welcher an jetier Seite 8 Farbkufen erhält, die starke
NebelbiMung verursachen, am besten und zuverlässigsten gelüftet
vsiiil, um den Nehel so schnell al» mißlich abzuführen, che Nieder-
sclcü-e cinticicn Bekämpfung des Uebcls durch übergroße Er-
hitzung <!es Raumes im ,ni Interesse der Arbeiter nicht ai'gangig. Der
Neubau wild unterkellert, die Außenwände werden durch Luftschicht
isnlien, unt Uinst Ausfiihrung eines doppelten Daches (das untere alt
Decke gewülbt in Moniert. — Arch Schwarz in (ifiltingen.
3. Em 1 a- hmann schreibt mir: Steinkohlen schlacken sind be-
kanntlich Ja- schiechtestr Aiitlilllmnterial ( ir /ivisi hendecken in
lloj'grt.älkcii. Ist diese Anschauung begründet und inwiefern?
f Hat soll Petroleum zur Verhinderung oder Veitilgung
Hattsschwainuies bewahrt — F L, in Dr.
J E in O.
r Vertilgung dea
Inhalt; l'.r Art.rci , in ,1 ■.<.-,-.■.« n de r I .01 ,1. - \ . , -1. hrru<li;s,tisl«!t Berlin
hri H'i lnz. - Ii». \.isi,-|l (n; i c rtr. Kiti;:|jni."..iO'haiii)rs iles Haupthahnliole«
111 1 [jtr.f.in i-i-l.. ...n.ii-ir .1.. i.-i',i..J..i.,-^, l |,ruri. - M ittcil 'l uren aus \"er-
iii.m - l , rr..l.rneit.-iugrn. - Cht<nnk V< ski..; -St< hi icbte-i. — Brief -
uml Kra^-i k.isii n.
Verlag drr Meuts. Iien Haiizeimnt. Ii. m h II . Bei Im Für dir KedakOoo
ve.aiil^urü Albert llofp.» D n, Berlht Druck Ton WiUl. Rrer., BerUn.
No. 1
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. NE 13. BERLIN, DEN 13. FEBR. 1904
Der engere Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für die neuen Universitäts-
Gebäude in Jena.
a die bisherigen Baulichkeiten der im Jahre
1548 durch den Kurfürsten Johann Friedrich
den Großmütigen begründeten und 1558 gc-
weihten Universität Jena, soweit sie der Ver-
1 waltung und dem Kollegienvetkehr dienten,
den modernen Ansprüchen an eine höhere Lehranstalt
in keiner Weise mehr genügten, so beschlossen die
an derErhaltungderL'niversität beteiligten Einzelstaaten
Thüringens einen Neubau, zu welchem das Gelände
des 1620 durch den Herzog Johann Ernst erbauten
Schlosses gewählt wurde und b<-sch ritten /ur Erlangung
von geeigneten Entwürfen den Weg des engeren Wett-
bewerbes unter 6 Teilnehmern, zu welchem die Hrn.
Prof.Theod. Fischer in Stuttgart, Prof Karl Hocheder
in München, Prof. Hugo Härtung in Dresden, die
Geh. Brtc. Kayscr & v. Groszhcim in Berlin, die
Architekten Weiden bach 4* Tsc ha ininer in Leipzig,
sowie Prof. Friedr. Pützer in Darmstadt eingeladen
wurden, die am Wettbewerb auch teilnahmen. Die Ent-
würfe wurden von einem Preisgerichte bcui teilt, welchem
als Vertreter des Baufaches angehörten die Hrn. Ob.-
Brt Prof Dr.O.Warth in Karlsruhe, Ob.-Brt. Kriesche
in Weimar, Prof. Hugo Licht in Leipzig und Stadtbrt.
Lud w. Ho f f m a n n in Berlin. Diesem Preisgericht standen
zur Auszeichnung zusammen 1 2000 M. zur Verfügung und
es waren in Aussicht gestellt ein I. Preis von 3000 M, ein
II. von 2500 und ein III. von 2000 M-, während jeder der
3 nicht durch einen Preis ausgezeichneten Teilnehmer
eine Entschädigung von 1 500 M. erhalten sollte. Sollten
die Preisiichtei einstimmig der Ansicht sein, dtä keine
der eingegangenen Arbeiten des I. Preises würdig sei,
so konnten die ausgesetzten Beträge nach dem Er-
messen des Preisgerichtes auch in anderer Weise zur
Verteilung gelangen, jedoch immer nur so, daß kein
Preis unter 1500 M. betragen durfte Von dieser Mög-
lichkeit jedoch brauchte das Preisgericht keinen Ge-
brauch zu raachen: es verlieh vielmehr den I. Preis
Hrn. Prof. Theod. Fischer in Stuttgart, den II Preis
Hrn Prof. K. Hocheder in München und den III. Preis
den Architekten Weidenbach & Tschammer in
Entwurf von Prof. Theodor Fiicher in Stuttgart. I. Hrei»-
~S
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Entwurf von Pio(. Theodor Fiicner
in Stuttgart, t. Prei».
EidgeM'hoB.
II ObercwhoO
• ! . ■ • ^— — i-,
4 E
Leipzig Aufgrund dieser Beschlüsse wählte die Kom-
mission der Erhalterstaaten den Entwurf von Theo-
dor Fischer zur Ausführung
Das Raumprogramm verlangte eine Aula mit
Galerien, ohne die
letzteren 300 * m
messend; Scnats-
II Preii
unten, sowie die Raumgruppe für das archäologische
Museum. Letztere sollte als eine bedeutende Gruppe
des neuen Gebäudes umschliesscn: die um einen Ober-
lichtsaal von 350 1™ zu gruppierenden Sammlungs-
Entwurl von Prof. Karl Hochedc-r in Manchen.
und Fakultätszim-
mer; die übrigen
Räume fürdieY. r-
waltung; 17 Audi-
torien von 30- 200
Plätzen; Räume
für das theologi-
sche, das ju
sehe, das philo-
logische, <las 1
sehe, das roma-
nische, das engli-
sche, das Im
sehe, das staats-
wissenschaft!
und das ro
malische Seminar,
meist mit Biblio-
thekräumen
Modell- u. Samm-
lungs - Zimmern;
Wohnräume für
die Uui versiUM
74
No. 13
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(NB. Die
Gruppe ab.
■ S GL 54'7 m
u. I..
Gruppe Ii
■ S f.l V94 m
n. I.
Erklärung.
ng der Gleiae i«t, wie in di r Zekliimng, in der Reihen-
folge v«>i oben nmh unlfii negebrn.)
Beicichnung der Gtriagroppen.
Stationen bin Magdeburg
Buckau, Magdeburg, Ort und Seitenlinien
Xoi<thau«rti
Soert, leere O -Wagen ffli da
leeie G.-Wagen für StaBlurt
Halle, Ort und SettenHnwn
Bremen, SeeautfabrUgllter
Mamburg, «engl.
Werkstattwagen
Zeil», Oll «lud Selteiüinirn
PiobftUelU ond weiter
Stationen bin PrnhtUelta bezw. Zeit/
de»gL Krlurt, Weiueiifel«. I >H und
Seitenlinien
Bebra und leere O.- Wagen Iflr
Kullrrevirr
L'mladrwagen
Bebra u. leere O -Wagen (flf «las
Hohrtevier, MaUfeld. Kan.rl,
Ort u. Seiten!., r'tankluUa. M .
Gottlngen, F.irriarh. Ort und
Seitenlinien
preuQUchen and •tchelschen
In und bei Leipzig.
Abbitdg. 4. Kaagicrbahnhof Wahre
Weicbemoükrl durchwt.j: 1
Of uppr 5 1».
• 5 *-
m ■ «
■ b
la.
Gruppe 6b.
9 Gl +oto m
n U
1.1 b<
9 GL «jo »
1. I-
Htt in hi, d»**|(l.
Prob»urlU und wntrr
Halles Ort und ScitenKnirn
)r*rr G,-Wafcci» f£ir Suöfurt
Sor»t u. fcetr G.-Wajp-n tat da«
Rtibrrrv.r r
Wc 1 k Mi tt wa gr ti
VordUauRrn
Burkau, Mapdr biu r,Ort u . >eitr
Statmiwn bis M*;j<)cbiirjr -
Zrtu. Ort u»id Seitenlinien
Stationrn bi* ['rol»»t/elta Kr/w. 7,ritt
dr*(rl. F..1urt, WViüWrN, Ort ü. SrHrriL
Km, ihn vt»n M*K<trtiuTg a Gl. iay>m n L
« . ThOriiqrrn a Gl, iigr>m n. I.
,\ uf Mrllunu von Zn^rti und Waren
L"rafrhun(r»j;airrbalm-. 8 Gl, jworn n. L.
Huiij7lc<l(rrt>ahulu u. LruUftrh 5GI. acu6in n. L.
L*nilad4.*w«K*ra
Srhupprn "k
I An^hin,«- U.W. « ^XTLH,.**
Fleiladegli,«- )
BaTero Ober IMagwiu
Beilin u. Filenhurg, Bert. u. Kilrnbg.
in Lei|»»ig-VnnoeMd
J Dresden und Hävern
Bitterfei J il Berlin. Herl. Bhl. in Leipzig
I Stat. bU FalkenWrg, Ort u. Seiu-nl.
' Kotlbu«. Ott und Seitenlinien
l Mochbern und
räume, einschließlich dieses Saales 775 i", mit be-
sonderem Eingang für das Publikum; einen Hörsaal
von 80 1™, ßibhothekräume für Archäologie und
neuere Kunst, einen Raum für Antiken und Münzen,
ein orientalisches MOnzkabinct, ein germanisches Mu-
seum von 250 1" 1 , ein ethnographisches Museum von
400 1» Flache, sowie endlich Räume für die Sammlun-
gen der Stadt Jena. Auf eine monumentale Durch-
bildung des Gebäudes, auf klare und übersichtliche
Anordnung, auf genügende Tagesbelcuchtung aller
Räume einschl der Flure und Treppen war besonderer
Wert zu legen. Ein interessanter Punkt des Program-
mes bestimmte, daü die Architektur des Gebäudes sich
dem Stadtbildc anzupassen habe. Der Haupteingang
sollte an der Nordseite liegen und sich ihm eine ge-
räumige Halle für die Anschlagbretter anschließen.
Weitere Eingänge waren neben dem besonderen Ein-
gang für das archäologische Museum an passenden
anderen Stellen anzulegen. Das Gebäude sollte Zentral-
heizung und elektrische oder Gasbeleuchtung erhalten.
Vorschriften überMaterialien usw. waren nicht gemacht.
Für die Gesamtanlagc war ein Betrag von 1 Mill. M.
in Aussicht genommen; es sollten jedoch die Grund-
risse so entworfen werden, daü die Bauausführung in
2 Abschnitten erfolgen kann. Für den ersten Bauab-
schnitt stehen 600000 M. zur Verfügung; die Bauaus-
führung ist für diesen Teil so gedacht, daß das alte
Amtsgericht sowie der ältere Teil des Absteigequartiers
des Schlosses zunächst noch erhalten bleiben, daß zu-
erst das archäologische Museum zur Errichtung gelangt
und nach Einrichtung desselben erst das Hauptgebäude
des alten Schlosses niedergelegt wird, um den Haupt-
teil des ersten Bauabschnittes zu errichten. Es liegt
auf der Hand, daß diese Bedingungen die GrundriB-
bildung nicht unwesentlich erschweren mußten, aber
auch dazu beitragen konnten, interessante Motive für
die Gestaltung des inneren Organismus in die Ge-
samtanlagc zu bringen ( s f htu8 MgO
Umwandlung der preußischen und sächsischen Eisenbahnanlagen in und bei Leipzig.
Von Paul Bischof, Ober- und Geheimer Baurat in Halle a. S ri.hiuu, 1
IV. Baueinteilung und Bauvorgang
[eilweise schon vor der Aufstellung des zur
Ausführung kommenden Entwurfes in den
Jahren 1898 und iqoo standen der körnt*!
Eisenbahn -Direktion Halle a. S. Mittel in
' x Höhe von 6,067 Mill. M. zur Verfügung,
UV 1 I H/IIL «Uli U.UVJ , L»d III. 4*1. r.UI * V I 1 U£ Ul 1£ ,
um von der Stadtgemeinde Leipzig die Grundflächen
•) Anmerkung der Redaktion Zu dem Pinne de* Haupt-
Perannrnbahnhnles in No. o tragen wir noch naili, dali der Wcirhrn-
winkel im allgemeinen ■ :g ist, in den Am< htQ»%en narli der «.1rh»i-
aelien Seite jedorli auf i : 8.5 hinaufgeht. Im ilet Ktklltung muü es
IM. Poittunnel
im Inneren der Stadt zu erwerben, welche aller Vor-
aussicht nach für einen Umbau unentbehrlich waren;
das sind die Grundflächen zwischen der Gasanstalt,
der Eutritzscher StraÜe und den alten Thüringer
llauptglciscn, und zwischen den Thüringer, Magde-
burger und Berliner Bahnhöfen. Mit diesem Erwerb
ganzer Grundstürke konnten die als unabweisbar er-
kannten durchgreifenden Verbesserungen der Leipziger
Bahnhofszuständc auf dem von allen Interessenten ge-
wflnsehien Platz als sicher gestellt gelten namentlich
insofern, als es anderenfalls der preußischen Verwaltung
nicht möglich war, ohne große Schädigung ihrer Intcr-
No. 13.
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IT Br«onilfrr Gl ei %het e Ic h n u n c
A.C. — Auwirhrlri*
AI. G am Aui(ahrt»r1eia
»Ii»
v.r..
- i-mlj.il^.i-
III. He/cichnuns der H a u I ich k eile n
A. mt AHorV
A. B «t ArWitrrbude
H.W. mi HrttmtniM'uhnluu«
(B.W. arbtn Elrktr.'K/S«. - Betritt». Wcik.uit )
_E.f3. mm EmpfanCB-Grbautic
ikti. mm < fOtirrvchappcn
U. G. - IJcbrin>rhtunc<-GrKluilr
->l W = Mrllwrrk
W. T. - UWrrturm
in eine Verschiebung der Achse des Haupi-
Empfangsgebäudes nach Westen, wie es geschehen
ist, zu willigen und so einen beträchtlichen Teil des
ihr gehörigen Geländes zugunsten der sächsischen
Anlagen aufzugeben, sowie das Gelände des Berliner
Bahnhofes in den Gesamtbauplatz cinzubeziehen.
Da ohne gründliches Aufräumen auf den so dicht
mit Verkehr belegten Flächen der alten Bahnhöfe an
einen Umbau überhaupt nicht zu denken war, lag es
nahe, die soeben erworbenen Flächen alsbald zu ver-
werten. Um in dem Rahmen des noch nicht festge-
stellten, auch mit der beteiligten sächsischen Verwaltung
noch nicht besprochenen Entwurfes die Anlagen für
den Freilade- und Lagcrplatzvcrkehr herzustellen, und
um nach dieser Richtung auf den alten Bahnhöfen
frei zu werden, wurden der königl. Eisenbahn-Direk-
tion Halle im Jahre iooo 0,8, im Jahre 1901 0,73 Mill. M.
überwiesen. Die Anlagen wurden i. J. 1903 vollendet,
mit den alten Anlagen vorübergehend verbunden und
zunächst für den Thüringer Verkehr und die Lager-
platz-Pächter in Betrieb gesetzt. Die westlichste Ecke
des gesamten Bauplatzes im Inneren der Stadt wurde
dadurch für den Bau der Güterschuppen, der zurzeit
begonnen ist, verfügbar.
Die Herstellung eines Rangierbahnhofes Wahren
ist nicht allein Vorbedingung für eine zweckmäßige
Umgestaltung der Eisenbahnanlagen in und bei Leipzig,
sie war auch ohnedies bereits beschlossen in der Ab-
sicht, auf den inneren Bahnhöfen die einstweilige Auf-
rechterhaltung des Betriebes bis zur Schaffung end-
giltigcr Zustände zu gewährleisten. Dabei war nur
an den Magdeburger Verkehr gedacht und eine Vcr-
13. Februar 1904.
biitdung mit den lliütingei Linien nicht beabsichtigt
Erst die Planungen im Jahre 1899 führten zu den jetzt
in Ausführung begriffenen, wesentlich erweiterten An-
lagen, siehe Abbildgn. 4 -6. Mittel für den Grund-
erwerb standen in Höhe von 1 Mill. M. im Jahre 189g
der königl. Eisenbahn-Direktion Halle a. S. zur Ver-
fügung und reichten bei freihändigem Ankauf auch
für die erweiterte Anlage aus. Der auf 6,9 Mill M. fest-
gestellte Entwurf für die Herstellung des Rangier-
Bahnhofes und einer Güter- Verbindungsbahn von
Leutzsch nach Wahren, eingeschlossen den Umbau
des Bahnhofes Leutzsch, ge langte vom Jahre iqoa an
zur Ausführung Es ist beabsichtigt, sämtliche An-
lagen vom 1. April 1905 an dem Betriebe zu über-
geben. Mit diesem Zeitpunkte werden sowohl der
Bahnhof Leutzsch als Rangierbahnhof und die Thürin-
ger Verbindungsbahn auticr Betrieb gesetzt werden,
als auch die inneren Bahnhöfe einen Rangierverkehr
nicht mehr aufzunehmen haben, sodaß diese Anlagen
für den weiteren Umbau vorbereitet erscheinen.
Anläßlich einer Beschwerde über die mißlichen Zu-
ständeauf dem Planübergange der MockauerStraUe nörd-
lich vom Berliner Bahnhof fand sich ebenfalls vorher
Gelegenheit, hier mit Hilfe der interessierten Stadtge-
meinde eine Ueberführung zur Ausführung zu bringem
bei deren Entwurf die weiteren Absichten berücksich-
tigt wurden. Die Ausführung erfolgte im Jahre 1002
mit einer Bausitmme von 424000 M , wurde Ende 1903
beendet und hat zur Förderung des Gesamtbaues an
diesem Ende des Hauptbahnhofes viel beigetragen.
Auf Antrag überwies die preußische Zentralstelle
der königl. Eisenbahndircktion Halle schon vom Jahre
77
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1900 an weitere Mittel — zusammen 5,66 Mill. M
und erteilte ihr, also
bereits 2 Jahre vor
Stellung
der Fest-
des Ent-
wurfes, den Auftrag,
mit dem freihändi-
gen Erwerb aller er-
forderlichen Grund-
flächen, namentlich
fOrdieVerbindungs-
bahnWahren-Schö-
7»
nefcld vorzugehen. Es kam darauf an, die Unzuträg-
lichkeiten des Enteignungs-Verfahrens zu umgehen,
rasch und ohne vorzeitige vollständige Veröffentlichung
des I'lanes zu kaufen, um Spekulationen nicht auf-
kommen zu lassen, verständige Wünsche der Interessen-
ten sofort zu berücksichtigen und durch Vertrag festzu-
legen, den Ankauf aber auch nicht dadurch zu ver-
teuern, daß mehr Land gekauft wurde, als für einen
Entwurf erforderlirh ist, dessen Genehmigung durch
die Zentralstelle erhofft werden konnte. Es mußte also
der ausführliche Entwurf während der Grund-
erwerbs- Verhandlungen an Ort und Stelle im
einzelnen ausgearbeitet werden Wie weit dieses
erreicht ist, hat in befriedigender Weise die
landcspolizcilichc Prüfung und die Feststellung
des Entwurfes durch die preußische Zentralstelle
dargetan.
Für diesen ausführlichen Entwurf konnten
die Mittel des allgemeinen Kostenüberschlages
eingehalten werden. Bis auf geringe Reste
waren im Jahre 1903 sämtliche Flächen in Hän-
den der Bauleitung, sodaß mit der Durchfüh-
rung der in demselben Jahre festgestellten Ent-
würfe für Herstellung einer Verbindungsbahn
von Wahren nach Schönefeld und Einführung
der Magdeburger, Berliner und Eilenburger
Linien in den Hauptbahnhof Leipzig mit 7665000
M., für Verlegung der Thüringer Hauptgleise
und der Güterbahn Wahren-Hauptbahnhof Leip-
zig mit 2233000 M., für den Hauptbahnhof in
Leipzig mit 1 s 393 000 M. und für Erweiterung
dcsBahnhofcsPlagwitz-Lindcnaumit 1 476000M,,
zusammen eingeschlossen Verwaltungskosten
28105000 M. voll begonnen werden konnte.
Der Entwurf für die I lersiellung des Haupt-
Empfangsgebäudes in Leipzig mit 6900000 M.
ist noch nicht festgestellt, weil er erst im Jahre
1908 gebraucht wird. Die Verbindungsbahn
Wahren-Schöncfcld wird spätestens am 1. April
1906 fertiggestellt sein, sodaß bei gleichzeitiger
Inbetriebnahme des sächsischen Kangierbahn-
hofes Engclsdorf und der Verbindung zwischen
Engdsdorf und Schönefeld der Güteraustausch
zwischen beiden Eisenbahn- Verwaltungen aus
dem Inneren dei Stadt herausgclcgt sein wird und
dieser dann die neuen Bahnen benützt. Die voll-
ständige Räumung der inneren Stadt von allen
den alten Anlagen, die dort nicht wieder Aufnahme
finden sollen, ist dann durchgeführt Der weitere
Baufortschritt ist derart gedacht, daß bis Ende
1907 auch die l Iinlenkung des Personenverkehres
bewirkt ist. Von diesem Jahre an soll der Mag-
deburger Personenverkehr einstweilig auf dem
dafür vorzurichtenden Berliner Bahnhof enden,
nachdem schon im Jahre 1906 der Berlin-Hofer
Schnellzugs- Verkehr zeitweise mit Umgehung
des Berliner Bahnhofes über die neuen Verbin-
dungslinien unmittelbar nach dem bayerischen
Bahnhof geleitet sein wird. Wird dann der
Thüringer Personenverkehr einstweilig auf dem
alten Magdeburger Bahnhof eingerichtet, so
bleibt nur das Baugelände für etwas mehr als
die Hälfte des Haupt-Enipfangsgebäudes und
der Bahnsteiganlagen von den alten Anlagen
zu säubetn, damit, wie durch Vertrag vereinbart,
im Jahre 1908 die Arbeiten daselbst in Angriff
genommen werden können. Wenn, wie ebenfalls
durch Vertrag festgesetzt ist, die Fertigstellung
der Gcsamtanlagc im Jahre 1914 verwirklicht
werden soll, innLl die im Jahre 1908 begonnene
preußische Hälfte etw a 1911 in Betrieb genom-
men werden. Es erweist sich als nutwendig,
den Dresdener Personen verkehr, welcher auf der
/weiten Hälfte des Bauplatzes für die Haupt-
Bahnsteiganlage zurzeit sich abw ickelt, zeilweise
in die zuerst fertiggestellten Bahnhofsanlagen
mit aufzunehmen und während dieser Zeit den
Eilenburger Verkehr noch bis 1914 auf dem
jetzigen Bahnhof zu belassen. Der preußische
No. 13.
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Güterverkehr wird in seinem vollen Umfange auch
im Haupt • Güterbahnhof schon 1909 dir neuen An-
lagen eingenommen haben. —
V. Schluß
Die Leitung des Betriebe«, auf dem Gemeinsehafts-
Bahnhofe erfolgt demnächst sowohl von der preußi-
schen wie von der sächsischen Verwaltung auf ihren
örtlich begrenzten Gebieten durc h einen Stationsvor-
stand und das erforderliche Betriebspersonal selb-
ständig Selbständig wird auch von jeder der beiden
Verwaltungen der Dienst und die Beaufsichtigung
wahrgenommen in ihren Stationsräumen, Dienstwoh-
nungen, Fahikartenstellen.Gcpäck-Abfeitigungsanlagen
usw. Dagegen wird die Verwaltung der sonstigen
Gcmcinschaftsanlagen, bestehend aus dein Haupt-Em-
pfangsgebäude, dem Querbahnsteig und dem Hallen-
dach, welche von der sächsischen Verwaltung auf ge-
meinschaftliche Kosten und nach einem gemeinschaft-
lich festzusetzenden Hauplane ausgeführt werden nicht
aber auch die Verwaltung der Längsbahnsteige — so-
wie die Dienstaufsicht Ober das hierzu nötige Personal
und dessen Verwendung einem auf gemeinschaftliche
Kosten von der sac hsischen Verwaltung zu stellenden
Beamten übertragen.
Die Arbeiterheilstätten der Landes -Ver-
sicherungsanstalt Berlin bei Beelitz.
Architekten: Schmieden & Bocthke in Berlin.
(FortMttung.)
H.cliu rlnr Dopiwl . Bddbcilatr .owic d« Ahhilduncrn in So. 13 und dw
OnaMtM i» N'o. 11.
I. Allgemeines. (ScMu».)
as Raugeländc für die Anstalt ist ein 140 ,u »
großer, mit alten Kiefern bestandener, ziem-
lich ebener Waldteil um die Station Beelitz
der Wetzlarer Bahn, der trockenen und ge-
sunden Untergrund hat, mit seinem hohen
Baumbestand Schutz gegen Wind und Staub bietet
und so groß ist, daß die Pfleglinge sich auch nach
dem völligen Ausbau der Anstalt inncihalb der Gre n-
zen der Anlage genügende Bewegung machen können.
Auf dem Gelände und entsprechend der durch
Bahn und Chaussee herbeigeführten natürlichen Teilung
sind die Anstalten so gruppiert, daß südlich der Eisen-
bahn die Sanatorien lür Männer (östlich der Chaussee)
und für Frauen (westlich der Chaussee), sowie nörd-
lich der Eisenbahn die Lungenheilstätten für Männer
(östlich der Chaussee) und für Frauen (westlich der-
selben) liegen. Die beiden Sanatorien
sowie die beiden Lungenheilstätten ha
ben unter sich gemeinsamen ökonomi-
schen Betrieb, im übrigen aber sind
diese 4 Abteilungen so streng von ein-
ander getrennt, daß jede mit einer
eigenen Umwährung versehen ist und
jede ihr eigenes Pförtnerhaus hat. F.s
sollte durchaus verhindert werden, daß
sowohl die verschiedenen Geschlechter
wie auch die beiden Arten von Pfleg-
lingen miteinander in Berührung kom-
men können Innerhalb der Umwährun-
gen wurden die einzelnen Gebäude so
gelagert, daß ruhige Lage, Windschutz,
Besonnung, Abwendung von Kauchhclästigung sowie
die in jedem besonderen Falle zu beobachtenden Ver-
waltungsmaÖregeln die tunlichstc Berücksichtigung fan-
den. Außerhalb der 4 Abteilungen liegen zur gemein-
samen Benutzung aller Pfleglinge das kleine Gottes-
haus und die Zcntralbadcanstalt
Die Verteilung der der Bewirtsc haftung und Ver-
waltung dienenden Gebäude auf die 4 Baugruppen er-
folgte derart, daß die Gebäude, in welchen männliche
Bedienstete beschäftigt sind, wie Kessel- und Maschinen-
haus, Werkstältengebäude, Desinfektionsanstalt, Pferde-
stal), Gärtnerhaus, Feuerwehrgebäude, in die Männer-
abteilungen verlegt sind, während Waschküche, Koch-
küchc usw. in die mit weibliehen Insassen belegten
13 Februar 1904.
jj |
l llllHli fvtOh
Kr»»«-!, und Mau I inenhau» Anlage
Waschküchcn-C.cbaurtV
I I 1 f: \i
Abteilungen verwiesen wurden. Dementsprechend liegen
in der Abteilung des Sanatoriums für Männer außer
dem in jeder Gruppe liegenden Wohnpavillon für etwa
600 Betten und mit der Möglichkeit einer späteren Erweite-
rung dieser Bettenzahl auf das Doppelte und Dreifache:
das Verwaltungsgebäude für sämtliche 4 Abteilungen,
das Wohnhaus für einen der beiden dem Stande der
Acrzte angehörigen Direktoren, eine Werkstatte, die
Kesselhausanlage, in welcher der Dampf für die ganze
Anstalt erzeugtwird, anschließend hieran die Maschinen-
anlage, das Hochreservoir und die Vorrichtungen fürden
Kohlentransport, 2 kleine Pumpenhäuser, die Zentral-
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Badeanstalt des Sanatoriums, eine Doppelkegelhahn
und ein Pförtnerhaus. Das Sanatorium enthält Koch-
küehe, Waschküche und Pförlnerhaus. Für die Ab-
teilungen der Lungenkranken sind dieselben Abtei-
lungen noch einmal vorhanden; es fallen aber hier fort
Kesselhaus, Vcrwaltungs- Gebäude, Kegelbahn und
Pumpcnhauscheh. An ihre Stelle treten das Desin-
fektions- und Verbrennungshaus, das Gärtnerhaus, die
Stallungen, das Feucrwchr-Gcbaudc, sowie die Liege-
hallen und die Wandelhallen für die Lungenkranken.
Waren die einzelnen Gebäude an sich nach den
Anforderungen anzulegen, welche ihre Bestimmung
im Kinzclncn vorschrieb, so war in den Beziehungen
der Gebäude untereinander zu berücksichtigen, dal!
die Wohnpavillons, insbesondere deren nach Süden
Vermischtes.
Zur Umgestaltung des Theaterplatzes In Dresden. An
den Rat der Stadt Dresden ist die nachstehende Krklarung
abgegangen , die man uns mitteilt und welcher wir uns
entsprechend unserer bisherigen Haltung in dieser wichti-
gen künstlerischen Krage vollinhaltlich anschließen:
„Die Frage der Ausgestaltung des Dresdener Theater-
platzes hat eine weit über die (irenzen Sachsens hinaus-
gehende Bedeutung, da es sich darum handelt, der Hof-
kirchc Chiaveri's und dem Museum und Theater von
Semper ihren cndgiltigcn Rahmen zu schaffen und ihre
Wirkung zu Platz und Umgebung auf alle Zeiten festzu-
legen. Line s<> wichtige und entscheidende Krage ist noch
selten der deutschen Architektenschafl vorgelegt worden.
Eine Konkurrenz Kndc vorigen Jahres hat die Be-
deutung und Tragweite der Aufgabe "erst in vollem Um-
fange erkennen lassen; obwohl sie eine endgiltige, inbezug
auf Anlage und Architektur gleich günstige Losung nicht
gebracht hat, lieferte sie doch wertvolles Material zur Auf-
stellung neuer Programme, indem sie Wunschbares und
Erreichbares ahnen ließ.
Nun wurde mit sehr kurzem Termin ein Wettbewerb
unter den prämiierten Architekten veranstaltet nach einem
Programm, das die Eigentümlichkeiten der Aufgabe nicht
in ihrem vollen Umfange berücksichtigte. Das wertvolle
Ergebnis der ersten Konkurrenz: die Erkenntnis, daß die
Bebauung des Klbulcrs in cr-tcr Linie einen Absehluti
des Theaterplatzes bedeutet, wurde in der neuen Pro-
grammstcllung nicht ausgebeutet; die Aufgabe lautete bloß
auf Unterbringung der Wache und eines Restaurants auf
gegebenem Terrain.
Wenn auch wirtschaftliche Gründe eine Beschleunigung
der Angelegenheit wunsehenswert erscheinen lassen, sollten
diese doch in den Hintergrund treten vor der Wichtigkeit
der künstlerischen Aufgabe. Die Krage kann noch nicht
als spruchreif bezeichnet werden : es empfiehlt sich zur
endgilligen Klärung eine nochmalige Aufgabe^tellung mit
weitgefaUtern Programm.
II Billing, Architekt. Professorin Karlsruhe; Martin
Dülf er, Architekt, Professor in München; Theod. Fischer,
Architekt, Professor in .Stuttgart ; Theod. Gnceke, Architekt,
Lande s-Baural in Berlin: Hans Grassel , Architekt, städl.
Baurai in München; Karl I lc n r ic i, (Jeh. Rcg.-Rat, Professor
in Aachen; C Hochcdcr, Architekt, Professor in Manchen;
K Hof mann, Geh. Ober-Baurai, Profe^or in Dannstadt;
K. Pützer, Architekt, Professur in Darmstadt; Bruno
Schmitz, Architekt. Professur in Bertin; Gabriel v. Seid!,
Architekt. Professur in München,"
Preisbewerbungen.
ünzutragllchkelten In der Durchführung der Öffentlichen
Wettbewerbe. Es ist bei uns in der letzten Zeit mehrfach
Klage darüber geführt worden, daß die Durchführung der
öffentlichen Wettbewerbe bisweilen unter Umstanden er-
folgte, welche nicht immer allgemeinen Billigkeitsrück-
sichten entsprechen So erhalten wir von mehreren Seiten
Klagen Uber die Verzögerung in der Erledigung de- Wett-
bewerbes lietr das Waisenhaus in Des-ati. Abliefe-
rungstermin war der 15. Dez. iox><; zu diesem Termine liefen
187 Entwürfe ein, deren Prüfung auf ihre Konkurrenz-
fähigkeit allerdings geraume Zeit beansprucht, aber doch
wohl s'i halte beschleunigt werden können . daß die Ent-
scheidung bereits gefällt werden konnte
Eine "andere Beschwerde betrifft den Wettbewerb zur
Erlangung von Entwürfen für ein G \ 111 11 asi u m in
Rheine. Hier ist das übliche Arbcitsaiism;ili bedeutend
erhöht, indem die Hauptansieht 1 : 100 verlangl und die
Vorschrift gegeben ist. alle Zeichnungen seien auf starkem
Zeichenpapier auszulührcn und „in den Durchschnitten
80
gelegene Kranken- und Wohnräume von jeder Störung
durch den Betrieb in den übrigen Gebäuden verschont
bleiben. Im übrigen wurden alle Einrichtungen, die
sämtlichen Abteilungen gemeinsam dienen, gleich so
groß angelegt, daß sie auch bei der weiteren Aus-
dehnung der Anstalt bis an die von vornherein hier-
für festgesetzte Grenze ohne Schwierigkeit genügen.
Die Beurteilung der ökonomischen Leistung der An-
stalt darf daher, schon weil diese als eine Mustcranstalt
mit allen diesem Charakter entsprechenden Einrich-
tungen aus dem normalen Rahmen heraustritt, nicht
nach den augenblicklichen Verhältnissen bemessen,
sondern muß im Hinblick auf den dereinstigen völli-
gen Ausbau beurteilt werden. — »Forucuu«« folgt.)
mit charakteristischen Tönen anzulegen". Es würde
zweifellos dem Wunsche vieler Beteiligter entsprechen,
wenn diese Bestimmung geändert würde; Zeit dazu ist
noch genügend, denn der Ablieferungstermin ist erst auf
den 15. April d. J. festgesetzt. —
Einen Wettbewerb rur Erlangung von Entwürfen für
ein neues „Bootshaus des Magdeburger Ruder-Clubs" erläßt
der Klub für in Magdeburg ansässige Architekten zum
31, Marz 1904. Die Bausumme betragt 38000 M. ; die
Architektur ist freigestellt. Es gelangen 3 Preise von 400,
200 und 100 M. zur Verteilung; ein Ankauf nicht preis-
gekrönter Entwürfe für je 50 M. ist vorbehalten. Verlangt
werden a Grundrisse, ^ bis 4 Ansichten, a Schnitte, nebst
Lageplan und dem üblichen Kostenanschlag. Sämtliche
Zeichnungen sind 1:100 zu liefern. Bei diesem sehr
reichlichen Arbeitsausmaß. welches, ohne die Beurtei-
lung der Entwürfe wesentlich zu erschweren, bedeutend
hätte eingeschränkt werden können, erscheinen uns die
dargebotenen Entschädigungen umso mehr als ungenügend,
als die preisgekrönten Entwürfe in das freie Eigentum
fies Magdeburger Ruder- Klubs übergehen und derselbe
durch den Wettbewerb das Recht erwirbt, den Bau nach
diesen Entwürfen ohne weitere Verbindlichkeiten
dem Verfasser gegenüber ausführen zu lassen. Unter
diesen Umständen erscheint es uns erwünscht, daß die
hausachverstandigen Mitglieder des Preisgerichtes, die Hrn.
Geh. Brt. Bauer, Geh. Brt. Möbius und kgl. Brt. Peters
über eine Abänderung der Bedingungen zum Mindesten
nach der Richtung beraten, daß dem Gewinner eines
Preises auch die Ausführung in Aussicht gestellt
wird. -
In einem Wettbewerb betr. Entwürfe für eine Cotnenlus-
Blbllothek In Leipzig, augenscheinlich auf Leipziger Archi-
tekten beschränkt, erhielten den I. Preis die Hrn. Weiden-
hach & Tschammer, den II. Preis Hr. Paul Burghardt,
den III. Preis Hr. Karl Poser und den IV. Preis Hr.
Alphons Berger.
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich. Der Int.- u Brt. Andersen vom HL Armee-
Korps i«t al> lldsiefcr. in ilie ßauabt dt-» Ki iefruidiiiiit versetzt
Oer Int - u. Brt. Geh. Kit Zun in Koblenz ist gestorben.
Bayern. Dem Int - u. Bit H a u b c 11 s c h m i e d bei der Int
des I. bäyer. Armee - Korps und dem Her -tog der Pfalz, F.iaenb.
I.evy in Landau i d Pfalz ist die IV Kl des Verdienstorden»
vom hl. Michael und dem Int - u Brt Winter im Kriegsminist,
der Tit. o Kanu' eine« Geh Brt* verliehen,
Vernetzt sind: Die Ob -Bauinsp Hemeler in Lichtenfels sl»
StaaUhahninj;. nach Augsburg unil F l r 1 tl I 111 Ktunach sl» Staats-
bidinniK nach Lichtenfels, die Dir. -Am Salier in Kempten lint.
t'ebcitiw^unj; der Funktion eines Slaatshahmng nach Hof und
(■öckel in Wflizbuij; zur Eisoiib -Bell D,r. Weiden
Bremen. Der Ol -Inn Zalcski in Hannover ist z. Bm>tr.
bei d llafenbauinsp ernannt.
Hessen. Dem Kisenb, - Dir. Ileocr in Mainz ist das Ritter-
kreuz I Kl de* Verdienstordens Philipp* des Gioümiiticen verlieben.
Oldenburg. Den (ich. Ob. -Brtii. Jansen. Tenge und
Bfllilk ist da* Offmetkreur des f,rotl:i Haus «.Verdienstordens
vei liehen.
Der Be/ ln-p. Ob-Il.uiiisp R i e k e 11 ist /. Bit. befördert
Sachsen- Weimar. Der Bit. R e i t h e 11 b c c Ii c r beim Minist,
ivt gestorben.
Inhalt: IVr rn-rte Wrtihew« rf» «v K'Ih^i.n,' von timvi'.tl. n I n
. i-i -n nvs , , Mlilul n M.nlc 111 J. iij, - ('iim^-nlutii; dei |.i cu'J .scliro
und sn. >. ti. t» t ..c-iNjIui An^.i;i ii in .i-id !>•■, is. liluJl Hie
Ari»rilcr!wiUuit« n der l.nnd<-s-V« :mi lieruin^.irwult H« 1 Un brt Iteelilz Iroil-
Uilu-i Vt-inns. hti -< - l*iei , -t'C«'i'tt'nn^en. — 1'« i vinul- Km hten.
Hierzu eine hoppcl - Bildbeilage: I>te Arbeiterin' il«:älten
der Landes-Versicherunsis-Anstalt Berlin bei Beelitz.
Verlar, der IVutvKen HauieituoK. G n. b II, Herlin. For die Redaktion
vrraniwonl Aliwil Hol mann, IWrlia. Oiuit »ou Wüh. Cm», Berlin.
Xo. 13,
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
jgXXXVHL JAHRG. NO:!* BERLIN, DEN 17. FEBR. .904
Elektrischer Turmkran zur Ausführung von Hochbauten.
(Auigefnhrl von der Gesellschaft (Or elektrische Induttrir in Karlsruhe.)
I älirend man in Amerika schon vor längerer Zeit bei
der Ausführung bedeutenderer Hochbauten zur Er-
sparung umfangreicher, kostspieliger und in der
Herstellung zeitraubender Rüstungen, sowie zur Ersparung
von Arbeitskräften vielfach dazu übergegangen war, ledig-
lich mehrere feste Auslegerkrane oder auch fahrbare
Krane von voller Gebäudehohe unter Wegfall aller Rüstun-
gen in Anwendung zu bringen, i-t man auf dem Kontinent
diesem Beispiele erst vereinzelt gefolgt. Die Vorzüge
einer solchen Ausführungsweise sind auch erst besonders
in die Erscheinung getreten, seit man zum Betriebe solcher
Krane die Elektrizität herangezogen und damit denselben
außerordentlich vereinfacht und die Leistungsfähigkeit na-
mentlich inbezug auf rasche Arbeitsleistung beträchtlich
erhöht hat. Als bedeutende Bauausführungen dieser Art
sind die beiden Kunstpaläste zu nennen, die gelegentlich der
Pariser Weltausstellung vom Jahre 1900 errichtet wurden.
Auch die deutsche elektrische Industrie hat sich dieses
Anwendungsgebiet nicht entgehen lassen. Der nachstehend
beschriebene und durch Abbildungen dargestellte elek-
trische Turmkran ist das Erzeugnis einer deutschen Firma,
der „Gesellschaft für elektrische Industrie in
Karlsruhe i. B ", der allerdings seine erste Verwendung
nicht auf deutschem Boden, sondern beim Bau einer etwa
aoo m langen, 2$ m hohen Kaserne in Brüssel gefunden hat.
Veranlassung zur Anwendung dicsei Kranes war hier,
abgesehen von der Rücksicht auf die Ki -parting der Rüstun-
gen, vor allem die Notwendigkeit, durch Schnellbetrieb die
sehr kurz bemes-enen Ausfülirung-fri-tcn einhalten zu kön-
nen. Ersehwert wurde die Aufgabe dadurch, datl nur knapper
Raum zur Verfügung stand, si'dall da- Tr.in-portglci- zur
He ran Schaffung der Materialien da» Krangerüst durch-
6t
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brechen mußte — es i*t hierzu im Kranuntergestell eine
lichte Durchfahrtsöffnung vun 2,4 ■ Breite bei 1 ,6 m Höhe
frei gehalten worden — und da die Straße, an welcher
der Neubau auszuführen war und welche als unmittelbare
Unterlage für das Kranglcis diente, eine Steigung von
1 : 30 besaß.
Der Kran ist ein fahrbarer Drehkran, dessen von Mitte
Drehachse bis Mitte Ilaken 6™ weit ausladender Ausleger
eine Höhe von 24.75 m "b* r Schienenoberkante besitzt,
wahrend die Hubhöhe 23,5 « beträgt Der Kran läuft auf
einem Doppelschlenengleis von 3,25 m Spur; die größte
Breite des Untergestelles erreicht noch nielit ganz 4 ■». Ks
war das erforderlich, weil auf der für die Kranlaufbahn
mitbenutzten Straße von nur 6,6 "- Breite noch Kaum zum
Vorbeifahren eines Wagens verbleiben mußte.
Der Kran besitzt eine Tragkraft von 10 ». Er ist jedoch
m eingerichtet, dali mit ihm auch größere Lasten (ein-
zelne besondere Werkstücke» bis zu 15 1 gehoben werden
können. Bei 10 t Last erfotgl der Hub mit 5 "'. Minute Ce-
schwindigkeil, bei 3 t und weniger mit 17,5m Minute. Die
Drehung erfolgt mit einer Geschwindigkeit von etwa40"> Mi-
nute und vollzieht sich mit großer Leichtigkeit, da da-«
Spurlager aN Rollenlager, das Halslager in Höhe der obe-
ren Plattform als Kugellager ausgebildet ist.
Für jede Bcwegungsan: Hebung der Last. Drehung
und I Jlngsbcwcgung des ganzen Kranes ist ein besonderer
Motor vorgesehen. Die sämtlichen maschinellen Teile sind
auf der unteren Plattform angeordnet und werden von
einem einzigen Mann bedient. Auf der oberen, etwa 15«»
Uber Straße liegenden Plattform ist ein zweiter Mann auf-
gehellt, der die doppelte Aufgabe hat, das obere Hals-
lager zu warten und Kommandos an den Maschinisten
bei Versetzung besonders schwerer Stücke zu geben. Der
Doppelhaken ist ebenfalls auf Kugeln gelagert. Durch auto-
matische Abstellvorrichtungen wird sowohl ein Ueberiastcn
des Kranes als auch ein Zuhochziehen der Last verhütet
Das TurmgerOst des Kranes ist so eingerichtet, daß
es bequem aufgestellt und niedergelegt werden kann. Es
kann für höhere Bauten leicht ein weiteres Stockwerk hin-
zugefügt, für niedrigere ein solches weggelassen werden.
Ebenso ist es ohne wesentliche Unkosten möglich, für
kleinere Lasten größere Ausleger einzusetzen. Besondere
Sorgfalt war natürlich in dem vorliegenden Falle auf den
Unterbau zu verwenden, der aus den schon ausgeführten
Gründen der Querverbindung entbehrt, daher in sich aus-
reichend steif hergestelll werden mußte, um die Spur-
enwltting und die leichte Beweglichkeil zu sichern.
Unsere Abbildungen lassen die allgemeine Anordnung
de- KrangcrQste- v,, w ie auch die Einzelheiten des An
triebe» die Aufstellung der 3 Motoren usw erkennen
Der I nterhau wird von 4 kailpaarcn gestiit/t, von denen
nur a durch den Motor mittels Zahnradgetriebes angetrie-
ben werden, Die beiden Räder eines Paares sind dabei
durch Keite gekuppelt. Der zweite Motor bewirkt mittels
Zahnkränze« die Drehung, der dritte schließlich treibt die
mit mehrfachem Vorgelege ausgestattete Winde an.
Mitteilungen aus Vereinen.
Aren.- u. Ing. -Verein zu Düsseldorf. Vers, am 7. Okt.
1003. An wc». 26 Mitgl., Vors. Hr Dreling. Nach Er-
ledigung der Eingänge beschließt die Versammlung, von
Erstattung gedruckter Sitzungsberichte an die Verbands-
Vereine abzusehen. Hr. Dorp berichtet hierauf in ein-
leitender Weise ül>cr den Verlauf der Abgcordneten-
'eisaiiiniliing in Dresden. Zur L'cbcrprüfung der Wett-
bewerbs - Bestimmungen wird ein Ausschuß gewählt.
Vers am 20. Okt. 1903. Anwc». 27 Mitgl , 5 Gäste.
Vors Hr Tharandt. Aufgen. werden Hr Generaldlr.,
Keg - u Brt. Matliies als auswärtiges und die Hrn. Ing.
8a
V
Fischer und Carstens«! ak einh. Mitgl Gestorben ist Hr.
Ing. Hücker. Zur Verhandlung stand ein Antrag des Hrn.
Arth Webling auf Abänderung der Bestimmungen
betr. die Abnahme der Neubauten und anderer Aus-
fahrun gs- Bestini mutigen der Baupol izci-Ord nung.
Vir« am 7 Nov. 1903 Anwc«. 28 Mitgl.. 1 Gast.
Vors Hr. Dreling. Aufgen. wurden die Ilm Ziv.-Ing.
Nauen und Ine Körting Nach geschäftlichen Mitteilungen
berichten die Ilm. Ehlen über Haftung für Vorkomm-
nisse beim Bau eines Maschinenhauses und Tha-
randt über Straßen- Auf reißapparate. —
Vers am 17. Nov. 1903. Anwes. 30 Mitgl., Vors. Hr.
Dreling. Aufgen. wird Hr. Arth. Furthmann. Für die
No. 14
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Wahl des Vorstandes im neuen Vereinsjahr wird ein An-
schuß bestellt. Hr. Arth. Korn berichtet sodann über die
Veränderungen der neuen Land- Baupol ize ioiil-
nung für den Reg. -Bez. Düsseldorf, welche auf An-
regung de* Vereins vorgenommen worden >ind -
Vers, am 1. Dez. 1903. Anwes 47 Mitgl.. Vors. Hr
Dreling. Zunächst wird* der Arbeitsplan für das Vcr-
bandsiahr 1903 4 vom Schriftführer vorgetragen Aufgen.
wird Hr. Ing Sülzlc Hr. Brt Kadke berichtet über
einen Antrag der internationalen Kunst- und Gartenbau-
Ausstellung zu Düsseldorf 190.), betr die Veranstaltung einer
Ausstellung der deutschen und ausländischen
Architekten. Hr. Arch. Wühler kennzeichnet den
Standpunkt der Architcktenschaft der internationalen Kunst-
ausstellung gegenüber und empfiehlt, daü der Verein sein
Hecht auf einen Ausstellungsraum im Kunslpalasl durch
den früheren Ausstellungs • Ausschuß für 190a geltend
mache und daü der Verein ausstelle Hr. vom F.ndt
unterstützt diesen Standpunkt. Ilr. Kadke schlagt vor,
der Ausstcllungsleitung zu antworten, daß der Versuch
gemacht werden sollte, eine internationale Architektur-
Ausstellung zusammen zu bringen, vorausgesetzt, daß die
Architektur im Ausstellungspalast Platz findet. I Ir Wühler
betont den Mangel an Zeit, Kaum und Old zu dieser
Veranstaltung. Hr. Brt. Gürz berichtet Ober den Verlauf
der Verhandlungen im Arbeit-Ausschüsse für die Wandel -
versammlung 1904 in derselben Sache und halt den Vor-
schlag des Hrn. Kadke für aussichtslos. Hr Arch Korn
unterstützt den Standpunkt Wühler. Hr. von» Endt be-
antragt: Die internationale Arch -Ausstellung zuzusagen
unter der Bedingung, daß sie im Kunsipalast unterkommt
und die Einladungen hierzu die internationale Kunstaus-
stellung erlaßt. Hr. Kadke spricht für, Hr. Wühler gegen
diesen Antrag, den er für aussichtslos halt. I >ic 1 Im. Drcling
und Wühler betonen, daß der Architekten-Verein als solcher
nicht autorisiert sei, für sich einen Ausstellungsraum zu
beanspruehen, das könne nur der Ausslellungs-Vereinsaus-
schuß 1903/04. Hr. Peiffhovcn widerspricht dieser
letzten Ansicht. Ilr. Arch. Fuchs stellt sieh auf den
.Standpunkt des Hechtes des Architekten- und Ingenieur-
Vereins: Die Architekten und die Aussteller gegenüber
der Internationalen Kunstausstellung zu vertreten. Hr.
Fcttwcis tritt dein bei. Hr Dreling bestreitet das
Mandatsrecht des Verein- Hr. Kadke beantragt, der Aus-
stellutigslcitung 1904 unabhängig auf ihren eingangs er-
wähnten Antrag ein zweites Antwortschreiben mit dem
Inhalte zu senden, daß der Aich.- und Ing.-Verein besonders
die Ausstellungsrcchte der Düsseldorfer und deutschen
Architekten vertritt. Antrag vom Kndt wird mit 24 Stimmen
angenommen — Hr vom Kndt teilt eine bemerkenswerte
Ausführung beim Umbau eines Wohnhauses mit. Hr Gürz
berichtet über den Kntwurf zum Verlrage Uber Herstellung
des Werkes .Düsseldorf und seine Bauten" milder
Finna I.. Schwann hiersclbst, mit dessen Abschluß die Ilm
Görz, vom Kndt und Dreling beauftragt werden,
Vers, am 15 Dez. 1903. Anwes. 40 Mitgl., 1 Gast. Vors.
Hr. Dreling Hr Landcsbrt. Görz wird als Delegierter
zu den Beratungen des Verbands Vorstandes nach Frank-
furt a M. gewählt. Hr. Arch Wühl e r berichtet hierauf, daß
in Anbetracht des Andranges zur internationalen Kunstaus-
stellung 1904 mehr Kaum als die Leitung derselben den
deutschen Architekten nach früherer Mitteilung gewahren
konnte, nicht zur Verfügung steht. Im I.okalausschuß für
die Arrh. -Ausstellung ist au Stelle des ausscheidenden
Ilm, Stadlbrt a. D. I'eiffhoven Hr. Wühler als Vorsitzender
gewählt Ilr. Körting trägt hierauf über Saugsiel • An-
lagen zur Beseitigung von Fäkalien vor, woran sich
ein lebhafter Meinungsaustausch knüpft [Ii.
Vermischtes.
Verstcherungspfticht der Inhaber von Baubureau«. I >ic
Streitfrage, welche in zahlreichen Fällen in dieser Zeitung
zur Beantwortung gestellt wurde, nämlich ob Betriebe,
welche sich in der Hauptsache auf die Anfertigung von
Bauplänen, daneben aber auch auf die Ueberwachung
der Ausführung von Bauten erstrecken, gegen Unfälle
versicherungspflichtig sind, ist neuerdings vom Reichs-
Versichcrungsamte im bejahenden Sinne und damit in der
von uns vertretenen Weise beantwortet worden In deni
Kckursbescheide No. 2024, welcher in den „Amtlichen
Nachrichten des Kcichsvcrsiclicrungsanilcs" No 11 vom
l.Nov. 1903 abgedruckt und im „Deutschen Kcichsanzcigcr"
No. 268 vom 13, Nov. 1903 wiedergegeben ist, erklärt das
Reichsversicherungsamt, Betriebe der beregten Art bei
den Baugewerks - Berufsgeiiossenschaftcn in vollem Um-
fange versicherungspflichtig.
Danach kommt es also nicht darauf an, ob die Ucher-
wachung von Bauten den hauptsächlichsten Teil der ISr-
17. Februar 1904.
sehäftigung eines im Banbureau angestellten Architekten
ausmacht, oder ob sie nur vereinzelt erfordert wird. Ks
genügt vielmehr die Tatsache, daß es überhaupt zur
Beaufsichtigung von Bauten kommen kann, daß also Ge-
legenheit besteht, beim Betreten von Bauplätzen von Un-
fällen betroffen werden zu können, utn'die Vcrsicherungs-
pflichl zu begründen und für den Arbeitgeber die Zwangs,
pflicht zu schaffen, seinen Betrieb durch Vcrmittelung
der Ortspolizei zur Eintragung in das Kataster der zu-
ständigen Berufsgenossenschafl anzumelden. F.s bleiben
also von der Versiehentngspflicht und dem Anmeldungs-
zwange künftig nur noch solche Bauburcaus befreit,
welche sieh ausschließlich mit dem Entwerfen von Bauten
und der Anfertigung von Bauplänen beschäftigen. Selbst
der Umstand befreit den Beiriebsunternchmcr nicht von
der Anmeldepflicht, daß er die Beaufsichtigung und Lei-
tung der Bauten regelmäßig in eigener Person besorgt
und sich vielleicht nur im Verhinderungsfälle durch
einen Angestellten vertreten läßt Völlig gleichgültig
bleibt es, ob nach der Art des Betriebes für denselben
Gcwcrbrsteucrpflirht besteht oder nicht. Selbst gewerbe-
steuerfreie Betriebe, welche als solche von der Heran-
ziehung zur Mitgliedschaft einer Handwcrkerkanimcr be-
freit sein würden, können auf den Umstand ihrer Steuer-
freiheit nicht das Verlangen stützen, von der Versiehe-
rungspflieht befreit zu bleiben. Ks gilt das von Hoch-, wie
von "I iefbauten, wenngleich der Kekursbcschcid in einem
Falle der erstcren Art ergangen war. Denn der Kern-
punkt der Kntseheidung trifft hier wie dort gleichmäßig
zu. Bei beiden Bauwerken besteht die Möglichkeit, wäh-
rend der Anwesenheit und Ausübung der Verrichtungen,
welche bei der Bauaufsicht und Leitung vorzukommen
pflegen, verunglücken zu können. Bei beiden kann also
für den Techniker das Bedürfnis eintreten, einen Vermögens-
ausgleieh für den Verlust geiner Erwerbsfähigkeit durch
Betriebsunfall zu erlangen, die Unfallfürsorge zu erhalten.
Infolge dieser Rechtsprechung kann allen, welche
Baubureaus unterhalten, nur dringend geraten werden,
baldigst ihrer Anmeldepflicht zu genügen. Eine Vernach-
lässigung derselben kann nämlich nicht nur empfindliche
Ordnungsstrafen nach sich ziehen, sondern seit der jüng-
sten Rechtsprechung des Reichsgerichte» den betreffenden
Betriebsunternehmer auch schadenersatzpflichtig werden
lassen, ihn nämlich der Gefahr aussetzen, zur Zahlung der-
jenigen Beiträge an den Verletzten verpflichtet zu werden,
welche dieser kraft der gesetzlichen Unfallfürsorge von
der zuständigen Berufsgenossenschaft genossen hal>cn
würde, wenn er am Unf.illtage bei ihr schon versichert
gewesen wäre, ,> rof I)r Kar , ,, ilsr
Zur Frage der Aufstellung eines Bismarck-Denkmals In
Bremen. < ibglcieh man sich mit dem von Schumacher
111 No 10 der „iVuischcn Bauzeitung" ausgesprochenen
Gedanken über die architektonische Losung für die Auf-
stellung eines Bismarck - Denkmals in Bremen befreunden
kann, so mochte ich doch behaupten, daß die an der Nord-
seite des I l.iuptttirmes der LicbfraucivKirche gedachte
Nische keineswegs hierfür geeignet erseheint, und zwar
aus dem Grunde, weil das IVnkmal an sich einen viel zu
gewaltigen Gedanken in sich birgt, um einem so beschei-
denen Platze als Zierstück zu dienen, denn der natürliche
Straßenzug ist vom Wall unmittelbar durch die Sögc-
Straße bis zur ( »bernsiraüe, oder vom Wall später in
den Schüsselkorb einbiegend nach dem Domshof. Der
Platz an der Liebfraucnkirehc liegt viel zu versleckt.
Dahingegen wäre zu erwägen, welcher Platz sieh ergibt,
wenn man das an die Liebfrauenkirche schwalbennest-
artig angebaute Häuschen am kleinen Tum» abbrechen
und damit einen wohl geeigneten Denkmalplatz für den
ersten deutschen Kanzler schaffen würde. Erstens käme
Bismarck gleich wie im Leben in unmittelbare Nähe seines
kaiserlichen Herrn zu stehen und zweitens läge das Denk-
mal im Herzen eines der schönsten Städlcbildcr, ohne
eine l'cberiadungderGesaintanlage herbeizuführen. Drittens
wäre eine glückliche architektonische Lösung hier weit
eher möglich, als !>ei dem technisch schwierigen Nischen-
bau am Nordturn» der Liebfrauenkirche. -
Hamburg, Febr. 1904. Hermann Schütze.
Auszeichnungen. F.s hahen kürzlich einige Ernennun-
gen von Privatarchitcktcn stattgefunden, welche verdienen,
aus der Gleichförmigkeit der. Personal-Nachrichten'' heraus-
gehoben zu werden So wie vor einiger Zeit die I lm.
Reg -Bnistr Albr. Berker und Bnistr. G. Knoblauch in
Berlin zu Bauräten ernannt wurden, sr, sind kürzlich die
Banräte von Groszhetm, Ka\>fr und Seh wecliten
zu Geheimen Hauräten ernannt worden und es ist da-
mit eitler ausgebreiteten und erfolgreichen privaten künst-
lerischen Tätigkeit zun» wiederholten Male eine öffentliche
Anerkennung zuteil geworden.
8j
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Preisbewerbungen.
Wettbewerb Waisenhaus Dessau. Wahrem! wir die
Notiz auf S 80 schrieben, war die Kiitschciduns in diesem
\Vcttl>ewcrb bereits gefallen, sndatl die Verzoecrunp, wenn
man die Weihnachtszeit inbetracht zieht, doch keine all/u
lange war, Den I. Preis von 1000 AI. erranu Hr. I'aul
Zimmer in Elberfeld; den II. Preis von 600 M. Hr. f
l'feiffer in Friedenau; der III. Preis von 400 M. fiel den
Ilm I.udw. Kulerund W. Bergen in Wiesbaden zu. I»en
in Aussieht gestellten Ankauf von 4 weiteren Entwürfen für
je 2S0 M. vermochte das Preisgericht nicht zu empfehlen
Die Entwürfe sind vom 1;^ 27. Kebr. in lV»au, Zerb-tei ■
siraüc 57, öffentlich ausgestellt.
Bücher.
Am Technolexikon, bekanntlic!) ein 1901 vom „Verein
deutscher Ingenicure - ins Leben gerufenes Unter-
nehmen eines allgemeinen technischen Wörter-
buches in den drei Sprachen Deutsch, Englisch und
Französisch arbeiten jetzt 363 in- und ausländische techn.
Vereine mit. Von Firmen und Einzelpersonen haben 2573
Original-Beiträge zugesagt. Das Ausziehen sowohl cin-
als besonders mehrsprachiger Texte (Lehrbücher. Abhand-
lungen, Geschäftsbriefe, Geschäftskataloge, Preislisten usw.)
sowie ferner der bisherigen Wörterbucher ergab bis jetzt
imganzen 1 930000 Wortzcttcl. Hierzu kommen nun in
den beiden nächsten fahren (bis Mille 1906) noch die
Hunderttausende von W ortzcttcln, die sich aus der redak-
tionellen Bearbeitung der schon eingesandten und der noch
einzuliefernden Beiträge der Mitarbeiter ergeben werden.
Alte noch ausstehenden Beiträge werden bis Ostern
dieses Jahres 1901 eingefordert. Da die Drucklegung
des Technolexikons Mitte 1006 beginnen soll, so können
verspätete Beiträge nur bis zu diesem letzteren Zeitpunkte
mitverwertet werden, d. h. ausnahmsweise. Alle Ein-
sendungen und Anfragen sind zu richten an den leitenden
Redakteur des Technolexikon, Hrn. Dr. Hubert Jansen,
Berlin NW. 7, Dorolheenstr. 49. -
Brockhaut' Konversations - Lexikon. 14. vollst umgearb.
Aufl. Neue revid. Jubiläums - Aufgabe. 16 Bde.
eleg. geb der Bd. 10 M. Verlag von F. A. Brockhaus
in Leipzig, Berlin, Wien 1903.
Rascher, als man erwarten durfte, liegt das vollendete
sechszchnhandige Werk vor uns, dessen letzter Band noch
vor Jahre.sschluU erschien. Wir haben den einzelnen Ban-
den s. Zt. schon empfehlende Worte beigegel>cn, denen
wir nur wenig hinzuzufügen haben. Vor 107 Jahren er-
schien die erste Auflage in bescheidenem Umfange, wah-
rend das Werk jetzt etwa 18000 S. Text umfaßt und mit einer
Fülle z.T. vortrefflicher Abbildungen im Text und zahlreichen
teils schwarzen, teils bunten Talein aus allen Gebieten des
Wissens ausgestattet ist. Etwa 500 .Sachverständige aus den
verschiedensten Gebieten haben den umfangreichen Stoff
zusammengetragen. Blättert man in den alten Jahrgängen
des Lexikons, so erhalt man einen interessanten Einblick
in die fortschreitende Entwicklung auf wissenschaftlichem,
künstlerischem und wirtschaftlichem Gebiete, da jeder
Band die Verhältnisse seiner Entstehungs/eii wicdcr-
spiegelt. Für unsere Leser wird ein solcher Kackblick
besonders auf technischem Gebiete von Nutzen und In-
teresse sein. Gerade auf diesem Gebiete kamen die Fort-
schrille des vergangenen Jahrhunderts ja ganz besonders
zum Ausdruck, Auch in der immer eingehenderen und
sorgfältigeren Behandlung der technischen Wissenschaften
und ihrer Errungenschaften, wie wir sie in den einander
folgenden Auflagen des Lexikons verfolgen können, spre-
chen sich die wachsende Bedeutung der Technik und das
zunehmende allgemeine Interesse für technische Kragen
deutlich aus.
Bei der Redaktion d. Bl. eingegangene Bücher:
Kalender !0r Straiieo-und Winetbiii- and Kultur-
Ingenieure. Begründet von A. Reinhard. Neubearbei-
tet von R. Scheck, Reg - u. Brt. in Erfurt. 31. Jahrg. 1901.
Oeb. nebtt 3 gehefteten Beilagen. Wiesbaden. J. F. Berg-
mann. Pr. 4 M
K«lendcr (Ar Eisenbahn- Techniker. Begründet von
Edm. Heusinger von Waldegg. Ncubcarbcitct von A. W.
Meyer, Kgl. F.isenb-Rau- u. Betr-Insp in AHciislciu. 31.
Jahrg. 1904. Geb. mit 1 Beilage. Wiesbaden, J F. Beig-
manu. Pr. 4 M.
Uliland'a Kalender (Ar Maschinen-Ingenieure.
Bearbeitet von W. H. Unland, Ziviling. u. Patentanwalt
10 Leipzig. 3a Jahrg. 1904. j Teile. Arnold Bergstr»««er
(A. Kroner). Pr. 3 M
Deutscher Wappen-Kalender 190» 33 Seit«» Hoch-
qoart in 9-faibigcm litliogr. Druck Verlan * °" Gebr. Vogt,
PapicrmOhle bei Roda S -A Pr. 1.50 M,
Kalender (tlr H > 1 / u n g s - . I . A 1 1 u n g * - und B a d < t 1 1- h ■
nikrr Herau^f gehen von M. Klingrr, I ibering.- n>< ur.
9. Jahrg. 1901. lUllc a. S- l arl Marhold. Pr. 3,30 M
84
I*. Stfthlen'» Ingenieur-Kalender (flr Maschinen und
Hftttentei hmker. Herausgegeben von Ziviling. C Fran/en
in Köln und lug. K Mattier, Kgl. Obeilchrt-r In Köln
39. lahrg. 1904 -j (eile. Essen, G. D Baedeekrr. I'i. a£o,
3.50 und 4.50 M.
Mein künftiger Beruf. No. 3a : Der Architekt und Rcgicrungs-
Baurueisler- Lciptig 1903 C. Bange« Verlag. Pr. 50 I'I.
Block , J. , Apotheker, t'ebcr einige Reisen in Grie-
chenland, mit Berflckfiehtigung der geolog Verhältnisse
sowie der Baumaterialien, insbesondere der Marmorarten
Griechenland* im Vergleich mit denjenigen Deutschland« und
einiger anderer Lander. Bonn iqoj. ( arl Georgi , 1'nivri-
sitats-ßuehdr uckei ei.
Crugnola, G , Icgegnere Di/ionario leeiiico di ingegneria c di
aichitctluru nelle lingue italiano, Franeese, inglese e tedesca.
Parle I. Toiino 1903 Socidi» editrice Suec. A. F. Nefro e C.
Dobel, E., Reg.-Bnistr. und »ladt Bauin«p. Kanalisation.
Anlage und Bau Stadl. Abtngskantlc <in<l Hautrntwasserun-
gen. 4. ncubeaibeitete Aull mit 16 Tafeln ausfuhr!. Plane
und Detailicirhnungrn. Nebst einen Anhang: Abwasser-
Reinigung von F.mil Mairr, Rrg-Bmstr. Stuttgart 1903 W.
Kohlhammer. Pr. 4,80 M
Hey mann, Juh. Moderne Schriften. Vorlagen für die Be-
schreibung teehnisctier Zeichnungen für Techniker aller
Fächer, insonderheit (Or Architekten und Bauhatid werker.
Lcipiig 1903. Seemann ft Co. Pr. 7.50. M.
Hirsch, Fritz. Von den Universitats-Gebauden in
Heidelberg. Heidelberg 1903. Carl Winter'« Univer-
simts Buchhandlung. Pr. 3 M.
Hübner'» Geographisch-statistische Tabellen aller
I.Inder der Erde. Herausgegebrn von Prif. v. Jura«chek.
Frankfurt a. M. 1003. Heinr. Keller. Kart, 1,5,3 M , Wand-
tafel-Ausgabe 60 Pf.
Hatton , Thomas. Ski/tierende Aquarell-Malerei,
Anleitung für Anfaugcr. Deutsch von Otto Marpurg. Ravens-
burg 1003. Otto Maier. Pr. 1,50 M.
Limbach, Ernst, Oerichtsscluciber. Handbuch fflr den
Hypotheken-Gläubiger im Zwangsversteigerungs-
und Zwangsverwaltungs-Verlahren. Dresden 1903. Ed. Meyer,
Huclidruckerei Pr. 3,50 M.
Personal-Nachrichten.
Baden. Der Kult-lnsp, Sichert ist 1. Wasser u. StralJen-
Baninsp. in Ottenburg ernannt.
Bayern. Dem Reg- u. Kreisbrt. I'a« her in München ist
die IV. Kl. des Verdienstorden» vom hl. Michael, dem Reg- u Kr,-
Bauass. Inuma v. Stern egg in München und dem Kauamtm.
Kraus in Weiden ist der Tit. u. Rang eine» Kgl- Rrts. verliehen.
Der Dir .-Rat Wie klein unter Bcfoiderung tum Rcg.-Rat und
der Dir As«.. Riegel unL Beförderung tum Dir.- Rat sind in da«
Staatsmini«! (ur Verkehrsangelt-geulieitcn berufen.
PreuOen. Dem Geh. Ob.-Hrt. K r> 1 1 o w s k i in Eberswaldc
ist die Kgl. Krone tum Roten Adler « »rrlen II. Kl. mit dem Stern
und Eichenlaub, dem Geh. Reg Rat Dr. Riedlcr, Prot, ander
Techn. Hochschule in Berlin, der Rote Adler-Orden II Kl und
dem Reg-Bmslr. a. D. Körte in Berlin der Rote Adler-Orden
IV. Kl. verliehen,
Die Annahme uml Anlegung der ihnen verlieh, fremdlünd. Auf-
zeichnungen ist gestattet und »v.: Dem Wirkl Geh. Rat, Oh. Bau-
u. Minist Dir. Srhrnnlrr de« Komtiirkrcuics 1 Kl. des (irolihert.
lies*. Verdienstorden* Philipp des GronmOligen , dem f >b.-Brt.
Hermann in Münster i. W. de« Koroturkrcures de« Kais, und
Konigl östcricich.-uiigar. Fiant Josef Ordens.
Verliehen ist: Dem Geh. Ob. - Bit.. Dr. - Ing., Dr. Zimmer-
mann ini Minist, der .'•fienti. Aib. die Kgl. Krone tum Roten Adlcr-
Oiden II. Kl. mit Eichenlaub; dein Geh. Brt a D. L o c h 11 e r
in Berlin der Rote Adler- Ol den II. Kl- mit Eichenlaub; dem
Gcneral-Dir. Geh Brt. Rathenau in Berlin der Rote Adler-
Orden III. Kl. mit der Schleife; dem Arch Bodo Ebhar.lt in
Ciunewald, dem Reg -linutr. a. I). Denninghoft in Charloltcn-
burg. dem Ob-Ing Di.-lng Reichel in Stcglitt und dem Kabr.-
Dir. Lasche in Berlin der Rute Adler-Orden IV. Kl.; dem Ing-
Stix in Berlin, dem Ob -log. Kliriliml in Friedrichshagen und
drin Ing. Otto in l'ankou' der Kgl. Kioneti < liden IV, Kl.
Dem Reg.- u. Brt- Eger in Berlin, sowie den Brt» Sehweeh-
ten, Kayser und v. (irosthetni in Bei Iii) ist der Char. als
t*eti. Bit. verliehen.
I.ler Kl -Hauin^p Otte in Raxtenhurg ist nach Heyilckrug und
der Reg -Hm«li . H. S e h ü ( e 1 in Magilebuig nach Neusieitin versettt.
Dem Pro! Damert au der Tcehn. Hlk Ii», hule in Aachen
ist der Char. als Geh Reg. -Rat verliehen.
Der Schiff bauing. La as ist 1. ctattn. Prof. an der Techn. Hoch-
schule in Berlin ernannt und ist demselben die durch das Aus-
scheiden de» Prof P a g r I erled Prof, Inr prakt- Schiffbau verliehen.
Zur Beschäftigung (lberwie.en sind die Reg -Bmstr : M Beck-
mann der Kgl. Reg. in Anrieh und Härtung der Kgl. ELienb..
Dir, in Köln.
Der Reg -Bfhr. (Hüchbfch ) Mac I. e a n aus Karlsmarkt ist 1.
Reg -Itmstr ernannt.
Den Reg -Bnisliu. K 11 i p p i n g in Elberfeld. Johs Körner
in Warstein und Friedr. Schult! in Pankow ist die nachge«,
Einlas» aus dem Staatsdienst erleilt.
Der Reg - u Urt. Spirgati« in Kreu/burg. O -Sehl , der Geh.
Brt. Sohorh.nl ,n Ka«>cl und der Kgl Brt Schmidt in
Datitiü »in<l gestorben
Inhalt: Kl. Lti !>• -i'-r l ..• n.V ■ . • io An.lilhi a:,; \ ml f [...M.aillciv -
M.ilrdn-igi'ti ii-s Vi-.iMr.t-u. V.m ...1-, Mrv - l'ii-ishene:hungrn. - H.wWr-
»•l-iii -- IV; lal.Sa.hiichtra
Xr-Ut 'I'i I •«-iits.-lM 1, H^ii/rilin,.-, I. m U II. Bi-Im 1 . 1 r -tie K.-.bklioii
>. ...ikm.mU. ,U«-r. Il..lmann. Jti-ilm. Druck von Willi, uitif, Brrhn.
No. 14.
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N2. 15. BERLIN, DEN 20. FEBR. 1904
Die Arbeiterheilstätten der Landes -Versicherungsanstalt Berlin bei:- Beelitz.
Architekten: Schmieden & Bocthkc in Berlin.
<r'orlJ«t£ung ) Hierzu rinr Poj>fwl - MJdtx-tl.it;«- nrnir tlir Abbildung auf Scltr 9p.
II. Die Einzelbauten.
Der Pavillon des Sanato-
riums für Männer.
er Pavillon des Sana-
( toriums fflr Männer
| (s. d Grundriß S. 64
und die Ansicht auf
derBeilagezuNo.nl
ist ein langgestrecktes, 146 ,n
langes, mit der Hauptfront nach
Süden gerichtetes Gebäudc.wcl-
ches aus Knl-, einem Ober- und
dem ausgebauten Dachgeschoß
besteht und in der Hauptsache
Schlaf- und Wohnräume für die
Pfleglinge enthalt. Im Erdge-
schoß stehen 83, im Oberge-
schoß 82 und im Dachgeschoß
21 Betten; die Gesamtzahl von
186 Betten kann leicht auf Ober
200 erhöht werden. Die Räume
liegen meist nach Sfldcn, einige
nach Westen und Osten; Kran-
kenräume mit reinem Nordlicht
sind vermieden. An der Nord-
seitc liegen die Nebenräume
und die Räume (Or die Kör-
perpflege. In der Mittelachse
schließt sich an den langge-
streckten Hauptbau eine Raum-
gruppe für die ärztliche Be-
handlung an; hier liegen der
Operations-Saal mit Neben-
räumen, Räume für Massage und elektrische Behand-
lung, einRöntgcnkabinet und ein Laboratorium, Räume,
die sich im Obergeschoß zumteil wiederholen. An
der Westseite befindet sich der große, auch geselli-
gen Zwecken dienende Speisesaal mit einer Gruppe
von Nebenräumen, die zumteil dem Gescllschaftsleben
der Pfleglinge dienen, zumteil rein wirtschaftlichen
Zwecken gewidmet sind. Auf die psychische Einwirkung
auf die Pfleglinge scheint bei der Anlage und der Aus-
stattung der gesamten Anstalt der Wert gelegt zu sein,
der diesem wichtigen Moment in der Krankenpflege zu-
kommt. So ist u.a. der
Nischen- Ausbau des
Speisesaales miteiner
Bühnen - Einrichtung
undeinemOrchestrion
versehen, um Unter-
haltungszwcckcn zu
dienen, welche ober
das gewohnliche Maß
hinausgehen. Nach
Süden gelegene Ter-
rassen und offene
Mallen ermöglichen
geschützten Aufent-
halt im Freien. Es
Pavillon des Sanatoriums für Frauen.
~ er Pavillon des Sanatoriums für Frauen ist
n der Gesamtanlage dem vorerwähnten
Gebäude verwandt, ohne indessen seine
Ausdehnung zu erreichen. Die Zahl seiner
Betten ist mit etwa 80 angenommen; auch
hier kann eine Erhöhung dieser Zahl leicht und ohne
Beeinträchtigung der Bequemlichkeit der Insassen statt-
finden. Die Krankenräume verteilen sich auf ein Erd-
und ein Obergeschoß. AlleNebenraumc und alle Räume
für die ärztliche Be-
handlung sind wie bei
dem Männcrpavillon
vorhanden, jedoch in
entsprechend gerin-
gerem Umfang. Die
hier wesentlich klei-
nere Gruppe des
Speisesaales und sei-
ner Nebenräume bil-
det den östlichenKopf-
bau des Gebäude*
und ist eingeschossig.
Mit dem eigentlichen
Speisesaal für den
KochkOchen Gebiodr.
Hr «infektions-, Obduktion*, ui d
Vcrbrcnnuimlnu*.
geht durch die Anlage ein ausgesprochener Zug großer
Weiträumigkeit; allenthalben ist das Bestreben be-
merkbar, ohne ängstliche Rücksicht auf die Mittel Ge-
bäude zu schaffen, welche ihrem Zwecke in vorbildlicher
Weise zu genügen imstande sind Die Kosten waren
nach dem Anschlag ohne die Einrichtung mit Möbeln,
ärztlichen Instruinenten usw. mit838oooM berechnet
täglichen Gebrauch, der mit einer Anrichteküche in un-
mittelbarer Verbindung steht, kann bei besonderen Ver-
anlassungen der Tageraum vereinigt werden Ein großer
Teil des Hauses i-t mit Holzzemeiitdächern gedeckt;
nur der Mittelteil trägt ein hohes Dach, welches teilweise
zu Wohnungen der Bediensteten ausgebaut ist. Die
Baukosten wurden hier mit 187000 M berechnet.
No. 15
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Oic Pavillons für Männer und für Frauen
der Lungenheilstätten
| egenüber den Pavillons für Manner und für
Krauen der Sanatorien für die beiden Ge-
s< Iderhter sind ilie entsprechenden Pavillons
der beiden Lungenheilstätten sowohl in der
Ge-atntanlage wie in der Disposition der
einzelnen Kämm, nur sehr wenig verändert Die Ab-
weichung erstreckt -sieh heim Mütnierpavillon der
Lungenheilstätte lediglich auf die in der I lauptachse
l'nterschied liegt also in den Bedürfnissen, welche die
Verschiedenartigkeit der klinischen Behandlung der
Pfleglinge erforderte. Hauptsachlich ist es die für die
ärztlichen Maßnahmen gegen die Tuberkulose inbe-
tracht kommende Kaltwasser-Behandlung, die ihre An-
Zcutral-
lt;iilriu*Ull.
forderungeti ;m die Raum-
gestaltungen stellte I )ie hier
auftretenden (• ordet ungen
w inden in Bei lit/ in sol-
chem l'm fange erffdlt, daß
die Ii ydrolhi-rapeiiti.se he Be-
handlung hier als eine nahe-
/u vollkommene bezeichne t
werden katm Damit nach
di rj Winternii/'-eheii Me-
thode dieKrank. ;i umnitu I-
l.ar nach dem Verlassen des
Bettes der Wa-si-rbdiaiu!-
lung unti i-c:i Winten
kö:n.i n, Warden ,:\v;,diU)
den Kranki. n-ä!en .j k-ciru-
Kultwa.s-cr - Behandlungs-
räume emei seliriht-d.
ahl iL s PaesKonv i>t
en:e .'ihnllelie \v[< In j di m
l'a'. " il Ii m (Les Män-
ner - S ana'oi :111ns.
Iii. gleii In :iVer-
h.lltlUssewic diese
i>' iili Ii l'a; illons
-'i lit der I 'a\ ii!< in
f'i: h;t:g. u'..i anke
: ;.i i n zu dein l'a-
v;lioi; <|i s ^anaio-
riuii> lar flauen
Zentral-Badeanstall.
angegliederte Raumgruppe, deren ' Hauptbestandteil
eine Badehalle mit vorgelagertem Ankleideraum und
angegliedertem Ruheraum sowie Räume für elektri-
sche liäder und elektrische Behandlung bildet (s. die tung, für die Kocherci und die Wäscherei der beiden
Grundrisse Seite 64 und die heutige Bildbeilage 1. Der Sanatorien erzeugt werden (s Bildbeilage in N«. 131
Lr enthalt rd. 70 Betten ; seine
Badeeinrichtungen einschl. der
zwischen die Schlafräume ein-
geschobenen Räume (ür Kalt-
wasserbehandlung sind nach
den gleichen Grundsätzen an-
gelegt, wie die infragc kom-
menden Einrichtungen für die
lungenkranken Männer, nur
in entsprechend kleinereml'm-
fang. Die Baukosten wurden
für den Männerpavillon mit
1 080900M., für den Krauenpa-
villon mit 509000 M berechnet.
Das Kessel- und Maschi-
nenbaus mit Wasserturm.
s gehört 7U den in-
teressantesten Ge-
bäuden der Anlage,
liegt im C)stcu der
Baugruppe, .sodall
die vorherrschenden West-
winde den Rauch nicht Ober
die anderen Gebäude treiben
können und nimmt die tiefste
Stelle des Geländes ein Bs
hat sich zu der heutigen mächtigen Anlage aus kleineren
Anfängen entwickelt Ursprünglich sollte in ihm nur
der Dampf für Kraftzwecke, für die elektrische Beleuch-
2X Februar 190,
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For die beiden Anstallen fOr Lungenkranke war ein
zweites Kesselhaus geplant. Für die Heizung sollte Nie-
derdruckdampf mit selbständigen Warmwasscrkcsscln
für die Häuser der Aerzte und die Pavillons für Lungen-
kranke verwendet werden. Während der Ausführung
jedoch entschloß man sich zur Anlage eines Fern-
heizwerkes, über welches wir noch ausführlicher be-
richten werden und dessen Dampf für Heiz- und andere
Zwecke den Gebäuden der ganzen Anstalt von einer
einzigen Dampfzentralc zugeführt werden sollte. Durch
diese Zentrale konnten der Kohlcntransport zu den
Kcsselanlagen der einzelnen Gebäude und die mit
diesen Einrichtungen verbundenen Unzuträglichkeiten
vermieden werden. Nun war das Kesselhaus für die
beiden Sanatorien aber bereits in der Ausführung ; es
sollte 5 Kessel enthalten Mit ihm wurdedaher ein zweites
Kesselhaus zur Aufnahme von 9 Kesseln mit je ioofl">
feuerberührtcr Fläche so zu einer organischen Gruppe
vereinigt, daß, wie derGrundriß in No. 13, S. 79 zeigt, die
beiden Kesselhäuser zwischen sich einen gemeinsamen
Hof lassen, nach welchem sich ihre Fronten öffnen.
Zwei gedeckte Gänge stellen die Verbindung zwischen
den Nebenräumen der beiden Kesselhäuser her und
zwei Kondenswassergruben dienen in der Art kommuni-
zierender Gefäße zur gemeinsamen Kesselspeisung in
der Art, daß die gesamte Kesselanlage von der einen
Grube gespeist werden kann, wenn die andere zum
Zwecke der Reinigung ausgeschaltet wird. Arbeitsräume
für Heizer und Maschinisten, Werkstätten für Schmiede,
Schlosser und Klempner, Materialienräume, Wasch-
und Laderäume usw. sind die Nebenräume des einen
Kesselhauses für das Personal, während mit dem an-
deren, dem südlichen Kesselhause, Räume für die Auf-
stellung der Dynamos und der Dampfmaschinen, für
die Apparate, für die Enteisenung des Wassers und
für die Fisbereitungsmaschincn verbunden sind. Eine
große Akkumulatorenbatterie steht im Kellergeschoß.
Der hohe Turm enthalt das Kaltwasserreservoir; durch
ihn und durch das ringförmige Wassergefäß geht der
Schornstein des südlichen Kesselhauses Wohnungen
für die Heizer und das Maschinenpersonal sind in den
Obergeschossen der gefällig gruppierten Antage unter-
gebracht. Die Baugruppe war in ihren baulichen An-
lagen mit 480 000 M. berechnet. — (Kornetxune foijt)
Eisenbahnbau und Eisenbahnpläne Rußlands in Asien.*)
4. Chinesische Ostbahn.
Mandschuria— Charbin (Sungari)—
Pogranitschnoje 1488,10 k,n
Zweigbahn bei Sungari .... 6.40 .
Jas chinesische Reich ist im Südwesten, Westen und
Norden von Gebirgen und Höhenzügen umgeben,
die mit den Namen Himalaja. Karakorüm, Kuen-Iun.
Thian-schan, Altai. Tannu-ola usw. bezeichnet und in der
südwestlichen Ecke des Cebirgsgürtels, an der Grenze
Russisch-Turkcstans, durch die i'amirc, das sogen. „Dach
der Welt", gleichsam zusammengehalten werden. An diese
gewaltige Lrderhebung, die jeden größeren Verkehr zur
weiten Umgebung zwingt, schließt sich im Westen und
Norden bis zum Chingan- Gebirge, der Grenzscheide der
Mandschurei, ein Steppen- und SandgOrtel, die Wüste
Gubi oder Schamo. Von den Erhebungen der Pamirc bis
zum sibirischen Küstengebiet bildet das gewaltige Gebirgs-
bollwerk die Grenze zwischen Rußland und dem Reich
der Milte. In der äußersten nordöstlichen Ecke dieses
Gebirgslrollwerkes. wo die Mandschurei an das eigentliche
chinesische Reich stößt tag für Rußland der natürliche
Zugang nach China; dort ist ohne besondere Gelände-
schwierigkeiten, ohne Ueberschreitung von Paßhöhen des
Hochgebirges und ohne Durchquerung von Wüstenstrecken
die asiatische Ucbcrtandbahn nach dem Reich der
Mitte geführt worden. Sie durchschneidet Sibirien in der
größten Breitenausdehnung, die Manschurei in ihrem mittle-
ren Teil, und berührt das chinesische Reich bei Inkou an
der Grenze der Provinz Sching-king. Von dort führt die
Nordchinesische Eisenbahn über Schanhaikwan,
Tongku und Tientsin nach Peking.
Auf der großen asiatischen l eherlandbahn ist gegen-
wartig die Ba 1 k a I • R i n g b a h n **) (l'mgchungslinic des llai-
kalsee) noch im Bau begriffen, auf allen übrigen Bahnstrecken
herrscht dagegen ein regelmäßiger Personen- und Güter-
verkehr. Die Eisenbahnen auf russisch-sibirischem Gebiet
und in der Mandschurei besitzen eine Gesamtlänge von
rd. 8550 km (einschl. der int Bau begriffenen Baikal King-
bahn); sie sind verschiedenen Betriebsverwaltungen unter-
stellt und in folgende Bahnabschnitte eingeteilt:
1. Sibirische Eisenbahn.
Tschcljabinsk Irkulsk . . 3251,50 km
Zweigbahn von Taiga nach Tomsk 87,50 „
Zweigbahn zum Hafen Tschcrc-
moschniki 7.50 . 3346,50 k*
a. Baikal-Ringbahn.
Baikal - Kultuk— Myssowaja 259,20 .
3 Transbaikalischc Eisenbahn
Irkutsk— Baikalsce 66,30 km
Myssowaja Karimskaja (Kaidalowo)
^Srjetelisk 1103,00 .
Karimskaja (Kaidalowo! - Mand-
sehuria ... 356.30 „ 1525.50 „
-1 Aiipi« t k 11PC d«r Krdiktinn. I>i.-w \rl.,,l it| im> U r>',[> im
Novrmt» i V. J /U£ri»ngcn. Sie u |i<l t < .»ilr |, ut voll In
naturkil, aurli <1h* I'Uiw rlnrr Au-wk'tmm.i; iln t.i*rrtl.ati-n-n auf Iju^rrt- Z' ;t
durth dif politi*cbrn Verhältnis*«- in drii Htnlr ri;Tuml *r «trappt \sr nlr.i <lltilt. r..
**! \ nti der Haikal-Kinftbahn lind etwa 70 km ili-i >'»i!n tim I nUnnLr
Tancboi— M vno» aja Vit 1003 heliirli'4al:ig, T^mluji, im neun Hafen,
plau der FnhTaampler am Oituler des Ilaik-al, i»t durch nur etwa p km
lanre Zweiglinie mit der Cmfehur.g^ani; Tetbunden, Grolle Bausrhwierie-
keitea waren aul der we»tluherj Sirrckr von Station Baikal der Linie
trkuuk-BaikaJ«« bia Kultuk auf ein« 65km tu flbenrüi<len. Dir.*
Streck« be«lttt 3» Tunnel von ni». 5*7 kjn Lan«* und 110 KuBttbtaten. Die
Haikal.Rm.hahr^ird vot.uwic htC-h' mit Bcffntt d. J. 1,
83
5. Südmandschurische Eisenbahn.
Charbin (Sungari)— Tjelin— Port
Arthur 985,70 kn >
Zweigbahn zu den Kohlengruben
bei Jantai 17,00 „
Tasrhizao-Inkou (Anschluß.™ die
Nordchinesische Eisenbahn) . at.jo „
Nangolin— Dalny 1 7; 00 _- 1041,00 „
6. Ussuri-Eisenbahn.
Wladiwostok - Nikolskojc -
Chnbamwsk 769,15 „
Nikolskojc — Grodekowo — l'ogra-
nitschnoje 113,00 ,
Insi
882,15 -
8548.85 kc
Die gegenwärtige Eisenbahnverbindung Europas mit
China durch Sibirien und die Mandschurei besitzt den
Uebclstand, daß sie erst auf großen Umwegen zum Reich
der Mitte führt. Es ist daher russiseherseits ein Plan auf-
gestellt worden, der eine Verbindung Pekings mit der
sibirischen .Stammbahn in der Richtung der alten Kara-
wanenstraüe über Kaigan, L"rga, Maimatschin— Kjachta und
Troitzkosawsk erstrebt. Diese Bahn wOrde zwar den
Durchgangsverkehr von Europa nach China schätzungs-
weise um 1500 kl " verkürzen, auch politisch für Kußland
von großer Bedeutung sein, in wirtschaftlicher und bau-
licher Beziehung und vom Standpunkte des Betriebes
aber viele Nachteile besitzen, weil dort menschenleere Ge-
biete und Wüstenstrecken durchschnitten werden müssen,
die den Bau außerordentlich erschweren, ein dauerndes
Hemmnis fnr den Aufschwung des Verkehres bilden und
die Betriebssicherheit becinirachtigen. Im Auftrage der
Gesellschaft der Chinesischen Ostbahn, die durch
ihre Begründer in nahen Beziehungen zur russischen und
chinesischen Regierung steht, sind Voieihebungen für eine
Eisenbahn in der Richtung der alten Karawancnstraßc
bereits ausgeführt worden, Diese Vorerhebungen deuten
darauf hin, daß man in Rußland der Eiseubahnfrage naher
getreten i>t und den unmittelbaren Anschluß Pekings an
die sibirische Stammbahn, ohne Rücksicht auf Bauseliwie-
rigkeiten und Küsten, aus politischen Gründen allein für
erstrebenswert erachtet.
Der Eisenbahiivorstoß nach dem Reich der Mitte ist
nicht allein im Osten, sondern auch bereits im Westen
.Asiens von Rußland in Angriff genommen worden. Dort
haben die Russen die M itte I asiat i »che Eisenbahn bis
unmittelbar an die chinesische Grenze vorgeschoben. Die
Mittelasiatische Eisenbahn, deren Anfangsstrecke im Jahre
iftHo zur Erleichterung des I i upltenailf indisches wahrend
des Feldzuges gegen die Tekke- Turkmenen unter General
Annenkow erbaut und damals Transkaspische Militärbahn
genannt wurde, erstreckt sich jetzt von Krassnowodsk
am Ufer des Kaspischcn Meeres über Aschabad, Mcrw
und Samarkand bis nach Taschkent; mit ihren Zweig-
linien besitzt sie eine Gesamtlänge von 3514,40 km. Di Cse
Länge setzt sich aus folgenden Bahnabschnmen zusammen:
No. 15.
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Mittelasiatische Eisenbahn.
Krassnowodsk— Taschkent 1863,70 kn >,
Zweielinic von Merw nach Kü-clik zur Grenze
Afghanistans :h'»..so „
Zweiglinie von Kagan nach Buchara . . . 12,80 „
Zweiglinic von Tschernajewo nach Andischan 336,40 „
Zusammen 2514,40 •"».
und Balm, von dort auf dem Seewege des Kaspischen
Meeres nach Krassnowodsk. Im Kriegsfalle hatte Rußland
auf diesem Wege seine Truppen nur mit großem Zeit-
aufwandc aus Europa nach den Grenzen Afghanistans
und Persiens befördern können. Dieser Umstand gab in
erster Linie Veranlassung zum Bau der ürenburg-
Ta schkentcr Eisenbahn, die jetzt das Verbindungsglied
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Bis vor kurzem bestand zwischen der MittclasiatUrhcn
Eisenbahn und dem russisch-europäischen Schienennetz
keine unmittelbare Verbindung. Der Güteraustausch und
Personenverkehr zwischen Kußland und seinen mittel-
asiatischen Besitzungen vollzog sich auf der Eisenbahn
Qber Rostow am Don und Beslan nach den Hafen Pctrowsk
20. Februar 1904.
zwischen der MitlelaMuli>chcn Eisenbahn und dem russisch-
europäischen Schienennetz bildet Anfangspunkt dieser
Verbindungsbahn ist Orcnburg, die Endstation des Oren-
burger Zweiges der Samara — Slatousler Eisenbahn. Die
Bahn fuhrt Ober Ilctzk, Aktjubinsk, Kosalinsk, Karmaktschi,
Perowsk, Dschulek und Turkesian nach Taschkent;
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sie besitzt eine Gesamtlange von 1893,60 km und setzt sich
aus folgenden Teilstrecken zusammen:
Orenburg— Taschkentcr Eisenbahn
1. Nordstrecke.
Orenburg— Ka»alinsk .... 993.20 k*
Zweigbahn zurStalion Orenburg 4,30 „
Zweigbahn zum Salzwcik llclzk 4,30 „ 1001.80^"
a. Sodstrecke.
Zweigbahn z^sTr-Harja '. ^Jo „_ 891,80 .
zusammen 1893,60»-
Der Bau wurde gegen Ende des Jahres 1900 von
Orcnhurg und Taschkent aus fast gleichzeitig in Angriff
genommen. Auf der Nordslrecke ist der zeitweilige Ver-
kehr bereits, im lanuar, auf der Südstreckc im Herbst 19°3
eröffnet worden. Der regelmäßige Verkehr auf der gan«n
Linie wird voraussichtlich im Jahre 1904 stattfinden.
Nachdem die Mittelasiatische Eisenbahn durch die Oren-
burg- Taschkenter Linie einen Anschluß an das russisch-
europäische Schiencnnetz erhalten hat, ist der alte Plan,
der die Verbindung Taschkents mit einem Punkt der sibi-
rischen Eisenbahn erstrebt, wieder angeregt worden.
In der Richtung nach Semipalatinsk über Aulie-ata, Wernoje
Provinzen Chinas am Iloangho und der Mittelasiatischen
Eisenbahn, oder um die kürzeste Verbindung Europas
mit dem Reich der Mitte. Für diese Bahn, die man vor-
läufig .die YVestchinesische" bezeichnet hat, und die
von AlldiSChail, dem Endpunkt der Mittelasiatischen
Nebenbahn ahzweigen soll, sind folgende Teilstrecken
vorgeschlagen :
Andischan Osch— Kaschgar, schätzungsweise 380
Kusch gar Aksii . .440 „
Aksu Karaschar 435 „
Karaschar — Turfan 360 „
Turfan Chamil iHamit 250 „
Chamil — Ngan-si-fan-tscheu 370 „
Ngan-si-fan-tscheu Su-tscheu -Lan-Lscheu . . 615 ,
Zusammen 2640!''».
Die Verwirklichung dieses Unternehmens ist aber mit
sehr großen Bauschwierigkeiten und Kosten verbunden,
insbesondere im Westen auf der Strecke zwischen dem
Thian-schan und dem I.obnor, wo das Hochgebirge über-
wunden und die Saiidwustc durchquert werden muß.
Frhr. v. Kichlhofen hat eine Linie vorgeschlagen, die
von Hsingau i-Singau), der Hauptstadt der Provinz Schensi,
ausgeht und sich auch Ober Lan-1scheu am Hoangho, Su-
tscheu und Ngan-si-fan-keheu bis nach Chamil (Ilaniil er-
- - - - TDrcrwhla(cnr und {cpUntc ]
und Elaenbahnplane Rußlands in Asien. Lebet »ichlspUn.
und Sergiopol haben bereits Vorerhebungen stattgefunden.
Für den Anschluß an die sibirische Stammbahn ist die
Fortführung der Linie über Barnaul nach der Eisenbahn-
Station Obj oder Kriwotschekowo vorgeschlagen. Durch
die geplante Bahn wird in erster Linie ein bequemer Zu-
fuhrweg für sibirisches Getreide nach Rußlands mittel-
asiatischen Besitzungen erstrebt. Indem der Bevölkerung
Kussisch-Turkestans die Möglichkeit geboten wird, sich
mit billigem Getreide aus Sib irien zu versorgen, könnte
sie den Anbau der Baumwolle in größerem Umfange als
bisher betreiben und Rußland in seinem Bestreben, in der
Baumwollversorgung sich mögliehst vom Auslände unab-
hängig zu machen, wirksam unterstützen. Im Anschluß
an die sibirische Linie würde diese Eisenbahn mit der
Mittelasiatischen die Besitzungen Rußlands in Turkestan
und den größten Teil Wcstsibiriens vom Ufer des Kasni-
schen Meeres in einem großen Bogen umschließen, alle
wichtigeren Städte und Ortschaften, die am Fuße der
Hochgebirge liegen, mit einander verbinden und sie aus
ihrer oisherigen Abgeschiedenheit befreien,
Bemerkenswert ist auch ein Eisenbahnplan, der kürz-
lich in der russischen Presse erörtert wurde und der sich
teilweise mit einem Plan deckt, den bereits vor vielen
Jahren Frhr. v. Richthofen für eine transasiatische
Eisenbahn aufgestellt hat. Es handelt sich hier um
eine Verbindungslinie zwischen den volkreichen mittleren
streckt, von dort aber nach dem Tal des Ilij (Wernoic)
oder lrlisch (Semipalatinsk) abzweigt. Hinsichtlich der
Gcländcschwicrigkciten unterscheiden sich beide Richtungs-
linien nur wenig von einander. «J
Von der seit Jahren geplanten Chinesischen Nord-
Südlinie, die einmal Peking mit Hankou am Jangtsekiang
verbinden wird, ist erst die etwa 127 * m lange Anfangs-
slrccke bis nach Pao-ting-f u fertiggestellt Diese Bahn soll
angeblich mit Geldmitteln erbaut worden sein, die von
der russisch-chinesischen Bank der chine-isehen Regierung
vorgeschossen wurden. Die russisch - chinesische Bank
steht aber in engen Beziehungen zur Gesellschaft der
Chinesischen Ostbahn; letztere ist nichts anderes als ein
Unternehmen Rußlands, das für Zwecke des Eisenbahn-
baues und für wirtschaftliche Unternehmungen in Ost-
asien ins Lehen gerufen wurde. Dieser < ie~c||schaft soll
die chinesische Regierung bereits im Jahre 1898 das Bau-
recht für eine Zweigbahn erteilt haben, die von einem
Punkt der geplanten Nord-Südlinie in westlicher Richtung
nach Thai-jüan, der Hauptstadt der Provinz Schansi,
abzweigen wird. Nach den Mitteilungen der „Times" ist
die russisch - chinesische Bank auch im Besitz des Bau-
rechtes für die Verbindungsbahn Thai-jüan Hsingau.
Ob alle geplanten Eisenbahnen tatsächlich einmal aus-
geführt werden, ist zwar eine offene Frage; die Pläne
zeigen aber, wie Rußland bestrebt ist, seine Macht und
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seinen Einfluti in Asien immer weiter auszudehnen und
durch das Gegeneinanderwacbsen der Schienenwege von
Osten und Westen jene große iransasiatische Eisenbahn
durch das Reich der Mitte herzustellen, von der Frhr. v.
Richthofen einst gesagt hat, daü sie u n t e r a 1 1 c n Sc h i en c n -
wegen der Welt, die Erdteile von Meer zu Meer
durchziehen oder zu durchziehen bestimmt sind,
die bedeutendste und wichtigste sein wird.
Rußlands Einflußgcbiet in Oslasien erstreckt sich bis
unmittelbar an die Grenze Koreas. Korea besitzt seit dem
Jahre 1900 eine etwa 42 km lange Eisenbahn, die die Haupt-
stadt de? Landes, Söul, mit dem an der Westküste befind-
lichen Hafen t'hemuluo verbindet. Seit Jahren sind die
Japaner bestrebt, durch Eisenbahnbauten wirtschaftlichen
Einfluß in Korea zu gewinnen und dadurch den russischen
Einfluß dort abzuschwächen. Nach dieser Richtung sind
ihre Bemühungen nicht erfolglos geblieben. Im Jahre
1001 erteilte die koreanische Regierung einer japanischen
Aktiengesellschaft die Baubewilligung für eine Eisenbahn,
die Söul mit dem an der Südostkflste befindlichen Hafen
Fusan verbinden wird. Nach den Mitteilungen der »Korea
Review" ist der japanischen Gesellschaft im Mai 1902 auch
das Baurecht für die Verlängerung der Eisenbahn Ober Söul
hinaus nach Norden bis Wiju an der mandschurischen
Grenze erteilt worden. Mit dem Bau beider Linien hat die
Gesellschaft inzwischen begonnen. Das fehlende Verbin-
dungsglied zwischen der koreanischen Grenze beiWiju und
der sudmandschurischen Linie bciTaschizao beabsichtigt
die Gesellschaft der Chinesischen Üstbahn herzustellen.
Wahrend des wirtschaftlichen Wettbewerbes zwischen
Kußland und Japan auf dem Boden Koreas haben sich
die Gegensätze beider Mächte in Ostasien bis zum Kriege
verschärft. Ob Rußlands Einfluß dauernd in Oslasien vor-
herrschen und sich auch auf Korea erstrecken wird, ist
eine Frage, deren Lösung erst durch den Krieg herbei-
geführt werden wird. - - s.
Wettbewerb für den Entwurf zu einem Waisenhause für Dessau.
in Wettbewerb ist vor einigen Tagen zur Erledigung
gelangt, der insofern bemerkenswert Ist, als er trotz
der verhältnismäßig geringfügigen architektonischen
Bedeutung der Aufgabe zu einer Beschickung mit 105 Ent-
würfen herausgefordert hat! Es darf dieses Ergebnis der
Ausschreibung als ein nicht gerade erfreuliches Zeichen der
Zeit angesehen werden. Abgesehen davon, daß nach Ab-
zug der preisgekrönten Entwürfe eine so große Zahl von
Arbeilen naturgemäß hat zurückgewiesen werden müssen,
erscheint eine so starke Beteiligung Her deutschen Archi-
tekten immerhin auffallend, da es sich doch nur um den
einfachen Bau eines Waisenhauses für 6b Kinder handelte,
bei welchem wahrlich nicht viel architektonische Lorbeeren
zu holen waren ! Oder sollte gerade diese verhältnis-
mäßig einfache Aufgabe, verbunden mit den bescheidenen
Anforderungen des Preisausschreibens — Grundrisse, An-
sichten und Schnitte nur im Maßstab 1 : 300. summarische
Berechnung der Baukosten nur nach dem Kubikinhalt des
umbauten Raumes — die Veranlassung zu einer so außer-
ordentlich großen Anlockung gewesen sein, zumal seitens
des Magistrates von Dessau drei Preise von 1000 M. bezw.
600 und 400 M., zusammen aooo M., zur Verfügung gestellt
waren und ein Ankauf 4 weiterer Entwürfe für je 250 M.
auf Antrag des Preisgerichtes in Aussicht stand? Die drei
Preise sollten außerdem den drei relativ besten Arbei-
ten zufallen, mußten also unter allen Umständen ver-
teilt werden.
Die Tatsache steht jedenfalls fest, daü das Preisgericht
seine liebe Mühe gehabt hat. sich durch die 195 Entwürfe
pflicht- und bedingungsgemäß durchzuarbeiten, und es darf
auch festgestellt werden, daß die Preisrichter schließlich
froh gewesen sind, daß sie die nach den Bedingungen
herauszulösenden drei relativ besten Arbeiten überhaupt
für die Prämiierung vorschlagen konnten. Denn auch diese
durch Preise ausgezeichneten Entwürfe werden nach dem
Protokoll noch keineswegs als vollkommen einwandfrei be-
zeichnet, wennschon der mit dem I.Preise bedachte Entwurf
mit geringfügiger Abänderung zu einem ausführungsreifen
wird umgearbeitet werden kennen. Also doch wenigstens
von 195 Bearbeitungen eineeinzige, die denzu stellenden
Anforderungen knapp zu genügen imstande gewesen ist.
Dagegen eine überaus reichliche Zahl von stümperhaften
Grundrissen, die auf den ersten Blick die Hand des noch
nicht durchgereiften Baukünstlers, ja des Bauschülers
erkennen lassen, so daß man sich naturgemäß die Frage vor-
legen mußte, ob nicht etwa die Schüler irgend einer oder
mehrerer strebsamen Buugewerksehulen sich an diese dank-
bare l'cbungsaufgabcgemacht haben, um,wenndasGlückgut
ist, noch nebenher einen Preis oder einen Ankauf herauszu-
schlagen? Von einer ganzen Anzahl von Entwürfen läßt sich
diese Vaterschaft der Baugcwerkschule oder dergl. beinahe
mitGewißheit nachweisen. Die dürftige Grundrißarbeit wird
weit gemacht durch einen Aufwand von Giebelaufbautcn,
Türmen, Erkern, Loggien, ungeheuerlichen Dächern und
dergl. m., die aus dem Gebäude alles andere machen, als
das bescheidene Waisenhaus, um das es sich hier nur
handelte! Auch die vielfach genau übereinstimmende, mei-
stens manierierte Behandlung der Fassadenzeichnungen und
der mit dem unvermeidlichen Sturniwolkcn-Aufwand dar-
gestellten Schaubilder -die übrigens nach den Bedingungen
des Wettbewerbes gar nicht verlangt waren — führt auf
dieselbe Vermutung. Sind unsere in wohlwollender Absicht
ausgeschriebenen Preisbewerbungen dazu da, daß sich der
strebsame Bauschüler der AnregungundL'ebunghalberdaran
versucht? Erscheint es richtig, die Geduld der Preisrichter
mit solchen Anfängcrleistungen und schülerhaften Erzeug-
nissen in Anspruch zu nehmen, die unmöglich als ernst
aufgefaßt werden können'' Darf man aber in den hier be-
rührten Fällen Schülerarbeiten nicht voraussetzen, dann
würde man ein bedauerlich tiefes Niveau der architekto-
nischen Leistungsfähigkeit der am Wettbewerb beteiligten
„Baukünstler" anzunehmen haben!
Daß sich nicht Architekten gerade ersten Ranges oder
Firmen hervorragenden Rufes bei einem Wettbewerb für
ein Waisenhaus, dessen Baukosten allenfalls auf 100000 M.
sich beschränken, beteiligten, versteht sich ganz von selbst!
Und nun gelangen wir zu der nahe liegenden Erwägung:
ob man nicht im vorliegenden Falle besser getan
hätte, auf die Ausschreibung eines Wettbewerbes
ganz zu verzichten oder sich vielleicht an die am
Orte ansässigen Architekten zu wenden? Uns er-
scheint die Heranziehung der ganzen deutschen Archi-
tektenschaft zu einem Wettbewerb für einen so einfachen
Waisenhausbau ohne irgend welche architektonische Be-
sonderheit oder auch nur Schwierigkeit keinesfalls er-
forderlich und auch nicht wünschenswert, wenn
nicht das Vertrauen auf solche Preisaussehreiben mehr
und mehr sich verlieren soll.*)
Es darf nach diesem nicht erfreulichen Ergebnis nicht
verwundern, wenn sich das Preisgericht nicht veranlaßt
gesehen hat, dem Magistrat von Dessau noch den Ankauf
von 4 weiteren Entworfen vorzuschlagen
Vermischtes.
Ueber die Berechtigung zur Führung de» Titels eines
Baujjcwerkamelsters werden so häufig Kragen an uns ge-
stellt, daß wir diese durch unseren Hrn. juristischen Nlit-
arbeiter ein für allemal wie nachstehend beantworten.
So lange nicht neue Kntseheiduneen vorliegen, werden
wir in Zukunft bei dieser Krage nur noch auf diese Ver-
öffentlichung hinweisen :
„Nach der Gewerbeordnung «j 133 in der Fassung des
Gesetzes vom 26. Juli 1897 ist ziir Führuni; des Meistertitels
in Verbindung mit der Bezeichnung eines Handwerks nur
derjenige berechtigt, welcher zur Ausbildung von Lehr-
lingen befugt ist und die Mcisterprüfune bestanden hat
Letztere muß vor einer von der oberen Landr-bchörde
auf Vorschlag der Handwerkskammer bestellten Prufum-.-
kommissiou abgelrct werden, sodaß aNo das Abgangszeugnis
einer Haiigewerksehule nicht genügt. Auch darf in der
Kegel nur der zur Prüfung zugelassen werden, der wenig-
stens drei Jahre als Geselle gearbeitet hat Demjenigen,
20 Februar i<io|
welcher widerrechtlich den Meistertitel führt, soll nach dem
Erlaß vom 29. Okt. 1902 gleichgeachtet werden, welcher die
Bezeichnung als Meister duldet, also z. B. zuläßt, daß er in
Adreßbüchern als Meister aufgeführt wird. Mithin kann
keinem begründeten Zweifel unierliegen, daß Niemand
sich z B. Maurer- oder Zimmcrmeister selbst nennen oder
in öffentlichen Ankündigungen so bezeichnen lassen darf,
dem die beiden Erfordernisse (Befugnis zum Halten von
Lehrlingen und bestandene Prüfung) oder eines von bei-
den abgeht,
In der Rechtsprechung und der Wissenschaft besteht
auch darüber kein Streit mehr, d.iß die vorgeschriebene
Prüfung durch keinen Befähigungsnachweis ersetzt wei-
den darf, welcher auf andere Weise (z B durch die Prüfung
bei einer Lehranstalt) erworben ist, selbst wenn solche
strenuer gehandhabt und deshalb schwieriger zu bestehen
■> A it mti kun; rt •- 1 krd«k(ion I>rr c r »ti n de n Mii-tiTantuiif
<V: Wi'ithcivrrlir tili du- alilicjirn L>uril-r|.iri<li-A<ifi:»l'Cii «Ict»
it»« Wftft »r-r.ti-l Unit firm-fl Uns, <U0 itif.r ltr«tri hi|n|;m 1IM+ von »iwtriri
sriir umci»tiV*t wrrdm
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sein sollte. Denn § 133 Gcw.-Ord. ist zwingender Nalur
und stellt es keineswegs in die Wahl Jemandes, auf wel-
chem Wege er seine Befähigung nachweben will. Eis kann
dahingestellt bleiben, ob es nicht vielleicht ratsam gewesen
wflrc, ein solches Wahlrecht zu begründen ; ausschlaggebend
ist aber, daß dies dem Gesetzgeber nicht beliebt nat und
daß durch die Auslegung in das Gesetz nichts hineininter-
pretiert werden darf, was seinem Wortlaute widerspricht.
Nun hat der Erlaß des preuß, Handelsmusters vom
38. Nov. 190a die Ansicht vertreten, daß die Führung des
Titels „BaugewcrksmeLster 0 zulassig und zu seiner Annahme
die Ablegung der erforderlichen Meisterprüfung entbehr-
lich sei, weil „Baugewerk" keine „Handwerke-Bezeichnung
sei. Diese Ansicht wird tedoch von den Baugewerks-
Innungen und den Handwerkskammern bekämpft. Als Mittel
bedient man sich dabei Gew -Ord § 148 No. 9c, welcher
die unbefugte Führung de* Meistertitels für strafbar erklärt
Es haben demzufolge schon verschiedene Strafgerichte
sich mit der Frage zu befassen gehabt, ob der Titel „Bau-
gewerksmeister" zu den durch $ 148 No. 9c geschützten
gehört, was überwiegend bejaht worden ist. Für Mecklen-
burg ist dies unstreitig geworden, seit das Oberlandcsge-
richt zu Rostock sich zu dieser Ansicht bekannt hat. Für
die anderen deutschen Staaten fehlt es noch an einem
Ausspruche der höchsten I.andcsgerichte und damit an
einheitlicher Rechtsprechung, Wohl aber herrscht darüber
in den bisher veröffentlichten Erkenntnissen preußischer
Strafgerichte kein Zweifel, daß der Erlaß vom aß. Nov. 1902
den Richter nicht bindet, sondern daß dieser berechtigt
sei, sich darüber hinwegzusetzen.
Bei diesem Stande der Verhältnisse ist es also strafbar,
den Meistertitel oder selbst nur die Bezeichnung „Baugc-
werksmeister" anzunehmen, solange man keine Prüfung in
dem beregten Gewerbefache vor der berufenen Prüfungs-
KommLssion bestanden hat. Das Abgangszeugnis einer
Baugewerkschule schützt vor der Strafverhängung solange
nicht, bis es der Landcs-Zciuralbehorde gefallen wird, den
Baugewerkschulen die Abhaltung von Meisterprüfungen und
die Ausstellung von Prüfungs-Zeugnissen zu gestatten." —
K. H-c.
Ehrendoktoren. Hr. Geheimer Baurat Josef St Ob ben in
Köln Lst von der Technischen Hochschule in Karls-
ruhe zum „Doktor-Ingenieur Ehrenhalber" ernannt worden.
Auf einstimmigen Antrag Her Abteilung für Chemie
und durch Beschluß von Rektor und Großem Senat der
Technischen Hochschule zu Dartnstadt wurde Hrn.
I lof rt. I >r Heinrich C a ro in Mannheim „wegen seiner großen
Verdienste um die chemische Wissenschaft und Industrie,
insbesondere die Industrie der Teerfarbstoffe, deren Ent-
wicklung er durch glückliche Verwertung streng wissen-
schaftlicher Methoden in hervorragendstem Maße gefördert
hat" die Würde eines „Doktor- Ingenieurs Ehrenhalber"
verliehen. —
Auazeichnungen. Der Firma Cementwarcnfabrik
Dyckerhoff & Widmann, Unternehmung für Beton-
bauten in Biebrich a. Rh., mit Zweiggeschäften in Karls-
ruhe, Nürnberg. Dresden und Cossebaude, wurde auf
Allerhöchsten Erlaß durch den preußischen Minister für
Handel und Gewerbe die preußische „Goldene Staats-
medaille'' verliehen. Es hat damit einer unserer be-
deutendsten und umfangreichsten technischen Betriebe
eine staatliche Anerkennung erhalten, die in ihrer hohen
Wertbemessung den hohen und allenthalben anerkannten
Leistungen der Firma entspricht. —
Preisbewerbungen.
Ein Wettbewerb betr. Entwürfe für eine Realschule in
Schömberg wird unter württembeigi-chen Architekten
unter Verheißung dreier Preise von 1500, 1000 und 500 M.
erlassen. Preisrichter sind die Hm Prof. Theod. Fischer,
Prof H Jassoy und Stadtbrt. Mayer in Stuttgart.
Kaiser - Wilhelm -Denkmal In Bielefeld. Unter Hinzu-
ziehung der Prof. Manzcl und Breuer in Berlin als Sach-
verständige hat der Ausschuß des Bielefelder K.iiscr-
Wilhelm-Denkmals die Ausführung de- ^einer/eil mit
dem I. Preise ausgezeichneten Reiterstandbildes des Reg.-
Bmstr. Freih. von Tettau in Berlin, sowie die t't-bertragung
der Ausführung an ihn zusammen mit dem Gewinner de-»
II. Preises, Bildh. Albreeht in Steglitz, beschlossen.—
Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für die Be-
bauung eines Geländes an der Frobenstrafle In Berlin. Der
I. Preis wurde nicht verteilt, dngfgcn zwei II. und zwei
III. Preise Kinen II. Preis errangen die Hrn. Müller »V
Schafus in Berlin und Conr. Ileidcnreich in Charlotten-
burg. Einen III. Preis die Hrn. Ilcinr. Schneider in
Schoneberg und Engelhardt & Mostcrt in Berlin. Vom
Ankauf eines Entwurfes wurde Abstand genommen —
Ein engerer Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen
für ein neuea Rathaus in Kiel ist unter den Gewinnern des
II. Preises des allgemeinen Wettbewerbes, unter den Hrn.
Prof. Herrn. Billing in Karlsruhe, Börnstein «St Kopp
in Friedenau und A. Thyriot in Groß-Lichtcrfcldc er-
lassen worden. Dem Sieger ist die Ausführung in
Aussicht gestellt. —
Die Entwürfe zur Bebauung der neuen Stadtteile von
Karlsruhe 1. B. sollen auf dem Wege des Wettbewerbes
unter Karlsruher Architekten und Ingenieuren zu gewinnen
versucht werden. —
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich. Zum 1. Apiil werden versetzt . Der Geb.
Mit. Dublanski in Stettin zur Int des XVII. Armee-Korps; nie
Int u Bitc. Kritisier in Danzig zur Int. de» II. Armee Korps
und Böhmer in Daniig lur Int. de» VIII Armee-K.; die Garn.-
Bauinsp., Brie. Kahl in Straßburg nach Kassel 1, Neu man 11 in
Kolberg nach Strasburg II, t.attke in Danzig nach Königsberg II,
R o h I f i n g in Paderborn zur Int des XVII. Armee-K. unt Uebcmag.
der Geschäfte eine» Int- u Bris , Knotlic-Baehnischin Ei lurt
nat Ii Breslau II, Soenderop in Kussel nach Danzig 1 und
Rihmlow in Gunibinnen nach Magdeburg III - der Garn.-Bauinsp.
Fromm in Königsberg nach Graudcnz; die Garn -Baninsp., Brie.
S c h o I < e in Graudenz nach Paderborn 0. II tt 1 1 b a u e r in Breslau
nach Erfurt II; die Garn -Bauinsp GoOner in Lyck nach Kolberg,
Wiesebaum in Magdeburg narb Gumbinnen und K u h s c in
Kolmar nach I.yrk
Der Reg -Bnislr O. Laubachat in Wilhelmshaven ist gestorben.
Bayern. Der Dir.-Ass. Hartmann in Regensburg ist z,
Ob-Masch -Insp. bei der Betr. -Werkst. Augsburg, der Dir. Ass.
Borst i. Ob.-Maaeh.-Insp. bei der Gen. -Dir. und der Dir.-Ass.
de Cilli» in Buchloe z. Ob -Bauinsp beiordert. —
Die Slaatsbauprakt. Nather in Kempten und Eisen in
Nürnberg, die mascb.-techn Prakt Zell in Nürnberg, Gießen
und I. F i s r h c r in Manchen und Ebrensbergcr Lu Warzburg
sind zu Eisenh-Ass, ernannt
Der Ob.-Hauinsp. Schwenck ist z. Dir.- Rat bei der Eiscnb.-
Betr.-Dir. in München und der Ob -Bauinsp KOssler bei der Gen -
Dir. zum Staatsbahiiinz . in München berufen.
Preuflen. Dem Krcisbauinsp. Hrt 1' (ei der in Liegnitz und
dem Ob. - lng. Wsldorp z. Zt in Kadikeuy bei Konstantinopel
ist der Rote Adler-Oidcn IV. Kl. verliehen.
Der Reg - u Brt Bergmann in Hannover ist von der Teil-
nahme an den bei der Kgl Teehn Hocl schule in der Abt. fflr
Arch. stattfindenden Diplomprüfungen als stand Kommissar des
Min. der nffentl. Alb. cnlbutidcu und als Nach! der Keg- u Brt.
Stever in Hannover bestellt.
D-r Reg - u. Brt. S e i d e I ist von Posen narh Potsdam und der
Reg -Bmslr Stanislaus in Bunzlau zur Eisenb -Dir. in Mainz versetzt.
Die Reg - Bfhr. Karl Richter au» Korbaeh, Jobs. Stove
aus Bcrln, lob Schafer aus Bracht und Erich Rüge aus
Berlin (Eisenbfeh >, — Werner Hellwig aus Bar le Duc, Wilh.
Gant her aas Lisdorf und Friedr. Pflug aus Ballcrabacherhof
(Masch -Bfch.) sind zu Reg -Bornim ernannt.
Der Reg - Bmstr. Fr. Seit er aus Altena i. W. i*t aus dem
Staatsdienste ausgeschieden.
Der Reg . Bmstr. Ernst Schmidt in Lome ist gestorben. -
Brief- und Fragekasten.
Hrn. Arch. H. H. In Lübeck. Die gelegentlich eines Mei-
nungsaustausches zwischen einem Bauherrn und dem mit der Aus-
arbeitung des Entwuifcs bclrauten Architekten gefallene Aeußcrung,
„die Bauleitung sollen Sie ja deshalb doch haben*, reicht nicht aus,
einen Anspruch auf Ucbertragung der Bauleitung zu bevrQnden und
namentlich keinen Mi-hadrnci salz-An-pruch, falb schlicUlich die Bau-
leitung anderweit vergeben worden ist. Denn man hat es in jener
Redewendung mit keiner Zusage der Bauleitung und keinem Auf-
trage zu tun, sundern sie hat nur die Eigenschaft und sollte jeden-
falls nur den Zweck haben, dem Architekten Hoffnung auf L'eber-
tragung dci Bauleitung zu eröffnen Zu einem Werkvcrtmge gcliort
jedoch die lYbcrnaliroe der Verpflichtung zur Zahlung einer Ver-
gütung auf seilen des Bauherrn und die Ucbci nähme der Ausfnh-
ru»g«pflichl auf seilen de« Architekten Mithin haben Sie keine
Aussicht, mit einer SchadencisaUklsge g'gcn den Bauherrn durch-
zudringen, wenn Sie in luWachhcher Hinsicht nicht mehr beweisen
können, als die angegebene Redensart. — K. H-e.
Hrn. R. In Sooden. Das beste Mittel, um Holzkonstruktion
von Brucken, namentlich die Zapfenlöcher unv. gegen Fäulnis zu
schätzen ist Anstrich mit Teer beiw. Kai bülineuui Bei einzu-
rammenden I'icfpfahNn gewahrt ein solcher Anstrich ebenfalls
«inen gewissen Schutz Das wirksamere Imprägnieren mit Kreosot
usw. ist unseres Wissens nicht üblich. Unter Grundwasser bedarf
das Holz keines Schutzes. —
Hrn. Arch. Z. In Berlin. Als Sperialfirma für die Hebung
ganzei Gebäude haben wir wiederholt K Rückgauer in Stuttgart
genannt. Andere Firmen sind trolz Anfrage an unseren Leserkreis
bisher nicht genannt wotden. — •
Inhalt: Ilie AiWil<-iliei'.>.cj:irii der Landrs-VcrMi-heiuiigsanstalt IterUn
bei Hcclitz iFortnetnnljlV •- F".« n!.;.V,i-n Unit Fir-cnli ahn|'lVic KuttUlttis in
Asien. — W.ul.e*rit, Ulf <1«'n FnTwurl !u rinrtn W;.i-r:irw,l-«- lOr Dessau.
- VrrmiK-litrs. l'rri*1>e»rrrbur.i,.rri. - I'ersonal-Narhrichten. ■ Hnet- und
fVagettasttfi. ^
Hierzu eine Doppel -Bildbeilage: Die Arbcitcrhcilstättcn
der Landcs-Wrsicherungs- Anstalt Berlin bei Beelitz.
Verlar, der Deutschen Rauzeitung G. m. b. H, Berlin. FOr dir Redaknoa
' Albart HotmsoQ. Btrlia. Druck tob Wilh. Grave. Bertas.
So.
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B DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N2: 16. BERLIN, DEN 24. FEBR. 1904
Der Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für den Neubau eines Stadthauses
im Anschluß an das Rathaus in Bremen.
n diesen l agen ist in Bremen ein Wettbewerb
zur Entscheidung gelangt, welcher, obwohl
an sieh eine rein bremische Angelegenheit,
durch die Verbindung mit dem Rathause in
Bremen und mit dem inneren Kerne der
Stadt zu einer Angelegenheit der gesamten deutsehen
Kunstwelt geworden ist und welcher daher auch mit
Recht auf sämtliche deutsche Architekten, die Reichs-
angehörige sind, erstreckt war. Es besteht die Absicht,
das neben dem Rathause gelegene Stadthaus, ein reiz-
loses Gebäude ohne künstlerischen Anspruch aus sieh
selbst oder aus seiner Umgebung, in welchem sieh
zurzeit der Senat-ssitz.ungssaal, die Regierungskanzlei,
das Staatsarchiv, die Polizeidirektion und einige kleinere
Vcrwaltungszweige befinden, abzubrechen und an seiner
Stelle einen Neubau auszuführen, dessen Räume nur
zu Regierungs- und Repräsentationszwecken dienen
sollen und von welchem erwartet wird, dal! er, wel-
chen Stil er immer auch zeige, sich mit dem Rathause
zu einem harmonischen Gesamtbilde vereinige und
die ehrwürdige Erscheinung dieser unvergleichlichen
Perle der deutschen Renaissance nicht beeinträchtige.
Durch diese Bedingungen war der Wettbewerb zu
einer künstlerischen Angelegenheit geworden, die mit
besonderem Takte behandelt sein wollte Das alte
Wie behauptet sich das alte Rathaus, wenn das
schmucklose Stadthaus gefallen ist und welche Formen
muß das neue Stadthaus haben, damit es mit dem
alten Rathause zu dem geforderten harmonischen Ge-
samtbilde sich vereinigt, „ohne die ehrwürdige
Erscheinung desselben zu beeinträchtigen"?
Das war die schwerwiegende Frage, die der Wett-
bewerb zur Entscheidung stellte und wegen welcher
er vermutlich Oberhaupt für den weitesten Kreis der
deutschen Architekten ausgeschrieben wurde. Denn
die Grundrißanlagc an sich würde kaum zur Not-
wendigkeit gemacht haben, den Wettbewerb über den
Kreis der Architekten Bremens auszudehnen: allen-
falls hätte die Eingliederung des neuen Stadthauses
in die Umgebung die Anrufung eines gröberen Künst-
lerkreises fordern können; denn die Schaffung eines
freien Durchblickes von der Mitte des Domshofes
nach dem Kaiser-Denkmal und dem voraussichtlich
in kurzer Zeit durch einen Neubau ersetzten Eck-
. ^3 hause des Marktes und des Kaiser Wilhelm -Platzes,
' Cir , w'ürdigc Gestaltung des Raumes zwischen der
l.iebfrauen - Kirche und dem neu zu errichtenden
Stadthause , sowie die Gestaltung des Westendes
des Domshofes unter dem Einfluß des hier gewünsch-
ten Turmbaues des neuen Stadthauses waren wohl
bedeutsame künstlerische Forderungen des Program-
mes, sie treten aber erheblich zurück gegen die ge-
nannte Hauptforderung. In dieser Hinsicht hat der
Wettbewerb die Erwartungen recht straff gespannt
und auch die künstlerischen Individualitäten, welche
durch die gewählten Preisrichter mit dem Wettbewerb
in Beziehung gebracht wurden, lassen erkennen, daß
die Beurteilung des zukünftigen Wertverhältnisses zwi-
schen altem Rathaus und neuem Stadthaus mit Recht
zu der ausschlaggebenden Frage in diesem Wettbe-
werbe gemacht wurde.
Doch betrachten wir zunächst kurz, was er für
sachliche Bedingungen stellte. Der Neubau soll aus
Keller-, Erd- und zwei Obergeschossen derart bestehen,
daß der Fußboden des ersten Obergeschosses mit dem
Fußboden der „Oberen Rathaushalle* auf der gleichen
Höhe liegt. In diesem Geschosse sollten Fest- und
Senatssaal liegen, die in das zweite Obergeschoß hin-
eingreifen konnten. Außerdem waren hier die Haupt-
räume der städtischen Verwaltung, die Räume für den
präsidierenden Bürgermeister, ein Sitzungssaal für Ver-
waltungsgerichts - Sachen, an die Rathaushalle an-
schließend, um bei Festen mitbenutzt werden zu können
usw. anzulegen und es w ar gefordert, die „Obere Bat
Rathaus ist ein Werk von fast filigranartiger Feinheit
der architektonischen Formensprache und besitzt eine haushalle" mit den Vorplatzräumen des neuen Stadt-
Zierlichkeit der Einzelbildung, deren Wirksamkeit ge- hauses in eine unmittelbare Verbindung zu bringen
steigert wird durch den Gegensatz der ruhigen Flächen
und der großen Architektur formen des ihm angeglie-
derten Stadthauses. So verdienstlos dieses Gebäude
in künstlerischer Hinsieht an sieh ist, so sehr kommt
es zur Geltung als Folie für das alte Rathaus. Es ist
ein dreigeschossiger Putzbau, aus dessen Fassadcn-
maueru die Fenster lediglieh als Oeffnungen heraus-
geschnitten sind und der nur an der Eingangsseite
eine architektonische Gliederung mit vier jonischen
Filastern und einem Giebclfelde erhalten hat, imgan/en
so anspruchslos, wie die übrigen Teile des Hauses
und so groß, daß sie in keinerlei Vergleich mit For-
men des alten Rathauses treten können.
Im zweiten Obergeschoß waren außer den Tribünen
(Log« und MuSlkbOhne) für den kleineren Festsaal und
außer dem etwaigen Raum für de n in dieses Geschoß
hinaufgreifenden Senatssaal die Sitzungssäle der Depu-
tationen vind Kommissionen unterzubringen. Das Erd-
geschoß sollte im Anschluß an die „Untere Rathaus-
halle" die Räume für die Regicrungskanzlei und das
Staatsarchiv enthalten und durch eine möglichst zentral
gelegene Haupttreppe eine Verbindung mit den Ober-
geschossen bekommen. Das neue Kellergeschoß ist
der Ratskcllcrvcrwaltung als Weinlagerraum voi be-
halten und war mit den Gängen des alten Ratskellers
in eine sachgemäße Verbindung zu bringen. Bei den
93
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Vorschriften Ober die Bauflucht war die Möglichkeit
von Risaliten, Erkerausbauten, Arkadenanlagcn, Turin-
chen und unter Umständen eines größeren Turmes an
derOstecke des neuen Gebäudes berührt. Lieber den Stil
waren keinerlei Andeutungen gemacht, die Rausummc
einschl. des Mobiliars war mit 1,5 Mill. M. festgesetzt.
Wenn auch nicht in Aussicht gestellt war, daß einer
der Sieger dieses Wettbewerbes an der Ausführung des
Hauses beteiligt werden sollte, vielmehr der bremische
Staat sich das Recht vorbehalten hatte, die durch die
Auszahlung der Preise in das Eigentum des Staates
übernommenen Entwürfe bei der Ausführung ganz
oder teilweise zu benutzen, so fand doch die Auf-
forderung zur Teilnahme bei den in künstlerischer
Beziehung so außerordentlich dankbaren Umständen
das Echo, welches erwartet worden war: es liefen
105 Entwürfe ein, zu deren Beurteilung das Preisge-
richt am 18. Kebr. zusammentrat. Das Ergebnis war
allerdings ein anderes, als man erhofft hatte. Nach
dreitätiger Arbeit kam das Preisgericht zu dein ein-
stimmigen Beschluß*!, daß die „programmäßig aus-
geschriebenen Preise keinem der Verfasser erteilt
weiden" könnten. Die zur Verfügung stehende Gc-
samtprcis-Summc von 30000 M. wurde vielmehr in
5 Preise von je 5000 M. und 2 Preise von je 2500 M.
zerlegt. ( Koi i»uun ; io: ; t »
VMMilMJ der Hrn. Prof. Theodor Kin hrr in Stut'gurt und Arrh H. firrnoulli in Berlin.
Zur Frage der Umgestaltung des Theaterplatzes in Dresden.
it anderen Arbeiten über die
Maßen beschäftigt, erhielt icli
von der Dresdner Thcater-
platzfrage erst durch den Bericht
der .Deutseh. Bztg " über den Wett-
bewerb Kenntnis. Der Besuch eines
jüngeren Kollegen, des Ilm Hans
Bernoulliin Berlin, und sein Eifer
für diese Sache veranlaüten mich
dann, in abendlicher Unterhaltung
mit dem genannten Herrn selbst
Versuche zu machen. Dabei war
uns der eben eingetroffene vor-
treffliche Vorschlag des Ilm. M.
Haller eine willkommene Unter-
lage, denn mit dem Berichterstatter
der „Deutschen Bauzeitung" und
Hrn. Haller bin auch ich der Mei-
nung, daü das Wasser nicht vom
Platze abgeschieden, sondern mit
seiner fröhlichen Bewegtheit in das
Bild hereingezogen werden sollte.
Hüten wir uns davor, das Wort von
der Geschlossenheit der Plätze zum
Schlagwort werden zu lassen I 1 her
scheint es zur Erlangung geschlos-
sener Bilder vollkommen zu ge-
nügen, wenn das Hotel Bellevue
gegen die Brücke so weit vorge-
zogen wird, daß das Theater vom
Kande des Bildes (etwa vom Mu-
seum her gesehen) in den Mittel-
grund rückt. Ein .Monumentalbau"
aber an der Stelle des Hotels wäre
wohl das Schlimmste , was dem
Theater und dem Theaterplatz pas-
-ieren konnte. Unterordnung ist hier die feinste
Tugend. Auch im Uebrigcn wäre der Vordergrund so
ruhig wie möglich, ohne alle .monumentale'' Gelüste aus-
zubilden.
Hie Fracc der Hauptwache ist ein Ding für sich; auch
hierin scheinen mir die Anschauungen des Hrn. Ilaller
I BSV
sehr wohl begründet Wenn es aber gewün-cht wird, die
Wache als solche in der Nähe ihres jetzigen Platzes zu
belassen, so wäre sie vielleicht dazu zu verwenden, den
•) Siebe die Verteilung i m EtoMtam i
Seite 90 in dieser "'
No 16.
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Verkehrsweg Brücke - Postplatz vom Theaterplatz abzu-
trennen. Baumrcihen zu beiden Seiten würden dabei
mithelfen und den jetzt sehr vermißten gedeckten Ort
liefern, von wo man alle die Herrlichkeiten ringsum be-
wundern könnte. Auch der Hofkirche wäre mit einer
-olchen Ucbcrschncidung ein Cicfallrn getan. Die geringe
Qucrstellung der Wache, wie wir sie im Plane skizziert
haben, würde in Wirklichkeit gar nicht auffallen, wie
überhaupt die Kirche mit ihrer Umgebung dem, der sehen
will, in genügend klarer Weise zeigt, wie wenig wert die
Achsenwirtschaft und Symmetrie in solchen Sachen sind.
Im ganzen also baut sich unser Vorschlag, den wir
den Dresdnern hiermit machen, im wesentlichen auf dem
Haller'schcn auf. unterscheidet sich von diesem aber durch
große Vereinfachung und infolge dessen vielleicht durrh
ruhigere und größere Wirkung.
Stuttgart, im Februar 1904. Theodor Fischer.
Mitteilungen aus Vereinen.
Arch.- u. Ing. -Verein Magdeburg. Sitzung am 6. Jan. 1904.
Ilr Postbrt. Wmckler begrüßt nach Eröffnung der Sitzung
die Anwesenden in der ersten Sitzung de* neuen Jahres
und gibt dem Wunsche Ausdruck, daß auch dieses Jahr
die Technik und die Wünsche der Techniker fördern möge.
Nach Krledigung der Hinginge spricht Hr. Kisenb. Bau-
u.Bctr.-lnsp. Seit warz Ober „d ie Grund züge der Block-
einrichtungen auf den preußischen Staats bahnen"
Seit dem Jahre 1898 sind auf dem Gebiete des Sicherungs-
wesen» bedeutende Fortschritte gemacht, welche durch
die jetzt erfolgte endgültige Einführung des vierfeldrigen
Streckcnblockes ihren Abschluß gefunden haben. Während
früher die Betriebssicherheit in erster Linie auf der ver-
nünftigen Handlungsweise der Beamten beruhte, sollen
jetzt die Stellwerkcinrichlungen jede Betriebsgefahrdung
unmöglich machen. Oer Vortragende begründet die Not-
wendigkeit der Neuerungen mit der erheblichen Steigerung
des Verkehrs und weist dann eingehend nach, dafl der
vierfcldrige Streckenblock mit allen zugehörigen Hinrich-
tungen (Hcbelsperrc, Blocksperre, den verschiedenen
Klinken im Blockwerke, der elektrischen Dmekknopfspcrre
und Aufhalt-Stcllvorrichtung des Ausfahrtsignalesj eine Be-
triebsgefährdung nicht mehr zulasse. Unterstützt wurde
die Beweisführung durch eine große Anzahl von Block-
werken und Modellen, welche die kgl. Hisenbahndirektion
Magdeburg und die Firmen Siemens & llalske, Zimmer-
mann & Buchloh in Berlin, Max Jüdcl & K<>. in Braun-
schweig zur Verfügung gestellt hatten
Kür die allgemein interessierenden Ausführungen wurde
dem Vortragenden reicher Hank zuteil. - B.
Verein für Eisenbahnkunde in Berlin. In der Januar-
silxung, in der der Min. -Dir. Schroeder den Vorsitz führte,
sprach als Gast Obrrlcutnant Taubert Ober „Die sibi-
rische Kiscnbahn und ihr Anschlu Bgebiet in Ost-
asien ". Nach einigen Worten über die immer mehr hervor-
tretende politische und wirtschaftliche Bedeutung Ostasiens
schilderte der Vortragende, der die sibirische Bahn so-
wohl, wie die durch »ie Furopa näher gerückten ( iebiete
des fernen Ostens aus eigener Anschauung kennt, Bau und
Betrieb des neuen Verkehrsweges, seine wirtschaftlichen
Grundlagen und Ansichten und hob dabei die bewunderns-
werte Tatkraft hervor, mit der Kußland in verhältnismäßig
kurzer Zeit dieses Werk ins Leben gerufen hat. Kinzelnc
funkte der Strecke wurden unter Vorführung von Licht-
bildern besonders besprochen, so die mit den größten
Schwierigkeiten verbundene Umgehung des Baikal - Sees
und der Endpunkt der Eisenbahn, die völlig neugeschaffene
Hafenstadt Dalny. Im weiteren wurde an der Hand einer
Skizze das chinesische Eisenbahnnetz näher erläutert, wie
es sich unter den mannigfaltigen Bestrebungen der Mächte,
insbesondere aber im Hinblick auf die wcitausschaucndcn
Pläne Rußlands entwickelt. Angesichts der augenblick-
lichen Krisis in l Jstasicn schloß der Vortragende mit einer
Darstellung von l.and und Leuten der Mandschurei, ihren
Bodenschätzen und ihrer Bedeutung für Kußland. *owic
mit einigen Worten über die Lage Koreas.
Dein mit lebhaftem Beifall aufgenommenen Vortrage
folgte noch eine Mitteilung des (ich. Rcg-Kat Prof. Dr
Keulcaux über die Hers tellu ng hu Ii I er Eise nbalin -
achsen, insbesondere Uber die Krage, inwieweit Deutsch-
land und Amerika an der Erfindung dieses Kabnkation*-
verfahrens beteiligt sind.
Vermischtes.
Schultheiss'sche Drahtdecken. Die Kirniu l al l Schult-
heis* in Nürnberg hat seit einigen Jahren eine ihr durch
Muster geschützte Decke euigciülirt* die aU billiger Ersatz,
für Balkendecken auf Kohr geputzt sich namentlich in
Süddeutschland weiteren Eingang verschafft hat. Sie ist
anwendbar bei Balkendecken bis /u 80 "" Entfernung der
Balken v M z M Die Decke besteht aus einer einfachen,
starken und enggefloehtenen, oder aus zwei dünnen sieh
rechtwinklig kreuzenden Kohrniatten. die an der Balkenlage
liefestigt werden, und aus einem mit beweglichen Maschen
versehenen Maschinen - Drahtgeflecht, das ,|uer zu den
Balken über das Kohrgefleeht in straffer Spannung mit
24 Februar 1904
48mm langen Ilakenstiften fest angenagelt wird. An den
Längsseiten muß das Netz mit Draht gut zusammenge-
flochten sein und rings an den Wänden an Latten be-
festigt werden, die zwischen die Balken, in Höhe von
deren l nterkante anzunageln sind, damit auch in den
Ecken ein straffes Anspannen des Drahtgeflechtes möglich
wird Bei besserer Herstellung werden unter den Kohr-
matten zunächst 5"" breite, 2,5 tm starke l-attcn in xi'' m
Entfernung <|iier auf die Balken genagelt. Im ersten Falle
stellt sich die Decke auf etwa 1.80 M., im zweiten auf
etwa 2 M für 1 <t' u fertig im Bau. Der Verputz hat *o
zu erfolgen, daß der erste Bewurf mit Gips- und Haarzu-
satz vennengt, *M\ angeworfen wird Der zweite Bewurf
mit Gipsputz erfolgt, sobald der erste ziemlich abgetrocknet
ist Hierauf wird dann der letzte Ueberzug hergestellt,
der gestuckt oder gegliedert sein kann Einer so herge-
stellten Decke wird nachgerühmt, daß sie vollständig näs.*c-
frei bleibt, auch gegen starke Erschütterungen widerstands-
fähig ist und daß der Deckenputz selbst bei starker Durch-
nässung nicht abfallt
Als Drahtnetz empfiehlt die Firma die extra verzinkten
Maschinengeflechte mit quadratischen beweglichen Maschen
von Feiten & Gu i llcaumr in Mülheim a. Kh , die nicht
wieder nachgehen, wenn sie einmal straff gespannt sind.
Sic werden in Masehenweiteti von 25 50 '"»• und Stärken
von t und 1,2""» geliefert.
Das Drahtnetz mit Putz eignet sich auch zur Ver-
kleidung der Untersicht massiver Decken, sowohl um eine
ebene, rissefrcie Decke zu erhallen, durch welche die
Träger nicht durchscheinen, wie auch zur .Schalldämpfung
Das Drahtnetz wird dann an eisernen Stäben, Holzlatten
oder Dübeln befestigt, die an der Massivdecke vorher
festgemacht oder in diese eingelegt werden.
Totenschau.
Wilhelm Schell +. Am 13. d. M. verstarb in Karlsruhe
im 78. Lebensjahre der Professorder Mechanik Geh. Hofrat
Dr. Wilhelm Schell, der dem Ixhrkörpcr der Karlsruher
Technischen Hochschule seit dem Jahre 1861 angehört
hatte Schell trat frühzeitig in die akademische I~aufhahn
ein. Schon kurz nach beendigten Studium in Marburg
und Berlin, habilitierte er sich in Marburg, wurde dort
1856 Professor und siedelte 1861 nach Karlsruhe über,
wo er länger als 40 Jahre als Professor der theoretischen
Mechanik und gleichzeitig der synthetischen Geometrie
tätig war. Aus den zahlreichen wertvollen Veröffent-
lichungen aus dem von ihm erwählten Arbeitsgebiet heben
wir seine „Theorie der Bewegung und der Kräfte", so-
wie sein Werk über „Theoretische Mechanik" hervor. Die
Mehrzahl seiner Arbeiten sind in den mathematischen
Fachzeitschriften erschienen. Schell war eine eigenartige
Persönlichkeit und ein trefflicher Lehrer, der allerdings
durch die Wissenschaftlichkeit seines Vortrages hohe An-
forderungen an seine Hörer stellte.
Pretsbewerbungen.
Ein Preisausschreiben der Aktiengesellschaft Gebrüder
Stollwerck in Köln a. Rh. betrifft die Erstellung eines
Neubaues in der vornehmsten Geschäftslage der Stadt
Köln, an der Ecke der Hohc-Straßc und des Wallrafs-
I'lat2es. Der von der Hohe-Straße, der Straße „Am Hof"
und der Sporergasse begrenzte 1 lauserblock sowie der
benachbarte Häuserblock der Hohe-Straße soll nieder-
gelegt und der heutigen Zeit und den besonderen ört-
lichen Verhältnissen entsprechend baulich ausgenutzt wer-
den. Dabei ist die Sporcrgasse auf mindestens ( <" zu
verbreitern; Ersatz der Sporerga*sc durch eine 4'° breite
Passage ist zulässig. Neben der fachmännischen Behand-
lung des Bauplanes soll dem Architekten insbesondere
auch die wirtschaftliche Ausnutzung des Geländes zur
Lösung gestellt werden. Kr soll Vorschlage inachen, in
wie weit er Läden, Erfrischungsräume, Wohnungen.
Büreaus und andere Käume oder eine Verbindung ver-
schiedener Kaumarten den örtlichen Verhältnissen (ür an-
gepaßt erachtet In einer detaillierten Kcntabilitäis. Be-
rechnung ist nachzuweisen, in welcher Weise sich die
für den gedachten Aufbau aufgewendeten Mittel auf die
95
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Dauer verzinsen würden. Material, Stil usw. sind frei-
gestellt Es gelangen 4 Preise von 3000, 2000, 1500 und
1000 M. zur Verteilung. Ein Ankauf nicht preisgekrönter
Entwürfe für je jjoo M. ist vorbehalten. Preisrichter sind
die Hrn. Prof.G. Frentzen in Aachen; Geh. Brt. H. Kavser
in Berlin ; kgl.brt. R a d ke in Düsseldorf ; Polizeibrt. Hückert
und Geh. Brt. Dr. ing. J. Stübben in Köln. Die preisge-
krönten und angekauften Entwürfe gehen mit allen Ge-
danken und Anregungen in den Besitz der Aktiengesell-
schaft Gebr. Stollwerck Ober, welche dieselben frei ver-
werten und unter Umstanden für einen noch besonder» aus-
zuschreibenden Wettbewerb als Unterlage benutzen kann.
Der Wettbewerb ist auf ailc im Deutschen Reich
wohnenden Architekten erstreckt. Diese Grenzen scheinen
uns erheblich zu weit gezogen zu sein, denn die wirt-
schaftliche AusnutzungsfJthigkcit der Grundstücke kann in
der Form, wie sie da« Preisausschreiben so eindringlich
verlangt, nur von Fachgenossen zuverlässig beurteilt wer-
den, welche die örtlichen Verhältnisse in baupolizeilicher,
wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht ganz genau kennen,
also vorwiegend nur von einheimischen Arcfiitekten. Denn
einmal soll das PreLsrichterkollegiuni ganz besonders auch
prüfen, oh sich die errechnete Verzinsung auf die Dauer
erzielen lassen wird, und zum anderen sollen die Planungen
genau den baupolizeilichen Vorschriften Rechnung tragen,
es sollen aber Pläne, welche der wertvollen Oertlichkeit ent-
>prcchcnde Ausnahme-Bewilligungen von den baupolizei-
lichen Vorschriften bedingen, angenommen werden, wenn
die zu beantragenden Ausnahme -Bewilligungen klar dar-
gestellt und eingehend begründet, sowie - wie wir hin-
zufügen — aussichts voll sind. Das kann aber wiederum
nur Jemand beurteilen, der die örtlichen Verhältnisse ge-
nau kennt Es will uns somit scheinen, als ob viel un-
nütze Arbeit vermieden werden könnte, wenn der Kreis
der Teilnehmer enger gezogen würde, Gewiß liegt es
durchaus in der Macht de.» Einzelneu, an dem Wettbe-
werbe teilzunehmen oder die Teilnahme zu versagen.
Aber namentlich in Zeiten wie die, welche leider augen-
blicklich noch herrschen, ist temperamentvolle Hoffnung
ein weit mehr antreibender Faktor als kühle Erwägung.
Vielleicht könnte man auch noch einmal darüber nach-
denken, ob nicht das zeichnerische ArbeitsausmaB etwas
ermäßigt werden könnte, namentlich mit Rücksicht darauf,
dali wohl jeder ernsthaft arbeitende Teilnehmer eine
Reihe von Lösungen wird versuchen müssen, bis er die
ihm aN die güiistin».lc und ertragreichste erscheinende
Losung gefunden zu haben glaubt. Int allgemeinen ist
die hier zum Wettbewerb gestellte Aufgabe eine solche,
daß sie viele scharfsinnige Köpfe zur Bearbeitung an-
regen dürfte. —
Wettbewerb Stadthau* in Bremen. Bei 105 eingegangenen
Entwürfen kam das Preisgericht zu dem einstimmigen Be-
schlüsse, daß keinem der Verfasser die programmäßig aus-
gesetzten Preise verliehen werden könnten und zerlegte
die Gesamt - Prcissummc in 5 Preise von je s/000 und 2
Preise von je 3500 M Es erhielten je einen Preis von
Sooo M. die Hm : Arch. Gust. Jänieke in Schöneberg
bei Berlin, Dipl. - Arch. Karl Roth in Kassel, die Arch.
Conr. Ilcidenrcich und Paul Michel in Charlottenbiirc,
Arch. Ernst Rang in Sehoneberg und die Arch Emming-
mann und Becker in Berlin; je ein Preis von 2«,°o M
wurde zuertcilt den Arbeiten der Ilm : Reg.-Bmstr. 'Roger
Slawski in Berlin, sowie der Arch. Karl und Paul Bonatz
und Gust. Britsch in Stuttgart. Außerdem wurde zum
Ankauf für 1000 M. empfohlen die Arbeit des Ilm Arch.
F, Bcrgcr in Sieglitz bei Berlin
Ein Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für die
architektonische Ausschmückung des Kaiser Wllhelm-Platze*
in Bremen ist von der Bürgerschaft beschlossen und eine
Prcissummc von 10000 M. bewilligt Worden
Bücher.
Die Aufstellung und Durchführung von amtlichen Bebauungs-
plänen, ein Leitfaden für kommunale Verwaltungs-
beamte und < icmeindekcliiiiker. bearbeitet von Alfred
Abendroth, -sUidt Oberlandmrsser in Hannover.
Mit 10 Texlzcichmingen. Berlin, Karl Hcymann's
Verla«, 1903 Pr. 2,50 M,
Besonders tnr Verwaltungsbeamte der mittleren und
kleinen Städte bestimmt, um diesen eine Xu-aniniciistrllung
derjenigen Grundsätze zu bieten, deren Beachtung tnr die
Kutstehung und Ausführung guter Bcbauung-pliiue imeiil-
behrheh ist, hat das Buch auch für den Techniker, und
v-w.-ir nicht nur. wie der Titel bescheiden , für den
Gemcindetcehnikcr, großen Wert, da, wie im Vorwort
ausgeführt wird, ohne Beeinträchtigung de» Zusammen-
hanges Streifzüge »11I das technische (, einet des Städte-
baues nicht unterlassen weiden k.-nrilcn Sieben Ah»ehnit1e
96
des I^citfadcns beziehen sieh auf die Entstehung eines
amtlichen Bebauungsplanes und zwei Abschnitte aul seine
Durchführbarkeit In der Hauptsache auf preußischen
Vorschriften fußend, ist das Werk jedoch bei der Aehn-
lichkcit der Verhältnisse in Nord- und Mitteldeutschland
Oberhaupt brauchbar. Alles in allem eine klare. Obersicht-
liche Darstellung, die altes infrage kommende Material um-
faßt und deshalb auch dem in Städten tätigen Architekten
bestens empfohlen werden kann, wenn auch der Verfasser
gemeint hat, dessen bisherige Leistungen in künstlerischer
Richtung als zu stark von der Theorie beeinflußt bekämpfen
zu müssen. Th. G
Bei der Redaktion d. Bl. eingegangene Bücher:
Knorth, Wilh., Kgl Steuer-Einnehmer- Die (flr da* pr*kti*elie
Leben wichtigsten Nummern des Preußischen Stem-
peltarifs und des ErbschalusleuerUrifs mit Erläuterun-
gen so der Hand von Beispielen und Mustern. Essen 1903
G. D Baedeker. Pr. ksrt. 80 Pf.
Konsbrück, Hermann. Spiegelbilder. I Folge der Kritiken
1003—1903. München. G. Birk St Co.
Dr V. KOröty, Josef, Dir. des Statist. Bflr. Die Bautätigkeit
in Budapest in den Jahren 1806 — 1000. Uebersetxung
aus dem Ungarischen. Berlin 1903. Pultkammer ft Mohl-
brecht. Pr. a M.
Dr. v. Körösjy, Jos. und Dr. Gust. Thlrrlng. Die Hauptstadt
Budapest im Jahre 1901. Resultate der Volkszählung und
Volksbeschreibunjc. 1 Bd. I Halde. Berlin 1903. Puttkammer
* Muhlbrecht.
Brief- und Fragekasten.
Hm. Arch. R. * K. In Frankfurt a. M. Daß bei der Be-
stellung der Ucbcrnahrne, der Ausführung und der Ablieferung
Ihrer Projekte von Neubauten zwischen Ihnen und dem Bauherrn
vereinbart worden sei, dali deren Verwendung und Ausnutzung
nur auf bestimmten Bauplätzen oder fOr eine gewiss* Anzahl von
Kauten erfolgen dürfe, behaupten Sie nicht. Ist es jedoch zu keiner
ausdrücklichen Beschränkung des Bauherrn bezüglich der Verwen-
dung der empfangenen und bezahlten Zeichnungen gekommen, so
haben Sie kein Recht, ihm den Gebrauch für andere Bauten als
ursprOnglich in Aussicht genommen waren, zu untersagen, fehlt
Ihnen jedoch ein Unteraagungsrecht. so übt der Bauherr bezw. Be-
steller der Projekte für weitere Bauten nur Befugnisse aus, die
ihm zustehen. Von einem Mißbrauche kann ernstlich keine Rede
sein Denn durch die Ablicfeiung der Projekte erfüllten Sie ihre
Obliegenheiten aus dem Werkverträge, begaben Sie sich Ihres
geistigen Eigentums und machten den Empfanger zum Herrn über
die rechtmäßig erworbenen Prnjckte. Folgeweise veispiicht die
beabsichtigte Klage für Sie keinen Erfolg, sofern nicht etwa der
Nachweis gelingt, duü dem Bauherrn ausdiQcklich nur eine be-
schrankte Ausnutzung gestattet wurde und er hiermit einverstanden
war. Selbst eine Klage auf Unter»agung bei Kaufanpreisungen.
Sie als den Ausarbeiter des Projektes zu bezeichnen, bietet wenig
Aussicht, weil nach Ihrem eigenen Vertrage tatsächlich zulnfit,
daß die Bauten nach Ihren Angaben zur Ausführung gelangt sind,
der Bauherr also keine unwahren Tatsachen verbreitet unl Ihren
künstlerischen Ruf nicht gefährdet — K, ll-e.
Anmerkung der Redaktion. Es ist in hohem Grade be-
dauerlich, daß der Baukunst noch immer der Rcchlschutx versagt
ist, den die anderco SchwesterkOnste besitzen. Ilnflenthch biingt
das neue Urheberrecht an den Werken der bildenden Künste auch
ihr jeut diesen Schulz, denn die jetzigen Verhältnisse widersprechen
jedem gesunden Rccht'gcfühl Einstweilen können wir nur em-
plchlen den Vertragen mit dem Bauherrn stets die „Gebühren-
Ordnung der Architekten und Ingenieure zugrunde zu legen, denn
in dieser steht ausdrücklich in § i, Ah«. 4: r die Zahlung der Ge-
bühr berechtigt den Auftraggeber nur zu e i 11 ruu I ige r Ausführung
des gelieferten Entwurfes". -
F ra gehe« 11t w 0 rt u n ge n aus dem 1, esc rk reise.
Zur Anfrage in No H betr. Wa rmwa s ser- 1! e c k e n Wasser-
becken für nahezu siedende» Wasser aus Hi-lt.n herg. stellt sind
immerhin eine etwa« gewagte Sache. Es dürfte keinem Zweifel
unterliegen, daü das sehr heiße Wasser sicher mit zur Rissebildung
beigetragen hat, wenn auch noch amleic L'iaachcn uifiage kommen
kannten Ein ahnluhci Kall i»t mir vor einten Jahren begegnet
mit einem neuen Herken, jedoch traten die Risse nur vereinzelt
auf und dichteten sich im l.sule der Zeit wieder von selbst, nach-
dem auch die Wass«i'tem]>eratur erniedrigt wurde. Für llnen Kall
würde ich laten. entweder das lin ken nnl Sieinzeugplallcn aus-
zukleiden, wozu I'ortlanifzcnictil mit reinem (.KuirzsunJ. oder mit
dem (..hictscluvei k heic.c*teiUcr Kalkstctnsand verwendet werden
kann; anstelle von Steinzcugplatten konnten auch E Ii ra nge r Ton-
platten verwendet weiden, dieselben sind billiger und gleich gut
gnignel; oder «her das ganze lic. kcii ist mit etwa I bis a mm
»laikem Blech auszuschlagen. Die Bio hlafcln werden genietet, 111
^•ccii;iiclcn Entfernungen ;in den BctoinvUnitcn vy befestigt, d-ili
sab das Blech bewegen kann, auf <'.ie Ausdehnung wate bcsondci*
auch in den Ei ken Ru, ksiiht .-u nehmen. In idr Rlei hseiien sind
cur der Verwendung mit haltbatei Farbe zu streichen. Das Beton
Hecken dient in diesem Falle als Konstruktiotisgc 1 ippe
W Siigler, W.1S5LJ tatin 'Im 1:1 Phcrlt-niiiiigi-n (YV lrttrmbei g|
Inhalt: Her W. ttl,, ,\ , I.. K.Ui.;«»-; >., , |:„nvililen fär den Neu-
I..IU eines >l I I.Vni ., , j-„ ,11 -Ii-, H.,ll:»u« n H-nnni. - Zm
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Vi.iUri-ti. - \ rrni.-,. I.ti I <i |. r- h |- 4 1 1 - ) 'r 1 . kI,i i\ e 1 1 >ui i|!1 Ii -— Kllcrei.
Hi,.( i.ml r ui:- k..-i< il
Vi-;!. er tl<r 1 1 1 it..'! -■!' - 1 lljn.n n:i, L -. I. in S II, p,-.li-, l,:t .lie Hr<l.t>1 mn
Ve.»..!«.e.tl. All« Ii II ..I m 4 in . h.-ilm |.|,i.k Wl Wil-i l.itir, IWtUi:
No 16.
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N° 17. BERLIN, DEN 27. FEBR. 1904
Die neueren Straßenbrücken über die Donau in Budapest.
I. Allgemeines und ältere Brucken
erl»st v. J wurde die am Schwurplatz
im Zuge des Kcre|>eser Ringes die
Donau überschreitende „Elisabeth •
Jrücke 1 * dem Verkehr Obergeben.
Die Zahl der Straßenbrücken, weicht:
die durch den Donaustrom auf fast
7 """Länge getrennten, seit 1873 eine
Stadtgemeinde bildenden Schwester-
städte Ofen und Pest (dazu Alt-Ofen und Steinbruch)
miteinander verbinden, ist damit auf 4 gestiegen (vergl
den Lageplan Abbildg 2), von welchen die beiden am
meisten stromab- be/w. aufwärts gelegenen eine Ent-
fernung von nicht ganz 3 km von einander besitzen.
Bis gegen das Jahr 1850 war eine feste Brücke
/wischen den beiden ungarischen Städten und über-
haupt Ober die Donau in Oesterreich-Ungarn nicht
vorhanden. Eine Schiffbrücke stellte die alleinige Ver-
bindung zwischen beiden Ufern der Donau her. Ende
184g wurde nach fast zehnjähriger Bauzeit die von dem
englischen Ingenieur W.T. Clark entworfene, mit engli-
schem Eisen und zumeist fremden Arbeitskräften erbaute
.Alte Kettenbrücke", die den Eluß im Herzen der
Stadt, gegenüber der Kgl. Burg, Oberschreitet, dem Ver-
kehr übergeben, ein Werk das seinerzeit die allgemeine
Bewunderung erregte und sich, was die Schönheit der
Gesamterscheinung betrifft, den späteren Schöpfungen
getrost an die Seite stellen kann, ja diese trotz schlich-
tester Ausführung im Einzelnen durch die Feinheit der
Linienführung und die Wucht der Pfcilcraufhautcn viel-
leicht noch übertrifft (vergl. Abbildg. 1).
Einige 20 Jahre später wurde am obersten Ende
der Stadt die zweite Straßenbrücke gebaut, da wo die
landschaftlich reizvolle Margareteninsel den Strom
in zwei Arme spaltet. Die „ MargaretenbrOckc"
besteht demzufolge ebenfalls aus 2 Armen, die senk-
recht zu dem Stromstrich des betreffenden Flußarmes
geführt, mit einander einen stumpfen Winkel bilden
Der BrOckcnplan wurde durch ein 1871 veranstalteten
Ausschreiben gewonnen. Von den eingegangenen
36 Entwürfen waren fast die Hälfte als BogcnbrOckcn
AbbiMg. t. Dk alle Kettenbrücke Ober die DoMM in BuiUpt-t Ingenieur W. T. tl»rk. <F.iU»„l 1839 1849.1
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gedacht. Die Brücke wurde auch als solche ausge-
führt — als Bogenfachwerk mit festem Auflager —
und zwar durch eine französische Gesellschaft, die
„SocicHc' de construetion des Balignollcs",
drren Direktor, Ing. Gouin, im Wettbewerb den ersten
Preis erhielt Die Konstruktion kann als eine sehr
rationelle nicht bezeichnet werden. Besonders ist die
fcstcVcrbindung der gekreuzten Diagonalen nach dieser
Richtung hervorzuheben. Der Entwurf lehnt sich in
den Einzelheiten z. T. an die ArcolebrOcke in Paris an.
Die Brücke wurde 1875 dem Verkehr übergeben.
Ihre Gesa tntkosten stellten sich auf 8,33 Mill. M , das
Eisenge wicht auf 2510'.
Als die erste Brücke über die Donau eröffnet wurde,
zählten die beiden Städte zusammen rd. 152000 Ein-
wohner, zur Zeit der Fertigstellung der Margaretenbrücke
fast das Doppelte Anfangs der 90er Jahre des vorigen
Jahrb. war die Einwohnerzahl auf rd. 500000 gestiegen
und im Jahre 1900 betrug sie rd. 714000 Seelen VOtl
den 1890 gezählten Einwohnern fielen fast 400000
auf Pest, die übrigen auf Ofen und Alt-Ofen. Diesem
bedeutenden Anwachsen der Einwohnerzahl entspre-
chend wuchs auch das Verkehrsbedürfnis. Im Jahre
1895 wurde auf der Kettenbrücke ein Per-
sonenverkehr von fast 11,5 Millionen fest-
gestellt, auf der Margaretenbrücke ein
solcher von über 4 Mill. Für die unterhalb
gelegenrnSiadttcile, deren Ein wohne rzum-
teil weite Umwege zurückzulegen hatten,
machte sich daher das Bedürfnis nach
neuen Verbindungen in so dringender
Welse geltend, daß im Jahre 1893 durch
einen Gesetzentwurf der Bau zweier weite-
rer Donaubrücken, derjenigen tm Schwur-
platz bezw. am Zollamt, mit einem Kosten-
aufwand von 9,5 Mill. M. beschlossen wurde.
Für beide Brücken wurde im Juli 1893 ein
internationaler Wettbewerb ausgeschrie-
ben.*,' Den ersten Preis mit dem Ent-
würfe einer ausgesteiften Kabelbrücke für
die Schwuiplat/anlage erhielt damals be-
kanntlich Ob.-Ing. J. Kühler der Masch -
Eahrik Esslingen in Verbindung mit den
Architekten Eisenlohr & W'ciglc in
Stuttgart; den zweiten Preis mit einem
Entwurf für die Zollamtsbrücke der Ob.-
Ing. Joh Feketehäzy in Budapest in
Gemeinschaft mit den Architekten Stein-
hardt' Lang doi t. Das System der Haupt-
träger war das eines Kragträgers mit
einer an die Form einer Kettenbrücke
erinnernden Linienführung des Ober-
gurtes. Diese Linienführung und das
System eines Kragträgers sind auch für
die Ausführung der Brücke beibehalten
worden, während man für die Schwurplatzbi ücke wieder
zum System der Kettenbrücke überging. Beide zur
Ausführung gekommenen Entwürfe wurden von der
Donaubrücken-Abt. des kgl. ungarischen Handelsmini-
steriums bezw. der Maschinenfabrik der kgl ungarischen
Staatsbahnen ausgearbeitet. Auch die Ausführung der
Eisenkonstruktion wurde von der letzteren Fabrik mit
Material aus ungarischen Werken bewirkt. Die am
meisten stromab gelegene Zollamtsbrücke kam zuerst
zur Ausführung. Sic wurde im Herbst 1896 dem
Verkehr übergeben und erhielt den Namen .Franz
Josef-Brücke". Die Schwurplatzbrücke erlitt in der
Ausführung zuerst aus finanziellen, dann aus tech-
nischen Gründen erhebliche Verzöger ung en, s<>daß
sie, wie schon bemerkt, erst im Spätherbst 1903 ihrer
Bestimmung Obergeben werden konnte.
Den beiden neueren Brücken gilt die nachstehende
Darstellung, wobei es von Ihtercsst m in wird, zwischen
diesen und der alten Kettenbrücke einen kurzen Vergleich
zu ziehen, der erkennen läßt, welche Fortschritte in-
bezug auf Vergrößerung der Spannweite und Durch-
*) Vrrjjl. Deutsche Hauitg 189» S. »83 und S. 353. Desgl.
denselben Jahrg. d Ztvhilt. d. Vereins deulsrb. Ing , des /entral-
lilsilC* d liauviwltg, dci /"'Mliift des Oesterr. Ing.- u. Arch-V.
9»
bildung der Konstruktion seit Fertigstellung jenes Bau-
werkes gemacht worden sind. In den Abbildgn 3 — 5 ist
eine vergleichende Zusammenstellung der Spannweiten,
Gcfällverhältnissc, Lichlhßhcn der 3 Brücken gegeben.
Die Alte Kettenbrücke") überschreitet den
Strom mit 3 Oeffnungen, deren mittlere von Mitte zu
Mitte Pfeiler 203 m Stützweite besitzt während auf die
beiden äußeren je 90,8™ entfallen (N.B. Diese Zahlen
sind aus Bauernfeind entnommen, der sich wiederum
auf die eigene Veröffentlichung Clark's stützt. In der
Zeitschrift f. Arch. und Ing.-Wesen 1898 S. 232—234
ist in dem Aufsatz von Seefehlner über die Franz
Josef -Brücke die Zahl zu 207 und je 86,7 m ange-
geben). Die Gesamtlänge der Brücke zwischen den
Endpunkten der Widerlager beträgt 466,33 m , die Licht-
weite zwischen den Stirnflächen der \\ iderlager und
abzüglich der Strompfeilerstärkcn in N.W. -Höhe rd.
351 m . Das System der Eisenkonstruktion ist ein ein-
laches Ketteiihängewerk. Die Doppelketten, die in
Brückenmitte einen Pfeil von 14,6™ besitzen und in
rd. 9™ Entfernung von einander liegen, fassen zwischen
ihren in 1,83"' Entfernung liegenden Hängestangen, an
welchen die gußeisernen Querträger aufgehängt sind,
Abbildg 1.
die 7,4 01 breite Fahrbahn. Die je 1,83 breiten Bürger-
steige sind ausgekragt. Die Fahrbahn ist mit hölzernen
Howc"schcn Trägern ausgesteift und auch die Bürger -
-teiggcländcr sind in gleicher Weise ausgebildet. Der
Fahrdamm ist mit Holzpflaster auf Bohlbelag versehen
und auch die Bürgersteige sind mit Holz abgedeckt
Das Eigengewicht der Brückenkonstruktion wurde auf
rd. 7000 für 1 lfd. Brücke angenommen, die Vcr-
kehrslast nur mit 2700 1245 k r, 'i m = 50 Pfd. engl,
auf 1 L_') in Rechnung gezogen. Es ergeben sich
dann rd. 1100K' 1 "" Beanspruchung der Ketten.
Die schöne Erscheinung der Brücke beruht einer-
seiis auf der schönen Linie der Kette, anderseits auf der
btark geschwungenen Fahl bahn (rd. 3,65 m Pfcil im mittle-
ren Brückenteil 1 und auf der wuchtigen Gi stallung der
Pfeiler mit massiven Aufbauten. Die Pfeiler, die auf
Beton zwischen Spundwänden 7 bezw. 12 m unter
Nullwasser) gegründet sind, haben eine größte Breite
in Fundamenthöhe von 16,75 m und eine obere Breite
de S Aufbaues noch von 7™. Die Pfeilerköpfe springen
') Allg. FOntcr'scbe liau/eitung 184 1 , Wien, und Uaucinfeind »
Vorlepr blauer »ur Bruckenbaukunde 1H73 I m Abbildungen). Letztere
Beschreibung slont sieh iu( die Veröffentlichung Clark's in „Supple-
ments lo the llieory, praetn e and arrhiterture nf bndges".
Nu. 17
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unter der Fahrbahn kräftig vor, sixJaQ dir Pfeiler
in Fundamenthöhe eine Gesamtlänge \oi\ 38,41 w er-
halten haben.
Interessant sind die bis anfangs der 30er Jahre des
vorigen Jahrh. zurOckgehenden Verhandlungen im un-
garisehen Landtag über den Bau der Brücke, dir in der
Förstei sehen ANg Bauztg. 1841 als „eine VVeltange-
legenheit, wie der Bau des Thcmsetunncls" bezeichnet
wird, namentlich mit Rücksicht auf „die Kühnheit der
Idee des Projektes und die unberechenbaren Schwierig-
keiten, welche sich der Aus-
führung entgegenstellen kön-
nen". Im Jahre 1836 wurden
Angebote eingefordert, von wel-
chen das des Baron Sina von
H6dos v. Ki/dea angenommen
wurde, dessen Entwurf von dem
englischen Ing. William Ticrncy
Clark herrührte, dem F.rbaucr
der Ende der 80 er Jahre v. Jahrh
J! O
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27 Februar 190»
-9
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beseitigten rlanuaersmilhbrOcke in London. Mit Baron
Sina wurde dann im Jahre 1838 ein Vertrag Ober den
Bau der Brücke abgeschlossen, der in der genannten
Zeitschrift abgedruc kt ist und ein interessantes Doku-
ment bildet, interessant ist auch, daß Clark als der
Ingenieur der ganzen Anlage, für deren Ausführung
er zugleich die Oberleitung übernahm, schon damals
ein den heutigen Verhältnissen entsprechendes Honorar
von 5°/ 0 der Baukosten erhielt, dazu Reisekosten,
Vergütung für Stellung der Aufseher usw. Die Brücke
war von Clark zu 7010400 M. veranschlagt, wovon
2,2 Mill M. auf die Pfeiler, 2,3 Mill. M. auf das aus
England zu liefernde Eisen entfielen. Die Kosten der
Rampen usw. scheinen hierin nicht einbegriffen ge-
wesen zu sein, öderes sind die Gesamtkosten wesentlich
überschritten worden. Sie stellten sich nach Seefchltur
auf 11,5 Mill. M. Das Eisengewicht der Brücke wird
nach der gleichen Quelle sehr niedrig zu 1805« an-
gegeben. lEs ist dabei allerdings zu berücksichtigen,
daß nur die Ketten, Hängestangen und Querträger,
sowie die Zugstangen der ilowc schen Träger in Eisen
hergestellt sind).
Schon bei diesem ältesten Brückenbau erschien
mit Rücksicht auf Eisgang, Hochwasser - Abführung
und Schiffahrt der Einbau möglichst weniger Pfeiler
als das erstrebenswerteste Ziel. Bei Aufstellung des
Cl scheinung und gefällige Form der Gurtiinic sollten
das Hauptmittel zur Erreichung dieses Zieles sein. Die
ausgeführte Franz Josef- Brücke fZollamtsbrflckci
hat dementsprechend eine mittlere Oeffnung von 1 75 «"
Stützweite, von Mitte zu Mitte Strompfeiler, und 2 Seiten-
öffnungen von je 73,90 m Stützweite, die Elisabeth-
Brücke (Seh wurplatzbrückci eine einzige Stromöffnung
von 290™ Stützweite, von Mitte zu MittePfeiler, undal.and-
öffnungen von je 42,3 m erhalten. Als System wurde
für die erstere das des Kragträgers mit gekrümmten
Gurten und 2 Gelenken in der Mittelöffnung gewählt
Als Vorbild für die Linienführung der Gurte diente dabei
der mit dem II. Preise ausgezeichnete Entwurf, während
die Ausbildung der Konstruktion im wesentlichen auf
Grund des angekauften Entwurfes der kgl. ungarischen
Staats-Masrhinenfabrik erfolgte. Für die Schwurplatz-
BrQcke wurde dagegen das System der durch einen
Fachwerksbalken mit gekrümmtem Untergurte ver-
steiften Kettenbrück«- gewählt.
Die Grundlagen der Berechnung waren für beide
Brockenbauwerke die folgenden: Für die Berechnung
der llauptträger, Versteifungsträger, Portale, sowie
der Fußweg - Konstruktion wurden als Verkcbrslast
450 *e/i"» angenommen, dazu 250 k * <i m Winddruck
bei unbelasteter, 15p **ff bei belasteter Brücke. Für
die- Fahrbahnteile wurde die Berechnung außerdem
• flu^^H m
Das neue schweizerische Bundeshaus In Bern. Architekt: Prol Hunt Auer in Bern. LigepW
Wettbewerb-Programme* fOr die beiden neuesten, un-
terhalb gelegenen Brücken war die Forderung gestellt,
daß sie den Strom möglichst in einer einzigen Oeffnung
Oberschreiten sollten und daß ihre Aufstellung mög-
liehst ohne umfangreichen Einbau fester Rüstungen
vor sich gehen sollte, Bei der ZollamtsbrQcke war
jedoch auch die Teilung in 3 Oeffnungen mit rd. 170
bis 1 75 breiter Mittelöffnung und 2 kleineren Seiten-
öflnungcn zugelassen. Bei beiden Bauwerken war
außerdem die Bedingung gestellt, daß sie nicht nur
als dem Verkehr dienende Nutzbauten, sondern
auch von dem Gesichtspunkt zu entwerfen seien, daß
sie „unter den bedeutendsten Bauten der Haupt- und
kgl. Residenzstadt von Ungarn, eine würdige Stellung
einnehmen" sollten. Aesthetisch wirkende Gesamt-
für je 2 nebeneinander stehende Je 2,5 ■ breite,
2-achsige Wagen durchgeführt. Bei der Berechnung
der Franz Josef-Brücke wurden Wagen von i,6 n ' Spur,
4" Achsstand, 6' Raddruck, bei der Elisabeth-Brücke
von 1,5™ Spur, 3™ Achsstand {8 m Ges.-Länge) und
4' Raddruck zu Grunde gelegt. Bei der Elisabeth-
Brücke wurde ferner bei der Qu« rschnitts-Bestimmung
aller jener Bauteile, bei welchen die Temperatur-
änderung innere Kräfte erzeugen kann, das Maximum
dieser Acndei ung gegenüber der mittleren Tempera-
tur von + io n C. sowohl auf- al- auch abwärts für
30 0 C bestimmt. Die an das Material gestellten An-
forderungen weichen bei beiden Bauw erken nicht un-
wesentlich von einander ab, sie sollen bei der Bespre-
chung der Einzelbauten besonders behandelt werden.
{KurtMrUung folgt.»
Das neue schweizerische Bundeshaus in Bern.
Architekt: Professor Hans Auer in Bern. «Hirm. rinr Düppel -Bii.il*. bc. .
einzelnen
verschied
nur loser
ür die Beurteilung der Anlag» des neuen
schweizerischen Bundeshauses in Bern be-
darf es einiger kurzer Worte über die Staats-
verfassung der Schweiz. Bestand die letztere
bis zum Jahre 1848 aus einem Bunde der
Kantone, deren Verfassung unter sich sein
en war und deren Zusammenschluß daher ein
sein konnte, so brachte die Bundesverfassung
vom 12. Sept 1848 hierin eine Wandlung, dcrzufolgc
die bis zur Eigenherrlichkeit entwickelt gewesene
Selbständigkeit der einzelnen Kantone beschränkt und
unter Verleihung gleicher staatspolitischer und sozialer
Einrichtungen an die Kantone der Republik eine ein-
heitliche \crfassung gegeben wurde, die eine demo-
kratische Repräsentativ-Vcrfassung mit der Bundes-
versammlung als Legislative ist. Die ßundesver-
No. 17.
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Sammlung bestellt aus zwei selbständig beratenden
Körperschaften: dem Nationalrat als Vertreter der
Nation 1145 Mitglieder), und dem Ständerat als
Vertreter der Kantone (44 Mitglieder); also auch hier
die beiden Kammern der meisten der übrigen euro-
Staatsformen. Der Ort der Bundcsversamm
sondern vielmehr auch aul ein Mitteigebaude erstreckt,
welchem als beherrschendem Teil der Gruppe das
alte Bundesratshaus und das neue Verwaltungsgebäude
all seitliche Flügel dienen konnten. Auer fand eine
glückliche Anordnung für das eigentliche Bundeshaus,
die ihm den Sieg im Wettbewerb eintrug. Es war eine
fung und "der Verwaltung des Bundes ist das zentral geschlossene zentrale GrundrifJanlage, die sich zweck-
gelegene Bern, der Sitz das Bundeshaus. mäßigzwischendiebcidenVcrwaltungsgebäudeeinschie-
Das Bundeshaus ist eine Gruppe von 3 Gebäuden, ben ließ, um sie zu beherrschen. Während die letzteren
welche sich hoch über dem Ufer der Aare erheben einen schlichten, fast zu schlichten und strengen floren-
und ihre Hauptfronten nach Süden entwickeln Die tinischen Stil der Frührenaissantv zeigten und auch
_ so ausgeführt
wurden, wobei
sich Auer frei-
lich dem alten
Bundesrats-
hause, welches
bereits auf das
Jahr 1851 zu-
rückgeht, an-
passen mußte,
sehlug da$ Par-
lament* • Ge-
bäude reichere
Akkorde an,
entlehnte dem
zweiten Sem-
per' sehen llof-
Iheatet in Dres-
den den Ge-
danken des ge-
schwungenen,
in »1er Mille
durch eine Ni-
sche mit Qua-
driga ausge-
zeichneten Vor-
baues mit der
Wandelhalle
und bereicherte
das Motiv mit
einer zentralen,
hochstrebenden
runden Kuppel.
Bei der Aus-
führung des
Parlamente-Ge-
bäudes, welche
am 24. März
1893 durch den
Nalionalratund
am 30. März
1894 durch den
Ständerat be-
schlossen wur-
de, hat Auer
die Formenge-
bung des Auf-
baues des Kon-
kurrenzentwur-
fes vielleicht zu
Ungunsten der
Wirkung ver-
lassen, dage-
gen aber dem
Grundriß eine
eingehendere
I >ureharbeitung
da-- schweize-
age im
3 Gebäude wurden nicht gleichzeitig errichtet; als das
erste das westlich gelegene alte Bundesratshaus. Ihm
folgte in den Jahren 1888 92 das ristlich gelegene
neue Verwaltungsgebäude, nachdem im Jahre 1885
durch das eidgenössische Departement des Inneren
ein Wettbewerb unter schweizerischen Architekten er-
lassen worden war, aus welchem der Architekt Hans
Auer von St. Gallen, ein Schüler von Theophil Hansen
und damals Professor an der k k Staatsgewcrbcschule
in Wien, als Sieger hervorging Der Wettbewerb
war nicht allein auf das ostliche Gcbiudc beschrankt,
37. Februar 1904,
durch
zuteil werden lassen
rische Parlamcntshau5 eine akademische An
besten Sinne des Wortes geworden i>t. Am 5. Sep-
tember 1894 begannen die Erdarbeiten, Ende i8gu
war der Rohbau* im Wesentlichen fertig gestellt, 1901
wurde der Bau schon zumteil bezogen und am 1 April
1002 das Gebäude leierlieh eingeweiht Die Ober-
leitung des Baues hatte der Direktor der eidgenössi-
schen Bauten. Hr. Arnold Flükiger in Bern, während
bauleitender Architekt durch die ganze Dauer der
Bauausführung Iii. Prot, Hans Au« 1 in Bern blieb
101
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Bauführer für die Ausführung sowohl des Parlaments-
hauses wie des Ostlichen Bundespalastes war Hr. Alfr.
Kasser von Nicderbipp. DcrLagcplan zeigt die Anord-
nung der stattlichen Gcsamtanlagc und die Verbindung
der drei einzelnen Bauten untereinander. Nördlich vor
dem Parlamentshaus ist der Bundesplatz angelegt wor-
den, südlich sind der Baugruppe hohe Terrassenbauten
mit steilem Abfall in das Aaretal vorgelagert. Es be-
sitzt kaum eine andere Gruppe von Staatsgebäuden
eine so unvergleichlich schöne Lage, wie die Staats-
gebäude in Bern, welche freien Ausblick in den Jura
und die herrlichste Alpenwelt der Schweiz haben. —
iKortv-t/unr folgt,!
Nochmals vom Meißner Dombau.
Kjtt u der in No. « enthaltenen Entgegnung des Ilm Geh.
W^K llofrat Gurlitt bemerke ich in möglichster Kürze
folgendes: i. Die mir vorgehaltene Notiz von 1558
ist in der von mir erwähnten „ganzen Reihe von glaub-
würdigen Berichten" inbegriffen. Nach meiner Ausein-
andersetzung des Begriffes turris enthält sie nichts be-
sonders Bemerkenswertes und kann daher ruhig auch
weiter unter diesem Sammelbegriff verbleiben
3. Für das Urteil, ob das vorhandene dritte Turmge-
schoß die Vorbereitung für einen einheitlichen Querbau
oder für eine Zwciturmanlagc bildete, kann naturgemäß
nur der voll entwickelte obere Teil dieses GeMDMMl
maßgebend sein. Untere Grundrisse, in denen das Hin-
eingreifen der anstoßenden Dachgiehel den Sinn der ganzen
Anlage verwischt, sind dafür belanglos. Daß Hr. Gurlitt
solchen belanglosen Grundriß hat veröffentlichen wollen,
konnte ich nicht wohl annehmen, um so weniger, als in
seiner gleichzeitig veröffentlichten Ansieht der Westfront
diese hineingreifenden Giebel vollständig fortgelassen sind.
Acndert man auf Seite 627 des vorigen Jahrganges die
Unterschrift des links stehenden Grundrisses in „Allein
maßgebender Grundriß", so ist der Entgegnung de« Hrn.
Abbilde 3 Nach dem HoUschnilt vom Jalne 1558.
(Nach lliob Magdi-^tific \
Gurlitt Rechnung Betragen; die sachliche Wirkung der
1 .l urnübcrstellung bleibt davon unberührt
3. Die wiederholten Angriffe gegen die im Schäfer'-
KChcn Entwurf gegebene Schattenwirkung entsprechen
nicht dem tatsächlichen Bestand, wie die einfachste Be-
sichtigung an Ort und Stelle ergibt. Die hier beigegebenen
Abbildungen geben darüber in Grundriß und Naturauf-
nahme durch den Vergleich mit der Wiedergabe des Ent-
wurfes auf Seite 635 des vorigen Jahrganges wohl voll-
ständige Klarheit. Nachdem Hr. Gurlitt auf «lern Denkmal-
lagc in Erfurt erklärt hat: „Der Schatten zeigt, wie man
es hatte machen müssen, wenn man eine zweitürmige
Anlage von unten herauf plante" |S. 62 des Menographi-
sehen Berichtes) so sollte er jetzt zugeben: Die Anlage
dieses Sc hatten gebenden Rück Sprunges beweist,
daß man eine zweitürmige Anlage von unten her-
auf geplant hat. Und das ist doch wohl der Kern der
ganzen Frage. Gegen diesen klaren Tatbestand hilft aurh
die Annahme „idealer Flächen" nicht, die in Wirklichkeit
eben nicht vorhanden sind.
4 Demgegenüber ist die genaue Altersbestimmung
des Abschlußgesimses am Mittelbau von geringerer Be-
deutung. Es sei hierzu nur bemerkt, daß die Hrand*purcn,
wovon ich mich bei Besichtigung de- Baues überzeugt
hatte, nur an den Gcsimstcilcn der Turme, nicht an dem
strittigen Gesims des Zwischenbaues vorhanden waren,
daß die Schwcchten'sche Darstellung der Wc-ifiont eine
freie, vielfach gegen den Bestand geänderte Rekonstruktion
ist und daher keine Beweiskraft hat Die älteren Dar-
stelltingen des Domes, insbesondere die des II iob Magde-
burg vmi 1558, sind M klein und summarisch, daß man
loa
aus ihnen nichts Bestimmtes entnehmen kann. Aber selbst
wenn neuere Beobachtungen ergeben sollten, daß die Aus-
kragung am Mittelbau noch spät mittelalterlich ist, als Stütze
für einen schweren Mittelturm konnte diese Ober 80 *■
vorkragende, nur mühsam mit Eisenklammcm zusammen-
gehaltene Konstruktion dennoch nicht dienen. Die Be-
hauptung, es habe sogar zweimal (!) ein Steinbau darauf
gestanden, ist völlig willkürlich. Es steht vielmehr akten-
mäßig fest, daß der sogenannte „Schafstall" ein hölzer-
ner tachwerkbau mit Backstein - Ausmauerung war. Üb
überhaupt vor diesem Notbau etwas darauf gestanden
Abbil<Jg '• Vorkragende*
Cioima dea Mittelbauer der
aadweitlirhen Ecke
de» Nordturroe»-
Abbildg a
Profile von der südwest-
lichen Ecke dea Nordturmes
im III. GeachoQ
(Nach Aufuahmr <lrr I ■ • .
Irlttmg >
■:■>>■ i
hat, darüber haben wir nur Vermutungen. Der Stich von
Iliob Magdeburg zeigt etwa«, was ich für eine schlichte
Brüstung halte (vergl. Abbildg. 3). Will man es als Rest
eines sehuppenartigen („>ucrbaues ansehen, so kann die
geringe Wandstärke desselben ebenfalls nur auf einen
Holzbau gedeutet werden. Um das Auffinden einer ge-
ringen Menge gesehmobenen Gloekcnmetalles im Unter-
gew ln>ß zu erklären, braucht man nicht einen großen
Glockenturm dort vorauszusetzen, es genügt das auch von
mir angenommene Vcsperglockch.cn.
S Auf die „aus der Erinnerung* gezeichnete, tatsäch-
lich vielfach Unrichtige l'er-pcklivc einzugehen, erübrigt
sich. Es sei nur erwähnt, daß bei ihrer IVutung die dort
angegebenen starken Bögen irrtümlich als Tragebögen des
oberen Ge«chi'«scs bezeichnet werden. Daß es sich nicht
um solche, sondern um Vcrspannungsbogcn handelt, wie
No. 17.
Gc
sie zur Sicherung von Doppcltürrnrn dienen, geht mit
voller Sieherheil aus dem darüber erhaltenen Mauergrund-
riß hervor; dieser zeigt über den starken Bönen nur
eine schwache Wand von 45 rm Dicke.
d Auch die Deutung der etwa 50 cm Ober dem wieder
aufgefundenen Fußboden des vierten Geschosses erhalte-
nen Pfeilerstümpfe ist nicht willkürlich. Die von Hrn.
Gurlitt versuchte Erklärung als Endigung der unteren
Pfeiler scheitert daran, daU man einige 40 Quader der
noch höher geführten Teile gefunden hat Das rechtfertigt
den Schluß, daß das vierte Geschoß auch tatsächlich ein-
mal als Turmbau auf diesen Plcilcrn gestanden hat.
7. Keiner der anerkannten Grundsätze der Denkmal-
pflege kann dafür angeführt werden, daß man eine groß-
artige, gut beglaubigte Losung zurückstellt um einiger
Mitteilungen aus Vereinen.
Frankfurter Architekten- und Ingenieurverein. 3. Ver-
einsvers, am 23. Nov. 1003. Vors. Hr. Gerstner, anw.
25 Mitgl., 13 Gaste. Der Vors. machte zunächst Mitteilung
flberdieVerteilungderVcreinsämtcr. Hr. Stadtbmstr., Dipl.-
Ing.Forbät-Fischersprichtüber „DenBau derSlädte
an Flüssen in alter und neuer Zeit". An der an den
Vortrag sich anschließenden Besprechung, die sich insbeson-
dere mit der baulichen Entwicklung Frankfurts beschäftigte,
beteiligten sich die Hrn. Weismüller, Askenasy, Wolf f.
Berg und der Vortragende. —
4. Vereinsvers, am 7. Dez. 1903. Vors. Hr. Gerstner,
anw 26 Mitgl., 7 Gäste, aufgenommen 9 Mitgl. u zw. die
Hrn. »tädt. Bmstr. H. Goldmacher, Stadtbauing. W. I.uft,
Ing. Adolf v. Pildner, Stadl. Bmstr. Joseph Tl. Richter,
Stadtbrt Gust. Schaumann, Keg. - Bmstr. Franz Schenck,
Keg.-Bfhr. Sprengel, Stadibauinsp. Heinicke.
Gemäß der Tagesordnung hielt Hr. Arch. II. Inno
den angekündigten Vortrag über , Moderne Archiv-
bau im", Nach einem kurzen geschichtlichen Rückblick
Ober die Entwicklung des Archivwesens und einleitenden
Bemerkungen über die Anlage von Archiven im allge-
meinen, schilderte der Vortragende die auf einer im Auf-
trage des Magistrates unternommenen Studienreise besich-
tigten Archive Ausführlicher wurden besprochen die
bauliche Anordnung und innere Einrichtung der Archive
in Düsseldorf, Basel Bern, Straßburg, Speyer und
Lüneburg. Die Ausführungen des Vortragenden wurden
auf das anschaulichste unterstützt durch ein reiches Plan-
matcrial, das von den einzelnen Archiv -Verwaltungen in
zuvorkommendster Weise für die Zwecke des Vortrages
zur Verfügung gestellt war. Einzelheiten der Aktcnrcgale
und Urkundenschranke wurden durch Handskizzen an der
Tafel erläutert Als zum Gegenstande des Vortrages in
Beziehung stehend besprach der Vortragende eingehend
den sehr interessanten Erweiterungsbau de* Kathauses in
Basel (Arch. E. Vischcr in Basel). An der anschließen-
den Besprechung, die sich mit der Lüftung und künst-
lichen Beleuchtung der Archive und mit der bisher un-
entschiedenen Streitfrage über die Vorzüge der Verwendung
eiserner oder hölzerner Aktenregale beschäftigte, beteilig-
ten sich die Hm Blecken, Dr May, Forbät-Fischcr
und der Vortragende.
5. Vereinsvers, am 18 Jan. 1904. Vors. Hr. Gerstner,
anw. 21 Mitgl., 10 Gäste. Der Vorsitzende erinnerte zu-
nächst an das am 11. Dez. 1903 in Frankfurt a. M. verstor-
bene langjährige und verdienstvolle Mitglied Architekt und
Glasmaler A. Lüthi, Dir. der Kunstgcw.-Schulc in Zürich.
Aufgen. wurden die Hrn. Rcg.-Bfhr. H.Waag. Arch. Dipl. -Ing.
R. Restle, Garn.-Bauinsp. H.Üenda. Ing. P. Timmler, Ob.-lng.
Halberstadt, Rcg.-Bfhr. M Steinbrink, Rcg.-Bfhr. W. Morin,
Dipl.-lng. J. F. Schay und Stadting. A. Sutter (Bad Nauheim).
Hr. Wasserwerk - Dir. Scheelhasc sprach hierauf:
„Ucberdic Ausführung des Sachsenhäuser Hoch-
behälters und die städtischen Wasserwerke in
Frankfurt a. M." Besonderes Interesse erweckte der
Vortrag durch den reichen Schatz praktischer Erfahrungen,
der in uneigennützigster Weise mitgeteilt wurde. Redner
brachte zunächst Angaben über diestädL Wasserversorgung.
In der 2. Hälfte der 90 er Jahre war der Bedarf an Trink-
und Flußwasser an heißen Tagen beträchtlich größer, als
die verfügbare Wassenncnge. L"m auf beträchtliche auf-
gespeicherte Wassermengen zurückgreifen zu können und
um dem höher gelegenen Stadtteile Sachsenhausen, nament-
lich den größten Wasserabnehmern. den Brauereien auf
dem Sachsenhäuser Berg, Wasser unter höhcrem Druck
zu verschaffen, als es der bis zum Jahre 1901 einzige
Hochbehälter an der F'riedberger Landstraße im Verein
mit dem Gegenbehälter ihn liefern konnte, stellte sich
die Errichtung eines neuen Hochbehälters immer mehr
als eine dringende Notwendigkeit heraus. AI" Lage für
den neuen Hochbehälter kam nur der Sachsciihäuscr
27. Februar 1904.
künstlerisch und kunstgcschichtlich geringwertiger Reste
einer unbekannten Komposition oderNotkoitstruktion willen.
8. In meiner Schlußbeinerkung S. 634 vorig. Jahrg.
habe ich Ilm Gurlitt nicht genannt, tatsächlich auch mehr
die Gcsamtstimmung der umfangreichen Preßfehde im
Auge gehabt Seinem Protest gegenüber sei er aber daran
erinnert, daß er selbst in Erfurt neben dem gelegentlich
eingeflochtcnen Zugeständnis, daß er irren könne, Einzelne"
und zwar da* Wichtigste als „mit Sicherheit ' zu be-
haupten herausgehoben (S 68 des stenographischen Bc-
richtcsiund zum Schluß nachdrücklich dagegen Verwahrung
eingelegt hat, daß etwas anderes, als „da» kunstgeschicht-
lich Berechtigte" ausgeführt werde (S. 85 des Stenograph.
Berichtes). Es werden wenige der Zuhorerauf diese Aeussc-
ningen den obenerwähnten Vorbehalt milbezogen haben
O. Stiehl.
Berg ungefähr an seiner höchsten Stelle nahe der Warte
infrage. Dort wurde nun die Erbauung eines Behälter"
für 3oooo c,,m Inhalt nach den Plänen des Stadlbaumstr.
Sattler vorgesehen. Der Behälter hat zwei Abteilungen
mit je zwei Wasserkammern zu je 7500 1'" 11 erhallen. Dir
Absicht, dir Behälter ganz in Ziegclmaucrwerk herzustellen,
wurde aufgegeben, da man bei der stattgehabten Sub-
mission (and, daß durch Ausführung in Zementtraßbeton
sich wesentliche Ersparnisse erzielen ließen. Die Aus-
führung wurde der mindestfordernden Firma Ph. Holt-
mann Ar. Cie übertragen. Die Ausschachtung der Bau-
grube begann am 20. Nov. 1899. Mitte Juli 1901 fand die
Inbetriebnahme von zwei Wasserkammern statt, die Füllung
der zwei anderen Kammern wurde gegen Ende August
1901 vorgenommen. Um der im Betrieb sich herausstellen-
den stark angreifenden Wirkung des Wassers auf den Putz
der Wandungen entgegenzuarbeiten, wurden zwei Wasser-
kammern mit Sideroslhen ■ Anstrich, die dritte mit der
patentierten Dr. Höllischen Anstrichmasse versehen, wäh-
rend in der vierten zurzeit noch Versuche stattfinden, um dem
Wasser durch eine besondere Behandlung seine angreifende
Wirkung zu nehmen. Die Außenarchitcklur der Tore zu
den Wasscrkammem sind in frühromanischen Formen nach
den Pinnen des Hm Arch. Th Martin (i F. Ph. Holz-
mann Ar Cie.) ausgeführt
Interesse erregten auch die Mitteilungen über die Host-
bildunginden KohrMrangen, die nicht etwa durch einen Eisen-
gehalt des Wassers, sondern infolge Angriffes des Wassers auf
die Innenwände der Rohre hervorgerufen wurde, wie der
Vortragende unwiderleglich nachwies; femer Mitteilungen
Über die L'eberwacluing und Leitung des Betriebes der
Wa"serwerksanlagen vom Betriebsbureau im Rathaus aus.
Alle Behälter usw. sind durch Fcrnmcldckabc] mit dem
Wachtlokal und dem Amtszimmer des Betriebsinspektor"
verbunden Versuche zur Einrichtung der elektrischen
Regulierung der Hauplschiebcr vom Rathaus aus sind noch
nicht abgeschlossen Der fast zweistündige Vortrag, der
durch ein reiches Anschauungsmaterial an Plänen, karten,
Photographien und ModelKtücken unterstützt war, wurde
von derVersammlung mit lebhaftem Beifall aufgenommen —
Vermischtes.
VersIcherungspfUeht gegen Brandschäden bei Gebäuden.
In einer Briefkasten-Notiz der No. 10 der „ü B." ist auf
eine Anfrage des Hm. F. II. in Düsseldorf zu lesen: Kein
Reichs- oder Landesgesetz verpflichtet den Bauherrn, den
in Ausführung begriffenen Bau oder den Rohbau gegen
Brandschäden zu versichern usw. Das Gesetz, die Brand-
Versicherungsanstalt für Gebäude im Großherzogtum Hessen
vom 28. Sept 1890 verpflichtet die Gebäude -Eigentümer,
ihre Gebäude mit Ausnahme der Lust- und Gartenhäuser,
die nicht zu Wohnungen eingerichtet sind, und von Ge-
bäuden, welche weniger als 100 M. Wert haben, bei der
Anstalt zu versichern. Die GebäudecigentOmcr sind ver-
bunden, bis zum Ende des Kalenderjahres, in welchem
ein Bau vollendet wird, den Versicherungsantrag zu stellen.
Im Bau begriffene Gebäude können aufgrund des Kosten-
anschlages im Voraus oder nach teilweisem Aufbau in
dem jeweilig fertiggestellten Umfange aufgrund einer Ab-
schätzung versichert werden. Nach ihrer Vollendung hat
eine neue Feststellung des Versicherungsansi hlages durch
.Schätzung innerhalb obiger Frist stattzufinden. Baumate-
rialien sind von der Versicherung ausgeschlossen.
Die Wirksamkeit der Versicherung mbezug auf die
Vergütung von Brand- und diesen gleich zu behandelnden
Schäden l>cginnt mit dem Tage der Anmeldung des Ver-
sicherungsantrages und zwar mit derjenigL-nSunmie, welche
endgiltig festgestellt wird Die Bauherren machen von
dieser Bestimmung sehr gerne Gebrauch und versichert»
daher in der Regel ihre Neubauten zweimal, einmal im
Kohbau, einmal, wenn der Bau vollendet ist; die Bauunter-
nehmer bezw. bauleitenden Architekten haben <lie-e Vrr-
10,
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sicm-rung nicht fiir den Bauherrn aufzunehmen. Die Vn-
-i.-lKriinti>|)r;iun«- hcirägi durchschnittlich 0,80 1 M. Im
1000 M. Versicherungssumme hr/w. Summe des l'mlaue-
kapitales des (ie-baiidcs
Flüssige Tuschen von Gunther Wagner In Hannover und
Wien. Den bewahrten Kigenschafte 11 der lhls»ii>oti Tuschen
vmi (.uiUlicr Wagner - j>ünnlh)>-ii;kcit, Wasscrfcsti^kcil,
Misch- und Ycnlilnribarketl, sowie die Möglichkeit, mit
ihnen grolle Flächen gleichmaQig und fleckenlos anlegen
zu können hat die Finna einige Ergänzungen praktischer
N'atnr bei ihrer Verwendung hinzugcftlgt, die Beachtung
verdienen Außer dem Untersatz für die Flaschen ist dies
namentlich ein bis auf den Hoden der F lasche reichender
gläserner Stöpsel, welcher den Zweck ha«, die Tusche in
die Reiß- oder Zeichenfeder zu fahren und etwaiger Ver-
geudung vorzubeugen. Besondere Brachtung verdient der
mäßige Preis der Tuschen —
Preisbewerbungen.
Zu dem Wettbewerb der Vereinigung Berliner Archi-
tekten betr. Gestaltung des Raumes für die Architektur-
Abteilung der Großen Berliner Kunstausstellung 1904 liefen
4 Entwürfe ein Oer Ehrenpreis und die Ausführung des
Saales wurden llrn Arch Schweitzer in Berlin zuge-
sprochen ^
Chronik.
Eine Schulbau-Ausstellung zu Hamburg wird tum 7. bis
so,. Mii in der KiinsUiul'e von der „t.cl rerven migung zur Pflege
der künstln i'ihen Bildung" in Verbindurg mit dem „Schulbautcn-
AusschuBder hainburgi-chenSchu'synodt" veranstaltet Ansrl ließcn-
dr Vortrage werden /weck und Ziel des Schulbaues behandeln —
Die Anlage einer Wendelstein-Bahn Im AnschluU »n die
elektische Lokalbahn Aibling Feilnbach ist durch ein inständiges
Komitee beschlossen worden. Die nach dem Entwurf des Ing. Strub
in Zürich auszufahrende Hahn wird teils Adha-iims-, teils Zahnrad-
bahn sein iind insgesamt i,s Mill M. beanspruchen. —
Der Umbau des Kaufhauses In Mannhelm zum Rathaus
ist durch den HOrgerauschuu in seiner Sitzung vom o. Kebr. ge-
nehmigt worden Die Gesamtk Osten sind auf roBooooM. veranschlagt. —
Ein Zierbrunnen für den großen Hof des neuen Rathauses
In Manchen gelangt als eine Schenkung des Koni -Rates J. Heil-
mann in München zur Aufstellung D<-r Hrunnen wird 1 ine Schöpfung
des Bildhauers Theod v. Goten in München sein. --
Ein Pettenkofer- Denkmal In München wiid nu.li dem
Entwürfe des Bildhauers I*rti( YV. v. Kueniann in den Anlagen
am Maximiliansplal/, gcgci.nfjer dem Licbig - Denkmal, errichtet.
Knr das Denkmal sind t. aaser Marmor und eine Gesamtsumme von
90000 M. angenommen.
Der Neubau der k. u. k. Konsular - Akademie In Wien
wiid zur Feier ihres isojllhrigcn Bestände« (1754 dmch Maria
Theresia begiiindcl) eröffnet werden, Dai im Stile de» österreichi-
schen Barock gehaltene Gebäude ist ein Werk des Obert>aur;itcs
l.udvv. Hau mann in Wien —
Talsperre für das Dolmegeblet. Eine dritte Talspcire mit
einem Stauinlialt von 3 Mill. cbm Wasser soll fnr das Dolmegebitt
im Kierspertal erbaut werden. Die Vorarbeiten werden demnächst
Der l..iiidhaiiii)*|i , Dr. -Ing. M 11 1 Ii c - 1 >i s im Min t'ii Handel
uii'l Gewerbe i-t zum Reg- u. Ge« er be-S. hulrat ernannt
Vcr»c1/t sind dir Reg. ■ Bmstr. Wittlcr von Massnw nach
(•Otlingen und F. I. u •• Ii l von Kassel nach Greifswaid.
Iii» Kcg-Blhr. Ign Falk .ius SiratSbiirg. Ilcinr. 1) 11 r pm 11 1 le r
:111s M I iladbach u Otto G ... I d s c h m i d t aus Brucken (KisenbMi ),
Al(r. M 11 1 1 <• r aus Putbus. Johs S t e • h c I aus Wismar, Laurenz
Mar kers aus Weseke u. Osk- Jürgens aus Halberstadl (Hochbfch |,
l.udw Netter aus Buhl (Kisenbfch > sind zu Reg. Bin st r 11 ernannt
Der Reg. Bmstr Jahn ist der Kgl Eiaenb -Dir. in Berlin zur
ßeavlaftlgurig überwiesen --- Den Reg-Bni-tni Lehr in Breslau,
Aug. Bode in < harlottcnburg, Karl Mittelstaedt in Lrtbeck,
Kud. Dernekamp in Prflni ist die nschges Enllas», aus d>ni
Staatsdienst ei teilt.
Der (ich. Bit z. D. Böttcher in Wiesbaden und der Reg .
u Bit. a 1). Busse in Wiesbaden sind gestorben.
Württemberg. Dem Reg-Ümstr. Boklen ist eine Prof. for
Hochbauficher au der Baugcvverksrhule in Sluttgait übertrugen. —
Hrn
Brief- und Frage kästen.
Arch. E. Sch. In Duisburg. Nirgend« ist angcoidnet,
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich. Der Mar.-Brt. und Halenhau-Betr.- Dir.
fitumii Ii in Kiel ist nach Damig versetzt
Baden. Der Reg. -Bmstr. Kerler in Fmmcndin
Wasser- und Strsßcnbaninsp Lörrach versetnl
Bayern. Der Ob.-Krg -Rat W e 1 Ii , Abt -Voist bei der Gen -
Dir. der Staatseisenb ist zum Reg Dir. mit dem Range und den
Kerbten eines Kollegiuldircktors befördert.
Der Masch -losp. S c e b e r g e r in Augsburg ist unt Verleihung
dall der Arbeitgeber einem Techniker, welcher zu einer sechs-
woctieutlichcn militärischen Uebung eingezogen wird, das bedungene
Gc'alt weiter zu zahlen habe, wühl aber wird diese Ansicht b s-
wtilen vertreten, wahrend überwiegend das Gegenteil verteidigt
wiid. MaUzebrnd sind B. G .ß. $616 und Gcw Ord $ 133c Abs a.
Der erstere bestimmt zwar, daß der Anspruch auf Vergniung be-
stehen bhibe, wenn Jemaml für eine verh Altnismäüig nicht
erhebliche Zeit durch einen in seiner Person liegenden Grund 0I111-
sein Verschulden an der Dienstleistung verhindert wird. Die
herrscherdc M.inung erklär» j< doch sechs Wochen fQr eine er-
hebliche Zeit und deshalb «ine sechswcVhenllichc militlliiscr.c
l'rbung für kein Ereignis, das rlen Korlbezug des laufenden Ge-
haltes rechtfertige. Noch weniger liefert Gew.-Oid. § 133c eine
Stutze, weil er den Anspruch auf Forlbezug des Gcbaltcs auf die
Dhuer von «erlu Wochen nur dem zubilligt, welcher durch un-
verschuldetes L'nglQck an der Verrichtung^ seiner Dienste vei-
hinderi wird. Eine militärische L'ebung wird jedoch kein Gerichts-
hof dir ein .unverschuldetes Unglück* erklären. Auf die ein-
schlagenden Bestimmungen des II G l! kann der Bautech-
niker »ich nicht berufen, weil sie nur Mir Kaufmannsgehilfen er-
lassen sind. — K. H-e.
Hrn. Arch. P. H. In StraBburg. Das Verfahren, unter elektr.
Belichtung unmittelbar von Zeichnungen auf dickem Papier Repro-
duktionen (nicht mehr eigentliche Lieh pausen) zu machen , ist
Eigentum der Lithograph. Anstalt von Bogdan l.iicvius in Berlin
und wird unsere* Wissens nur von dieser Firma selbst ausgeübt.
- Die Chemikalien zur Selbstpraparierung des Papiers fnr das ge-
wöhnliche Lichtpausverfahren können Sic von einer ganzen Reihe
ei Öfterer phot. Firmen bezichen Wir nennen nur Dr A. Hesekiel,
Fabr. phut. Apparate und Materialien in Berlin und R. Reiss in
Licbenwerda i. S. Im übrigen empfiehlt sich die Selbslhcrslellung
des Papiers nur fflr sehr gioße Betriebe und setzt entsprechende
Kenntnisse voraus ■-■
Fragebeantwortungen aus dem Leserkreise.
Hrn. J. W. in O. Zur Anfrage in No. H l'm die Gründe
für die Entstehung der Schaden festzustellen, bedaif es verschie-
dener Ängsten 1. Üb die Wandsliukcn des Rcservoiis den Itutleren
Kl alten entsprechend dinitnsionieit sind, a. ob ein Zcmcntmatcrial
verarbeitet worden ist, welches 80 ioo" warme-., mit kalzinierter
Soda gereinigtes Wasser ertragen konnte, 3. ob das betr. Reservoir
frei im Keller steht. Die sicherste Wasser- Dichtunjr solcher Be-
h.Mtcr wird durch Anbringen einer wasserdichten Plntticrung mit
Rathenower Dachsteinetiilagcn und einer abgeschliffenen Zement-
deckschicht erzielL Auf diese Weise kann auch das betreffende
ndinucn ist zur undichte Reservoir wieder vollständig gebrauchsfähig gemacht
werden. - M < zarniki.w ik Co. in Berlin.
Inhalt: l>k ucii«-i»-»> StiiUrtiti/Ocken Qbn .lie Uoiuu in Budapesr. -
Iiis «tut srhwc izrnschc Bundestmus in Hein, — N.uhmnls vom MeiDner
ll.tntlMii — Millclliin^c« ans Vrinurn. Vrrniischtes. - Preisbewerbungen.
— ■ hrnmk- — Pcrsoml-.Nachrichlen - Briet- und Fra(rrka«en.
de9 Tit eines Ob -Masch -In-p. 111 den Ruhestand getreten.
l>em Hafenbmstr. G 0 11 1 h e r in Breslau
Breslai
Kgl Kioiien-Grdeu IV. Kl. verliehen,
Der Kisenh -Bau- u Belr-Insp Rnppcl
Friedeberg 11 <Ju verseift
Ut <lcr
Hierzu eine Bildbeilage: Das neue schweizerische Bundes-
haus in Bern
dakliun
»erlio.
Friedrich Wilhelm Büsing f.
In der Nacht vom '^4 zum 25. d. M verschied in Friude-nau-Bcrlin nach kurzem aher schwerem
Leiden, wenige Tage vor der Vollendung seines 70. Lebensjahres, Professor Friedrich Wilhelm Heising.
Die Fachwelt verliert in ihm einen ihrer hcrvorragendslen Mitarbeiter und Förderer auf dem Gebiete der
hygienischen Einrichtungen der Städte, deren Durchführung jetzt zu den wichtigsten und schwierigsten
Aufgaben der aulblnhcnden Stadtgemeindcn zählt. Als fruchtbarer und erfolgreicher Fachschriftsteller,
als geschätzter Lehrer an der Technischen Hochschule zu Berlin, der er seil 1876 angehörte, als
langjähriger Redakteur unseres Blattes hat er wesentlich cl.izu beigetragen, die Kenntnis auf diesem
Gebiete zu verbreiten und zu verliefen, und als sachverständiger Berater hat er viellach entschei-
denden KinlUiü auf die (»taktische Durchführung dieser Aulgaben ausgeübt. Bis wenige Wochen vor
seinein Dahinscheiden bat er seine unermüdliche Arbeitskraft an die Lösung dieser Ziele gesetzt
und in den Dienst der Allgemeinheit gestellt. Schwer ist der Verlust für das Fach; wir selbst ver-
lieren in ihm einen tätigen Mim Leiter, dessen reicher Erfahrung und klarem l'iteil wir manche An-
regung, manchen wertvollen Rat verdanken Wir kommen auf seinen Lehensgang ausführlicher zurück.
Sein Andenken in Ehren!
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N£ 18. BERLIN, DEN 2. MÄRZ 1904
Der Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für den Neubau eines Stadthauses
im Anschluß an das Rathaus in Bremen. .1 .... wi/unr-i Hinzu dir AMtililungrn 10^
haltung zu wünschen, wenn es möglich wäre, es im
Inneren so umzubauen, daß es den heutigen Anforde-
rungen der Verwaltung genügt. Da das jedoch kaum
möglich sein wird und der Wettbewerb den tatsach-
lichen Beweis geliefert hat, daß ein neues Stadthaus
mit selbst repräsentativen Zwecken geschaffen werden
kann, ohne die Wirkung des alten Kathauses zu be-
einträchtigen, so dürfte das Schicksal des heutigen
Stadthauses entschieden sein. Das Preisgericht aber
hat es mit Recht als ersten Grundsatz ausgesprochen,
daß das Gefühl , daß die unvergleichlich schöne
Wirkung des alten Rathauses nicht gestört werden
dürfe, zu einer taktvollen Zurückhaltung beim Knt-
ie diesen Wettbewerb einleitenden Ausfüh-
rungen S. 93 waren geschrieben, ehe der
Verfasser Gelegenheit hatte, Bremen zu be-
suchen und von den Ergebnissen des Wett-
— — — ^ bewerbes sowie den Entscheidungen des
Preisgerichtes Kenntnis zu nehmen. Das Preisgericht
ist bei seinen mehrtägigen eingehenden Beratungen zu
ähnlichen Schlußfolgerungen gelangt, wie sie in der
Einleitung angedeutet wurden. Besonders bemerkens-
wert ist, daß, wenn wir recht unterrichtet sind, im
Laufe der Beratungen auch dem Gedanken Ausdruck
gegeben wurde, es sei das jetzige Stadthaus der beste
Hintergrund für das alte Rathaus und es sei seine Er-
Entwuif de* Hrn. K*rl Rolh in K*"-cl (Km Prei» von yx» M.)
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wurf des Neubaues veranlassen müsse. Ditr.se Zurück-
haltung ist von einer großen Anzahl von Entwürfen
des Wettbewerbes auch beobachtet worden ; ein Ver-
fasser deutete sie mit dem von ihm gewählten Kenn-
wort: „Mir war's gnua" an. Sein Entwurf, sowie in
noch höhcrem Maße der Entwurf „Hm, Hm, So, So*
geringerer Firsthülic sein müsse. Ein großer rurin
hege jedenfalls nicht im Sinne der ungeschmälerten
Erhaltung der Wirkung des alten Rathauses und seiner
Umgebung, er sei hier um so weniger am Platze, als
ringsum viele Türme sichtbar sind, mit denen eine
Kollision zu befürchten wäre Wenn Entwürfe mit
gehen wohl am weitesten in der Beschränkung der Türmen durch Preise ausgezeichnet wurden, so geschah
architektonischen Ausdrucksmittcl, ja, diese Beschrän- es wohl, weil die Möglichkeit einer Turmanlage im
Programm angedeutet war.
Ein besonderes Augenmerk
legte das Preisgericht auch auf
die farbige Wirkung des neuen
Stadthauses; in dieser Bezie-
hung erschien es ihm aus-
schlaggebend, daß insbeson-
dere an der Anschlußstelle an
das alte Kathaus keine Back-
steinfläehen mit ihrem neuen,
lebhaften Rot auftreten möch-
ten, welche mit dem Altbau
kung steigert sich in letzterem Entwurf
bis zu einer an Nüchternheit streifenden
Enthaltsamkeit. Das Gegenteil unge-
messensten Aufwandes zeigt der Entwurf
„Videant Consules". Die beiden letzt-
genannten Entwürfe dürften die Gegen-
pole des ganzen Wettbewerbes sein.
„Videant Consules" zeigt eine mit un-
endlichem Fleiß gezeichnete üppig reiche
Anlage im Stile des alten Rathauses.
An den beiden Hauptseiten des Neu-
baues ist der I lauptgiebel des alten Rat-
hauses wiederholt und dem Ganzen als
herrschender Teil ein Turm gegeben,
dessen Ausbildung namentlich in der
Perspektive an die tropische Ucppigkeit
der spanisch - mexikanischen Barock-
architektur erinnert. Das Preisgericht
hat es dahingestellt gelassen, ob die
Formensprache des neuen Stadthauses
die zurückhaltende Fortführung der be-
stehenden Architektur sein oder ob die
Unterordnung durch eine andere Art
der architektonischen Ausbildung besser
erreicht werden könne. Es werde dies
von dem persönlichen Empfinden des
Bearbeiters abhängen. Wichtig abe
erscheine, daß keine zu großen
Wirkungen neben den Altbau ge-
bracht werden, sondern daß der letz-
tere der herrsehende Teil bleibe.
Der inrede stehende Entwurf zeigt das
gerade Gegenteil dieser Auffassung.
Eine Frage von nicht geringerer
Wichtigkeit war die Turmfrage. Das
Programm des Preisausschreibens hatte
die Möglichkeit eines größeren Turmes
an der Ostecke ins Auge gefaßt; es
liegt aber, obgleich zahlreiche Entwürfe
diese Möglichkeit als eine Bedingung
aufgefaßt zeigen, offenbar auf der Hand, jf?
daß damit nur eine Klärung auch über
diesen Punkt herbeigeführt werden sollte.
Die Turmfrage spielt merkwürdigerweise
bei diesem Wettbewerb eine größere
Rolle, als man aus den Bedingungen der
örtlichen Umgebung hätte annehmen
sollen. Die meisten Entwürfe haben der
Baugruppe eine mehr oder weniger ent-
wickelte, mehr oder weniger beherr-
schende Ttirmanlage zugefügt. Einige
Entwürfe, z. fS die Arbeit „Immer fest
und grad aus!" sind darüber hinausge-
gangen und haben zwei Turmaufbauten
angenommen, den einen in dem rechten Winkel /wi-
schen dem Eingang zum alten Kathause und dem An-
schluß des Stadthauses, den anderen, etwas mächtiger
entwickelt, an der im Programm angedeuteten < >stecke.
Die schön gezeichnete Perspektive dieses Entwurfes
läßt aber erkennen, daß ein Turm an der . rsteren
Stelle in eine ideale und nicht erwünschte Konkurrenz
mit dem von der Börse aus besonders interessant auf-
tauchenden Turm der Liehfrauenkirehc treten würde,
während ein Turm an der üsteeke oder in einer In:- und seiner feinen grauen Patina in eine unangenehme
nachharten Eagc die beiden schonen Domtürmc bc- Wechselwirkung treten mußten. Es wurde der Wunsch
einträchtigen konnte Der trefflich gezeichnete Ent- ausgesprochen, daß der Anschluß durch fein getönte
wurf „Galopp* ist gar mit drei Turmaufbauten aus- graue Flächen erreicht werden möge,
gestattet Das Preisgericht hat diesen Annahmen Um den Neubau in möglichst bescheidenen I lühen-
gegenflber den Grundsatz aufgestellt, daß besonders Verhältnissen zu halten, wurde auch von zu großen
der Anschluß des neuen Stadthauses an das alte Rat- Höhen des Festsaales abgeraten. Eine Beseitigung
haus zurücktreten sollte, niedriger gestaltet und von des hübschen Anbaues an der Noulsdtc (Genehts-
■ u6
No. iB.
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stube) wflrdc das Preisgericht bedauern Die schräge
Baugrenzc kannte durch mäßiges Hervortreten einzel-
ner Bauteile zugunsten einer Lösung im Winkel wahr-
scheinlich sehr gemildert und das gute Aussehen ge-
fördert werden Von großer Bedeutung war auch der
I linweis des Preisgerichtes, daß für größere Empfänge
der Eintritt durch die untere 1 lalle des alten Rathauses
stets von Wichtigkeit bleiben werde, In der Tat hat
der Wettbewerb den Nachweis geliefert, daß von den
3 Möglichkeiten der Eingangsverlegung: Nordseite,
Hornshof und Winkel zwischen altem Kathaus und
neuem Stadthaus die letztere Annahme die ist, welche
den natürlichen Bedingungen am meisten entspricht
und den Bedürfnissen am meisten entgegen kommt
,S, WuU foljt.1
Der engere Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für die neuen Universitäts-
Gebäude in Jena.
| it Rücksicht darauf, daß in dem Gebäude nach längeren Erwägungen zu der Ueberzeugung, daß
Räume von verschiedenartiger Bestimmung die den einzelnen Zwecken dienenden Kaumgruppen
unterzubringen waren, die, wenn auch in nicht in gleichmäßiger und geschlossener Weise längs
[ einem gewissen Zusammenhange stehend, der Baufluchten aneinander zu reihen, sondern in sich
doch verschiedenen Bedingungen genügen zu gruppieren seien. Weiterhin vertrat das Prcisgc
Osscn, kam dasPr
:richt
Der Wettbewerb zur Erlangung
von Entwürfen für den Neubau ~*
eines Stadthauses im AnschluQ
an das Rathaus In Bremen.
Entwurf der Hrn.
Kerl ur.il Paul Boiiatz und Gustav
11 i.l »cli in Stuttgart.
(Kill l'n-l» »Oll »y>
ErdKrwhnO.
V.
_ _ — 1 | — - - — n
rieht die Anschauung, daß nach den örtlichen Ver-
hältnissen, nach Lage und Gestalt des Platzes und
nach der Alt der Umgebung sieh der Aufbau der
Gebäudemassen von der nordöstlichen Ecke au* ent-
wickeln müsse, welchen Forderungen die beiden au
erster Stelle ausgezeichneten Entwüife am meisten
Rechnung getragen haben, wenngleich sie eine all-
seitig befriedigende Lösung der Aufgabe nicht bieten
und als Vorentwüi fe auch nicht bieten konnten.
Pas l'rteil des Preisgerichtes über den Entwurf
des Ilm Prof. Thcod Fischer in Stuttgart lautet
dahin, die Arbeil zeige bei verhältnis-
mäßig einfacher architektonischer Be-
handlung eine überaus geschickte Grup-
pierung der Gebäudemassen, die treff-
lich gegeneinanderabgestimmt seien und
ungemein malerisch wirkten. Auch die
Innenräume zeigten eine stimmungsvolle
und gemutreiche Ausbildung, weisen aber
nach der Ansicht des Preisgerichtes teil-
weise eine ihrer Bestimmung nicht an-
gepaßte architektonische Gestaltung auf.
So bedürften z. B. die Korridore und
Treppcnanlagen, sowie der Hauptein-
gang einer größeren räumlichen Ausge-
staltung, um den praktischen Bedürf-
nissen und Forderungen, die an diese
Anlagen gestellt werden müssen, zu ge-
nügen, was sich aber nach Ansicht der
technischen Mitglieder des Preisgerichtes
ohne Beeinträchtigung der Gesamtan-
lage ermöglichen läßt.
Wer den Entwurf, wie wir ihn auf
den S. 73, 74 und 108 darstellten, betrach-
tet, wird dem hohen Lohe,
welches ihm das Preisgericht
zollte, nur beipflichten Die Ge-
samtgruppier ungderGcbäude-
masse ist eine un-
t gemein glückliche
* „ und malerische
Trefflich ist der
II:. -IHtff.fi;.. II
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Gedanke, einen kleinen Teil des alten Schlosses in in München) war für die grundlegende Erscheinungs-
die Neuanlage aufzunehmen und damit dieser ein form des Gebäudes die möglichste Erhaltung der die
Element für die feine historisch-stilistische Abstimmung Baustelle an den beiden Hauptscitcn umgehenden
der übrigen Teile einzufügen. Glücklich und male- Anlagegürtel Gewissenssache. Er war der Meinung,
risch sind die Innenanlagen, geschlossen vereinigt die dali wenn man den gegenwartig bestehenden Haupt-
cinzclncn Raumgruppcn, freilich aber auch einige eingang zum Schloß an der Ecke des Löbder- und des
räumliche Anordnungen unter das zulässige Maß be- Fürstengraben auch für das zukünftige Gebäude bei-
engt. Alles in allem: ein prächtiger Teil eines schönen behalte, so könne die Anlage ohne wesentliche Eingriffe
Städtcbildcs, eine ihren idealen Zielen trefflich ange- in die natürliche Umgebung ausgeführt werden. Das
paßte bauliche Anlage, eine sinnige und gemütvolle ist der Grundgedanke des Entwurfes „Eck"; nach ihm
Baugruppe schlichten und wahren deutschen Charakters, gliedert sich die Gesatntanlage derart, daß sämtliche
Dem Verfasser des mit dem II. Preise ausgezeich- Räume in einem Erdgeschoß und 2 Obergeschossen
nctenEntwurfes mitdeinKennworte.Eck"(K.Hochedei um 2 geschlossene Höfe sich gruppieren und daß gegen
«* No. 18.
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das Landwirtschaftliche Institut und frühere Amtsgc- nügcndcn Aufschluß. Eines interessanten Punktes jc-
richt im Verein mit der Nachbarschaft ein 3. Hof ent- doch sei besonders gedacht. Das Programm forderte
stehen kann, der gegebenen Falles auch dem öffent- für den den Mittelpunkt der Gruppe des archäologischen
liehen Durchgangsverkehr in der Richtung von der Museums bildenden Hof eine Ucbcrdachung mit Glas,
Kniwurf der Hrn. Knimingminn & liecker in Hcrlin. (Ein l'reii von 5000 Mi
Stadthaus für Bremen. Entwurf Jet Hrn. Kail und l'aul Munal/ uud Ciiot. RriUch in Stuttgart (Ein Pub von »500 M.)
Hauptkirche nach dem Löbdcr - Graben erschlossen um in dem ! lof Sammlung Gegenstände aufstellen zu
werden könnte. können. Nun ist es bisher nach unserer Ansicht noch
Ueber die Verteilung und Anlage der einzelnen nicht gelungen, den künstlerischen Zwiespalt zwischen
Raumgruppen geben die Abbildungen (S. 74 u. 75) gc- der großen Glasfläche eines bedeckten Lichthofes und
a. März 1904.
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der Architektur dieses
I lofes zu lösen. Dem
Verfasser wenigstens
ist kein Versuch be-
kannt, bei welchem es
auch nur mit einigem
Glück unternommen
wurde, den hier weit
klaffenden Gegensatz
künstlerisch zu über-
brücken. AuchHoch-
eder scheint die Un-
möglichkeit, die Ge-
gensätze zu versöh-
nen, gefohlt zu haben,
denn er hat den Ver-
such gemacht, über
eine l'ebcrdachung
des Hofes mit
Glas dadurch
hinwegzukom-
men, dafi an -i
Seiten dieses
Hofes schwe-
bende Vordä-
cher angeord-
net und eine 3.
Seite desselben
zwischen Säulen ge-
öffnet wurde, sodali
groüe Gipsabgüsse
gegen die Unbilden
der Witterung ge-
schützt , aber doch
im Freien aufgestellt
werden konnten.
Die stilistische I lal-
tung des Gebäudes
lehnt sich an die Knde
desXVIll Jahrh. üb-
liche schlichte I lau-
weise Jena s an. die
in einer größeren An-
zahl von Heispielen
der Stadt ihr eigen-
tümliches Gepräge
verleiht. Diese Bau-
weise kennzeichnet
sich durch dieAn Wen-
dung des Mansard-
Entwurf du Ilm Wcidenbac h und r»rhamnicr in Leipzig. III. Prei«.
ilaches mit breiten, in den Linien streng uinri— ,eiien
Dachaufbauten. Da gerade die beiden I lauptfronten
sich zum größten Teile hinter Käumcn verstecken
werden, so sind diese in schlichtester Putzarchitektur
mit nur sparsamer Verwendung von Haustein gedacht.
Dieser Schlichtheit in der Behandlung der großen
Massen mußte aber wenigstens an einer Stelle ein
1 10
reicherer Gegensatz
entgegengestellt wer-
den, eine Stelle, auf
welche sich ein aus-
drucksvoller Formen-
reichtum vereinigen
konnte Fs lag nahe,
hierzu, dem Grund-
gedanken des Knt-
wiirfes entsprechend,
den 1 laupteingang
zum Gebäude zu
wählen. Da mit die-
sem sich die zu einer
reicheren architekto-
nischen Wirkung ent-
wicklungsfähigsten
beiden Räume, die
Halle und die Aula, leicht verbinden ließen, s<> konnte
in der Tat hier ein künstlerischer Findruck erreicht wer-
den, dessen bezwingender Gewalt, dessen hoher Schön-
heit sich Niemand entziehen kann Das hier geschaffene
Architekturmotiv ist von so köstlicher und bei aller
Ueberliefcrung von so neuer Wirkung, daß man den
lebhaften Wunsch hegen kann, es irgendwo an anderer
N., ,8
Gc
Stolle zur Auslührung gel» acht zu sehen. Die Halle
durchgreift die beiden unteren Geschosse; die dar-
über angeordnete Aula ragt um ein Beträchtliches
Ober die Höhe des obersten Geschosses hinaus, wo-
durch der aus einem rechteckigen Unterbau empor-
steigende Aulabau als elliptische Kuppel frei aufsteigt
Auch für diesen Teil der Haugruppe ist vorwiegend
Putzcharakter gedacht; doch sollte der Haupteingang
durch ein in rotem Marmor auszuführendes reiches
Portal im Verein mit einer darüber angeordneten Fi-
guren-Nische aus gleichem Material eine wirkungsvolle
Betonung erhalten, die noch gesteigert werden würde
durch eine vorgelagerte Terrasse mit diese ein-
fassenden seitlichen Abschlußmauern.
Das Preisgericht sagt zu diesem Entwurf, auch er
zeige sowohl im Aeußeren wie im Inneren hohe künst-
lerische Eigenschaften. Bei dem äußeren Aufbau jedoch
erscheine der F.ckbau gegenüber den übrigen Bau-
massen zu groß und zu aufwandsvoll. Auch die Formen-
sprache, so reizvoll sie an sich sei, passe sich dem
Charakter der Altstadt von Jena nicht ganz an.
Der Entwurf der Hm. Weidenbach und
Tschammer in Leipzig verdankt die Auszeichnung mit
dem III. Preise der ungemein klaren und Obersichtlichen
Grundriß-Gcsamtanordiiung Im Gegensatz zu den beiden
vorgenannten Entworfen ist hier der Versuch gemacht,
die Räume um einen großen Haupthof zu lagern,
unbeschadet der engeren Zusammenlegung der ihrer
Bestimmung nach zueinander gehörigen Räume Das
Preisgericht freilich meint, so klar und einfach die
Anordnung an sich erscheine, so werde bei der An-
lage eines großen Hofes der Verkehr auseinander ge-
zogen und es entspreche der Entwurf nicht in hin-
reichender Weise den Grundlagen für die Gesamt-
anordnung, wie sie weiter oben angeführt und von
den technischen Mitgliedern des Preisgerichtes als not-
wendig erachtet wurden. Nichtsdestoweniger ist es
eine in ihrer Art sehr interessante Grundrißanlage,
welche die einfachste Ucbersichtlichkeit gewährt, ohne
für den Aufbau die Möglichkeit malerischer Anord-
nungen auszuschließen.
Etwas kurz führt das Gutachten der Preisrichter
von den übrigen Entwürfen an, sie ständen trotz vieler
Schönheiten im Grundriß und Aufbau und verschiede-
nen günstigen und zweckmäßigen Anordnungen im
Einzelnen den drei mit Preisen ausgezeichneten Ent-
würfen nach, sodaß sie nicht für die Preisauszeichnung
infrage kommen konnten.
Die Verbesserung der Vorflut und die Reinigung der Abwässer im Emschergebiet.
Von Middeldorf, Königl. Wasserbauinspektor.
ic natürliche Beschaffenheit des Emschcrge- Ungünstiger wurden die Abflußverhältnissc, als
bietes, welches sich von Holzwickede ab in den 60 er Jahren der Bergbau von der Ruhr mehr
zwischen die Wassersani mclgcbiote der Ruhr nach dem Emschergebiet überging Infolge der cin-
und Lippe legt, ist eine für die Vorflut höchst getretenen starken Kohlenförderung in den zahlreichen
ungünstige. Der gefällarme und stark ge- neu abgeteuften Zechen entstanden bald größere in-
wundenc Flußlauf ist in der breiten Niederung meist dustricllc Anlagen, wie Hochofenbetriebe, Eisen- und
flach eingeschnitten, —
sodaß schon bei ge- - , ^^'L^-*^. />..■•*•£
ringen Niederschlä-
gen das Wasser über
die Ufer tritt und
große Gebietsteile
überflutet. Die Kla-
gen über die schlech-
ten Zustände an der
Emscher sind alt und
reichen nachweislich
bis ins 16. Jahrh. zu-
rück. Es ist vielfach
versucht worden,
durch Begradigungen
des Flußlaufes die
Vorflut günstiger zu
gestalten, doch scheiterte diese Absicht meistens daran,
daß die beteiligten landwirtschaftlichen Kreise die ziem-
lich bedeutenden Kosten nicht aufbringen konnten.
Zu Anfang des 19. Jahrhunderts hatten sich die Zu-
stände derart verschlimmert, daß die Regierung in
Düsseldorf sich veranlaßt sah, eingehende Unter-
suchungen durch den Brt. Bauer anstellen zu lassen.
Der von diesem erstattete Bericht schildert die Zu
Abbllilg. t. fcbcrskhtspUn de»
stände an der Emscher als höchst trostlose und führt
Zinkhütten, Maschinenbauanstalten usw., sodaß das
bis dahin schwach bevölkerte Gebiet sich zu dem be-
deutendsten Industriegebiet des Festlandes entwickelte.
Begünstigt wurde dieses Fortschreiten der Industrie
durch zahlreiche Eisenbahnen, die meisten von Privat-
Gescllschaftin erbaut, nicht nur die größeren Ort-
schaften, sondern auch die einzelnen Werke verban-
den. Die Folge davon war, daß die ganze Emscher-
Niedcrung von Herne bis zum Rhein von zahlreichen
sie in erster Linie auf die mangelhafte Räumung des Bahndämmen durchkreuzt wurde, welche den glatten
mit Strauchwerk aller Art angefüllten Bettes, dann Abfluß der Hochwässer sehr erschwerten. Weitere
aber auch auf die unregelmäßigen und polizeiwidrigen Vorflutstörungen traten nach dem Abbau der in der
Anstauungen der in der Emscher belegenen Mühlen Emscherniedcrung vorhandenen starken Kohlenflötze
zurück. Die Regierungen in Düsseldorf, Münster und ein. Die einzelnen Bergwerks-Gesellschaften versuch-
Anisberg erließen darauf im Jahre 1821 eine Mühlen-
Polizeiordnung für den Emscherfluß, welche die Stau-
höhen für sämtliche Mühlen an der Emscher und deren
Nebenbächen festsetzte. Die Mißstände nahmen jedoch
derart zu, daß die Königl Regierung in Münster sich
veranlaßt sah, im Jahre 1850 eingehende Untersuchun-
gen über die Abflußverhältnisse im Emschergebiet vor-
nehmen zu lassen. Daraufbin trat im Jahre 1854 die
Emscher Schaukoinmission in Tätigkeit, welche die
'ährliche Räumung des Flußbettes zu überwachen und
v
ten zwar mit großen Kosten die Störungen zu be-
seitigen, doch erwiesen sich alle diese Bemühungen den
stetig fortschreitenden Bodensenkungen gegenüber als
wirkungslos. Die so entstandenen schlechten Vorflut-
verhältnisse wurden in gesundheitlicher Beziehung durch
die starke Verschmutzung der Bachläufc seitens der
industriellen Werke, der Städte und der dicht be-
völkerten Ortschaften erheblich verschlimmert, sodaß
das Wasser zu landwirtschaftlichen Zwecken nicht
mehr zu benutzen war. Dadurch entstanden Streiug-
'orschläge für die Begradigung desselben zu machen keiten zwischen den Grund- und Zechenbesitzern, die
hatte; trotz des ihr von den Anliegern entgegengebrach- eine derartige Höhe erreichten, daß der Landwirt-
ten Mißtrauens hat sie jahrelang segensreich gewirkt. schafts-Ministcr sich im Jahre 1882 veranlaßt sah, den
2. März 1904.
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zuständigen Melioratiorisbauinsp., Brt Michaelis in
Münster, mit der Aufstellung eines Entwurfes zur Re-
gulierung der Vorflutverhähnissc im Emschertale von
Herne bis Oberhausen zu betrauen. Dieser für die
damaligen Verhältnisse mit großer Umsicht und Sach-
kenntnis aufgestellte Entwurf ist nicht zur Ausfahrung
gekommen, da der vom Staat geforderte Zuschuß in
Hohe von 2,5 Mill. M. mit Rücksicht auf die ungünstige
Finanzlage nicht bewilligt werden konnte. Es sind
jedoch im Laufe der nächsten Jahre verschiedene Be-
gradigungen nach dem Michaelis'schen Entwürfe an
der Emscher und den Nebenbachen in Höhe von etwa
4,3 Mill. M. zur Ausführung gekommen. Ferner sind
für Polderanlagen 1,7 Mill. M ausgegeben, sodaß die
Gesamt-Aufwendungen für die hauptsachlichsten Ent-
wässerungsanlagen in der Zeit von 1886 bis 1000 rd
6 Mill. M. betragen. Trotzdem sind zufriedenstellende
Zustande nicht geschaffen worden. Einzelne Kreise
versuchten zwar, eine durchgreifende Begradigung
ihrer Wasserläufc vorzunehmen, doch kamen sie bald
zu der Ueberzeugung , daß ohne einheitlich durchge-
führte Regelung der ganzen Emscher von der Quelle
bis zur Mündung den bestehenden Mißständen nicht
abzuhelfen sei. Besonders trat dies zu tage, als infolge
der Ruhrepidemie in der Stadt Herne seitens der Be-
hörde auf eine baldige Durchführung der Kanalisation
gedrangt wurde. Es zeigte sich hierbei, daß das für
eine Klärung der Wässer notwendige Gefälle für die-
ses Gebiet ohne Vertiefung des Hauptvorfluters nicht
zu erreichen sei. Jede Kläranlage würde bei eintreten-
den Hochfluten unter Wasser gesetzt und außer Tätig-
keit treten müssen. Wie in Herne, so liegen die Ver-
hältnisse in Wanne, Eickel, Gelsenkirchen, L'eckendorf,
Schalke, Bismarck, Rotthausen, Heßler, Horst, AI len-
essen, Borbeck, Bottrop und Oberhausen, also in fast
sämtlichen Städten und größeren Ortschaften des
Emschcrgebietes.
Auf die Anregung des Reg.-Präsidenten Wintzcr in
Arnsberg wurden dann die beteiligten Kreise zu einem
gemeinschaftlichen Vorgehen veranlaßt und eine Kom-
mission gebildet, welche aus den Vertretern der Städte
Dortmund, Bochum, Gelsenkirchen, Essen, Oberhausen
und der Landkreise Hörde, Dortmund, Bochum, Gelscn-
kirchen, Essen, Recklinghausen, Mülheim a. d Ruhr und
Ruhrort bestand. Diese erklärten sich bereit, die Kosten
für die Vorarbeiten aufzubringen und beauftragten den
Verfasser mit der Ausarbeitung eines allgemeinen
Entwässerungsplancs für das Emschcrgcbiet, bei dem
nicht nurdieVorflutverhältnisse, sondern auch die Reini-
gung der Abwässer berücksichtigt werden sollte. Dieser
Entwurf ist in a Jahren - Juli 1901 bis 1903 aus-
gearbeitet und im November v. J. durch die drei be-
teiligten Regierungen in Münster, Arnsberg und Düssel-
dorf landespolizeilich geprüft worden. Inzwischen
wurde ein Gesetzentwurf ausgearbeitet, der die Billi-
gung des Staatsministeriuins fand und gegenwärtig
dem Landtage zur Genehmigung vorliegt. Für diesen
allgemeinen Entwurf wurden außer den landmcs.se-
rischen Arbeiten eingehende wassertechnische Unter-
suchungen ausgeführt, die sich auf Pcgelbeobachtun-
gen, Niederschlags-Verhältnisse, Abflußwerte und das
VcrhältniszwischenNiedei schlag undAbflußcrstrccktcn.
Von besonderer Bedeutung ist hierbei das aus dem
Ruhrgebiet ins Emschcrgcbiet gedrückte Reinwasser,
das 3,4 cb "'/Sek. beträgt, sowie das aus den Schächten
hochgepumpte Grubenwasscr mit 2,6 ll "*'Sck.; dadurch
werden die Abflußverhältnisse so stark beeinflußt, daß
die Wassermengen der Emscher im Winter 10%, im
Sommer oo'Y.s im Jahresmittel 25%, größer sind als
die anderer Flüsse.
Ferner wurde die Versorgung des Gebietes mit Reiu-
wasser aus der Ruhr eingehend untersucht, die Abgren-
zung der Yersorgungsgcbicte der verschiedenen Pump-
werke, welche großeWasscrniengeii abgeben, sowohl lur
die einzelnen Sanimelgebietc der Bäche, als auch für
die Städte, Kreise, Amiter und Gemeinden festgestellt.
Auch wurde eine Durcharbeitung nach dem Verbrauch
der gewerblichen Anlagen vorgenommen. Eine eben-
so eingehende Behandlung fand die Abwassermenge,
die für die Klärung der Wässer von großer Bedeu-
tung ist. Um über die Verschmutzung der Emscher
und der einzelnen Nebenbäche ein genaues Bild zu
«m, wurden etwa 140 Wasserproben bei gleich-
" jigem Niedrigwasser entnommen und zwar in den
.icbcnbächen vor der Mündung in den Hauptvorfluter
und in der Emscher selbst ober- und unterhalb der
Einmünt 1
1; diese wurden nach einheitlichem
Verfahren chemisch und mikroskopisch untersucht.
Das dadurch erhaltene Bild von der Verschmutzung
der Wasscrläufe im Einschergebiet ist ein höchst
trauriges und zeigt die dringende Notwendigkeit, eine
gründliche Klärung der Wässer fast sämtlicher Neben-
bäche vorzunehmen. Neben den Wasser-Untersuchun-
gen wurden Boden-Untersuchungen längs der ganzen
Linie sowie die Feststellung der bestehenden Kanali-
sationen, Beseitigung der Abfallstoffe, der hygieni-
schen Verhältnisse und besonders der Gesun'dhcits-
Vei hältnisse im Entwurf eingehend behandelt. Es hat
sich nämlich gezeigt, daß die Ruhrkrankheit, Typhus
und Malaria im Ernsclurgt biet stärker verbreitet" sind,
als sonst im preußischen Staate.
Zunächst war zu untersuchen, ob es zweckmäßiger
und billiger sei, von einer Beseitigung der Stauwerke
Abstand zu nehmen und die Vorflut durch Polder
und sonstige künstliche Hebungsanlagen aufrecht zu
erhalten. Will man von einer Beseitigung der Stauwerke
in der Emseber und damit von einer Vertiefung ab-
sehen, so wird das Gefälle des Flusses auf den meisten
Strecken infolge der Bodensenkungen schon in nächster
Zeit ein sehr mangelhaftes werden. Besonders wird
die durch die ungenügende Geschwindigkeit vermehrte
starke Verschlammung und die dadurch eintretende
Fäulniserscheinung sehr bedeutend sein. Die Hoch-
fluten werden wegen des mangelhaften Gefälles noch
schlechter abgeführt werden als bisher. Dasselbe
würde der Fall sein bei den nicht gepolderten Ge-
bieten der Nebenbäche, die in normalen Zeiten ge-
nügenden Abfluß besitzen.
Bei der Hochhaltung der Emscher wird man
immer größere Flächen zu beiden Seiten des Fluß-
laufes einpoldern müssen ; der Zustand wird dann all-
mählich so werden, wie er sich auf der Strecke
Karnap — Bottrop ausbildete, wo man den Fluß auf
beiden Seiten mit hohen Deichen umgeben hat, die
bei den fortwährenden Bodensenkungen immer wieder
aufgehöht werden müssen und bei etwa eintretenden
Tagesbrüchen eine große Gefahr für die Gegend bil-
den. Bei Hochhaltung der Emscher werden sich nach
weiteren Senkungen die Poldcrgebiete zu beiden Seiten
tles Flußlaufes stark vergrößern und allmählich einen
solchen Umfang annehmen, daß zur Bewältigung des
Wassers, besonders bei starkem Regen, ganz unge-
heure Beträge aufgewandt werden müssen Auch der
Vorschlag, daß man in den Poldern die I lochwasscr-
mengen in großen Anstaubcckcn ansammelt und dann
später in die Emscher abführt, hat sehr große Be-
denken. Diese Becken würden sehr teuer sein, bald
verschlammen und eine ernste gesundheitliche Gefahr
für die Anwohner bilden.
Noch ein anderer Grund spricht gegen die aus-
gedehnte Poldmvirtschaft im Kmschergebiet. Wenn
zunächst auch die Zechen wohl in der Lage sind,
die hohen Kosten zu tragen, so kann im Laufe der
Jahre nach dem Abbau der Kohle bei schlechter wirt-
schaftlicher Gesamtlage oder bei ungünstigem Abbau
einzelner Zechen sehr wohl der Fall eintreten, daß
für den Poldcrbctricb nicht mehr die ei -forderlichen
Mittel zur Verfügung gestellt werden : da die Gemein-
den größtenteils von der Steuerkraft der industriellen
Werke abhängen, so würden auch sie nicht in der
Lage sein, den Pumpbetrieb aufrecht zu erhalten.
|Kui*>.r!.Am£ folgt )
Inhalt: lu-r WrnhewetS nir Kilan^inip von Kt.uvOrlrn for den Neu-
bau »int- Suilitu •« An- Mi>-« »n da- Kotruii«. in Bremm iKuiWftinne).
— l».-r in tir WYtlbrwevl» im- r i hintun;,* vi-n r'ntw Arfe-n Mr ein neue«
rimii-iUVK-Oi.H.iil. 1.1 Je.-u .S. Uiitly - tlirYrrbrsM-runi; der Voifl.it und
du- Krinicung der Arwa.hcr im r.n»ehcTrrWrt. —
Redaktion
Berti».
Vr:l»t >1er lleutvrhrn Haiirritun-:. 0 m, Iv H„ Berlin. Kdr die R
vriailH«o,tl AHieil 1 1 o I m » □ n , Berlin. Pnlrk von Wllh. Ureve
Ni«. 18.
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Deutsche Bauxeltnhg, xxxtih. Jahrgang 1904, Nr.19.
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N° ig. BERLIN, DEN 5. MÄRZ 1904
Die Verbesserung der Vorflut und die Reinigung der Abwässer im Emschergebiet.
Von Middeldorf, Konigl Wasscrbauinspektor. <Fori~ttiins.) Hkm rine rianbciiice.
ei Inangriffnahme der Arbeiten wurde ferner
versucht, die in dem Miehaelis'schcn Ent-
wurf aufgestellten Grundsätze fürdie Ausge-
staltung des neuen Entwurfes beizubehalten.
Aber so scharf
durchdacht die Michaclis'-
sche Arbeit auch ist, es
mußte wegen der verän-
derten Verhältnisse dicVor-
flutverbcsscrung auf einer
ganz anderen Grundlage
aufgebaut werden. Die dem
Brt. Michaelis gestellte Auf-
gabe war wesentlich enger
gefallt, als die vorliegende.
Sie sollte nur eine Ver-
besserung der Vorflutvcr-
hältnisse auf der Einscher-
strecke von Herne bis Über-
hausen herbeiführen, wäh-
rend jetzt das ganze Em-
schergebiet einschließlich
aller Nebenbäche als ein
Ganzes behandelt ist. Es
hat sich herausgestellt, daü
es von gröütcm wirtschaft-
lichen Nachteil ist, wenn
einzelne Gebiete herausge-
griffen werden. So sind
z. B. damals die Gebiete
der Emscher unterhalb von
Oberhausen bis Neumühl
nicht in den Entwurf auf-
genommen worden und
doch bedarf gerade das
Gelände an der Mündung
der Emscher der größten
Fürsorge in Hinsicht auf
die dort zu erwartenden
Bodensenkungen. Ebenso
ist das Quellgebiet nicht in
dem Entwurf berücksich-
tigt worden, obschon be-
sonders die Sammclgebiete des Rüpings- und Roß-
baches, sowie die Emscherstreckc von Dorstfeld bis
Mengede einer eingehenden Regelung bedürfen. Für
die Abwässer- Reinigung wan n Rieselfelder in Aus-
sicht genommen, während heute mit Rücksicht auf den
ProfcMor Fricdrii h Wilhelm Bosing f
hohen Bodenwert und den starken Salzgehalt des
Wassers für das Emschergebiet diese Art der Reini-
gung kaum noch infragc kommen kann. Bei den un-
gleichmäßigen Senkungen im ganzen Gebiete ist es
überhaupt zweifellos, daß
eine Ricsclanlagc schon
nach wenigen Jahren um-
gebaut werden müßte; auch
würde die Unterhaltung der
Felder und die Wasscr-Zu-
und Ableitung hoheKosten
verursacht haben. Die von
Michaelis vorgesehene Ab-
leitung der Wässer in den
Nebentälern durch parallel
zur Emscher geführte Sci-
tengräben scheint bei den
stets auftretenden Boden-
senkungen unzweckmäßig.
Die Entwässerungs-Gräben
laufen oft zu 4 und 5 neben-
einander her, unterdükern
einander und die Emscher
und geben schließlich ihr
Wasser nach sehr langem
Lauf unter den schwäch-
sten Gefäll - Verhältnissen
1 1 : 4000! an die Emscher
ab. Die Kosten für Grund-
erwerb und Erdaushub
werden unverhältnismäßig
hohe. Besonders aber ist
das schwache Gefälle in
diesem Gebiete mit seinen
starken Boden-Senkungen
ein sehr wunder Funkt des
Michaelis'schen Entwurfes
Bei der Verschmutzung der
Bäche und der äußerst
geringen Wasserzuführung
diesci KepIantenTiefgrftben
bilden derartige Strecken
die reinen Schlammfängc
und Faulbecken. Alle dien Gräben hätten ein schwäche-
res Gefälle als die Emscher selbst haben müssen, da
es nur dadurch möglich ist, die Abwässer nach einem
unterhalb gelegenen Punkte abzuleiten. Bei weiteren
Senkungen hätte die Ausmündung dieser Bäche immer
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weiter an der Kin-
seher hinunterge-
schoben und das
Gefälle schwacher
genommen werden
müssen. Es ist ohne
weiteres klar, dab
die Abführung der
Abwässer aus den
immer größere Ge-
biete umfassenden
Kanalisationen
nicht ausreichend
gewesen wäre Auch
hat sich herausge-
stellt, dati der nach :
demMirhadis'schen
Grundsatz ausge-
führtcTieftalgraben
vom Bahnhof Gcl-
senkitchen nach
Eick winkcl schon
jetzt seinen Zweck
nicht mehr erfüllt
und daher in näch-
ster Zeit wieder ver-
tieft weiden muli
Aus allem diesem
geht hervor, dal)
der Miehaelis'sche
Grundsatz aufzuge-
hen und aufgrund
der völlig veränder-
ten Verhältnisse ein
bis in seine Grund-
lagen anders gestal-
teter Entwurf aufge-
stellt werden mulite.
Bevor jedoch die-
ser erörtert wird,
muli nochdk'furdas
s ü i i I M : : i: i i' IM Ii ' J : < " i \ H \V "M \- V- V* \ I \ \ .
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ganze Industriegebiet licsondcrs wichtige Frage erörtert
werden, ob es nicht möglich ist, die Schmulzwasscr-
Abfuhrung mit dein geplanten Schiffahrtskanal von
Herne nach «lern klicin zu verbinden, Es liegen drei
Möglichkeiten vor:
l. Die Emscher wird als Schiffahrtskanal aus-
gebaut und die verschiedenen Haltungen werden so
tief gelegt, daU diese die Abwässer des ganzen Ge-
bietes aufnehmen können.
2 Die Kmschcr wird kanalisiert und sndlieh da-
von ein Sehimitzwasseikanal angelegt, der die Mittel-
und Niedrigwasser abzuführen hat, wahrend das Hoch-
wasser durch l'ebei läufe nach dein Schiffahrtskanal
abgeleitet wird
Friedrich Wilhelm Büsing f.
go^Swar an der Grenze des menschlichen Lebens siebend
- sollte er doch in wenigen Wochen das Fest seines
— ' 70. Geburtstages feiern - aber aus vollster ange-
strengtester beruflicher und dem Gemeinwohl dienender
Tätigkeit heraus ist Professor Friedrieh Wilhelm Büsing
am 25. Februar d. J. in Friedenau bei Herlin einer tücki-
schen Krankheil nach kurzem Leiden erlegen, die an
seiner zähen, scheinbar unverwüstlichen Natur offenbar
unerkannt schon seit Längerem zehrte. Mit ihm ist ein
Mann von hoher Begabung, umfassendem Wissen und aus-
dauernder Arbeitslreudigkcit und Arbeitskraft dahinge-
gangen, der nicht nur auf den von ihm erwählten Sonder-
gebieten des Ingenieurfaches Hervorragendes leistete, son-
dern auch einen klaren Blick für allgemeine Fragen des
Lebens besafi und an deren Lösung, wenn auch in engeren
Grenzen, mit gleichem Kifer und j'.rfolgc mitarbeitete.
Der I.ebensgang Büsing's ist kein alltäglicher gewesen,
so dali es sich wohl verlohnt, näher auf denselben einzu-
gehen Der Verstorbene hat nicht den stetigen Kntwick-
lungsgang nehmen können, den sorgende Kitern ihren
Söhnen zu sichern wissen, er hat nicht auf dem geebneten
Wege einer geregelten Karriere zu Amt und Würden
emporsteigen können. Durch eine haric Jugend, durch
schwere Verhältnisse hat er sich durchringen müssen, um
dann aus eigener Kraft eigene Wege zu geben.
Büsing wurde am 9, März 1834 in dem Flecken Wirde n-
sahl (Kr. Stolzenau a. W.) im Hannoverschen als Sohn
des dortigen Steuereinnehmers in engen Verhältnissen :;e.
5 Mar/ igoj
boren. Seme Schulbildung genoss er auf der gehobenen
Bürgerschule in Ottenstein im Braunschweigischen und
in Wrisbergholzen. Daneben trieb er, mit der ihm
eigenen F.ncrgie, frühzeitig fremdsprachliche Studien. Kaum
14 Jahre alt, verlor er gleichzeitig beide Kitern an der
Cholera, sodali nun ihm, als dem ältesten Sohne, die Steile
des Familienoberhauptes und damit die Aufgabe zufiel,
nicht nur haldigst für seinen eigenen Lebensunterhalt zu
sorgen, sondern auch noch hilfreich bei seinen jüngeren
Geschwistern einzutreten, l'eber die nächsten jo Jahre
seines Lebens haben wir auch von seiner eigenen Familie
nichts Genaues in Krfahrung bringen können. \Vir berichten
darüber, was uns aus gelegentlichen AeuUerungen Büsing's
hervorzugehen scheint. Danach wurde es ihm möglich ge-
macht, sich noch soweit fortzubilden, daß er sich dem Berufe
eines Feldmesser* widmen konnte. eine Tätigkeit, die er dann
jahrelang ausüble, dabei mit zäher Knergie an seiner Fort-
bildung arbeitend und sich zum technischen Studium vor-
bereitend. Wir glauben nicht fehl zu gehen, wenn wir
dieser Vorbildung Büsing's einen wesentlichen Anteil an
seiner Fähigkeit zuschreiben, die Besonderheiten ort lieber
Verhältnisse rasch zu erfassen und in ihren Kigenheiten
scharf zu erkennen, eine Fähigkeit, die ihm in seinen
spateren, dem Städtebau gewidmeten Aufgaben von wesent-
lichem Nutzen ge wesen ist. Im Jahre 18^8 finden wir ihn
als Klcven in der Biiinns|M-ktion Bremervörde bei g rotie-
ren Chaussee- und Brückcnhautrn, dann wieder 2' Jahre
vorwiegend mit (eldine— crisi hen Arbeiten für Chaussee-
bauten beschäftigt im Verwaltungsgebiet der Lunddrostri
Stade. V.r< iBöj konnte er die ;>ot\ technische Schule 1:1
"«5
Digitized by Gtfbgle
3. Die Emseber wird reguliert und als Vorfluter
für die gesamten Abwässer beibehalten, während der
Sehiffahrtskanal südlich oder nördlich von der Emscher
ausgebaut wird.
Der erste Vorschlag, die Emscher zu kanalisieren
und die verschiedenen Haltungen so tief anzuordnen,
daO eine vollkommene Entwässerung des ganzen Ge-
bietes möglich ist, hat zunächst etwas sehr Bestechen-
des und würde auch vom wirtschaftlichen Standpunkte
sehr zu begrüßen sein. Durch die Vereinigung beider
Interessen wäre die Möglichkeit gegeben, die jähr-
lichen Betriebs- und Unterhaltungskosten, sowie auch
eine geringe Verzinsung des Anlagekapital aus den
Schiffahrtsabgaben zu decken.
Es sprechen jedoch folgende Gründe dagegen:
Obwohl die Emscher jetzt in hohem Grade verun-
reinigt ist, so macht sich dieser Uchclstand doch ;ui den
Stellen, wo genügender Abfluß vorhanden ist, nicht
so sehr bemerkbar als dort, wo das Wasser zur Ruhe
kommt. Hier sieht man im Sommer große Fladen
brodelnder Massen auf der Oberfläche schwimmen,
die in Fäulnis übergehen und einen widerlichen
Geruch verbreiten. Wenn man später die ganze
Emscher in wagrechte 1 laltungen legen würde,
dann würde sich der Uebelstand, der sich jetzt an
den Stauwerken zeigt, auf der ganzen Strecke ein-
stellen. Selbst wenn man dir Abwässer mit großen
Kosten reinigte, so würde man doch kein reines bak-
terienfreies Wasser dem Schiffahrtskanal zuführen
können; die Bakterien würden sich in dem stehenden
Wasser schnell vermehren, die organischen Substanzen
zersetzen und unter Schlammbildung in stinkende
Fäulnis übergehen. Selbst aber, wenn man durch eine
kostspielige Reinigungsmethode ein für Schiffahtts-
zwecke hinreichend klares Wasser schaffen würde, so
könnte dieses doch nur bei Niedrig- oder Mittelwasser
geschehen, während clie 1 loch-
flutcn ungeklärt in den Kanal
gelangen würden. Aber ge-
rade die Hochwässer, welche
nach einer längeren Trocken-
»eriode eintreten, führen eine
rlengc keimfähiger Stoffe mit
sich, die sich nach Ablauf des
Hochwassers auf der Sohle
TT II
Der Wettbewerb zur Erlangung
von Entwürfen für den Neubau
eines Stadthauses Im Anschluß
an das Rathaus In Bremen.
K.ntwurt des Hrn. liustav Jftilicke
in Schöneberg- Berlin.
iFin IV*»« von ywo il »
Hannover beziehen, die er 1866 verließ, um nachträglich
an der dortigen Realschule I. Ordnung die für den Ein-
tritt in den Staatsdienst erforderliche Abiturientenprüfung
abzulegen. Im Herbst desselben Jahres trat er als l.ehrer
in die Baugcwerkschule in Nienburg a. W. ein. Sein
I.chrauftrag umfaßte — bezeichnend für die Verhältnisse
der damaligen Zeit - Formenlehre, Arehitcklurzcichncn
und niedere Mathematik. Doch nur i Jahr lang übte er
diese seinen Fähigkeiten offenbar nicht entsprechende
Tätigkeit aus. Im Herbst 1867 ging er als Assistent an
die polytechnische Schule in Hannover zurück für die
Fächer: Praktische Geometrie verbunden mit Instrumentcn-
lehre, sowie darstellende Geometrie, eine Aufgab«, für die
ihn seine Vorbildung jedenfalls besonders geeignet machte,
und bereitete sich gleichzeitig für die Bauführerprüfung vor,
mit welcher Ende t868 der inzwischen 34 Jahre alt ge-
wordene Mann seine Studien und damit den ersten Ab-
schnitt seines Lehen» abschließen konnte.
Nach einer nur wenige Monate dauernden Beschäfti-
gung bei der Hannoverschen Staat»bahn im Bezirk der
Bauinspektion Northeim, trat er im Mai 1869 in den
Dienst der preußischen Marinchau Verwaltung und zwar
bei Ausbau des Kriegshafen* an der Jade in Wilhelms-
haven Uber. WO er bis zum Jahre 1873 vornehmlich mit
Arbeiten des \Y;i»»erbaucs. — Baueines Trockendocks, Ver-
messung der AuUenjade usw. -- beschäftigt war. Durch
»eine Tüchtigkeit zog er bald die Aufmerksamkeit seiner
Vorgesetzten auf Kien und es wäre ihm wohl eine gute
Karriere in dem gewählten Berufe sieher gewesen, wenn
-ich ihm nicht eine Aussieht eröffnet hätte, die »einem viel-
seitigen Streben und »einem unabhängigen Sinne he»»cr
zusagte und ihm zudem durch die Uebersiedelung nach
Berlin ein weitere» Feld der Betätigung eröffnete.
Wilhelm Beckmann , der damals in Gemeinschaft
mit Ende in Wilhelmshaven eine Reihe größerer Bauten
in Gencralunterncl mutig ausführte, wurde auf ihn auf-
merksam und gewann von ihm einen so günstigen Ein-
druck, daß er ihn 1873 als zweiten Redakteur der .Deut-
schen Bauzcitung", zu deren Besitzern Böckmann ge-
hörte, empfahl, als es sich darum handelte, für K E. O.
Frilsch, der bis dahin das Unternehmen allein geleitet
hatte, eine Hilfe zu gewinnen. Denn die Entwicklung dieses
Fachblattes, das nicht nur der Architektur, sondern auch
dem Ingenieurwe»en gerecht zu werden suchte, hatte
schon damals einen Umfang angenommen, der die Kraft
eines Einzelnen überstieg. Bttsing folgte diesem Kufe
gern und trat am 1. Juli 1873 in die Redaktion ein, der
er bis zum Juli 1891, also 18 Jahre lang angehörte; 1874
wurde er in die Gesellschaft , Deutsche Bauzeitung* auf-
genommen Es kann hier nicht unsere Aufgabe sein, ein
Urteil über seine Tätigkeit als Redakteur fallen zu wollen,
denn es wäre zugleich ein Urteil in eigener Sache, da
wir den Einfluß der Leitung de» Fachblattes nicht ohne
gleichzeitige Kritik der Entwicklung des letzteren selbst
untersuchen können. Wir müssen das Fernerstehenden
überlassen, die mit unbefangenen Augen diesem Entwick-
lungsgange in »einen verschiedenen Phasen gefolgt sind.
Im übrigen ist mit Büsing'i Ausscheiden aus der Re-
daktion »eine Tätigkeit für die „Deutsche Bauzeitung"
(Kortsrtzunj; auf Srile 11B.)
I 10
No. 19.
festsetzen und spater in Gährung übergehen. Ein
fernerer Nachteil der Verbindung beider Anlagen
würde der sein, daß bei Hochwasser die Schiffahrt
eingestellt werden müßte, da die Fahrzeuge gegen
das mit 2 m Geschwindigkeit abfließende Wasser
nicht fortbewegt werden könnten. Man würde eine
große Zahl von Schiffsliegeplätzen, Sicherheitshafen,
Ankerpfählcn usw. schaffen müssen, wodurch die An-
Schleusen zur Abführung des Hochwassers anzulegen;
ebenso müßten die^Sohle und die Böschungen stark
befestigt werden. Während der Bauzeit wird eine
teilweise Verlegung des Flußlaufes unter Schaffung
eines Hochwasserprofiles nötig, die ebenfalls sehr hohe
Kosten verursachen würde. An eine Trockenlegung
der einzelnen Kanalhaltungen, wie sie bei jeder künst-
lichen Wasserstraße nötig ist, würde nicht zu denken
Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für den Neubau eines Stadthauses im AnschluQ an das Rathaus In Bremen.
Knlwurl der Ilm.
Bor » stein Jk Kopp
in Friedenau.
läge sehr verteuert
wurde Die Stau-
werke müßten auch
hier stattlich ange-
kauft und beseitigt
werden. Die I laltungen müßten sehr tief Kcl< k< werden,
sodaß die Kosten für Erdarbeiten unverhältnismäßig
hohe würden. Auch wären Schülzenwehre neben den
5 .\Urz 1904
sein, da das Bett zur Abführung der Scliniutzwässer
stets frei gehalten werden muß. Der Kanal würde
zunächst der Schiffahrt dienen müssen, die Aufrecht-
crhaltung der Vorflut jedoch erst in zweiter Linie
Berücksichtigung finden können.
Nach dem zweiten Vorschlage sollen die Niedrig-
UOd Mittelwasscrmengen durch einen südlich von der
Einscher herzustellenden Schmutzwassergraben abge-
führt werden, während die Hochfluten
nach dem Schiffahrtskanal zu leiten sind.
Gegen diese Anordnung sprechen größ-
tenteils die schon vorhin angeführten
Gründe. Zur Abführung des Sommer-
mittelwassers genügt auf der ganzen
Strecke von Herne biszum Rhein ein ver-
hältnismäßig kleines Profil von etwa
oa'K" Soll aber der Abwassrrkanal die
seitlichenNebenflüsse, vor allem aber die
Abwässer der Kläranlagen aufnehmen,
dann müßte die Sohle des EntWltSC-
rungs-Grabens durchweg 5— 6"» unter
Gelände liegen. Es würde dann selbst
bei i'/jfachcr Böschungsanlagc ein
Querschnitt von etwa 50'''" geschaffen
werden, der auch zur Abführung des
Hochwassers, besonders auf deroberen
Strecke, genügen würde. Das Gefälle
des Schinutzwas-er-Kanaks würde der
Geländeverhältnisse wegen sehr gering
sein und für die Abführung der Schmutz-
wlsser bei niedrigen Wasserständen nicht
genügen. Die Kosten wären auch hier sehr bedeutend; sie
bestehen aus den schon angeführten und denen für An-
lage eines tief eingeschnittenen Entwässerungsgrabens.
"7
Digitized by Gc
Am gangbarsten erscheint daher der dritte Vor-
schlag, die Pinscher lediglich im Voi flutinlercss. zu
regulieren, sodali sie wie hislicr zur Abführung der
gesamten Abwässer aus dem stetig sich vergrößern-
den Industriegebiet dienen kann; der Schiffahrtskanal
dagegen soll unberührt von der Kmseher südlich oder
nordlich angelegt werden. Man kann bei dieser An-
ordnung eine vollständige Entwässerung und bei weite-
ren Bodensenkungen durch Vertiefung der Sohle aufs
Neue Vorflut schaffen. Mit Rücksicht auf die Dring-
lichkeit der Vorflutrrgulierung hat man daher von
einer Vcrc|iiickung dieser Krage mit der des Schiffahrts-
kanales abgesehen
Als erstes Mittel zur Verbesserung der Vorflut
ist die Begradigung des stark gewundenen Flußlauies
in Aussicht genommen. (Vergl. hier/u die Planbeilage
und die Hfthenpläne Abbildg. 2a c.) Wenn auch hier-
durch für einzelne Strecken hinreichend gutes Gefälle
erreicht wircl, so würden doch weite Gebiete oberhalb
der Stauwerke sehr schlechten Abfluß erhalten. Es ist
daher in zweiter Linie eine Beseitigung der Stauwerke
in Aussicht genommen; gerade diese geben mit |ihrcn
stehenden Gewässern AnlaU zu großen gesundheit-
lichen Gefahren. Das Prinzip der Staubeseitigung ist
auch schon auf mehreren Strecken zur Anwendung
ekommen, um die höchst ungünstigen Abfluß veihält-
Es ist klar, daß für das Emschcrgebiet mit seinen nisse zu verbessern; so sind die Mühlen in Vondern
starken und gefahrlichen Bodensenkungen die ein- und Kränge, sowie mehrere in den Nebenbachen von
fachsten und am sichersten wirkenden Grundsätze den Bergwerksbesitzern angekauft worden
zur Anwendung kommen müssen. Es soll daher nur
ein einziger, nicht tiefer als unbedingt erforderlich
eingeschnittener Hauptvorfluter angelegt werden, dem
alles Abwasser auf kürzestem Wege zugeführt wird.
Von jeder künstlichen Ilochhaltung der Wasserläufe
oder Unterführung der Bachläufe untereinander, von
jeder künstlichen Hebung der Wässer, von joder Ver-
bindung mit dem ganz anderen Zwecken dienenden
Schiffahrtskanal ist Abstand genommen.
So wie die Emsrhcr sollen auch die Nebenbäche
behandelt werden. Sie sollen unter Ausbildung eines
möglichst guten Gefälles auf kürzestem Wege zur
Emschcr geführt weiden. Bei den für die Wasser-
führung so gefährlichen Bodensenkungen muU mit
den einfachsten, leicht zu übersehenden, leicht zu
ändernden Anlagen vorgegangen werden.
Die Beseitigung der Stauwerke und die Begradi-
gung der Flußläufe ist nun zwar hinreichend, um für
die Emscherwässer genügenden Abfluß zu schaffen,
sie reicht jedoch nicht aus, um auch die Hochwässer
bordvoll abführen zu können. Es ist daher eine Ver-
tiefung der Sohle um durchweg 3 m in Aussicht ge-
nommen, wodurch gleichzeitig für die Gebiete der
Nebenbäche hinreichend Vorflut geschaffen wird. Eine
fernere Notwendigkeit für die Tieferlegung war durch
die Anlage der Klärvorrichtungen gegeben, die ohne
eine Vertiefung des I lauptvorfluters hochwasserfrei
nicht angelegt Werden können. Die letzte Forderung
bei Festsetzung der neuen Emschersohle war die Be-
seitigung der Polder. Es ist beabsichtigt, nahezu alle
künstlichen Entwässerungen im Gebiete zu beseitigen
und diesem wieder natürliche Vorflut zu geben. —
(Scblull (»Igt)
Der Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für den Neubau eines Stadthauses
im Anschluß an das Rathaus in Bremen. .-■ ltlutt.) Iliei7!i die Abbildungen S. nb u. n;. uiwir in Xo. jr,.
as Protokoll des Preisgerichtes erklärt, daß zwar neben den bereits S. 96 genannten durch Preise
bei einer ersten Sichtung der Entwürfe 32 oder durch Ankauf ausgezeichneten Entwürfen die
Arbeiten ausgeschieden wurden, die ent- Arbeiten mit den Kenn/eichen oder Kennworten:
weder den Bestimmungen des Programme« Zwei Raben im roten Felde, Drei Kreuze, „Marco-
nicht entsprachen oder so bedeutende Mängel brunner", „Bremisch", „Multatuli", „Videant Consules"
aufwiesen, daß aus allgemeinen praktischen oder künst- und Dreieck im einfachen Kreis
krischen Gesichtspunkten ihre Verwendbarkeit nicht Der Entwurf mit dem Kennzeichen des Dreiecks
weiter infragc kommen konnte. Einer zweiten Sichtung im einfachen Kreis schafft als Gegensatz zum alten
unter Anwendung höherer künstlerischer Anforderun- Rathause ein schweres, aber sehr schönes Barock,
gen, sowie unter Prüfung der praktischen und kon-
struktiven Verhältnisse lielcn weitere 52 Entwürfe zum
Opfer, während eine dritte Sichtung die Ausscheidung
von noch weiteren 6 Entwürfen zurfolge hatte, sodaß
15 Entwürfe auf der engsten Wahl verblieben, und
welches in prächtiger Zeichnung vorgetragen ist. hin
mächtiger Turm erhebt sich an der Seite gegen den
Domshof. Der Verfasser ist der Meinung, daß die
Anlage des alten Rathauses für eine Fortsetzung nicht
gedacht sei und infolge dessen auch keine Fortsetzung
keineswegs abgeschlossen gewesen. Sowohl durch eigene
Arbeilen, wie namentlich durch sachverständigen Hat in
den Kragen seines Sondcrgehictes hat er uns bis zu sei-
nem Hinscheiden unterstützt und sein klares Urteil ist in
vielen 1- ragen von entscheidendem Gewicht gewesen Ihm
hierfür unseren wärmsten Dank auch an dieser Stelle aus-
zusprechen, möchten wir uns nicht versagen.
Zu seiner Tätigkeit al* Redakteur und diese schließ-
lich zurückdrängend, sodaß er sich im Jahre 1891 ent-
scheiden mußte, welcher seiner Aufgaben er seine volle
Kraft widmen wollte, trat bald nach seiner l'chersirdelung
nach Berlin die Tätigkeit als Lehrer, als Gutachter und
schließlich als Verfasser umfangreicher, auf verschiedenen
Fachgebieten liegender Werke. Schon frühzeitig hatte
Büshig die großen Aufgaben erkannt, die dm wirtschaft-
lich erstarkenden und sich rasch ausdehnenden Stadtgc-
nieinden aus dem Zwange erwachsen mußten, ftlr die dicht
zusammengedrängte Bevölkerung gesunde Lebensbedin-
gungen zu schaffen Die hygienische. Seile des Städte-
baues, vor allem nach der kichlurig einer reichlichen, ge-
ordneten Versorgung mit reinem Trinkwasser und der
geregelten, raschen Abführung der verbrauchten Stoffe,
ist das Spezialgebiet geworden, auf dem der Schwerpunkt
seiner Tätigkeit gelegen hat und auf welchem ihm wohl
auch die bedeutendsten Krfolge erwuchsen
AN James llöhrccht im Jahre 1B76 seine Vorlesun-
gen an der damaligen Bauakademie in Berlin über die
vorgenannten Aufgaben einstellen mutitc. um seine volle
Persönlichkeit für die Durchführung des großen Werkes
der Berliner Kanalisation einzusetzen, da empfahl er Irnsing
zu seinem Nachfolger, dem denn auch im Oktober i8;6
110
als Dozent der l.rhrauftrag erteilt wurde ober: „Bauten
aus dem Gebiete der öffentlichen Gesundheitspflege,
speziell Wasserversorgung und Städtercinigung", Im Jahre
188g wurde ihm dann das Prädikat „Professor" verliehen.
Bis zu seinem Tode ist Büsing dieser Aufgabe treu geblichen,
die nicht immer eine dankbare gew esen sein mag War
es doch fast naturgemäß, daß die jungen Studierenden des
Bauingcniciirfaches, die nach dem ganzen Lehqilan der
Bauakademie und auch später noch der Technischen Hoch-
schule vorwiegend für die zukünftige Tätigkeit im Staats-
dienst ausgebildet w urden, diesem als Nebensache behan-
delten Lehrgcbict oft nur geringes Verständnis entgegen-
brachten und bei der Kalle der an sie gestellten Anforde-
rungen beim besten Willen auch nur geringe Zeit da-
rauf verwenden konnten. So sind es denn, namentlich
in früheren Jahren, wohl vorwiegend gcreiftcre, bereits in
der Praxis tatig gewesene Ingenieure gewesen, die aus
Büsing's Vortrügen das nachholten, was ihnen früher Über-
haupi nicht geboten worden war. Auch an maßgebender
Stelle i^t die hohe Wichiigkritderinrede stehenden Aufgaben
ollenbar erst spät erkannt worden, denn sonst wäre es
kaum möglieh gewesen, daß es einer fHst dreißigjährigen
Umwicklung bedurft hat. ehe an der größten technischen
Hochschule Deutschlands wenigstens lür die hygienische
Seite des Städtebaues die Errichtung eines eigenen Lehr-
stuhles, einer vollen Professur, vorgesehen wurde. Ks ist
ein tragisches Geschick, daß der Mann, der wahrend dieser
ganzen Zeit unermüdlich an der Vertiefung und Verbrei-
tung der Kenntnisse auf diesem Gebiete gearbeitet hat,
sich zu derselben Zeit zur letzten Kuhe niederlegte
|s.l,l„o Ms.)
No. ig
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haben dürfe, da < s (ür sich als völlig abgeschlossene
und abgerundete Architektur wirke. Die Möglichkeit
zudem, im Sinne der alten Backstein - Architektur
Bremens weiter zu bauen, erschien dem Verfasser
schon deshalb zweifelhaft, weil zu einein Architektur-
Charakter, wie ihn das alte Kathaus zeigt, „ein aus-
führendes Handwerk
notig ist, wie wir es zur-
zeit sicher nicht be-
sitzen". Daher gewähre
eine freie Zusammen-
stellung nach mehr male-
rischem Gesichtspunkte
und weniger nachgebil-
det, als für den heuti-
gen Zweck geeignet ge-
macht, die Möglichkeit eines reizvollen Wechsels.
Diesen hat in einer sehr interessanten Weise der
Entwurf »In alter Hansapracht" der I Irn Börnstein
& Kopp in Friedenau bei Berlin erstrebt, ein sehr
bedeutender Entwurf, der namentlich wegen des glück-
lichen Anschlusses des Stadthauses an das alte Rat-
5 März 1904
haus inbttracht kommt Leider sind die Rostocker
Giebel gegen den Domshof etwas zu groß geraten.
Der Entwurf, den wir S. 117 wiedergeben, hätte wohl
ein besseres Schicksal verdient, als ihm zuteil wurde.
Eine interessante Lösung zeigt die Arbeil mit dem
Kennzeichen der Drei Kreuze des Hrn. Herrn. Max
Fritsche in Bremen. Das neue Stadthaus zeigt gegen
den Domshof einen offenen und durch Einstellungen
wieder in malerischer Weise geschlossenen Hof; durch
Bogenhallen ist in geschickter Weise ein weiteres
unaufdringliches malerisches Element in die Anlage
gebracht
Der Entwurf mit dem Kennzeichen der beiden
Raben im roten Felde ist ein stilistisch sehr tüchtiger
Barockentwurf mit mächtigem Turm, aber wohl von zu
großem Aufwand an architektonischen
Ausdiutksmitteln. Der Festsaal ist
ohne unmittelbare Verbindung mit
defll alten Raihaussaal. „Marcobrunnet "
ist ein stilistisch höchst bedeutender
Entwurf mit köstlichen, leider zu reichen
Motiven. Der Verfasser verzieht« t auf
einen Turm, ordnet dagegen einen
Dachreiter an einer Stelle an, wo er
mit dem Turm der Liebfrauenkirche
zusammenfallen würde Der Grundriß
erreicht nicht ganz die künstlerische
Höhe des Aufbaues.
Von den übrigen, nicht in die engste
Wahl oder zu tatsächlicher Auszeich-
nung gelangten Entwürfen erscheinen
uns bemerkenswert „Rotes Kreuz"
durch weise Beschränkung; ein be-
scheidener Turm dient als Trennung
des alten und des neuen Hauses. „Stil-
frage - ist ein sehr schön gezeichneter
Entwurf, der angeführt sein mag, weil
er als der einzige des Wettbewerbes
den Versuch macht, mit schüchtern an-
gewandten modernen Elementen einen
Gegensatz zum allen Rathause zu schaf-
fen, leider ohne Mali, was die hohen
Giebel anbelangt. „Dreizack" ist ein
Entwurf von hohem und reifem künst-
lerischem Gehalt, verzichtet auf einen
Turm, entwickelt jedoch zu großen
Reichtum in Giebeln und zweigeschossi-
gen Bogenhallen gegen den Domshof.
Der Grundriß enthalt zwang volle Lö-
sungen. „München 1903" ist ein Ent-
wurf mit bemerkenswerter Grundriß-
lösung, im Aufbau mit Anklängen an die
Tiroler Gotik von Innsbruck. Der Ent-
wurf mildemschwarz und weiß geteilten
Kreis sucht dem alten Rathause große
Flächenw irkungen entgegen zu setzen.
„Gegensätze" ist eine maßvolle, flä-
chige Arbeit mit einer gegen den Doms-
hof entwickelten schweren, dreigiebli-
gen, aber interessanten Barockfassade.
Schade, daß ein Turm beide Gebäude
trennt Auch „Ilansa" versucht mit
Glück, in die nächste Nachbarschaft
des alten Rathauses nur ruhige Flächen
zu bringen. „Maris Stella" zeigt ein
interi'ssanles Barock, verzichtet auf den
Turm und entwickelt die Hauptfassade
gegen den Domshof. Durch die Stil-
auffassung bemerkenswert ist auch der
in No. 20 folgende Entwurf „Archi-
tectura artium mater" des Hrn Reg -
Bmstr a D Franz Wendt in Stettin.
Die preisgekrönten Entwürfe wur-
den lediglich in der Reihe ihres Einlaufe* aufgeführt.
Von dem Entwurf des Hrn. Gust. Jänickc iS. 1 16 und
nebenstehend» sagt das Preisgericht, die Gesamtanord-
nung sei sowohl hinsichtlich des Grundrisses als auch
des äußeren Aufbaues vortrelflich. Als Vorzug der
Lage der I laupttreppc wird ihre unmittelbare Zugäuir-
119
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lichkeit von der unteren Hallo tles alten Baues hervor-
gehoben. Der äußere Aufbau sei geschickt, doch etwas
anspruchsvoll gegenüber dem alten Rathause Der Ent-
wurf des Hrn. Karl Roth in Kassel (S. 105 u. 107t wird
als eine „ausgezeichnete Arbeit" bezeichnet, dagegen
werden verschiedene Anordnungen des Grundrisses
bemängelt. Es sei dem Verfasser aber gelungen, den
Neubau dem alten Rathausc unterzuordnen und doch
ein entsprechendes Ganze zu schaffen und zwar,
ohne Stilformen zu wählen, welche dem alten Bau
ferner liegen. Von der Arbeit der Hrn. Conrad
Heidenreich und Paul Michel in Charlottcnburg
sagt das Gutachten, sie orderte sich mehr als die
meisten Entwürfe dem alten Rathauso unter; Fassa-
den und Dachbildungen seien absichtlich schlicht ge-
halten. Der Grundriß sei klar und einfach; ein be-
sonderer Vorzug sei die Lage der Haupttreppe, welche
gestatte, bei Festen den Zugang durch die untere Rat-
haushallc zu nehmen. „Kapitol" des Hrn. Ernst Rang
in Schöneberg sei ein interessanter, inhaltsreicher Ent-
wurf mit bemerkenswerter Grundriß- Anordnung und
manchen großen Vorzügen in der äußeren Erscheinung,
denen aber viel Unmögliches gegenüberstehe. Die
schone und übersichtliche Grundrißanlage, sowie die
einfache Entwicklung des Aufbaues des Entwurfes der
Hrn. Emmingmann & Becker in Berlin (S. 106U.109)
fanden beim Preisgericht großen Beifall. In den Ent-
würfen der Hrn. Roger Slawski in Berlin und Karl
und Paul ßonatz, sowie Gust Britsch in Stuttgart
|S. 107 u. 109) wird neben dem künstlerischen Gehalt
der Umstand gerühmt, daß der Zugang zum Stadt-
hause durch die untere Halle des Althauscs erfolge;
der Entwurf des Hrn. F. Berger in Steglitz habe
einen „klaren, aber nüchternen" Grundriß, der äußere
Aufbau zeige neben geschickter Behandlung Neigung
zu etwas gesuchten Motiven.
Soweit der Wettbewerb, der nach dem Ergebnis
lediglich als ein Ideenwettbewerb zur Klärung der
Lage aufgefaßt werden kann, die aber in der erwünsch-
ten Weise herbeigeführt worden ist. In Bremen ist
man entschlossen, die weitere Verfolgung der Ange-
legenheit mit aller der Sorgfalt durchzuführen, welche
die bisherigen künstlerischen Maßnahmen auszeichnet,
soweit sie von fachlicher Seite eingeleitet und nicht
durch Beschlüsse der Bürgerschaft gekreuzt wurden.
Vielleicht wählt man zur Erlangung eines endgültigen
Entwurfes für das neue Stadthaus nochmals den Weg
des allgemeinen Wettbewerbes, bereichert durch
die Zusicherung der Ausführung, vielleicht ent-
schließt man sich zu einem engeren Wettbewerb. In
beiden Fällen aber erscheint es uns in hohem Grade
erwünscht, daß die Platzgestaltungen um Rathaus und
Stadthaus mit in den Entwurf einbezogen werden.
Denn es steht viel auf dem Spiel. — — H. —
Preisbewerbungen.
Ein Preisausschreiben, wie es nicht sein soll, erläßt der
Magistrat von Husum. Es handelt sich uiu die Entwürfe
für ein neues Schulgcbaudc in Husum, das erweiterungs-
fähig zu planen ist Der Bewerber kann unter 2 Bau-
plätzen den ihm geeignet erscheinenden wählen. Nähere
Angaben über Gröüe der genannten Grundstücke und der
Klassenzimmer müssen erst bei den Rektoren eingeholt
werden. Per Einlicfcrungstermin ist schon auf den 1 April
d. .1. festgesetzt. Die Entscheidung darüber, welche „Ein-
lieferungcn" die beiden ausgesetzten Preise von 500 und
apo M. „verdienen", erfolgt durch eine von den städtischen
Kollegien zu Husum gewählte Kommission. „Die Stadl
Husum erwirbt durch die Verleihung der Preise das Eigen-
tumsrecht der betreffenden Pläne und Kostenanschläge. Sie
hat das Recht, die übrigen zum Preise von 400 M. anzu-
kaufen. Ein Anspruch auf Leitung der Bauausführung steht
den Einsendern nicht zu." Hat denn Husum keinen im Kon-
kurren/wesen einigermaßen erfahrenen Stadtbaumeister '.'
In einem Wettbewerb des Bayerischen Techniker -Ver-
bandes unter seinen Mitgliedern betr Pläne für einen Gast-
hofneubau in Schrobenhaiisen sind 71. Entwürfe einge-
laufen. Den I. Preis erhielt Baufhr j Riehl meier in
Immenstadt, den II Preis Bautechn ) Scherer in Kcgcns-
burg. den III. Preis Aren. K. Opitz in München. Der
IV. Preis wurde der Arbeit mit dem Motto „Grad aus
dem \\ irtshaus" zuerkannt. Lobende Erwähnungen wur-
den den Entwürfen der Hm. L. Gröner in München und
K. Krembs in Wftrzburg erteilt Das Preisriclileramt
hatten übernommen die Hrn.: k. Brt. Inama v. Sternegg,
»lädt. Brt. H Grassel. Arch. K. Baicrlc, sämtlich in
München, Mauremistr. K, Gci/ in Nürnberg und Bahnmstr.
E. Edelmann in München.
Wettbewerb Volksschule Waldenburg i. Schi. Statt der
in der Ausschreibung angekündigten zwei Preise beschloß
das Preisgericht, entsprechend der ihm im Ausschreiben
erteilten Vollmacht, die ausgesetzte Summe von ^000 M
in Gestalt dreier Preise von 1250, 1000 und 750 M den
folgenden Verfassern zuzuerkennen: I. Preis: Architekten
Heger und John in Breslau; 11 Pr.: Architekten Kohler
und Kranz in Charlollenburg; III Pr.: Architekt Gräfe,
ebendaselbst. Als Grundlage für die Ausführung wurde
der Heger und John'sche Entwurf empfohlen
Leider sehcinl das Preisgericht von dem ihm ver-
liehenen Rechte des Ankaufes nicht preisgekrönter Kut-
wurfc für je 500 M. keinen Gebrauch gemacht zu haben.
Personal-Nachrichten.
Deutsches Reich. Dem Reg -Rai Speer beim Kai* Patcnt-
aiut ist der Char als Oh. Reg -R.it verliehen
Bayern. Der Reg Rat R <> l) < in l<r^«-n*<)nlri; ist Z. Eiseitb -
Betr. Dir. und Vorst, der Eiscnb.-Betr -Dir. <J-<^ und .Icr Dil -Rat
Dercum m Bamberg zum Rcg.-Ral bcin.-ili.-rt
Versetzt sind: Die Ob Bauinsp Stumpf in Fpcr nls Dir.-
Rat zur Kiscnb -IJclr -Dir. Rcgcnsbur^ um) R i c <l c n n u e r in
Schweinfurt nl« Staatsbank!»»; nni h Kitziugeri; die Ihr -A*-s Kapp
in Würzbnrg »I« StaaUbahning. nm li Rrgeinburg, Hager in Ingol-
stadt zur Gen Dir, , Wfthrl in Landau zur Eiaeub. -Betr -Dir.
Rrgen9burg und Kappel in Weiden als St&atsbahning nach Eger.
Hamburg. Der Rauinsp. Wulff ist gestorben.
Preußen. Dem In« Smtekcr in Mannhe im ist der Rote
Adler-Orden IV Kl. verliehen
Den Ree - u Brtn. S c h n I e r in Königsberg i Pr , S c h e 1 1 e n •
b e r g in Erfurt , Dilhniann in Berlin , A I b e r t in Magdeburg,
Rlumentha] in Stettin, Schmede« in Breslau, Matthe« in
Magdeburg, I' e I e r « in Hannover, Ii e r g e r in Köln, S u a d i c a n i
in Berlin, Dorner in Emen, Buie in Hannover, Siegel und
l'hlenhuth in Erfurt, Beil in Berlin. Lueder in Munster,
Ehreuberg in Kiel und Kieken in Görlitz, den Ei*enb.-Dir.
M e r t * in Trier und G Möller io Witten ist der Cliar. a>> Geh.
Hrt. verliehen.
Der Ob-Ing Mathesiu« in Horde i«t z. etatin. Prot, ander
Terhn. Hochschule in Berlin ernannt.
Die Reg.Bihr. Ad. Sietn au* Berlin, Felix Dechant au*
Krefeld, Max Lang au» FQmtenwa'de u Bruno H i r s c h b e r g e r
au« Thom (lloi hbf. li ). Herrn. Hand in a 11 n aus Bergtcld < Wasser-
u. Slralknbfi.il >, Aug. Laders aus Satzwcdel (Masch -Bich.) »ind
zu Reg -Bni-ti n, ernannt.
D,c Reg-Umstr. Er. Goiller und Ad. Stern «ind der Kgl.
Reg. in Dan/ig bezw. Marienwerder zur
Brief- und Fragekasten.
1 1 W o I t u II g C II
aus dem Leserkreise.
Wai hwitzmctall. Die .Erste
Fragebe
Zur Anfraß
Deutsche Kunstdruck-Papierfabrik Carl Scbeufelen" in Oberlenningen
verwendet seit einigen Jahren zu ihren Fahrikncubautcn Wachwllz-
mctall in grOUcrcm L'nifang und hat damit bis Jetzt gu'e Eilahrun-
gtn gemacht Verwendet wurde meistenteils Marke KSK O.6. Neben
der Eigenschaft, dall n »ich im Aussehen von reinem Kupfer nicht unter-
scheidet, bat es den Vorzug der Billigkeit, IlBt sich zu Bauzwecken
gut verarbeiten, von getriebenen Arbeiten abgesehen, und legt sich
infolge der Stahlb'ecluwischcnUge glatt ohne .Wellen', was bei
reinen» Kupfer weniger der Fall ist, Inbezug auf Haltbarkeit dürfte
es dem reinen Kupier weng nachstehen. —
Wilh. Siegler, Baumstr. in Oberlenningen.
Da« Wachwitzmetall k'upferplatlierte Flutlstahlbleche habe
i< h infolge dt s Artikel« in der Dtschn. Bzlg Jbrg. 100t zur F.indeckuog
eine- Turmes meine« Neubaue« Bcrnhardstr. u in Wilmer»dorf-Bril>n
verwendet. Die Lieferung seilen« des Werke« erfolgte sehr un-
pünktlich Die Ausfflhiuug besorgte eine bestrenommierte, erste
Firma. Lei ter hat sich »hei die Kupfeolecke *o wenig gehatten,
riall schon jetzt . nach kaum .( Wintei nmnalcn , da« FluO-tahlblech
frciüegt un<l stark Rnst absetzt, zumteil »cigar schon nach ganz
kurzer Zeit. Ich bin nun, ur.i nicht bald ein undichte« Dach zu
bekommen, gezwungen, das Waihwiizroetall i;anz zu entfernen und
wetdr nun reines Kupferblech verwenden, welches bei gleichem
Aibeitsprcise immer da» billigste bleibt. -
Carl Hilgenfeldt, Architekt.
Inhalt: Du- Wil.i-.x i um iln Vurflut »mit '1m- Keinlgung dn Abwasser
im FmscWigrbiet i Fol i >< u iiii;m. -- l'n.lr»« Friedrich WUhetM Bnsing t.
Du UVtlben-erb zur Ki aniri cc von FntwCHen Uli dm XeuWau eine«
m, Au^hiub an Kuba,.-, in Hremen (Srlibilll - PreUbe-
Unrf imit I- kjislcn.
Ilieivit eine Planbeila^e: l'ebersiflits|ilan vom Wasser-
sammcl-Gehiet der Emschcr.
Wiln^ ilcr lieuL^lifii Jljii.'citiiiij;, I". m. ti M , IU-ili:i 1- Ur die Kcdaklian
vrt.nt«,,n| .\\\,n; Htilminn, Hc-ihn l>ci>rk vun Wilh. Creve, Berlin.
No 19.
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I DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N9: 20. BERLIN, DEN 9. MÄRZ
1904
Friedrich Wilhelm Büsing f.
| uf drm Gebiete der hygienischen Aufgaben des Städte-
baues hat auch, von "einer bedeutenden Ausnahme ab-
gesehen, vorwiegend dir sc hrifts tel I e risch c Tälig-
keil Büsing's gelegen. Zahlreiche wertvolle kleinere Bei-
trägr sind von ihm in den verschiedenen Fachzeitschriften,
so in der „DeutschcnVic rtel Jahresschrift für öf f r nt-
liche Gesundheitspflege", im „Gcsundhcits-Inge-
nicur", in dessen Redaktion Büsing außerdem noch in
seinen letzten Lebensjahren eingetreten ist, usw. veröffent-
licht worden. In dem von Dr. Th. Wcyl herausgegebenen
„Handbuch der Hygiene" hat er verschiedene Ab-
schnitte bearbeitet, so in dem Bande „.Städtereinigung"
den umfangreichen Abschnitt über „Kanalisation".
In dem vom Verlage der „Deutschen Bauzeitung"
herausgegebenen „Deutschen Ba u ha n d buch " hat
Büsing in der „ Baukunde des Architekten" im I. Bd.
I. T. „Aufbau der Gebäude" den Abschnitt „Baumate-
rialien und Baukonstruktionen, insbesondere nach
ihren gesundheitlichen Eigenschaften* behandelt
und damit dem Inhalte des Werkes eine wertvolle Be-
reicherung hinzugefügt; einen ähnlichen Abschnitt schrieb
er im 2. Teile desselben Bandes „Ausbau der Gebäude".
Aber alle diese Schriften treten zurück gegenüber seiner
Hauptarbeit auf hygienischem Gebiete, dem umfangreichen
Werke Ober „Die Städte reinigung", das als III Band
des im Bergstrasser'schen Verlage erscheinenden grollen
.Sammelwerkes „Der städtische Tiefbau" vor einigen
Jahren erschienen ist. Mit diesem Werke, das bisher
wohl als das umfassendste und gründlichste auf diesem
Gebiete bezeichnet werden darf, hat sich Büsing unter
den Fachschriftstellern einen bleibenden, ehrenvollen Platz
errungen Wir haben bei Vollendung des Werkes diesem
eine eingehende Besprechung in unserer Zeitung gewid-
met I, auf die wir hier verweisen müssen. Wir glauben,
daß diese Arbeit allgemeine Anerkennung gefunden hat,
insbesondere der erste Teil derselben, der die wissen-
schaftlichen Grundlagen der Städtcreinigung behan-
delt. Der zweite Teil, der den technischen Einrich-
tungen der Städtercinigung gewidmet ist, mag von Männern
der Praxis in einigen Punkten bemängelt worden sein. F.s
ist das fast naturgemäß, da der Fachschriftsteller fast aus-
nahmslos darauf verzichten muß, gleichzeitig eine ausge-
dehnte Praxis auszuüben, .«»daß auch die Behandlung der
rein praktischen Fragen stets einen leichten akademischen
Anflug erhalten wird Wir glauben aber nicht, daß dem
Werte" der Arbeit damit nennenswerter Abbruch getan wird.
Auf einem ganz anderen Gebiete liegt eine Arbeit,
die wir mit vollem Recht als epochemachend glauben be-
zeichnen zu dürfen, es ist: das im Auftrage des „Vereins
Deutscher Port I and - Ce m ent - Fabrikanten " von
Büsing und Dr Schumann bearbeitete und herausge-
gebene Werk „Der Portlandzcment und seine An-
wendung im Bauwesen". Schon frühzeitig hat Büsing
der deutschen Zcmentindustric sein Interesse entgegen-
gebracht und namentlich dem Betonbau, der im Auslande
schon seit langem zu hoher Blüte gelangt, sich in Deutsch-
land und insbesondere im nördlichen Deutschland trotz
seiner Vorzüge nur allmählich und schrittweise Eingang
verschaffen konnte. Hier hat das Werk, in welchem Dr.
Schumann die chemischen und physikalischen
Eigenschaften des Zementes behandelt, während der
weit umfangreichere Teil des Buches über den Beton
und seine Verwendung von Büsing verfaßt worden
ist, »eit seinem erstmaligen Erscheinen im Jahre 1892 in
hohem Maße aufklärend und fördernd gewirkt. Neben
dem vor mchf' als 25 Jahren erfolgten Zusammenschluß
der deutschen Portland-Zementfabrikanten zu einem ge-
schlossenen Verein, der sich die Aufgabe «teilte, das deut-
sche Produkt zu höchster Vollkommenheit zu bringen und
seinen Mitgliedern die Pflicht auferlegte, nur solche Er-
') v., g i.
1901 s j- p
Zeugnisse auf den Markt zu bringen, die einer festen
„Norm " entsprechen, hat wohl kaum ein anderes Moment
auf die hohe Entwicklung dieser Industrie so eingewirkt,
wie das Erscheinen dieses Werkes, das sich wohl allge-
meinster, ungeteilter Anerkennung erfreut. Im Jahre 1899
erschien die zweite, wesentlich umgestaltete Auflage des
Buches, und eine 3. Auflage des im Buchhandel gänzlich
%'crgriffencn Werkes war bereits in den ersten Druck-
bogen fertig gestellt, als die Arbeit durch die Erkrankung
Büsing's und seinen raschen Tod jäh unterbrochen wurde.
Neben diesen umfangreichen schriftstellerischen Arbei-
ten übte Büsing mit erstaunlicher Arbeitskraft noch eine
ausgedehnte Tätigkeit al* Gutachter aus. E« kann hier
nicht unsere Aufgabe sein, aufzählen zu wollen, von wie
vielen Gemeinden er herangezogen worden ist, um seinen
gewichtigen Rat in die Wagschale zu legen, bei der Ent-
scheidung, In welcher Weise die Wasserversorgung oder
die Entwässerung der betreffenden Stadt zu sichern sei.
Wir wollen nur auf ein Beispiel näher eingehen, das uns
zugleich auf das letzte Arbeitsgebiet Büsing's, das der
kommunalen Tätigkeit überleitet, der er in dem letzten
lahrzehnt seines Ijebens wohl seine beste Kraft, unter
Vcrziclitleislung auf eigenen Vorteil, lediglich im Interesse
de« Gemeinwohles, gewidmet hat. Es ist das sein Wirken
für die Entwässerung der Stadt Schön eberg und der Ge-
meinden Wilmersdorf und Friedenau bei Berlin. Man
darf, ohne Anderen zu nahe zu treten, mit vollem Recht
aussprechen, daß Büsing bei der Lösung der Entwässerungs-
frage der 3 genannten Gemeinden, d. h. bei einer Aufgabe,
die in solcher Bedeutung nicht allzu häufig gestellt wird,
das Hauptverdienst zukommt. Unermüdlich ist er für ein
gemeinsames Vorgehen der 3 Gemeinden in dieser Frage
tätig gewesen. Als dann ein gemeinschaftlicher Ausschuß
hierfür eingesetzt wurde, hat er als deren Vorsitzender
alle auf tec hnischem Gebiete erforderlichen Vorverhand-
lungen geleitet Die in diesem Ausschüsse festgestellten
maßgebenden Grundsätze und Vorbedingungen, sowie die
technischen Grundlagen für den nachher vom Stadtbi t. a. D.
Brix ausgearbeiteten Entwurf beruhen vorwiegend auf
den Vorarbeiten und Vorschlagen Büsing's. Ebenso hat
er sich besondere Verdienste bei der Frage der Reinigung
der Abwässer der 3 Gemeinden sowie bei Auswahl und An-
kauf der Rieselfelder erworben, deren Anlage unter den
gegebenen örtlichen und wirtschaftlichen Verhältnissen
als die zweckdienlichste I A«ung der Frage erschien. Schließ-
lich ist es auch vorwiegend Büsing's Verdienst, daß zwi-
schen Schöneberg und Friedenau ein Vertrag zustande
kam, nach welchem die erstcre Gemeinde die Abwässer
Friedenau 's mit abführt und so ohne eigenen Nachleil
dem wirtschaftlich schwächeren und kleineren Nachbar
eine Lösung ermöglicht, die technisch günstig ist und
deren Lasten erträglich sind.*)
Daß diese und andere Verdienste, die wir hier nicht
näher aufzählen können, die sich Büsing um die Gemeinde
Friedenau erworben hat, in welcher er sich sein Heim
gründete, in deren Verwaltung er lange Jahre als unbe-
soldeter Schöffe bezw. als Gemeindevcrordneter saß, an
dessen Entwicklung nach den verschiedensten Richtungen
ihm ein bedeutendes Verdienst angerechnet werden darf,
von der Gemeinde in vollem Maße anerkannt worden sind,
das bewies die allgemeine Teilnahme der Bevölkerung,
als man ihn zur letzten Ruhe hinaustrug. Eine Straße in
der Gemeinde soll seinen Namen tragen, um so diesen
auch den Nachkommen lebendig zu erhalten.
l'm das C harakterbild des Dahingegangenen zu ver-
vollständigen, erübrigt es noch, auf seine Persönlichkeit
einzugehen. Unser Bild (in No. 19) zeigt sein Aeußrres, wir
*> Die Orundtflje des enn/rn Vnir nichiwn«, dir Vn tari'Huuc*"» und
die u-hllrBUrhen AuMtahiuucfc-i.rundUi;™ Mnd von H'JMnc •«ll'sl ninlere*.
legi in tlrr .Drillichen Vicitcljjhrr».. holt IOi Mfenllu lir 1 .rmill lM lI MfUfV
Uhr* i»« l>n Auluti IM »Ufh im Snn.Irr.l.Mrk hn Virw-rg « Sohn in
Hrsimw-hw-rvt "vhit-wn
tat
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es noch im vorigen Jahre erschien. Wer Büsing nur ober-
flächlich, nur aus amtlichen oder beruflichen Beziehungen
kannte, der mochte ihn für eine schroffe oder abweisende
Natur halten. Er war allerdings kein Mann, mit dem sich
im landläufigen Sinne bequem leben ließ, vor allem keine
Natur der Unterordnung. Wo er mit zugriff, da wollte
er nicht nur Mitarbeiter, sondern Führer sein. Nach harter,
entbchrungs- und arbeitsreicher Jugend durch eisernen
Fleiß zu geachteter Stellung sich durchringend, hatte er
nicht die Zeit gehabt, sich die verbindlichen Formen an-
zueignen, die selbst einer scharfen Kritik den Stachel
nehmen. Eine knorrige, aufrichtige Natur, ohne Rücksicht
fegen sich selbst und die höchsten Ansprüche an seine eigenen
.eistungen stellend, maß er auch andere mit gleichem Maße.
Aber falsch wäre es, aus dieser äußeren Schroffheit
auf eine innere Herbheit des Charakters schließen zu
wollen. Wer ihn im Kreise seiner Familie in seinem
schlichten, behaglichen Heim kennen lernte, wer ihn im
Mitteilungen aus Vereinen.
Arch.- u, Ing.-Vereln zu Hamburg. Vers, am 27. Nov. 1003.
Vors. Ilr. Classen. Anwes. 75 Fers. Aufgen. als Mit-
glied Hr. Städler.
Die Versammlung galt dem Andenken zweier verstor-
benen Vcrcinsmitgliedcr. Zunächst hielt Hr. Bubendcy
einen Vortrag zum Gedächtnis des kürzlich verstorbenen
hamburgischen Wasserbauinspcktors Ii. H. I.entz. Ge-
boren am ag. Nov. 1828 in Hamburg, besuchte Lentz bis zu
seinem 15. Jahre daselbst das Johanneum. Nach 4jä)iriger
Praxis teils in Hamburg teils in Ncuniünstcr studierte er
von 1847—«» an der damaligen polytechnischen Schule in
München, von 1850 — 53 war Lentz dann in Lübeck und
Lauenburg beim Eiscnbahnbau und bei Brücken-Entwurfs*
arbeiten beschäftigt und trat 1853 in den Dienst der da-
maligen Schiffahrt- und Hafen - Deputation in Hamburg.
In deren Auftrag führte er im Winter 1854/55 ein Präzisions-
Nivcllcmcnt von Hamburg nach Cuxhaven aus, welches
3 Jahrzehnte hindurch als Crundlacc für I lohenangaben
ain linken Ufer der Unterelbe gedient hat. Er erlebte
dabei am 1. 2. |an. 1855 die große Sturmflut und bestimmte
nachher die Höhe zahlreicher Hochwassermarken. Hier-
durch und durch die 1854 vorgenommenen gleichzeitigen
Wasserstands. Beobachtungen an der unteren Elbe wurde
sein Interesse für die Flut- und Ebbe-Erscheinungen und
für Stromkorrektionen ausgelost. Ende der 50er Jahre
übte Lentz einen wesentlichen Einfluß auf die Gestaltung
der Entwürfe für die Grasbrookhäfen aus, wurde 1861 zum
Wasserbauinspektor ernannt und 1864 auf eigenen Wunsch
nach Cuxhaven versetzt Schon 1866 lieferte er einen
Bericht Ober den notwendigen Umbau der Cuxhavener
L'ferwcrke. Dieser Bericht hat auch allgemeine Bedeutung
für die bei der Verteidigung der Außendeiche maßgeben-
den Grundsätze. Er betonte in klarer Weise die dreifache
Verteidigungslinie drr l'ferwcrke, der Werke zum Schulz
gegen eine Erniedrigung des Strandes und der Werke,
die der Annäherung großer Stromüefen entgegentreten
sollen. 1865 baute Lentz in Cuxhaven die ersten Hafcn-
mauern auf viereckigen Senkbrunnen, welche vorbildlich
geworden sind für die Gründung der Mauern am Kaiser-,
Dalman- und Hübencr-Kai in Hamburg. 1875 und 76 baute
er für die Ueichstelcgraphcn- Verwaltung die Zcitballturmc
in Cuxhaven und Bremerhaven und lieferte den Ent-
wurf für den Zeilballturm in Swinemünde. 1886 wurden
von Hamburg für den Ausbau der Uferschutzwerke vor
Altenbruch, Groden und Cuxhaven 3,75 Mill. M., 1890
7,7 Mill. M. für den Not- und Eishafen in Cuxhaven für
tiefgehende Schiffe bewilligt. Den Eingang dieses Hafen
begrenzen die bekannten in großen eisernen Senkkasten
erbauten Hafenkopfe. Lentz war neben seinen praktischen
Aufgaben auch verschiedentlich mit Erfolg schriftstellerisch
tütig. Lentz war ein feuriger Patriot und halle ein warmes
Gefühl für seine Vaterstadt Hamburg, war außcrordcntlirh
streng gegen sich selbst, verlangte aber auch viel von
Anderen. Seine zumteil epochemachenden Werke werden
ihm ein dauerndes Andenken erhalten. —
Hierauf widmete Hr. Faulwasser dem verstorbenen
Kollegen und Jugendfreunde Skjold N eck el mann einen
Nachruf Von den von warmer Freundschaft und Iloch-
schätzung für den Verstorbenen zeugenden Ausführungen
des Redners könnten wir an dieser Stelle nur einen kurzen
Auszug wiedergeben, der sich im we-entlichen mit dem
Nachruf decken würde, der bereits im Vorjahre auf S. 266
der „Deutschen Bauzlg " gebracht wurde, auf welchen wir
daher verweisen tiiüs>en. Nach herzlichen hankesworten
des Hrn Vorsitzenden für die beiden Nachrufe erhoben
sich die Anwesenden zu Ehren der Verstorbenen von
den Sitzen. St.
121
Umgang mit der Natur beobachten konnte, wie er seine
Kosen liebevoll pflegte, eine bunte Vogelschaar dicht neben
seinem Schreibtisch versammelte, deren fröhliche»., oft aber
auch aufdringliches Gezwitscher ihn selbst bei der em-
sigsten Arbeit nicht störte, der gewann bald von ihm ein
anderes Bild, dessen freundliche Züge noch vertieft werden,
wenn man seine opferwillige Tätigkeit im Dienste der
Gemeinde hinzunimml, in deren Mitte er seinen Wohn-
sitz genommen hatte.
Er ist nicht den vorgczcichnctcn Weg einer aner-
kannten Karriere gegangen und es sind ihm nicht die
äußeren Ehren zuteil geworden, die damit verbunden zu
sein pflegen. Er hat seine Befriedigung in der Arbeit
gesucht, der er treu geblieben ist bis wenige Wochen vor
seinem Tode, als seine bis dahin unermüdliche Kraft ver-
sagte. In dem Erfolge dieser Arbeit hat er sich ein blei-
bendes Andenken geschaffen. — • p j t p, se | cn
Vers, am 4. Dez. 1903. Vors. Hr. Classen, anwes
57 Pcrs., aufgen. als Mitgl. die Hrn. Arch. Robert Piglheim
und Max Gerhardt.
Zunächst erhält das Wort Hr. Schwanz zu einigen
Mitteilungen über die von ihm erbauten „Empfangsge-
bäude der Bahnhöfe Hamburg Sternschanze und
Dammtor". Beide Bahnhöfe sind einfache Zwischcn-
Stationen mit hochliegenden Bahnsteighallen, welche mit
den auf Straßenhöhe liegenden Eingangshallen durch
Treppenaufgänge verbunden sind. Bei dem Bahnhof
Sternschanze sind die Betriebs-, Gepäckabfertigungs-
und Warteräume in einem besonderen Baukörper unter-
gebracht, an den sich die Bahnsteighalle, welche zum
größten Teil nicht unterkellert ist, anschließt. Eine für
den Bahnhof Datnmlor ursprünglich geplante ähnliche
Anlage wurde später abgeändert, als sich die Notwendig-
keit ergab, hier die Empfangsräume für fürstliche Personen
unterzubringen. Das Bauwerk hat infolge dessen durch
Anfügung massiver Mittel- und Eckbaulen den einheitlichen
Charakter eines Gebäudes von monumentaler Fassung er-
halten. Der Unterbau besteht aus 3 Viadukten von je
14 Achsenlängen, welche die 4 Gleise tragen und um-
sehließt einen Baukörper von 35.10 m Breite und 112 m
Länge. Die Bahnsteige sind je 8,7 • breit, sie liegen 6,2? m
über dem Fußboden des Erdgeschosses. Die Mitte des
Erdgeschosses nimmt die über 6 Achswcilen sich er-
streckende Eingangshalle von 1 100 T" Grundfläche ein
An diese Eingangshalle schließen sich nach Westen die
Räume für die Gepäckabfertigung, nach Osten die Fahr-
kartenausgaben und die Wartesäle, die Räume für den
Bahnhofswirt sowie die Räume für fürstliche Reisende an.
Der Verkehr zwischen der Mittelhalle und den Bahn-
steigen, von welchen der nördliche für den Stadlbahn-
verkehr, der südliche für den Fernverkehr dient, wird
durch je zwei Trcppenanlagen vermittelt, welche symme-
trisch an der Querachse des Gebäudes angelegt sind. Die
beiden Ostlichen Treppen dienen den abreisenden, die
westlichen den ankommenden Fahrgästen. Für die Be-
förderung des Gepäckes zwischen dem Erdgeschoß und
dem oben genannten Fernbahnsteig dienen Hebewerke,
jedoch ist diese maschinelle Anlage, um die Bewegung
der Gepäckkarren auf dem Bahnsicige nach Möglichkeit
einzuschränken, durch die Anlage eines unter der Sohle
des Erdgeschosses entlang geführten Gepäcktunnels von
3.5 m lichter Weite und rd. 112™ Länge ergänzt; derselbe
verbindet ein in der Gepäckabfertigung befindliches zwei-
stöckiges Hebewerk mit einem zweiten, am östlichen Ende
des Bahnsteiges aufgestellten ebensolchen Hebewerk. Je
nachdem es nun die Stellung des Gepäckwagens im Zuge
erfordert, können die Gepäckkarren vom Erdgeschoß aus
durch den erstgenannten Aufzug entweder unmittelbar
nach oben befördert oder erst auf Tunnelsohlc gesenkt
werden, um alsdann durch den Tunnel nach dem ent-
gegengesetzten Ende geschafft und dort bis zum Bahnsteig
gehoben zu werden. Von den Eingingen zu der Mittcl-
halle des Gebäudes dient der nach Norden gekehrte für
die Abreisenden, der nach Süden gekehrte für die An-
kommenden; dementsprechend befinden sich die Fahr-
kartenausgaben sowie die Gepäckannahme an der Nord-
seile, die Gepäckausgabe dagegen an der Südseite des
Gebäudes. Die Decken unter den Gleisen sind in Ge-
wölbeform, diejenigen unter den Bahnsteigen als Koencn'-
schc Voutenplatlen hergestellt. Um eine möglichst aus-
giebige Beleuchtung des Untergeschosses zu erzielen, sind
die Lichtöffnungen in den I lauplfronlen so groß angelegt,
wie es die Konstruktion der Wände nur irgend zuließ.
Pie den Huuptfronien parallel verlaufenden Innenwände
sind entweder als Glaswände ausgebildet oder wenigstens
mit hcichliegcndcn Fenstern versehen. Außerdem aber
No. ao.
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wurden Oberlichte in größerer Zahl im Scheitel der Gc- sprechender Länge, der in einen Zerstäuber endet. Durch
wölbe «wischen den mittleren Gleisen angebracht und die Pumpen wird zunächst im Windkessel die nötige Spannung
wichtigsten Teile der Eingangshalle mit io>" langen Decken- erzeugt, die dann durch Nachpumpen in gewissen Zwi-
ausschnitten versehen, welche unverglast gelassen und schenräunien leicht erhallen werden kann. Der Luftdruck
auf den Bahnsteigen mit Geländern umgeben worden sind, schleudert den Farbstoff aus dem Zerstäuber und trägt
Die Bahnsteighalle hat eine lichte Weite von 34,36 m ihn bei entsprechender Führung des Schlauches in gleich-
erhebt sich im Scheitel bis zur Höhe mäßiger Weise auf Die Arbeitsleistung ist w
und
von 1 7.50 m über Schiencnoberkante. Die
Binder sind als Iv>ppelbinder mit Querver-
bänden in der oberen und unteren Flache
konstruiert Sie bilden Zwcigclenkhögcn,
deren unten- Gurtung nach einem Korb-
bogen gekrümmt ist, während, die obere
Gurtung bis etwa 10 m Höhe der senkrech-
ten Fensterwand folgt, um dann mittels ge-
krümmter Aufsattelungen in einen mitt
ren Kreisbogen überzugehen. In der Mitte
der Bahnsteighalle ist durch, Wcglassung
eines Binders ein großes Feld angeordnet,
welthesdurch eine quer verlaufende Stich-
i
höher, als die eines Menschen — etwa 51« in t
dazu kommt eine Ersparnis an Farben und auch noch
an lx>hn des die Maschine bedienenden einen Manne», der
kein gelernter Handwerker zu sein braucht. Ein Vorzug ist
weiter der, daß man mil «lein Zerstäuber leicht auch an
solche Stellen die Farbe hinbringen kann, die für den Pinsel
schwer zugänglich sind. Die kleineren Apparate sind leicht
und handlich, die größeren können auch auf Bädern mon-
tiert werdrn, sodaß sie bequem zu transportieren ~ind.
mmmm
kappe überdeckt ist, die sich dein Bogcn-
motiv der .Steinarchitektur in den Fassa-
den anschließt.
Zu der üußercn Architektur, welche, in
durchweg einfachen -Siillurmen gehalten,
in der Hauptsache durch die Verhältnisse
der Bauteile und den Wechsel des Mate-
riales zu wirken sucht, ist nur echtes
Steinmaterial verwendet worden. Der
Sockel des Gebäudes hestcht aus Basalt-
lava aus den Brüchen von Plaidt. Zu der
(Juadcrung der Mittel- und Eckbauten im
Erdgeschoß sowie zu den Gesimsen und
Gliederungen der Oberwand ist Sauertal-
Sandstein verwendet worden, während
die glatten Flächen aus Tuffstein herge-
stellt sind.
Das Gebäude ist mit Niederdruck-
Dampfheizung versehen; die große Bahn-
steighalle wird mit Bremerlicht beleuch-
tet, während in den Bäumen des Erdge-
schosse* Bogenlicht und Gluhlichl ver-
wendet sind. Die Bauausführung hat in
der sehr kurzen Zeit von wenig mehr als
einem Jahr bewirkt werden müssen; die
auf t Mill. M fcstgesetztcAnschlagssumme
ist, namentlich inlolgc der beschleunigten
Bauausführung, nicht unerheblich über-
schritten worden. - n m [lu4u . ,j
Vermischtes.
Preßluft-Anstrichmaschinen. Die stetig wachsende Lohn-
höhe für gute Arbeitskräfte zwingt auch in Deutschland
mehr und mehr dazu, die Handarbeit wenn irgend an-
gängig durch Maschinenarbeit zu ersetzen. Auch im Bau-
gewerbe macht sich eine Bewegung in dieser Bichtung
geltend. Ein erster Schritt auf diesem Wege ist die An-
wendung von Preßluftmasehinen für die verschiedensten
Anstricharbeiten mit Farben aller Art oder Kalk für Holz-
und Eisenkonstruktionen, Putzflächen usw. Die Maschinen
bestehen aus einer Handluftpumpe nebst Windkessel,
einem Saugschlauch, der die Anstrichmasse aus dem Auf-
bewahrungsgefäß entnimmt und einem Schlauch von ent-
9. März 190+
Der Wettbewerb zur Erlangung
von Entwürfen für den Neubau eines
Stadthauses Im Anschluß an das Rat
haus In Bremen.
F.ütwutl ilf« Hrn. Krg.-Bm*tr. a. I).
Frans Weodl in Stettin.
•SEI
Et-
Die Apparate lassen sich auch zum Abwaschen von Ge-
bäuden, zur Desinfektion, zur Berieselung in Gruben usw.
mit Erfolg verwenden Das Prinzip dieser Apparate, deren
Anschaffungskosten im Vergleich zu ihrer vielseitigen An-
wendbarkeit keine hohen sind tu» 300 M l, ist bei den
Fabrikaten verschiedener Firmen ein ähnliches Wir
nennen A. Stephan s Nachf. in Schatte]) O. - S. und
W. Dänisch * Cie. in Berlin. —
«»3
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Preisbewerbungen.
Die Schlnkelprcise des Architekten -Vereins zu Berlin
für »904 wurden zuerkannt: Im Hochbau unter 47 Be-
werbern den Reg.-lifhrn. Willy Hoffmann in Halcnscc
und Paul Emmerich in Grunewald Geldpreis und Denk-
münze; die Schinkel - T>cnkmünzc allein den Heg. -Ufhrn
Kritz Brauning in Grunewald, Joh. Fleck, lleinr. Mahl-
berg und Georg Müller in Berlin; im Wasserbau unter
21 Bewerbern Reg -Bfhr. Ernst I.indc in Kiel Staatspreis
und Denkmünze, letztere allein den Reg. - Hfhrii. Rieh.
Weiü in Harburg, Com. Kutschke in Berlin und Clcm,
Delkeskamp in Krankfurt a. M.; im Eisenbahnbati
unter 9 Bewerbern Reg. - Bfhr. Karl Mcntzcl in Berlin
Slaat.spreis und l>enkmunze: letztere allein den Rcj;.-Bfhrn.
H. Lucas in Berlin, O. Krafft in Diez a. 1. "und Ci
Kuhnkc in Marienburg. —
Zu dem Wettbewerb betr. Entwürfe für ein Bank- und
Wohnhau« der Mahrisch-Oatrauer Handels- und Gewerbe-
bank liefen 71 Arbeiten ein, Den I. Breis errang Brt.
Prof. Jul. Deininger, den II. Preis die Architekten Hub.
und Franz Gessner, den III. Preis Rud Krauli, sämt-
lich in Wien. -
Bücher.
Ansiedlungsbauten in den Provinzen Posen und Westpreußen.
Im Auftrage derkgl. Ansiedlungskominission in Posen
herausgegeben von Paul Fischer, Regierungs- und
Baurat. 75 Tafeln mit Text in 4 Lieferungen zum
Subskriptionspreise von je 10 M. Preis der Lieferung
außerhalb der -Subskription 12,50 M Verlag von
Ludw. Hofstettcr in Halle a. S.
Indem wir uns vorbehalten, auf das vorstehende Werk
nach seinem vollständigen Erscheinen nochmals zurück-
zukommen, kundigen wir heute seine erste Lieferung an,
die von dem bemerkenswerten Bestreben Zeugnis ablegt,
auch den ländlic hen Ansierlhmg^baiiten eine gefällige Fonn
zu verleihen, soweii es die bescheidenen Mittel irgend
gestalten Die schnelle Entwicklung des staatlichen An-
siedlungsvverkes in den Provinzen Posen und Westpreuficn
kommt darin zu einem sprechenden Aufdruck, dall jähr-
lich 1000 1500 Bauernhöfe neu begründet und aufgebaut
werden. Es kommt unbedingt der Sache zugul, daß für
diese umfangreiche Bautätigkeit nicht eine Zentralstelle
geschaffen wurde, sondern daß die Ansiedlungskornmission
zu Posen den Aufbau der Gehöfte den Ansiedlern selbst
überlaßt und sich darauf beschränkt, durch Beschaffung
der Materialien und Prüfung der Entwürfe nur eine Art
fürsorgender und überwachender Tätigkeit auszuüben.
I-iiuft dabei auch manches unter, was nicht den Wünschen
entspricht, die man an eine zunehmende Besserung in der
Gestalt der ländlichen Bauten stellen mochte, so wird da-
für doch der größere Gewinn des mannigfaltigeren Bildes
eingetauscht Zweckmäßigkeit und Billigkeil sind für den
im hallen Existenzkampfe stehenden Bauein die ersten
Anforderungen, die er an srin Gehöft stellt. Wenn es
trotz der bescheidensten Mittel gelungen ist, neben dem
Volkswirt auch den Architekten zur Geltung kommen zu
lassen, s„ darf das als ein rühmliches Zeichen der Be-
strebungen anerkannt werden Das Ziel der vorliegenden
Veröffentlichung wird in der Vorführung recht vieler ver-
schiedener Formen der Bauernhofe erblickt. Das An-
siedliingssverk ist noch zu jung, um bereits feste Typen
gezeitigt zu haben. Mit Recht sa«t Fischer im Vorwort, ein
solcher Typus könne nicht das Werk der Einzelerfindung
sein, sondern müsse „auf dem Boden des Volksempfindens
von einer Gesamtheit allmählich hervorgebracht werden
und das Erzeugnis echter deutscher Volkskunst sein". -
Bei der Redaktion d. Bl. eingegangene Bücher:
Mayr'a künstle clmisrhc l.t h rbOt her. No. 1 : Dm For-
men und Modellieren, a. erweiterte Aufl. München 190»
Kunstmateriaticn- und l.u*u»papicr Zeitung. Pr. 1 M.
Müller, \Vilh , Ing, Hydrometrie. Praktische Anleitung zur
Wassermessung Neuere Messverfahren, Apparate und Ver-
suche. Mit Bi Abb , 15 L'eberxirhten und 3 Tai. Hannover
1903. Gebr. .Unecke. Pr. 7,10 M.
Mdsslgbrodt, P., Kgl. I.andbauinsp. Anlage und Einrich-
tung von Opei iliOD.jJlen mit 3 Abb- und 3 1.1,
Beilin 1003 Ernst tt Sohn. Pr. -i M
NeumeUter, A , Reg -Bmstr. 11. Prof. Deut «che Konkurren-
zen. XV. Band, Hell la, No. 180: Ev. Kirche (ür Munster
am Stein; XVI Bd , Helt 3. No. 183: Kreishau* für Meckling-
hausen, Heft 4, No. 184: Kathaus für Ober-SchCi.irvvcide;
Heft s. So. 185: Töchterschule für Emden; Hc(l 6, No. 186:
Realgvmnasium für Koblenz; Urft 7, Nn. ifl7: Rathaus für
Dresden, II. Wettbewerb, 1 Heft; Heft 8. No. 188: desgl. 9. Heft;
Heft o. No 189: Tochterschule für Eislingen. Leipiig 1903.
& Cr,
Abonnem Pr
ngen.
für den Baad (13
Beibli i.s M. Einzelne Hefte 1,80 M.
tn, G , Kartograph. Der Pantograph 1603-1903
(-'■Storchschnabel zur modernen Zeichenmaschine. Sonder-
druck aus der deutschen Mechaniker- Zeitung. Berlin 1903
Dietrich Keimer (Ernst Voltten). Pr. 1 M
Rehbein, Ernst, Ing. Grundgesetze der Mechanik und
ihre Anwendung in der Maschinen • Technik. Leipzig 1903
Morilz Schafer. Pr a M., geb. a,so M.
Moderne Bausch rei 11 er-Arbeitcu. Neue Vorlagen für
die Praxis des Bautischlers mit Grundrissen, Schnitten und
detaillierten Querschnitten. Herausgegeben von Sc hm oh I et
St »he I in . Arch. in Stuttgart und K ieaer A Deeg, Arch. in
Mönchen. Ravensburg 1903 Llrg 11 u. 13 (Schlufll. Otto
Maier. Pr. der l.lrg. 3 M.
Wagner, Oberbflrgermstr. DieTatigkeitderStadtUlma. D.
auf dem Gebiete der WohnungsfOrsorge für Arbeiter und
Bedienstete (Häuser zum Eigeuerwerb). Ulm 1903 J. Ebner.
Schneider* M , Ing. Die Maschinen-Elemente. Ein Hilft»-
buch (Qr technische Lehranstalten sowie zum Selbststudium
geeignet mit Beispielen und zahlreichen Zeichnungen im Text
wie auf Tat. in 3 Banden. 8 Lfrg. Kiemen-, Seil- und Kelten-
betiicb mit 10 Taf Braunschwcig 1003. Fr. Vieweg & Sohn.
Pr. 4.50 M
Die Wohllahrts-Emrichtungen der AG des Altenbergs
(Vieille • Monlagne). Düsseldorf 190a. Industtie-, Gewerbe-
und Kunstausstellung.
Zwlpt, Kranz. Lolmberec hnungs-Tabcllcn .Zeit ist
Geld". Frankfurt a. M. Selbstverlag Pr. 1,50 geb. 3 M.
Brief- und Fragekasten.
Hrn.Elsenb.-Betr.-Ing. J. A4. In Mainz. Der Fragesteller sieht
dir Ursache der Schwämmet krankung darin, d.iU der tci Ilgen Balken-
lage vom Dache her, dessen Emdcckung sich verzögert halle, und
von den offenen Kenstern her Fruchtigkeil zugeführt worden ist-
Ob dies aber die Ursache bezw. die alleinige Ursache gewesen ist,
bleibt noch zweifelhaft. Wenn beispielsweise auch dir 111 den Mauern
steckenden Knden der Balken erkrankt sind, so ist jene Äußere
Annatsung nicht als Hauptuisachc anzusehen, vielmehr muti dann
angenommen weiden, dal) ungeeignetes Balkenholz zur Veiwtorlurig
gekommen ist, also entsveder Holz, welches noch nicht genügend
ausgetrocknet war oder vielleicht gar Sommerholz bezw \V rnd-
biuchholz. Derartige» ungeeignete* I lolz rouB mit besonderer Vor-
sicht verwendet werden, sowohl hinsichtlich der trockenen Um-
maucrung der Balkenkopfe als auch der langsamen Ausfohrung
des ganzen Haue*. Gut durchgetrocknetes Balkenholz nimmt Schlag-
regen usw. nicht erheblich an uud trocknet bei gutem Wetter bald
wierler aus. Der Schaden kaun aber auch durch die Art der Aus-
füllung der Zwiscbcniaume der Balken, also der Zwischendecken
entstanden »ein, oder auch durch unverständige künstliche Aus-
trocknuug des Neubaues, also Heizung o^inc zureichende Lüftung.
Bei solchen Kragen kommen vielerlei Ncbrnumstandc inbetrnclit
Der Baulcitcnde wird nur dann haftbar gemacht werden können,
wenn ihm ein vertretbaie« Verschulden hinsichtlich der Art der
Bauleitung nachzuweisen ist, wobei auch noch inbetrnclit zu ziehen
ist, ob er auch die Spezialluiuleitung übernommen hat, oder ob
hierfür eine andere Kluft angenommen war. Um dica beurteilen
zu können, ist Einsicht der Bauverträge und genauere Kenntnis der
Sachlage notwendig. — E. Dietrich.
Hrn. Arch. H. M. in Wilmersdorf. Gegen die Hellborig-
keit der massiven Decken selbst sind die wirksamsten Mittel r ge-
nügende Uebctschattung Ober der Decke und Herstellung einer
leichten L'merdecke mit dazwischen hegender Luftschicht, Cm den
duich die Winde fortgepflanzten Schall abzufangen, hat man Ver-
suche gemacht mit Autlegung der Deckenträger auf Filz oder Kork-
Steine- Besseren Erfolg verspricht rlie llciatellung des ganzen
lteckenauflsgcrs in letzterem Material. —
Anfragen an den Leserkreis.
Welche Mnschinenfabiik feitigl Formen für Kanalisation«-
Fassrinstücke tu Zcmentrohreii nach den bestellenden Normalien ? —
F. B in Insterburg.
Inhalt: l'r Krie.isrch Wilhelm KO».l.g ■ iSrUn»j_ Mittrilnrv
^•cn nu» V, ri'int .1 - [>er W<-uIh*» ri U r.ru KrLan^'unc vun KnlwCilten für
den Seuban nur« Swrltlisir--» im Anuhlnll so rtis Kalllau« in Bremen.
V. inii^ Iitrs V-., ■»l.r«.nt.,m ; .,.. — Hilrl.fr.
V.,li,i-.<1 i|. i:|>. lin Ar, in:, kt.-n- und Ingrni. ur-Wn-ine.
Verlag de« Deutschen Bauzeitunr. C, m. b H„
• Albert llolmaun. HtrliD. Druck
von Wüh. Greve,
Verband deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine.
Der unterzeichnete Vorstand bringt hierdurch zur Kenntnis, «JaLl das Königlich Sächsische Finanz-
minislcrium beschlossen hat, die vntn Verbände aufgestellten und in der Dresdcnci - Abgeordneten -Versamm-
lung iqoi angenomtneii.-ti „N.rrmalien für llausetnw.issi-rungslcitiingi ii" im Betciihc der Eisenbahn-,
Hochbau- und StraWen- uml Wasser-Hauvtrwaltun« einzuführen.
Frankfurt a M. -Berlin, den 5. Mai/ 1904
Der Verbands-Vorstand: NYhcr, \'orsit/eiuler
I is- 1er.. ('..M-häftsfülircr.
No.
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N°- 3L BERLIN, DEN 12. MÄRZ 1904
Die Verbesserung der Vorflut und die Reinigung der Abwässer im Emschergebiet.
Von Middeldorf, Königl. Wasserbauinspektor. (SdiluB.)
ei der Festlegung der neuen Sohle
kam es zunächst darauf an, zu wissen,
in welcher Weise dir Bodensenkungen
in den nächsten Jahren eintreten wer-
den. Die von dem kgl. Ob.-Üergamt
gemachten Angaben zeigen, daß die
Senkungen im ganzen Gebiet ziemlich
unregelmäßig eintreten. Es geht je-
doch gleichzeitig daraus hervor, daß sie auf der unteren
Strecke in weit größerem Maße auftreten werden, als
in dem oberen Gebiet, wodurch die Möglichkeit der
Vorfhitbeschaffung auch bei weiteren Senkungen ge-
geben ist. Ks ist darauf Kucksicht genommen, daß
an den Stellen, wo besonders starke Senkungen ein-
treten werden, die Emschersohle nicht unnötig tief
gelegt wird, da diese dort von selbst heruntergeht.
Hei der festgesetzten Höhenlage der Sohle läßt sich
die Vorflut aufrecht erhalten, selbst wenn die Senkungen
in dem vom Ob -Bergami angegebenen Maße eintreten.
Man kann jedoch annehmen, daß die Senkungen, welche
in einigen Gebieten eine Tiefe von 9 m erreichen
sollen, doch in etwas geringerem Maße vor sich geben
werden. Nach den Höhenplänen des Brt Michaelis
v - J- '883i in die auch die jetzige Lage der Emscher-
sohle eingetragen ist, ergibt sich, daß die Senkungen
in den letzten 20 Jahren nur wenig über 2 m betragen
haben. Im allgemeinen sind die Maße auf der unteren
Strecke etwas geringer, als auf der oberen, doch
kommt dies daher, daß der Bergbau auf der unteren
Strecke später begonnen hat, als Im Oberlauf. Auch
aus den Querprofilen, die Michaelis s. Zt. aufgenommen
hat, und aus den jetzigen Aufnahmen ergibt sich nur
ein Höhenunterschied von höchstens 2 m . Man kann
daher als sicher annehmen, daß die Möglichkeit zur
Aufrechterhaltung der Vorflut im Emschergebiet für
längere Zeit gegeben ist.
Der neue Emscherlauf ist im allgemeinen an der
Stelle belassen, wo er bisher lag; durch die vorge-
sehene Begradigung des Flußlaufes ist eine Verkürzung
um 26 km (72 statt o8 l ' m ) auf der Strecke von Hörde
bis zum Rhein herbeigeführt. Auf der Strecke von
Hörde bis zum Landwehrbach wird die neue Länge
nur 80% der bisherigen betragen. Auf der mittleren
Strecke vom Landwehrbach bis Karnap wird die neue
Linie um 25 % kürzer. Die weitere Strecke von Horst
bis Oberhausen ist bereits begradigt und weist keine
besonderen Krümmungen mehr auf. Dagegen bringt
die Verlegung der Strecke von Oberhausen bis zum
Rhein eine Verkürzung um tj 0 ,o hervor. In der neuen
Linienführung sind zwei bedeutende Verlegungen vor-
genommen; die eine zweigt bei der Kreuzung der Bahn
Winterswyk nach links ab und verfolgt nach kurzem
Durchstich den Lauf der sogenannten kleinen Knischer
bis zur Chausscebrückc Essen-Horst. Durch diese
Begradigung fallen die vielen Wasserläufe in Horst,
einem berüchtigten Typhusherde fort Sie sollen alle
mit Aushubmassen ausgefüllt und statt der jetzt be-
stehenden sechs parallel laufenden Bäche und Fluß-
arme die Wasser in einem einzigen Arme durch das Ge-
biet geführt werden. Die zweite bedeutende Verlegung
ist diejenige von Osterfeld in nördlicher Richtung nach
Walsum unter völliger Aufgabe der bisherigen Strecke
Neumühl — Beeck - Alsum. Der alte Lauf ist von der
Gutehoffnungshütte abwärts sehr gewunden und unter-
liegt starken Senkungen durch den Bergbau der Zechen
Neumühl und Deutscher Kaiser. Diese sollen in den
nächsten 15 Jahren 4^5 m betragen. Da dasGclände jetzt
schon in HöhedesRheinmittclwassers liegt, so würde eine
Eindeichung der ganzen Strecke bis Neumühl er-
forderlich werden. Vorläufig würden diese Deiche,
welche eine Höhe von 3 ■ erfordern, wohl noch ge-
nügend stark herzustellen sein, nicht aber nach Ein-
tritt der Bodensenkungen bis 5 m Das ganze Gelände
kommt dann unter Mittelwasser des Rheines zu liegen
und würde cinzupoldcrn sein Da der l'ntergrund
aus grobem Kies besteht, so würde bei dem hohen
Wasserdruck ein Durchströmen des Wassers nach
dem niedrig gelegenen Gelände hin eintreten und
selbst eine mit grossen Kosten einzubauende Dichtungs-
schicht würde diese Gefahr von dem Gebiet kaum
fern halten können. Die ganze Strecke von Ober-
hausen bis zum Rhein würde bei Hochwasser einen
Schlammfang für die mitgeführten Sinkstoffe bilden
und nach Ablauf des Wassers die schlimmsten ge-
sundheitlichen Gefahren für die Anwohner herbeiführen.
Es soll daher der tief gelegene alte Lauf aufgegeben
und der Höhenrücken über Neumühl und Altcnradc
nach Walsum tür die Abführung des Einscherwassers
in den Rhein benutzt werden. Das Gelände liegt
dort durchweg um 8 m höher und würde für die
«»5
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nächste Zeit keine Kindeichung erfordern. Selbst
aber, wenn das Gelände um 5 m herunterginge, würden
die dann herzustellenden Deiche eine Höhe von nur
2 — 3 m erhalten. Die Sohle wird so lief eingeschnitten,
daß das höchste Hochwasser bordvoll abgeführt wird
und die höchsten Hochwässer des Rheines einen Rück-
stau in der Emscher nicht hervorrufen können. Dei
alte Arm soll als Vorfluter für das angrenzende Ge-
lände von Oberhausen abwärts ausgebaut werden,
um die Metcorwässer und die Wässer der angrenzenden
Fabriken aufnehmen zu können. Es genügt hierfür
ein Graben von 2','« bis 3'/» m Sohlenbreite, der selbst-
verständlich in begradigtem Laufe durchgeführt wird.
Um die Hochwasser von dem unteren Gebiete fern
zu halten, soll an der Mündung ein Sperrtor herge-
stellt und auf dem rechten Ufer der Emscher ein
hochwasserfreier Deich von dem Tor bis zum An-
schluß an den geplanten Rheindeich bei Laar ausge-
führt werden. Bei steigendem Rheinwasscr wird das
Tor geschlossen und die in der alten Emscher sich
ansammelnden Wassermengen werden durch ein F'ump-
werk leicht in den Rhein gebracht.
Für die Bestimmung des Querschnittes (vgl. hierzu
die Abbildungen 3 und 4), kamen nur 2 Wasserstände
in Betracht und zwar der für das Sommer wasser und
der für das höchste Hochwasser. Alle anderen Wasser-
stände spielen hier eine nur untergeordnete Rolle. Die
Werte für die höchsten Hochwässer sind so groß ge-
nommen, daß ein Ausufern des Hochwassers an keiner
Stelle eintreten kann. Nach den bisherigen Unter-
suchungen des Brts Michaelis ist dcrhöchstcWert der
Wasserabfohrung zu i58Lit./Sck.i'i k *" aufgrund 1 5 jalit i-
ger Beobachtungen festgestellt,nach den Aufzeichnungen
des Meliorationsbauamtes in Münster zu 190 Lit /Sekj'i km
ermittelt worden. Es sind nun für die untere Strecke
225 Lit^Sek./'i»" 1 als größter Abflußwert zugrunde gelegt
und dieser ist dann nach oben hin bis zum Quellgcbiet
auf 700 Lit./Sck./'* 1 "" gesttigert worden.
Das mittlere Sommerhochwasser ist auf Grund
8 jähriger Beobachtungen zu 35 LiuSck ^ km ermittelt
worden. Dem Quei schnitt sind 4oI.it-,'Sck.'i k « zugrunde
gelegt, da der Abfluß wegen der Vermehrung des
Schmutzwassers und der stärker werdenden Bebauung
jedenfalls grösser wird. Die Niedrig- und Mittclwasscr-
mengen sollen möglichst geschlossen und mit guter
Geschwindigkeit abgeführt werden, damit den verun-
reinigten Wässern keine Gelegenheit geboten wird,
in Käulnis überzugehen und Schlamm abzulagern. Das
Profil soll muldenförmig gestaltet und die Böschungen
sollen mit Steinpackimg, SchotterodcrZemcntplatten be-
festigt werden. Bei einer Steigung 1 : 2 ist 25"" statke
Beschotterung vorgesehen, bei 1 : 1,5 ein 25"" starkes
Steinpflaster auf 10 cm Kiesschicht bezw. eine Ab-
deckung mit 8 ,m starken Zeinentplattcn, die sieh
gegen einen Schotterfuß stützen. Eine Abpflaste-
rung der Sohle ist mit Rücksicht auf die später
notwendig werdende Vertiefung nicht zweckmäßig
Das Profil ist auch aus dem Grunde wie beschrieben
gewählt, um eine spätere Vertiefung des Bettes um
je 2 m durch Beseiügung des links- oder rechtsseitigen
Banketts ohne weiteren Grunderwerb zu ermöglichen.
Bei der Wahl des Querschnittes ist gleichzeitig da-
rauf Rücksicht genommen, daß die Geschwindigkeiten
trotz des Wechsels der Wassermengen möglichst gleich
blcit>cn. So schwankt die Geschwindigkeit für das
Sommer-Hochwasser nur zwischen den Werten 0,95
und 1,2 m Sek., die Geschwindigkeit für das höchste
Hochwasser für den mittleren Teil zwischen 1,74 und
2,37, für die Seitenteile zwischen 1 und i.so" 1 , Sek
In Abbildg. 4 sind in übersichtlicher Weise die
Niederschlagsmengen, Abflußwerte und Wassermen-
gen ; die QuerschnittsflAchen, Wassertiefen, Gefälle und
Geschwindigkeiten; die Abmessungen des Alnvasscr-
kanales zusammengestellt.
Dir zweite Hauptaufgabe des Entwurfes besteht
darin, Vorschläge für eine gründliche Reinigung der
zur Emscher geführten Abwässer zu machen. Durch
das Einströmen großer Arl>ritcrma-~scn in den Inditstric-
l.e/iik sind nicht nur die v orhandenen Städtc_ und
(26
Dörfer außerordentlich angewachsen, sondern auch
eine Menge Ortschaften neu entstanden Die größe-
ren Städte wie Bochum, Dortmund, Gelsenkirchen,
Essen haben in der Zeit von 1875 bis 1900 um das
2 3fache an Einwohnerzahl zugenommen, während
andeie Orte, wie Recklinghausen, Herne, Wanne,
Eickel um das 4- 5 fache, Hamborn, Bismarck und
Herten um das 8 iofache gestiegen sind. Das ganze
Emschcrgcbiet hatte im Jahre 1875 45°°°° Einwohner
und jetzt 1,34 Millionen. Daß bei einem so starken
Anwachsen der Bevölkerung die Beseitigung der Ab-
fallstoffe nicht immer einwandfrei erfolgt ist, kann
nicht weiter wunder nehmen. Die Abfuhr geschieht
meistens durch Tonnenwagen auf den Acker, während
Schutt und Müll auf besondere Lagerplätze gebracht
werden und dort wegen des schlechten Geruches und
der Staubentwicklung zu berechtigten Klagen der An-
wohner Anlaß geben. Nur die Städte Dortmund und
Essen führen nach dem Schwemmsystem die Fäkalien
mit ab und klären sie auf den Rieselfeldern im Lippe-
gebict oder wie Essen nach dem Rothe Röckner'-
sehen Verfahren in 5 Kläi türmen. Die übrigen Ge-
meinden haben meistens keine geschlossene Kanali-
sationen, doch sind diese im Bau begriffen oder geplant.
Soweit eine Klärung vorgesehen, erfolgt sie in Ab-
satzbecken.
Es ist nun für das ganze Gebiet die Lage der
Kläranlagen festgesetzt, vergl. den Lageplan Abbildg. 5.
Am zweckmäßigsten ist es, die Klärung dort vorzu-
nehmen, wo eine große Verunreinigung des Baches
stattfindet, die Wässer also nahe am Entstchungsorte
der Verschmutzung zu reinigen. Wenn es gelingt,
alle Schmutz wässcr so lange in vollständig geschlosse-
nen Kanälen zu führen, bis sie gereinigt aus der Klär-
anlage heraustreten und nun gesundheitlich und ästhe-
tisch einwandfrei die stark bebauten Gebiete als Bäche
durchfließen, dann ist der Idealzustand erreicht. Be-
ständen im ganzen Gebiete geschlossene Ortschaften
und allein liegende größere gewerbliche Anlagen und
Zechen, so würde eine derartige Lösung das einfachste
und zweckmäßigste sein Die sämtlichen Betriebe
müßten eine einwandfreie Klärvorrichtung anlegen,
die Städte müßten sämtlich kanalisieit werden und
am Endpunkte ihres Hauptsammlers eine Kläranlage
vorsehen. Es gibt besonders auf dem rechten Ufer
der Emscher Gegenden, in denen diese Art der Klärung
eingeführt werden kann, denn die Städte und Ort-
schaften von einiger Bedeutung besitzen entweder
Kanalisationen oder haben eine solche in Aussicht
genommen. Größere gewerbliche Anlagen finden sich
nur in dem unteren rechtsseitigen Gebiet von Sterk-
rade, Hamborn und Beeck. Sie liegen alle dicht an
der Emscher, sodaß ihre Abwässer nicht erst durch
einen Nebenbach einen weiten Weg zum Hauptvor-
fluter zurückzulegen brauchen. In diesen rechtsseiti-
gen Gebietsteilen sollen daher auch die Kläranlagen
nahe an die Ortschaften herangeschoben werden. Die
linksseitigen Samrnelgr biete der Kmscher dagegen
bieten nur in ganz geringer Anzahl die für die eben
besprochene Art der Klärung nötigen Vorbedingungen.
Es sind dies nur die Gebiete der Schondcllc, des
Nette- und I.andwehrbaches und weiterhin nach der
Mündung zu noch der unbedeutende Fausmühlenbach.
Kläranlagen für Ortschaften kommen nur für den Land-
wehrharli Stadt Kastrop inbciiacht, während in
den übrigen Gebieten des Rüpingsbaches, des Roß-
baches, Strünkederbaches, HüllcrbaelR ■>, des Schwarz-
baches, der Berne und des Borbecke!' Mühleiibaches
sich eine gründliche Reinigung im Entstchungsorte
nicht wohl vorschreiben läßt Wenn man Iiier einer
im oberen Bachgchtet liegenden Stadt eine gründliche
Klärung der Abwässer auferlegte, so würde das ge-
reinigte Bachwasser doch sofort wieder von neuem
durch nicht geklärtes aus den weiträumig bebauten
Industriebezi] ken, Arbeiterkolonien und größeren Ort-
schaften verschmutzt werden Man ist also hier ge-
zwungen, von dem im allgemeinen hoten Grundsatze
abzulochen und die gründliche Klärung cr-.t dort vor-
zunehmen, wo alles Abwas-cr des betreffenden Sammel-
No. 21.
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Gebietes im Bache vereinigt ist und nicht weiter ver- Vorfluter zu schicken, so soll alles Wasser möglichst
schmutzt wird. Dies trifft in den meisten Fallen erst nahe am Orte der Verschmutzung vorgeklärt werden,
an der Mündung des Baches in die Lmscher zu. Die Diese Vorklärung soll so weitgehend sein, daß sich
hier zu erbauenden Abwasser - Reinigungsanstalten die gröberen Sink- und Schwebestoffe ablagern; bei
müssen einen gro-
ßen Umfang erhal-
ten; sie weisen den
sonst zu errichten-
den vielen kleinen
Anlagen gegenüber
ganz bedeutend«
Vorteile auf: Der
Betrieb ist leicht zu
übersehen und zu
überwachen; der
( irad «1er Reinijmng
wird bei der großen
Anlage größer sein AbbiMg 3 . guer>e1>nilt der regulierten Kmscher.
1 i f ■ i i t i » t r**'* *■<
und die Anlage imganzen billiger werden, als die vielen einer Veilangsamung der Wasscrgc^chwiiidigkcit aul
kleinen, soijaü das wirtschaftliche Ergebnis ein viel a - 3 rm dürfte dies zu erreichen m in Su!< hr \'<«r-
günstigeres sein wird. Da es nicht angängig ist, die kläranlagen sollen lür alle Städte, alle enger bebauten
Abwässer der StAdte und Ottschaften ungeklärt in den Gemeinden, Zechen und größeren geweiblichen An-
1a März 1904. 137
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lagen errichtet werden; ihre Zahl wird man bei zuneh-
mender Bebauung entsprechend vermehren müssen.
Die Ausbildung dieser Kläranlagen soll einfach ge-
halten werden, damit den einzelnen Gemeinden nicht zu
große Kosten erwachsen. Es würde überdies auch
kaum möglich sein, in der Nahe größerer Städte das
Gelände für Kläranlagen zu beschaffen. Jedenfalls
würde es so teuer sein, daß ganz bedeutende Summen
aufgewendet werden müßten, abgesehen von den zu
erwartenden Klagen der Anwohner.
Die Klarung ist nun so gedacht, daß das Wasser
zunächst Klarbecken von 40 m
Lange und 5'" Breite mit einer
Geschwindigkeit von 4 bis 6
durchfließt und dann weiter
mittels Verteilungsrinncn und
Spreng -Vorrichtungen auf die
haltene Schlamm soll von den Klarbecken zu den
Schlammlagerbecken gepumpt werden und dort einige
Tage stehen bleiben, um das sich ansammelnde Wasser
von seiner Oberfläche ablaufen zu lassen. Der noch
etwa 60 "„ Wasser enthaltende Schlamm wird dann
mit Kohle und Müll vermischt und entweder in Gene-
ratoren gebracht oder unter Kesseln verfeuert
Es soll nun nicht gesagt sein, daß die Kläranlagen
im Emst hergebiet alle nach demselben Muster ausge-
bildet werden sollen. Die ^Zusammensetzung der Ah-
"wässcr und ihre Menge erfordern je nach den Um-
Oxydation -betten gebracht wird;
deren (Iröße wird bei ungefähr
i,2 m Höhe so bemessen, daß
3 Ab Abwasser auf 1 'i m der
Oxydatiousbetten gebracht wer-
den. Diese Betten werden bei
Regenwetter mit der 1,5 fachen Menge vorübergehend
beschickt; steigt die zufließende Wassermcnjje Ober das
Vierfache desTrockenwetter-Zuflusses, so fließtdasMehr
an Wasser in die Hochwasserbecken, die durch Erd-
aushub hergestellt sind. Sie sollen eine solche Große
erhalten, daß beim Weiterarbeiten der Absatzbecken
das überschießende Hochwasser von 1 2 Stunden
angesammelt werden kann. Auf diese Weise werden
die ersten besonders stark mit Sinkstoffen beladcncn
Wässer abgefangen. Der aus den Absatzbecken er-
133
ständen eine andere Anlage. Man wird die kleineren,
rechts von der Emschcr belegenen Kläreinrichtungen
in etwas anderer Weise herstellen und dort auf ein
möglichst selbständiges Arbeiten sehen. Die Ab-
wässerklärung machte in den letzten Jahren so große
Fortschritte, daß es übereilt wäre, wollte man jetzt
schon . sich endgültig für alle Anlagen sowohl mit
ihrem flau als auch mit ihrer Einrichtung festlegen.
Dies ist auch jetzt noch nicht möglich, da die meisten
Gemeinden und selbst größere Städte noch nicht in
No, ai.
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AS NEUE SCHWEIZERISCHE BUNDES-
HAUS IN BERN * ARCHITEKT: PROF
HANS AUER IN BERN * * * * *
AUFGANG DER HAUPTTREPPE IN DER
KUPPEL-HALLE UND ANSICHT VON
SÜDWESTEN ********
■ DEUTSCHE BAUZTG. XXXVIII. JAHRG 1904 N° 21 =
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Kommistiont-Sitiungs««»!.
der Lage sind, den Endpunkt ihres Hauptsam nilers
zu bestimmen. Man wird daher diese Anlagen je nach
der YVeitcrführung der Kanalisation anlegen müssen.
Der an sich günstige Rieselbctrieb kommt für das
Emschcrgebict nicht infragc, da der Grund und Boden
viel zu teuer ist und Flächen außerhalb des Sammel-
gebictes nur schwer zu haben sind. In dem durch
Bergbau unterwühlten Emschcrgebiet würde außerdem
die Rohrleitung bei den fortwährenden Senkungen
der Erdoberfläche sehr gefährdet sein, sodaß man von
derartigen Schmutzrohrleitungen
absehen muß,
Die Ge-samtkosten für die
Regulierung der Einscher von
Walsum bis 1 lörde betragen 27
Mill. M ; hierzu kommen noch
die Aufwendungen für die alte
Einschergebietes getragen werden, da sie alle an der
Aufrechlcrhaltung der Vorflut in der Emscher großes
Interesse haben. Bei den Nebenbäehen sollen die
Kosten von den Bewohnern des betreffenden Sammel-
gebietes aufgebracht werden, da nur sie an der Erzeu-
gung und Abführung der Schmutzwässer beteiligt sind.
Wird der Gesetzentwurf von dem jetzt tagenden
Landtage der preußischen Monarchie angenommen,
so sollen nach erfolgter Allerhöchster Genehmigung
die Vorarbeiten derart gefordert werden, daß der Bau
Emseherstrccke v>>n Oberhänden
bis Alsum, sodaü imganzen :>8
Mill. M. erforderlich werden. Für
die Regelung der Nebenbäche
und die Herstellung der Kläi an-
lagen sind 5.5 + 4,4 = 9,9 Mill.
M. vorgesehen. Die Verteilung
der Kosten ist so gedacht, daß die Aufwendungen im Frühjahr 1905 begonnen und voraussichtlich in
für die Einscher von sämtlichen Interessenten des 5 Jahren zu Ende geführt werden kann. —
Das neue schweizerische Bundeshaus in Bern.
Architekt: Prof. Hans Auer in Bern, if^im-vhih ou« s». ■ nimu rinr rK.|>|..)-hiUii^M»^i-. .1.1 ,v>M.iiit.rni s -..h „ lJK y
j Or die Anlage des Gebäudes war der von durch den tiefen Absturz des Geländes nach dem Aare-
allen Seiten eng begrenzte Bauplatz von tal. Die nordliche schräge Baulinie, bestimmt durch
maßgebendem Einfluß. Seitlich wird er bc- die beiden ungleich weit vorspringenden Eckflflgel der
grenzt durch die beiden bestehenden Vor- Verwaltungsgebäude, zwang zur Anlage eines vor-
waltungsgebäude, nach Norden durch den springenden Mittelbaues mit zwei seitlich zurücktreten-
Verlauf der einzuhaltenden Baulinie, und nach Süden den Flügeln, um so das Bundeshaus möglichst unge-
»30
No. at
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zwungen /wischen die beiden Verwaltungsgebäude
einzureihen. Ocstlich und wesilich waren, begrenzt
durch die beiderseitigen doppelten Verbindungsgalericn,
zwischen Bundeshaus und Verwaltungsgebäude Höfe
anzuordnen, breit genug zur ausreichenden Beleuch-
tung der anstoßenden Räume, jedoch aber auch wieder-
um nicht zu breit, um den Zusammenhang der drei
Gebäude zu lösen und nutzbaren Flächenraum unbe-
nutzt liegen zu lassen. Ut l>er dem südlichen Absturz
war eine Verbindung zwischen den den beiden Ver-
waltungsgebäuden vorgelagerten Bundesterrassen zu
schaffen und es gab der große Höhenunterschied des
Geländes an dieser Stelle Anlaß zur Herstellung einer
hohen Stützmauer als Sockel der drei zu einer ein-
heitlichen Anlage verbundenen Gebäude, hinter welcher
in dem Untergeschoß des Mittelbaues die Heiz- und
die Ventilationsanlage eingerichtet werden konnten Da
das Gebäude zur Befriedigung des RaumbedQrfnisses
weit Ober die südliche Flucht der beiden Verwaltungs-
Gcbäude vorgeschoben werden mußte, so wurde eine
Vermittlung erstrebt und erreicht durch Ausbauchung
der südlichen Fassade, die in dieser Form zugleich die
innere Raumgestaltung wiedergibt. Durch den Höhen-
unterschied des vor dem Gebäude nördlich sich hin-
ziehenden Baren- oder Bundesplatzcs und der südlichen
Bundcstcrrassc von 3,5 » konnte in der Südfront ein
Untergeschoß eingeschoben werden, das als offener,
unter der geschwungenen Südfassade sich hinziehen-
der Laubengang ausgebildet wurde. Dadurch, daß
auf diese Weise ein Teil der Terrasse unter das Ge-
bäude verlegt wurde, wurde es möglich, den Vor-
sprung der Terrasse vor dem Gebäude auf rd. 3 zu
beschränken.
In diesen engen Grenzen nun ist das Gebäude ge-
plant, in seinen Grundrissen ein Meisterwerk straffer
Konzentration, deren Anlage noch erschwert wurde
durch eine ungewöhnliche Bedingung: durch die For-
derung eines durchgehenden Verbindungsganges, der
durch das Miitelgebäude hindurch die beiden Ver-
waltungsgebäude verbinden sollte. Die Schwierigkeit,
welche diese Bedingung mit sich brachte, bestand da-
rin, auf jeder der beiden Hälften der durch den Ver-
bindungsgang hervorgerufenen Teilung genügend
Räume für die beiden Körperschaften, den Nationalrat
einerseits, den Ständerat anderseits, zu schaffen. Es
lag in der Natur der Anlage, den Ständerat, das
große Treppenhaus und alle Nebentreppen auf der
nördlichen, größeren Hälfte, den Nationalrat dagegen
auf der südlichen, kleineren Hälfte unterzubringen;
dies wurde erreicht durch möglichst weites Vorschieben
der beiden Ecktürme nach Süden, sodaß Raum für
Präsiilentenzimmcr, Garderoben, Vorsalc.Toilctten usw.
innerhalb des durch den Verbindungsgang abgeschlosse-
nen Teiles geschaffen werden konnte und so die Mög-
lichkeit gegeben war, die Räume der beiden Körper-
schaften unter sich in angemessener und geschlosse-
ner Weise zu vereinigen.
Den Mittelpunkt der gesamten Anlage bildet die
Kuppelhalle, nach Anlage und Ausstattung die „cour
d honneur" des Gebäudes. Die stattliche Haupttreppe,
welche fast die gesamte Grundfläche der Mitlelhalle
einnimmt, aber nur vom Erd- zum ersten Obergeschoß
führt, ist lediglich für die Mitglieder der beiden Räte
bestimmt. In der Achse des ersten Treppenarmes er-
hebt sich vor einer Bogenarehitektur die Rüiligruppe.
Im Untergeschoß liegen auf der südlichen Seite,
noch erhöht über dem Gelände der Bundcstcrrassc,
vier Zimmer für die Inspektoren und Maschinisten der
Hcizungs-, elektrischen Bclcuchtungs- und Ventilations-
Anlage, ferner große, lichte Kellerräume und in noch
weiterer Tiefe, hinter der großen Stützmauer, die YYn-
tilationsräumc und das Kesselhaus mit dem Kohlen-
keller. Ins hohcErdgcschoß (S 128) wurden sämtliche
Konimissionszimmer gelegt, 7 Säle von 45 lao'i"'
Fläche, ferner ein großer Arbeitssaal mit! landbibliothtk,
Zimmer für Stenographen, Uebersetzer, Rcpoiter und
für den Hausdienst. Alle Säle sind von den nötigen
Kleiderräumen und Aborten begleitet. Im ersten Ober-
oder Hauptgeschoß liegen auf der südlichen Hälfte
der 430 <i m messende Sitzungssaal des Nationalrates,
2 Vorsäle von je 185 Präsidenten/immer, Zimmer
für den Bundesrat, die Wandelhalle, 2 Kleiderräume,
Toiletten; alle Räume unter sich in unmittelbarer Ver-
bindung, ohne vermittelnde Korridore (S. 101). Die nörd-
liche I lälfte dieses Geschosses enthält den 205 t m messen-
den Sitzungssaal des Ständerates, 2 Vorsäle von je
150 'i m , Präsidentenzimmer, Kommissionszimmer, Klei-
derräume und Toiletten. Rechts und links der zen-
tralen Kuppelhalle haben Lesezimmer und ein Raum
für Drucksachen ihre Unterkunft gefunden. In dem
mittleren 'Teil der Anlage liegen auch sämtliche
Treppen : die große I laupltreppc, die beiden Wendel-
treppen zum zweiten Obergeschoß, sowie zwei Neben-
treppen, die zu den Tribünen führen und zugleich
auch vom Keller bis zum Dachboden aufsteigen. Im
zweiten Obergeschoß liegen, soweit sein Raum
nicht durch die Kuppelhalle und die durchgehenden
Sitzungssäle in Anspruch genommen wird, die Tri-
bünen des Nationalratssaales, den Saal mit 181 Sitz-
plätzen an 3 Seiten umziehend, die Tribünen des
Ständeratssaales, an den beiden Ktirzseiten desselben
mit 66 Sitzplätzen angelegt, das eidgenössische sta-
tistische Amt mit einer Anzahl größerer und kleinerer
Räume, sowie 3 verschieden große Säle für parla-
mentarische oder Verwaltungszwecke. Auch das Dach -
geschoß, soweit sein Raum nicht durch Kuppelhalle
und durchgehende Sitzungssäle beansprucht wird, ist
noch vorwiegend für das statistische Amt eingerichtet.
Für die Volkszählungen dient ein großer Saal mit 2
Vorzimmern, von a^oi* 1 Fläche; 6 Räume mit 6oo*i ,n
Fläche sind für Bibliothek und Archive bestimmt.
6 Magazinräume von zus. 450 t» Fläche harren noch
ihrer Bestimmung.
Die überbaute Fläche des ganzen Gebäudes be-
trägt, im Mauergrund des hohen Erdgeschosses ge-
messen, 3742 v a . Davon kommen auf reine Nut/räume
rSäle, Zimmer. Kleiderräume, Abortc) 1887-1«, auf Neben-
treppen und Gänge 504 1», auf die Mittelhalle mit Haupt-
treppe 306 m">, auf Mauern, Kanäle, Pfeiler 1045 'i m . —
Zum Wettbewerb ,
I.
LiYäJn dem -Schlußsätze des Aufsatzes in .N'o. 15 d. |. betr
KlS den Wettbewerb für den Kntwurf zu einem Waiseti-
hause ffir Dessau heißt es: .Es darf nach diesem
nicht erfreulichen Ergebnis nicht verwundern, wenn sich
das Preisgericht nicht vcranlaiit gesehen hat, dem Magi-
strat von Dessau noch den Ankauf von 4 weiteren Ent-
würfen vorzuschlagen".
Ich, der Unterzeichnete, habe mich an diesem Wett-
bewerbe nicht beteiligt, bin aber immer und namentlich
auch während der Zeit, als ich Vorstand des Dresdener
Architekten -Vereins war, lebhaft fOr Verbesserungen im
Wettbcwerbswesen und vor allen Dingen auch für die Fest-
setzung einer genau einzuhaltenden Richtschnur für
die Preisrichter eingetreten. Wenn nun im vorliegen-
den Fülle auf Antrag des Preisgerichtes der Ankauf von 4
weiteren Entwürfen in Aussicht stand, so war dies in. K.
mit ein Ansporn für Viele, sich an dem Wettbewerb
12. März 1904.
Waisenhaus Dessau.
überhaupt zu beteiligen, Es waren daher auch 195 l {c "
arbeitungen der Aufgabe eingegangen und gestatte ich
mir denn doch Bedenken darüber auszusprechen, daü
unter dieser großen Zahl von Arbriten außer den 3 mit Prei-
sen gekrönten nicht noch 4 Arbeiten gewesen sein killten,
die eines Ankaufes für würdig zu erachten waten. I >
ist in der Regel immer als ziemlich zutreffend hinzustellen,
daß unter 100 eingehenden Arbeiten mindestens 10 be-
achtenswerte Leistungen sind, im vorliegenden Falle
mOUtcn es also 20 gute Arbeiten scwr-fll sein; 3 haben
Preise erhallen, es waren also sicher 17 Arbeiten von
Seiten der Fächle ute des Preisgerichtes als immerhin gute
und nicht so ohne Weiteres nur für den Papier-
korb geeignete A rbr iten zu bez ciehne 11 uew esc 11,
Und von diesen 17 Arbeiten fanden die Fachleute nicht
einmal noch 4 heraus, welche sie der ausschreibenden
Stelle als zum Ankauf geeignet empfehlen konnten'.'' Ich
meine, die llrn Fachleute mußten denn doch etwas mehr
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den Standpunkt der Kollegen wahrnehmen, zumal im Aus-
schreiben, wie schon gesagt, Ankaufe in Aussicht gestellt
waren; sie mußten darauf bestehen, daß bei der immer-
hin niedrigen Gesamtsumme für Preise ( 2000 M.) wenig-
stens noch die für Ankäufe in Aussicht gestellten 1000 M.
(als eine doch nur kleine Entschädigung für gehabte Mühe
und Auslagen I zur Verteilung kamen! - •
Dresden, im Febr. 1904. O. Haenel, Aren.
II.
Mit den Bemerkungen zu dem Wettbewerb Waisen-'
haus Dessau in No. 15 d Bl. werden wohl nur wenige
Leser, namentlich aber nur wenige Architekten, die sich
mit Wctibcwcrbsarbeitcn befassen, einverstanden sein! Der
Hr, Verfasser meint, das Ergebnis des Wettbewerbes sei
kein Erfreuliches. Wir stimmen dem zu — aber aus an-
deren Gründen. Als Motive für seine Auffassung führt der
Verfasser folgende Punkte an: 1. die große Anzahl der
eingelaufenen Entwürfe; 3. die große Anzahl der stümper-
haften Bearbeitungen unter denselben ; 3. die „keineswegs
vollkommen einwandfreien" preisgekrönten Entwürfe.
Zu 1. Die Beschickung des Wettbewerbes mit •«Ent-
würfen ist an und für sich eine sehr starke — als .Zeichen
der Zeit*, also inbezugauf die Beteiligung an den Wettbewer-
ben der letzten Jahre überhaupt aber durchaus nicht
auffallend. Bei dem Wettbewerb Realgymnasial-Gebaudc
Koblenz 1003 liefen nicht weniger als 286 Entwürfe ein.
Eine Prüfung der Vermutungen des Hrn. Verfassers über
die Ursachen der regen Beteiligung an diesem Wettbe-
werb würde also auf eine Untersuchung derselben bei den
Wettbewerben der letzten Jahre überhaupt hinauslaufen
uttd kann hier übergangen werden.
Zu 2. Daß bei diesem Wettbewerb das Verhältnis
der unzulänglichen Entwürfe zu den brauchbaren ein
anderes ist, als bei anderen Wettbewerben, erklart sich
ohne weiteres durch die Einfachheit der Aufgabe.
Der angehende Architekt versucht sich eben an ein-
fachen Aufgaben, Daß er sich versucht, ist doch nicht
zu tadeln. Es gibt kein besseres Mittel für den Archi-
tekten, sich zu erziehen, als das Einschlagen dieses
Weges. Der Mißerfolg läutert, der Erfolg feuert zu neuen
Taten an. Daß er sich an einfachen Aufgaben versucht,
ist für ihn sowohl als auch für die Erlasser des Wettbe-
werbes ebenfalls in Ordnung! Sollten sich aber an diesem
Wettbewerb Schüler von Baugcwcrkschulcn und zwar
planmäßig unter der Schulleitung versucht haben, so wäre
dies entschieden zu verurteilen und es hätten die Landes-
Rcgicrungen dagegen energisch einzuschreiten.
Z u 3. Sind bei einem Wettbewerb jemals die preis-
gekrönten Entwürfe .vollkommen einwandfrei" gewesen?
Ferner: konnte jemals bei einem Wettbewerb der mit
dem I. Preise ausgezeichnete Entwurf der Ausführung
ohne mehr oder minder große Umarbeitung bezw.
Ergänzung zugrunde gelegt werden? Also auch hier
durchaus tecine auffallende Erscheinung, zumal es sich ja
nur um einen Ideen Wettbewerb handelte.
Der Verfasser glaubt nun, die Ursachen des in seinen
Augen gerechtfertigt erscheinenden Nichtankaufes
von 4 weiteren Entwürfen in den erwähnten Umständen
suchen zu müssen. Wozu dies? Das Preisgericht proto-
kolliert doch einfach: „Von dem Ankauf weiterer Entwürfe
glaubt das Preisgericht nach einstimmigem Beschluß ab-
raten zu sollen, da keiner der sonstigen Entwürfe noch
nennenswerte Anregungen für die Ausführung zu bieten
imstande war." Hat das allgemeine Befremden über die-
ses Urteil bei den Teilnehmern des Wettbewerbes den
Verfasser jenes Artikels veranlaßt, das Preisgericht in
Schutz zu nehmen? In der Tat! Befremdlieh Ist seine
Begründung des Nichtankaufes der 4 Entwürfe!
Sollte unter den 18 zur engeren Wahl gelangten
Entwürfen wirklich kein einziger gewesen sein, der des
Ankaufes für 350 M, wert war, auch nicht als relativ
brauchbare Idee? Die Aufgabe war doch sehr einfach,
sowohl bezüglich der Grundrißlösung, als auch nach der
künstlerischen Seite hin Die verlangte Arbeitsleistung
sowie die ausgesetzten Preise und die in Aussicht ge-
stellten Ankäufe als Entschädigung waren als normal zu
bezeichnen. War die Entwurf • Bearbeitung dem Sieger
auch nicht verheißen, so war doch anzunehmen, daß die
Ausführung unter Leitung des Stadtbauamtes in Verbin-
dung mit dem I. Preisträger vor sich grhen würde.
In Anbetracht all' dieser Umstände sowie im Hinblick
auf die Erfahrungen bei den Wettbewerben der letzten
Jahre ist doch mit Bestimmtheit anzunehmen, daß sich
mindestens 30 Architekten (einschl. der Architekten von
Dessau und dessen nächster Umgebung) an diesem Wett-
bewerb beteiligt haben. Wir meinen Architekten in selbst-
ständiger Stellung mit praktischer und künstlerischer Reife,
soweit solche hier in frage kommt Und trotzdem außer
den prämiierten Entwürfen keine einzige nennens-
werte anregende Idee, die des Ankaufes würdig
war? (resetzt aber den Fall, es ist so. Hatte dann aber
der Magistrat von Dessau nicht die Pflicht, einige Ent-
würfe anzukaufen, weil er durch den in Aussicht gestellten
Ankauf von 4 Entwürfen zur regen Beteiligung an dem
Wettbewerb geradezu herausgefordert und den unermeß-
lichen Aufwand von Arbeit und Zeit ganz bedeutend ver-
mehrt hat?
Als im vorigen Jahre der Magistrat von Koblenz mit
Wettbewerbs-Enlwürfen für sein Realgymnasial-Gebäudc
förmlich überschüttet wurde (286 Entwürfe!), wurden die
ausgesetzten Preise auf die Anregung des Bürgermeisters
hin um 4000 M. erhöht.*) Und zwar, wohl verstanden,
bevor die Entwürfe beurteilt waren, also bevor man
wußte, ob gut oder böse — ob Anfänger oder vollendete
Meister die große Zahl hervorgerufen hatten. Also
lediglich als Anerkennung für das Interesse, das
die Teilnehmer des Wettbewerbes der Aufgabe
des Magistrates entgegengebracht hatten.
Bei diesem Wettbewerb wurde ein I. Preis Oberhaupt
nicht erteilt - ein ausführungsfähiger Entwurf war also
in gewissem Sinne gar nicht eingelaufen. Dies hielt
aber weder den Magistrat noch das Preisgericht davon ab,
die ausgeworfene Summe für die 3 Preise, die 2 Ankäufe
und sogar die naehbcwilligtcn 4000 M. zur Verteilung zu
bringen. — — n.
Engerer Wettbewerb Synagoge In Posen. Einen enge-
ren Wettbewerb für Erlangung von Plänen zur Erbauung
eines neuen Gotteshauses schreibt die Posener Synagogen-
Gemeinde mit Frist zum 1 Mai d J. aus. Es handelt sich
um einen Monumentalbau, der 700 Männer- und 600 Frauen-
Hätzc, sowie eine Wochentags - Synagoge enthalten soll.
Sonst ist das Programm das bei derartigen Wettbewerben
übliche Der äußerst glücklich gewählte Bauplatz ist von
allen Seiten durch StraÜenzüge begrenzt Zum Wettbe-
werb wurden die Hrn. C reiner & Wulf fenstein, Honiger
Ar Sedclmcyer in Berlin, Brt. Prof. L. Lew in Karls-
ruhe, kgl. Oberlehrer Grotte und Arch. Hoffniann in
Posen, sowie Arch. K er wie n in Potsdam und Frieden-
thal in Berlin eingeladen. Als Preisrichter wurden u, a.
berufen die Hrn. Geh Re« -Räte Ende und Otzen, ferner
der Prof der Tcehn Hochschule Karl König in Wien,
sowie Stadthrt Grüder in Posen. —
Wettbewerb Stadthaus Bremen. AI* Verfasser bekennen
sich: für den Entwurf „Galopp" Hr. Prof. Hugo Behr in
Görlitz; für „Immer fest und grad aus!" die Ilm. Paul
Burghardt und Alfr. Mcunier in Leipzig; „2 Kabcn im
toten Felde" llr. Keg.-Bmstr. W. Waener unter Mitarbeit
von Arch. C Dinkler, beide in Naumburg a S.; fnr
.Bremisch" Hr. Arth. Heinrich Milk in Schoneberg bei
Berlin; für den Entwurf „mit dem schwarz und weiß ge-
teilten Kreis- Hr Arch. Arthur Müller in Stuttgart. -
133
Brief- und Fragekasten.
Fragcbeanlwortungen an» dem Leserkreise.
Zu Frage 3 in No i». Petroleum habe ith bei beginnendem
Häuslich warum mit Erfolg verwendet; «urh mit Kochaalt ver-
mischt bat es sich gut bewahrt. Mit Karbolineuro habe auch ich
schon »ehr schlechte Erfahrungen gemacht. Bei Verwendung
feuchten Holze» oder feuchter Ausfüllung ist wohl jede* bekannte
Mittel nichts wert. Daher — Holl und Füllmasse trocken — da»
ist die beste Garantie. —
Eiuilian Herbig, Stadtbrostr. in Gabion* a. N.
•) Anmerkung der Redaktion Pas de/ St;i<|tveewaUung In
Koblenz, vom VetfaH-rtt £c«t,.ei.itet»- l.or» beruht U ider z. T. auf irriger An-
nähme. In Koblenz w ,ir eine <rcsimt-l > rei..iimrpr rix» iy*i .VI fi-a!£C«rut
und <l« 1 Ankauf v..n we.leteri Fntw ilrlm zu jr y*> M vorbehalten fvrrgl
Mite tarrtt S. jol. Auf Vor.tellmir <N t v.mi Vrtbat.de dentsrh. Arrft . u.
hiC.-Vi'tt im , in^i <ri7it ii \Velt*i» w. 1 A jjKfhtwws wurden dann duich die
Sudtverwaltntu; anerkenne ««weitet Weise wertete i**> M. rar VerfOpnu;
trittellt, muhet tle;il freien Ermessen der l'-e.-t ii htCT atierl»««en blieb, ob
sie d.i. til die I'iiki c.-hAt»' In die«e summe tu Acklnlen verwenden
ncti.t, IW['. Jahi , : . igoj s Sie ha»» n testete, [eUll und j Em-
würfe i ;:<k i,iii, c . .ttul .Ii*., ittieaiuen t.itf Oooo M. zur Vcivwinlung ge-
kommen lwi-1. Jal.i^ 1003 -v ayjt —
Inhalt: Die Verliesserunf det Vorflut und die Keimrvinrf der Abwasser
im Emaebetjrehiet iS.-hlnlS». I»as nein- .. !,«.-./.« i.. he »«.ndesbau* in Bens
iKott.eUniijl Zum Wettbewerb Waisenhaus tie<«uL l'ret-Wwerburigrn.
ltriel- und Fni^-i kanten.
Hierzu eine I>oppel- Bildbeilage: Das neue schweizerische
Bundeshaus in Bern.
.'rrl.g der D
veranlwurtl
. r, m. b H . Berlin Kor die Redaktion
■ Itn, Betlm |l:t..k vv:i W.lh. fireve,
No. 31.
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5 DEUTSCHE BAUZEITUNG §
jgXXXVIII. JAHRG. N9. -.22. BERLIN, DEN 16. MARZ 1904
■ - 1
Noidfiaiade am Bundesplstj.
Das neue schweizerische Bundeshaus in Bern. <s,hiun.>
n der Gestaltung des Acußcrcn des Gebäudes
kam in anderer Weise, wie bei seiner Grund-
rißbildung, seine eigentümliche Lage wesent-
lich inbetracht und zwar hauptsachlich seine
Entwicklung nach zwei Fronten: einmal der
Aufbau nach Norden, gegen einen mäßig großen städti-
schen [Matz gerichtet, welcher eine Betrachtung des
Gebäudes nur aus der Nahe zuläßt und von welchem
aus das Gebäude nur für sich allein zur Geltung kommt,
und der Aufbau nach Soden, gegen das offene weite
Land, aus welcher Richtung das Bauwerk nur von
weither betrachtet werden kann und als Mittel- und
beherrschender Teil einer großen, langgestreckten Ge-
häudegruppc inbetracht kommt. Diese beiden un-
gleichen Ümständc mußten zu einer im Stil wohl ver-
wandten, grundsätzlich aber verschiedenen Ausbildung
der beiden Fronten führen. Die Nordfront zeigt die
Kopfabbildung dieser Nummer; die Südfront ist auf
der Beilage in No. 21 dargestellt. Während die nörd-
liche Front mit ihrer Dreiteilung eine feinere Gliede-
rung gestattete, für die eine Achsenweite von 5,5 «
und ein reicheres Grundmotiv für die Fenstcrbildun-
gen gewählt werden konnte, und auch eine Abstufung
in der I lohe der 1 lauptgesimslinien zuließ, mußte da-
gegen an der geschwungenen Südfront eine einheit-
liche Architek'ur mit großen Achsenweiten von 8 m und
mit einfachen, ungeteilten großen Fenstern im Hauptgc-
schoß zur Anwendung kommen An beiden Fassaden
sind Balkone angeordnet; sie dienen an der Nordscitc
zum Austritt bei festlichen Anlässen des politischen
Lebens, an der Südseite zum unbeschränkten Genuß der
herrlichen Alpenwelt, die sich nach Süden dem Be-
schauer darbietet. In künstlerischer Hinsicht krönen
sie an der Nordseitc die 3 Portale und verstärken an
der Südseite in wirkungsvoller Weise das Relief der
Fassade. Die beiden Fcktürme und der Kuppelaufhau
verleihen neben dem starken Unterbau dem Bundes-
haus die Herrschaft über die gesamte Baugruppe.
Erzielung eines einheitlichen Eindruckes aller drei
Gebäude blieb dabei die oberste Forderung. In stilisti-
scher Beziehung wurde ihr genügt durch die Wahl
einer mit modernen Einflüssen versetzten und durch
palladianische Elemente etwas ihrer starren Strenge
beraubten Florentiner Renaissance
Der Sockel des Gebäudes besteht aus Hartstein,
mit welcher Bezeichnung in Bern alle Alpen- und
Jurakalkc im Gegensatz zu den weichen Molasse-Sand-
steinen belegt weiden. Die Steine stammen auf der
«33
Google
Nordscilc aus den Brüchen des schwarzen St. Tiiphon
im Kanton Waadt, auf der Südseite, in den Höfen
und an den Galerien aus dem hellen Sololhurner
Marmor. Für das Quadermauerwerk oberhalb des
Sockels wurde auf der Nordseite der graue Harnisch-
huter Sandstein, in den Höfen und an den Galerien
der gelbere Stockernstein verwendet. An der Süd-
seite ist das untere Geschoß mit den Laubcnbögcn
und den Mezzaninfenstern aus grauem Ostermundiger
Sandstein erstellt, wahrend vom Balkon aufwärts bis
unter den Architrav des Hauptgcsimses wieder der gelbe
Stockernstein verwendet wurde. Diesen Stein zeigt
auch die Kuppel, wahrend Türme und
Hauptgesims grauen Stein besitzen.
Im Inneren, welches mit all dem
stolzen Reichtum durchgeführt ist, der
dem Rcpräsentations - Gebäude eines
blühenden Staatswesens zukommt, ist
die Kuppelhalle, gleichwie sie der
räumliche Mittelpunkt der Anlagt- ist,
auch der künstlerische derselben. Ein
stein aus St. Margarethen und Walzeuhausen. Aus dem
Kolorit der bläulich-grauen Architektur der Halle treten
die Umrahmung und das Postament der den dekorativen
Mittelpunkt der Halle bildenden Rütligruppe durch
hellere Farben hervor. In der architektonischen Um-
rahmung der Gruppe, in den Bodenbelagen vor ihr,
sowie in den die Halle umgürtenden Korridoren sind
eine Reihe schöner einheimischer Marmorarten ver-
wendet, die in allen Farben schillern.
Die nächst bedeutenden Räume~sind die beiden
Sitzungssäle und die Wandelhalle. Der Silzungssaal
des Nationalrates weicht im Grundriß von den bis-
her ausgeführten -Sitzungssälen in ver-
wandten Bauwerken ab. Wahrend
in den Parlamentsbauten von Berlin,
Straüburg, I Iamburg usw. die Abge-
ordneten in rechteckigen, dem Qua-
drate sich nähernden Sälen tagen,
sind in Paris, Rom, Brüssel, Wien und
Budapest wenig Oberhöhte, halbkreis-
förmige Säle, den antiken Theatern
Bild dieses majestätischen Raumes gewähren die bei-
stehenden Durchschnitte sowie das Schaubild nach
der Natur auf der Doppelbeilage zu voriger Nummer.
Die architektonische Gliederung dieses großen Rau-
mes entspricht vollkommen seinem konstruktiven Or-
ganismus; sie geht von den schwereren Formen der
unteren Teile zu den leichteren der oberen über, um
schließlich in die schön geschwungenen Gewölbe aus-
zuklagen. In der Ausstattung braust der architek-
tonische Formenreichtum als volles Orchester dem
Beschauer entgegen. Dieser Eindruck wird durch die
Wahl der Materialien noch gesteigert. Der Sockel
der Eingangshalle besteht aus dem Hartgestein
St. Triphon, die architektonischen Gliederungen sind
aus grau und weiß geädertem gris de Roche, der
bei VilUneuvc gebrochen wird; die Bodenplatten des
Vestibüls bestehen aus Solothurner Marmor. Aus ver-
schiedenartigen Granilcn sind die Treppen erstellt.
Das Geländer der Haupttreppe ist aus Marmor aus
den nicht mehr im Betrieb befindlichen Brüchen von
Merligen am Thunersec gefertigt Der untere Teil des
architektonischen Aufbaues der Kuppelhalle ist aus
blauem Ostermundiger Sandstein, der obere Teil,
einseht des dorischen Triglyphengesimses, von Sand-
el
nachgebildet, geschaffen worden. Der Saal des Berner
Bundeshauses dagegen hat mit der ersteren Saalform
drei Seiten gemein, während die vierte Saalseite ein
Teil der halbkreisförmigen Beratung>säle ist. Die Vor-
teile dieser hier zum ersten Male angewendeten Grund-
form liegen gegenüber dem Rechteck in der günstige-
ren Anschmiegung der kreisförmigen Stuhlreihen an
die Peripherie des Saales, also in einer besseren Aus-
nutzung des Raumes; gegenüber dem Halbkreis in
einer größeren Annäherung der äußersten Sitze rechts
und links, einer größeren Tiefe des -Saales auf Kosten
der Breite, wodurch der Saal für das Präsidium über-
sichtlicher und auch hörsamer wird; vor allem aber
in der leichteren Angliederung dieser Grundform an
die anstoßenden Säle, sodaß man, ohne einen Korridor
überschreiten zu müssen, unmittelbar von den Vor-
sälen und der Wandelhalle in den Sitzungssaal ge-
langen kann, was auf die geschlossene Gestaltung der
ganzen Anlage von großem Einfluß ist. Die Tribünen
für das Publikum ziehen sich an den beiden Kurzseiten
und an der Bogcnwand des Saales hin; über dem Prä-
sidentensitz sind sie unterdrückt (s. S. 101 und 1301.
Sie treten hinter die Saalwände zurück, nur eine Sitz-
reihe springt balkonartig in den Saal vor. Mit dieser
No. 22.
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Anordnung ist der Verlust des freien Ausblickes für
einige Sitze verbunden, ein Nachteil, der aber reich-
lich durch Vorzüge der Hörsamkcit aufgewogen wird.
Der Saal ist durch Oberlicht beleuchtet. Die archi-
tektonische Ausschmückung zeigt vornehmen Reich-
tum. Alpcnmarmorc, Stuck und entsprechende Be-
malung sind die Hauptmittel für die künstlerische Aus-
stattung. An den Hauptsaal stoßen die Nebensäle
mit Türumrahmungen aus grauem, weiUgeflccktcm
Marmor von Vättis, zwischen ihnen Eichentäfelung,
sowie die KJeiderräumc mit Tafelungen aus Eichen-
und Ahornholz. Die 43 «> lange und 6,6 ■ breite ge-
schwungene Wandelhalle mit
gewölbter und mit Stuckorna-
ment geschmückter Decke wird
von Süden durch 5 große Fen-
ster beleuchtet. Die I ürgewandc
sind aus Grindel walder Marmor,
dieDoppclsaulcn mit Postamen-
ten aus Arzomarmor aus dem
Tessin. Die Heizkörper sind mit
( ipolin aus dem Kanton Wallis
umkleidet. DiePilaster bestehen
aus Stuckmarmor, die Wand-
flachen aus Stuccolustro. Die
16 Felder des Gewf>lbcs zeigen
von liarzaghi in Lugano ge-
malte Darstellungen aus dem
weg, die Wände ganz oder zum größeren Teil ihrer
Höhe in Holz ausgeführt, wobei der Stil der alten
Schweizer Täfelungen des XVI. — XVIII. Jahrhunderts
vorbildlich gewesen ist.
Die Sitzungszimmer der Kommissionen, von deren
Ausstattung unsere Abbildg. S. 129 ein Bild gewährt,
sind gleich den Haupträumen mit der Würde und
dem stolzen Bewußtsein der Kraft eines reichen, in
seiner Volkswirtschaft gut begründeten Staatswesens,
wie die Schweiz es ist, bedacht. Eine entsprechend
abgestufte Haltung zeigen die übrigen Räume.
Als Heizung dienen 3 Systeme, eine Niederdruck-
Dampfheizung, vorwiegend für die unteren Räu-
me, eine Niederdruckdampf -Warmwasserhei-
zung für die Bureaus, Kommissions- und Vorsäle,
Schreibsaal undWandelhalle, sowie eine Nieder-
druckdampf-Luftheizung für die groben Säle und
eine Reihe von Nebenräumen zweiten Ranges.
Die Ventilations • Anlage erfordert bei vollem
Betrieb eine stündlicheLuftmenge von 56000 c,,m .
Die Beleuchtung ist elektrisch mitStromenlnahme
aus dem Elektrizitäts-Wcrke der Stadt Bern.
l-ftngtsi'hmlt.
Volksleben der Schweiz. Verwandt in dem Grade der
Ausstattung sind diu Zimmer des Präsidenten und des
Bundesrates.
Die dem Ständerat bestimmten Räume zeigen einen
durchaus verschiedenen Charakter gegenüber den Räu-
men de.s Nationalstes. Anstelle der leichten, hellge-
tönten Stuckdekoration der letzteren ist hier Holz-
täfelung mit vorwiegend dunklen Tönen der Marmore
und Tapeten getreten. Die Decken der fünf an der
Nord-Fassade nebeneinander liegenden Säle sind durch-
Die reinen Baukosten betrugen 5795000 Fr.; hier-
zu treten für innere Ausstattung und Mobiliar 245000
Fr., sodaß sich eine Gesamtsumme von 6040900 Fr.
ergibt. Zu den Arbeiten wurden, soweit es angängig
war, sämtliche Kantone herangezogen, sodaß das Par-
laments -Gebäude in Bern eine reiche, wenn auch nicht
ganz vollständige Ausstellung des sehr entwickelten
schweizerischen Baugewerbes darstellt. —
Vermischtes.
Die Schantungbahn Ist am 23. Februar d. J. In ganzer
Lange dem Betrieb eröffnet worden. Als l'ntcrzcichncter die
Hahn im Januar d. J. von ihrem Anfangspunkte Tsingtau
bis an ihren I lauptpunkt Tsinanfu, der Provinzialliauplstadt
von Schantung, bereiste, war die Strecke bis zum Orte
Tschoutsun, 303 km von Tsingtau, in regelrechtem Be-
trieb; von hier aus verkehrten Bauzüge, welche seitens ein-
zelner Reisender auf ihre eicene < ielahr hin benutzt werden
durften, bis Lunchau, 367 kl " von Tsingtau ab; es verblieb
ein Kest von 30^", auf welchem einige Brucken noch nicht
fertig und dasCleis noch nicht uMitzlich verlegt war. Es fehlte
damals nämlich noch an Obcrbaumaterial. namentlich aber
an KU-incisenzeug, da solches wahrend des Baues in un-
erhört grüßen Mengen seitens der Chinesen gestohlen
worden war.. Kür nicht weniger als 30 fehlte das Klein-
eisenzeug und mufite nochmals aus IK-ulschland hesehafft
16. März 1904.
135
werden. Der Beirieb auf der fertigen Strecke vollzieht
sich in musterhafter Weise, trotzdem das Zugpersonal aus-
schließlich aus Chinesen besteht; die Stationsvorsteher
sind nur auf den sieben größeren Stationen Europäer,
selbstverständlich Deutsche: die Streckenaufsicht erfolgt in , ler sirenbrunneng«« aufgestellt" we..l
in der Weise, daß etwa alle 30*10 C in deutscher Bahn- ,iurch die Vindobona gekiont und mit a !
meister seinen Wohnsitz hat, dem etwa 10 Kolonnen chi- von welchen da» eine das B.ldnii Lueger's,
nesuscher Stopfarbeiter zu je 7 Mann (1 Vorarbeiter und
6 Tagelöhner) unterstehen. Es sind damit gute Erfahrungen
gemacht worden; das Gleis liegt durchweg ausgezeichnet
und ermöglicht einen überraschend ruhigen Gang der
Fahrzeuge. Betriebsunfälle größeren l Anfanges 4ind bis-
her nicht vorgekommen; dagegen hat sich infolge von
Ucberschwemmungen der l'mbau mehrerer Teilstrecken
und Brücken als notwendig herausgestellt, was z. Zt. noch
imgange ist, so daß an mehreren Stellen noch Umfahrungen
der eigentlichen Strecke nötig sind, ohne daß jedoch
der regelrechte Betrieb darunter gelitten hat. Zur Heizung
der Maschinen wird ausschließlich die Schantungkohle
benutzt, welche bei Jangtse durch die Schantung- Berg-
bau-Gesellschaft, 170»«» von Tsingtau ab, gefördert wird.
Diese Kohle entsprach anfangs nicht ganz den Erforder-
nissen einer guten Maschinenkohle und es mangelte deshalb
auch nicht an gelegentlichen Zugverspätungen. In letzter
Zeit jedoch, seit das Sortierwerk des Kohlenbergwerkes
sich im Betriebe befindet, hat die Qualität der Kohle ge-
wonnen; Betriebsstörungen sind nicht wieder eingetreten.
Die Linienführung der Bahn ist recht geschickt dem Ge-
lände angepaßt; der Unterbau, das Gleis und die Hoch-
bauten sind durchaus solide ausgeführt; als Baustein wurde
fast ausschließlich Kalkstein verwendet, der zumeist dicht
bei der Bahn gebrochen worden ist. Da» Schienenprofil
(12,3"" hoch, 30 *k Gewicht! erscheint etwas sparsam aus-
gewählt zu sein. Auffallend ist die große Zahl eiserner
Brücken, nämlich 7246 ■" gesamte Spannweite bei .|oa>""
Betriebslänge. Diese Brücken sind ausschließlich in Eisen
konstruiert. Bauten, die vom baulechnisclien Gesichts-
punkte aus besonders bemerkenswert wären, finden sich
nicht vor, dagegen verdient es alle Anerkennung, daß der
Bau so weit ab von der Heimat, im fremden z T. feind-
seligen Lande, rascher als vorgesehen war und zu den ver-
anschlagten Kosten (54 Mill. M ) ausgeführt worden ist. —
Shanghai, im Febr. 1934. Franz Woas.
Die Architektur auf der GroDen Beritner Kunstaus-
stellung 1904 wird auch in diesem Jahre wieder von einem
Ausschuß der „Vereinigung Berliner Architekten* ange-
ordnet, dem die Hrn. Balckc, Bangert, Reinhardt,
Schmitz und Werle angehören Der für dieses Jahr zur
Verfügung stehende Raum ist bedeutend größer, als in ver-
gangenen Jahren; er erhält durch Hrn. Arch. Schweitzer
die künstlerische Gestallung. Das kgl. preuß. Ministerium
der ftffentl. Arbeiten wird mit einer in sich geschlossenen
Ausstellung von Arbeiten der Staats-Bauverwaltung vertre-
ten sein. An die Architektur-Abteilung schließt sich auch
dieses Jahr wieder eine Gruppe künstlerisch durchgebilde-
ter Innenräumc. Hier werden voraussichtlich die Namen
■Salzmann, Ortlieb, A It he r r, Grenandc r, Schmarje,
Honold, Hiddi ng, Siedle, Goerke, Sc haudt usw. ver-
treten sein. Man darf bei der umsichtigen Arbeit, die unter
der Leitung des Hrn. Bangert vor sich geht, die Hoffnung
hegen, daß auch die diesjährige Architektur-Abteilung ein
anziehender Teil der Berliner Kunstausstellung wird. —
Preisbewerbungen.
Wettbewerb Schulgebäude Husum. Die Frist zur Ein-
lieferung der Entwürfe ist bis zum 15. April verlängert.
Mit Bezug auf den Schlußsatz unserer auf diesen \\ ett-
bewerb bez. Notiz in No. 19 erhalten wir die Mitteilung,
daß Husum wohl einen Stadtbaumeister besitzt, daß er
aber wahrscheinlich diese Art des Preisausschreibens
nicht befürwortet haben würde, wenn er Gelegenheit ge-
habt hätte, sich zu der Angelegenheit überhaupt zu äußern.
Das seheint nicht der Fall gewesen zu sein, es macht viel-
mehr den Eindruck, als ob, was hier und da in kleineren und
mittleren Städten wiederzukehren pflegt, eine I,aien-Kom-
mission unter l'ebergehung des Stadtbaumeisters als des
berufenen Beraters für städtische Bauangelegenheiten die
Angelegenheit in dieser nicht dem Herkommen im deut-
schen Wettbewerbswesen entsprechenden Weise behandelt
habe. Im übrigen scheint die Aufgabe in keiner Weise
eine solche zu sein, daß der Anruf eines größeren Kreises
vnn Fachgenossen geboten gewesen wäre. —
Chronik.
Ein Kaiserin - Friedrich - Haus für das ärztliche Fort-
bltdungswesen erlaubt nach dem Entwürfe de« Hrn <ieh. Ob-
Die Erweiterung der Hafenanlagen in Düsseldorf ist in
Aussicht genommen. Die 1910 zu vollendenden Arbeiten wOiden
einen Kostenaufwand von 6,5 MiH M. beanspruchen —
Ein Luegrr - Monumental • Brunnen in Wien soll sui
»4 Okt d J »ur Feier des 60 Geburtstage* de» Bürgermeisters Lucger
-den. Der Brunnen wird
Medaillons geschmückt,
das andere die 7 Zieh-
brunnen darstellt, nach welchen die Gasse benannt ist. —
Die Erbauung eine* Arbeiterhotels fdr 5— 600 Personen
in Wien ist durrh die Kaiser Franz- Jo»el»-JubilAums»tiflung be-
absichtigt. Die Plane «ollen auf dem Wege de» Wettbewerbes
beschafft werden. —
Eine evangelische Kirche In Grünau bei Berlin gelangt
nach dem Kntwurfc v. Tiedeinann'« in Potsdam im Stile der
märkischen Backsteingotik zur Errichtung. Die Augustinuskirrhe
wird 600 Platze fa*»cn, toRoco M kosten und 1005 vollendet »ein —
Ein neuer Justlipalast in Czernowltz gelangt mit einem
Kustenaulwande von 10 Mill. Kr. (ohne Platz, welcher von der
Gemeinde geschenkt wurde) zur Ausführung und soll bereits im
Fiuhjahr d. J. begonnen werden. —
Ein neues Theater In Kissingen gelangt nach dem Ent-
würfe von Heitmann * l.ittmann in München zur Errichtung
und wird am 1. Juni 1005 eröffnet werden. —
Personal-Nachrichten.
Württemberg. Verliehen i»l: Dem Hofbaudir. v Bern er
uilgart da« Kommandeurkreuz II. Kl des Friedrichsordens. —
Dem Ob.-Brt Prof. Autcnrieth an der Techn Hochschule 1
dem Ob. -Kit Frhrn v Seeger im Kriegsmini»!, das Ehrenkreuz
des Otdens der Württemberg Kione; dem Straßenbauinsp. Brt.
Erhard! in lleilhronn das Ritlerkreuz de«selben Ofdens — Den
Brtn. L a i s t n e r bei der Gen. -Dir. der Staalscisenb , B e h n c k c
bei der Reg. de» Jagstkreisrs, Berner, Gewerbeinip. in Stuttgart,
Landauer, Bez.-Uauinsp in Esslingen, dem Eisenb -Baiiinsp Dulk
in Ravensburg und dem Int.- u. Brt. Marklin bei der Korps-Intend.
das Ritterkreuz L Kl. de* Fricdrichsniden«, dem Stadtbmstr. Irion
in Stuttgart das Kitterkreuz II Kl. des»elben Otdens — Den Ober-
amlsbmstrn. Gutekunst in Reutlingen und Schirmer in Ravens-
burg, dem Stadibmslr. Haug in Rottweil dtc Verdienstmedaille
des Kronenordens.
Tit. und Rang ist verliehen: Dem Baudir. v. Euting Vorst,
der Minist -Abt. für den Straßen- und Was»crbau derj eines Pitsid.
mit dem Range auf der IV. Stufe der Rangordnung. — Dem Brt.
Zügel bei der Gen.Dir, dem Dir. Walter an der Baugewerk-
mle, den Brtn. Raible bei der Forsldir. und Gscll u.Beyer
bei der Domänendir. derj. eines Ob -Brts, — Dem Enenb -ßauinsp.
Ackermann in Mahlacker, dem F.iSciib Masch. -tnsp. Strasser in
Eßlingen, dem l'rof Gunrenhauscr an der Kaugcwetkschule,
dem Ucz -Hai.insp. Barciü in Ludwig«bnrg. den Garn - Bauinsp
Ho Ich in l.udwigsburg und Glockei in Ulm derj eine« Brt».
— Den Abt.-Ing. Mesmer und Vetter bei der Gen. -liir. der]
eines Eisenb -Bauinsp — Dem Masch -Ing. Ackermann beider
Gen -Dir, dcij. eines Eisenb -Masch -Intp —
Brief- und Fragekasten.
Hrn. Arch. Z. In Berlin. In Ergänzung unserer Mitteilung
Ober Firmen, die sich mit dem Heben und Verschieben von
Baulichkeiten bi fassen, nennrn wir Ihnen noch das Baugcsch*ft
Willy Sassenbausen in Remscheid, das auf diesem Gebiete nach
seiner Angabe giößore Eifabiung besitzt —
Fragebeantwortungen aus dem Leserkreise.
Zur Anfrage a in So la teile ich mit, dafl ich seit vielen
Jahren Steinkohlenschlacke al» Follmaterial zwischen Holz-
balken benutze. Diese ist nur dann gut, wenn sie vollkommen
rein von anderen Bestandteilen und ganz trocken ist Feucht oder
gemischt mit Kehricht oder Abfa.IUtn.lcn, wie e» Wider oft vor-
kommt, ist sie eines der schlechtesten Materialien für diesen Zweck.
Vorzüglich bewahrt hat sich mir reiner trockener Kicsschutl, wie
er bei uns massenhaft vorhanden ist. Allerdings ist er bedeutend
schwerer, doch wo die Mehrbelastung keine Rolle »pielt, ziehe ich
ihn stets der Kohlenschlarkc vor Ich habe in »ehr alten Häusern, in
welchen der Fußboden infolge der Abnutzung entfernt und erneuert
werden mußte. Öfter» schwarze Humuserde unter dem Fußboden
gefunden, in ebenerdigen Häusern ohne Unterkellerung, and der
Holzfußboden, der vielleicht 10 oder noch mehr Jahre lag, war noch
ganz gesund Allerdings war diese Humuserde vollkommen trocken.—
Emilian Herbig, Stadtbm»tr. in Gablonz a. N.
Steinkohlenschlacke ist porös und zieht deshalb aus den
ern eines neue« Hauses Feuchtigkeit an; hierdurch und durch
ihren Gehalt an Alkalien begünstigt sie das Wuchern von Haus-
schwamm. Ich habe selbst Hiuissi hwarom an den eichenen Unter-
lagen! eine« schnell grhauten Hauses gefunden, welche auf dem
Kellergew rtlbc und in Steinkohlen»« hlackc eingebettet waren Der
Schwamm war alleiding» vertrocknet, al» die Untersuchung (mehrere
Jahic nac h der Et bauung des Hauses) bei Gelegenheit de* Durch-
bruches eines neuen Kellerfcnstcri Mjrgcnommcii wuide, dmn das
F.ichrnhnlz war widerstandsfähig gewesen und die Mauern und
Gewölbe waren inzwischen ausgetrocknet- —
G. Jungfer in Hirschberg.
Steinkohlenschlacke ti erzeugen infolge ihrer I.uftzwischcn-
sehr leicht die sogen Trockenfäule de« Holze». —
Otto Wanckcl, Geh. Ob Bit. a. D in ~
Hofbrt. Ihne am Luisenplatz in Berlin zur Ausführung. Der Voll-
endung wird ftlr das Frühjahr 1906 entgegen ge.ehen. -
Inhalt: Um neue schweizerische Humlcihaus in Hern (Schluß). -
Vermiwhir-s. — f'rrisbmctbunrrn- — Chronik. — Personal-Nachrichten. —
Brief* und Krarekasten.
Verlag der Isr-utselnu Bauzrliunr, G. n. b H„ Berlin. For die Redaktion
V Albert llofmson.TterUn. Druck »on ~ '
■3°
Gravi, BtrUn.
No. 22.
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ERLINER NEUBAUTEN * *
NO Iii DAS NEUE HERREN-
HAUS DES PREUSSISCHEN
LANDTAGES * * * * *
ARCHITEKT: GEH. BAURAT
FRIEDRICH SCHULZE IN
Bi BERLIN * SITZUNGSSAAL *
SCHE BAUZEITUNG Bfl
JAHRGANG 1901 * * N<> 23 *
Google
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N2. 23. BERLIN, DEN ig. MÄRZ 1904
Berliner Neubauten.
Nn. 111 Das neue Herrenhaus des preußischen Landtages
Architekt: Geh. Bit. Friedrich Schulze in Berlin.
I Fortsetzung und Schill!) au* Xo. 7 und Sa. 9) Hierzu eiac BiidbeiUre and dir Abbilduagra auf Seitr 130, 140 und 141.)
ie äußere Gesamterscheinung des Gebäudes
und seine Stilfassung waren in Ueberein-
Stimmung zu bringen mit der Kunsriurm
des bereits erstandenen Abgeordnetenhauses
an der Prinz Albrecht • Straße. Die freie
Auffassung der nachschinkrlschf n Schule, da* Ver-
setzen der hellenistischen Elemente mit solchen der
italienischen Hochrenaissance waren auch für das
neue Herrenhaus gegebene Umstände. In noch höhe-
rem Maße wie beim Abgcordnetcnhausc entstand hier
die Schwierigkeit, die monumentale Bedeutung des
Gebäudes mehr zum Ausdruck zu bringen, als den
Charakter des parlamentarischen Geschäftshauses. Das
wurde in großen Zogen erreicht durch die Zusammen-
fassung je zweier Geschosse und durch die Hcraus-
zielumg des Mittelbaues. Sockel- und hohes Erdge-
schoß wurden zu einem kraftvollen Rustikageschoß
zusammengefaßt, erstes und zweites Obcrceschoß zu
einer korinthischen Pilasterarchitektur. Der Mittel-
bau wurde in Form eines sechssäuligen Vorbaues mit
Giebelfeld und dahinter liegender Attika vorgezogen
und dem Ganzen dadurch der künstlerische Mittel-
punkt gegeben. Das Beibehalten der in gleicher Höhe
verlaufenden Horizontalen trägt viel dazu bei, dem
Gebäude die würdige Ruhe und die stolze Monumen-
talität zu bewahren. Eine mit Einzelfigurcn geschmückte
Balustrade krönt die FlQgelbauten und die verbinden-
den Teile und steigert sich in der Hauptachse zu der
bereits berührten höher geführten und mit Figuren-
gruppen bereicherten Balustrade. Die Ocffnungcn sind
in den beiden unteren Geschossen geradlinig, im I laupt-
geschoß bogenförmig, im obersten Geschoß bei kleinerer
Teilung wieder geradlinig überdeckt. Ein reich ge-
schmücktes Gitter zwischen schön entworfenen Stein-
pfeilern schließt den Ehrenhof gegen die Straße ab. Eine
Balustradenarchitcktur bcrcicheit die Auffahrtsrampe.
Das Material des Sockels ist bayerischer Granit;
das des Sockel- und des hohen Erdgeschosses Wün-
schelburger Sandstein. Für die Pilastcr und Säulen
wurde Kudowacr Sandstein, für die Flächen, das
Hauptgesims und die Attika Alt-Warthauer Stein ge-
wählt. Bildnerischer Schmuck ist mit Zurückhaltung
verwendet; ein Wappenfries zieht über den Bogen-
fenstern des I lauptgc»chosscs den ganzen Bau entlang
und enthalt die Wappen der Landesteile der preußi-
schen Herrschaft Das Tympanon des Mittelbaues
zeigt nach Modellen von Otto Lessing die Borussia
mit den allegorischen Figuren der verschiedenen Zweige
der Staatsverwaltung. Die dreifigurigen Eckgruppen
der Attika von dem gleichen Künstler zeigen Nuhi stand
und Wchrstand, die Einzclligurcn der Balustraden Dar-
stellungen aus Kunst, Wissenschaft und Volkswirtschaft.
Die beiden Einfahrten der Flügelbauten und die
I lauptcingangshalle sind durchweg mit Kottaer Sand-
stein bekleidet; die Architektur dieser Räume ist
S. 53 in No. 9 und S. 140 dargestellt. Auf dem ersten
Treppenpodest der Eingangshalle stehen in Nischen
der Rückwand die beiden Bronzefiguren: Königstieue
und Vaterlandsliebe von Starck.
Mit besonderer Sorgfalt ist die Wandelhalle ge-
schmückt (S. 53); sie liegt hinter der Haupttreppe und
öffnet sich gegen dieselbe. Drei Kuppelgewölbe über-
spannen und teilen den Raum und gewähren ihm durch
Zenithöffnungcn eine Obcrlichtbeleuchtung. Die Klini-
schen sind besonders ausgezeichnet durch eine jonische
Säulenstellung mit Figuren der Gerechtigkeit und Weis-
heit von Prof. Widcmann, und der Wahrheit und
Mäßigung von Reichel (S. 140). Die von Widemann
modellierten schönen Friesfüllungen, die sich unter
dem Kämpfergesims hinziehen und von welchen wir
in der Kopfleiste sowie S. 141 Beispiele geben, ver-
körpern gleich den Deckengemälden von Hans K ober-
stem Nähr-, Wehr- und Lcbrstand. Die Wandflächen
bestehen aus Stuckmarmor.
Den großen Sitzungssaal zeigt unsere heutige
Beilage: er schließt sich in Auffassung und Ausstattung
dem gleichen Saale des Abgeordnetenhauses an. Er
enthält 266 Plätze; seine Abmessungen sind der Hör-
samkeit wegen auf da* äußerste Maß beschränkt und
namentlich sind die Tribünen nicht frei in den Saal hin-
etngebaut, sondern hinter die Saalwände gelegt. Die
Biüstung der Tribünen springt balkonartig etwa ia"
in den Saal vor. Der Saal ist durchaus mit Eichen-
holz für die Wände und mit Kienholz für die Decke
»37
Go<
getäfelt, soweit die Deckenfläehe nicht durch das
Oberlicht beansprucht wurde. Ueber dem Präsidenten-
sitz sind die Tribünen (ortgefallen ; die hier gewonnenen
Wandflachen werden mit Gemälden geschmückt. Der
Fußboden des Saales besteht aus Drahtgipsputz und
ist mit weichem Teppich belegt. Die Oelfnungen für
die Heizung liegen unter den einzelnen Sitzen. Eine
behagliche und würdevolle Ausstattung haben auch
Lesesaal und Erfrischungsraum, (S. 141) erhalten. Das
Bild, welches namentlich der letztere in Nalur gewahrt,
ist ein ungleich günstigeres, als unsere Abbildung ver-
muten Klüt, Dem Räume kommt sehr die schiffartige
Teilung zustatten Seinen Hauptschmuck bilden die
Eichenholzvertäfelung der Wände und der oberhalb
derselben hinziehende Fries aus getriebenem und be-
maltem und vergoldetem Leder. Entsprechend der
Bedeutung des Hauses sind auch die Ministerräume,
die Präsidenten/immer, sowie die Beratungssäle und
Fraktionszimmer ausgestattet. Sie gehen aber über
die Haltung eines vornehmen parlamentarischen Ge-
schäftshauses nicht hinaus.
Ein etwas lebhafterer Akkord ist in den beiden
Präsidenten -Wohnungen angeschlagen, obwohl auch
hier der Grad der Ausstattung keineswegs zur Pracht
neigt, wenn er auch der gesellschaftlichen Stellung
zu entsprechen sucht, welche die Präsidenten im
Öffentlichen Leben Berlins einnehmen. An der Vorder-
front des Mittelbaues liegen die beiden Festsäle der
Präsidenten-Wohnungen sowie ein gemeinsam zu be-
nutzender Festsaal. Letzteren überspannt ein aus
Drahtputz hergestelltes Tonnengewölbe mit Stuck-
ornameuten. Die Wände sind durch Pilaster geglie-
dert, die Flächen bestehen aus Stuckmarmor. Die
beiden Festsäle der Wohnungen sind mit gerader
kasseuiertcr Decke überdeckt. Die Wände sind durch
korinthische Pilaster gegliedert. Die beiden Säle sind
sich ähnlich ; ihre farbige Haltung ist die einer lichten
Farbengebung bei ins Empire .spielenden Formen. Der
Empirecharakter kehrt auch bei den Damenzimmern
der beiden Wohnungen wieder, während die Speise-
säle wieder deutschen Charakter zeigen. Sie sind in
Wänden und Decken in Holzarchitektur durchgeführt.
Unterhalb der Decke ziehen farbige Friese in Oel
durch Max Koch, sowie in Gobelin durch W. Ziesch
& Komp. hin.
Die Heizung ist im allgemeinen eine Warmwasser-
heizung, zu der in den besuchten Räumen eine Luft-
heizungtritt. DcrgroüeSitzungssaalhatnurLuftheizung.
Die Baukosten des Herrenhauses nebst den beiden
Präsidenten - Wohngebäuden betragen 4266000 M
Hierzu treten für innere Einrichtung und für Neben-
anlagen weitere 1 787 000 M., sodaß sich eine Gesamt-
summe von 6053000 M. ergibt. Der Aufwand für
die gesamte Gruppe der Gebäude des preußischen
Landtages beträgt rd. 13 Mill. M.
Dem leitenden Architekten standen als selbst-
ständigere Mitarbeiter sowohl bei den Entwurfsarbeiten
wie bei der Ausführung zur Seite die Hrn. kgl. Brt.
W. Körber und Landbauinsp Alb. Fischer. Während
der Ausführung waren beim Bau weiterhin beschäftigt
die Hrn. Döpner, Fiebelkorn, Geisler, Krause,
Oehlmann, Schade und Schlüter.
Ueber die Plane für Stadt- und Vorortbahnen in Hamburg.
| ie Leser der .Deutschen Bauztg." sind bereit* durch
den ausführlichen Aufsatz im Jahrgang 1003, S. 379 ff.
über diese Pläne unterrichtet. Es standen sich hier
gegenüber Her vom Senat empfohlene -St and bahn - (Hoch-
und Untergrundhahn- 1 Entwurf und der auf Veranlassung
des Ausschusses der Bürgerschaft vonderKontinentalenGes.
für rlcktr. Unternehmungen eingereichte Schwebebahn-
Entwurf. Am 30. Jan. 1904 wurde eine vorläufige Ent-
scheidung dadurch getroffen, dat) im Plenum der Bürger-
schaft nach langen erregten Beratungen der Antrag der
Mehrheit des Ausschusses auf BcrucksicntigungdcrSchwebe-
bahn abgelehnt wurde. Ueber die Entwicklung der An-
gelegenheit bis zu diesem Beschlüsse soll im folgenden
berichtet werden.
I )ic Vorschläge, die der zur Beratung der Vorortbahn-
Vorlage von der Bürgerschaft eingesetzte Ausschuß oder
vielmehr dessen aus 9 Mitgliedern gebildete Mehrheit ge-
macht hatte, sind auf S. 379 v. Jahrg. wiedergegeben wor-
den. Ergänzend sei bemerkt, daß danrben die aus 6
Mitgliedern bestehende Minderheit des Ausschusses, von
dem ihr zustehenden Rechte eigener Berichterstattung
Gebrauch machend, ihrerseits beantragt hatte, den Ent-
wurf einer Schwebebahn als für Hamburg ungeeignet
und die mit der Erbauung einer Stadt- und Vorortbahn
zu verfolgenden Zwecke nicht erfüllend außer Betracht
zu lassen. Begründet wurde dieser Beschluß unter an-
derem durch einen Hinweis darauf, daß die gesamte bis-
herige Stadterweiterungs- und Verkehrspol ilik des Senates,
der sich dabei dauernd der Zustimmung der Bürgerschaft
zu erfreuen gehabt habe, von der Erbauung einer Vorort-
Ringbahn aut eigenem Bahnkörper ausgegangen sei, so-
wie daß der vorliegende Entwurf einer Schwebebahn eine
finanzielle Unterstützung des Staates nicht verdiene, da
er keine neuen Verkehrsgebiete erschließe, sondern sich
darauf beschränke, der Straßenbahn-Gesellschaft auf ihren
llauptlinicn Konkurrenz zu machen. (Dies bezieht sich
hauptsachlich auf den Wegfall des Ringstückes zwischen
Bermbeck und Eppendorf, durch welches das dort be-
legene, für Arbeiterwohnuiigen in erster Linie bestimmte
Gelände aufgeschlossen und mit den St Pauli-Landungs-
Brücken in bequeme Verbindung gebracht werden sollte,
und den Wegfall der Linie nach Ohlsdorf)
Von Bedeutung für die Entwicklung der Angelegen-
heit waren die Ausführungen d"s Ilm Ing (Heim über
die Schwebebahn - Entwürfe im Areh - und Ing -Verein,
die auf S. 526 v Jahrg. im Auszuge mitgeteilt sind, und
die sich dahin zusammenfassen lassen, daß einmal die
Schwebebahn gegenüber der Standbahn für den besonde-
ren Zweck als Stadtbahn durchaus minderwertig sei und
daß ferner das Hamburger Projekt im einzelnen erheb-
liche Mangel zeige Hieran knüpft sich, gewissermaßen
■J8
als eine Erwiderung auf die Ausfuhrungen des Hrn. Gleim,
ein Gutachten dreier Professoren der Techn. Hochschule
zu Hannover, der Hrn. Barkhausen, Dolezalck und
Hotopp, das auf Veranlassung der Schwebebahn-Gesell-
schaft entstanden ist, Dieses Gutachten kommt aufgrund
allgemeiner Erwägungen zu dem Schluß, daß das Sv* tein
der Schwebebahn für die Anlage einer städtischen ScWff-
bahn ganz hervorragend geeignet und der Stamlbahn
durchaus vorzuziehen sei, und daß das Hamburger Projekt
im besonderen zweckmäßig und richtig entworfen sei; daß
daher nur empfohlen werden könne, von der Anlage einer
Hoch- und Untergrundbahn abzusehen und eine Schwebe-
bahn zur Ausführung zu bringen.
Unmittelbar vor Beginn der Beratungen im Plenum
der Bürgerschaft nahm der Senat zu der Frage insofern
Stellung, als er der Bürgerschaft ein Gutachten der Staats-
techniker Ob.-Ing. Vermehren und Bauinsp. Schnauder
überreichte und dazu bemerkte: „Der Senat stimmt mit
dem Gutachten darin übercin, daß auf das Projekt der
Kontinentalen Ges. fux clektr, Unternehmungen in Nürn-
berg aus den verschiedensten Gründen nicht eingegangen
werden kann, und daß es geboten ist, für die zu erbauen-
den Stadt- und Vorortbahnen an dem System der Hoch-
und Untergrundbahn festzuhalten".
Das Gutachten der Hamburger . Staatstechniker zerfallt
in a Teile Im ersten Teil wird der Entwurf der Kon-
tinentalen Ges besprochen, während auf das System der
Schwebebahn an sich nur wenig eingegangen ist.
Das Gutachten weist darauf hin, daß durch die ge-
planten Schwcbebahnlinien eine erhebliche Abkürzung
der Reifezeit zwischen dem berührten Wohngebiet und
den Arbeitsstellen in der Innenstadt nicht erzielt werde.
Neue Wohngebiete würden durch die Schwebebahn nicht
erschlossen. Die Führung der Schwebebahn durch viele
enge Wohnstraßen sei ein großer Nachteil, die Benutzung
der Fleete und Kanäle müsse als ausgeschlossen bezeichnet
werden. Die geplante Anordnung der Hauptstalionen
Deichtor, Landungsbrücken und Schlankrevc sei mit Rück-
sicht auf die örtlichen Verhältnisse unaiisluhrhar. da der-
artige Gclämleflächen, wie sie insbesondere durch die
Anlage der Wendeschleifen notwendig würden, dort nicht
zugebote ständen I >ie I lohenunterschiede zwischen Straßen-
damm und Bahnsteig seien bei dem Schwebebahn-Entwurf
im Durchschnitt wesentlich großer als bei dem Standbahn-
Projekt ) Die Linienführung der Schwebebahn sei un-
gflnstiger; durch die Schiebeweichen werde die Zugfolge
auf der Schwebebahn beeinträchtigt, so daß ihre Leistungs-
fähigkeit gegen die Standbahn zurückbleibe
•I AniBnknnK et»« \
iluuh dir AlHMtlmi-'it; dirn
■liatter*. Wranlatlt i«1 dirsr r.. T.
Ls*U»!»U l^r t.rl .Irr Sil»! l'lhn.
No. 33.
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19. März 1904.
Den ZVreitCD Teil de* Gutachten* der Staatsleclinikei'
bildet eine Erwiderung auf das Gutachten der Hannover-
schen Professoren. Hierzu wird bemerkt, daß die betr.
Herren von dem ausführlichen Entwurf des .Standhahn-
Projektes keine Kenntnis gehabt und die örtliche Besichti-
gung ohne Wissen und Beteiligung der Hamburger Be-
hörden vorgenommen hätten, eine hinreichende Kenntnis
der örtlichen Verhältnisse und VerkchrsbedürfnLsse daher
nicht hätten erlangen können. Im einzelnen wird aus-
geführt, daß die allgemeinen Gründe, die gegen den Bau
einer Standbahu geltend gemacht würden, auf das Stand-
bahnprojckl von 1901 größtenteils nicht zuträfen; daß im
übrigen die Führung einer städtischen Hochbahn in den
-Straßen nicht grundsätzlich bevorzugt, sondern nur da zu-
gelassen werden sollte, wo eine andere Lösung unmöglich
sei. Das Längenproftl des Schwebebahn- Entwurfes sei
wesentlich ungünstiger, als das des I loch- und L'ntcrgrund-
bahn -Entwurfes. Die Summe der Steigungen betrage z. B
auf der Strecke Wintcrhude-Barmbccfc bei der Schwebe-
bahn 6o"", bei der Standbahn nur 33 Hieraus folgten
wesentlich höhere Betriebskosten der Schwebebahn. Was
die Erweiterungsplänc beträfe, so könne man die Ver-
kehrsentwicklung auf lange Zeit nicht vorhersehen, deshalb
sei es unmöglich, jetzt alle künftigen Linien festzulegen.
Auf dieses Gutachten folgen wenige Tage spater Er-
widerungen sowohl seitens des Hrn. Ob.-lng. Petersen,
wie auch von seiten der Hannoverschen Professoren..
Hr. Petersen bemängelt u. a, daß auf die Frage der
Notwendigkeit einer zweiten Stammlinie durch die innere
Stadt nicht ernstlich eingegangen werde Für die Wahl
des Bahnsysieme* seien die Schwierigkeiten der Durch-
führung durch die innere Stadt von ausschlaggebender
Bedeutung und nicht die Verhältnisse in den zum größten
Teil noch unbebauten Vororten. Eine zweite Stammlinie
sei Voraussetzung für die richtige Gestaltung der künftigen
Erweiterungen des Bahnnetzes; sie sei als Schwebebahn
bei der gegenwärtigen Bebauung möglich, als Standbahn
technisch und finanziell nahezu unmöglich.
Hr. Petersen erhebt ferner den Vorwurf, daß das
Gutachten der Hrn. Staatstechniker an wesentlichen Punkten
unrichtige Zahlenangaben enthalte, welche geeignet seien,
ein falsches Bild von den wirklichen Verhältnissen zu geben.
Die Hrn. Barkhausen, Dolczalek und Hotopp
sagen, daß sie in den Darlegungen der Hrn. Vermehren
und Schnauder das Eingehen auf die wesentlichen Grund-
gedanken ihres Gutachtens vermissen; die von ihnen nach-
gewiesenen Vorzüge der Schwebebahn vor der Standbahn
Hl baulicher, Verkehrs- und betriebstechnischer Beziehung
seien nicht besprochen, sondern überall verhältnismäßig
unwichtige Einzelheiten herausgegriffen. Auf die Weiter-
entwicklung der Angelegenheit haben diese beiden Erwide-
rungen einen Einfluß nicht mehr ausgeübt.
Das Vorgehen des Senates erregte lebhaftes Aufsehen.
Die Mehrheit des Bürgerschafts- Ausschusses nahm dazu
insofern Stellung, als sie ihren Antrag, dem Senat zu
überlassen, ob er eine Standbahn oder Schwebebahn vor-
legen wolle, nunmehr abänderte und dafür beantragte:
„Die Bürgerschaft behält sich die Entscheidung über das
System der Bahn vor, bis ihr vom Senat bindende Kosten-
anschläge vorgelegt sind für das Standbahn- wie für das
Schwebebahn-Svstem, berechnet für eine gleichwertige
Linienführung des nächsten Ausbaues. Dabei ist zu be-
rücksichtigen, daß voraussichtlich in absehbarer Zeit die
Durchführung einer zweiten Stammlinie durch die innere
Stadt notwendig werden wird. Für beide Systeme sind
daher für diesen Fall Vorschläge mit Schätzung der durch
deren Ausführung entstehenden Kosten herbeizuführen."
Im Verlauf der Verhandlungen in den folgenden drei
Sitzungen der Bürgerschaft, in denen Hr. Bürgerm»tr.
Dr. Mönckeberg als Senatskommissar den Standpunkt
des Senates lebhaft verteidigte, zeigte sich, daß eine Mehr-
heit für das Schwebebahn-System nicht zu erlangen war;
inwieweit die Meinung von ursprünglich Schwebebahn*
freundlich gesinnten Mitgliedern der Bürgerschaft durch
die entschiedene Stellungnahme des Senates beeintlußt
war, entzieht sirh der Beurteilung des den Verhandlungen
ferner Stehenden. Tatsächlich wurden, nachdem der An-
trag des Senates auf Gutheiüung der vorgelegten Statut-
bahn-Verträge unter Zustimmung des Scnatskommissars
einstimmig abgelehnt war, in der Sy*temlrage die Anträge
der Mehrheit auf Berücksichtigung" der Schwebebahn (Cr
die neu aufzustellenden Entwarf« mit 00 gegen 41 Stimmen
abgelehnt, die entsprechenden Anträge der Minderheit des
Ausschusses dagegen angenommen.
Die Verfechter des Schwcbcbahnentwurfcs hatten in-
sofern eine gewisse Genugtuung, als unmittelbar nach Ab-
lehnung der Schwebebahn ein Antrag angenommen wurde,
die von den Hannoverschen Gutachtern aufgestellten
Grundsätze für die Linienführung seien zu prüfen und
«39
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geeignetenfalU bei der Ncuaufstcllung tlcs Stadt- und Vor- Gedankens darauf, daß man nach Vorlage de* neu aufzu-
ortbahnprojektes zu berücksichtigen, stellenden Standbahn-Entwurfes aus wirtschaftlichen Kock-
Durch die Beschlasse der Bürgerschaft scheidet die sichten auf eine Schwebebahn zurückkommen würde, ver-
Schwebebahn für die weitere Behandlung der I'länc für wirklichen werden, mag dahingestellt bleiben. Hoffen wir,
eine Hamburger Stadt- und Vorortbahn zunächst vollständig daß die Weiterentwicklung der Angelegenheit nun endlich
aus; ob sich die Hoffnung der Vertreter de» Schwebebahn- in einer etwas rascheren Gangan erfolgt. — Schimpf f.
140 Nn. «3.
Google
Google
Mitteilungen aus Vereinen.
Verein für EUenbahnkundc in Berlin. Ueber die bau-
liche Entwicklung der Berliner Eisenbahnen im
letzten Jahrzehnt sprach Hr. Eisenbahnbauinsp. Kum-
bicr in der letzten, unter Vors. des Min.-Dir. Schroeder
abgehaltenen Sitzung. Nach Abschluß der Verstaatlichung
der Berliner Fernbahnen um die Mitte der 8oer Jahre sei
die Staatseisenbahn- Verwaltung alsbald an den Ausbau
der einzelnen in Berlin einmündenden Linien herange-
treten , an deren Leistungsfähigkeit das schnelle und ge-
waltige Anwachsen des Berliner Vorortverkehres von Jahr
zu Jahr höhere Anforderungen stellte. Bei dem vier-
gleisigcn Ausbau der Vorortstrecken sei im Interesse ein-
heitlicher Betriebsführung der Grundsatz völliger Trennung
des Fern- und Vorortverkehres durchgeführt worden. Auf
der Potsdamer Bahn habe sich das Bedürfnis zum mehr-
gleisigen Ausbau zuerst fühlbar gemacht; die am i, Okt.
1891 eröffnete Wannseebahn sei die erste selbständige Vor-
ortbahn Berlins, in ihren Bau- und Betriebseinrichtungen
sei sie für die späteren Vorortbahnen, vorbildlich gewesen.
Auf der Stctiiner und Nordbahn habe sich der Ausbau zu-
nächst nur bis kurz hinter Bahnhof Gesundbrunnen er-
streckt, auf der Nordbahn werde neuerdings der vier-
glcisigc Ausbau bis Reinickendorf— Rosenthal und auf der
anschließenden Neben bahnst recke nach Kremmen der
zweigleisige Ausbau bis Tegel fortgesetzt, auf der Stettiner
Bahn sei der vierglcisigc Ausbau 'bis Blankenburg in Vor-
bereitung. l>e Görlitzer Bahn werde zurzeit bis Adlers-
hof—Altglienicke vicrgleisig ausgebaut, für den späteren
Ausbau bis Grünau sei jedoch mit dem Grunderwerb be-
reits vorgegangen. Auf der Berliner Ringbahn wäre der
viergleisige Ausbau des Vollringes bis auf die Strecke
Halensee— Westend vollständig durchgeführt.
Bei der Besprechung der Umgestaltung der Bahnan-
lagen der Schlcsischen- und Ostb^hn ging der Redner
näher auf die Gründe ein, die eine Einlührung der Vor-
ortgleise der Schlcsisch.cn Bahn in die Siadtgleisc der
Stadtbahn auf dem Schlesischen Bahnhofe geboten er-
scheinen hellen und die Umgestaltung der Bahnsteigan-
lagcn sowie die Aenderung der Betriebsmittel der Stadt-
und Ringbahn bedingten. Die Ucbcrlcitung der Vorort-
züge von Erkner auf die Stadtgleise der Stadtbahn solle
zum 1. Mai d. J. erfolgen. Kür den Ausbau der Berliner
Eisenbahnen seien in den Jahren 1891 — 1903 rd. 88 Mill. M.
bereitgestellt worden.
Dann machte der Vortragende noch einige Angaben
über die Zunahme des Stadt-, Ringbahn- und Vorortver-
kehres seit dem 1, Okt. 1890 bis zum 31. März 1903. Inner-
halb dieses Zeitraumes von la 1 '« Jahren sei der Verkehr
der Stadt- und Ringbahn von etwa 43 Mill auf rd. 92 Mill..
der Vorortverkehr von »3 Mill auf rd 68 Mill Fahrten
angewachsen. In den letzten Jahren seien an jedem der
Pfingstfcicrtage auf der Stadl- und Ringbahn 450— 500 c»»
Stück Fahrkarten verkauft worden, auf der Wannsee- und
Potsdamer Bahn 100-150000, auf der Görlitzcr Strecke
70-100000 und auf der Schlesischen Balm und Nordbahn
je etwa 30—60000. Zurzeit der Berliner Gewerbe -Aus-
stellung im Jahre 1896 habe man als Höchstleistung für
die Stadtelcisc der Stadtbahn mit einer Aufnahmefähigkeil
von 18 Zügen in der Stunde nach jeder Richtung hin,
also etwa mit dem Drei - Minutenverkehr gerechnet, jetzt
werde die Höchstleistung in einer Belastung mit 24 Zügen
in der Stunde, also in dem Zweieinhalb- Minulcnvcrkchr
angenommen. Ob bei etwaiger späterer Einführung des
elektrischen Betriebes durch schnelleres An- und Abfahren
der Züge eine weitere Mehrbelastung der Gleise etwa bis
zu 30 Zügen in der Stunde sich ermöglichen lassen werde,
müsse die Zukunft lehren.
Der Redner schloß mit dem Bemerken, eine Entwick-
lung, wie sie die Berliner Eisenbahnen im letzten Jahr-
zehnt genommen, sei nur möglich geworden unter ein-
heitlicher Leitung. Die Verstaatlichung der Eisenbahnen
habe sich für die Reichshauptstadt besonders segensreich
erwiesen. Man werde der Staats - Eisenbahnvcrwaltung
die Anerkennung nicht versagen können. daß sie dauernd
bemüht gewesen sei, den gesteigerten Anforderungen im
Verkehrsleben Groß-Berlins gerecht zu werden.
Im Anschluß hieran machte Hr, Prof. Cauer einige
Mitteilungen aus dem Inhalte seines kürzlich erschienenen
Buches „Personen - und Güter verkehr der vereinig-
ten Preußischen und Hessischen Staatsbahnen".
Abgesehen von einer gedrängten Gesamtübersicht des In-
haltes erörterte er an der Hand ausgehängter Skizzen die
Frage, welche der verschiedenen Formen der Güter-
schuppen und l^adebühnen für den Versand und den Em-
pfang der Güter, für Eilgut und für Gütcruniladune ge-
eignet seien, und schilderte dann die jetzise Handhabung
der Stückgut- Beförderung auf den preußisch - hessischen
Siaatsbahncn. -
Vermischtes.
Htagen - Dauerbrand - Zentralofen von Grimme, Natalis
& Co. in Braunschweig. In Miclhäu-ern macht sich oft der
Wunsch geltend, das einzelne Geschoß unabhängig von einer
das ganze Haus heizenden Zentralheizung zu erwärmen,
aber doch auch wiederum die Nachteile dcr Ofenheizung für
einzelne Räume zu umgehen. Das versucht die genannte
Firma durch ihren Etagen -Warmwasser- Heizungsofen zu
erreichen. Er ist zur Wärmeentwicklung für ein ganzes
Geschoß gebaut; seine Ausstattung kann dem Raum, in
i Schinkelfest des Architekten-Vereins zu Berlin.
JTTSI ach altem Brauche feierte der Architekten-Verein zu
!KvE Berlin auch dieses Jahr am 13. März, als dem Geburts-
tage Schinkersseinjahrcsfest, an welchem den Siegern
im Schinkelwetibcwcrbc in festlicher Sitzung die Schinkel-
Medaille, die höchste Auszeichnung, die der verein seinen
jungen, aufstrebenden Mitgliedern verleihen kann, überreicht
wird, und welches den Höhepunkt des Vereinslebens in
jedem Jahre bilden soll. Von dem diesjährigen Feste darf
man mit Fug und Recht sagen, daß es tatsächlich dieser
Höhepunkt gewesen ist. Trotz Vcrzichilcistung auf äußeres
Geprange, trotz der im Verhältnis zu der großen Mit-
gliedcrzahl schwachen Beteiligung, zeichneu: sich die dies-
jährige Festsitzung vor vielen ihrer Vorgänger durch die
Würde ihrer ganzen Haltung, das anschließende Festmahl
durch Stimmung aus, die leider früher öfter gefehlt haben.
Die Ursache für diesen harmonischen Verlauf des Festes
ist in dem glücklichen Zusammenwirken einer Reihe ver-
schiedener Momente zu suchen. Mit Stolz konnte zu-
nächst der Verein auf den Ausfall des diesjährigen Wett-
bewerbes auf allen 3 Fachgebieten blicken, die er in sich
vereint, sowohl was das Streben seiner jüngeren Mitglieder
anbetrifft, das schon in der überraschend großen Zahl der
eingelaufenen Arbeiten zum Ausdruck kommt, wie was
den Wert der Arbeiten, den erzielten Erfolg angeht
Ehrenvoll fürdenVerein wardie Anwesenheit des preuß.
Hrn. Ministers der öffenll Arbeiten Exzellenz Budde, der
nicht nur an der Festsitzung teilnahm, sondern fast bis zum
Schlüsse des ganzen Festes blieb, den Siegern im Wett-
bewerb mit einigen kernigen Worten die Medaillen über-
reichte und später namens der Gäste für die Einladung zum
Feste dankte, wobei er auf die hohe Bedeutung und die
schönen Aufgaben des Baufaches hinwies und dem Verein
eine weitere glückliche Entwicklung wünschte,
Geschickt umging der Vereinsvorsitzende, l lr Minist -
Dir. Hinekeldeyn, die Klippe des alljährlich zu erstatten-
1 I-
den Geschäftsberichtes, indem er an die Stelle einer
trockenen Zahlcnzusammcnstelhing ein lebendiges Bild
von dem Entwicklungsgang des nunmehr fast 80 jährigen
Vereins setzte. Eindrucksvoll war der Inhalt seines Kaiscr-
toastes, mit welchem er die kurze Reihe der olfiziellen
Tischreden eröffnete. Durch den gehaltvollen Inhalt seines
Festvortrages, durch die geistreiche Entwicklung seines
Themas „Der Gedanke des evangelischen Kirchen-
baues" wußte Hr. Baurat March die Versammlung bis
zum Schlüsse seiner Ausführungen zu fesseln. Wir ent-
nehmen diesen den nachfolgenden Gedankengang:
Wir beobachten auf allen tiebieten, daß ein allge-
meineres Kunstinteresse nicht in erster Linie durch An-
schauung und unmittelbare Wirkung erregt wird, sondern
erst durch Art und Umlang der literarischen Erörterung.
Das muß die Hoffnungen aller derer herabstimmen, die
mit einer rein aesthetischen Kultur alle Sehnsucht aus
dem Unvollkommenen in das Vollkommene glauben stillen
zu können. Richard Wagner würde nimmermehr den
siegreichen Flug seiner schöpferischen Kunslgedanken er-
lebt haben, wäre er nicht stets mit gc*chliftenem Schwert
neben dem von ihm geträtimten Kunstwerk der Zukunft
auf dem Plan gewesen. Gottfried Sem;>crs Einfluß auf
die deutsche Baukunst ist ebenfalls zum größten 'Teil auf
seine gcisivolle schriftstellerische Tätigkeit zurückzuführen.
Wir linden in ihnen Schinkels Art, alle künstlerischen
Aufgaben mit einem höheren Inhalt zu erfüllen und bei
allen Kunstfragen in eine gesteigerte Gedankenwelt über-
zugreifen. Auf seinen Einllufl ist das merkwürdige Buch
zurückzufuhren, das den Versuch einer philosophischen
Analyse hellenischen Kunstschaffens machte mit dem
scharfsinnigen und spitzfindigen Unterfangen, die Gebilde
schöpferischer Phantasie «1s das Ergebnis abgezogener Re-
flexionen darzustellen, Es war eine nachdenkliche, ver-
.standesmäßige Richtung, auf die wir aber ebensowenig ver-
zichten wollen, wie auf unsere mehr grüblerische Art über-
haupt als Gegengewicht zu uneingeschränkter Formenfreude.
N« 23.
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welchem er zufällig sieht (Korridor, Küche, wenig be-
nutztes Zimmer) angepaßt werden. Die Bedienung Ist
gleich der eines gewöhnlichen Dauerbrand - Ofens, also
so leicht, dafl sie durch Jedermann erfolgen kann. Der
für ganze Mauser notwendige Heuer wird entbehrlich,
der Bewohner eines Geschosse* erhalt mehr Verfügung
über die Heizung, als bei einer Zentralheizung. Ks ist
also hier eine Dezentralisierung der Heizung angestrebt
In den einzelnen Räumen werden die üblichen Radiatoren
aufgestellt und mit dein Zentralofen verbunden. Der
Ofen kann auch für ganze Villen, Säle, Restaurant- usw.
ausgeführt werden.
Die Beteiligung deutscher Fachgenossen am VI. inter-
nationalen Architekten-Kongreß in Madrid wird eine rege
»ein, Zu der vom Verbände deutscher Arch- und Ing-
Vereine von Köln aus in Aussicht genommenen gemein-
samen Reise haben sich etwa 50 Personen angemeldet.
Ks wird eine kleinere Fahrt unternommen, die am 2. April
in Köln beginnt und am 17. Auril dort wieder endet Auf
der Hinfahrt werden Paris und Biarritz, auf der Rückreise
Burgos, Bayonnc, Paris berührt. Der Aufenthalt in Ma-
drid dauert vom 5 —13. April. Seiten« der Kongreßleitung
werden in dieser Zeit Ausflüge nach Toledo, Guadalajara,
Kscorial veranstaltet Eine längere Reise, die bis zum
25. April dauert, entspricht bis zum 13. der ersteren und
ebenso bezüglich des Rückweges. Vom 14. bis einschl.
21. April wird aber eine wieder in Madrid endigende
Rundtour durch Südspanien angeschlossen, die Granada,
Malaga, Sevilla, Cordova berührt Die Reise-Anordnungen
hat der Arch - u. Ing.- Verein in Köln a. Rh. übernommen.
Die Verhandlungen des Kongresses sollen bekanntlich
sich auf 9 Fragen erstrecken: 1. Moderne Kunst in der
Architektur; 2. Erhaltung und Wiederherstellung von Bau-
denkmälern; 3. Art und Bedeutung des wissenschaftlichen
Studiums bei der allg. Erziehung der Architekten; 4. Ein-
fluß der modernen Konstruktionen auf die Kunstformen ;
5. Urheberrecht an den Werken der Baukunst; 6. Aus-
bildung der Bauarbeiter: 7. Einfluß der Baupolizei -Vor-
schriften auf den zeitgenössischen Privatbau; 8. Enteignung
kunstgeschichtlicher Bauwerke; 9. Soll der Architekt als
Schiedsrichter für die Arbeits-Bedingungen und bei Streit-
fällen zwischen Bauarbeitern und Baunerren dienen? Zu den
beiden ersten Fragen liegen deutsche Acußcmngen vor und
zwarzu i.von Hrn. Dr. -Ing.. Reg. u.Gcwcrbc-Schulrat M ut hc-
sius, zu von Hrn. Baurat C Ludwig, beide in Bertin. —
AU Privatdozent für da* Entwerfen und Darstellen
farbiger Dekorationen an der Technischen Hochschule zu
Charlottenburg hat sich Hr. kgl. Baurat Paul Gracf in
Steglitz habilitiert Hr. Graef war von 1887—1004, also
durch die lange Zeit von 32 Semestern, Assistent bei Ed.
Jacobsthal an der gleichen Hochschule und hat letzteren
während seiner Krankheit und nach seinem Tode mehrere
Semester lang selbständig vertreten. In seinem Sinne ge-
denkt Hr. Gracf, den das Vertrauen seiner Schüler be-
gleitet, den Unterricht weiter zu führen. —
Preisbewerbungen.
Zwei Wettbewerbe zur Erlangung von Entwürfen für
Logierhäuser für Männer, in den Stadtteilen Favoriten und
Brigittcnau in Wien zu errichten, werden vom Kuratorium
der „Kaiser Franz Josefs- Jubiläums-Stjftung für Volks-
wohnungen und Wohlfahrt* - Einrichtungen" zum » Mai
für österreichische Architekten ausgeschrieben. Die Hauser
sollen aus 6 Geschossen bestehen; in das Sockel- und in
das hohe Erdgeschoß sind die Räume gemeinsamen Aufent-
haltes: Werkstätten, Wirtschaf tsräumc, Speisesaal, Lese-
saal, Zimmer für Nichtraucher zu legen, während in den
oberen 4 Geschossen je 125 — 150 Schlafabteile anzuordnen
sind. Für jeden der beiden Wettbewerbe sind 3 Preise
von 1400, 1000 und 700 Kr. ausgesetzt Das Preisgericht
besteht u. a. aus den Hrn. Min, -Rat v Forsfer, Vizcbau-
Dir. Hclmreich, ObBrt. Höde, Ob. Brt Ulrich, Stadt-
bmstr. Zifferer. Man hofft, eines der Logierhäuser be-
reits 1905 der Benutzung übergeben zu können. —
Der große Staatspreis der kgl. preuß. Akademie der
Kilnste im Betrage von 3300 M. wurde dem Architekten
Alexander Höhrath zu Witten .1 d K. verliehen, einem
begabten Künstler, der noch einmal von sich hören
machen wird. —
Wettbewerb Stadthaus Bremen. Als Verfasser des
Entwurfes „Rotes Kreuz" bekennen sich die Hrn. ( arl
Poppe und Arth. Hartmann in Frankfurt a. M. —
Brief- und Fragekasten.
Hm. Stadtbmstr. Sch. in A. Nach deutschem Staats- und
Verwaltuogsrechte gilt der Beamte als zu denjenigen Verrichtungen
verpflichtet, welche dem Amte übertragen und oder zugeteilt wer-
den, mit des*en Verwaltung er betraut ist. Es hat also kein Be-
amter das Recht, sich einer Erledigung derjenigen Geschalte zu
entziehen, welche erst nach seiner Anstellung dem von ihm ver-
walteten Amte zugeteilt weiden, selbst wenn dadurch für ihn eine
Mehrarbeit entsteht. 1>* in Hessen abweichende RerhU|rrundsit*e
nicht beatehen, wird der .Gemeindc-Raubeanite" sich nicht weigern
riflrfen. die Wobnungsiiispektion zu übernehmen, welche nach dem
hessischen Gesetz vom 7 Aug. 190a einem erfahrenen Techniker
oder kommunalen Uauhcamtcn ubertragen werden soll, also dem
Gcmeindehanamlc zugeschlagen weriten tlaif. Ob eine Vergütung
für die Mehrleistung beansprucht werden darf, kann erst nach
Kenntnis der „Berufung zum Amte" und der Besoldungtabreile zu-
verlässig beurteilt werden tiemeinüblich pflegt jedoch in der-
artigen Killen auf sachgemäße Begründung zu richtiger Zeit eine
Entschädigung gewahrt zu werden. -■ K. H-c.
Alle Kunst, zumal die höchste, bedarf neben der
schöpferischen Phantasie der Urteilskraft Wir werden
unsere Aussöhnung mit dem Leben nicht durch ideale
Steigerung der Materie erreichen, sondern durch eine Be-
freiung der Geister aus der mühseligen Lebenstechnik.
Den Gcistcsstromungcn des XVlll. Jahrh. mit ihrem Ab-
schluß einer philosophisch-literarischen Entwicklung steht
unsere Zeit der Technik und der Naturwissenschaften mit
ihren gleichzeitig wicdcrcrwachcnden metaphysischen
Bedürfnissen gegenüber. Der Anfang des XIX. fahrh.,
der ganz vom Geiste Weimars beherrscht wurde, konnte
einer innerlichen evangelischen Kcligionsauffassung nicht
günstig sein. Goethe war sicherlich eine tief religiöse
Natur; allein schon sein Ausspruch, daß kein tüchtiger
Mensch seiner Brust den Glauben an Unsterblichkeit rauben
lasse, setzt ihn in Gegensatz zu moderner materialistischer
Lebensauffassung. Er hegte auch eine hohe Verehrung
für da» Christentum, wenn auch nicht in der Form, in
der es ihm die Theologen boten. Die Pflege der Religion
in ihren Händen war rationalistisch und nüchtern mora-
lisch, das Volk nahm die Einrichtungen der Kirche als
etwas Schickliches hin und begleitete die bauliche Tätig-
keil ohne innere Beteiligung.
Schinkel erblickte das Charakteristische eines evange-
lischen Gotteshauses in seiner Gestaltung zu einer Predigt-
stätte, in der die zuhörende Gemeinde den Ausgangspunkt
der Bauschöpfung bildet. Fr stellte daher den Redner
und die Kanzel vor die Milte der Zuhörerschaft, die er
in natürlicher Weise um sie herum, zumteil auf ansteigen-
den Sitzreihen anordnete. Hei der späteren Verlegung
der Kanzel aus der achsialcn in die seitliche Stellung
unterlag er dem lutherischen Einfluß, nach dessen Auf-
fassung der Chorraum mit dem Altar eine besondere
Würde zu beanspruchen hat, die hier die Unterbringung
der Kanzel oder gar der Orgel nicht gestattet In Preußen
und in Berlin war die Anordnung des Kanzclaltars die
durchaus übliche, bi-cinc mehr katltolisicrcndc Empfindung
ij, Marz 1904.
der Kanzel die Scilcnslellung gab. Vielleicht erhält die
Kanzel wieder die ihr ursprünglich zugewiesene Stellung
in der Milte. Ein Wandel der Anschauungen über die
sakrale Würde des Allares ist nichl unmöglich. Wir haben
es hier mit einer architektonischen Ueberlieferung zu tun;
es dürfte aber schwer fallen, die besondere Heiligkeit des
Altares, dessen Ausgangspunkt doch der Sarkophag mit
den Gebeinen des Heiligen ist, und den von ihm beding-
ten Chor als Höhepunkt der kirchlichen Anlage aus dem
evangelischen Dogma zu begründen.
Die Reformierten haben sich gegen solche romanti-
schen Baugesinnungen stets ablehnend verhalten. Sie
waren bestrebt — häufig in ausgesprochen gegensätzlich
nüchterner Weise — für ihre liturgischen Zwecke einen
selbständigen baulichen Ausdruck zu finden. Als aber
unter Friedrich Wilhelm IV. ein Bruch mit den reformier-
ten Ueberlieferungen erfolgte und die Teilnahme für das
Mittelalter in allen Formen zum Ausfluß einer die geistigen
Interessen beherrschenden literarischen Bewegung wurde,
da ergab sich für die evangelische Kirchenbaukunst der
Erfolg, daß der Kirchenbau sich grundsätzlich von dem
verstandesmäßigen Programm der reformierten Bauauf-
fassung abwandte. Die Flignung des Kirchcngcbäudes für
die besonderen Zwecke des Gottesdienste- wurde neben-
sächlich und schablonenhaft behandelt und die Unter-
schiede zwischen evangelischem und katholischem Gotic»-
haus in Anlage und Erscheinung mehr und mehr verwischt.
Diese Gesinnung führte im Jahre 1861 zu dem Li-c-
nacher Regulativ, da-- die Betonung der heilig erachteten
Allarnische vorschrieb, die Kanzel auf die Seite schob und
der Orgel den Platz gegenüber dem Altar im Kücken der
Gemeinde anwies. Später wurde dann noch die freie
Stellung des Kirchcngchuudc* empfohlen und seine Ver-
bindung mit anderen Gomcindcbaulcn widerraten. L-
sollte mit diesen Nonnen kein Zwanj; ausgeübt werden;
wer aber die straffe Behandlungswoisr unserer kirchlichen
Angelegenheiten kennt, wird -ich leicht vorstellen können,
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daß das von etwaigen Zweifeln geplagte Gewissen unserer
in Kunstfragen zumeist ratlosen evangelischen Geistlichen
durch einen Blick in die ihm von seiner Oberbeborde
überwiesenen Ratschlage im Sinne guter Disziplin schnell
beruhigt wird.
Deshalb war die Gceen-Kundgcbung des Wiesbadener
Programmes, welches die Bauwünsche der reformierten
Kirche in knapper Form zusammenfaßte und 1891 er-
schien, zu begrüßen. Darin finden sich die bekannten
Forderungen der Predigtlurche wieder, samtliche Statten
der evangelischen Kultusaußeningen, Kanzel. Altar und
Orgel, zu einer Gruppe angesichts der Gemeinde zu ver-
einigen, die davor geschlossen in möglichst radialer An-
ordnung der Sitzreihen unterzubringen ist
Nebenher nun geht eine Auffassung, daß Kirchen des
evangelischen und des katholischen Bekenntnisses sich
nicht wesentlich von einander zu unterscheiden brauchten.
Indessen laßt doch die Absicht einer derartigen Anbahnung
eines erträumten Religionsfriedens auf baulichem Gebiet
ein tieferes Eingehen auf das völlig verschiedene Wesen
beider Bekenntnisse vermissen. Das kirchliche Ideal der
Reformation ist bis in die Wurzel ein anderes, als das
der katholischen Kirche; daher muß auch der bauliche
Ausdruck ein verschiedener sein, zumal die heutige deutsche
Baukunst auf das Charakteristische gerichtet ist. Als der
wahrhaft große protestantische Gewinn erscheint die wie-
dergewonnene Freiheit im Denken und Mandeln gegen-
über dem zur Pflicht gemachten Glaubenszwang der ka-
tholischen Kirche. In der Freiheit der Forschung liegen
für die Kirche der Reformation Entwicklungs-Möglich-
keiten, durch welche sie sich befähigt glaubt, die Wurzeln
ihrer Kraft bei den geistig Mündigsten unseres Volkes zu
finden, die heute noch teilnahmslos am Wege stehen.
Eine solche Verschiedenheit der Grundgesinnung zwingt
auch zu einer Verschiedenheit der baulichen Auffassung.
Die großartige kaiholischc Einheit von Glaubenslehre und
Regiment für sich anzustreben, kann nicht das Ziel der
evangelischen Kirche sein. Kann sie ihre Aufgabe nicht
darin erblicken, in ihrer Organisation das Mittelalter nach-
zuahmen, so soll sie auch baulich nicht die Sprache der
triumphierenden Kirche zu der ihrigen machen; Sie sollte
in ihren Bauten nicht den Anschein erwecken, eine orga-
nisierte Macht zu besitzen, die in der Gesamtheit der Ge-
müter nicht zu entdecken ist. Die alten Dome wieder-
erstehen zu lassen, ist eine poetische, aber dem Wesen
des Protestantismus unangemessene Traumerei. Welche
Fruchtbarkeit trotzdem in den Bauproblemcn des Protestan-
tismus steckt, lehren bereit» zahlreiche lebendige Schöpf un-
gen seiner uns blutsverwandten Glaubensgenossen jenseits
des Kanales und des Ozeans.
Und wie mit dem Aeußercn, so verhalt es sich auch
mit dem Inneren. Wie es nicht der Ehrgeiz der Kirche
der Reformation sein konnte, im Aeußeren mit den Kolossal-
bauten des Mittelalters zu wettelfern, das zur Erhaltung des
Unterwürfigkeitsgefühles die baulichen Verkörpc rangen
des festgefügten kirchlichen Organismus nicht übermensch-
lich genug gestalten konnte, so muß der evangelische
Kirchenbau auch für seine lnnenrftume die ihm ange-
messene Sprache finden, die sich von der Ekstase katho-
lischer Dome fern halt. Ihre hohen Hallen, in deren
Schatten sich der Blick ins Endlose verliert, sind gedan-
kenlöscnd wie die Laubwölbungen des Waldes, nicht ge-
dankenbindend. Der Protestantismus erstrebt keine Phan-
tasiestimmungen, sondern Willenserregungen. Die zur
Würde gesteigerten Bauformen scinerPredigträume müssen
zeigen, daß der Protestantismus keine Veranlassung hat,
sich mißachtend von der Welt und dem Leben abzuwen-
den. In den erhabenen Räumen monumentaler katholi-
scher Kirchen sprechen die Menschen vorwiegend als
Maßstab für die gesteigerten Abmessungen mit; der leere
Raum erweckt Tür sich die Stimmung einer Loslösung
von der Welt der Wirklichkeit. In den evangelischen
Vcrsammlungsstätten dagegen wird die vereinigte Ge-
meinde selbst zum ästhetischen Moment, ohne daß die
künstlerische Wirkung unvollständig bleibt Hiermit muß
der Baukünstler rechnen. So liegt z. B. eine eigene Span-
nung und Geistesbereitschaft in den stillen wartenden Ge-
meinde-Versammlungen der Herrnhuter Brüder, die sich
auch dem fremd Hinzutretenden sofort mitteilt.
Zu dem Gemeinsamkeitsgefühl zwischen Gemeinde
und Lilurgus schon durch die Raumanordnung zu zwin-
gen, ist die erste Aufgabe des evangelischen Kirchen-
Baumeisters. Die Gemeindegruppe ist raumschöpferisch
*u umbauen mit Grundrißformen, die von der Ueber-
dachung abhangig sind. Eine radiale Anordnung der
Sitzreihen unterstützt das Gemeindrtjcfühl. Im neueren
Kirchenbau der nordischen Lander wird man Oberall die
Gemeindesitze in geschwungener oder gebrochener Linie
u-n die PrcdigtsuUtc angeordnet finden Die Aufstellung
'44
der Bänke in gleicher Richtung, welche die protestantische
Kirche von der gotischen Schiffkirche übernommen hat
und vielfach noch Übt, ist ein überführendes Zeugnis da-
für, daß man der Predigtkirche immer noch ein fremdes,
für andere Kultuszwecke erfundenes Bauideal zumutet
Gegen die Anordnung der Orgelbühne angesichts der
Gemeinde werden zwei Gründe angeführt: die Beunruhi-
gung der Gemeinde durch die sichtbare Tätigkeit der
Musizierenden und die Benachteiligung der Cemeinde-
glicder auf einer hoch über dem Redner gelegenen Orgel-
empore am Gottesdienst. Letzterem wird durch Senken
der Empore begegnet, sodaß die erste Reihe der anstei-
genden Sitze nur wenig höher als der Prcdigtsluhl oder
die Altarstatte beginnt Eine solche Anordnung birgt eine
Reihe von gesteigerten, echt evangelischen Wirkungen.
Der Prediger steht inmitten der Gemeinde, nur wenig
über diese erhöht. Sein Wort wirkt eindringlicher, als
das Wort von hoher Kanzel. Bei der gesenkten Orgel-
bühne befindet sich der Sängerchor nahe hinter dem
Liturgus. Für das Hören der Predigt werden diese
Platze hinter dem Redner durch die größere Nahe ent-
schädigt. Das Persönliche des Geistlichen verbindet sich
durch diese Anordnung mit dem Persönlichen des vier-
stimmigen liturgischen Gesanges zu einer Einheit gegen-
über der Gemeinde und dem einstimmigen Choral, sodaß
die Gegenseitigkeit des Wcchselgesanges rein in die Em-
pfindung tritt. Der große Fortschritt auf dem Gebiete
der Kirchenmusik, der in den letzten Jahrzehnten zu ver-
zeichnen ist, erwuchs aus dem Schöße der evangelischen
Kirche selbst.
Für die Gestaltung des Inneren eines Kirchengebäudes
war es möglich gewesen, aus dem evangelischen Empfin-
den einzelne bestimmte Ziele als baukünstlerische Auf-
gaben zu bezeichnen. Für das Aeußere ist dies bei der
gährenden Entwicklung der Baukunst und der Kirche nicht
wohl möglich. Eine Kirche, die es nach ihrer inneren
Veranlagung vermag, die Geister auf dem Grunde der
drei Kant'schen religiösen Voraussetzungen : Gott, Freiheit
des Willens und Unsterblichkeit zu einen, muß es zu er-
habenem Ausdruck in der Baukunst bringen. Die er-
weiterten Organisationen gegenseitiger Hilfsbereitschaft
ferner, die sich aus dem Zusammenlaufen der religiösen
und der sozialen Fragen ergeben, fordern ihre bauliche
Verkörperung. Man tiat damit den Anfang gemacht, die
Wohnungen der Geistlichen, die Konfirmandensa/c, die
Schwestern für die Krankenpflege in Hausern unterzu-
bringen, die sich mit der Kirche zu einer Gruppe ver-
binden. Die Möglichkeiten, diesen Organismus durch Ein-
richtungen materieller Hilfe und geistiger Anregung zu
erweitern, sind zahlreich. Der Ausblick, sie in dem lauten
Treiben einer rastlos arbeitenden Stadt zu einer Hoch-
burg des Friedens und der Menschenliebe zu vereinigen,
ist so verlockend, daß man die lebhafte, in der evangeli-
schen Kirche erwachte Sehnsucht begreift, solchen Hoffnun-
gen baukünstlerische Gestalt zu geben Dabei wird das
Kirchcngcbaudc selbst vielleicht an Bedeutung einbüßen,
es wird einfacher, dafür aber menschlicher werden. Die
bescheidenen Gruppenbauten, die Berlin in dieser Art
aus froheren Jahren besitzt, die St. Jacobus - Kirche, die
St. Johannis- Kirche in Moabit, können sich in ihrer An-
mut sehr wohl neben den neuen Schöpfungen der evan-
gelischen Baukunst sehen lassen. In dieser Richtung liegt
auch die besondere künstlerische Befähigung des deut-
schen Volkes. Seine Freude an der Harmonie im be-
wegten Rhythmus führte in der Baukunst mit Vorliebe
zur Gruppe.
Es ist an die Verwirklichung dieser weitgehenden
evangelisch-sozialen Traume die Vermutung geknüpft wor-
den, daß wir damit nur wieder zu klösterlichen Anlagen
gelangen würden. Doch es kann Niemand an der Mög-
lichkeit, solche poetischen Gebilde architektonisch wieder
erstehen zu sehen, aus dem Grunde Anstoß nehmen, daß
das Mittelalter gleichanige Aufgaben ahnlich verkörpert
hat. Schon der eine Umstand wird beide unterscheiden,
daß die Lebenskraft, die diese neuen Schöpfungen des
evangelischen Kirchenbaucs durchströmen müßte, der Geist
der Familie ist. auf deren unerschöpfliche Lebensfülle die
Schöpfer mittelalterlicher Klosteranlagen glaubten freiwillig
verziehten zu müssen. —
Inhalt : Berliner Neubauten No III Ha* nru» llrrrriihaus d» prruO.
tandtare* (Fortaeuunt; und SrbluBl. . l'eljei die l'line der Suiil- imd Vor-
orthahiken in Hamburg;. — MittriluucrB au« Vereinen. — I*a* SchinkcUeM
de» Architekten . Wrnns tu tieruo. — Vcrnmvhtr« — Pieiabewerbon|fea.
- Brief, und Fraeekaau-u.
Hierzu eine Bildbeilage: Sitzungssaal im neuen Herren-
hause des preußischen Landtages.
\>,l. r <le, D f .wh« fWe.tun,. C. m K H . He-;,r, FfU die Redaktion
ntioiwmL Albert Holmtnn, Bertiru Druck von Wilh. Cmt, Berlin.
No. 83.
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
^ XXXVIII. JAHRG. m 24. BERLIN, DEN 23. MÄRZ 1904
Abbild); 6. Franz Josef- (Zollamts) Brücke. Oes -Entwurf: Donaubrucken -Abt. de* kgl. ungar I landrUminitteriom» (unt. Hcnulz. vun
Wetlbewerba-Entw,). Entwurf der Eiscnkonstruktion im Einzelnen u. Ausführung derselben: l'ngar. SUaU-Masrhineafabr. in Budapest.
Die neueren Straßenbrücken über die Donau in Budapest. (FfeftMtMim aus No. 17.)
Die Kranz J o sc f - B r ü r k c i
ie Brücke, deren Gesamterscheinung aus
unserem Kopfbilde. Abbildg. 6, hervorgeht,
und deren System in Abbildg. 5, S. 99 be-
reits wiedergegeben wurde, hat ■}( Mfnungcn
erhalten, deren mittlere von Mitte zu Mitte
Pfeiler 1 75 m Stützweite besitzt, während die Seiten-
Öffnungen je 79,3 m aufweisen. Das System der in
i2,9 m Entfernung liegenden Hauptträger ist das eines
Kragträgcrs mit eingehängtem Mittelteil und mit nach
der Kettenlinie gekrümmtem Obergurt und bogenförmig
ausgebildetem Untergurt. In dem eleganten Linien-
zuge der I lauptträger liegt die I lauptschönheit der
Brücke. Die Trager erheben sich über den Strom-
pfeilern zu 22™ Höhe, während der 46,9"' weit ge-
spannte eingehängte Mittelteil nur 3,025» mittlere theo-
retische Höhe besitzt. Am Ende der 64,05 m weit vor-
springenden Kragarme beträgt diese I Iöhe 4,16'", an den
landseiligen Endigungen schließlich 4,"}n m . Die Keld-
teilung ist im Mittclträger 4,69 m , im übrigen 5,95; 7.25
und 8,5 "'. Die nutzbare Breite des Fahrdammes zwi-
srhen den I lauptträgern beträgt ils™. die Breite der
Hauptträger selbst je M m , die nutzbare Breite der
auf Konsolen ausgekragten Büt gersteige je 2,9 m (vergl.
die Abbildungen 7 u. 8, S. 147) Die Gcsamtbreite
zwischen den Geländern stellt sich also auf :jo, 1 m .
Die Brückenbahn besitzt ein Gefälle von 1 : 40
und erhebt sieh in Strommitte bis + 17,20, während
die I ntet kante der Konstruktion dort auf + 15,375
über Nullwasser liegt, oder |,jo n über Hochwasser.
Ueber die Brücke ist eine 2glcisige elektrische Straßen-
bahn mit l'nterh itung geführt, deren normalspurige
Gleise längs der Bordkanten liegen, Die Brin ke ist
gleichzeitig dazu ausgenutzt, um 4 Wasserrohre von
*i Vcrgl. die ausführlichen Mitteilungen vun J. Sccfchlner in
der Zeitschrift für Aren.- u tag -Wesen 1808 und ferner die Zeit-
-.i hrift des OcsterteK'li. tag - u Areh.- Vereint 1897.
je 0,65 m Durehm und ein Gasrohr von 0,3 m Durchm.
Oberzuführen. Die ersteren sind unter dem Fahrdamm
angeordnet. Die genieteten Kasten längs der Bord-
kante nehmen Kabel der Post usw. auf.
Pfeiler und Widerlager sind mit Luftdruck ge-
gründet und zwar mußte der rechte Strompfeiler bis
9 m , der linke 13,2 m unter ±0 abgesenkt werden,
während die Widerlager an den tiefsten Stellen nur
bis — 3,5 m hinabreichen. Die Pfeiler sind imganzen
abgesenkt und haben 7,5 zu 28™ Grundfläche. Diese
Stärke behalten sie bis dicht unter Nullwa»*« r bei,
setzen dort auf 6 m ab und verjüngen sich bis auf
4.2 m unter dem Deckgesims. Sie schließen auf + 9,25
ab. Sie sind im wesentlichen aus Bruchstein herge.
stellt, Ober Wasser aber mit Werkstein und zwar z. T.
mit Granit verkleidet. Die Landwiderlager sind in je
2 Kaissons von je 6,2 m Breite bei 8"' Länge geteilt,
die in rd. 3,5 lichtem Abstand von einander abge-
senkt und durch ein Gewölbe mit einander verbunden
sind, Auch hier ist der Körper aus Bruchstein, die
Verblendung aus Werkstein hergestellt.
Den architektonischen Schmuck der Brücke bilden
die 4 an den Enden aufgestellten massiven Torhäus-
chen, sowie die Pfeileraufbauten über den Strompfeilern
Die Portale daselbst sind mit Blechen verkleidet und
werden bekrönt von Adlern; sie erscheinen imganzen
gegenüber der weitgespannten Eisenkonstmkiinn etwa*
schwächlich. Im übrigen ist bei diesem, z. Zt. an der
äußeren Grenze der Stadt liegenden Bauwerke mit Rück-
sicht auf die Kosten auf reicheren Schmuck verzichtet.
Die Gründung*- und Mauerarbeiten der Pfeiler
und Widerlager wurden von der Bauunternehmung
Gärtner & Zsigmomlv in Budapest, die auch alle
sonstigen Nebenarbeiten! Uainpenseliüttung.l 'ferausbau,
Bau der Torhäuschcni ausgeführt hat, übernommen.
Der Kubikinhalt der Pfeiler und Widerlager stellt sieh
imganzen auf 9536 * bm . Die Arbeiten für den Unterbau
wurden im Sept. 1894 begonnen und am 7. Dez. 1895
HS
fertig gestellt ; sie wurden dabei durch ungunstige Hoch-
wasser- und Eisverhältnisse sehr erschwert
Die gesamte Eisenkonstruktion einschl. der deko-
rativen Ausbildung derselben wurde der ungarischen
Staats-Maschinenfabrik in Budapest übertragen,
die auch den Ausführungs-Knlwurf unter I-citung des
damaligen stcllvertretr. techn.Dir. J.Seefehlner bis auf
einige Einzelheiten selbständig aufstellte.*) Mit Aus-
nahme der aus Martinstahl hergestellten Auflagerteile
und der in Gußeisen bestehenden Gegenlast am hinte-
ren Ende der Kragträger ist die gesamte Konstruktion
in Martinflußeisen erstellt, für welches folgende Be-
über welche dann in der Längsrichtung Zorcscisen ge-
legt sind. Diese sind mit Asphaltbeton ausgefüllt, der
noch 5 cm über die Oberkante der Eisen hinwegreicht.
Der Schotter dieses Betons bestellt an den BrQckcn-
enden aus Trachytkleinschlag, im mittleren Teile be-
hufs Entlastung aus Trachyttuff. Auf dieser mit Guß-
asphalt abgeglichenen Unterlage ist eine doppelte 5 r|B
starke Kicfernbohlenlage aufgebracht, darauf das 13™
hohe Buchcnholzpflastcr. Die Fußwege sind ebenfalls
mit Zorcseiscn abgedeckt Sie haben einen 2 c,n starken
Gußasphaltbclag auf Zementbeton.
Das Gesamtgewicht der Konstruktion stellt sich
lgungen gestellt waren: Zerreißfestigkeit 3500 bis auf 6076«, davon entfallen 74' auf Ziertci
450o k *yi" n , a8—22°/ 0 Dehnung
(quer zur Walzrichtung 32 bis
26%). Als Beanspruchung wur-
den zugelassen i2oo k *,'i tnl für
die 1 lauptträgcr und Windstre-
ben, 8oo k «/'i'-» für die Quer- und
Längstrager, -j^o^h"» f ur die
in einer Richtung, 650 *k m<»- für
die in mehrfacher Richtung be-
anspruchten Niete. Für den
Martinstahl waren 5700 *c/ i i"u
Zerreißfestigkeit bei ia*/o Deh-
nung verlangt und ebenfalls
nur 1200 l «/f» Belastung zu-
gelassen.
Wir geben von der Eisen-
konstruktion außer einem sche-
matischen Querschnitt inStrom-
pfeilerachse, Abbildg. 7, und
einem Querschnitt in Brücken-
mitte, Abbildg. 8, nur die Auf-
hangung des Mittelträgcrs, Ab-
bildg. 9 wieder, die keiner nähe-
reu Erörterung bedarf. Die Auf-
lager der l'ortalstützcn und an
deiiBrückciienden bieten nichts
besonderes. Ersterc sind ein-
fache Kipplager - die konvexe
Oberschale liegt unmittelbar in
der konkaven Unterschale, —
letztere Rollenlager. Die Quer-
schnitte der Gurte der Haupt-
träger sind FT förmig, vergl.
Abbildg. 8 Ihre nutzbarcQuer-
M'hnitts - Fläche schwankt im
Obergurt zwischen 347 und
1894 r i r "\ im Untergurt zwischen 3
Die Fahrbahntafel wird hergestc
Abbilt
:.isen
und Bronze, 1306 1 in derHaupt-
sache auf die Gegengewichte,
137' auf die Auflagerschuhe,
4560 ' auf die eigentliche Kon-
struktion. An letzterem Gewicht
nebinen die Hauptträger mit
62, 18"/«, die Fahrbahnkonstruk-
tion mit 21,94 ° 0 , «1»« Fußweg-
konstruktion mit 7,14 °/o, Wind-
streben, Geländer usw. mit8,74 0, 0
teil. Es stellt sich danach das
Gewicht für 1 m Spannweite auf
13,48 ' (mit Gi'gengewichten auf
17,30'), für 1 * m Fahrbahn auf
0,78' (mit Gegengewicht 1 ')•
Die Uebertragung der Arbeit
an die Maschinen -r abrik fand
im November 1894 statt. Die
Arbeiten wurden so gefördert,
daß im September 1896 die
Probe -Belastungen vorgenom-
men werden konnten Bei der
Aufstellung war die Freihaltung
einer mittleren Durchfahrt von
ioo™ für die Schiffahrt verlangt.
Die Seilenöffnungen wurden auf
fester Rüstung montiert, die
Kragarme z. T. auf schwimmen-
den Rüstungen. Die Mittclftü-
nung mußte wieder eine feste
Rüstung erhalten, vor deren
Einbringung die Seitenteile voll-
ständig frei gemacht waren.
Die Kosten des Bauwerkes
stellen sieb insgesamt auf
4 260 000 M. Davon entfallen
987348 M auf den Unterbau, 2653875 M. auf die
Eisenkonstruktion einschl. Ausschmückung, 618 777 M.
Schcmattschcr Querschnitt in Porl»l»th»e
(Strompfcilcr.)
8 und 1818 i f "
Hl durch 5 Läng^-
trager, die zwischen die Querträger gespannt sind, auf die Brücken-Fahrbahn, Beleuchtung, dicZollhäuscr,
(FuitM-ttung <oI*1 >
zwischen denen wiederum sekundäre Querträger liegen, Bauleitung usw.
Mitteilungen aus Vereinen.
Mittelrheinischer Arch.- u. Ing.-Vereln. Von der zweiten
Hälfte de» Vereinsjahre* uo? ist Folgendes zu berichten:
Hie (38.1 Hauptversammlung t Wandervers, t fand am 4. Juli
1903 in Worms statt. Die zahlreich erschienenen Teilneh-
mer versammelten sieh im Fcsthausc, in dessen unterem
Saal eine Aufteilung der Plane von bemerkenswerten
Wormser Bauten eingerichtet war. Diese Plane wurden
durch die bei deren Ausführung beteiligten Kachgeriosscn
erläutert, so hinsichtlich der neuen Wonnscr Bahnhof-An-
lage durch Hrn. Hermann, hinsichtlich der Stadt. Hauten
und der neuerdings dort errichteten Staatsgebäudc durch die
Hrn. I i o f 111 a 11 ii und .Metzler, -Seitens des Hrn. Limpert
war eine Auswahl von selbstgcfertigten uholographischen
Aufnahmen alterer Hau werke des Kreises Worms ausgestellt.
Die Verhandlungen wurden durch den Vorsitzenden,
Uro 1 111 rot h, eröffnet F.s erfolgte die Wahl von 4 Aus-
schußmitgliedern, sodann die Verhandlung Ober Verbands-
fragen. Als Ort der Hauptversammlung des Vereins im
Sommer 1904 wurde Wiesbaden gewählt.
besondere Anregung brachte eine hierauf unter Lei-
tung des Hrn. lUlraann aufgeführte Besichtigung der
Wie derlierstclhings-Arbeiten am Wormser Dom,
an welcher auf Kinladung des Vorstandes auch Mitglieder
des historischen Vereins für das Grolihcr/oglum teilnahmen.
Die Besichtigung wurde durch einen trefflichen Vortrag de-
Yc>k1. I.iei/u au,' Ii <1ic .\u>ffiluun S cn »uf S. iu> in No. 17.
Hrn. I lofmnnn eingeleitet. Ausgehend von der Entstehung,
und den Schicksalen des Bauwerkes, welche kurz ange-
führt wurden, ging Redner auf die verschiedenen Wieder-
herstellungs-Arbeiten über, denen der Dom unterworfen
war. berührte die Verhandlungen des Kunstrates und die
von ihm auf (irund genauesten Studiums des Bauwerkes
gewonnene Ansicht, wonach der einzig mögliche Weg,
das Bauwerk in seiner ursprünglichen Gestalt der Nach-
welt zu überliefern, in de-sen teilweiser Niederlegung und
dann dem Wiederaufbau gefunden werden konnte In
welcher Weise Hofmann hierbei vorging, wie er bei
Meister Beyer in 1'lm sieh für die Dom-Wiederherstellung
vorbereitere, wie er dann die Ursache der Bauschäden
am Dom in der mangelhaften Gründung und der ange-
wandten Verankerung der Bauteile durch inzwischen zu
Staub zerfallene Kichenholzanker feststellte und sich end-
lich seine eigene Bauhütte mit einem gesehulten Werk-
meister und tüchtigen Gesellen schuf und darin die Tech-
nik der alten Steinbearbeitung am Dom unter Wiederauf-
deckung und Inbetriebnahme des in alten Zeiten dem
Bauwerk die Sieine liefernden Steinbruches im Leininger
Tal aufnahm, das alles wurde in lebendiger, anschaulicher
Weise vor Augen gefohlt. Nachdem die l'nterfangung
der allen Fundamente und ihre Tieferführung bis auf den
festgelagerten Kies gelungen war, hatte der Baumeister
auch die Gewahr für das Gelingen des Wiederaufbaues
der abgetragenen Teile, der Vic ruilgskuppct und des Wesl-
c.iurcs. und die gemde \.,:: ..gelle Zlis.inmienfÜgung der
No. 24.
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großen Kose, deren frühere, scheinbar beabsichtigte ellip-
tische Form sich lediglich aus dem Auseinanderweichen
dc> Steinverbandes erklärt, Hell es dem Beschauer glaub-
haft erscheinen, dali nun auch diejenigen Kunstrats-Mit-
gliedcr, welche früher einer abweichenden Anschauung
Ausdruck gaben, sich mit der Wiederherstellung vollstän-
dig befreundet haben. Tatsächlich ist diese der alten Tech-
nik so angepaßt, daß es schwer hält, die neuen Steine
v<m den alten zu unterscheiden.
Nach einem Kundgang durch die Stadt nach der
Straßenbrücke und nach Besichtigung des Paulus-Museums
vereinigten sich die Teilnehmer mit den Damen zu einem
gemeinsamen Festessen.
Am 10. Okt, v, J. fand ein Ausflug des Vereins nach
Hanau statt, um eine Besichtigung des von Hrn. Pötzer
erbauten neuen Kreishauses mit Landratswohnung
unter Führung des Architekten vorzunehmen. Auf dem
Wege vom Ostbahnhof zu dem davon entfernt liegenden
Neubau war Gelegenheit geboten, bei einem Gang durch
die innere Stadt einen Einblick in das architektonische
Gepräge der Stadtanlage und ihrer Bauten zu gewinnen.
eine ausgiebigere Anwendung von Farbe stattgefunden, als
seither in solchen Gebäuden üblich war, insbesondere ist
in ansprechender Weise eine Belebung des im Haupt-
treppenhause verwendeten hellroten Sandsteines durch
Aufmalungeines Ornamentschmuckes an Kapitellen, Basen
und Gliederungen durch Gold, Blau usw. versucht worden.
Im übrigen zeichnen sich naturgemäß der Sitzungssaal,
in seiner baulichen und Mobiliar-Ausstattung mit beson-
derer Liebe behandelt, sowie die in vornehmer Weise
ausgestatteten Räume der I.andratswohnung aus, wobei
die sorgfältige Behandlung des Holzes hervorzuheben ist. —
(Sdilufl Mp.l
Vermischtes.
Baubeamier und Privatarchitekt. In der Stadtverord-
neten-Versammlung in Köln a. Rh vom 7. |an d. I hat
Hr. Obcrbürgermstr. Becker bei Beratung des Neubaues
der Handelshochschule Folgendes nach dem Protokoll der
Versammlung des Arch - u. Ing -Vereins für Niederrhein
und Westfalen vom 25. Jan 1904 geäußert:
„Ich wünsche wirklich ernstlich, daß keine l'cber-
IJuartOimtt ■« Bmckenmitu.
Abbild*. H
Halber Queifchoilt
tti UrOckenmiitc.
An*icM ilesainjehangten Traars
?uersch-i et a b
Die
über die Donau in Budapest. Fran» lotet -Brocke: Abbildg. 9.
des Mittellrägers an den Kragarmen.
Die sich durch große Abmessungen auszeichnenden Platz-
, darunter der Marktplatz mit seinen 4 Brunnen,
die Anlage der Neustadt, wefchc den Einfluß der nieder-
ländisch-wallonischen Einwanderer zu Ende des XVI. Jahrh.
erkennen läßt, sodann von Gebäuden die verschiedenen
Kirchen, das Rathaus, das Portal des Gymnasiums, das
Schloß mit Parkanlage, endlich eine Anzahl bemerkens-
werter Privathäu.scr in Fachwerkbau, legen deutliches
Zeugnis ab von der einstigen Bedeutung Hanaus und ver-
sprechen der wissenschaftlichen Ausbeute reichen Gewinn.
Der sodann besichtigte Neubau des KrcLshauses führte den
Teilnehmern wieder eine vornehme Schöpfung moderner
Architektur vor. Das umfangreiche ( iebäude, dessen Kosten
sich auf rd. 300000 M. belaufen, enthält in dem größeren
Flügel das Landratsamt, die Räume für die Krcisverwaltung.
für Polizeizwecke und für die Sparkasse; in dem anderen
Flügel die Wohnung des l,andratcs. In der äußeren Ge-
staltung des Baues ist Wert auf ein malerisches Gesamt-
bild, auf die Kenntlichmachung des großen Sitzungssaales,
auf Auszeichnung des I lauptcingangcs und entsprechende
Ausbildung des Wohnungsflügels gelegt. Im Inneren hat
23. März 1904.
schreitungen mehr vorkommen, die haben wir nunmehr
doch bis zum L'eberdruß gehabt. Aus diesem Grunde
habe ich auch darauf gehalten, daß dir Bauausführung
einem königl. Regierungs-Baumeistcr übertragen wird, da-
mit wir die möglichst Gewähr haben, daß die Kosten
sich innerhalb des Anschlages halten u-w."
Der Verein -prach über diese Actillerung au- dem
Grunde sein Bedauern aus, weil sie leicht zu dern|Miß-
verständnis Veranlassung gibt, als ob der Redner einen
Unterschied zwischen Regierungs-Baumeistern einerseits
und den nicht staatlich geprüften Architekten anderseits
in dem Sinne habe behaupten wollen, duli den letzteren
inbezug auf sparsame Ausführung von Bauten ein ge-
ringeres Vertrauen gebühre, als den eruieren. - -
Zum ordentlichen Mitglicde der kgl. preuü. Akademie
der Künste wurde der Architekt Prof. Alfred Messel in
Berlin berufen, zum Senator der Architekt (ich. Brt.
Heinrich Ka\ser in Berlin. —
Die Bebauung der Kohlenlnsel In München. Die Mün-
chener Gemeinde- Bevollmächtigten haben am 17. März
M7
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einen die Bebauung der Kohleninsel betr. wichtigen Be-
schluß gefaßt, indem sie dem Magistrats -Besehlasse bei-
traten, nach welchem der südliche Teil der Kohleninsel
für einen Monumentalbau für das Museum für
Meisterwerke der Naturwissenschaften und der
Technik im Erbbaurechtc überlassen wird. Die Ent-
würfe für den Neubau sollen der Genehmigung der beiden
städtischen Körperschaften unterliegen —
Oer zwischen Ehrhardt- und Ludwigsbrückc gelegene
Teil der Kohleninsel soll einem öffentlichen städtischen
Gebäude vorbehalten bleiben. Es ist wohl in erster Linie
an ein Stadthaus gedacht. Die vom Magistrat beantragte
sofortige Ausarbeitung der Plane soll noch ausgesetzt wer-
den, bis die Entwürfe für das Museum festgestellt sind.
Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß diese beiden
Beschlüsse einen sehr wichtigen Schritt in der künst-
lerischen Weiterentwicklung der bayerischen Hauptstadt
bedeuten. Wir werden zu gelegener Zeit auf die Sache
ausführlicher zurückkommen, die bezüglich des Museums
eine allgemeine deutsche Angelegenheit ist —
Preisbewerbungen.
Zu einem engeren Wettbewerb betr. Entwürfe für den
Bau einer Handelshochschule In Berlin wurden die Archi-
tekten Kavser & von Groszhcim, die jedoch die Teil-
nahme abfehnten, Erdmann Ar Spindler. Crcmcr Ac
Wolffenstcin, Fürstenau, Keimer <V Körte sowie
Hönigcr ic Scdcltneyer, sämtlich in Berlin, eingela-
den. Der Neubau soll auf einem von der Neuen Fried-
rich-Straße, der Spandauer-Straße und der Hciligcngeist-
gassc begrenzten Gelände errichtet werden. Verlangt
werden u a. eine Aula für 500 Sitzplatze, 5 Hörsäle für
40 -250 Personen, Seminarräume für Sprachen, Volks-
wirtschaft, Geographie. Kaumgruppen für ein physikali-
sches und ein chemisches Laboratorium, Räume für Ver-
waltung, Wohnräume usw. Die Zeichnungen sind 1:200
verlangt; für 1 cbm unibauten Raumes ist ein Einheitspreis
von 25 M. festgesetzt Die zum 1. Mai d. J. einzuliefern-
den Entwürfe beurteilt ein Preisgericht, welchem als Archi-
tekten angehören die Hrn. Geh. Ob.-Brt. II. Eggert, Min.-
Dir. K. Hinckeldeyn, Siadtbrt I- Hoffmann und Prof.
A Messel, sämtlich in Berlin. Jeder Teilnehmer des
Wettbewerbes erhält ein Honorar von 3500 M. Es i>i
beabsichtigt, dem Bewerber, dessen Entwurf als
der beste oefunden wird, die Ausführung des
Baues zu übertragen. —
Wettbewerb für die Erweiterung des Hafens von Gothen-
burg In Schweden. Bei Besprechung dieses im Nov. v. J.
ausgeschriebenen Wettbewerbes hatten wir bereits darauf
hingewiesen, daß das Programm eine Reihe von Fragen
offen gelassen hatte (vergl. S. 32). Wir erhalten jetzt eine
Ergänzung des Programmes, die eine Keihe der fehlenden
Angaben nachträgt. Sic gibt Mitteilungen über die jetzigen
Verhältnisse der Binnen-, Küsten- und Seeschiffahrt, über
den geplanten Freihafen, den Petrolcumhafcn, ferner über
Was.s<;rtiefcn, über Ebbe und Flut, Ober das Vorkommen
de* Bohrwurmes, über Strömung und KisvcrhMtni-s.sc. Es
werden ferner Angaben über die vorhandenen I .ade- und
Lösch- Einrichtungen, über die Schiffs-Abmessungen der
Binnenschiffahrt, über die Gleisanlagen und Güterzunahme
gemacht. Bezüglich des statistischen Materiales über die
jetzigen Verkehrs- Verhältnisse und die zu stellenden An-
sprüche an die Entwicklung derselben, worüber Angaben
bisher ganz fehlten, wird auf die Jahrgänge I III des
durch die Buchhandlungen zu beziehenden statistischen
Jahrbuches der Stadl Gothenburg verwiesen.
Wettbewerb betr. die Gartenstadtbewegung. Die engl.
„Garden City Association" verunstaltete im Herbst v J.
einen Wettbewerb für die Pläne der zu bauenden „garden
citv" zwischen Ililchins und Bcldock. Aus diesem Wett-
bewerb Mild ilie Entwürfe der Architekten Barry Parker
und Kawnond Citvvin iBuxton-Dcrbyshire't siegreich her-
vorgegangen. Sic sollen in jeder Beziehung mustcrgillig
sein und dürften in weiteren Kreisen die Forderung der
„Gartenstadt-Idee" bewirken D;is Gelände der „Garden
Citv Association" wird nun von den Ilrn Parker und
l'invin zur Ansiedelung vorbereitet -
In einem Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen
für ein Stadttheater in Gablonz in Nordböhmen liefen
24 Arbeiten ein. Den I Preis errang der Entwurf des
Architekten Rtnl Kraus/ m Wien.
Zu dem Wettbewerb betr. Entwürfe für ein Gebäude
des Verkehrsministeriums und Zentral -Briefpostamtes in
München liefen #i Arbeiten ein. Der Wettbeweib war
auf bayerische KütiMler beschränkt
Wettbewerb Festhalle Landau. F.» liefen iin^iui/eii 172
Entwürfe ein. D.i- Preisgericht trat am 24. Mär-' zusammen.
.48
Chronik.
Der Ausbau de« rechtsrheinischen Industriehafen* In Köln,
der aul rd 5 Mi II M veranschlagt ist, ist durch die einstimmige Be-
willigung der ersten Rate von 3505800 M. durch die Stadtverordnete»
beschlossen worden Die Anlage wird eine Flache von 35 ha umfassen
Der Neubau de* physikalischen Institute* In Frankfurt
t. M. i»t an der Viktoria-Allee geplant. Die Plane sind von Hrn.
Fr. v. Hoven entworfen und beanspruchen tu ihrer Verwirklichung
eine Summe von rd. 1 Mill M —
Ein Kunstvereinshaus In Augsburg Boll an der HalUtrabe
auf einem von der Stadt Augsburg kostenlos überwiesenen flaue
errichtet werden. —
Ein neues Wasserwerk der Stadt Worms, welches mit
einem Aufwände von laoooco M. geplant ist, aoll die Rheinwasaer-
Vcrsorgong durch eine Grundwasser- Versorgung ersetzen. —
Saaltalsperre. Eine Saaltalsperre wird oberhalb des preußi-
sche» Städtchens Ziegenrück geplant Du ZufluBgebiet soll 1600 qkm
betragen, 30 Mill. ebm jährlicher Zufluu, 60 Mill. cbm Fassanganuim
des Beckens, 30 m Mauerhöhe des SchuUdammes, Baoo P. S. Be-
triebskraft. Die Kosten wurden 1 800000 M betragen. Der Haupt-
zweck der Anlage geht dahin, die Industrie der V'mgebung (Saal-
feld, Pöüneck, Rudolstadt, Schleiz, Zeulenroda, Greiz usw.) mit
billiger Betriebskraft zu versehen. Die umliegende» Ortschaften
sollen elektrische Beleuchtung erhalten. —
Die Errichtung eines Stadttheaters In Kiel ist durch die
Stadtverordneten nunmehr beschlossen worden. Fflr das nach den
Entworfen de» Rauratc* Heinrich Seeling in Berlin zu errichtende
Haus wurden 1.5 Mill M. bewilligt —
Der Ausbau des Palais Borsig In Berlin, eines der feinsten
Werke von I-ucae, wird nunmehr, nachdem das Palais io der Wtlheltn-
slrafle Jahrzehnte lang unausgebaut dastand, in Angriff genommen.
Das Haus ist dnreh die preußische Pfandbriefbank uro 13 Mill. M.
erworben worden und wii d derselben als Geschäfts -Gebäude dienen. —
Ein Denkmalbrunnen für Peter Henleln, den Erlinder der
Taschenuhren, soll auf Veranlassung des Deutschen fhrroacber-
Verbandes errichtet werden. In die mit 33000 M. veranschlagten
Kosten leileo sich die Stadtgemeinde Nürnberg um) der genannte
Verband zu gleichen Teilen. —
Die Errichtung eines neuen kgl. Schauspielhauses in
Dresden ist durch König Georg bewilligt worden. Das 1906 zu
eröffnende Haus soll seine Stelle in der Ostra - Allee, /wischen
Loge, Zwiiigcranlagcu und Orangeric erhalten. Zur Gewinnung der
Plane wird der Weg des öffentlichen Wettbewerbes beschritten.
Die Erbauung eines Stadttheaters in Kattowltz ist nach
dem Entwurf des Ilm. Reg -Bmslr. K. Moritz in Köln a. Rh. und
unter Annahme einer Bausumme von 630000 M durch die Stadt-
verordneten einstimmig unter der Voraussetzung beschlossen wor-
den, dal) der Staat einen Zuschul) zu den Baukosten 10 Hohe von
mindestens 300000 M bewilligt- —
Eine allgemeine Kunstgewerbe-Ausstellung Dresden 1906
ist durch den Dresdner Kunstge werbe- Verein beschlossen worden. —
Personal-Nachrichten.
Baden. Versetzt sind: Die Rcg-Bmstr. Urach in Konstanz
zur Wasser- u. StraBenbaoinsp, Freiburg, W i e 1 a n d t iu Freiburg
zur W.- u. Str.-Bauinsp. Heidelberg, Kitiratschky in Mannheim
zur Kulturinsp. Heidelberg und Kern in Olfenburg zur Rheinbau-
insp. Mannheim; der Bauing. Sticrlin in Heidelberg zur W.- u
Str..Bauinsp. Ottenburg.
PreuOen. Dem M.r.-Schilfbmstr I) i x und dem herz, braun-
schweig. Krcisbauinsp. Mi Mendorf in Helmstedt ist der Rote
Adler-Orden IV. Kl verlieben.
Dero Geh. Brt. Rocker in Erfurt ist die Erlaubnis zur Anleg.
des ihm verheh. (ur Ml. s, hwarzburg. Ebrenkreuzes II. Kl. erteilt.
Versetzt •.iud: Der Kisenb.-Hau- n. Betr.-Insp. Schräder in
Ncukirchcii nach Treysa als Vorst, der dahin verlegten EiBenb.-
Baoabt; die Rcg-Brostr. Dr. pl.il. Schmitz in Brrslan zur Kgl.
Eisenb.-Dir. in Hannover, K o e s t c r iu Berlin zur Kgl. Eisenb.-Dir.
in Frankfurt a_ M. und Pommcrehnc in Hannover zur Dir. in
Breslau; Rautcnbeig in Pr F.vlnu nach Königsberg i. Pr.
I>cr Eiscnb -Baum*p Diedni h in Essen a. d. Ruhr ist der
Kais, deutschen Botschaft iu Washington zugeteilt.
Dero Duz. der Techn. Hochschule zu Berlin, l.andesbrl Theod
Goec k c ist das Prädikat Prot verliehen — DieWabl des Sudtbmalr.
Kröger in Merseburg als besoldeter Stadlrat (Stadtbrt.) ist bestätigt.
Die Reg -Hlhr. Beruh. Hunger aus Neucnfcldc, ,lohs. Werdcl-
inutin uus Detmold u Ottoruar Martini au» Hagen i.W. (Hochbfch (,
— Felix Schulz aus Greiz Ulli Max. v. A 1 1 w ö'r de n aus Hambarg
I Wasser- u. Suaßcnblrh .), — Ewald Mecs aus Elberfeld f Masch. -
BMi.| sind zu Rcg.-Bmstrn ernannt.
Zur Beschäftigung überwiesen siml die Reg -Bmstr. : Dcchant
dem Techn. Bur der Hochbauabi. des Minist. d< r ötlentl. Arb. ui-d
Stechel der Kjrl. Reg. in Kassel.
Brief- und Fragekasten.
Wettbewerbswesen. Aul eine ganze Reihe von Auslassungen
und Beschwerden Uber die Ditrrhfnhrung der Wettbewerbe, die
uns zugingen, bcnieikcn wir, daU. obwohl wir die Berechtigung zu
Besehwerden leider in den tneirten Killen anerkennen müssen, es
uns doch zu unserem Ichhnflcn Bedauern ganz unmöglich ist, alle
Falle redaktionell zu behandeln, da dazu .lei Raum unserer Zeitui>g
auch nicht eiitfcint ausreicht. Wichtigeren Fragen aber werden
wir stets die gcbiilirende Aufmerksamkeit schenken --
Inhalt: i'i. ;«».-.• « -,,.,i>, ..,|„ ,, 1.,.., ,| , Ii,,,,,,; j„ Hu.bprsi
ir.'Tt-r-,. :: M tu , I -, n.i, \ ...... \Yiir-i>f]|-.<-i. IVeisbe
ss r 1 1- .1 1 — ( IVi .oikaUN», it-M iiini. — Ht.cf- und Ki*erk*si«M.
Verlur der lleucsrhen iWmlniiz:. <i m b 11., Berlin. Kar die Redatm.ii
vrrantwortt Albert II u I m 1 11 u, lieiliiL tiru.L Vua Willi. CrtTC, Berlin.
No. J4.
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DEUTSCHE BAUZEITUNG
XXXVIII. JAHRG. N° 25. BERLIN, DEN 26. MÄRZ 1904
Die neueren Straßenbrücken über die Donau in Budapest.
<Foi-l«rt/utifc > \Urttu einr IttUlbc-itagr.
mit Spannungen von 42,2"' von Mitte Pfeiler bis Vorder-
kante Widerlager überbrückt (vcrgl. die Ucbersichts-
zeichnung Ahbitdg. 4, S. 99). Die in einer lotrechten
Ebene liegenden Ketten und Versteifungsträger haben
einen Abstand von 20 ■ v. M. z. M. und fassen sowohl
die 1 1 "' breite Fahrbahn wie die Rürgersleige zwischen
sich. Letztere besitzen. in der Stromöffnung je 3,5, in
den beiden Seitenöffnungcn je 3,7* Breite. Durch die
Portale über den Zwischenpfeilcrn werden sie auf 2,8 m
eingeengt. Sie haben ein Qucrgefällc zur Fahrbahn von
1 : 70, während letztere mit 1 : 40 nach den Bordkanten
fällt Ivergl. den Querschnitt Abbildg. 141. Das I.ängs-
profil der Brücke ist im mittleren ioo m breiten Teile
nach einer Parabel geformt, deren Oberkante in Fahr-
III. Die Elisabeth-(5chwurplatz-)Brückc.
|ür die Elisabeth - Brücke ist wieder das
System einer versteiften Kettenbrücke ge-
wählt, teils aus ästhetischen Rücksichten,
teils weil es im Interesse der Schiffahrt und
der ungehinderten I lochwasser- und Kis-Ab-
führung wünschenswert erschien, den Donaustrom
an dieser Stelle in einer ungeteilten Spannung zu über-
schreiten. Die Brücke hat demzufolge eine einzige
Stromöffnung von 290'" Spw. von Mitte zu Mitte der
an den Ufern stehenden Zwischenpfeilcr erhalten und
ist damit wohl die weitestgespannte Brücke des Kun-
tinentes. DicbciderseitsanschlicÜcndcnlfcrstraUensind
Abbildg. 10. Die Elisabcth-BrQcke im Bau. (Die MonUgcrCittuog Ml Im auf die Ijmia.Uuig der PurUilc eutlcrot J
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hahnmitte bei unbelastetem Zustande der Brücke und einer
Temperatur von -i
Wasserspiegel liegt. Dann fällt die Bruckenbahn beiderseits
nach den ufern mit i : 37 und erreicht Ober den Zwischen-
pfeilern 4- 15,335 m , an den Brückenenden eine Höhe von
+ 14,16™. Der Untergurt des Versteifungsträgers liegt im
mittleren Brückenteil 3,5 m unter Fahrbahn-Oberkante, also in
Bruckenmilte auf + 15,075 m über Nullwasscr; an den Zwi-
schenpfeilern ist er bis auf + 9,60 m hinabgezogen.
Leber die Brücke ist längs der Bordkanten je 1 Gleis
einer elektrischen, normalspurigen Straßenbahn mit Unter-
leitung ausgeführt. Unter der Fahrbahn sind längs der Bord-
kante wiederum Kabclkasten, unter den Bürgersteigen Gas-
und Telephonkabel -Rohren durchgeführt. Die Fahrbahn i*t
mit 12 c » hohem Holzpflaster auf doppelter Bohlenunterlage (je
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2,5 cm ) hergestellt, die auf dem die Zoreseisen aus-
lullenden und überdeckenden Aspballbeton ruht Die
Bürgersteigc haben Gußasphaltbelag auf Betonunter-
bettung, die von Wellblech getragen wird
Die Ausbildung der Strompfeiler und Widerlager
geht aus den Abbildgn. 1 1 13 hervor. Die im Unter-
bau 40™ langen und 9,3"' breiten Pfeiler sind mit Luft-
druck bis — 8,5 "' unter Nullwasser abgesenkt und zwar
bestehen die Fundamente aus 2 getrennten Kaissons.
Die Oberkante liegt auf + 8.75 Die Widerlager
waren ebenfalls als für jede Kette getrennte Maucr-
werkskörper geplant und ausgeführt. Sie sind in
offener Baugrube zwischen eisernen Spundwänden
hergestellt worden und ruhen auf einer bis — 4 m
hinabreichenden Betonschicht, die in ihrem dem Strom
zugekehrten vorderen Teile mit t : 10 ansteigt. L'cber
der Ik-tonschicht ist eine Asphaltschicht aufgebracht,
die von den wasserdicht herzustellenden Ankerkammern
das aufquellende Wasser abhalten soll. Auch die
Seitenwande der Widerlagsklötzc wurden in dieser
Weise abgedichtet. Diese Anordnung erwies sich als
nicht günstig und als zu schwach für die Aufnahme
des Zuges der in den Widerlagern verankerten Rück-
haltketten. Das Widerlager an der Ofener Seite zeigte
im Frühjahr 1002, nachdem die Eisenkonstruktion zu
etwa " , montiert und die Kette in der Slromöffnung
ausgerüstet war, eine Bewegung des über der Asphalt-
- s: PU
AbbiMg. n Milüciei BtOi-Wcn-yocrtclihiu.
schicht, die wie eine Kutschfläche wirkte, ruhenden
Mauerteiles. Ms erwies sich daher eine wesentliche
Verstärkung der Widerlager als erforderlich, die nach
tcilweiscmWiedcrabbaudcrEiscnkonstruktion und einei
Beseitigung der Rüstungen an den Rückhallketten und
Portalen bis anfangs 1903 durchgeführt wurde Diese
Verstärkung besieht zunächst darin, daß der Zwischen-
raum zwischen den beiden Widerlagsklötzcn ausge-
füllt wurde und daß man durch letztere in Hohe der
Asphaltabdcckung wagreihte Stollen durchtrieb, die
dann mit Granitmauerwerk gefüllt eine Art Verzahnung
herstellten Vor den Widerlagsstirnen wurde außer-
dem durch tiefere Absenkung von Kaissons noch ein
kräftiger Vorfuß geschaffen und schließlich wurden, um
Kippbewegungen zu verhindern, im Anschluß an dje
leichten Torhfluschcn schwirre massive Aufbauten über
den Ankerkammern aufgebaut und in letztere selbst
noch Eisenbärten zur Belastung eingebracht. In dieser
Form haben die Widerlager der im Herbst 1903 aufge-
führten Probebelastung ladcllos widerstanden. Acußcr-
lich hat die Brücke durch die schweren EnJaufbautcti
jedenfalls nur gewonnen.
Die Ausführung aller Gründungs-, Mauer und-
Steinmctzarbcitcn, sowie die sonstigen nicht zur Eisen-
konstruktion gehörigen Nebenarbeiten waren der Firma
E. Groß, Tärsa und Heinrich Fischer in Wien-
Budapest übertragen.
a6. Marz 1904.
Die Gesamtanordnung der Eisenkonstruktion geht
aus den Abbildgn, 11—14 und aus der schon erwähnten
Uebersichts- Zeichnung in No. 17 hervor. Jede Trag-
wand besteht aus 2 senkrecht übereinander liegenden
Ketten, die mit den auf den Kipplagcrn ruhenden
Portalständern gelenkig verbunden und durch gerad-
linige Rückhaltketten mit den Widerlagern verankert
sind. Soweit die Ketten sichtbar sind, sind sie in
ganzer Lange in einem lotrechten Abstand von 1,52™
parallel zu einander geführt. Bei -I- 10 "C. und in un-
belastetem Zustande der Brücke liegt der theoretische
obere Aufhängepunkt der oberen Kette auf + 51,56 D1 ,
während der tiefste Punkt in Brflckcnmittc sich dann
auf + 22,56 m über Nullwasser befindet. Die Stütz-
weite der Mittelöffnung ist dann genau 290"", die wag-
rechte Entfernung vom Aufhängepunkt bis zum unter-
sten Kettenbolzen der oberen Rückhaltkctte 69,244 m .
Die Kettenglieder sind mit zylindrischen Bolzen
mit einander verbunden, an welche auch die regulier-
baren Hangestangen angreifen, welche die (Querträger
der Fahrbahnkon^truktion umfassen. Auf die Aus-
bildung der Verankerung und der oberen Verbindung
der Kellen mit den Portalständern, die mit Doppcl-
Kippbolzen erfolgt, kommen wir im Einzelnen zurück.
Die Porialständcr bestehen aus zwei von Mitte zu
Milte 2205 «"•■ entfernten Eisenkasten, die teils aus
vollen Blechen, teils als Fachwerk hergestellt sind.
Sie stehen auf Stahlkipp-Lagern, die
auf gußeisernen Platten ruhen. In
ihrem oberen Teile vereinigen sie sich
zu einem Doppelkaslen. in welchem die
Aufhangebolzen der Ketten gelagert
sind. Durch Querversteifungen über
den Auflagern und am oberen Ende
sind die beiden Portalständer zu einem
festen Portale zusammengefaßt Die
Portale haben eine architektonische
Umkleidung mit einem dünnen Blcch-
mantel erhalten, sind aber in allen
Teilen zugänglich.
Die Versteifungsträger, welche den
lotrechten Deformationen und Schwin-
gungen der Ketten entgegenzuwirken
haben, sind im Obergurt parallel zur
Fahrbahn, also i,25 m Über Fahrbahn-
achse liegend, geführt. Der Untergurt
ist parabolisch gekrümmt; er liegt in
Brücken mitte 3,5» unter Fahrbahn,
über den Stroinpfeilern auf + 9,60 und
steigt bis zu den Endauflagern wieder
bis +11,4'" über Nullwasscr an. Die
Trägerhöhe schwankt zwischen 3,58
und 6,99'». Die Feldteilung ist in der Mittelöffnung
6 m , im regelmäßigen Teil der Seitenöffnungen 4™.
Die Querträger der Mittclöffnung sind, wie schon be-
merkt, an den Keltenbolzen aufgehängt und zwar ab-
wechselnd an der oberen und der unteren Kette. Nur
in Brückcnmitte ist eine steife Aufhängung hergestellt,
um die wagrechten Schwingungen der Kette durch
den Winddruck auf die Versteifungsträger und den
Wind verband zu übertragen. Die Versteifungsträger
schieben sich über den Strompfeilern zwischen die
beiden Portalwande ein und sind an deren Lagcrbolzen
pendelnd derart aufgehängt, daß sie zwar den Tempe-
ratur-Ausdehnungen folgen, aber sich nicht in lot-
rechter Richtung bewegen können Die Verankerung
der Trägerenden an den Widcrlagei n beschrankt deren
Bewegungsfreiheit in gleicher Weise. Die Einzelheiten
sollen noch später zur Darstellung kommen.
Die allgemeine Anordnung des Windverbandes
geht aus Abbildg. 12 hervor, Er ist mit dem Unter-
gurt des Versteifungsträgers verbunden und als ein
durchlaufender Träger auf 4 Stützen aus bildet, dessen
Mittelteil 290 m Stützweite be-itzt, wahrend den Enden
J c 45.7 m zufallen Die Endstreben sind zu einer Spitze
zusammengezogen und gegen seitliche Vei .-ehiebung
gesichert gelagert. l.Yher den Stroinpfeilern ist das
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